Immer noch kein TYPOblog-Abonnent?
Beschwert euch bitte nicht bei mir, wenn ihr keine Ahnung davon habt, dass hier in Berlin 1000 kostenlose TYPO-2007-DVDs zum Versand bereitliegen*. Oder dass wir heute die sechste wöchentliche TYPO-Gastkarte verlosen. Ich hatte früh genug drauf hingewiesen: TYPO-Konferenz bekommt eigenes Weblog. Hier im Fontblog läuft nichts mehr zu dem Thema. Null! Sense! Aus!
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*Besucher der TYPO 2007 müssen nix tun – sie bekommen die DVD automatisch zugesendet
Dein Farblaserdrucker spioniert Dich aus
SpiekermannPartners betätigen experimentell ein Gerücht, nach dem Farblaserdrucker diverser Hersteller – angeblich auf Geheiß der US-Regierung – auf jeder gedruckten Seite einen unsichtbaren Geheimcode hinterlassen, der ein minutengenaues Datum und die Seriennummer des Geräts enthält. Hintergründe dazu bei der Electronic Frontier Foundation (EFF).
Paul Weihe druckte eine A4-Seite mit wenig Text auf einem Xerox DC-12, dann las er mit einem Quato-Scanner einen Ausschnitt von 7,5 × 7,5 cm bei 3200dpi (260MB) ein, zog die Sättigung im Gelbtonbereich voll auf, verdunkelte alle Farben (Master), erhöhte den Kontrast und erhielt das oben abgebildete Ergebnis: Seriennummer, Datum und Uhrzeit – codiert im Rahmen eines Punktrasters, das EFF geknackt hat.
Spreeblick demonstriert für Grüne
Spreeblick-Autor Malte Welding unterstützt den Kampf der Grünen gegen den Überwachungsstaat und tritt öffentlich Bündnis 90 | Die Grünen bei. Diese Geste gefällt mir … sie gefällt mir sehr gut. Schneller und direkter kann man der Partei nicht demonstrieren, dass sie endlich wieder werden soll, was sie mal war.
Geschafft: Das neue Logo der Grünen
Bündnis 90/Die Grünen haben – nach zwei Anläufen – ein neues Logo. Mit breiter Mehrheit hatte der Parteitag in Nürnberg zunächst der Einführung eines neuen Logos zugestimmt, bei der anschließenden Abstimmung über verschiedene Entwürfe wurde das neue Logo für die Partei beschlossen.
Die neuen Entwürfe wurden zunächst von Steffi Lemke, der politischen Geschäftsführerin, und Werner Schulz, Mitglied der Logo-Jury, vorgestellt. Nach der anschließenden Debatte beschlossen die Delegierten, dass es ein neues Logo für die Partei geben solle. Aus drei Vorschlägen des Bundesvorstands und einem Entwurf des Kreisverbandes Pankow, der per Beschluss ebenfalls zur Abstimmung gestellt wurde, wählten die Delegierten ihre zwei Favoriten. Da die folgende Abstimmung zwischen beiden Entwürfen kein klares Meinungsbild ergab, folgte eine schriftliche Abstimmung. Mit 347 Stimmen zu 251 Stimmen bei 15 Enthaltungen und 8 ungültigen Stimmen votierten die Delegierten für das oben abgebildete Signet, das der alten Version am ähnlichsten ist.
Mehr bei Spiegel Online und auf der Grünen-Seite. Eine erste Kritik auch im Designtagebuch. Dort gibt es auch zwei Videos zum Thema Grünen-Logo. Wortfeld hat herausgefunden, dass sich nun 4 Parteien der Futura bedienen. Als Mitherausgeber des FontBook, das 32.000 Schriften enthält, kann ich dazu nur sagen: Entweder hat die Agentur nicht richtig recherchiert, oder den Grünen ist es egal, oder es bestätigt sich einfach nur, dass es zwischen den Parteien keine Unterschiede mehr gibt – alle 3 Optionen sind skandalös.
So sieht eine persönliche »Cicero« aus [Update]
Fontblog-Leser Lars hat mir eben dieses Foto gesendet und schreibt:»Ich habe auch eine personalisierte Ausgabe bekommen. Zur Orientierung: Ich bin da unten rechts in klein, das große Bild zeigt Al Jarreau. :-) Unten links steht noch ›VIP Edition‹, unter meinem Bild stehen mein Name und meine Firma.«
Damit entlarvt Lars mein gestriges Beispielfoto als falsch, das ich der Cicero-Webseite entnommen aber falsch interpretiert hatte.
Dort entdeckte ich noch diesen Hinweis: »Leser haben die Möglichkeit, eines von auf 500 Exemplare limitierten Unikaten zu bestellen, das ihr persönliches Cover-Foto zeigt.« Ich fürchte, da müsst ihr richtig schnell sein. Also schon mal eine Foto auswählen, und in der Nacht vom 25. auf den 26. November hier lauern.
[Update] Noch eine. Danke, Matthäus.
Das wird der Weihnachtshit 2007
The Streets alias Mike Skinner: Your Song (erschienen auf dem Geburtstags-Sampler Radio 1 Established 1967).
