Fontblog Artikel im August 2007

US-Markenklassiker der 50er und 60er Jahre

Heinrich hat mich auf ein schönes Flickr-Album aufmerksam gemacht, das fast 400 US-Supermarkt-Produkte aus den 50er und 60er Jahren zeigt: Verpackungen, Coupons, Kronkorken, Dosen und vieles mehr. Eine Fundgrube für Retrodesigner. Klasse Handmade-Schriften.


Londoner Wahrzeichen, typografisch inszeniert

London Landmarks

Der Londoner Designer Oscar Wilson hat für die lokale Tourismusbehörde (Visit London) Plakate gezeichnet (im Auftrag der Agentur RKCR/Y&R), in denen sich bekannte Sehenswürdigkeiten selbst vorstellen. Jedes Motiv setzt sich aus mehr­far­bigen hand­ge­zeich­neten Schriftzügen zusammen, die Locations und Sehenswürdigkeiten benennen. Die Creative Review hat die Werbung in Bus und U-Bahn entdeckt.


Dalton-Maag sucht neue Font-Lizenzbedingungen

Das schwei­ze­risch-briti­sche Schriftenhaus Dalton-Maag möchte seine Lizenzbedingungen (End User Licence Agreement, EULA) für die Fonts über­ar­beiten – gemeinsam mit den Benutzern. »In our discus­sions with font users in the design industry and at corpo­rate level we have found that EULAs are perceived to be obscure, impene­trable and overly rest­ric­tive. Furthermore, many EULAs are hope­l­essly out-of-date with tech­no­lo­gical advances and user requi­re­ments. Dalton Maag’s present EULA is no excep­tion and we would now like to address this issue by invi­ting you, the user of our products to contri­bute to a successful and progres­sive EULA.« Mehr bei Dalton-Maag …


3/4 Beatles jetzt in iTunes

Seit heute sind im Deutschen iTunes-Store die Solo-Alben von Beatles-Schlagzeuger Ringo Starr lieferbar (leider noch nicht in Österreich). Bereits vor der Trennung der Beatles arbei­tete Starr an seinem ersten Solo-Projekt »Sentimental Journey«, für das er zahl­reiche Freunde als Arrangeure gewinnen konnte, darunter Paul McCartney, George Martin und Klaus Voormann. 1971 folgte mit »Beaucoups of Blues« ein Ausflug in die Country & Western-Musik. Den Durchbruch als Solokünstler schaffte er im glei­chen Jahr mit seiner Single »It Don’t Come Easy«.
1973 erreichte »Photograph« Platz 1 der Charts. Es handelte sich um eine Auskopplung aus seinem dritten Soloalbum »Ringo«, die er gemeinsam mit George Harrison verfasst hatte. Auch die zweite Single aus dem Albums, »You’re Sixteen«, erreichte in den USA Platz 1.


Illustrative Berlin 07

Heute öffnet die Illustrative Berlin 07 ihr Pforten, die sich als »führende Ausstellung für zeit­ge­nös­si­sche Illustration und Grafik« bezeichnet; Vernissage ist um 19:00 Uhr in der Villa Elisabeth, Invalidenstr. 3, Berlin Mitte. Von heute bis zum 16. September 2007 zeigt dort die Illustrative mit über 200 Arbeiten eine Werkschau der renom­mier­testen Illustratoren und Grafiker.

Die Idee zur Illustrative wurde 2006 geboren, um der jüngeren ange­wandten Grafik und Illustration eine inter­na­tio­nale Plattform im Kunstgeschehen zu verschaffen. Sie wurde auf Initiative von Pascal Johanssen und Katja Kleiss gegründet und findet im Jahr 2007 zum zweiten Mal in Berlin und zum ersten Mal in Paris statt. Die Ausstellung wird geför­dert durch die Städte Berlin und Paris.


Neues Sophiensäle-Corporate-Design

Die Berliner Sophiensäle sind eine eigen­wil­lige Kultureinrichtung. Der ehema­lige Festsaal des Arbeitervereins ist nicht nur als Veranstaltungsort bekannt geworden, sondern entwi­ckelte sich zu einem eigenen Label. Verantwortlich hierfür war die seit 1996 wegwei­sende künst­le­ri­sche Arbeit von Sasha Waltz, aber auch das eigen­wil­lige Corporate Design der Ständigen Vertretung. Mit dem Wechsel der Intendanz wurde auch der Designjob neu ausge­schrieben. Martin Jordan beleuchtet in seinem Weblog ausführ­lich das Ergebnis im Streetart-Stil. (Abb: Martin Jordan)


Die neue Hässlichkeit

Die Creative Review hat einen Beitrag aus dem aktu­ellen Heft mit dem Titel »The New Ugly« online gestellt: »Following all the debate gene­rated by our inter­views with Super Super’s Steve Slocombe and 032c art director Mike Meiré, here is the piece from the current issue of Creative Review which draws on those sources to set the work into a wider context.« Lesenswert!


