Google-Doodle zu Ehren des Fahrrad-Erfinders
Es gibt eigentlich keinen Grund, die Google-Homepage zu besuchen … außer an Feier- und Jubiläumstagen, um ein Doodle zu bewundern. Da ich viele Designer kenne, die leidenschaftlich Rad fahren, möchte ich auf diesem Weg auf das Doodle des Tages hinweisen, zu Ehren des Erfinders und Urvaters des Fahrrads, Karl Drais. Er wurde vor 225 Jahren als Karl Friedrich Christian Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn in Karlsruhe geboren. Im Jahr 1817 erfand er die »Draisine«, wie das Laufrad in Anlehnung an den Namen seines Erfinders getauft wurde. Dieser Vorläufer des Fahrrads hatte keine Pedale, der Fahrer stieß sich mit den Füßen vom Boden ab; Gestell, Reifen und Lenker waren aus Holz.
Weitere Erfindungen von Drais: ein Klavierrekorder, eine Schnellschreibmaschine, eine Tabakpfeife mit Kühlung und und ein Holzsparherd – also Vorläufer von mp3-Player, iPad, Shisha und 3-Liter-Haus.
Formen finden und nicht stehlen (3)
Viel habe ich nicht herausgefunden, über das Kunstgewerbehaus Wilhelm Fahrig in Braunschweig. Es wurde 1918 gegründet, in den 1960er Jahren residierte es im Bohlweg 11, später kam eine Filiale in der Schleinitzstraße hinzu. Bei eBay werden hin und wieder zweiarmiger Kerzenleuchte mit der Beschriftung »Wilhelm Fahrig Braunschweig« angeboten. Vielleicht hieß es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch schon mal »Farben Fahrig«. Ich schließe das aus einem Aufkleber, den mir Romas Stukenberg aus Bremen heute mailte. Er schreibt dazu: »Diesen Aufkleber fand ich auf einer alten Letraset-Broschüre … aus einer Zeit, in der es noch 4-stellige Postleitzahlen gab. Aufgestöbert in einem längst vergessenem Regal.«
Vor 5 Jahren schrieb ich erstmals hier im Fontblog über einen Vorläufer des FontFont-Logos. Er begegnete mir auf dem Cover eines Buches des in Designerkreisen nicht unbekannten Anton Stankowski. Titel des Werkes: FormFinden … in der Mitte ein riesiges FF-Logo, auf der Spitze stehend. Mein Botschaft damals wie heute: Wenn sich eine Kombination von Formen anbietet, können Menschen zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten die gleiche Idee haben. Dies sollte vor der Beurteilung von Logo-Kongruenzen stets im Kopf haben.
Im Mai 2008 folgte Teil 2 der Serie »Formen finden und nicht stehlen«. Mal sehen, wie es weiter geht.
Die fi-Ligatur in der Headline dieses Beitrags sieht unter Safari kaputt aus (Typekit), Firefox-Nutzer genießen sie störungsfrei, dank lokal gehostetem FF Yoga Sans .woff-Font; Explorer-User ebenso (mittels .eot-Font). Nun weiß ich auch, dass ich diesen Beitrag in der Kategorie Eigenwerbung (»In eigener Sache«) ablegen muss.
»HOLLYWOOD« ist gerettet
Das HOLLYWOOD Sign, der Schriftzug auf dem Cahuenga Peak über Hollywood, einem Stadtteil von Los Angeles, ist eine der berühmtesten Wortmarken der Welt. Die Buchstaben des Schriftzugs sind etwa 15 Meter hoch und zusammen 137 Meter lang. Der gesamte Aufbau wiegt rund 220 Tonnen. Er wurde 1923 als Werbegag einer Maklerfirma für Grundstücke in den unbewohnten Hügeln aufgestellt, damals noch HOLLYWOODLAND geschrieben. In den späten 40er Jahren wurde die Konstruktion saniert, die letzten vier Buchstaben abmontiert.
In den letzten Tagen geriet der Schriftzug in die Schlagzeilen, weil er durch ein Bauvorhaben gefährdet war. Das Land, auf dem die Buchstaben stehen, wurde 1940 von dem exzentrischen Unternehmer Howard Hughes gekauft. Er wollte seiner damaligen Geliebten Ginger Rogers in den Hügeln eine Villa bauen. Die Beziehung zerbrach vor dem ersten Spatenstich. Als Hughes 1976 starb, verkauften seine Nachlassverwalter das Grundstück an Investoren in Chicago, die jetzt ernst machen wollen mit der Bebauung: Das HOLLYWOOD sollte 6 Luxusvillen weichen.
