Fontblog Artikel im März 2010

FontShuffle 1.2 kommt [Update]

Seit Sonntagabend ist die neue Version 1.2 des von FontShop heraus­ge­ge­benen iPhone-Programms FontShuffle bei Apple »under review«, so dass in den nächsten Tagen mit der Freigabe zu rechnen ist. Das kosten­lose Font-Tool (Schriften finden, mixen, probe­setzen, indi­vi­du­elles Schriftmuster mailen) kommt mit zwei nütz­li­chen Neuerungen:

  • Aufnahmen und Darstellung von über 500 Italic-Schnitten
  • 16-fache Vergrößerung der indi­vi­du­ellen Schriftmuster

Die Vergrößerung ist mit dem Zoom einer Digitalkamera vergleichbar, wobei es eben­falls einen opti­schen und einen digi­talen Zoom gibt: doppelte Größe des gelie­ferten Schriftmusters (× 2, im Vergleich zu FontShuffle 1.1) plus digi­tale Vergrößerung (× 2) mittels Kneifgeste auf dem Touchscreen.

[Update] Ein Zerberus im App-Store hat sich FontShuffle zur Brust genommen und folgendes bemän­gelt: »During our review of your appli­ca­tion we found it is using private APIs, which is in viola­tion of the iPhone Developer Program License Agreement. Applications may only use Documented APIs in the manner prescribed by Apple and must not use or call any private APIs.« Weiter heißt es: »While your appli­ca­tion has not been rejected, it would be appro­priate to resolve this issue in your next update.«

Tatsächlich wurden die drei bemän­gelten Methodenaufrufe schon immer in FontShuffle einge­setzt, nicht erst in der einge­reichten Version 1.2. Wie aber gehen wir mit der Tatsache um, dass dieses Problem in einem späteren Update gelöst werden soll, der Status im Store jedoch im Moment auf Rot steht (»rejected«)?


Nachhaltiges Design: Vorträge beim IDZ

Einer der span­nendsten Vorträge auf der TYPO 2005 war die Einführung des »Nachhaltigkeit-Papstes« Michael Braungart in das Cradle-to-Cradle-Design. Ein unge­kürztes Video des Auftritts findet sich im TYPO-Video-Podcast: Michael Braungart – Total Beauty Design.

Das Sustainable Design Forum des IDZ (Internationale Design Zentrum, Berlin) widmet sich genau diesem Cradle-to-Cradle-Design. Es verfolgt das Ziel, durch Vorträge, Präsentationen und Diskussionen zum Thema »Nachhaltigkeit und Design« die aktu­ellen Herausforderungen durch Ressourcenknappheit und klima­ti­schem Wandel aus der Sicht des Designs zu beleuchten. Im Dialog mit verschie­denen am Gestaltungsprozess Beteiligten werden neue Entwicklungen vorge­stellt, Problemstellungen sowie Lösungsansätze disku­tiert und der Begriff »Sustainable Design« beleuchtet.

Das IDZ-Mitglied Steelcase unter­stützt die Durchführung von insge­samt drei Veranstaltungen des Sustainable Design Forum. Am Dienstag, den 20. April findet ein Vortragsabend zum Thema »Nachhaltige Produktentwicklung« statt. Illustriert wird die Thematik von Stefan von Terzi und Sascha Thiesen anhand des Think-Chair von Steelcase. Für 2010 sind zwei weitere Veranstaltungen zu den Themen nach­hal­tiges Verpackungsdesign und nach­hal­tige Materialien in Vorbereitung.

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✪ Oster-Munnys, für 10 statt 12 €

Immer diens­tags im Fontblog: der Stern der Woche. Er löst das Produkt der Woche (PdW) ab. Der heutige ist eigent­lich ein Ei, nein 3 Eierköpfe, nämlich unser heiß geliebter Munny in den Farben pink, weiß und blau. Warum ist der Munny gerade zu Ostern und Weihnachten unter Designern so beliebt? Weil er die kalo­rien­freie und geschmacks­neu­trale Alternative zu Schmunzelhase und Weihnachtsmann ist.

