Fontblog Artikel im Juli 2007

Infografik: Gesichtsbehaarung der Regierungschefs

Der Designer und Illustrator Craig Robinson (36, Bartträger) – bekannt durch seine Minipops – hat letzte Nacht eine inter­es­sante Untersuchung durch­ge­führt und die Ergebnisse in seinem Weblog visua­li­siert: die Gesichtsbehaarung der aktuell Regierenden aller UN-Mitgliedsstaaten (Facial hair of current leaders od UN member states). Seine Erkenntnisse, die er als Tortendiagramme und in einer Weltkarte darstellt: kaum Frauen an der Macht, viele Oberlippenbärte in Afrika, die meisten Vollbärte in Asien und weit weniger Schnauzer in Südamerika als erwartet – nämlich Null.


Weiteres Design-Magazin-Archiv online

Nachdem wir uns zuletzt bereits über 50 Jahre form-Archiv online gefreut haben, zieht das briti­sche Design Journal nach. Im Moment sind die Jahrgänge 1965 bis 1974 verfügbar: als Scans und sogar mit editier-/zitier­baren Texten. Eine tolle Fundgrube und Wissensquelle. (Via Coudal)


Fette Label-Verdienste beim Musik-Download

Die briti­sche Künstler-Organisation MCPS-PRS hat jüngst Umsatzzahlen ermit­telt, die in einer 150-seitigen Studie über Urheberrechte zitiert wurden (Website Gowers Review of Intellectual Property, die Studie als PDF). Auf PDF-Seite 56 stößt der Leser auf eine inter­es­sante Grafik, in der die Verteilung der Musikverkaufsumsätze aufge­schlüs­selt sind, und zwar vom Tonträger-Vertrieb und vom Online-Vertrieb. Was viele schon geahnt haben bestä­tigt sich hier: die Plattenfirmen kassieren nicht nur kräftig »Schmerzensgeld« bei den Online-Shops, weil diese ihre Produkte erfolg­rei­cher über neue Kanäle vertreiben als sie selbst … sie knöpfen auch noch den Künstlern 11 % ihrer sauer verdienten Tantiemen ab, die von 9 % auf 8 % sinken. (gefunden bei Techcrunch)


Premiere: FontFont-Schriftporträt als PDF

Auf der TYPO 2007 im Mai feierten zwei neue FontFont-Focus-Broschüren Premiere: Absara und Nexus. Sie wurden von FontShop Berlin in Zusammenarbeit mit dem Amsterdamer Designbüro Neon (Artdirektor: Wim Westerveld) für alle FontShops produ­ziert. Ihr könnt die gedruckte Version, falls noch nicht geschehen, jeder­zeit unter info@fontshop.de anfor­dern … kostenlos.

Zum ersten Mal veröf­fent­li­chen wir die neuen FFF-Broschüren auch als PDF. Den Anfang macht FF Absara, die vierte Schrift des fran­zö­si­chen Entwerfers Xavier Dupré, gleich­zeitig seine erste SerifSans-Sippe. Die Stärke seiner Entwürfe besteht in der Kombination aus unge­wöhn­li­chen und doch funk­tio­nalen Formen. So auch die gut ausge­baute FF Absara. Sie bietet – sowohl in der Serif, als auch der Sans-Ausführung – 4 Strichstärken, alle in Komplettausstattung: mit Kapitälchen, Kursiven und mehreren Ziffernarten. Auch die jüngst erschie­nenen Headline-Pakete (Headline Serif, Headline Sans) sind in der Broschüre gezeigt.

Hier geht es zum Download: FontFont Focus Absara (PDF, 22 S., 4,7 MB)


Kabellose Telekommunikation

Kabelsalat

FontShop-Beirat-Mitglied Jürgen Huber schrieb mir gestern: »Du hast Ivo Gabrowitsch ange­regt, in seinen Interviews für die Slanted die Frage zu stellen ›Findest Du nicht auch, dass alles immer kompli­zierter wird?‹. Beim Umbau unserer Telefonanlage machte ich das passende Antwortfoto (siehe oben).« Ich gebe zu: Bei mir zu Hause sieht das ähnlich aus. Die Ursache liegt – verein­facht gespro­chen – an der falschen Digitalisierungsstrategie der Deutschen Telekom. Tatsächlich geht es heute ganz einfach und ohne einen Meter Kabel.

1979 beschloss die Deutsche Bundespost, alle Ortsvermittlungsstellen zu digi­ta­li­sieren. Drei Jahre später entschied man sich für ISDN (Integrated Services Digital Network). Es folgten 1987 zwei Pilotprojekte in Mannheim und Stuttgart. 1989 begann der offi­zi­elle Betrieb und die deut­sche Post wurde zum Vorreiter für ISDN in Europa. Nachdem bis zum Mai 1994 die Digitalisierung in den Vermittlungsstellen weit­ge­hend abge­schlossen war, wurde ISDN verbrau­cher­taug­lich. Fördergeldern in Milliardenhöhe (300 bis 700 DM Zuschuss) »drückten« bis Ende der 90er Jahre ISDN-Anschlüsse in die Haushalte, wobei in über 90 % die digi­talen Daten in analoge umge­wan­delt wurden, damit man die alten Geräte weiter nutzen konnte … denn »echte« ISDN-Geräte waren teuer..