Als dies bekannt wurde, gründete sich die Initiative Trust for Public Land und startete die Aktion Save Cahuenga Peak (savehollywoodland.org), angeführt von Filmstars wie Steven Spielberg und Tom Hanks. Diese forderten ihre Freunde auf, tief ins Portemonnaie zu fassen, um das Wahrzeichen zu retten. Sie gewannen nicht nur 25.000 Fans auf Facebook, sondern auch millionenschwere Kollegen aus der Film- und Medienbranche. Am Montag war es dann der Playboy-Gründer Hugh Hefner, der mit einer Spende von 900.000 Dollar die geforderten 12,5 Millionen Dollar voll machte. Gegenüber der Los Angeles Times begründete er seinen Einsatz: »Es ist ein Symbol wie der Eiffelturm für Paris. Das Sign steht für Filme«. Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger nannte den Schriftzug »ein Symbol der Träume und der Möglichkeiten«. Seine Regierung habe 3,1 Millionen Dollar gespendet, 6,9 Millionen seien von der Initiative bereitgestellt worden, der Rest waren Online-Spenden. (Abb: Sörn, Wikipedia.de)
Typografischer Spaziergang: Jane’s Walk 2010, Berlin
Unter dem Motto »Buchstaben, Schriften, Namen von Geschäften« veranstalten Stadtstadtstadt, das Netzwerk 20 grüne Hauptwege und das Buchstabenmuseum Berlin am kommenden Sonntag (2. Mai) ab 14:00 Uhr einen Jane’s Walk. Benannt sind diese Spaziergänge nach Jane Jacobs (1916 – 2006; janeswalk.net), die als Kritikerin einer einseitig autogerechten Stadterneuerung weit über Nordamerika hinaus bekannt wurde. Obwohl sie weder Architektur noch Stadtplanung studierte, leben ihr praktisches Wirken und ihre Bücher in beiden Fachdisziplinen fort.
Jane’s Walks verstehen sich als fußläufige Kommunikation. Ihr Ziel ist eine lebhafte Diskussion über das, was die Teilnehmer auf dem Walk durch eine Nachbarschaft sehen, feststellen und inspiriert. Beim Berliner Jane’s Walk wollen sich die Veranstalter mit Buchstaben, Schriften und Namen von Geschäften auseinander setzen, die ihnen auf dem Weg von Neukölln nach Kreuzberg begegnen. »Welche Erkenntnisse über Nachbarschaft lassen sich daraus ableiten, was sagt das über die dort lebenden Menschen aus, welche Geschichten und Träume finden wir vor? Lädt uns das ein, stößt uns das ab?« sind einige der Fragen, wie sie auf der Stadtstadtstadt-Website angekündigt werden.
Treffpunkt: 14.00 Uhr am Eingang Otto-Suhr-Volkshochschule, Boddinstr. 32-34, nahe U-Bhf. Boddinstraße. Dauer: ca. 3 Stunden. Weitere Infos …
Kölner Klopfer 2010 für Dieter Rams
In einer Vollversammlung haben die Studenten der Köln International School of Design (KISD) Dieter Rams zum Träger des Kölner Klopfers des Jahres 2010 gewählt. Der Preis wird von der Studentenschaft an den besten Designer des Jahres verliehen. Michael Erlhoff, Professor für Designtheorie und -geschichte an der KISD teilte gegenüber der Presse mit, dass Dieter Rams »diese Ehrung mit großer Freude angenommen« habe und »bei der Preisverleihung am 6. Mai in der KISD persönlich anwesend« sein werde.
Der Kölner Klopfer stellt eine Besonderheit unter den vielen jährlich vergebenen Designpreisen dar, weil sein Träger von der Studentenschaft einer Hochschule gewählt wird. Bisherige Preisträger waren unter anderem Ingo Maurer (2009), Stefan Sagmeister (2008), John Maeda (2001) und Erik Spiekermann (1996). Dieter Rams ist vor allem durch seine wegweisenden Entwürfe für die Marke Braun in den 60er und 70er Jahren international bekannte geworden.