Der kali­for­ni­sche Hersteller Kidrobot nennt den Munny »The World’s Greatest Do-it-yourself Toy«. Tatsächlich ist Munny eine Provokation – für Auge und Hirn. Das Männlein mit dem großen Kopf schreit nach Aufmerksamkeit. Es will bekleidet werden, mit Farbe, Papier, Knete, Fell, Stoff … der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Wer heute bestellt, kriegt seinen Munny/seine Munnys noch vor Ostern. In diesre Woche für nur 10,– € statt 12,– € (zzgl. MwSt.), und versand­kos­ten­frei (Normalversand). Nur so lange der Vorrat reicht! Zur Bestellseite …


Typo-Spickzettel für wichtige Sonderzeichen [Update]

Weil der Vorrat unserer lehr­rei­chen Mouse-Pads langsam zu Neige geht, haben wir unser gebün­deltes Wissen in eine neue Form gegossen. Der neue Typo-Spickzettel zeigt nicht nur kompri­miert die wich­tigsten Sonderzeichen und die Regeln für ihre Benutzung, er verrät auch genau, wo sie zu finden sind.

Der neben abge­bil­dete Prototyp (für Macintosh, PDF, 250 K) ist heute fertig geworden und schreit nach einem kollek­tiven Praxistest. Wenn ihr Verbesserungsvorschläge habt, lasst es uns wissen. Ihr könnt das Blatt drucken und an euren Rechner kleben. Oder legt es als Bildschirm-Hintergrund ab.

Windows-User müssen nicht traurig sein: hier die PC-Version als PDF …

[Update] Jetzt mit den fran­zö­si­schen Anführungszeichen, so wie sie in Frankreich «gesetzt» werden (auch einfach), mit den Klammern [] und {} sowie verfei­nerten Wortabständen und neu abge­stimmter Spationierung (wofür mir Indra Kupferschmid einen Uni-Schein ausstellen würde).


Telefónica O₂ Germany repariert FONIC-Logo

Der Offenbacher Webentwickler Markus Tacker wunderte sich am 1. Januar 2008 im Mediengestalter-Blog über ein neues Logo auf dem deut­schen Mobilfunk-Markt: »Jedes Mal, wenn ich im Fernsehen einen Spot der O₂-Discountmarke ›Fonic‹ sehe, springt mir deren Logo ins Auge, weil der Text rechts­bündig im Kreis steht und nicht, wie man es erwarten würde, zentriert.«

Die Antwort kam kurz darauf, per Kommentar, vom Fonic Managing Director Marketing & Sales Björn Flormann (inzwi­schen bei Vodafone Ghana): »Im ersten Entwurf war der Markenname sogar rechts ange­schnitten, um optisch aus dem Rahmen zu fallen und das Logo inter­es­santer und einpräg­samer zu gestalten … Aus ›Fonic‹ wäre jedoch dann für den ein oder anderen poten­ti­ellen Kunden ›Fonio‹ geworden.«

Genau so dürfte es aber – aufgrund des schmalen Stegs auf der rechten Seite – die vergan­gene zwei Jahre gewesen sein. Unser Auge ergänzt nämlich ganz auto­ma­tisch einen ange­schnit­tenen Kreis zum Vollkreis, erst recht bei einer geome­tri­schen Schrift wie im Fonic-Signet: das c wird zum o. Nun hat man sich doch auf die zentrierte Schreibweise besonnen (www​.fonic​.de), die durch eine leicht engere Spationierung erreicht wurde. Und siehe da: Endlich lesen wir, auch aus der Entfernung und in kleinen Größen, Fonic statt Fonio. Dass gleich­zeitig das Farbklima ins Positive gedreht wurde vergisst man dabei fast. Gute Arbeit, MetaDesign.


Popikonen (2): Fleetwood Mac: »Oh Well«

»Popikonen« im Fontblog: persön­liche Erinnerungen an Popsongs, die musi­ka­lisch und oft auch visuell Maßstäbe setzten (ange­regt durch Radio Eins’ »Bermudadreieck – Versunkene Songs«).

Fleetwood Mac vor dem Album »Rumors« (1977) und danach sind zwei sehr verschie­dene Bands. Eigentlich könnte man die Grenze bereits 1969 ziehen, als der Gitarrist Peter Green die Gruppe verließ. Zum endgül­tigen Kurswechsel kam es nach einer Amerika-Tournee 1971, als das zweite Gründungsmitglied Jeremy Spencer ausstieg. In den darauf folgenden Monaten stießen Bob Welch, Danny Kirwan, Christine McVie und Lindsey Buckingham zur Band hinzu, man siedelte sich in Kalifornien an und produ­zierte ab der Mitte der 70er Jahre asep­ti­schen US-Hitparadenpop.

