Gibt es sportliche Schriften? [Update]
Blöde Frage, eigentlich … Es gibt Sportprodukte und -ereignisse, bei denen eine bestimmte Art von Schriften zum Einsatz kommt. Wie schon öfters hier im Fontblog diskutiert, halten professionelle Designer eine Menge dieser Schriften für schlecht gewählt … weil sie schwer lesbar sind, beliebig oder einfach nicht zum Sujet passen. Immer wieder stehen die Trikots der Fußball-Nationalmannschaften in der Kritik, deren Beschriftung dem Zufallsprinzip zu folgen scheint.
Seit Freitag suche ich nach sporttauglichen Schriften. Morgen werde ich hier im Blog ein buntes PDF mit 15 Sport-Fonts veröffentlichen. Bevor ich das tue, möchte ich gerne die Fontblog-Leser fragen, welche Schrift sie sich im Sport wünschen oder mit welcher sie zum Beispiel einen Verein typografisch inszenieren würden.
Die hier unten gezeigte Schrift Choc ist nicht in meiner Liste enthalten (aber die oben gezeigte FF DIN Round). Mit dem Schriftmuster will ich kurz vorführen, wie ihr eigene Schriftmuster in einem Kommentar hinterlassen könnt. Einfach auf www.fontblog.de eine Schrift suchen, den Mustertext »123 sportlich« eintippen und die mittlere Schriftgröße wählen. Mit einem Rechtsklick auf das Schriftmuster könnte ihr dieses in einem neuen Fenster (als Bild) öffnen, um aus der Adressszeile die Bildadresse herauskopieren. Dann per html-Code in einem Kommentar platzieren (eine Beschreibung steht unterhalb des Kommentarfensters). Ich bin gespannt :)
[Update: Das Spiel gefällt mir. Ich möchte Volltreffer gerne belohnen. Wer also eine Schrift gewählt hat, die auch morgen in meinem PDF auftaucht, bekommt ein Buch, eine Fachzeitschrift oder einen Kalender von mir zugesendet … das Typodarium 2011 zum Beispiel. Aber Achtung: Jeder hat nur einen Schuss.]
(Montage: deutschlandachter.de und Fontblog)
Baumwoll Schreibschrift Baka
Baka, japanisch für Dummkopf, war ursprünglich ein Schreibschrift-Experiment auf Papier. Neil Summerour gefiel die Schrift allerdings so gut, dass er digital weiter arbeitete, um sie in eine perfekte Form zu bringen. Mehr als 1000 Zeichen wurden von ihm auf Baumwollpapier entworfen und in die beiden Zeichensätze Baka und Baka Too überführt. Er zeichnete die Lettern der Script-Schrift übrigens nicht mit einem Pinsel, sondern mit einen Füllfederhalter, dessen Spitze er abgeschrägte.
Proteste gegen IngolStadtLandPlus
Wenn eine Stadt oder eine Region an ihrem Image feilt, um sich überregional beliebt zu machen, sollte sie auf das vorhandene Fundament bauen: ihren Namen, bekannte Bauwerke, Industrien, berühmte Töchter und Söhne. Was fällt einem zu Ingolstadt und Umgebung ein? Audi, ERC Ingolstadt, FC Ingolstadt, Uni, EADS, Metro-Saturn, Hopfen und Malz … dann wird es dünn. Schon mal was von »Region 10« gehört? Oder von »IngolStadtLandPlus«? Gleich mehr dazu, kurz einen Gang zurückschalten …
Das kreisfreie Ingolstadt an der Donau ist mit 125.000 Einwohnern die jüngste Großstadt Deutschlands. Es ist nach München die zweitgrößte Stadt Oberbayerns und die sechstgrößte Bayerns. Die Region Ingolstadt umfasst die Landkreise Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen, Pfaffenhofen a. d. Ilm sowie die Stadt Ingolstadt, ist eine von 18 Planungsregionen in Bayern und trägt die Ziffer 10. Weil außerhalb Bayers niemand etwas mit dem Begriff »Region 10« verbindet, sucht die Initiative Regionalmanagement e. V. (IRMA) seit fünf Jahren nach einem griffigen Namen inklusive Logo.
Im Juni 2010 präsentierte die IRMA im Kelten-Römer- Museum Manching stolz und selbstbewusst einen Begriff, ein Logo und ein gemeinsames Leitbild. Unter der Marke »IngolStadtLandPlus« und mit den drei Werten »innovativ, nachhaltig, menschlich« solle sich die Region 10 dem Wettbewerb der attraktivsten Lebens- und Wirtschaftsräume in Deutschland stellen. Das Leitbild sei das Ergebnis einer Befragung von 2000 Bürgern und der Zukunftswerkstätten (280 Teilnehmer aus der Bevölkerung und der Wirtschaft) in den vier Gebietskörperschaften. Gemeinsam mit den führenden Unternehmen der Region hätten diese sich auf einen Begriff und ein Logo geeinigt. »IngolStadtLandPlus« werde Aufmerksamkeit erregen.
