Fontblog Artikel des Jahres 2008

Warum soll ;-) keine Marke sein dürfen?

Spiegel Online regt sich darüber auf, dass sich ein Russe das Emoticon ;-) als Marke hat schützen lassen. Ja warum denn nicht? Man kann sich doch auch ein VW, ein AEG und ein O₂ als Marke schützen lassen. Eine Buchstabenkombination als Marke zu regis­trieren ist welt­weit Usus. Niemand bean­sprucht damit ein Zeichen für sich alleine, niemand kann ein Zeichen aus dem Alphabet wegkaufen. Auch kein Emoticon.


Fontnäpfchen (13): Gesundheitszentrum [Ende]

Gesundheitszentrum

Das Gesundheitszentrum gegen­über FontShop in der Bergmannstraße ist immer wieder ein Quell typo­gra­fi­scher Besonderheiten. Es fing schon mit der Baustelle an (Haus der Kulturen der Welt wird »das Haus«), dann folgte die Eröffnung des Kaiser’s-Marktes (Willkommen in der Bergmannstraße, Kaiser’s) und nun entdeckte unser Besucher Erik van Blokland einen typo­gra­fi­schen Fehler in der Gebäudebeschriftung. Welchen? (klicken, um Abbildung zu vergrößern).

[Nachtrag] Ich habe wieder den Quizfilter einge­schaltet: Richtige Antworten werden für einige Stunden nicht veröf­fent­licht. Und tatsäch­lich liegt hinter mir auf der Fensterbank noch ein TypoQuiz, das ich unter den rich­tigen Antworten verlosen werde. Und noch ein Tipp: Es geht nicht um BERGMANNSTRASSE sondern um GESUNDHEITSZENTRUM.

[Ende] Tatsächlich ist das H verkehrt montiert, nämlich um 180 ° gedreht. Binnen einer Stunde kamen 22 rich­tige Antworten. Phänomenal. Das TypoQuiz geht an Sibylle Reichelt. Eine Abbildung zur Lösung:


100 Beste Edition: Band 19 und 20 sind da!

Kurz vor Weihnachten voll­endet FontShop seine 100 Beste Schriften Edition. Heute erscheinen die beiden letzten Bände, gemeinsam mit einem hoch­wer­tigen hand­ge­fer­tigten Schuber, der alle 20 Volumes aufnimmt. Das Erscheinen der Komplettedition heißt jedoch nicht, dass die Editionspakete demnächst auslaufen. Sie werden weiterhin erhält­lich sein. Es sei in diesem Zusammenhang daran erin­nert, dass die Edition nicht nur die besten Schriften aller Zeiten feiert, sondern auch die besten Preise aller Zeiten für diese ausge­wählten Originalschriften – dank der groß­ar­tigen Kooperation mit unserem Partner Linotype.

In den Genuss dieser Preise kommen nicht nur die Käufer der Komplettedition, auch der Erwerb einer Einzelausgabe sparen eine Menge. Im Falle von Band 19, der hier vorge­stellten News-Gothic-Familie, heißt das konkret: statt des empfoh­lenen Verkaufspreises von 8 x 49 € = 392 € kostet die OpenType-Std.-Familie im Rahmen der Edition nur 199,– € im Einzelverkauf … Abonnenten genießen den noch­mals redu­zierten VK von 178,– €.

Heute erscheinen also Band 19 und 20 der von FontShop ins Leben geru­fenen 100 Beste Schriften Edition: News Gothic OT uns FF Quadraat OT (Edition-Bestellseite für Neuabonnenten und Einzelkäufer). Zur News Gothic OT: Auf der CD befinden sich 8 essen­zi­elle Schnitte, es fehlen ledig­lich die 4 selten einzu­set­zenden Schnitte Thin, Thin Italic und Light, Light Italic. Alle Fonts laufen dank OpenType sowohl auf PCs als auch Macs, dürfen auf 5 Arbeitsplätzen instal­liert werden.

Bei ihrer Geburtsstunde 1908 bestand News Gothic aus nur zwei Schnitten: einem Medium-Textschrift mit dem Namen »News  Gothic« und einen leichten Zwillingsschnitt namens »Lightline Gothic«, beide entworfen vom Morris Fuller Benton. Erst 1958 wurde die Familie (vorläufig) voll­endet, mit zwei fetteren Graden. Die auffäl­ligsten Buchstaben der platz­spa­renden Lineargrotesk sind die huma­nis­tisch ange­hauchten Kleinbuchstaben a, g und t. Erst seit 2006 gibt es weitere Strichstärken der News Gothic, unter anderem auch den Black-Schnitt (gerade und kursiv). Band 19 der 100 Beste Schriften Edition bietet eine nütz­liche Zusammenstellung zum attrak­tiven Preis.

