Sound-Logo-Crowdsourcing bei Sennheiser
Was den Grafikern recht, ist den Akustikern billig … Jetzt sucht Sennheiser mittels Wettbewerb ein Logo, genauer: ein Sound-Logo. Wie klingt Sennheiser? »Das möchten wir zusammen mit Musikbegeisterten weltweit herausfinden«, betont Susanne Seidel, Geschäftsbereichsleiterin Global Marketing bei Sennheiser. »Unsere Kunden haben ein riesiges Potential an Kreativität«.
Bis zu acht Sekunden lang darf die eingereichte Sound-Sequenz sein (MP3-Format, Stereo, 128 kBit/s, max. 10 MB). Ab dem 15. August 2008 darf dann das Publikum abstimmen.
Anders als bei Ausschreibungen im grafischen Bereich sind für Sennheiser Etat-Positionen wie Honorar und Nutzungsrechte ganz normaler Alltag: es winken 5000 € Honorar und bis zu 30.000 € pauschale Nutzungsvergütung für den weltweiten Einsatz eines solchen Sound-Logos. Von solchen Wettbewerbsbedingungen können visuelle Gestalter nur träumen. (Quelle)
Texte analysieren
Wenn ich mir die zuletzt geschriebenen Texte hier im Blog genauer anscheue, komme ich zu der Erkenntnis: sehr ich-bezogen. Das überrascht nicht, denn mittels einer Reportage bin ich der neuen Geschäftsidee Musicbon auf den Grund gegangen. Den visuellen Beweis meiner Analyse liefert der verblüffende Typotransformat. Er zerlegt eigene Texte aber auch die aktuellen Nachrichten und baut sie zu einer sinnentleerten Stichwort-Wolke zusammen, die zum Beispiel stilistische, ideologische oder inhaltliche Veranlagungen des Geschriebenen hervorhebt.
Musicbon (Ende): Alles wird gut …
Gestern Abend fand dann der große Augenblick des Downloads statt … und der war gut. Die Musicbon-Seite ist grafisch und technisch vorzüglich gebaut. Sie präsentiert sich direkt mit der Eingabemaske, ohne mit einer Anmeldeprozedur oder Kleingedrucktem zu nerven. Ich tippe zunächst die 12 Zahlen meines Kassenzettels und dann die 3-stellige Prüfziffer auf der Rückseite des Musicbon ein. Es folgt eine kurze Spambot-Sicherheitsabfrage und schon kann ich meine Musik downloaden.
Das Album landet als 110 MB große Zip-Datei auf meiner Festplatte, ein Doppelklick entpackt die 14 Musiktitel in einem Ordner, den ich anschließend auf das iTunes-Icon ziehe. Und schon spielt die Musik. Die Metadaten der Songs sind ordentlich angelegt, einschließlich Titelnummern und Erscheinungsjahr (2008). Geradezu vorbildlich ist die Behandlung des Album-Artworks: mit einem Klick bekomme ich eine 1400 x 1400 Pixel großes jpg-Datei des Covers geliefert, gekennzeichnet mit einem Aufkleber »Premium Edition«, die ich auf 700 x 700 Pixel herunterrechne und den Metadaten meiner Songs hinzufüge (meine Standard-Methode).
In einem zweiten Download-Prozess rufe ich das Bonus-Material ab: zwei zusätzliche Songs, das digitale Booklet (PDF) und ein Musikvideo. Kleiner Wermutstropfen: das Video (Endung .mpg) wird weder von iTunes, noch von Quicktime erkannt, sondern mit der Bemerkung »Die Datei ist keine Filmdatei« ignoriert. Ich habe eine Support-Email an die einzig auffindbare Adresse auf www.musicbon.de gesendet, zum Entwickler der Site in die Schweiz. Mal sehen, ob sich da noch etwas tut.