Ich möchte an dieser Stelle auf zwei unter­be­wer­tete Songs der frühen Fleetwood Mac eingehen, gegründet 1967 und hervor­ge­gangen aus John Mayalls Bluesbreakers. Black Magic Woman stammt aus der Feder des genialen Peter Green und erschien 1968. Ein Chart-Erfolg wurde die Komposition erst 2 Jahre später in der Version der Latino-Rock-Truppe Santana (Gesang: Gregg Rolie), wodurch er für Millionen Fans ewig mit dieser Band in Verbindung gebracht wurde. Das Original – ein druck­voller Blues-Rock – erreichte nur Platz 34 der briti­schen Charts. Mick Fleetwood nannte die eigene Fassung »Drei Minuten stehende Gitarrentöne mit Hall, dazwi­schen zwei exqui­site Soli von Peter (Green).« Carlos Santana verliebte sich in den Titel im Spätsommer 1969, während eines Konzerts von ›Peter Green’s Fleetwood Mac‹ im Alembic Auditorium in San Francisco. Black Magic Woman, Standbild-Video auf YouTube …

Im Herbst 1969 benei­dete ich meinen Klassenkameraden Michael um seine Fleetwood-Mac-Single Oh Well. Mir fehlten einfach die 5 Mark für die Scheibe, was nicht nur damals viel Geld war, sondern heute wieder viel Geld für einen Song wäre. Das Ungewöhnliche an dieser Single war aller­dings, dass sie eigent­lich nur einen Titel enthielt, aufge­teilt in Part 1 (3:28 min) auf der A-Seite und Part 2 (5:40 min) auf der B-Seite. Doch die beiden Tracks unter­scheiden sich so stark, dass man sie auch als zwei Titel betrachten konnte.

Part 1 ist ein Gitarrenrocker mit einem turbu­lenten, spanisch ange­hauchten Intro, auf das abwech­selnd Blues- und Jimi Hendrix-Lautmalereien folgen, bevor die Instrumente fast abrupt verstummen … worauf sich Part 2 anschließt, ein medi­ta­tives Instrumental und Reminiszenz an den Italo-Filmkomponisten Ennio Morricone. Die erste Minute des Instrumentalstücks wurde für die Single an Teil 1 auf Seite A ange­hängt und langsam ausge­blendet, auf der B-Seite wieder­holte sie sich als Beginn von Part 2. Die Stop-und-Start-Technik im rockigen Part 1 inspi­rierte übri­gens Led Zeppelin zur glei­chen Finesse in »Black Dog.«

Auf YouTube gibt es eine schlechte aber gleich­wohl mitrei­ßende Kopie eines Beat-Club-Videos von »Oh Well«, life einge­spielt bei Radio Bremen, mit dem genialen Peter Green an der Leadgitarre. Leider spielt er das Intro nicht, wie in der Studiofassung, auf einer akus­ti­schen sondern der E-Gitarre. Bei Minute 1:44 erlauben sich die Musiker einen Scherz, als Drummer Mick Fleetwood nach einem Break nicht dyna­misch auf die Glocke schlägt, sondern phleg­ma­tisch die Bongos im Stil von Santana erklingen lässt – ein Seitenhieb auf die Nachahmer?


Poster-Wettbewerb zur FIFA-Frauen-WM 2011

Im kommenden Jahr findet vom 26. Juni bis 17. Juli in Deutschland die FIFA Frauenweltmeisterschaft™ statt. Das Motto: »20ELF von seiner schönsten Seite«. Das Organisationskomitee FIFA WM 2011 lädt aus diesem Anlass in Kooperation mit dem BDG Berufsverband der Deutschen Kommunikationsdesigner e.V. alle profes­sio­nellen Designer sowie Designstudenten zur Teilnahme an einem Wettbewerb für die Gestaltung des offi­zi­ellen Posters ein. Das Poster wird der Öffentlichkeit zur Endrundenauslosung am 29. 11. 2010 präsen­tiert und von diesem Zeitpunkt an als zusätz­li­ches Werbe- und Imagemedium eingesetzt.

