Fontblog Artikel im April 2009

Typografischer Grundkurs type​facts​.com

Wissenswertes zum Thema Typografie ist in Büchern und auf Websites zu finden. Manche Themen lassen sich im einen Medium anschau­li­cher darstellen als im anderen. Die neue Typografie-Webseite type​facts​.com, entwi­ckelt von Christoph Koeberlin, lässt einen Lehrbücher fast vergessen. Noch nie habe ich einen span­nen­deren Typo-Kurs im Internet gesehen: fundiert, abwechs­lungs­reich, teils spie­le­risch, anschau­lich und mit großem Sachverstand.

Die Idee und das Konzept zu Typefacts entstanden 2006 im Rahmen von Koeberlins Diploms der Visuellen Kommunikation an der UdK Berlin bei Prof. Michael Klar. »Ich wollte typo­gra­fi­sches Wissen auf eine lockere, anspre­chende Art zusam­men­fassen und mit inter­es­santen Beispielen leicht zugäng­lich machen.«

Koeberlin glie­dert die Themen in Grundlegendes (das kleine Einmaleins guter Typografie, das jeden, der mit Textverarbeitung in Berührung kommt, inter­es­sieren sollte) und Fortgeschrittenes (das eher für Profis gedacht ist). Die Artikel geben einen kurzen Abriss über das Wichtigste zum Thema. Zusätzlich dienen sie auch als Startpunkt für Recherche und Vertiefung. In den Fußnoten jedes Artikels befinden sich weiter­füh­rende Links zu Büchern und Webseiten, über die alles Tiefergehende zum Thema leicht erreicht werden kann.

Christoph Koeberlin arbeite seit 2006 bei FSI FontShop International als Schriftentwickler und selb­ständig als Typograf, Grafik- und Schriftdesigner.


Im Zeichen der Krise: 1.-Mai-Demo in Berlin

Am 1. Mai wollen alle wieder demons­trieren, in Berlin. Neben den übli­chen Gewerkschafts-, Partei- und Antifa-Demos will auch die NPD mit einer Kundgebung in Köpenick auf die Straße gehen. Für Unterhaltung und poli­ti­sche Agitation ist also den gesamten Tag gesorgt.

Wie in den letzten Jahren finde­tauch die Mayday-Parade am Tag der Arbeit statt … nicht zu verwech­seln mit dem gleich­na­migen Rave in der Wetfalenhalle Dortmund. Beim poli­ti­schen Mayday handelt es sich um eine von linken italie­ni­schen, fran­zö­si­schen und kata­la­ni­schen Aktivisten ins Leben geru­fene 1.-Mai-Demo, die von Jahr zu Jahr wächst – unter der Dachmarke Euro-Mayday.

In Berlin wollen die Organisatoren mit 7.000 Teilnehmern um 13.30 Uhr Unter den Linden in Höhe Bebelplatz starten. Im Anschluss sollte die Demonstranten durch Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg laufen – unter anderem über die Friedrichstraße. Das hat die Polizei im Anmeldergespräch unter­sagt und das Verbot auch gleich auf die benach­barte Charlottenstraße ausge­dehnt. Um eine neue Route wird noch gerungen.

Ungeachtet dessen läuft die Plakat-Kampagne für den Mayday auf Hochtouren, konzi­piert von Image-Shift (Sandy Kaltenborn, Pierre Maite). Die Plakate sind fertig gedruckt und liegen in verschie­denen Läden in Berlin bereit. Sie besteht aus den Buchstaben K R I S E, einem ? und verschie­denen blauen Überklebern. Jeder Buchstabe steht für ein Schlüsselwort (Kapita­lismus, Rettungs­paket, …), das auf den Postern mit Kleingedrucktem näher beleuchtet wird. Buchstaben können für sich stehen. Man kann aber auch andere Wörter als Krise plaka­tieren, zum Beispiel RISSE, KEKS oder KISS.

