Chaosradio: Die Geschichte der Typografie
Der Chaos Computer Club (genauer: Moderator Tim Pritlove vom Chaosradio) interviewt unseren Typo-Stammtisch-Freund Thomas Maier (Entwerfer des Linz-Logos, Fontblog berichtete) zur »technischen Entwicklung des Buchdrucks von Gutenberg bis heute«. Dabei werden eine große Zahl an Themen angeschnitten: die frühe Entwicklung von Schrift und Schriftzeichen, der Kupferstich als erste Drucktechnik, die Entwicklung der ersten automatischen Buchdrucktechnik durch Gutenberg, Aufbau und Konstruktion der Buchdruckmaschine, welche technischen Eigenheiten die Vorlage für heutige technische Fachbegriffe lieferten, wie der Buchdruck das Copyright hervorbrachte, die Entwicklung der Papierformate, die Ablösung des Handsatzes durch Zeilenguss-Systeme, die Automatisierung von Schriftsatz durch Digitalisierung mit Lochstreifen, die Einführung der Tastatur durch Schreibmaschinen und die Geburt gerasterter Schriftarten durch den Lichtsatz.
Zwei anregende Stunden: kompetent, konzentriert und lehrreich, eine tolle Auffrischung von Fachwissen.
Stefan Sagmeister bei FontShop [Update]
Spiegel Online schrieb gestern: »… Sagmeister bringt seine Weisheiten so amüsant und grafisch großartig an den Mann, dass man unbedingt sein wunderschönes Buch-Projekt ›Things I have learned in my life so far‹ haben sollte, das eher ein Buch-Objekt ist. 15 Hefte mit jeweils unterschiedlich gestaltetem Einband sind in einem Schuber gesammelt, der das durchlöcherte Gesicht mit den braunen Augen des Designers zeigt. 15 Möglichkeiten für eine ehrliche Haut – je nachdem, welches der Hefte im Schuber vorn liegt, hat Sagmeister Windpocken, ist fahl, geblümt oder pop-art-psychedelisch.«
Dem ist nicht viel hinzuzufügen, außer
• dass Stefan auf der von FontShop veranstalteten Konferenz TYPO 2008 sprechen wird
• dass sein Werk bei Amazon zur Zeit nicht auf Lager ist, wohl aber bei FontShop. Noch 20 Exemplare. Es kostet nur 39,80 €, keine Versandkosten.
[Update] Übrigens gibt es auch eine Mitmach-Internet-Seite zum Buch: thingsihavelearnedinmylife.com
Infotage Design, Schule für Gestaltung Ravensburg
Am 29. und 30. März 2008 stehen Design-Freunden die Türen der Ravensburger Schule für Gestaltung (SfG) offen. Hier bietet sich die Möglichkeit, die Schule und aktuelle Arbeiten der Studenten zu besichtigen, sich vor Ort zu informieren und an verschiedenen Vorträgen und Workshops teilzunehmen.
Seit 1984 bietet die SfG ein 8-semestriges Vollstudium im Bereich Informationsdesign an. Besondere Merkmale der Ausbildung: familiäre Atmosphäre (120 Studenten in 4 Semestern), praxisnahe Ausbildung (die Dozenten der SfG arbeiten alle in – teils eigenen – Agenturen) und das Konzept des »learning by doing« in allen Bereichen der Gestaltung.
Während der drei Infotage (Ein/Ausblick) sind zahlreiche Studenten vor Ort, um aus dem Studium und von ihren Erfahrungen aus Praktika zu berichten. »Der Beruf des Grafikdesigners ist in den letzten Jahren für viele junge Menschen eine interessante Option geworden, doch wissen viele nicht, was das Studium für sie bereithält.« betont der Mitorganisator Markus Slawik.
