Typografischer Grundkurs typefacts.com
Wissenswertes zum Thema Typografie ist in Büchern und auf Websites zu finden. Manche Themen lassen sich im einen Medium anschaulicher darstellen als im anderen. Die neue Typografie-Webseite typefacts.com, entwickelt von Christoph Koeberlin, lässt einen Lehrbücher fast vergessen. Noch nie habe ich einen spannenderen Typo-Kurs im Internet gesehen: fundiert, abwechslungsreich, teils spielerisch, anschaulich und mit großem Sachverstand.
Die Idee und das Konzept zu Typefacts entstanden 2006 im Rahmen von Koeberlins Diploms der Visuellen Kommunikation an der UdK Berlin bei Prof. Michael Klar. »Ich wollte typografisches Wissen auf eine lockere, ansprechende Art zusammenfassen und mit interessanten Beispielen leicht zugänglich machen.«
Koeberlin gliedert die Themen in Grundlegendes (das kleine Einmaleins guter Typografie, das jeden, der mit Textverarbeitung in Berührung kommt, interessieren sollte) und Fortgeschrittenes (das eher für Profis gedacht ist). Die Artikel geben einen kurzen Abriss über das Wichtigste zum Thema. Zusätzlich dienen sie auch als Startpunkt für Recherche und Vertiefung. In den Fußnoten jedes Artikels befinden sich weiterführende Links zu Büchern und Webseiten, über die alles Tiefergehende zum Thema leicht erreicht werden kann.
Christoph Koeberlin arbeite seit 2006 bei FSI FontShop International als Schriftentwickler und selbständig als Typograf, Grafik- und Schriftdesigner.
Im Zeichen der Krise: 1.-Mai-Demo in Berlin
Am 1. Mai wollen alle wieder demonstrieren, in Berlin. Neben den üblichen Gewerkschafts-, Partei- und Antifa-Demos will auch die NPD mit einer Kundgebung in Köpenick auf die Straße gehen. Für Unterhaltung und politische Agitation ist also den gesamten Tag gesorgt.
Wie in den letzten Jahren findetauch die Mayday-Parade am Tag der Arbeit statt … nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Rave in der Wetfalenhalle Dortmund. Beim politischen Mayday handelt es sich um eine von linken italienischen, französischen und katalanischen Aktivisten ins Leben gerufene 1.-Mai-Demo, die von Jahr zu Jahr wächst – unter der Dachmarke Euro-Mayday.
In Berlin wollen die Organisatoren mit 7.000 Teilnehmern um 13.30 Uhr Unter den Linden in Höhe Bebelplatz starten. Im Anschluss sollte die Demonstranten durch Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg laufen – unter anderem über die Friedrichstraße. Das hat die Polizei im Anmeldergespräch untersagt und das Verbot auch gleich auf die benachbarte Charlottenstraße ausgedehnt. Um eine neue Route wird noch gerungen.
Ungeachtet dessen läuft die Plakat-Kampagne für den Mayday auf Hochtouren, konzipiert von Image-Shift (Sandy Kaltenborn, Pierre Maite). Die Plakate sind fertig gedruckt und liegen in verschiedenen Läden in Berlin bereit. Sie besteht aus den Buchstaben K R I S E, einem ? und verschiedenen blauen Überklebern. Jeder Buchstabe steht für ein Schlüsselwort (Kapitalismus, Rettungspaket, …), das auf den Postern mit Kleingedrucktem näher beleuchtet wird. Buchstaben können für sich stehen. Man kann aber auch andere Wörter als Krise plakatieren, zum Beispiel RISSE, KEKS oder KISS.
Mehr zur Kampagne hier … (Abbildungen: Image-Shift)
Antirassismuskonferenz: Wenn Logos sprechen könnten
Eigentlich ist die Sache viel zu ernst, um mit dem nahe liegenden Kalauer zu starten: »Besonders einladend sieht das Logo ja nicht aus«. Und natürlich sprechen Logos … allerdings in einer lautlosen, grafischen Sprache. Glücklicherweise können sie weder weinen, noch brüllen oder meckern.
Die Vorgeschichte zum Verständnis: Heute beginnt in Genf die umstrittene Antirassismuskonferenz der Vereinten Nationen. Schon ihre Vorgängerin 2001 im südafrikanischen Durban war kein Erfolg, weil geprägt von der einseitigen Verurteilung Israels; die schlimmste Form des Rassismus, so wurde festgestellt, sei Kritik an der islamischen Religion. Und weil sich für diese Woche ein ähnlich einseitiges Weltbild abzeichnet, sagten in den letzten Tagen die USA, Israel, Kanada, Australien, Italien, die Niederlande und gestern auch Deutschland ihre Teilnahme in Genf ab.
Nun möchte ich nicht zu viel in das Logo dieser »Konferenz der leeren Stühle« (Tagesspiegel) hinein interpretieren. Daher zitiere ich einfach mal seine von offizieller Seite geäußerten Attribute mit eigenen Worten. Das Logo
• zeichnet schwarz-weiß
• ist ein Schritt zurück
• manifestiert unvereinbare Positionen
Kurz: Viele Wörter um nichts.
Open Rooms an der Bergischen Universität Wuppertal
Nach einigen Jahren Pause öffnen die Kommunikationsdesigner der Bergischen Universität Wuppertal wieder ihre Türen. Das Motto des Tages lautet »Einblick und Austausch«. Dies ist wörtlich gemeint, denn neben der Ausstellung im Foyer sind die Arbeits- und Seminarräume auf vier Stockwerken zu besichtigen. Die Besucher erwarten Arbeiten aus den Lehrgebieten Audiovisuelle Medien, Ausstellungs- und Messedesign, Bildjournalismus, Designtheorie, Grafikdesign / Typografie, Gestaltung, Illustration, Inszenierte Fotografie, Kunst- und Designgeschichte, Visuelle Kommunikation und Zeichnen. Mehr Infos …
Die open rooms-Party startet um 22 Uhr im Café Ada, Wiesenstrasse 6, 42105 Wuppertal. Der Einlass ist um 21.30 Uhr. Der Eintritt für die Party beträgt 4 Euro, für Party und Konzert 16 Euro.