Mehr zur Kampagne hier … (Abbildungen: Image-Shift)


Antirassismuskonferenz: Wenn Logos sprechen könnten

Eigentlich ist die Sache viel zu ernst, um mit dem nahe liegenden Kalauer zu starten: »Besonders einla­dend sieht das Logo ja nicht aus«. Und natür­lich spre­chen Logos … aller­dings in einer laut­losen, grafi­schen Sprache. Glücklicherweise können sie weder weinen, noch brüllen oder meckern.

Die Vorgeschichte zum Verständnis: Heute beginnt in Genf die umstrit­tene Antirassismuskonferenz der Vereinten Nationen. Schon ihre Vorgängerin 2001 im südafri­ka­ni­schen Durban war kein Erfolg, weil geprägt von der einsei­tigen Verurteilung Israels; die schlimmste Form des Rassismus, so wurde fest­ge­stellt, sei Kritik an der isla­mi­schen Religion. Und weil sich für diese Woche ein ähnlich einsei­tiges Weltbild abzeichnet, sagten in den letzten Tagen die USA, Israel, Kanada, Australien, Italien, die Niederlande und gestern auch Deutschland ihre Teilnahme in Genf ab.

Nun möchte ich nicht zu viel in das Logo dieser »Konferenz der leeren Stühle« (Tagesspiegel) hinein inter­pre­tieren. Daher zitiere ich einfach mal seine von offi­zi­eller Seite geäu­ßerten Attribute mit eigenen Worten. Das Logo
• zeichnet schwarz-weiß
• ist ein Schritt zurück
• mani­fes­tiert unver­ein­bare Positionen

Kurz: Viele Wörter um nichts.


Open Rooms an der Bergischen Universität Wuppertal

Nach einigen Jahren Pause öffnen die Kommunikationsdesigner der Bergischen Universität Wuppertal wieder ihre Türen. Das Motto des Tages lautet »Einblick und Austausch«. Dies ist wört­lich gemeint, denn neben der Ausstellung im Foyer sind die Arbeits- und Seminarräume auf vier Stockwerken zu besich­tigen. Die Besucher erwarten Arbeiten aus den Lehrgebieten Audiovisuelle Medien, Ausstellungs- und Messedesign, Bildjournalismus, Designtheorie, Grafikdesign / Typografie, Gestaltung, Illustration, Inszenierte Fotografie, Kunst- und Designgeschichte, Visuelle Kommunikation und Zeichnen. Mehr Infos …

Die open rooms-Party startet um 22 Uhr im Café Ada, Wiesenstrasse 6, 42105 Wuppertal. Der Einlass ist um 21.30 Uhr. Der Eintritt für die Party beträgt 4 Euro, für Party und Konzert 16 Euro.


Morgen in Mainz: Ralf-de-Jong-Vortrag

Typografische Periodika am Anfang des 20. Jahrhunderts und die eigenen Werke am Anfang des 21. Jahrhunderts sind das Thema eines Vortrages an der FH Mainz von Ralf de Jong, Professor für Typografie von der Folkwang-Hochschule Essen. Externe Besucher sind gerne willkommen.

Der Co-Autor von Standardwerken wie »Detailtypografie« und »Schriftwechsel« wurde von Prof. Johannes Bergerhausen einge­laden, da dort zur Zeit Studierende im Seminar Buchgestaltung einen Umschlag zum Gutenberg-Jahrbuch 2009 entwi­ckeln, für dessen typo­gra­fi­sche Konzeption de Jong verant­wort­lich zeichnet.

Dienstag, 21. April 2009, 18 Uhr
Raum 304, Holzstraße 36, 55116 Mainz
FH Mainz, Lehreinheit Kommunikationsdesign


FF Milo wird zur Großfamilie

Schriftmuster FF Milo SerifEs war Mike Abbinks erklärtes Ziel, mit der FF Milo ein robustes Arbeitstier zu gestalten, das sich den schwie­rigen Aufgaben der Magazin- und Zeitungstypografie stellen konnte. Um dieses Ziel zu errei­chen verpasste der in New York lebende Grafikdesigner seiner neuen Schrift beson­ders kleine Ober- und Unterlängen und hauchte ihr – vor allem in den kursiven Schnitten – einen indi­vi­du­ellen Charakter ein, ohne ihn dabei allzu außer­ge­wöhn­lich werden zu lassen.

