TypoTuning: Lehrhefte plus Website von Ralf Turtschi
TypoTuning ist eine neue Lehrheftserie in vier Bänden (je 25 €), die sich praxisnah gestalterischen Themen in der Geschäftswelt annimmt. Sie richtet sich an Benutzer, die mit Word, PowerPoint, InDesign oder XPress alle möglichen Dokumente wie Briefe, Flyer, Einladungen, Preislisten, Menükarten, Präsentationen und ähnliches erstellen. Autor ist der Schweizer Kommunikationsdesigner (und FontShop-Beirat-Mitglied) Ralf Turtschi (Agenturtschi).
Gerade ist Heft 2 mit dem Thema »Office-Kommunikation« erschienen. Auf 84 Seiten führt Turtschi in das Corporate Design und die Büro-Kommunikation ein, empfiehlt Schriften, geht auf die Gestaltung von Briefen, Faxe und Visitenkarten ein und gibt viele typografische Tipps. Checklisten und Tabellen vermitteln das Wissen in kompakter Form. Auch erfahrene Designer werden das Büchlein gerne durchstöbern, weil es sich einer einfachen, leicht verständlichen Sprache bedient, die im Gespräch mit Auftraggebern mehr überzeugt als Branchen-Latein. Zur Bestellseite …
Die TypoTuning-Webseite bietet einige Leseproben und Downloads, auch zum bereits im Frühjahr erschienenen Band 1 »Basics«.
Jack O’Lantern: Google – Flickr 0:1
Im letzten Jahr haben wir unsere Inspirationsquellen fürs Kürbisschnitzen noch über Google gefunden. Auf US-Bastelseiten gab es die besten Schablonen. Inzwischen liefert Google zu Stichwörtern wie »halloween«, »pumpkin« und »carving« überwiegend Spam-Link-Seiten, die nichts anderes im Sinn haben, als mit Google-Anzeigen Geld zu verdienen. Eine Kurzschluss-Strategie … für Google.
Und so besuchten wir diese Mal die Flickr-Gemeinde. Wir stellen schnell fest, dass die Auswahl hier bedeutend breiter, politischer, brutaler, bissiger, typografischer und geschmackloser ist als auf jeder Hobby-Seite. Das Stichwort »jack o lantern« (der amerikanische Sammelbegriff für geschnitzte Halloween-Kürbisse) liefert über 12.000 Fotos; als Sortierung »Most interesting« wählen. Ja es gibt Step-by-step-Anleitungen, Best-of-Auswahlen und Grußkarten-Motive à la Anne Geddes. Das Rennen machte ein Gespenster-Motiv, das wir gestern schnitzten …
Frankfurter Bier: es geht auch ohne Fraktur
Ein Biermarke aus Brandenburg erobert langsam die Hauptstadt: Frankfurter. Es ist also kein Bruder von Henninger und Binding … das Brauhaus steht in Frankfurt a. d. Oder und ist eine der modernsten und größten Brauereien Deutschlands. Und so ziert das Etikett der Flaschen ausnahmsweise mal keine Frakturschrift, sondern eine moderne Schrift. Trotzdem wirkt die Marke glaubhaft, Premium, deutsch (im Sinne des Reinheitsgebots). Welche Schrift kommt hier zum Einsatz (Frankfurter-Logo-PDF-Download-Seite)? Wer sie zuerst identifiziert, dem spendiere ich eines meiner wunderschönen nummerierten Spatium-Belegexemplare (»Hamburgefonts«*), einschließlich Poster (Gesamtwert 20 €).
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*Rezension folgt
Tiki: Den Tag nicht mit E-Mails beginnen
Einen habe ich noch … ein Tiki-Küstenmacher-Original-Simplify-Tipp vom Versandhandelskongress (siehe auch hier). »Fangt den Arbeitstag nicht mit den E-Mails an! Warum? Weil sie 1) das Reagieren kultivieren (nicht das Agieren) und (2) zum Klein-Klein-Denken verführen. Sie werden kleinkariert. Beginnen Sie den Tag mit einer Aktion statt mit einer Reaktion, einer aktiven Maßnahme. Ich lege Ihnen vor allem die ›Großen Us‹ ans Herz: Unerledigtes, Ungeklärtes, Ungemütliches … Widmen Sie sich eine oder zwei Stunden einer wichtigen Aufgabe aus diesem Fundus … danach erst die E-Mails.«
Das neue Fiat-Logo
Warum ändert ein internationales Unternehmen alle 6 Jahre sein Firmenzeichen? Fiat, zum Beispiel. Wer es nicht glaubt, hier ist die Fiat-Logo-Historie. Besonders unsinnig an diesem Fall: Jeder Relaunch wird damit begründet, dem historischen Original einen Schritt näher zu kommen.