Morgen in Mainz: Ralf-de-Jong-Vortrag
Typografische Periodika am Anfang des 20. Jahrhunderts und die eigenen Werke am Anfang des 21. Jahrhunderts sind das Thema eines Vortrages an der FH Mainz von Ralf de Jong, Professor für Typografie von der Folkwang-Hochschule Essen. Externe Besucher sind gerne willkommen.
Der Co-Autor von Standardwerken wie »Detailtypografie« und »Schriftwechsel« wurde von Prof. Johannes Bergerhausen eingeladen, da dort zur Zeit Studierende im Seminar Buchgestaltung einen Umschlag zum Gutenberg-Jahrbuch 2009 entwickeln, für dessen typografische Konzeption de Jong verantwortlich zeichnet.
Dienstag, 21. April 2009, 18 Uhr
Raum 304, Holzstraße 36, 55116 Mainz
FH Mainz, Lehreinheit Kommunikationsdesign
FF Milo wird zur Großfamilie
Es war Mike Abbinks erklärtes Ziel, mit der FF Milo ein robustes Arbeitstier zu gestalten, das sich den schwierigen Aufgaben der Magazin- und Zeitungstypografie stellen konnte. Um dieses Ziel zu erreichen verpasste der in New York lebende Grafikdesigner seiner neuen Schrift besonders kleine Ober- und Unterlängen und hauchte ihr – vor allem in den kursiven Schnitten – einen individuellen Charakter ein, ohne ihn dabei allzu außergewöhnlich werden zu lassen.
Schließlich zeichnet sich eine gute Satzschrift heute dadurch aus, dass sie unscheinbar, im Detail aber persönlich und vor allem hervorragend lesbar ist. Abbinks FF Milo zählt daher längst nicht mehr zu den aufgehenden, sondern bereits zu den scheinenden Sternen in der FontFont-Bibliothek.
Auch abseits der Zeitungs- und Magazintypografie macht die FF Milo Serif eine gute Figur
[Die Schriftmuster von F. Grießhammer und A. Roth entfalten sich durch Klick auf die Vorschau]
Mit der nun veröffentlichten Ergänzung FF Milo Serif empfiehlt sich die neu entstandene Großfamilie für höhere Aufgaben, sind es doch vor allem die umfangreichen Schriftsippen, die vielen Kunden im Dickicht des Marktes als Orientierung dienen. Gemeinsam mit Paul van der Laan, der Abbink beim Kerning, Spacing sowie der technischen Realisierung unterstützte, schuf der Designer aber nicht nur das perfekt harmonierende Gegenstück zu seiner erfolgreichen 18-schnittigen Familie, sondern eine ganz eigenständige Antiqua, die sowohl hervorragend für sich allein, als auch im Zusammenspiel mit anderen Serifenlosen funktioniert. Dabei trifft sie den Nerv des Zeitgeistes ohne jedoch ihre historischen Wurzeln zu verleugnen. Ein schwieriger Spagat, der nicht nur viel Talent, sondern allen voran viel Erfahrung verlangt. Die hat Mike Abbink mit der FF Milo Serif erneut bewiesen. Wir sind sehr froh, sie mit dem aktuellen Release als Teil unserer schwarz-gelben Schriftbibliothek anbieten zu dürfen.
FF Milo Serif und ihre große Schwester FF Milo [nach einem Schriftmuster von S.Coles]
Ivo Gabrowitsch
Fontblog auf Erholungskurs
Nachdem Fontblog in der Osterwoche fieberte, ist in den kommenden Tagen mit Abkühlung zu rechnen. Das hat schlicht technische Gründe. Bei der gestrigen Abreise in den Taunusurlaub hab’ ich eine wichtige Tasche in meinem Arbeitszimmer vergessen einzuladen … die mit dem Laptop.
Das heißt konkret: Keine Beiträge hier von mir bis Montag kommender Woche. E-Mails mit Themenvorschläge sind zwecklos.
Die gute Nachricht: Hab’ mein iPhone dabei. Das kann alles, außer Cut & Paste (fürs Bloggen und Verlinken essentiell). Vor allem kann es gut microbloggen. Wer an den Gedanken und Bildern meiner Reise teilhaben will, klicke einfach den »Twitter«-Button ganz oben rechts.
Bitte Informationen auf Beutelinnenseite beachten!
Ein Designproblem der kuriosen Art haben die 40-Gramm-Beutel Samiakpastillen aus dem Hause Rheila-Konsul: Die Gebrauchsinformationen passen, obwohl schon klein gedruckt, nicht auf die Tüte. Daher gibt es den Hinweis: »Bitte Gebrauchsinformationen auf Beutelinnenseite beachten!«.
Nun ist es leider nicht so, dass Konsul eine Tüte zum Umfüllen anbietet. Man muss also den Pergamentbeutel in der Mitte der Rückseite senkrecht aufscheiden, um an die wichtigen, rot gedruckten Gebrauchsinformationen zu kommen. Außen steht allerdings auch: »Packung dicht verschlossen … aufbewahren.« Und weiter: »Die Tageshöchstdosis von 20 Pastillen sollte nicht überschritten werden.« Was mache ich jetzt mit 200 lose herumfliegenden Salmiakpastillen?