Schließlich zeichnet sich eine gute Satzschrift heute dadurch aus, dass sie unscheinbar, im Detail aber persön­lich und vor allem hervor­ra­gend lesbar ist. Abbinks FF Milo zählt daher längst nicht mehr zu den aufge­henden, sondern bereits zu den schei­nenden Sternen in der FontFont-Bibliothek.

Schriftmuster FF Milo Serif
Auch abseits der Zeitungs- und Magazintypografie macht die FF Milo Serif eine gute Figur
[Die Schriftmuster von F. Grießhammer und A. Roth entfalten sich durch Klick auf die Vorschau]

Mit der nun veröf­fent­lichten Ergänzung FF Milo Serif empfiehlt sich die neu entstan­dene Großfamilie für höhere Aufgaben, sind es doch vor allem die umfang­rei­chen Schriftsippen, die vielen Kunden im Dickicht des Marktes als Orientierung dienen. Gemeinsam mit Paul van der Laan, der Abbink beim Kerning, Spacing sowie der tech­ni­schen Realisierung unter­stützte, schuf der Designer aber nicht nur das perfekt harmo­nie­rende Gegenstück zu seiner erfolg­rei­chen 18-schnit­tigen Familie, sondern eine ganz eigen­stän­dige Antiqua, die sowohl hervor­ra­gend für sich allein, als auch im Zusammenspiel mit anderen Serifenlosen funk­tio­niert. Dabei trifft sie den Nerv des Zeitgeistes ohne jedoch ihre histo­ri­schen Wurzeln zu verleugnen. Ein schwie­riger Spagat, der nicht nur viel Talent, sondern allen voran viel Erfahrung verlangt. Die hat Mike Abbink mit der FF Milo Serif erneut bewiesen. Wir sind sehr froh, sie mit dem aktu­ellen Release als Teil unserer schwarz-gelben Schriftbibliothek anbieten zu dürfen.

FF Milo
FF Milo Serif und ihre große Schwester FF Milo [nach einem Schriftmuster von S.Coles]

Ivo Gabrowitsch

 


Fontblog auf Erholungskurs

Nachdem Fontblog in der Osterwoche fieberte, ist in den kommenden Tagen mit Abkühlung zu rechnen. Das hat schlicht tech­ni­sche Gründe. Bei der gest­rigen Abreise in den Taunusurlaub hab’ ich eine wich­tige Tasche in meinem Arbeitszimmer vergessen einzu­laden … die mit dem Laptop.

Das heißt konkret: Keine Beiträge hier von mir bis Montag kommender Woche. E-Mails mit Themenvorschläge sind zwecklos.

Die gute Nachricht: Hab’ mein iPhone dabei. Das kann alles, außer Cut & Paste (fürs Bloggen und Verlinken essen­tiell). Vor allem kann es gut micro­bloggen. Wer an den Gedanken und Bildern meiner Reise teil­haben will, klicke einfach den »Twitter«-Button ganz oben rechts. 


Bitte Informationen auf Beutelinnenseite beachten!

Ein Designproblem der kuriosen Art haben die 40-Gramm-Beutel Samiakpastillen aus dem Hause Rheila-Konsul: Die Gebrauchsinformationen passen, obwohl schon klein gedruckt, nicht auf die Tüte. Daher gibt es den Hinweis: »Bitte Gebrauchsinformationen auf Beutelinnenseite beachten!«.

Nun ist es leider nicht so, dass Konsul eine Tüte zum Umfüllen anbietet. Man muss also den Pergamentbeutel in der Mitte der Rückseite senk­recht aufscheiden, um an die wich­tigen, rot gedruckten Gebrauchsinformationen zu kommen. Außen steht aller­dings auch: »Packung dicht verschlossen … aufbe­wahren.« Und weiter: »Die Tageshöchstdosis von 20 Pastillen sollte nicht über­schritten werden.« Was mache ich jetzt mit 200 lose herum­flie­genden Salmiakpastillen?