Doch das Echo in den Kreisstädten geriet zum Debakel. Vor allem die Subsumierung unter dem Namensbestandteil »Land« ließen sich stolze Kleinstädte wie Neuburg oder Pfaffenhofen nicht bieten. »Eine glatte Themaverfehlung«, schimpft etwa die SPD in der Hallertau, »realitätsfremd und nicht vermittelbar«. In Neuburg wurde bemängelt: »Eine Regionalmarke sollte verbinden und regionale Aspekte hervorheben.« Doch »Land« degradiere alle zu einem Anhängsel von Ingolstadt.
Wie der Donaukurier heute berichtet, soll nun ein runder Tisch die verfahrene Situation lösen. Der IRMA-Vorsitzende Werner Widucke verteidigt das bisherige Markenkonzept gegenüber der Presse so: »Ein neuer Name, der unsere Region als Verbund darstellen soll, ist zu Beginn erst einmal ungewohnt. Er braucht Zeit, um mit den Inhalten zu wachsen und er muss über greifbare und identitätsstiftende Berührungspunkte wie Produkte und Botschaften erlebbar werden.«
Am runden Tisch gelte es nun zu prüfen, ob der Markenname IngolStadtLandPlus noch zu retten sei, schreibt der Donaukurier. Doch nicht nur die Parteien, auch die Bürger reden jetzt mit. Auf Facebook wurde inzwischen die Protestseite Ingolstadtlandplus – Schluss mit dem Stuss eingerichtet, wo auch ein Protestbanner geladen und alternative Namensvorschläge eingereicht werden können.
Haus der Kulturen der Welt vs. Thilo Sarrazin
Beim Literaturfestival am 25. September 2010 wollte das Haus der Kulturen der Welt – die Heimat von FontShops jährlicher TYPO-Berlin-Designkonferenz – um 18:00 Uhr eine kritische Diskussion zum Thema Thilo Sarrazins Kassandrarufe zur Zukunft Deutschlands veranstalten. Weil der jetzige Bundesbankvorstand jedoch einen kritischen Gesprächspartner abgelehnt habe, droht Intendant Bernd M. Scherer mit Ausladung.
Wie viele andere Partner des HKW erhielten wir eben das folgende Statement:
»Das Haus der Kulturen der Welt steht für eine kritische und zukunftsgewandte Auseinandersetzung mit Fragen der Migration in unserer pluralen Gesellschaft. Thilo Sarrazins polemische Thesen sind völlig konträr zur Grundhaltung des Hauses. Leider werden solche ausgrenzenden Positionen in der Gesellschaft immer wieder hochgespült. Daher halten wir eine kritische Auseinandersetzung gerade an unserem Ort für notwendig. Festivalleiter Ulrich Schreiber hat uns gestern mitgeteilt, dass der Verlag und Thilo Sarrazin einen kritischen Gesprächspartner auf dem Podium ablehnen. Das können wir nicht tolerieren: Die von uns gewünschte Form der Auseinandersetzung wird dadurch konterkariert. Bleibt es bei dieser Haltung von Thilo Sarrazin und des Verlages, wird die Veranstaltung bei uns nicht stattfinden.«
Book of war, mortification and love
Unsere Freunde von Underware haben ein Buch gemacht. Mit »gemacht« meine ich nicht nur gestaltet, sondern sie haben es selbst verlegt und verkaufen es auch selbst. Es ist in ihrer Schrift Fakir gesetzt, die in dem Werk wunderbar zur Geltung kommt. Damit nicht genug. Dem Buch liegt eine CD bei, mit der kompletten Schriftfamilie – das sind immerhin 11 Schriftschnitte im Wert von 250 € (in diesem Fall zum persönlichen Ausprobieren gedacht, keine kommerzielle Nutzung). Doch das Bemerkenswerte an diesem Buch: Es wurde mit dem Blut seines Autors gedruckt.