Übrigens könnte ich die Musik noch zweimal vom Server laden. Einzige Voraussetzung ist, dass ich mich zuvor registriere. Danach käme ich in den Genuss einer weiteren technischen Besonderheit, hätte ich einen PC und keinen Macintosh: Die gekauften Songs lassen sich auch per Stream an einen Computer anhören, zum Beispiel an den Rechner eines Freundes, bei dem ich mich unter www.musicbon.de einlogge.
Auch die Übertragung der 100 % DRM-freien Musikdaten auf meinen iPod lief übrigens problemlos (siehe Abbildung oben).
Fazit: Vorne pfui, hinten hui. Der Erwerb eines Musicbon-Prepaid-Download-Passes am Point-of-Sale – driekt neben der regulären Musik-CDs – ist eine unsinnige Vertriebsidee. Das Downloaden kompletter Alben via Zifferncode (DRM-freies MPEG mit 256 kBit/s, hochaufgelöstes Cover) auf der Musicbon-Webseite ist ein Genuss. Lösungsvorschlag: Zifferncodes online verkaufen, fertig.
Musicbon (4): »Der Kunde ist bereit zu zahlen …«
Um 13:45 kommt der Anruf: »Wir haben das System aufgespielt, sie können den Musicbon jetzt kaufen. Ich lege ihnen ›Alicia Keys‹ zurück.« Nur 60 Minuten später schwebe ich im gläsernen Aufzug in die 5. Etage des Saturn-Markts im Europa-Center. An der Musiktheke übergibt mir ein Mitarbeiter das knifflige Produkt, gekennzeichnet mit einem Notizzettelchen.
An der Kasse im Erdgeschoss läuft alles zunächst wie erwartet: erst den EAN-Code einlesen, dann fordert das System die Seriennummer, die ebenfalls als Barcode auf der Verpackung des Musicbon prangt. Doch was ist das: »Karte bereits freigeschaltet. Verkauf fehlgeschlagen …« meldet das Display des Computers. Zweiter Versuch, gleiche Meldung. Die Kassiererin ruft ihre »Chefin«, die es noch mal an einem anderen System versucht. Nix da …
Wir gehen gemeinsam in den 1. Stock an jene Kasse, wo gestern bereits der Kauf fehlgeschlagen war. Die Mitarbeiterin dort erinnert sich nicht nur an mich, sondern auch an die gestrigen Tests ihrer Kollegen aus der Musikabteilung, kurz vor Feierabend … mit zwei Musicbons, einer davon Alicia Keys: »Das hat dann irgendwann funktioniert«. »Na ja« kombiniere ich »vielleicht halten wir eines der gestern verwendeten Testexemplare in Händen, das bereits freigeschaltet ist.« Ein doppeltes Freischalten wird aus Sicherheitsgründen verhindert.
Anders als gestern geplant, gibt es im Saturn Europa-Center nun doch ein spezielles Musicbon-Regal … dazwischen einsortiert die hauseigenen Gutschein-Cards – die flexiblere Alternative zum Musicbon
Das klingt plausibel. Also beschließt die Abteilungsleiterin, ein anderes Exemplar des Alicia-Keys-Musicbon aus der 5. Etage zu holen. Zuvor bitte ich sie, auf den Aufdruck »Premium Edition: Album + Bonusmaterial« zu achten, denn das Album liegt in zwei Versionen im Regal, beide zu je 9,99 €.
Nur 3 Minuten später ist sie wieder zurück, und jetzt klappt alles … fast alles. Das System schaltet richtig, weist aber einen Preis von 12,99 € aus. Das überrascht mich nicht, denn so stand es auch in der Musicbon-Pressemitteilung: Alben mit Bonusmaterial sind 3 Euro teurer als Standard-Alben. Sie ruft wieder in der Musik-CD-Etage an. Es folgt ein längerer Dialog am Telefon, die Stichworte »falsch ausgepreist« und »ist jetzt freigeschaltet« fallen, und mir wird ganz schnell klar: Wenn ich jetzt auf die 9,99 € bestehe, verlasse ich den Markt ein 3. Mal ohne Freischaltcode. Also gebe ich schnell und freundlich zu verstehen, dass ich gerne die 12,99 € bezahle, so wie sie der Saturn-Zentralcomputer gespeichert hat. Die beiden Damen an der Kasse zeigen sich erleichtert und man beendet das Telefonat mit den Worten »Der Kunde ist bereit, den Preis auf dem Kassenbon zu zahlen …«.
