Fontblog Artikel im September 2007

Info-Poster »Water Footprint of Nations«

Heute flat­terte ein beein­dru­ckendes Plakat in mein Büro, mit folgendem Anschreiben: »Mein Name ist Timm Kekeritz und ich bin Designstudent an der FH Potsdam. Anbei finden Sie ein Poster, das verschie­dene Aspekte des hohen Wasserverbrauchs bei der Herstellung von Lebensmitteln thema­ti­siert. Es entstand als studen­ti­sche Arbeit im letzten Semester. Weitere Informationen finden Sie auf einer kleinen Webseite unter www​.traum​krieger​.de/​v​i​r​t​u​a​l​w​a​ter

Dort lese ich mehr über das zwei­sei­tige A0-Poster (1189 x 841 mm, 150 g/qm, 2C plus Lack). Die Daten stammen von der Water-Footprint-Website (Arjen Hoekstra, Delft). Eine Seite stellt den Wasserverbrauch typi­scher Nationen dar, auf der anderen Seite wird die benö­tigte Wassermenge zur Erzeugung weit verbrei­teter Lebensmittel darge­stellt (siehe Detailabbildung »Milk«). Die Infografiken sind mini­ma­lis­tisch ange­legt, nur Silhouetten und Schrift – TheSans und TheSerif von Luc(as) de Groot. Sehr elegant in der gedruckten Version: verbrauchtes Wasser ist blau lackiert, nicht verbrauchtes glänzt farblos. So schön kann Infografik sein. Noch gibt es 300 hand­si­gnierte Exemplare der Erstauflage zum Preis von 24,– € + Versand (hier bestellen) … wahr­schein­lich nicht mehr lange.


Der Countdown für FF Meta Serif beginnt

Als ich im Februar dieses Jahres erst­mals über die Arbeiten an einer Meta Serif hinwies (FF Meta Serif ist im Anmarsch), glaubte ihr Entwerfer Erik Spiekermann noch an ein Erscheinen im März 2007. Warum daraus nichts wurde, steht demnächst ausführ­lich in PAGE: Es ist die span­nende Geschichte einer kompletten Überarbeitung … mit dem Ergebnis, die Qualität der Schrift noch weiter zu verbessern.

Schon bei Veröffentlichung des ersten Schriftmusters im Spiekerblog hagelte es Lob. Nun hat der zweite (von drei) Mitwirkende(n) – Christian Schwartz – weitere Details zur neuen Schrift verraten. »FF Meta Serif is one of the more chal­len­ging projects I’ve worked on« betont er und zeigt aktu­elle Schriftproben. Bei Typophile lösten die Abbildungen, gelinde ausge­drückt, Begeisterung aus.

Die Gestaltungsarbeit ist beendet, nun wird die Familie (4 Strichstärken, 4 Italics, Small Caps und alles was dazu­ge­hört) bei FSI FontShop International für den Vertrieb vorbe­reitet. Ivo hat an anderer Stelle mal kurz ange­deutet, mit wie viel Arbeit das verbunden ist:
• unge­zählte Font-Dateien für die Formate OpenType, PostScript Mac, PostScript PC und TrueType PC generieren
• diese Dateien auf Fehlerfreiheit testen
• rund 300 PDFs mit Schriftmustern und -infos generieren
• alle Font-Produkte in die FontFont-Datenbank und den Webshop aufnehmen.

Daher ist die von Christian Schwartz avisierte Veröffentlichung im Oktober 2007 noch frag­lich. Erik und ich werden euch in der Zwischenzeit das Warten irgendwie versüßen.


FAZ, S. 23: Anzeige Crédit Agricole

ca-anzeige

Den Menschen hinter den Zahlen sehen … das scheint die (typo­gra­fi­sche) Botschaft der halb­sei­tigen Zeitungsanzeige von Crédit Agricole. Gelungen? (Danke an Bernd Kreutz für den Tipp).


Zitty kann’s nicht

»Wir können alles. Nur nix richtig.« ist eine von fünf Kampagnen, die das Berliner Stadtmagazin zitty entworfen hat und im neuen Heft vorstellt. Anlass für den Beitrag ist die Marketinginitiative des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit, mit der er Berlin ein neues Image verschaffen möchte (Fontblog: Marke Berlin: Wowereit holt weit aus). Die Zitty-Vorschläge sind sicher als Satire gedacht, doch nicht mal dafür taugen sie. Sie demons­trieren allein die Unfähigkeit der Redaktion, in die Rolle eines Werbers oder Marketing-Menschen zu schlüpfen. Dass die Pannen um den Hauptbahnhof auf die Schippe genommen werden, zeugt von lokal­po­li­ti­scher Unkenntnis, was sich ein Stadtmagazin nicht leisten darf.


Typografische Hochkultur aus Italien

Das SocialDesignZine präsen­tiert zwei reich bebil­derte typo­gra­fi­sche Touren durch Italien. Die erste Rundreise widmet sich typo­gra­fi­schen Meilensteinen (z. B. SS. Benedetto e Scolastica, Aldus Manuzius, Bodoni) die zweite beschäf­tigt sich mit Wegeleitung und Orientierungssystemen (Eingänge, Straßenschilder, …). Alle Stätten sind mit Google Earth verlinkt.


Bitte jedes Jahr …


… pünkt­lich zum Geburtstag so was in dieser Art anlie­fern, Apple und TNT. Das Fontblog sieht makellos aus, auf dem Teil, Ivo. @Heinz: Danke. Wir sehen uns am Samstag.


Geschenktipp 12: Gill-Ultra-Bold-T-Shirt

Kommt aus Australien. Hier kann man es bestellen … (Via)


Dekonstruktion und Typografie

Ein nicht gerade leicht verdau­li­cher Tipp zur theo­re­ti­schen Weiterbildung: Auf der öster­rei­chi­schen Internet-Plattform für Web-Publikationen text​feld​.at wurde heute eine Seminararbeit Stephan Kurz aus dem Jahre 2002 veröf­fent­licht mit dem Titel: »Versuch über Dekonstruktion und Typographie am Beispiel Kurt Schwitters« (PDF, 35 S, 280 K). Die Gedanken entstanden im Rahmen der Vorlesungen zur histo­ri­schen Avantgarde bei Dr. Roland Innerhofer an der Universität Wien, Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät, Institut für Germanistik. Kurz geht der »Funktion von Schrifttyp, -größe, -anord­nung im Hinblick auf die ›Zerstörung herkömm­li­cher Schrift‹ nach, wobei er die Beziehung zwischen Schrift bzw. Typografie zum Laut(-wert) von Zeichen untersucht«.