Der letzte Band der Edition bring noch mal einen FontFont-Familie ins Spiel, die FF Quadraat. Es ist zwar eine digital erstellte Schrift, Ausgangsbasis der Quadraat waren jedoch Zeichnungen, die Fred Smeijers im gleich­na­migen Designbüro anfer­tigte. Die Familie sollte neu aussehen, aber an altbe­währte Vorbilder anknüpfen, zum Beispiel Garamond, Times oder Plantin. Die fast gerade stehende Kursive dagegen legte Smeijers ausge­spro­chen eigen­willig und origi­nell an – sie wurde zu einer Art Markenzeichen der
Quadraat. Erst 1997 fügte Smeijers der FF Quadraat eine Sans-Version hinzu. Er reihte sich damit in eine hollän­di­sche Tradition ein, die 1930 mit Jan van Krimpen begann, der einst seiner Romolus
die Serifen entfernte; später folgten Martin Majoor (FF Scala) und Lucas de Groot (Thesis).

Die Bände »News Gothic OT« und »FF Quadraat OT« der »100 Besten Edition« sind ab heute zum Preis von 199,– € erhält­lich (siehe oben). Abonnenten der Edition bekommen sie auto­ma­tisch mit dem Sammelschuber auto­ma­tisch zuge­stellt und zahlen nur je 178,– €.


FontShuffle, die erste Woche

Vor einer Woche erschien FontShuffle im App-store. Bis heute wurde das Programm welt­weit 5500 mal geladen. Die Resonanz war größ­ten­teils positiv … eine Auswahl nach dieser Einleitung. Auf der Wunschliste für Version 1.1 stehen, sortiert nach Priorität: abschalt­barer Sound, Schriftnamen-Suche, neues Icon, mehr Fonts und Listenansicht als Alternative zum Shuffeln. Das deckt sich weit­ge­hend mit unseren eigenen Vorstellungen. Sogesehen ist es auch nicht verkehrt, die aktu­elle FontShuffle-Version als Betaversion zu betrachten, wobei der App-store einen solchen Zustand (leider) nicht kennt.

Da sich das iPhone-App mit seinem intui­tiven Stammbaum vornehm­lich an Einsteiger wendet, fielen die inhalt­li­chen Verbesserungsvorschläge etwas dürftig aus. Daher habe ich sie einfach ange­for­dert, zum Beispiel bei Indra Kupferschmid, die wohl wich­tigste Schrift-Klassen-Reformerin im Land. Von ihr kamen wunder­bare Vorschläge zur weiteren Vereinfachung der sechs Klassen-Ordnungen und der Umsortierung einiger Familien, so dass es bald noch mehr Transparenz …

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Georg enstraße ist wieder Georgenstraße


Vor 4 Wochen war es meine erste Frage im Kalendsadventer-Spiel: »Warum heißt die ›Georgenstraße‹ in Berlin Mitte ›Georg enstraße‹?« Typografisch betrachtet eine heraus­for­dernde Lücke. Wir wissen nicht die Antwort, und trotzdem gibt es eine Lösung für das Problem. Das Schild wurde gerade entfernt und durch ein nagel­neues ersetzt, einschließ­lich gebürs­tetem Aluminiumrahmen. Fall erledigt.


Entlassung bei Adobe-Type

Thomas Phinney, der lang­jäh­rige Produktmanager für Fonts und globale Typografie in der Adobe-Niederlassung Seattle (Washington, USA), teilte vergan­gene Nacht seinen Branchenkollegen mit, dass er das Unternehmen nach 11,5 Jahren verlassen werde. Die Personalabteilung habe ihm ein Angebot gemacht, »das er nicht ausschlagen konnte«. Anders ausge­drückt: seine Stelle wurde gestrichen.

Phinney war Sprecher auf der TYPO 2008. Seit 2004 ist er Vorstandsmitglied der Association Typographique Internationale (ATypI). Er war Autor das Weblogs Typblography. Eine seiner Leidenschaften ist die foren­si­sche Typografie. Bereits mehr­mals zogen ihn Richter bei Fälschungsprozessen als Gutachter hinzu, und die Washington Post zitierte ihn zu den angeb­lich gefakten Memos der National Guard und US Präsident Bush.


Typodarium ist ausverkauft

Bei FontShop (und beim Schmidt Verlag) ist der tägliche typo­gra­fi­sche Abreißkalender »Typodarium« ausver­kauft. Schade – ich habe selbst auch keinen, weil ich alle Belegexemplare im Kalendsadventer verlost habe. Also, wenn Ihr das Teil even­tuell noch im Buchhandel findet: zugreifen!


Wer will ½ Typo-Professor/in werden?

Die Design-Akademie Berlin (FH) für ihren Fachbereich Kommunikationsdesign einen/eine Professor/Professorin für Typografie. »Wir erwarten für diese Stelle eine Persönlichkeit, die sich durch möglichst mehr­jäh­rige beruf­liche Erfahrung im einschlä­gigen Bereich auszeichnet und auch möglichst Unterrichtserfahrung mitbringt.« Hier steht mehr …