Fast etwas stolz verlasse ich den Saturn-Markt … nicht ohne einen prüfenden Blick auf den Kassenzettel zu werfen. Ich vergleiche die ausgedruckte Seriennummer mit der auf der Verpackung und überfliege das Kleingedruckte: »Innerhalb von 2 Jahren einlösbar« … »In 2 Schritten zum Download …« … »Mit dem Erwerb der musicbon-Karte erkl∑rt sich der Kunde …«. OK, geschenkt … darum kümmere ich mich später. Jetzt fahr’ ich erst mal nach Hause und schalte die Musik frei.
Meine (vorläufige) Abschlussrechnung: 3 x Anfahrt per PKW (pauschal je 15,00 €) sowie 3 x Parken (4 € + 2 € + 0,50 €) macht zusammen mit dem Musicbon (12,99 €) 64,49 €. Die Alicia-Keys-CD kostet bei Saturn übrigens 14,99 € – aber ohne Bonusmaterial.
Preview des SAT.1-Redesigns auf YouTube?
Seit gestern ist auf YouTube ein SAT.1-Markenwelt-Trailer auf YouTube zu sehen, der ganz offensichtlich einen Vorgeschmack auf das anstehende Redesign gibt. Die dominierende Farbe scheint ein tiefes Rot zu werden, wobei gegen Ende des Trailers die Platte der vertrauten SAT.1-Regenbogenfarben nochmals anklingt. Die Schrift erinnert an VAG Rounded und hinterlässt einen positiven Eindruck: neutraler als die technoiden Redesigns der letzten Monate (zuletzt Kabel Eins) gleichwohl eigenständig und vor allem robust durch die abgerundeten Striche.
[Update] Ich lese gerade, dass DWDL weitere Details über den geplanten Relaunch bereithält.
Musicbon (3): »Verkauf fehlgeschlagen …«
Seit Freitag sollte die neueste Idee der Plattenindustrie bei Saturn erhältlich sein: der Musicbon (Fontblog berichtete). Am Samstag wollte ich eine Exemplar der Prepaid-Download-CD erwerben, doch die Lieferung war noch nicht eingetroffen. Man vertröstete mich auf Montag.
Als ich heute gegen 18:00 Uhr in der 5. Etage des Saturn Europa-Center eintreffe, sehe ich die Ware bereits von weitem zwischen den CD-Regalen stehen. Rund 1500 Musicbons von 30 Alben lagern in 4 graue Transportboxen. Eine Mitarbeiterin ist damit beschäftigt, diese den regulären CDs hinzuzufügen, was mich überrascht: Ist »die völlig neue Art des Musikkonsums« nicht einzigartig genug, um ihr zur Premiere ein eigenes Regal zu reservieren?
Innerlich freue ich mich über den Containerverkauf, denn umso schneller finde ich ein Musicbon-Album, das mir zusagt. Ich hätte gar nicht die Zeit, alle Regale abzuklappern und Hunderte von Alben daraufhin zu durchforsten, ob sie zusätzlich als Prepaid-Version verfügbar sind. Es dauert keine Minute, da habe ich mich für Alicia Keys’ »As I Am« entschieden. Es ist ein Musicbon, der auch das Laden von Bonus-Material einschließt und eigentlich 12,99 € kosten soll, aber mit 9,99 € ausgezeichnet ist. Vielleicht ein Einführungspreis.
