Fontblog Artikel im Februar 2007

TYPO-Sonderpreis nur noch bis 0:00 Uhr

Benno hat mir zwar gesagt, ich soll keine Werbung mehr machen, weil er nur noch 50 Tickets hat, ich erin­nere fairer­weise trotzdem: Die Frist für den ermä­ßigten Preis von 545,– € statt 645,– € für drei Tage TYPO Berlin 2007 endet heute Nacht (keine Studententickets mehr). Zur Blitzanmeldung …


Global-Warming-Logo für alle

Das briti­sche Designbüro Johnson Banks, vor kurzem erst wegen seiner Beatles-Briefmarken gerühmt, verschenkt eine Global-Warming-Illu an alle Kollegen, die sie brau­chen. »We desi­gned this melted globe icon for a design bien­nale a couple of years ago, but the symbol now sits unused in our archives.« schreibt Johnson Banks. Eine E-Mail an Johnson Banks mit einer kurzen Erläuterung zum Verwendungszweck genügt. »This isn’t first come first served, this is all come, all served. Seriously.« (via The Skinny)


Befreite Ampelmännchen im Straßenkampf

Director’s Cut eines Snickers-Werbespots, der in den Vereinigten Arabischen Emiraten läuft, konzi­piert von Impact/BBDO, Regie Joeri Holsheimer (Agentur Czarevich, Amsterdam). Via Werbeblogger und Adverblog.


Google-Suche per Eyetracking analysiert

»Envisioning Information« heißt das Standardwerk von Edward Tufte, dem großen Lehrmeister für Informationsdesign. Die hollän­di­sche Studie »Visual atten­tion to Online Search Engine Results« (Die visu­elle Aufnahme von Online-Suchergebnissen) von Checkit und DVJ Interactive ist nicht gerade ein Beispiel für gute Gestaltung (PDF hier down­loaden), aber sie enthält einige anschau­liche Info-Grafiken, die zudem recht inter­es­santen Ergebnisse visualisieren.

Die wich­tigsten Erkenntnisse:

– Betrachter verweilen im Durchschnitt 1,1 s auf einem Suchergebnis
– 98 % betrachten die Suchergebnisliste
– 96% betrachten die gespon­serten Kopf-Suchergebnisse
– 31% betrachten die rechte Werbespalte
Online-Kunden betrachten mehr Suchergebnisse (10) und
– … nehmen sich mehr Zeit fürs Betrachten der Ergebnisse (11,4 s) und
– … blicken gezielt auf bekannte Markennamen.
Infosucher betrachten weniger Ergebnisse (8) kürzer (9,4 s).

Die Augenbewegungen auf einer Google-Suchergebnisseite. Die Punkte stellen Betrachtungsmomente dar, die Ziffern belegen die Reihenfolge der Betrachtung, die Größe der Punkte entspricht der Betrachtungsdauer

Die Augenbewegungen eines Käufers in perspek­ti­vi­scher Darstellung: die Hügel stellen die Betrachtungspunkte dar, ihre Höhe die Betrachtungsdauer – je höher um so länger die Betrachtung

(Abbildung ganz oben: Die Augenbewegungen eines Infosuchers, der weniger Suchergebnisse betrachtet und diese kürzer liest als ein Online-Kunde)

(Quellen: Usability News, Checkit, DVJ Interactive und Blogrolle​.net; Abbildungen aus: Checkit Eyetracking Research Report)


Neuer TYPO-Moderator: Clemens Schedler

Wir schon an anderer Stelle erwähnt: Wir sind stolz auf den großen TYPO-Besucheranteil aus Österreich. Dieser Tatsache wollen wir mit einem neuen Moderator Rechnung tragen, der schon zweimal auf der TYPO gespro­chen und begeis­tert hat: Clemens Schedler. Er wird gemeinsam mit Simone Wolf durch das Programm der TYPOhall führen.
Clemens Theobert Schedler ist gebür­tiger Münchener, wuchs jedoch im Wilden Westen Österreichs auf. Seit 1982 lebt er in Wien … Ausbildung und freie Mitarbeiten als Gebrauchsgrafiker, Schlagzeuger bei der Band »in time« … 1990 Gründung des eigenen Büros, 1993 Bohatsch und Schedler GmbH, 1997 Büro für konkrete Gestaltung, dazwi­schen Lehraufträge.