»Die Welt der Zeichen«, ein Vortrag mit Prof. Michael Kneidl, ist einer der Programmpunkte am Samstag, den 29. März. Als Koautor von Michael Götte und Martin Krampen, die in den 70er Jahren gemeinsam mit Otl Aicher das Standardwerk »Zeichensystem der visuellen Kommunikation« verfasst haben, ist er für das neue Kompendium »Die Welt der Zeichen« verantwortlich. Weitee Informationen …
Design-Dschungel an der FH Aachen [Update]
»Growing 48 hours« ist ein dreitägiges Design-Experiment an der FH Aachen im Fachbereich Design. Unter der Leitung von Prof. Karel Boonzaaijer und Prof. Ilka Helmig wird in der Ausstellungshalle des Fachbereichs, einem alten Flugzeughangar, in 48 Stunden mit 48 Studenten ein Dschungel entstehen — ein Dickicht aus verschiedenen Materialien und Ideen.
Ziel ist es, aus ungewöhnlichen Gegenständen verschiedenste Gewächse entstehen zu lassen: ohne Pause, ohne Kompromisse und ohne Noten. Es wird Tag und Nacht gearbeitet, bis der Urwald fertig ist. Die Materialien für dieses Designprojekt sind zum großen Teil von Firmen gespendet worden. So werden unter anderen 1500 Dachlatten, 1200 Kartons, 1000 Papprohre oder 2000 Damenstrumpfhosen verarbeitet …
[Update] Die öffentliche Vernissage findet am 11. April, 16.00 bis 20.00 Uhr statt.
50 Jahre ☮
Am Karfreitag 1958 machte sich eine Gruppe britischer Rüstungsgegner auf den 50 Kilometer langen Weg von London zum Atomwaffenlabor Aldermaston. Dabei trugen sie ein eigens für diesen Anlass entworfenes Zeichen auf Schildern vor sich her: das inzwischen weltbekannte Friedenssymbol ☮.
Das umgedrehte V in einem Kreis, der durch eine vertikale Mittellinie geteilt wird, entwarf der Friedensaktivist Gerald Holtom, im Zivilberuf Textildesigner. Zunächst wollte er ein Kreuz für Plakate und Spruchbänder verwenden. Erst im letzten Moment entschied er sich für ein Symbol ohne religiösen Hintergrund. Wie Holtom sich erinnerte, brachte er das Signet am 21. Februar 1958 zu Papier, wobei es eine ganz banale Bedeutung hatte: Die Striche stellen die beiden Buchstaben N und D im Marine-Winkeralphabet dar – N = zwei Arme unten, D = ein Arm unten, einer oben –, der Kreis rundherum steht für die Weltkugel. »ND« bedeutet »Nuclear Disarmament«, mit der Weltkugel gemeinsam also die Forderung nach weltweiter nuklearer Abrüstung.
Das Logo ging vom Ostermarsch 1958 aus um die ganze Welt, unter anderem verbreitet durch Mitarbeiter Martin Luther Kings bei den US-Bürgerrechtsbewegungen. Später wurde es als Symbol des Widerstandes gegen den Vietnamkrieg und der 68er-Bewegung benutzt. Gerald Holtom sah den Siegeszug seines Zeichens mit Genugtuung und Stolz. Um es möglichst weit zu verbreiten, hatte er bewusst darauf verzichtet, es gesetzlich schützen zu lassen. Auch deshalb wird es bis heute wie kaum ein anderes für kommerzielle Zwecke verwendet.
Das Peace-Symbol ☮ hat im Unicode-Zeichenraum die Position U+262E.
Alphabetisches Pop-up-Buch
Entworfen von Marion Bataille. Es heißt »ABC-3D«. Könnte man es besser präsentieren, als in einem YouTube-Filmchen? (Via raketenblog)
Diese Woche neu: fonts 10
Diese Woche erscheint Ausgabe 10 des FontShop-Kundenmagazins »fonts«. Auf 28 Seiten stellen wir in einer – hoffentlich anregenden – Mischung Neuheiten und Klassiker unseres Schriftangebots vor.
Im Editorial erläutert der langjähriger Leiter Einkauf Christian Köhler, warum die Zahl 10 für ihn eine Glückszahl ist: »Im Fußball ist die 10 der Spielmacher, ohne die 10 gäbe es kein Dezimalsystem und Moses Gesetzestafeln wären unvollständig.« Mit diesem Bewusstsein ist er durch das FontShop-Lager geschritten, um mit beiden Händen die 10 besten Produkte für Schriftfreunde zusammenzustellen. Ihr findet sie auf den Seiten 4 bis 7 des aktuellen fonts-Heftes. Lest auch, warum Köhler die Preise von Font-Bureau-Schriften um 25 % gesenkt hat.