Der BDG hat eine Fachjury zusam­men­ge­stellt, die aus allen Einsendungen zehn bis fünf­zehn Entwürfe voraus­wählt, die der Jury zur Beurteilung vorge­legt werden. Die Jury setzt sich zu glei­chen Teilen aus den BDG-Fachjuroren und den Repräsentanten des DFB/OK zusammen. Sie wählt die besten drei bis fünf Entwürfe aus, die dann zur öffent­li­chen Abstimmung auf die Website des DFB und/oder auf die Website eines Medienpartners gestellt werden.

Die Gestalter der Entwürfe, die für die öffent­liche Abstimmung ausge­wählt werden, erhalten jeweils ein Preisgeld in Höhe von 1.000 €. Zusätzlich erhält der Gewinner des 1. Preises 3.000 €, für den 2. Preis sind 2.000 € vorge­sehen und für den 3. Preis 1.000 €. Der Gestalter des zur Nutzung ausge­wählten Entwurfs erhält zusätz­lich für die Nutzungsrechte einen Betrag in Höhe von 4.000 €. Damit ist für den Gestalter des offi­zi­ellen Posters ein Betrag von bis zu 8.000 € vorgesehen.

Die Fachjury setzt sich zusammen aus der Designerin Verena Gerlach, dem BDG-Präsidenten und Typografen Henning Krause, der Dozentin für Typografie und Bildgestaltung Mariko Takagi und einem noch zu nomi­nie­renden Kandidaten [Update: Prof. Florian Pfeffer ergänzt die Jury]. Vier noch nicht benannte Mitglieder des DFB/OK vervoll­stän­digen die acht­köp­fige Jury.

Die Teilnahmebedingungen sowie das offi­zi­elle Logo können hier und hier herun­ter­ge­laden werden (PDF, 17 Seiten, 3,7 MB). Einsendeschluss ist der 19. Mai 2010. Alle Einsendungen müssen bis zu diesem Datum bei dem Organisationskomitee einge­gangen sein. Die Schriftart ist vorge­geben: Frutiger.


Neue Individualzeitung »Personal News« gestartet

Das in Augsburg ansäs­sige Portal indi​vi​du​elle​-zeitung​.de startet mit den »Personal News« eine weitere indi­vi­du­elle Tageszeitung, bei der die Leser selbst per Mausklick ihre eigene Lektüre aus Teilen natio­naler und inter­na­tio­naler Zeitungen zusam­men­stellen. Mit dem glei­chen Konzept war im November 2009 bereits Niiu in Berlin an den Start gegangen (Fontblog berich­tete: Niiu, meine eigene Tageszeitung). Doch während die Niiu-Macher ihre Zeitungen auch in den heimi­schen Briefkasten liefern, wird Personal News ausschließ­lich digital per Mail zugestellt.

Eine Personal News setzt sich aus ganz­sei­tigen Sektionen (z. B. Sport, Wirtschaft, Politik, Horoskop) von bis zu 10 inter­na­tio­nalen, natio­nalen und regio­nalen Zeitungen zusammen. Quellen sind unter anderem die Münchener Abendzeitung, die Frankfurter Rundschau, das Hamburger Abendblatt, Neues Deutschland, Der Standard und die Salzburger Nachrichten aus dem deutsch­spra­chigen Raum, dazu die San Jose Mercury News, Shanghai Daily, The Denver Post, die Washington Post und die Washington Times. Die Leser können die Inhalte flexibel bis 19 Uhr am Vortag zusam­men­stellen. Internationale Titel, die aufgrund der Zeitverschiebung verspätet erscheinen, werden auto­ma­tisch im PDF aktua­li­siert, sobald die neuen Ausgaben zur Verfügung stehen.

Eine Personal News kostet 1 €. Bis Anfang Mai kann die indi­vi­du­elle Tageszeitung gratis getestet werden, für 30 Tage unver­bind­lich und ohne Risiko. Hier geht es zum Testangebot …

Wer schon jetzt in eine Personal News rein­schnup­pern möchte, lädt sich die Demo-Ausgabe (PDF, 22 Seiten, 17 MB). Dabei fiel mir auf – wich­tiger Hinweis für die Herausgeber –, dass dieses Dokument mit rund 200 einge­bet­teten Font-Dateien diverser Schriftenhäuser gelie­fert wird, darunter auch solche, die für diese Art digi­taler kommer­zi­elle Distribution eine spezi­elle Font-Lizenz voraussetzen.