Wir schreiben den Herbst 2006 und es ist wieder so weit … Logo-Frühwarner Martin Hömmerich hat es als erster entdeckt. Zuletzt wurde die Fiat-Plakette 2000 überarbeitet … ziemlich gelungen, eigentlich. Und erneut ist es dem 100 Jahre alten Vorbild einen Schritt näher gekommen, durch eine schmalere Schrift und den roten Fond (ausführliche Begründung).
Leider verlieren die Schöpfer kein Wort darüber, warum man sich vom Innenkreis verabschiedet hat und stattdessen den Audi-Kühler-Frame nachäfft. Die Schrift ist beliebig geworden, der Plaketten-Effekt einer kurzlebigen Web-Button-Analogie gewichen. Schwaches Bild, ganz armselig … dieses Ding hält keine 6 Jahre, wetten?
Jetzt im Download: Factor-Design-Monatshefte
Bravo Factor Design, bravo Fontblog-Leser: Eure Kommentare zum Fontblog-Beitrag »Wieder Post von Factor Design« wurden erhört. Jetzt gibt es den anregenden Lesestoff, die Monatshefte von Factor Design, auch als PDFsim Download. Danke, Johannes, für die gute Nachricht.
Stundenlanges Uhr-Umstellen
Das Umstellen der Uhren von Sommerzeit auf Winterzeit nimmt unfassbare Ausmaße an.
manuell:
░ Küchenwanduhr
░ Backofen
░ Wecker
░ Schreibtischuhr
░ Armbanduhr
░ Stereoanlage
░ TV-DVBT-Receiver
░ Heizung
░ ISDN-Telefonanlage
░ Schurlostelefon/AB
░ Faxgerät
░ Handy
░ Digitalkamera
░ Camcorder
░ iPod 20 GB
░ iPod 15 GB
░ iPod Nano
░ Fahrradcomputer
automatisch:
░ Powerbook
░ Funkwecker
░ Auto
Versandhandelskongress (5): Simplify your lawyer
So simpel ist das nicht, Werner ›Tiki‹ Küstenmacher*, wie du es den Besuchern des Versandhandelskongresses im Abschlussvortrag weiß machen wolltest. Dein »simplify« sei die neue Bezeichnung für »ordnen« und »aufräumen«. Die hübschen Redakteurinnen großer Frauenmagazine küssten dir aus Dankbarkeit die Stirn und würden deine Vokabel in Überschriften einsetzen. Das musste ich dann doch per Zwischenruf richtig stellen: »Wer das tut, bekommt eine Abmahnung von Ihren Anwälten.« So geschehen im März 2005, als ich für ein FontShop-Mailing (FOTOS 2) die Headline »Simplify your business« getextet hatte … Bumms … 800 Euro Anwaltskosten für das Unterschreiben einer Unterlassungserklärung. Gelächter im Saal.
Nach seinem Vortrag entschuldige ich mich im Foyer bei einem Kaffee für den Einwurf. Küstenmacher nimmt’s gelassen. Er kennt FontShop und Erik Spiekermann seit Jahren, denn er ist von Hause aus Illustrator (und studierter Pfarrer). Er ärgere sich über die Vorgehensweise der Anwälte und seines Herausgebers (Verlag für die Deutsche Wirtschaft). »Die Sprache ist frei, und eigentlich ist es eine tolle Bestätigung für meine Arbeit, wenn die ›Simplify‹-Floskel in die Umgangssprache Einzug hält. Da entstehen unnötigerweise Rechtskosten … « »… die von Ihren Tantiemen abgezogen werden.« entgegne ich frech. »Da sprechen Sie einen empfindlichen Punkt an …« bestätigt mich Tiki. Immer wieder rechne ihm sein Verlag die Kosten für Rechtsschutz vor.
Tiki: Ich hab’s hier mal protokolliert. Jetzt liegt es an Dir, ob du als großer deutscher Simplifier unsterblich wirst oder als der größter Prozesshansel der Nation.
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* Küstenmacher ist Mitautor von »Simplify your Life«, eines der erfolgreichsten deutschen Sachbücher … seit Jahren in den Top-20 der SPIEGEL-Bestsellerliste