Das neue fonts 10 könnt ihr sofort auf eurem Computer-Bildschirm oder dem iPhone lesen, denn es liegt wieder als PDF zum Download bereit … 4,1 MB groß, kostenlos und ready-to-zoom.
Doppelseite »10 Produkte, die glücklich machen«: Wir stellen nicht nur die selbst entwickelten Werkzeuge Typomaß und FontBook vor, sondern auch das neue Interstate-Komplettpaket, die vielsprachige Nimbus Sans, die neue Sagmeister-Booklet-Box und den nützlichsten Pantone-Fächer-Satz.
Unser Schriftentwerfer-Portrait: David Berlow. Vor 30 Jahren stieg er bei Mergenthaler-Linotype ins Font-Business ein. Vier Jahre später schloss er sich der neu gegründeten Bitstream an, 1989 gründete er mit Roger Black The Font Bureau, Inc. Hier veröffentlichte Berlow in den letzten Jahren über 300 Neuentwürfe und Revivals. Berlow ist Sprecher auf der TYPO 2008.
Doppelseite »Asiatische Schriften«: FontShops hat sein Angebot asiatischer Schriften in den letzten Monaten stark ausgebaut. Neben den attraktiven Neuentwürfen von Morisawa gibt es preiswerte Sampler von DynaFont mit beliebten Klassikern.
Druckfehler sterben aus.
Eigentlich eine gute Nachricht, doch sie hat einen traurigen Hintergrund für die Fans von Drucksachen. Schon jetzt erreicht FontShop mit dem PDF seines fonts-Magazins mehr Kunden als mit der gedruckten Ausgabe, die nur an eine eingeschränkte Adressbasis versendet wird. Der Vorteil des PDFs: keine Versandkosten, kein Papierverbrauch und die Möglichkeit von Last-Minute-Korrekturen.
Freundliche fonts-10-Leser haben uns schon am Tag des Erscheinens der physischen Ausgabe auf die beiden Satzfehler auf Seite 19 (keine Bold-Italic-Darstellung) und Seite 24 hingewiesen (Strada statt Rotis); die »Wurst« ohne langes s im Blaktur-Schriftmuster ist übrigens Absicht, denn sonst hätten wir den abstrusen »Dirkschneider-Umlaut-Randomizer« nicht demonstrieren können.
Die jetzt freigegebene PDF-Version von fonts 10 enthält diese zitierten Fehler nicht. Steigt damit der Wert der Drucksache noch mal um einige Prozentpunkte, wie man das das von fehlerhaften Briefmarken und Münzprägungen kennt? Ganz bestimmt. Es lebe der Druckfehler!
Buch-Cover-Crowdsourcing ist entschieden
Am 15. Dezember letzten Jahres kündigte ich an dieser Stelle das Erste Crowdsourcing für ein Buch-Cover an. Der britische Verlag Random-House rief dazu auf, die UK-Ausgabe seines Buches »Crowdsourcing« – passend zum Thema des Werkes – per Crowdsourcing zu ermitteln. Bis letzte Woche wurden 300 Vorschläge eingereicht, 20.000 Besucher stimmten auf der begleitenden Website coversourcing.co.uk ab. Jetzt steht der Gewinner fest, Hans van Brooklyn.
Tatsächlich ist er, wie bereits in den prominenten Beispielen Spreeblick und Spreadshirt, kein überzeugender Gewinner. Der Verlag entschied sich nicht für das Cover mit den meisten Stimmen (»Stecknadeln«), sondern für das im Mittelfeld platzierte Motiv »Ameisen«. Angeblich habe der Entwerfer des bestplatzierten Motivs einen israelischen Kibbuz zum Abstimmen angestiftet. Mehr dazu und die kritischen Stimmen der Jury auf dem Blog des Mitveranstalters Creative Review: Coversourcing: the winner.
Siehe auch: Die Utopie Design-Crowdsourcing ist tot.