Fontblog Artikel im Februar 2009

Marriott zwingt Designerin zur Aufgabe

Es war eines meiner Lieblingsrestaurants am Potsdamer Platz: der Midtown Grill des Marriott Hotels. Da geh’ ich jetzt nicht mehr hin. Habe eben bei Spießer Alfons erfahren, dass Marriott mit juris­ti­scher Brachialgewalt die Designerin Mari Otberg (Gipsstraße, Berlin) und ihr Hochzeitsmode-Label JustMariOT platt gemacht hat.

Auch das Stadtmagazin Tip berich­tete ausführ­lich darüber. Otbergs Markenname war die Verbindung aus »Just married« und ihren Initialen OT. Marriot sagt sinn­gemäß: Alles Lüge – ihre Marke schmückt sich mit unserem guten Namen. Übergeschnappt!

Foto: www​.mariot​berg​.com


Video [ohne Worte]

Achtung, Videobild bewegt sich erst, wenn die Datei komplett geladen ist. Auf dieses (YouTube-) Verhalten habe ich keinen Einfluss.

Fällt Euch etwas auf?


CDU leiht sich Obama-Logo-Idee

Die CDU hat jetzt im Internet die heiße Phase ihres Bundestagswahlkampfes einge­läutet: mit der teAM Deutschland Seite. Diese weckt – zumin­dest visuell – Erinnerungen an die Kandidaturkampagne des US-Präsidenten Barack Obama. So begrüßt einen nicht nur der Obama täuschend ähnlich sehende Charles Muhamad Huber auf der Einstiegsseite – der aus »Der Alte« bekannte Schauspieler unter­stützt des teAM –, auch das down­load­bare Key-Visual lehnt sich am berühmten Obama-Logo an: Es ist rund, und stellt eine sich perspek­ti­visch verjün­gende, drei­spu­rige Landebahn dar. Der Blogger Christian Söder hat’s als erster gemerkt (subjek​ti​vi​taeten​.de). n​-tv​.de zitiert die CDU-Sprecherin Eva Wüllner mit den Worten: »Alles Zufall … wir kopieren nichts«.

Wer sich über die selt­same Schreibweise von teAM wundert … ein Werber hat entdeckt, das AM die Initialen der CDU-Spitzenkandidatin sind, die wieder Bundeskanzlerin werden möchte.

Ich möchte nicht uner­wähnt lassen, dass der Schöpfer des Original-Logos – Sol Sender – auf unserer TYPO 2009 Konferenz im Mai sämt­liche grafi­schen Geheimnisse der Obama-Wahlmaschine darglegen wird. Mein Tipp an die CDU: hier anmelden. Das Referat findet am Samstag, dem 23. Mai 2009, um 20:00 Uhr, im Haus der Kulturen der Welt statt, das bequem zu Fuß zu errei­chen ist von Kanzleramt, Bundestag und Parteizentrale.


»Wenn ihr einen Verband braucht, geht zum Arzt!«

oder: Kann es eine Solidarität der Designszene geben?* von Jürgen Siebert

Zu den tagtäg­li­chen Missachtungen der Kommunikationsdesigner gehören unan­stän­dige Wettbewerbe, herab­las­sende Auftraggeber, anpran­gernde Massenmedien, Ignoranz gegen­über ihrer (Dienst-)Leistung und die finan­zi­elle Geringschätzung ihrer Arbeit. Das (inzwi­schen entsorgte) Cottbus-Logo hat gezeigt: Wenn alles zusammen kommt, entsteht Müll, alle Beteiligten sind frus­triert und niemand weiß so richtig warum.

Dass es die Initiative Fidius für faire Designwettbewerbe geben muss, ist für sich schon ein Skandal. Geradezu himmel­schreiend: Unter den ersten vier Preisträgern findet sich ein Nestbeschmutzer, eine Designinstitution, die eigent­lich ihre Schäfchen vertreten und schützen soll, anstatt sie beim »Designpreis der Bundesrepublik Deutschland« mit 4stelligen Teilnahmegebühren zu schröpfen. Wenn wir jetzt anfangen uns gegen­seitig zu zerflei­schen, dann Gute Nacht Designland Germany.

Der Ruf nach einer Designkammer erklang jüngst. Nun kann keiner behaupten, dass es der Branche an Vertretung(en) fehle. Ganz im Gegenteil, möchte man meinen, denn die Landschaft der Designverbände ist fruchtbar und glie­dert sich wie folgt:

BDG (Kommunikationsdesign), VDID (Produktdesign), VDMD (Modedesign), IO (Illustratorenorganisation), AGD (für alle Sparten), desi­gne­rin­nen­forum (Frauen-Mischverband, teils dem AGD zuge­ordnet), forum Typografie, forum für Entwerfen, DDC, 100 Beste Plakate, … und über 20 föderal orga­ni­sierte Designzentren – von der Design-Initiative Nord (Kiel) über das IDZ in Berlin bis hin zum Design Zentrum München.