Die Preisverleihung findet am 6. Mai 2010 um 18:00 Uhr in den Räumen der KISD am Ubierring 40, Eingang Mainzer Straße, statt. Im Anschluss an die Laudatio durch Angela Spizig, Bürgermeisterin der Stadt Köln, findet eine Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. h.c. Dieter Rams, Prof. Günter Horntrich (KISD) und den Studierenden statt. Moderiert wird die Veranstaltung von Prof. Dr. Michael Erlhoff (KISD).
Heute Abend: Weltformel des Markenzeichens
Nach 6 Wochen intensiver Forschungsarbeit glaube ich, am Wochenende die Branding-Weltformel gefunden zu haben. Heute Abend stelle ich sie erstmals der Öffentlichkeit vor, auf der Pecha Kucha Night in Berlin (20:20 Uhr, Ballsaal Kreuzberg, Skalitzer Straße 130). Der Eintritt beträgt 6 € … ich verspreche allen Corporate Designern und Marketing-Leuten: Allein die »Quantentheorie des Markenzeichens« ist für Sie pures Gold wert.
Als ich Anfang März hier im Fontblog über die kleinste Werbefläche der Welt schrieb, hatte ich eine erste Vorahnung, dass es eine Quantentheorie der Markenkommunikation geben könnte. Heute weiß ich es genauer: diese Ebene des Brandings muss mit Mikromarketing bezeichnet werden. Kurz darauf entdeckte ich das letzte noch unbekannte Elementarteilchen des Marketings – es basiert auf Unicode-Glyphen, darunter kommt nichts mehr. Corporate Design auf diesem Niveau bezeichne ich als Nanomarketing. Und das ist die Zukunft, weil Nanomarketing 100 % Social-Media-kompatibel ist.
Die obige Abbildung aus meinem Vortrag stellt einen ersten Entwurf der Branding-Quantentheorie dar, in sich bereits geschlossen und weitgehend widerspruchslos, aber noch nicht verdichtet. Auch wenn es kompliziert aussieht: Es ist das letzte Dia meines Vortrags, die 19 Folien davor sind allgemein verständlich, garantiert frei von physikalischen Fachbegriffen, Tabellen, Torten, Formeln und PowerPoint.
Wir sehen uns, oder?!
Ein neues Symbol für Europa – 12 Vorschläge
Im Januar berichtete ich über den Wettbewerb der Stiftung Design Den Haag, die ein neues Symbol für Europa suchte. Hintergrund: Die aktuelle blaue Flagge mit den 12 kreisförmig angeordneten goldenen Sternen wurde 1955 entworfen. Seitdem hat sich die EU dramatisch verändert. Inzwischen umfasst die Europäische Union 27 Mitglieder – ein Staatenbund mit vielen Identitäten, Sprachen, Kulturen, Religionen, Währungen und Traditionen. Wie wird dieses Europa wahrgenommen, von innen und von außen? Wie könnte ein zeitgemäßes Symbol für Europa aussehen? Kann es überhaupt ein einziges Wappen geben, oder müssen es mehrere sein? Dies waren die Fragen der Veranstalter zu Beginn der Ausschreibung.
Designer aus aller Welt waren eingeladen, dieser Frage nachzugehen und ihre Idee für ein neues Europa-Symbol einzureichen. Zum Einsendeschluss am 1. März 2010 zählten die Veranstalter des Wettbewerbs 1416 Einreichungen aus 63 Ländern, davon 33 außerhalb Europas. Eine internationale Jury hat aus dieser Menge 12 Zeichen ausgewählt (Abb. oben), darunter ein Entwurf aus Deutschland (Abb. unten), eingereicht von Jonathan Kischkel, der über Fontblog von diesen Wettbewerb erfuhr. Die siegreichen Kandidaten werden vom 31. Mai bis zum 6. Juni im Rahmen einer Ausstellung auf 12 Flaggen am Schlossweiher (Hofvijver) in Den Haag öffentlich vorgestellt. Fontblog zeigt sie schon heute.