Infolge der Überbetonung von ISDN in der Geschäftsstrategie der Deutschen Telekom entschied diese Mitte der 90er Jahre, sich als welt­weit einziger großer Netzbetreiber beim neuen ADSL-Breitband-Standard im gesamten Festnetz das mit Reichweiten- und Bandbreitennachteilen behaf­tete ADSL-over-ISDN einzu­setzen: Kunden mit analogem T-Net-Anschluss sollten keine DSL-Verfügbarkeits- bzw. Bandbreitenvorteile gegen­über T-ISDN-Kunden erhalten.

Heute sind rund 1/3 der Telefonanschlüsse in Deutschland ISDN-Basisanschlüsse. Seit 2003 nimmt der rela­tive Marktanteil von ISDN-Anschlüssen im Verhältnis zu analogen Festnetzanschlüssen wieder ab, weil die Verbraucher durch DSL (40 % der Telefonanschlüsse) entweder surfen und parallel analog tele­fo­nieren oder gleich die IP-Telefonie nutzen können, und daher nicht mehr bereit sind, den Aufpreis für einen ISDN-Anschluss zu zahlen.

Wenn ich meinen Haushalt heute komplett neu tele­kom­mu­ni­kativ ausstatten würde, gäbe es zwei Strategien, die kabellos funk­tio­nieren (jeweil ohne Fax-Gerät, das nun wirk­lich von gestern ist):

• Handys für alle, mit einem Genion-Vertrag (d. h. Festnetznummer + Handynummer), Home-Zone-Flatrate, Surfen via Bluetooth über das Handy im UMTS-Netz; kein DSL, kein Festnetz
• DSL am analogen Festnetzanschluss, Drahtloses Netz, IP-Telefonie


Carlsen lässt über Harry-Potter-Cover abstimmen

Potter-Cover

Der Carlsen Verlag tut so, als dürften die Leser über das Aussehen der deut­schen Ausgabe von »Harry Potter and the Deathly Hallows« mitent­scheiden. Dabei stehen ledig­lich zwei sehr ähnliche Zeichnungen von Sabine Wilharm auf der Internetseite zur Auswahl (in der Abbildung links) … eine Entscheidung zwischen Teufel und Beelzebub. Beim Zwischenergebnis lässt sich Carlsen nicht in die Karten gucken.

In Deutschland wird Folge 7 von J. K. Rowlings Erfolgsromanserie unter dem Titel »Harry Potter und die Heiligtümer des Todes in 91 Tagen erscheinen. Englischsprachige Leser bevor­zugen die US-Ausgabe (Abbildung Mitte), wegen ihrer vorzüg­li­chen Gestaltung und Typografie (Fontblog berich­tete). Britische Fans können zwischen einer Erwachsenen- und eine Kinder-Ausgabe unter­scheiden (rechts).


FontBook bei der New York Times

Khoi Vinh ist der Design-Direktor von NYTimes​.com, wo er ein größeres Design-Team leitet. Seit 2000 schreibt er in seinem Weblog Substraction über Design, Technologie und prak­ti­sche Erfahrungen.

Eben hat er den Beitrag One Book to Specify Them All (Ein Buch um sie alle zu bestimmen) veröf­fent­licht. Er schreibt über das FontBook, wo er Anregungen für neue Schriften findet, zum Beispiel Apex Serif (FontBook, Kapitel Slab, Seite 4). Kein gerin­gerer als Stephen Coles (Typographica) – gemeinsam mit Yves Peters verant­wort­lich für mehrere tausend FontBook-Querverweise – brachte ihm das Nachschlagewerk nahe. Als Dank gibt es ein aktu­elles Interview mit Stephen Coles über das FontBook auf Subtraction.


MetaDesign fährt wieder BVG

Nach 10 Jahren Pause betreut MetaDesign wieder das Erscheinungsbild des Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Bereits 1992, nach der Wiedervereinigung und der Fusion der Ost- und Westberliner Verkehrsunternehmen, hatte MetaDesign das Corprate Design für die neu BVG entwi­ckelt. Bis 1997 entstand ein Komplettsystem – vom Informations- und Leitsystem über die Fahrplanbücher bis hin zum Farb- und Innenraumkonzept der Fahrzeuge.
Hieran anknüp­fend wird die erste Aufgabe für MetaDesign der Aufbau einer Onlineplattform sein, die alle Kommunikationsmittel für alle Unternehmensbereiche syste­ma­ti­siert und ziel­grup­pen­ge­recht zur Verfügung stellt. Im nächsten Schritt wird eine stufen­weise Anpassung des Corporate Designs erfolgen.