Glücklicherweise gibt es den Versuch der Interessenbündelung. Die großen Berufsvertretungen sind seit November 2006 in der Initiative Deutscher Designverbände IDD orga­ni­siert, eine Art infor­meller Dachverband mit dem Ziel, »die Rahmenbedingungen für Designerinnen und Designer sowie der Design-Nutzer zu verbes­sern.« Der Präsident des IDD, Henning Krause, hat ein grif­figes Bild für seine Arbeit: »Interessenvertretung ist Dickbrettbohren.«

Kein Grund die Waffen zu stre­cken. Immerhin ist es Erik Spiekermann dank jahre­langem persön­li­chem Engagement gelungen, von der Europäischen Union als einzigem Kommunikationsdesigner in eine Riege der Botschafter für das European Year of Creativity and Innovation 2009 aufge­nommen zu werden, neben so etablierten Berufen wie Dirigent, Architekt, Choreograf und Handy-Unternehmer.

Dass Spiekermann nicht viel von Interessenvertretungen hält ist spätes­tens seit dem Forum Typografie in Berlin 1991 bekannt, wo er das Thema gesamt­deut­scher Designverband mit den Worten wegbü­gelte: »Wenn ihr einen Verband braucht, geht zum Arzt.«

Was zählt, ist das Engagement eines jeden einzelnen. Jede Designerin, jeder Designer, die/der unauf­hör­lich für das Ansehen seiner gestal­te­ri­schen Arbeit kämpft ist mehr Wert als eine orga­ni­sierte, aber schwei­gende Masse. Die TYPO 2009 möchte ihren Beitrag dazu leisten, dass die Stimme der deut­schen Designerinnen und Designer gegen­über Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit lauter wird.

Hierfür reser­viert sie den Nachmittag des 2. Tages für die Aktivisten der Szene. Parallel zum Vortragsprogramm werden sie in 3 Veranstaltungen Gelegenheit haben, ihre Erfahrungen und Ideen zu präsen­tieren und auszutauschen.

Weil ich mir wünsche, dass an diesem Nachmittag nicht nur wirt­schaft­lich erfolg­reiche Designer ihren Input geben, sondern ein Querschnitt der Gesamtszene mitwirkt, werden die Türen zu den 3 o. g. Veranstaltungen auch nicht-akkre­di­tierten Besuchern offen stehen. Bitte vormerken!
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* der unge­kürzte Beitrag im TYPOblog; Foto: ©ƒStop @ FontShop


Ein Hinweis, zwei Erinnerungen

Die 2. Subskriptionsphase der TYPO-Konferenz endet am Wochenende. Studenten und Profis: Schnell anmelden, um in den Genuss der Sonderpreise zu kommen.

Die TYPO 2009 wird anders werden, als die letzten FontShop-Konferenzen. Warum, das habe ich heute mal im TYPOblog versucht zu begründen: Die neue Verantwortung.

Dann endet – eben­falls am Wochenende – das mit der TYPO eng verbun­dene FontFont-Skill-Set-Angebot. Alles dazu auf dieser Fontblog-Seite …


Mein Arbeitstag aus der Sicht von Safari 4 [Update]

Der erste Eindruck vom eben veröf­fent­lichten Safari 4.0 Beta: intuitiv, schnell und über­sicht­lich. Oben im Bild die neue Ansicht Top Sites … womit nicht die Top-Sites im World Wide Web gemeint sind, sondern meine (auto­ma­tisch ermit­telten) meist­be­nutzten Webadressen. Und da ich 80 % davon jeden Tag besuche, ist das für mich schon mal per se eine nütz­liche Funktion.

[Update] Fatal: ausge­rechnet seine eigene Funktionalität kann Safari auf der Apple-Homepage nicht korrekt darstellen, die in HTML5 gebaut ist … alle anderen Seiten dort sehen gut aus.


Fraktur schreiben mit Courier

Oder eine Schreibschrift, ein Seifenblasenalphabet und über 100 weitere Schriftarten. Der Text-ASCII-Art-Generator macht es möglich. Auch in Farbe und 3D.


100 Beste Edition: die Topseller

Immer wieder fragen FontShop-Kunden, ob es die preis­werten 100-Beste-Schriften-Pakete unserer inzwi­schen komplett erschie­nenen Edition weiterhin gäbe. Ja, sie sind weiterhin einzeln lieferbar. Man muss also kein Abonnent sein, um in den Genuss einer nütz­li­chen OpenType-Original-Schriftfamilie zu kommen (à 199 €). Was in den jewei­ligen Paketen drin ist, steht in diesem PDF. Hier geht es zur Bestellseite und dies sind unsere Bestseller:

01. Neue Helvetica OT
02. Frutiger OT
03. ITC Officina OT
04. Futura OT
05. Bauer Bodoni OT
06. FF Meta OT
07. Gill Sans OT
08. FF DIN OT
09. FF Scala OT
10. Univers OT