Das Making-of der Druckfarbengewinnung haben Underware in diesem Film festgehalten (ebenfalls auf der CD-ROM enthalten):
Der Titel des Buches ist übrigens: »Book of war, mortification and love« (Buch vom Tod, Kränkung und Liebe). Sein Autor Ruud Linssen stellt Fragen wie »Warum setzen wir uns freiwillig Leid aus?« oder »Warum entscheiden wir und für Familienleben, eine Mönchszelle oder ein blutgetränktes Schlachtfeld?«. Zwei Jahre arbeitete der holländische Schriftsteller und Journalist an dem Werk, das aus Essays über freiwilliges Leiden besteht. Hier kann man mehr erfahren und es bestellen … (Auflage 2000 Exemplare, handnummeriert)
Ruud Linssen: Book of war, mortification and love, 135 x 210 mm, 96 Seiten, Englisch, Leineneinband mit eingebranntem Titel, gedruckt mit dem Blut des Autoren, CD-ROM, ISBN 978-90-76984-09-4, 24,50 €
Die Geburtsstunde des Desktop Publishing
Wir schreiben das Jahr 1986. In einer Hamburger Erdgeschosswohnung in der Papenhuder Straße 13 sitzt eine dreiköpfige Zeitschriftenredaktion und bastelt an der ersten Ausgabe eines Computermagazins. Sie feiert den Abschied von Cutter, Kleber und Reißschiene … denn es zeichnet sich eine Revolution ab für Zeitschriftenmacher, genannt Desktop Publishing, abgekürzt DTP. Der Name des Magazins: PAGE.
Der Entwickler des Seitengestaltungsprogramms PageMaker, Aldus-Gründer Paul Brainerd, hatte ein Jahr zuvor den Terminus Desktop Publishing auf einer Konferenz in San Francisco geprägt. Seine Software, die im Juli 1985 für den Apple Macintosh auf den Markt kam, war der entscheidende Baustein für die Umwälzung des Pre-Press-Marktes, nachdem Apple, Adobe und Linotype bereits im Frühjahr das Zusammenspiel des Hardware-Trios Macintosh ➔ LaserWriter ➔ Linotronic eingefädelt hatten, mit der Seitenbeschreibungssprache PostScript. PAGE holte Paul Brainerd anderthalb Jahre später zum 1. DTP-Kongress nach Frankfurt.
Warum schreibe ich das? Weil ich gestern in alten Fotos gekramt habe, für die Bebilderung eines Interviews anlässlich des 20 Geburtstages des FontShop-Netzwerks, das Yves Peters Anfang dieser Woche mit mir führte (zu lesen im Fontfeed, englisch.) Er kramte ganz tief in meinem Gehirn, entlockte mir Berufsstationen, mit denen ich mich schon lange nicht mehr beschäftigt hatte.
Das oben abgebildete Foto dokumentiert die Entstehung einer frühen PAGE-Ausgabe mit 3 Apple Macintosh Plus, Laserwriter, dem ersten Großbildschirm und Wechselplatten-Laufwerk. Wenn ich von »Entstehung« spreche, so meine ich das Ganzseiten-Layout mit Aldus PageMaker (nur Text, keine Fotos, keine Farbe), was trotz Kinderkrankheiten mehr Freude machte und schneller ging als mit den alten Werkzeugen. Auf dem Foto werkeln von rechts nach links der damalige Verlagsleiter Peter Drawert (heute Geschäftsführer von Interabo), der Textchef und Schlussredakteur Martin Peinemann (heute freier Texter) und links der (»junge« – danke, Nadine) PAGE-Chefredakteur Jürgen Siebert. Oberlippenbärte waren damals in.
Foto: Thomas Henning für PAGE, 1987
Zur Pflege der Tradition des Notizhefts
Trotz Smartphones und iPad: Die Gepflogenheit, ein Notizbüchleins bei sich zu tragen, ist so populär wie nie zuvor. Einer der Gründe hierfür ist die allgegenwärtige Marke Moleskine. Sie hat ihr Sortiment in den letzten Jahren stark ausgebaut, so dass es inzwischen für jeden Zwecke ein Moleskine-Heftchen gibt – vom Kalender über den Organizer bis hin zum City-Notebook. Die ursprüngliche Idee des schlanken Ideenspeichers ist darüber fast in Vergessenheit geraten.
Diese Entwicklung nervte die Designer von Draplin (Portland, USA) und Coudal Partners (Chicago, USA) irgendwann, weil sie sich »beobachtet fühlten« bei dem Gedanken, an öffentlichen Orten ein Notizheft zu zücken. »Da beruft sich ein 1997 gegründeter Hersteller, der in China produzieren lässt, auf die Tradition von Hemingway, Van Gogh und Matisse … das passt irgendwie nicht zusammen.« spöttelten sie in ihrem Blog. Auf der Suche nach einem ehrlichen, authentischen Notizheft, das es wert ist, mit guten Ideen gefüllt zu werden, entschlossen sie sich irgendwann zur Selbsthilfe: Sie gestalteten sich eines nach ihrem Geschmack. Die Field Notes waren geboren.