Meine Freunde über das Schnäppchen währt nicht lange. An der Kasse im 1. Stock gibt es Komplikationen. Das System meldet: »Verkauf fehlgeschlagen«. Die Warenwirtschaft von Saturn ist nicht darauf vorbereitet, mir einen Kassenbon mit dem 12-stelligen Freischaltcode zu generieren. Der Musicbon selbst enthält nämlich lediglich eine 3-stellige Prüfziffer. Erst beim Bezahlen wird das System durch das Einlesen zweier Barcodes und die anschließende Generierung des Freischaltcodes »scharf geschaltet«. Das schützt erstens vor Diebstahl und zweitens nehme ich an, dass Saturn erst in jenem Moment der Einkaufspreis berechnet wird.
Doch dies allen klappt nicht. Ich gehe zurück in die 5. Etage, wo zwei Mitarbeiter bereits telefonisch von der Kassiererin vorgewarnt wurden und über eine Lösung des Problems grübeln. Wir einigen uns darauf, den Kauf abzubrechen. Ich lege den Musicbon zurück, hinterlasse meine Telefonnummer und warte auf einen Anruf, wenn das System funktioniert.
Meine Bemühungen, Deutschlands erster Musicbon-Kunde zu werden scheinen erfolgreich zu sein. Kleine Zwischenrechnung: 2 x Anfahrt per PKW (pauschal je 15,00 €) sowie 2 x Parkhaus (4 € + 2 €) macht inzwischen 36,– €. Macht nix. Noch macht das Experiment Spaß.
Achtung, Ironie: Lesen sie in Folge 4 warum der Download am Macintosh nicht klappt und in Folge 5, warum sich Musicbon-Musik nicht auf einem iPod abspielen lässt.
Fortune-Titelbilder aus den Jahren 1933 bis 1969
Wunderbar illustrierte Titelseiten aus der Frühzeit des US-Magazins Fortune gibt es in dieser Fortune-Magazine-Cover-Galerie.
Besuch bei Wolff Olins
Die Arbeit der Londoner Markenagentur Wolff Olins wurde noch nie so kontrovers diskutiert wie in den vergangenen Monaten … erst London 2012, dann New York City. Das führende britische Designmagazin Creative Review hat nun den Designberater Adrian Shaughnessy, einen der schärfsten Kritiker des Olympia-2012-Corporate-Designs, zu Wolff Olins geschickt, um die Denk- und Arbeitsweise der Markenstrategen besser zu verstehen. Er lernt unter anderem, dass sich das »moderne Branding wegbewegt von netten Regeln und einem erstickenden Diktat … hin zum Flüssigen und Expressiven«.
Doch der Wolff-Olins-Weg könne kein Vorbild für kleine Designbüros sein. »Wolff Olins Methode funktioniert immer dann, wenn es um große, öffentlichkeitsorientierte Einrichtungen geht, die ihr Tun ständig messen und überprüfen. Kleine Designbüros, die sich auf ihre Intuition verlassen und ihre angeborenen ästhetischen Fähigkeiten, leisten gleichermaßen gute Arbeit. Anders ausgedrückt: Auch dort entstehen brillante Bausteine für die visuelle Kommunikation, jedoch ohne die intellektuelle Pyrotechnik, die Wolff Olins umgibt. Der große Unterschied, der Wolff Olins Leistungen bemerkenswert macht, liegt darin, dass sie ihre Arbeit auf dem öffentlichen bzw. industriellen Präsentierteller verrichten. Sie müssen ihre Ideen gegenüber dickköpfigen Managern und öffentlichen Einrichtungen verkaufen, die über Etats und Ausschreibungen entscheiden. Kreative Höchstleistungen sind schwer zu erzielen in diesem Umfeld und nur wenigen gelingt das.«
Der Beitrag erscheint in der Februar-Ausgabe von Creative Review und ist hier online zu lesen.