Fontblog Artikel im Juni 2008

Neues GmbH-Recht: Gefahr für Designer

Der BDG :Bund Deutscher Grafik-Designer e.V. weist in einer heutigen Stellungnahme darauf hin, dass »die Einführung der so genannten ›1-Euro-GmbH‹ ist eine Gefahr für die soziale Absicherung zahl­rei­cher Freiberufler« darstellte. Der Berufsverband der Kommunikationsdesigner fordert daher flan­kie­rende soziale Maßnahmen.

Am gest­rigen Donnerstag hat der Bundestag beschlossen, GmbHs auch ohne das bislang nötige Garantiekapital zuzu­lassen. Der BDG befürchtet nun, dass die Zahl an schein­selbst­stän­digen Designern, die schon jetzt in Unternehmen ohne entspre­chende arbeits­ver­trag­liche Absicherung durch sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tige Beschäftigungsverhältnisse tätig sind, in rasantem Maße ansteigen werden – und zwar jetzt völlig legal als Ein-Personen-GmbH.

Der Vorteil für den Auftraggeber läge auf der Hand: Werde eine GmbH beauf­tragt, so fallen keinerlei Sozialversicherungsbeiträge an. Und nicht nur das: Zusätzlich entfallen auch bei Auftragsvergabe an eine GmbH die Abgaben an die Künstlersozialkasse.

Seit der Einführung vermehrter Kontrollen der Künstlersozialabgaben würden schon jetzt frei­be­ruf­liche Designer durch poten­ti­elle Auftraggeber vermehrt zur Gründung einer GmbH gedrängt, so die Beobachtung des BDG. Mit dem Wegfall des Mindestkapitals werde es zu einem größeren Druck kommen.

Der BDG schlägt daher vor, Sozialversicherungsprüfungen auch bei Betreibern von GmbHs vorzu­nehmen. Weiterhin sollten Zahlungen an GmbHs zukünftig eben­falls mit der Künstlersozialabgabe belegt werden.


FFFFUCK OFFF … oder:

Warum ffffound​.com das Gehirn der Designer verklebt

von HD Schellnack

Ich kann ffffound​.com nicht mehr sehen. Ich glaube inzwi­schen, die Site (und ihre endlosen Nachahmer) ist ein Kreativitätskiller erster Güte. Sicher, anfangs schien ffffound eine groß­ar­tige Idee zu sein: der Web-2.0-Gedanke, die Community-Idee, die Flut an tollen Bildern. Ruckzuck ist der Tag um, während man auf Photos starrt, Illustrationen, Plakate,  Broschüren, T-Shirts und eigent­lich alles, was man irgendwie gestalten kann.

Genau diese Flut ist das Problem. Wenn ich Studenten eine Aufgabe stelle, schmeißen sie zuerst Google an. Design by Google heißt: Einen Begriff eingeben, der mit der Aufgabe zu tun hat, und die Bildersuche so lange durch­frosten, bis sich eine Inspiration einstellt. Wenn Werber eine Kampagne planen, durch­forsten Sie Online-Bildarchive, um sich Anregungen zu holen. Als ob wir nicht schon genug mit Second-Hand-Eindrücken …

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Der unvermeidliche EM-2008-Spaßbeitrag

Wir hatten hier viel Spaß vor 2 Jahren mit Fußball-WM-Themen: Trikot-Typografie, ABBA-Songparodien, singenden Flaschenöffnern und Mitarbeiter-Fan-Fotos. Heute landete eine MP3-Datei (auf auf MyVideo als Film zu finden) auf meinem Schreibtisch mit der türkisch inter­pre­tierten Version der deut­schen Nationalhymne. Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele hatte sich damals viel Ärger einge­han­delt mit der Anregung, eine türki­sche Version der deut­schen Nationalhymne zu kompo­nieren und zu texten. Ein unbe­kannter Sänger (nicht das Trio Kolore) schafft jetzt Fakten mit einer Integrationshymne: der deut­sche Hymnentext gesungen zu türki­scher Musik.