Clemens versteht sich als ein (als Grafiker) »getarnter« Hofnarr und Berater. Eine Lösung ist für ihn, wenn es für alle gut ist. »In meiner Arbeit versuche ich einfach gutes Brot zu backen«, so umschreibt er seine Maxime. Und weniger blumig: »Aussehen ist wesent­lich, es macht das Wesen sichtbar. Wie es aussieht ist jedoch nicht wesent­lich, sondern wie es wirkt.«

(Foto: Marc Eckardt)


Kunst von Cum* und FontShop Benelux

Extreme Letterproef

Unsere Freunde von FontShop Benelux (Rudy Geeraerts, Yves Peters, …) haben das Künstler-Trio Cum* aus Gent beauf­tragt, aus Schriftmustern ein Plakat zu gestalten. Gestern hatte ich es in der Post, ein Frauenportrait, genauer: eine Collage aus tausenden zerschnip­pelten Musterbüchern von FontFont, Baseline, Carter & Cone, Device, Font Bureau, ShinnType, Stylus, Typotheque, Virus und anderen, 68 x 99 Zentimeter groß. Titel des Kunstwerks: »Extreme Letterproef«.

Seit 2002 zele­briert Cum* sein »fucking erotic street enter­tain­ment«, eine Mischung aus Graffiti und Plakatkunst. Zuletzt schufen sie zuneh­mend auch Indoor-Motive auf Leinwand oder Papier, wobei sehr häufig Frauen-Bilder in der Ästhetik eines Russ Meyer im Mittelpunkt der Gestaltung stehen.


Louis Vuitton (raub-)kopiert chinesische Tasche

Großartig, ein Akt höchsten Symbolwerts: »Louis Vuitton dreht den Spieß um und kopiert das einzige originär chine­si­sche Produkt, das es bislang zu welt­weiter Verbreitung gebracht hat, nämlich die berühmte, aber namen­lose chine­si­sche Plastiktragetasche mit dem weiß-blau-roten Linien- und Karodekor. Er druckt das Muster auf Leder, versieht es mit einem Louis Vuitton Stempel und bringt für 1.900 € in seine Boutiquen.«

Der rekla­me­himmel hat es entdeckt …


Toyotas Werbe-Wahnsinn (2) [Update]

Wie wir gestern in einem Kommentar aus der verant­wort­li­chen Agentur BMZ + more erfahren konnten, besteht die bisher größte Plakataktion in diesem Lande aus »17 verschie­denen 18/1 Motiven, Säulen mit 3 eigenen Motiven und City Light Wechsler mit 3 eigenen Motiven … am Mittwoch, den 28. 2., hängen alle Motive.« Schon heute habe ich auf meiner 30 minü­tigen Fahrt durch drei Berliner Stadtteile kein einzige Großfläche, kein Citylight und keine Bushaltestelle mehr gesehen, die nicht von Toyota belegt war. Unfassbar, oder wie Yanone aus Dresden in einem Kommentar zu meinem gest­rigen Beitrag schreibt: »eine mischung aus gruselig und totaler faszination«.

[Update: Hier die Fakten aus einer Zenithmedia-Pressemitteilung
Die Düsseldorfer Mediaagentur Zenithmedia hat die Einführungskampagne für das neue Toyota-Modell mit der größten Plakatkampagne der Bundesrepublik einge­läutet. »In Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern wurden alle Plakatflächen zeit­gleich mit den 27 unter­schied­li­chen Kampagnenmotiven für den neuen Toyota belegt. Das sind über 200.000 Flächen. Großflächen, Megalights, Superposter, Litfasssäulen, Citylights und Panorama-Flächen.«
»Die eigent­liche Werbewirkung wird jedoch nicht durch die Omnipräsenz von Plakaten erzielt«, so Zenithmedia-Geschäftsführer Frank-Peter Lortz. Damit die Menschen dem Claim »Augen auf Auris« folgen, werde die Wirkung der Plakate medi­en­über­grei­fend unter­stützt. Erst durch die intel­li­gente Verknüpfung mehrerer Medien – Promotiontrailer im TV und im Radio sowie Advertorials in der Bild-Zeitung – solle die Kampagne ihre volle Werbewirkung entfalten.]

Ein Bilderbogen der Auris-Plakate: