Fontblog Artikel im Oktober 2007

Logo-Flächenbombardement bei Spreadshirt

Die welt­weite Logo-Jagd der T-Shirt-Online-Druckerei Spreadshirt ist beendet. Über 2800 Vorschläge wurden einge­reicht, davon 400 in den letzten 24 Stunden. »Das Projekt war ein großer Erfolg – dank unserer krea­tiven und talen­tierten Community und auch durch die Sogwirkung des Crowdsourcing. Die betei­ligten Designer haben sich gegen­seitig beraten und ausge­tauscht, und lagen doch im Wettbewerb – jeder wollte gewinnen!«, mit diesen Worten zieht Spreadshirt-Geschäftsführerin Jana Eggers Bilanz, die viele der einge­reichten Arbeiten kommen­tie­rend begleitet hat.

Mehr als 2.000 »Designer« aus 40 Ländern hatten sich regis­triert. Der produk­tivste unter ihnen, Pascalphilly, hat über die sieben Wettbewerbswochen hinweg 44 Vorschläge einge­reicht, also durch­schnitt­lich fast einen pro Tag. Ebenfalls sehr aktiv waren Japasa (39 Beiträge) und poskoz (38 Beiträge).

Die Logovorschläge, die es in die engere Auswahl geschafft haben, stehen seit dem Wochenende fest. Bilder und Hintergrundinformationen zu den Urhebern sowie jede Menge Einsatzsimulationen gibt es auf der Finalisten-Seite. Der Sieger wird am 27. Oktober auf der Webseite und in Leipzig auf der Designer’s Open bekannt gegeben. Die Preise: ein Apple MacBook Pro + 4000 € (Platz 1), ein Wacom Cintiq Grafiktablet + 1000 € (Platz 2) und ein Epson Farblaserdrucker + 1000 € (Platz 3).


Designer’s Open in Leipzig

Zum dritten Mal in Folge findet vom 26. – 28. 10. 2007 die Designers’ Open in Leipzig statt. Das Festival für Design ist Ausstellung, Marktplatz und Kommunikationsforum in einem. Es richtet sich an Fachbesucher und Designinteressierte. Newcomer aber auch etablierte Designbüros werden hier ihre neuen, oft noch unver­öf­fent­lichten Arbeiten präsen­tieren und zum Verkauf anbieten. Konzeptionelle Arbeiten und Sonderschauen liefern ein umfang­rei­ches Bild zu neuesten Trends und Tendenzen.

Zentrum des Festivals ist das ehema­lige Kaufhaus am Brühl. Das impo­san­teste Gebäude wird zum 5000 m² großen, tempo­rären Design–Showroom. In diesem Jahr hält das Rahmenprogramm, bestehend aus Vorträgen, Workshops, Modeschauen und Podiumsdiskussionen, eine Fülle an inter­es­santen Themen bereit. Mehr zum Programm …


»Die Welt« ab heute in neuem Gewand

die welt neuDie Tageszeitung »Die Welt« aus dem Hause Springer präsen­tiert sich seit heute mit einem über­ar­bei­teten Layout, macht aber weniger Wind um ihr Redesign als die FAZ. Dabei haben die Berliner sogar ihr Logo aufge­frischt: der Globus ist nun nach rechts geneigt, der Schatten hinter dem Schriftzug ist verschwunden. Die Anreißermeldungen wurden von fünf auf drei redu­ziert und stehen nicht mehr ober­halb des Namenszuges, sondern darunter. Die Höhe des Titelkopfes wurde verklei­nert, so dass mehr Platz ober­halb des Bruchs für Foto uns Aufmacher zur Verfügung steht.

Strukturell besteht die Titelseite künftig aus einem klaren Aufmacher, zwei klei­neren Geschichten und einem durch eine Doppellinie abge­trennten Seitenfuß, der nicht nach­richt­lich ist, sondern eine »anrüh­rende, über­ra­schende oder komi­sche Geschichte« erzählen soll. Die Kolumne »Zippert zappt« wanderte nach oben. Der Kommentar wird durch Linien links und rechts abge­setzt und erscheinen künftig wie alle anderen Texte im Blocksatz. Als Textschrift setzt die Welt künftig Poynter statt Excelsior ein, in den Headlines treten Franklin Gothic und Polo auf.

Auch inner­halb des Blattes gibt es Veränderungen. Auf den Aufschlagseiten fällt im Normalfall die linke Breitbein-Spalte weg. Damit soll mehr Freiraum bei der Gestaltung des Aufmachers geschaffen werden. Es soll eine klare Trennung zwischen kurzen und langen Texten geben, Doppelseiten mit acht bis zehn Artikeln mitt­lerer Länge sollen damit entfallen. Änderungen gibt es schließ­lich auch noch auf den Forum-Seiten, die künftig farbig darge­stellt werden. Bilder und Karikaturen sollen einen größeren Stellenwert bekommen. (Quelle)


1. Designerkongress: die iDD zieht Bilanz

Die beiden Designtage am 12. und 13. Oktober auf der Zeche Zollverein standen unter keinem guten Stern: Erst star­tete die Werbung viel zu spät (Fontblog: Weitersagen … Designtag NRW, Zeche Zollverein), nach der Veranstaltung gab es Eifersüchteleien (Welt am Sonntag: Chaos auf Zeche Zollverein). Nun ziehen die Veranstalter des Designerkongresses Bilanz, die Initiative Deutscher Designverbände (iDD).

»Der 1. Deutsche Designerkongress am 13. Oktober 2007 in Essen schloss thema­tisch, zeit­lich und räum­lich an den Designtag Nordrhein-Westfalen an, der am Vortag in der Zeche Zollverein statt­fand. Beide mit rund 200 Teilnehmern sehr gut besuchten Veranstaltungen befassten sich mit ›Design für Alle  ‹. Die iDD und das Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie NRW hatten den 1. Deutschen Designerkongress gemeinsam veranstaltet.

Aus dem Plenum heraus wurde die iDD aufge­for­dert, weiterhin und verstärkt die Position der Designer in Wirtschaft und Politik zu vertreten. Diese starke Zustimmung kam auch für die Verantwortlichen, die Vertreter der in der iDD zusam­men­ge­schlos­senen Verbände, über­ra­schend, denn der 1. Deutsche Designerkongress thema­ti­sierte ›Design für Alle‹ und nicht die stra­te­gi­sche Ausrichtung der iDD. Jetzt ist es an der iDD, diesem Auftrag, mit einer Stimme für die Anliegen der Designer zu spre­chen, auch gerecht zu werden. Dazu wird noch vor Ende des Jahres 2007 eine mehr­tä­gige Klausurtagung der iDD stattfinden.

Susanne Lengyel, Präsidentin des Verbandes Deutscher Industriedesigner ( VDID ), fasst die fünf Schwerpunkte der iDD zusammen:
• Die gesell­schaft­liche Relevanz von Design verdeutlichen.
• Die Wertschätzung von Design – und damit von Designern – verbessern.
• Die Ausbildung der Designerinnen und Designer optimieren.
• Die Diskussion um nach­hal­tiges Design fördern.
• Den inter­dis­zi­pli­nären Austausch vorantreiben.

Katharina Schwalm-Schäfer, Referatsleiterin Kreativwirtschaft im Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie NRW, kündigte während des Abschlussplenums des 1. Deutschen Designerkongresses an, die iDD auch zukünftig zu unter­stützen. Dies könnte, so Frau Schwalm-Schäfer, in Form eines zweiten Deutschen Designerkongresses, mögli­cher­weise 2008 im Zusammenhang mit der geplanten inter­na­tio­nalen Creative Conference NRW, stattfinden.«


Album-Cover-Art ist nicht mehr heilig

Der jüngste Coup der briti­schen Band Radiohead hat Geschichte geschrieben und ging durch alle Medien. Daher nur ein Schnelldurchlauf: In 10 Jahren 6 Alben bei EMI veröf­fent­licht • Vertrag ausge­laufen, nicht verlän­gert • neues Album aufge­nommen, am 1. Oktober 2007 fertig • Meldung auf der eigenen Website: Album kommt in 10 Tagen, erst mal nur hier, per Download oder als De-Luxe-Box per Post; jetzt bestellen! • die Überraschung: Kunden legen Download-Preis selbst fest, einschließ­lich kostenlos.
Ich habe In Rainbows vorbe­stellt und 4 briti­sche Pfund bezahlt, womit ich im Durchschnitt lag, wenn man aktu­ellen Statistiken glauben darf. Die Musik kam per Download-Link pünkt­lich am 10. Oktober. Kleiner Wermutstropfen: Die 10 Songs wurden ohne jegli­ches Art-work gelie­fert. Zum Glück hatte ich mir während des Bezahlvorgangs auf der In-Rainbows-Seite ein paar Sceenshots gemacht. Der letzte, die Bezahlbestätigung, wurde mein indi­vi­du­elles Album-Cover … für diese Musikbusiness-Premiere (siehe Abbildung): mit Name, Adresse, Kaufpreis.

Auch andere Käufer zeigten sich enttäuscht über den wegra­tio­na­li­sierten Grafikzauber. Bei Hicksdesign griff man zur Selbsthilfe und löste eine Welle des Mitgestaltens aus. Bis heute wurden über 100 Vorschläge per Kommentar eingereicht.


100 Beste Edition: Band 5 ist da!

Letzte Woche erschien Band 5 der von FontShop ins Leben geru­fenen 100 Beste Schriften Edition: Futura OT (Bestellseite für Neuabonnenten, Bestellseite für Einzelkauf).

Futura, 1924 bis 1927 entworfen von Paul Renner, war stark vom Bauhaus inspi­riert. Ihre Entwerfer betrach­tete sie als die Überwindung der »Unvereinbarkeit von römi­scher Versalschrift und den latei­ni­schen Kleinbuchstaben, die der hand­schrift­li­chen karo­lin­gi­schen Minuskel entstammen«. Futura war der Prototyp einer geome­tri­schen (konstru­ierten) seri­fen­losen Linear-Antiqua. Zwar hielt Renner bei der Erstveröffentlichung an befremd­li­chen (anti­hand­schrift­li­chen) Formen für a, g, n, m und r fest, doch ihren Siegeszug trat Futura ohne diese Figuren an. Im ersten Schriftmusterblatt der Bauerschen Gießerei von 1927 wurden sie als Spezialfiguren ange­priesen, das zweite von 1928 zeigte sie nicht mehr.

Das Paket für die 100 Beste Edition enthält die Text-Grundschnitte in den Strichstärken Light, Book und Bold – jeweils gerade und Oblique –, sowie die beliebte und nütz­liche enge Headline-Version Futura Extra Bold Condensed. Wie bereits in den Volumes zuvor sind die Schnitte unter­ein­ander stil­ver­knüpft, so dass sie in Office-Programmen per Stilbefehl anzu­steuern sind.

Das neben abge­bil­deten Futura-Schriftmuster zeigt in der oberen Hälfte den Nachbau einer histo­ri­schen Einladung, in der unteren Hälfte sind alle 8 zur Verfügung stehenden OpenType-Schnitte der 100 Beste Edition darge­stellt. Das FontShop-Ranking 100 Beste Schriften aller Zeiten (erst­mals ange­kün­digt am 12. Januar und veröf­fent­licht am 24. Januar) basiert auf dem Urteil einer inter­na­tio­nalen Jury und dem Votum der FontShop-Kunden, genauer: den Verkaufszahlen der letzten Jahre. Anfang Januar stellten wir uns die Frage, wie man aus dem Ranking ein brauch­bares und bezahl­bares Schriftprodukt entwi­ckeln könne. Die Idee einer mehr­bän­digen Edition entstand. Ihr Ankündigung wurde begrüßt, die Fontblog-Leser waren betei­ligt am Feinschliff der Schriftauswahl.
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Wichtig für neue Freunde der 100 Beste Schriften Edition: Auch die CD 5 Futura OT gibt es als Einzelausgabe und als vergüns­tigte Abo-Ausgabe. Letztere hat große Vorteile für Sammler:
(1) sie erhalten die Folge-Bände automatisch
(2) zahlen erst nach Erhalt der Lieferung
(3) 178,– € Abopreis pro Band (statt 199,– €)
(4) das Abo ist jeder­zeit per Anruf oder E-Mail kündbar

(alle Preise zzgl. MwSt. und Versand). Zur Futura-OT-Bestellseite …


This Is New York City™

neue_nyc_poster

Während wir letzte Woche im Fontblog den 30-jährigen Geburtstag des legen­dären INY feierten, ist die Metropole schon wieder einen großen Schritt weiter gegangen (und man wird Berlin demnächst daran messen): »This Is New York City« heißt der neue Claim, den Bürgermeister Michael R. Bloomberg jetzt verkün­dete: »Die erste welt­weite Multimedia-Werbekampagne für unsere Stadt.«

Bartle Bogle Hegarty (BBH) schuf die neue Kampagne für NYC & Company, der New Yorker Tourismus Organisation, die das jähr­liche Besucheraufkommen bis 2015 auf 50 Millionen hoch­schrauben möchte. Sie besteht aus Plakaten, TV-Spots, Online-Maßnahmen und wirbt sowohl mit dem neuen Claim, als auch mit dem neuen Logo, das Wolff Olins entworfen hat. Es wird bald auch alle Taxen der Stadt zieren. Ein Werbespot der Campagne ist hier zu sehen.

Creative Review (Quelle) hat mit einem Verantwortlichen der Kampagne gespro­chen: »We wanted to capture the exci­te­ment of a NYC visit at its most direct and joyful.« sagt Andrew Nathan, Etatdirektor bei BBH in New York. »NYC resists easy defi­ni­tion: it’s just so big, diverse and dynamic. What makes NYC so unique is that it’s just so much more. No other city can offer the same kind of things as NYC and with such breath­ta­king combi­na­tion of scale, range or energy.« Zur Ästhetik der Werbe-Videos: »We turned to the expres­sive power of anima­tion, using it to drama­tise how fully alive NYC makes you feel.« Im Gegensatz zum visu­ellen Zauber habe BBH bewusst einen »beschei­denen« Claim gewählt, einfach nur »Das ist New York City«.


Mercedes-Benz führt neues Markendesign ein

Nach 18 Jahren hat Mercedes-Benz das Erscheinungsbild der Marke für alle Kommunikationsmittel grund­le­gend über­ar­beitet. Entwickelt wurde die Neugestaltung von einem internen Projektteam in Zusammenarbeit mit der Agentur Claus Koch Identity. Das neue Markendesign wird ab dem 1. November 2007 in allen Unternehmensbereichen – von den Personenwagen bis zu den Nutzfahrzeugen – und in allen Märkten der Welt einheit­lich einge­führt. Es wurde aus der Geschichte der Marke heraus entwi­ckelt und bildet den Abschluss der im Jahr 2006 begon­nenen Schärfung der Markenpositionierung.

mercedes_plakatZentrale Idee der neuen Gestaltungslinie ist das Motto »The Star always shines from above«: Der Mercedes-Stern bildet den Mittelpunkt der neuen Visualisierung. Der Automobilhersteller verfügt mit dem Dreizack-Stern über eines der stärksten Markenzeichen der Welt. Deshalb räumen die Stuttgarter dem welt­be­kannten Logo nun eine zentrale Position ein. Im neuen Markendesign erstrahlt der Stern immer von oben, wobei er in der Reproduktionen zwei­di­men­sional darge­stellt wird, während er »im realen Leben« (Fahrzeuge, Gebäude) plas­tisch bleibt – eine außer­ge­wöhn­liche Logo-Behandlung, denn fast die gesamte Automobilindustrie repro­du­ziert ihr Markenzeichen inzwi­schen mit 3-D-Optik. Neu ist auch, dass Stern und Wortmarke vonein­ander getrennt auftreten. Auf diese Weise bildet der von oben strah­lende Stern mit der darunter stehenden Wortmarke eine Klammer.

mercedes_anzeigen

Auch an der Bildsprache wurde gefeilt. Künftig kommen in der Werbekommunikation neben Autmomobilaufnahmen auch Architektur-, Personen- und Landschaftsfotografien zum Einsatz. Großzügige Kompositionen mit unge­wöhn­li­chen Perspektiven und gezieltem Lichteinsatz sollen Spannung erzeugen und die Persönlichkeit der Marke verdeut­li­chen. Dabei sind Vitalität und Dynamik ebenso Bestandteil der Bildsprache wie die diffe­ren­zierte Anwendung von Tiefenschärfe und Unschärfe.

Als primäre Farbe für Mercedes-Benz wird der elegante Silberton »Arrowsilver« einge­setzt. Für die Kennzeichnung beim Händler soll der kräf­tige Blauton »Midnightblue« im Vordergrund stehen.