Die »Field Notes« haben nichts mit Feldpost oder Kriegstagebüchern zu tun, sondern knüpfen an die wissenschaftliche Tradition der Feldforschung an (vgl. Wikipedia.en-Artikel Fieldnotes). Unter Feldforschung versteht man die systematische Erforschung von Kulturen oder bestimmten Gruppen, indem man sich in deren Lebensraum begibt und das Alltagsleben der Menschen zeitweise teilt. Mithilfe eines oder mehrerer Informanten und durch gezieltes Fragestellen sowie teilnehmende Beobachtung werden wissenswerte Informationen über die betreffende Kultur oder Gruppe gesammelt. Eine für Designer durchaus empfehlenswerte Strategie … Wer die TYPO 2010 besucht hat, wird sich vielleicht an den Vortrag von Jan Chipchase erinnern, der im Auftrage von Nokia solche Forschungen in entlegenen, nicht-industrialisierten Regionen durchgeführt hat.
Die Field-Notes-Heftchen bringen drei essenzielle Werte unter einen Hut: Bescheidenheit, Ästhetik und – wichtig für die Fans in ihrem Geburtsland – »Made in USA«. Dass sie darüber hinaus nützlich sind (klein und flach, abgerundete Ecken, 3 Heftklammern, 48 Seiten), haltbar und erschwinglich ist eine Selbstverständlichkeit – unterscheidet sie aber nicht von vielen anderen Notizheften. Kein Wunder also, dass die Field Notes vor allem durch ihre inneren Werte binnen kurzem zum Kult bei den US-Designern wurden.
Wir haben uns bei FontShop gedacht: Warum sollen nur die Kollegen in den USA in den Genuss dieses sinnvollen Tools kommen? Also haben wir Kontakt mit dem Hersteller aufgenommen, das OK für den Vertrieb in Deutschland eingeholt und eine ordentliche Erstbestellung abgeschickt. Jetzt gibt es die Field Notes auf www.fontblog.de, in unterschiedlichen Paketen, auf Wunsch auch mit passendem Schreib- oder Zeichenwerkzeug. Ein 3er-Päckchen schlägt mit 10,00 € netto zu Buche, inkl. MwSt und Versand kostet ein Heftchen (88 x 139 mm) somit 6,75 € brutto (bei der gleichzeitigen Bestellung eines Buches bei FontShop entfallen übrigens die 7 € Versandkosten). Sicherlich kein Schnäppchen, aber angemessen für ein gut gestaltetes, praktisches und vernünftiges Notizheft.
(Abb: fieldnotesbrand.com und Fontblog)
Business of Design Week 2011, Hongkong
Deutschland ist Partnerland
Die Business of Design Week (BODW) in Hongkong hat sich in den vergangenen Jahren zu einer der bedeutendsten Design- und Markenveranstaltungen im asiatischen Raum entwickelt. Für 2011 wurde Deutschland als Partnerland der Veranstaltung eingeladen. Der Rat für Formgebung (Frankfurt am Main) übernimmt in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Design Zentrum (Berlin) die Projektorganisation.
Unter dem Motto »Brand New Germany« wird sich Deutschland im Dezember 2011 als Land des innovativen Designs und der attraktiven Marken präsentieren. »Wir freuen uns sehr darüber, dass Deutschland eingeladen wurde, Partnerland der BODW 2011 zu sein«, erklärte Rainer Brüderle, Bundesminister für Wirtschaft und Technologie und Schirmherr des Partnerlandauftritts anlässlich der Vertragsunterzeichnung. »Hongkong bietet eine hervorragende Business-Plattform für die Erschließung der asiatischen Märkte. Die deutsche Kreativwirtschaft bekommt hier die Chance, sich einer Region mit großem Zukunftspotential zu präsentieren.«
Als internationales Forum für die Design- und Kreativwirtschaft wird die deutsche Präsentation eine Vielzahl von Veranstaltungsformaten beinhalten, darunter eine Konferenz, eine Ausstellung, ein Pavillon sowie Foren für den Nachwuchs und die Hochschulen. In der Vergangenheit waren unter anderem Skandinavien, Italien, die Niederlande, Großbritannien und Frankreich als Gastländer vertreten. In diesem Jahr ist Japan das Partnerland.
Als Kooperationspartner der Veranstaltung hat der Rat für Formgebung die Corporate-Design-Agentur MetaDesign mit der Entwicklung des Logos beauftragt. MetaDesign arbeitete mit einem internationalen Team an dem Entwurf. Für maßgeblichen Input sorgte die Niederlassung in Peking. Die Agentur entwickelte ein Logo, das ein »frisches und positives Bild von Deutschland« transportiere. Man habe bewusst auf den Einsatz typischer und klischeebehafteter Symbole verzichtet. Die Bildmarke arbeitet mit den Buchstaben BNG (Brand New Germany), deren Überlagerung den Facettenreichtum der Kreativbranchen und ihre gegenseitige Inspiration widerspiegele. Die Farben orientieren sich an die deutschen Landesfarben an, Schrift (FF Meta Bold) und der verwendete Goldton sind an das Corporate Design des Rat für Formgebung angelehnt.