So könnte eine neue Flagge für Europa aussehen: der Entwurf des deutschen Designers Jonathan Kischkel
Nun stellt sich die Frage: Wird eines der nominierten Symbole demnächst die 12 Sterne ablösen? Dazu sagen die Veranstalter des Wettbewerbs nichts. Schaut man sich die Webseite www.designdenhaag.eu genauer an, lässt sich eine – zumindest nationale – Autorität der Initiative nicht verleugnen. Immerhin fand der Wettbewerb in Kooperation mit der niederländischen Vertretung der EU statt. Zwei weitere Partner, die in die gleiche Kerbe schlagen, sind Picobelleuropa! (Europaflagge) und die tägliche Abendzeitung NRC Handelsblad. Die meisten Jury-Mitglieder sind gut vernetzt und haben Einfluss auf lokale Gremien. Es wird von der Resonanz auf Ausstellung und Website abhängen, ob die Veranstalter eine europaweite Debatte anstoßen können.
Der deutsche Beitrag:
Jonathan Kischkel nennt seinen Entwurf »Time on Europe«. Die ihm zugrunde liegende Idee beschreibt er so: »Die Vereinigung von derzeit 27 starken und eigenständigen Partnern verleiht Europa seine Einzigartigkeit. Die Flagge transportiert diese Eigenschaft durch die Kreation eines Kreises anhand von mindestens 27 oder aber unendlich vielen Punkten. Ihre beschleunigende Erscheinung bezieht sich auf Europas Fortschrittlichkeit und nicht zuletzt auf die zwölf Stunden einer Uhr – die zwölf Sterne, die diesem Flaggenmotiv zu Grunde liegen.«
Die Jury:
Gert Dumbar (NL), Alex Ward (IL), Anna Bernagozzi (F), Anniina Koivu (I), Dinu Dumbravician (RO), Emily Campbell (GB), Ewa Kumlin (S), Guta Moura Guedes (P), Jacopo Crivelli Visconti (BR), Ludolf van Hasselt (NL), Mateo Kries (D), Max Bruinsma (NL), Timo Salli (FNI) und Tulga Beyerle (A).
Alle 12 Nominierten:
Bas Pronk (NL), Matea Topic (HR), Charles Bignon (E), Viktor Hertz (S), Brunno Jahara (BR), Menelaos Vakhou (CY), Orio Tonini (NL), Jonathan Kischkel (D), Rachel Graham (USA), Eleni lIiadou (GR), Emilia Palonen (FIN) und Youngha Park (ROK).
Auf dieser Webseite des Veranstalters sind alle 1416 Einreichungen zu sehen, inklusive Erläuterungen der Entwerfer.
✪ »Liebe Sarah, ich habe mich verliebt …
… in Deine Handschrift.« Als der kalifornische Designer Christian Robertson (Betatype – ein neuer Hersteller bei FontShop) im April 2004 seine OpenType-Handschrift Dear Sarah erstmals den Kollegen auf Typophile vorstellte, war die Begeisterung groß: »Great stuff, Christian.«, »This is rocking so hard, it hurts.«, »Pretty impressive! A superbly relevant use of OpenType.« oder »It’s looking pretty darn random.« lauteten die ersten Begutachtungen des authentischen Schriftbildes. Die Community hatte auch einige Verbesserungsvorschläge, für die Christian ein offenes Ohr hatte. Und so reifte Dear Sarah über Monate zu einer der raffiniertesten Schreibschriften der Neuzeit.
Als Beleg für eine solche These hätte man früher die Schnitte der Schriftfamilie aufgezählt. Doch wir leben im OpenType-Zeitalter: Dear Sarah ist ein einziger Font, der hunderte von Schriftzeichen enthält. Was früher einzeln als »Small Caps«, »Alternates« und »Ornaments« tituliert werden musste, wird heute mit einem Mausklick auf eine Datei installiert. Den jeweiligen »Geschmack« des Schriftbildes regeln die typografischen Gestaltert über das OpenType-Menü in InDesign, Illustrator oder Xpress. Das Dear-Sarah-Schriftmuster-PDF veranschaulicht die verschiedenen Stile der Schreibschrift: mit konzextbezogenen Alternativen, verziert, ohne Kontext, nur Kapitälchen oder aber eine lebendige Mischung aus allem.
In dieser Woche gibt es den OpenType-Font für nur 64 € statt 84 €. Hier geht es zur Stern-der-Woche-Seite auf www.fontblog.de …