100 Beste Edition: Band 8 ist da!
Heute erscheint Band 8 der von FontShop ins Leben gerufenen 100 Beste Schriften Edition: Univers OT (Bestellseite für Neuabonnenten, Bestellseite für Einzelkauf).
Die Schriftfamilie, die Adrian Frutiger Mitte der 1960er Jahre weltberühmt machte, geht auf Übungen zurück, die er bereits 1949 als 21jähriger an der Kunstgewerbeschule Zürich durchführte. Das eigentlich Neue an Univers war, dass eine Familie erstmals als geschlossenes System behandelt wurde.
Ausgangspunkt ist der Normalschnitt (Univers 55), von dem aus sich alle weiteren herleiten. Der Kontrast ist so austariert, dass sich die Schrift auch für lange Texte eignet. Frutiger legt großen Wert auf die Abstimmung der Strichstärken von Versalien und Gemeinen. Für damalige Zeiten ist die Mittellänge ungewöhnlich hoch.
Univers braucht 15 Jahre, bis sie überall bekannt und auf den unterschiedlichen Geräten (Blei und Fotosatz) verfügbar war. Dem Ende der 70 Jahre vorherrschenden rationalistischen Stil in der Typografie kam die kühle, systematisch entwickelte Familie entgegen. Sie entsprach dem Anspruch auf ›Total Design‹, wie Wim Crouwel und Ben Bos ihr Designbüro 1964 tauften. In Holland wurde Univers eine Art Nationalschrift.
Das Paket für die 100 Beste Edition enthält 8 nützliche Univers-Schnitte, die als Ergänzung zu den häufig schon über das Betriebssystem vorhandenen Grundschnitte Univers 55 Regular und 56 Italic gedacht sind: 4 Normal-Schnitte (Light, Bold + Kursive) und 4 Condensed-Fonts (Light, Bold + Kursive) … selbstverständlich alle im modernen OpenType-Format. Wie bereits in den Volumes zuvor sind die Schnitte untereinander stilverknüpft, so dass sie in Office-Programmen per Stilbefehl anzusteuern sind.
Das neben abgebildeten Univers-Schriftmuster zeigt in der oberen Hälfte links die Systematik der ursprünglich veröffentlichten Familie. Die erste Ziffer im Namen gibt die Strichstärke an, zum Beispiel 6 für Bold. Die zweite Ziffer den Schriftstil: 3 für Extended, 5 für Regular, 6 für Italic, 7 für Condensed, 8 für Condensed Italic und 9 für Compressed. Rechts daneben eine Grafik von Gerrit van Aaken (praegnanz.de), der 2004 für das metamac-Magazin die formalen Eigenschaften der Univers übersichtlich zusammengefasst hat. Im unteren Teil des A4-PDFs sind alle Schnitte im Detail aufgeführt sowie deren wichtigste Figuren. Die Univers der 100-Beste-Schriften-Edition verfügt über keine typografischen OpenType-Funktionen wie beispielsweise Kapitälchen oder besondere Ziffernarten. Sie läuft selbstverständlich auf Mac-OS und unter Windows und bietet den gemeinsamen Zeichenvorrat beider Betriebssysteme, zum Beispiel die Brüche unter Mac-OS.
Das FontShop-Ranking 100 Beste Schriften aller Zeiten (erstmals angekündigt am 12. Januar und veröffentlicht am 24. Januar) basiert auf dem Urteil einer internationalen Jury und dem Votum der FontShop-Kunden, genauer: den Verkaufszahlen der letzten Jahre. Anfang Januar stellten wir uns die Frage, wie man aus dem Ranking ein brauchbares und bezahlbares Schriftprodukt entwickeln könne. Die Idee einer mehrbändigen Edition entstand. Ihr Ankündigung wurde begrüßt, die Fontblog-Leser waren beteiligt am Feinschliff der Schriftauswahl.
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Wichtig für neue Freunde der 100 Beste Schriften Edition: Auch die CD 8 Univers OT gibt es als Einzelausgabe und als vergünstigte Abo-Ausgabe. Letztere hat große Vorteile für Sammler:
(1) sie erhalten die Folge-Bände automatisch
(2) zahlen erst nach Erhalt der Lieferung
(3) 178,– € Abopreis pro Band (statt 199,– €)
(4) das Abo ist jederzeit per Anruf oder E-Mail kündbar
(alle Preise zzgl. MwSt. und Versand). Zur Univers-OT-Bestellseite …
4 Kommentare
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Lucien Coy
…aber ohne Regular-Schnitt (55)? Schade, so kaufe ich diese Ausgabe sicher nicht.
Jürgen
Hallo Lucian, guter Einwurf. Danke.
Gemeinsam mit Linotype haben wir uns – aus mehreren Gründen – bewusst für diese Kombination entschieden. Zunächst einmal ist Univers eine seit Jahren verbreitete Schrift, so dass viele Anwender den Grundschnitt bereits lizenziert haben … das heißt: die hier vorgestellte Ausgabe ist eine sinnvolle und preiswerte Ergänzung. Hinzu kommt, dass der sich der »typografische Geschmack« in den vergangenen 20 Jahren verändert hat. Der Light-Schnitt ist aus heutiger Sicht ausreichend kräftig (und robust), um gut lesbare Sans-Serif-Brottexte zu setzen. Auch der Sprung zur Auszeichnung Bold – unter Auslassung einer Strichstärke, also der Univers 5n – ist vom Schriftentwerfer so vorgesehen. Linotype schreibt: »Ihre fein abgestimmten Fetten, die relativ große x-Höhe und und die vergleichsweise kleinen Ober- und Unterlängen geben der Univers ihr ruhiges Schriftbild, aus dem die Versalien nicht hervorbrechen.« Die »fein abgestimmten Fetten« haben Linotype dazu veranlasst, den Light-Schnitt mit dem Bold-Schnitt zu verlinken (per Stilbefehl-Taste). Daher glauben wir, dass die hier zusammengestellten Schnitte eine zeitgemäße und überaus reizvolle Grundausstattung darstellen.
Jürgen
Kleine Ergänzung zur historischen Strichstärken-Verschiebung. Mit der Überarbeitung der ursprünglichen Univers 1999 zur Großfamilie Linotype Univers Platinum worden die Strichstärken neu aufeinander abgestimmt. Das neue, dreistellige Nummernsystem bezeichnet die mit 4 beginnenden Schnitte als »Regular«, die mit 5 beginnenden als »Medium« und die 6er-Schnitte als »Bold.« Mehr dazu auf der Univers-Seite bei Linotype …
Christian Büning
Aus Größe 32 wurde 34 und alle hungern mit (Der Teufel trägt Prada) :-)