Wiesbadener Agenturen fordern Praktikumssemester
In einem offenen Brief an die hessische Kultusministerin Dorothea Henzler äußern 12 lokale Designbüros ihren Unmut über eine Änderung des Landeshochschulgesetzes, infolge dessen das 6-monatige Praktikumssemester nicht mehr durchführbar ist. Bei den Unterzeichnern träfen kaum noch Praktikumsbewerbungen aus der Hochschule RheinMain ein, denn den Studenten stehe für derartige Praxiserfahrungen aufgrund des eng gestrickten Curriculums keine Zeit zur Verfügung. Die Profidesigner fordern daher »die verbindliche Re-Integration eines sechsmonatigen Praktikums in das Studienprogramm ›Bachelor Kommunikationsdesign‹ der Hochschule RheinMain.« Auch zahlreiche Dozenten würden den schwindenden Austausch zwischen Studenten und Unternehmen mit Sorge beobachten. Zu den Unterzeichnern gehören Scholz & Volkmer, Fuenfwerken, 99Grad, Ponderosa und Q Kreativgesellschaft.
49 Kommentare
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Simon Wehr
Praxissemester ist eine gute Sache, ich habe das als wichtigen Teil meines Studiums betrachtet und sehr viel gelernt –menschlich und fachlich. Es gehört in diese Ausbildung unbedingt hinein, das finde ich auch.
Das ein Designstudium mit »Theorie überladen« ist, kann ich jetzt allerdigns nicht bestätigen. (Oder ich habe eine andere Vorstellung von Theorie.)
Dan Reynolds
Praktika und Praxis finde ich persönlich ein wichtiger Teil des Designstudiums. Allerdings kann ich mich mit der Idee, dass diese Dinge im Rahmen einen offiziellen Praxissemester stattfinden müssen, gar nicht anfreunden. Schau mal die Hochschulen an, wo es kein Praxissemester gibt… es gibt genug davon, in Deutschland und Weltweit!
Es gibt viele Zeitrahmen, wo man Praktika machen kann… vor dem Studium, in den Sommer- bzw. Winterferien, Teilzeit während eines Semesters, nach dem Bachelor-Studium aber vor dem Master-Studium, usw. Engagierte Studenten werden noch ihre nötige Praxiserfahrung finden können. Ich denke nicht, dass es unbedingt an der Hochschule liegt, diese zu einem bestimmten Zeitraum fest zu definieren.
Christian
Eine sinnvolle Initiative. Ich habe von den Praxiserfahrungen sehr profitiert und mein Studium danach besser organisieren können. Im Bachelorstudium müsste man dafür ein Urlaubssemester einplanen. Ich frage mich nur, ob eine Petition von Designagenturen nicht eine etwas anspruchsvollere Typografie vertragen könnte?
fritz
Ich bin klar gegen diesen Appell. Ein Praxissemester im Diplomstudium war sinnvoll und auch für mich persönlich wichtig. Nach einer Studienreform, die die Designer in Bachelor-Facharbeiter und Master-Art-Directoren einteilt ist ein Praxissemester in meinen Augen nicht mehr gerechtfertigt.
Drei Jahre sind kurz und es ist viel Fachwissen zu vermitteln. Da noch ein Semester rauszunehmen halte ich für wesentlich problematischer. Dazu kommt, dass viele Firmen Absolventen inzwischen zu einem Einstiegspraktikum oder einem Traineestatus zwingen. In Kombinaton mit dem Bachelor finde ich das richtig und stimmig.
An der Hochschule wird das Wissen vermittelt, nach dem Bachelor wird in sechs bis 12 Monaten Arbeitsfähigkeit erlangt. So – und nur so – ergibt das Bachelor- und Mastersystem Sinn. Die Industrie wollte verkürzte Ausbildungszeiten, dann trage sie nun auch ihren Teil.
Nach ein bis zwei Jahren Berufserfahrung kann der Jungdesigner dann in einem zweiten Bildungslauf seinen Master machen sich fachlich spezialisieren. Für dieses System haben wir uns in Deutschland entschieden. Wenn die Umstellung irgend einen Sinn ergeben soll, muss der Systemwechsel aber konsequent umgesetzt werden.
Ich für meinen Teil würde gerne zum Diplomstudium zurückkehren, aber das steht auf einem anderen Blatt.
Peter Klein
Sollte man das nicht den Studenten überlassen sich darüber aufzuregen. Ich zweifle an der Selbstlosigkeit der 12 Designbüros.
philipp
zweifel an der selbstlosigkeit habe ich auch: wenn man bedenkt, dass die meisten büros berufseinsteiger erst mal 6 – 12 monate als aushilfskraft (das nennt sich oft praktikant oder trainee) anstellen.
ps: definitiv zu viele wörter pro zeile
HD Schellnack.
