Fontblog Artikel des Jahres 2007

Entsperrtes iPhone bei Penny Österreich: 799 €

Moment mal, das klingt wie ein verfühter Aprilscherz: Das iPhone bei Penny, frei­ge­schaltet, für 799,– Euro? Weiß Apple davon? Ich meine: Ein Premium-Marken-Luxus-extrem­kon­trol­liertes-Telekommunikations-Produkt, das 11 Monate nach seiner Vorstellung bereits beim Discounter ange­boten wird … das schafft nicht mal Nokia. Ich frage mich, woher Penny die Telefone bezieht. Apple liefert eigent­lich nur an Mobilfunkbetreiber, mit denen man »spezi­elle Vereinbarungen« trifft. (via)


Nebenan gibt’s was zu gewinnen

Es weih­nachtet im TYPOblog. Anlässlich der Veröffentlichung einer legen­dären Günter-Gerhard-Lange-Rede im TYPO Videoblog verlosen die TYPO-Macher 5 signierte Lange-Vinyl-LPs – mit eben dieser Rede drauf. Mitmachen! Man muss 2 von 3 Schriften erkennen.

Und … ehem … schon ange­meldet? Die Sparwoche endet schneller als man denkt. Zur TYPO-Anmeldungsseite …


Design im London Transport Museum

Die Creative Review empfiehlt einen Besuch im London Transport Museum, wo es beein­dru­ckende Möbel, Geräte und Grafiken zur Londoner U-Bahn zu sehen gibt. Richtig Appetit macht diese Vorschau im Creative-Review-Blog, mit Plakaten, Schautafeln, Leitsystem und Bahnsteigmöbeln.


Der Font-Kampf des Jahres

Auf der TYPO 2008 wird es den ersten Font-Fight auf deut­schem Boden geben. Erfunden wurde der Wettstreit vom Londoner Typographic Circle. Die Idee: Fünf Schriftentwerfer treten in einem verbalen Schlagabtausch über mehrere Runden gegen­ein­ander an. Dabei müssen sie einmal die eigenen Arbeiten über den grünen Klee loben, das andere Mal sind die Arbeiten der Konkurrenten bitter­böse zu verreißen. Aktueller Champion in dieser Disziplin ist der in London lebende und arbei­tende Schweizer Bruno Maag. Das TYPOblog fragt nun: »Wer sind die wort­ge­wal­tigsten Typedesigner in diesem Land? Das wollen wir gerne von den TYPOblog-Lesern wissen. Nennt uns Eure Vorschläge. Sagt uns, wen wir zum Kampf einladen sollen.« Mitbestimmen im TYPOblog …


Wkk 12: PAGE

wkk schmidt

Bei der Weihnachtskarte der Zeitschrift PAGE liegt der Fall ähnlich wie beim Wettbewerber form (Wkk 9): Die Grüße entspre­chen nicht dem Niveau, das die Magazine auszeichnet. Nun muss man entschul­di­gend dazu­sagen, dass die offi­zi­ellen Absender in beiden Fällen nicht die Magazine, sondern deren Verlage sind. Doch wer kennt eigent­lich den (jungen) Page Verlag? Und so dauerte es eine Weile, bis ich verstanden habe, wer mir »frohe Weihnachtstage« wünscht.

Die Reihenfolge der Kartenentfaltung:
Karte dem Umschlag entnehmen, die erste – leicht triviale Botschaft – lesen: »2007 – Das Jahr klingt aus, wir wünschen frohe Weihnachtstage.« Aufklappen. Pergament mit spie­gel­ver­kehrt durch­schei­nendem Text drehen und wenden. Die zweite Botschaft lesen: »2008 – Wir freuen uns auf ein Jahr guter Zusammenarbeit, verbunden mit den besten Wünschen.« Drei Unterschriften, unper­sön­lich ange­ordnet wie unter einem Vertragswerk. Und da, rechts, der Absender.

Geschäftliche Weihnachtspost ist Marketing pur. Darum sollte die Marke im Vordergrund stehen (PAGE), nicht der Verlag. Und wenn die Marke sich durch eine kompe­tente Berichterstattung über die besten Illustratoren, die tollsten Fotografen, die schönsten Papiere und die über­ra­schendsten Designagenturen auszeichnet – ja, das leistet PAGE ganz vorzüg­liche, dann sollten diese Kompetenzfunken auch auf die Weihnachtskarte über­springen. Gute Gestaltung kostet, in dieser Disziplin, keinen Cent mehr als schlechte Gestaltung.

Ein letztes Wort zur Zweiteiligkeit: Bei uns auf dem Foyer-Tresen liegen rund 100 Weihnachtskarten, die täglich von Mitarbeitern gewendet werden. Die PAGE-Karte hat sich schon eine Stunde nach ihrem Eintreffen in einen nichts­sa­genden Mantel (1) und einen schlab­be­rigen, unver­ständ­li­chen Pergamentgruß (2) zerteilt … nur ein Tacker hilft, die beiden Botschaften wieder zu verschweißen.