Stadtmarketing-Positivbeispiel Klagenfurt

Nach der kontro­versen Diskussion über das neue Logo der Otto-Dix-Stadt GeraWenn das Otto Dix wüsste«), möchte ich heute ein Beispiel aus unserem Nachbarland Österreich präsen­tieren. Vor drei Tagen bin ich auf das neue Marketing-Logo der Stadt Klagenfurt am Wörthersee gestoßen (Abbildung oben), das mir spontan gefiel. Ich habe ein wenig recher­chiert, gemailt und sowohl mit dem Entwerfer als auch dem Auftraggeber tele­fo­niert. Der Fall zeigt, wie hart der Kampf um ein akzep­tiertes Zeichen für eine öffent­liche Einrichtung sein kann – im Machtfeld von Politik, Medien und Eitelkeit.

Zunächst eine kleine Chronologie, aufge­zeichnet nach wernicht​wirbt​der​stirbt​.at:

Frühjahr 2006: Der Klagenfurt-Marketing-Chef Helmut Ellensohn schreibt die Neugestaltung eines Stadt-Signets aus, das vor allem den Handel beflü­geln soll. Vor 18 Jahren führte Ellersohn als Tourismus-Manager das bekannte Kärnten-Logo (ursprüng­lich mit Tangram-Figur) ein, das 180.000 mal als KFZ-Aufkleber gedruckt wurde und noch heute im Einsatz ist. Seit 5 Jahren verwendet die Stadtverwaltung von Klagenfurt den »Lindwurm« (Abbildung links) der orts­an­säs­sigen Agentur Graphic Brandy Brandstätter für behörd­liche Drucksachen.

15. November 2006: Von ursprüng­lich 20 Agenturen sind noch 7 im Boot. »Die Entscheidung fällt noch in diesem Monat«, verspricht Ellensohn.

30. November 2006: Jetzt redet auch das Organisationskomitee für die Fußball-EM 2008 mit: Man wünscht kein neues Stadt-Marketing-Logo. Stattdessen soll es für die Europameisterschaft, so Klagenfurts Bürgermeister Harald Scheucher, ein eigenes Logo mit dem unver­wech­sel­baren Kopf des Lindwurms geben, Klagenfurts Wahrzeichen.

21. Mai 2007: Über ein Jahr nach der Ausschreibung scheint die Entscheiung gefallen. Stadtmarketing-Chef Helmut Ellensohn präsen­tiert eine Gemeinschaftsarbeit der Designer Georg Gratzer (Schriftzug) und Hans »Brandy« Brandstätter (Lindwurm). Bürgermeister Harald Scheucher (ÖVP) und sein Vize Ewald Wiedenbauer (SPÖ) gefällt das Logo nicht: »Es wirkt schwer­fällig. Es ist zu beam­ten­haft und ohne Dynamik«. Sie betonen, dass es kein neues Stadt-Logo sei sondern ledig­lich ein Werbemittel für Handel und Gastronomie. Selbst Brandstätter ist enttäuscht: »Respektlos, dilet­tan­tisch und altmo­disch – ich bin sprachlos.«

30. Mai 2007: Das Mastermind der neuen Wort-Bild-Marke, Georg Gratzer, wehrt die Angriffe der Öffentlichkeit, es fehle ein Marketingkonzept, ab: »Man muss einen Unterschied machen, ob ein paar A4-Blätter abzu­geben sind, 3D-Logos kreiert werden müssen oder eine ganze Kampagne erwartet wird. Es kommt also ganz auf die Situation an.«

31. Mai 2007: Brandy Brandstätter verbietet dem Stadtmarketing die Verwendung seines Lindwurms mit dem Schriftzug von Georg Gratzer. Er möchte, dass sein vom Magistrat bereits einge­setztes Stadt-Logo auch vom Stadtmarketing über­nommen wird. Dort reagiert man gelassen: »Es gibt noch weitere Illustrationen des Lindwurms. Wir werden uns diese Woche für eine entscheiden« (Michael Slamanig, Aufsichtsratsvorsitzender Klagenfurt-Stadtmarketing).

13. Juni 2007: Stadtmarketing-Chef Ellensohn und die Stadtpolitiker einigen sich: Das Gratzer-Logo soll vorerst für ein Jahr für Handel und Gastronomie im Einsatz sein. Wenn es erfolg­reich ist, soll über eine Weiterführung beraten werden. Die Suche nach einem neuen Wappentier ist noch nicht abgeschlossen.

28. August 2007: Die Nachrichtenagentur Medianet meldet die Präsentation des neuen Klagenfurt-Marketing-Logos, »… der Schriftzug stammt von Georg Gratzer, der Lindwurm aus der Feder von Brandy Brandstätter.« Letzteres ist eine Fehlinformation: Der neue Lindwurm wurde von Hans Gerhard Kalian gezeichnet.

Nun Beginnt als der Wettlauf mit der Zeit. Wird das neue Signet vom Klagenfurter Gewerbe akzep­tiert? Die Gastronomie habe auf das Logo bereits reagiert: Segafredo und das Café VIP am Alten Platz hätten den Schriftzug bereits über­nommen. Zur Kritik am Klagenfurter »Logo-Dschungel« meint Ellensohn gegen­über der Kärntner »Woche«: »In großen Städten ist es üblich, dass es verschie­dene Schriftzüge gibt. In Wien sind 12 verschie­dene Logos im Einsatz! In Klagenfurt werden zur Zeit – inklu­sive des neuen Sportlogos – fünf Signets verwendet.« Mit dem neuen Lindwurm solle das Klagenfurt-Logo »eine Wortbildmarke für Jahrzehnte« werden, ein »gelerntes Zeichen«, wie Milka, Suchard oder Red Bull.