Kurz aus Sicht des (kleinen) Arbeitgebers. Studenten direkt weg von der Uni – so unsere Erfahrung – sind meist nicht so auf den Beruf vorbereitet, dass man sie direkt einstellen kann. Fragt mich nicht wieso, es ist so. An den Unis hast du zu viel Zeit für Projekte, die Dinge sind oft sehr verkopft. Leute, die vorher mal GTA oder sowas waren und ein bisschen mehr technisches Fachwissen haben, sind schneller im Sattel. Leute, die sehr verkopft «Kunst»-Design studieren, scheitern oft völlig an einer simplen Postkarte. Wenn jemand mit Diplom nicht weiß, wie man Formatvorlagen für ein dickes Buch verwendet und dann vier Tage an manuellen Änderungen sitzt – da bin ich dann sehr sehr sehr für eine Phase, wo man Leute testen darf. Und – so muss man das ja unbedingt auch sehen!!! – wo die UNS testen. Ist ein kleines Büro hier und ich finde superwichtig, dass man sich beschnüffelt.
Ich selbst finde inzwischen übrigens ein Praktikum NACH dem Studium besser, einfach, weil die Einstiegschancen für die Praktikanten doch viel höher sind – sind sie gut, werden sie ein Angebot kriegen in den meisten Läden, die Bedarf haben, oder?
Bei dem Genöhle an der «Ausbeuterei» von Studenten sind wir natürlich wieder bei Johannes‘ Text von vor ein paar Wochen – das Problem ist doch nicht, das die Designbüros «Ausbeuter» sind (keiner würde gern mehr zahlen als ich), das Problem sind die Honorare bzw die Tatsache, dass in vielen Bereichen, die Designer engagieren (im Gegensatz zu großen Agenturen) die Kassen leer sind und selbst namhafte Kunden Sätze sagen wie : «Wir haben XXXX € – könnt ihr das dafür?»
Dazu kommt ein perfider Preiskrieg, bei dem selbst wir, die wir nun echt nicht teuer sind, so krank unterboten werden, dass ich mich frage, wie das eigentlich noch geht. Es GEHT auch nicht. Wir haben gerade einen Fall gehabt, wo der Klient auf einen anderen Web-Programmierer gesetzt hat, weil preiswerter, und am Ende hat es Marian dann nachgefixt. Letzten Endes gibt es eine mittlere Zone von Qualität, die hat halt ihren Preis – und am Markt entscheiden sich die einen Auftraggeber seltsamerweise für total überteuerte «namhafte» Agenturen (die oft viel zu groß sind für die Belange des Kunden und das Tagesgeschäft, aber das CD ist dann eben vom Staragentur XYZ… gähn) ooooder für Anbieter, wo mir ein Klient selbst sagt: «Die hab ich nicht genommen, der Preis war unmoralisch niedrig.» :-D
Ich glaube, dass es gerade in der ja eher postmaterialistischen Design-Büro-Szene eher den Willen gibt, faire Praktika zu machen, fair einzustellen, gut zu bezahlen und auch Software legal zu beschaffen usw. Nur können das viele Low-Budget-Buden gar nicht leisten. Und selbst Läden wie wir oder offenbar ja auch größere Anbieter wie Factor machen einen täglichen Drahtseilakt. Das ist im Mittelstand ja auch nix neues, ehrlich gesagt, frisst sich aber natürlich nach wie vor von oben nach unten durch. Und endet dann perfiderweise bei Leuten, die nach vier Jahren Studium erst mal für 500 Euro arbeiten gehen müssen. Begeistert ist von solchen Zuständen sicherlich keiner :-D
Sebastian Nagel
Ich kenne bisher keinen Studenten, der von einem (Pflicht)praktium nicht profitiert hätte – bzw. bei dem es ohne gegangen wäre.
An meiner ehemaligen Schule wurde auch auf Bachelor umgestellt, und das Praktikum auf 3 Monate verkürzt (Sommerferien + ein gekürztes Nachfolge-Semester). Die Agenturen, bei denen sich bekannte beworben haben, haben sich alle gefragt, was sie in diesen 3 Monaten vermitteln sollen, da „der Agentur-Alltag“ da kaum rüberkommt.
Gleichzeitig verstehe ich die Planer der Studiengänge – in 6 Semestern fehlen einfach mindestens 2, um komfortabel Theorie und Praxis zu vermitteln – irgendwas muss gekürzt werden. Bei uns ist es eben ein Teil des Praktikums, ein größeres Praxis-Projekt, und ein Großteil der Medientheorie-Fächer. Alles Dinge, die ich nicht missen möchte – mir würde Agenturerfahrung, eines meiner solidesten Projekte, und Reflexionsfähigkeit fehlen.