Letzte Warnung zum Thema Weihnachtspost
In wenigen Tagen beginne ich mit dem Verreißen anangemessener Geschäftsweihnachtspost. Ich hatte früh genug davor gewarnt, mich mit den folgenden Peinlichkeiten zu konfrontieren:
10: Die Grüße treffen erst kurz vor (> 22. 12.) oder nach Weihnachten ein
09: Karte stammt aus Unicef-, SOS-Kinderdorf- oder Misereor-Beständen
08: Grüße gesetzt aus Zapfino, Snell Roundhand oder Kuenstler Script
07: enthält: Raffael-Engel, lustige Weihnachtsmänner, schneebedeckte Tanne(n)
06: 08-15-Karten aus dem Gewerbekunden-Katalog
05: selbst gedichtete Verse
04: herausfallende Teile (Flitter, Flocken, Sterne, …)
03: Ihr schickt keine Karte, spendet stattdessen und protzt damit herum
02: Grüße per Fax
01: Ein Link zu einer Flash-Animation
Abbildung: Photodisc @ FontShop
Cicero treibt »Massenindividualisierung« auf die Spitze
Jedes der 160.000 Exemplare der Cicero Dezember-Ausgabe ist ein Unikat, denn jedes Heft hat ein eigenes Titelbild. Die Nachrichtenagentur Reuters stellte ihr gesamtes Bildarchiv 2007 zur Verfügung. Knapp 50 Millionen Fotos wurden in den Mosaik-Hintergrund der Titelseiten platziert Das darüber liegende Aufmacherbild ist nummeriert. Noch eine Premiere: Erstmals zieren Fotos das sonst konsequent durch Maler und Zeichner gestaltete Titelblatt von Cicero.
Die Rückseite der Cicero Jahresendausgabe nutzte der Automobilhersteller BMW exklusiv für die Präsentation des neuen BMW 1er Coupé und setzt die Unikats-Idee mit 160.000 unterschiedlich gestalteten Stummel-Headlines um, die aus Städtenamen gebildet sind (Abbildung unten). Als fotografischer Untergrund dienen ein Dutzend Hoch- und Querformat-Bilder, die per Zufall gewechselt werden.
Auch der schmale Heftrücken wurde vom der Mass-customisation nicht ausgenommen. Er zeigt insgesamt 160.000 schmale Streifen aus dem monumentalen »Rhein-Bild« des Düsseldorfer Fotografen Stephan Kaluza. Kaluza ist den gesamten Rhein von der Quelle bis zur Mündung abgewandert. Die entstandenen Fotos hat er zu einem Panorama von 4 Kilometern Länge zusammenmontiert.
Es geht noch weiter: Am heutigen Donnerstag finden über 20.000 Entscheider aus Politik, Wirtschaft, Medien und Marketing ein Cicero-Exemplar in ihrem Briefkasten. Knapp 11.000 davon sind mit dem eigenen Bild auf der Titelseite ausgestattet (siehe Beispiel 1. Reihe links in meiner Montage). Damit wird die Idee der Individualisierung des Magazins auf die Spitze getrieben. Sollte einer dieser Entscheider das Fontblog lesen: Wir bitten um ein Foto Ihres Cicero-Titels.
Natürlich braucht eine solche Aktion eine glorifizierende Marketing-Predigt: kein geringerer als Deutschlands Trend-Papst Matthias Horx darf sie halten. Er erkennt in dem Vorgang einen avantgardistischen Gesellschaftstrend: »Mass customisation, ›massenhafte Individualisierung‹, nennt sich diese Produktionsweise, die Ihnen Cicero hier in einer Fallstudie für die Zukunft vorlegt«, die er als »Me-Volution« bezeichnet. Weiter: »Es geht nicht um noch mehr Produktvielfalt, sondern um ein mögliches Ende jener industriellen Einbahnstraße, in der die ›Produktionen‹ immer nur in einer Richtung, nämlich vom Pro-duzenten zum ›Ver-braucher‹ verliefen.« Und endlich: »In uns Menschen wohnt der unausrottbare Widerspruch zwischen Ich und Wir, Zugehörigkeit und Differenz. Menschen neigen zu Gleichem, Vergleichbarem – und sei es nur, um sich davon unterscheiden zu können! Im Kern sind wir schwatzhafte Wesen, deren Hirne sich gerne mit Ähnlichem beschäftigen. Dazu gehören, in aufsteigender Reihenfolge, Sex, Erfolg und Essen.«
Während Horx die frommen Wort schrieb, wird er hoffentlich etwas anders gedacht haben. Vielleicht, dass »massenhafte Individualisierung« ein Widerspruch ist. Und dass sein Auftraggeber Cicero nichts anderes als einen Marketing-Knallbonbon gezündet hat. Die Individuelles-Titelblatt-Aktion ist eine Sackgasse, und vor allem nicht die Zukunft.
Personalisierte Drucksachen sind seit einem halben Jahrhundert bekannt, mit der Verbreitung des Computers wurden sie perfektioniert. Heute spricht man von Database Publishing. Meistens wird er zweckgerichtet eingesetzt, für Gewinnspiele und Medien-Abonnements (Stichwort Time Life). Das einzig neue an der Cicero-Aktion ist, dass sie keinen Zweck verfolgt, außer dem zufallsgenerierten Titelseitenausstoß. Solche Luxus-Nummern sind normalerweise unbezahlbar, oder man lässt sie von Inhalte- und Technologie-Partnern sponsern Die gab es dann auch reichlich: »die Nachrichtenagentur Reuters, der Solutions-Partner Hewlett-Packard, der Softwarehersteller Adobe, der Foto-Dienstleister CeWe Color, der Papierlieferant Reflex-Werk, die Druckerei Neef+Stumme, der Druckveredeler Thomas Glawion und der Litho-Partner Appel Grafik.«
So, jetzt bestelle ich mir hier die Dezember-Ausgabe von Cicero, weil ich nicht glaube, dass ich zu den »knapp 11.000 Entscheidern aus Politik, Wirtschaft, Medien und Marketing« gehöre. Außerdem verspreche ich dem Ringier-Verlag, Cicero sofort zu abonnieren, wenn er mir die Seiten zwischen dem Umschlag individualisiert liefern kann – aber bitte nicht mit zufallsgesteuerten Inhalten, sondern mit genau jenen Themen, die für mich interessant sind.