Versaleszett wird internationale Norm

Wie heise​.de meldet, ist jetzt das ß als Großbuchstabe von der Internationalen Organisation für Normung (ISO) als Norm veröf­fent­licht worden. »Ende Mai fand bei der ISO die finale Abstimmung statt, die Norm wurde ohne Gegenstimme ange­nommen, bestä­tigte Roman Grahle vom Deutschen Institut für Normung (DIN) gegen­über heise online. Das DIN hatte sich im vergan­genen Jahr für die Aufnahme als Standard einge­setzt. Am 23. Juni hat die betref­fende Ergänzung der Norm den Status 60.60 (›International Standard published‹) erreicht und ist damit gültig.«

Am 4. April trat bereits die Unicode-Version 5.1 in Kraft, die das versale ß als Zeichen U+1E9E enthält (Fontblog berich­tete). Das zustän­dige Unicode Consortium steht der ISO bera­tend zur Seite. Heise betont, dass die Rechtschreibregeln von der neuen Norm nicht betroffen seien, das ß werde danach weiterhin in Großschreibweise als SS umgesetzt.


Musikvideo inszeniert Lyrics als Markenzeichen-Ballett

Noch mal vorzüg­liche Typografie, diesmal bewegt: So-Me, der stil­prä­gende Artdirektor hinter Ed Banger Records und Kanye Wests »Good Life«-Video, lässt für das Clip von Justices »D.V.N.O.« Logos tanzen. Video ansehen auf Pitchfork​.tv …


So sieht gute Typografie aus

multiverso adFür alle, die sich darüber beklagen, dass im Fontblog oft geschimpft und kaum gelobt wird. Diese Anzeige aus der neuen form Nº 221 ist vorbild­lich. Sie wirbt für die Designwoche des Weltdachverbands für Grafik-Design (Icograda). Die Veranstaltung findet unter dem Thema »Multiverso« vom 13. bis 19. Oktober in Turin statt, der Welt-Design-Hauptstadt 2008.

Icograda wurde 1963 in London gegründet, die Abkürzung steht für International Council of Graphic Design Associations. Es ist ein Verband unab­hän­giger Mitgliedsverbände aus insge­samt 57 Ländern aller fünf Kontinente, die zusammen ein globales Netzwerk formen. Die in der Icograda zusam­men­ge­schlos­senen natio­nalen Verbände setzen sich welt­weit für Grafik-Design, visu­elle Kommunikation, Design-Management, Design-Promotion und Design-Ausbildung ein. Die Organisation hatte bisher zwei deut­sche Präsidenten: Kurt Weidemann (1972 – 1974) und Helmut Langer (1989 – 1991).

Gestaltet wurde die hier gezeigte Anzeige von Zup Associati Design in Perugia. Das zeichnet sie aus: themen­ge­rechte Typografie, Überraschung, Lokalität und Mut. Natürlich lässt sich ihre Qualität nicht 1:1 auf andere Themen über­tragen, denn sie wirbt für eine Kulturveranstaltung, noch dazu eine grafi­sche – deswegen darf sie auch über die Stränge schlagen. Doch was spricht dagegen, auf ähnli­chem Niveau, mindes­tens aber über­ra­schend und mutig, für Schuhe, Insustriemessen oder ein Einkaufszentrum zu werben? Weitere Informationen zu Multiverso …


Designers Lieblingsschriften für Unicef

Das klingt nach einem fairen Deal: die £3 für das Buch »Fifty Designers’ Current Favourite Typefaces« gehen komplett an das Unicef-Myanmar-Projekt (Burma) um die Schäden und Leiden zu mildern, die der Zyklon Nargis hier am 2. Mai 2008 ange­richtet hat. Fünfzig Designer von Weltruf verraten ihr Lieblingsschriften, darunter die TYPO-Helden Stefan Sagmeister, Wim Crouwel und eBoy. Hier das Buch bestellen …


Alles muss raus: TYPO-2008-Shirts

Jetzt neu im FontShop, jeweils in drei Größen:

• das rosa T-Shirt der TYPO-Crew 2008, 100% Baumwolle, 180 g/m², 3-farbig bedruckt und nur 9 € das Stück.
• das graue T-Shirt für TYPO-Besucher, 100% Baumwolle, 180 g/m², 3-farbig bedruckt und nur 9 € das Stück.