Fazit:
+ (keine posi­tiven Punkte)
– lang­wei­lige Gestaltung, zwei­teilig (= Verstoß gegen Regel 4, »heraus­fal­lenden Teile«)
– 1 Punkt


Geschenktipp 21: Weidemanns very beste Reden

Petra Kiedaisch, Geschäftsführerin des Verlags avedi­tion, schreibt mir: »Anlässlich des 85. Geburtstags von Kurt Weidemann am 15. 12. 07 ist in der avedi­tion eine Collectors Box mit Doppel-Vinyl-LP, Hörbuch auf CD und Booklet erschienen.« (Hochwertiger Schuber in Perlmutt-Krokoleder-Optik, 32 x 32 cm, 99,– €). Ihre Pressemitteilung erfreut mich mit der wunder­baren Überschrift: »Verehrte Damen, meine Herren … es spricht: Kurt Weidemann. The very best of Reden & Texte.«

Wie kaum ein anderer Gestalter prägte Kurt Weidemann in den 70er und 80er Jahren das inter­na­tio­nale Bild von Typografie »Made in Germany«. Doch Weidemann ist mehr als Typograf: Beliebt und geschätzt als Redner und Laudator, Juror und Professor, Mentor und Berater, Autor und Kommentator hat er rück­bli­ckend rund 300 Reden gehalten und Aufsätze geschrieben.

»Die CD bringt in vier Kapiteln ein »Best of« seiner Reden, Vorlesungen, Aphorismen und persön­li­chen Erlebnisse zu Gehör. Die LP spielt den ersten und einma­ligen Kurt-Rap mit dem Titel ›85 KW‹ und das beilie­gende Booklet ist eine amüsante visu­elle Reise durch Kurts privates, noch unver­öf­fent­lichtes Fotoarchiv. Ein Muss für alle Fans, Freunde und Feintypografen!« schreibt Petra Kiedaisch.

Das Problem des nahenden Heiligabend: Bestellungen müssen ganz schnell per Email an kontakt@avedition.de gesendet werden … was echte Weidemann-Fans natür­lich nicht abschreckt.


FontStars unter der Expertenlupe

Die von FontShop Berlin ins Leben geru­fene FontStars-2007-CD (Erstvorstellung) wird bald auch in den USA heraus­kommen. In den letzten Tagen haben sich zwei euro­päi­sche Schriftexperten ausführ­li­cher mit der Idee beschäf­tigt: Yves Peters auf Unzipped und Ivo Gabrowitsch auf Fontwerk. Ivos Fazit: »Wer schon lange nach einem güns­tigen Paket neuerer oder gar neuester Schriften sucht, die das Gros der tägli­chen Designanforderungen befrie­digen können, sollte hier unbe­dingt zuschlagen.«

Weitere Infos uns Bestellung: www​.font​blog​.de/​f​o​n​t​s​t​a​r​s​2​007


Geschenktipp 20: Künstlerkinderbuch »Billy«

Das Offenbacher Klingspor-Museum beher­bergt seit vielen Jahren einen unge­ho­benen Schatz: das typo­gra­fisch gestal­tete Kinderbuch »Billy«. Geschaffen wurde der Entwurf von der jüdi­schen Illustratorin Kate (Käte) Steinitz. Ihr Stil knüpft an den Dadaismus an.

In dem 1936 im New Yorker Exil entstan­denen Werk zeichnet und beschreibt sie Geschichten, die der New Yorker Junge Billy auf einer Eisenbahnreise erlebt. Der Zwölfjährige ist faszi­niert von den Zügen, die an seiner Wohnung vorbei­fahren. Von seinem Onkel bekommt er zu Weihnachten eine Spielzeugeisenbahn geschenkt, und in den Ferien fährt er mit ihm und der Mutter mit der Eisenbahn aufs Land.

Die 30 Billy-Blätter sind jetzt im Frankfurter Insel-Verlag erst­mals als Faksimiledruck in Buchform erschienen. Die Zeichnungen sind mit Bleistift und rotem Buntstift auf Transparentpapier ausge­führt. Der engli­sche Text ist hand­ge­schrieben und macht durch die typo­gra­fi­sche Gestaltung die Bedeutung zum Gegenstand sinn­li­cher Erfahrung. Zum Beispiel wird ein »Tunnel« durch zahl­reiche Us und Ns zum Buchstabentunnel geformt. Auch Geräusche werden mit Hilfe der Typografie erlebbar. Das Buch enthält einen Anhang und die deut­sche Übersetzung der engli­schen Texte.

Käte Steinitz hatte in den 1920er Jahren zusammen mit Kurt Schwitters heraus­ra­gende, expe­ri­men­tier­freu­dige Kinderbücher entworfen. »Der Hahnepeter« und »Die Scheuche« gehören zu den schönsten Publikationen, die der Dadaismus in Deutschland hervor­ge­bracht hat. Daran schließt die Reiseerzählung des New Yorker Jungen Billy an. Noch bis zum 10. Februar 2008 sind im Klingspor-Museum die Originalzeichnungen als Teil der dies­jäh­rigen Internationalen Kinderbuchausstellung zu sehen. (Abbildungen ©: Suhrkamp Verlag und Klingspor-Museum)