Holland
Das mit dem Praktikum während des Studiums ist wohl auch nur eine typisch deutsche Angelegenheit. Bitte korrigiert mich wenn ich falsch informiert bin, aber meiner Erfahrung nach, gibt es im angelsächsischen Sprachraum keine Praktika wie wir es in Deutschland kennen.
Dort ist eher die Praxis dass Absolventen nach der Uni ersteinmal ein Trainee on the Job oder eben das Praktikum machen, um ersteinmal sich beweisen zu können.
Wenn es ein Praktikum während des Studiums ist, dann nur, um ein wenig reinzuschnuppern und gegebenfalls Kaffee zu kochen.
HD Schellnack.
>mir würde Agenturerfahrung, eines meiner solidesten Projekte, und >Reflexionsfähigkeit fehlen
Der Bachelor ist irgendwie echt eine blöde Erfindung :-D
michael
Praktika zu machen oder nicht zu machen ist den Studenten zu überlassen, das geht die Firmen überhaupt nichts an. Ich unterstelle den Agenturen, dass es ihnen nur um die Billigarbeiter geht.
@HD Schellnack: Neue Mitarbeiter testet man in der Probezeit, nicht in einer Trainee-Anstellung oder einem Praktikum.
HD Schellnack.
>Neue Mitarbeiter testet man in der Probezeit, nicht in einer Trainee->Anstellung oder einem Praktikum
Mag sein, aber für den Angestellten bedeutet in einem Designbüro anzufangen oft einen Umzug uswpp. Mir erscheint es ehrlicher, jemanden kennenzulernen – und vor allem auch demjenigen eine Möglichkeit zu geben, uns kennenzulernen – im Rahmen eines Praktikums. Wir versuchen, Probezeiten zu vermeiden.
Dazu sei auch gesagt, dass ich Praktika nicht als Jobvorbereitung sehe – es sind einfach Praktika. Ich mag diese Illusion nicht – wir sind auch zu klein, um zig Leute einzustellen. Aber die Leute, die hier fest eingestellt waren, haben jeweils vorher ein Praktikum bei nodesign gemacht. Mir geht es übrigens durchaus auch um Billigarbeiter – da mach ich keinen Hehl raus. Wichtig ist, dass am Ende beide Seiten profitieren, da ist nix dabei. Ich hab ein unbezahltes Praktikum gemacht (und am Ende doch trotzdem Geld gekriegt, fand ich super) – und für die Stelle hätte ich gern noch zubezahlt. Und habs nie bereut.
Tatsächlich sind Praktika unerlässlich. Mir ist ja klar, dass viele Studenten denken, sie können schon viel – und für manche stimmt das auch, absolut – aber ganz wenige sind die Routine mit Software gewöhnt, den Zeitdruck, das erzeugen von Ideen nicht in einem Semester und einem nachsichtigen Dozenten, sondern binnen Stunden in einem extrem kritischen Umfeld, die teilweise sehr harten Änderungen durch Kunden, die schlichte Realität, dass Design hier draußen keine schicken Bilderbücher betrifft, sondern zweckgebundene Kommunikation. Und so weiter und so fort. Mag nur uns betreffen und bei anderen Büros ist vielleicht alles so kuschelig wie in der FH (zumal wir auch noch nicht sonderlich viel zahlen lönnen, siehe oben :-D), aber ich hätte ungeheure Bedenken, jemanden blind so einzustellen. Weil ich leider auch gelernt hab, das Portfolios und Diplome ü-ber-haupt nichts sagen. Es muss ja irgendwo auch Klick machen auf beiden Seiten.
Ich glaube, es gibt zwei Momente im Studium, die einen Studenten echt pushen: Das Diplom an sich (in der alten, umfassenden Form, idealerweise). Und ein Praktikum. Und freie Sachen, an Magazinen und Büchern mitarbeiten, Messestände usw. Kurse besuchen allein macht doch keinen guten Gestalter, oder?
Ein Praktikum sollte aber keine Pflicht sein – ich sehe es wie ihr: Am Ende sollte der Student entscheiden. Bin aber sehr wohl dafür, dass die FHs den Rahmen für diese Möglichkeit schaffen, also Auszeit-Semester usw stressfrei möglich machen.
Christian
@ HD: ich verstehe nicht ganz, wo der Vorteil für die zukünftigen Mitarbeiter bei einem Praktikum sein soll. Ob ich für ein Praktikum umziehe oder für eine Anstellung mit Probezeit, ist ja einerlei. Da muss der Angestellte das Risiko abwägen, umsonst umzuziehen, oder eine Zwischenlösung finden. Ein – wenn auch befristeter – Vertrag mit einer einigermaßen fairen Vergütung erscheint mir da angemessener als ein Praktikum mit einer Aufwandsentschädigung.
christoph
was die dtp-kenntnisse von frisch-diplomierten angeht: natürlich wäre es ganz fein, wenn die auch noch einen profimäßigen umgang mit den nötigen computerroutinen vorweisen könnten, aber realistischerweise kann man das nicht erwarten. wenn nach ende des studiums halbwegs eigenständige gestalter die fhs verlassen, die konzepte entwickeln können und die beim umgang mit typografie und anderen gestalterischen mitteln wissen was sie tun, ist das schon recht viel verlangt.
»fertig« waren junge arbeitskräfte auch in früheren zeiten nicht. ein teil der ausbildung musste stets auch von unternehmen geleistet werden und da spricht auch nichts gegen – sonst wäre die rede vom lebenslangen lernen auch absurd.
HD Schellnack.
>wo der Vorteil für die zukünftigen Mitarbeiter bei einem Praktikum sein soll
Du lernst was, dabei. Ich versuche meist, zu eruieren, ob Praktikanten die sich von weiter weg bewerben, WIRKLICH nur für ein Praktikum weißgottwie umziehen wollen – mir ist das ja selbst nicht geheuer, obwohl es mich sehr freut. Katharina ist auch kurzfristig von Bielefeld nach Dortmund gegangen während ihrer Praktizeit. Ich glaube, es macht einen Unterschied, ob du unter dem «Versprechen» eines festen Jobs in Probezeit umziehst und echt planst – oder ob es von vorneherein eben nur übergangsweise ist und du in eine WG gehst oder sowas.
>nach ende des studiums halbwegs eigenständige gestalter
Es gibt endlos viele TOLLE Gestalter, die von FHs kommen. Aber die Taktung an Universitäten ist so anders als in den Studios, das sollte man mal mitgekriegt haben. Wenn es an der FH noch möglich ist, eine Broschüre oder ein Buch in … Photoshop zu setzen (I shit you not!), so geht das in der echten Welt eben nicht mehr.
>musste stets auch von unternehmen geleistet werden
Absolut. Nochmal: Ich sehe Praktika als Tauschgeschäft. Die Studenten, die Bock haben, lernen hier was, und wir haben entweder eine tolle Arbeitskraft (wenn man Glück hat) oder einen Stuhlwärmer (wenn man Pech hat). Liegt auch an jedem selbst. Ich mag nur diese These nicht, ein Praktikum sei «Ausbeutung». Es ist wie in vielen anderen Bereichen auch eine Chance, zu lernen und sich zu entwickeln – und zumindest bei uns haben wir erst relativ gegen Ende des Praktikums etwas davon. Man darf nie vergessen, dass die «regulären» Arbeitskräfte ja auch damit beschäftigt sind, die Praktikanten zu beschäftigen und es bei uns oft gerade in krassen Stressphasen so ist, dass wir das gar nicht schaffen – was dann leider ein etwas doofes Praktikum ergibt für Leute, die etwas uneigenständiger ticken…
Thomas
Warum muß denn die FH das „in“ den paar Semestern des Bachelor mit unterbringen?
Warum reicht es nicht, entweder die Absolventen hinterher ein Praktikum machen zu lassen (wir reden da ja nicht von sechs Jahren Studium und drei Jahren Promotion hinterher, also Zeiträumen, wo „Baum, Haus, Kind“ schon fast klappen könnte, sondern von einem überschaubaren Studium.
Oder man möchte, das verpflichtend alle ein solches Praktikum machen, dann muß das aber auch nicht eingebettet sein. Pflegepraktika *vor* dem Medizinstudium sind auch nicht so ungewöhnlich.
thomas junold
@ thomas (16) weil die praktika die studenten in zusammenarbeit MIT den agenturen fördern sollen. nichts anderes ist ein praktikum. was du meinst thomas ist genau das problem, was viele betrifft. keine praxiserfahrung und somit schlechtere job-chancen. was lernt man schon in drei jahren bachelor? nicht viel.
vor dem studium ist nur sinnvoll, um abzuchecken, ob der wahn designer zu sein wirklich das wahre ist. sonst haben diese praktika keinen nährwert. ausserdem ärzte pflegen nicht, ärzte heilen im idealfall. das leeren von bettpfannen ist kein arzt-job.
im übrigen frag mal ärzte, was sie von der funktion des assistenzarztes halten, den ersatz des AIP. mach dich auch wenig schöne antworten gefasst.
Thomas
Und kannst du jetzt noch erklären, warum das zwingend *im* Studium passieren muß statt ein Jahr später?
HD Schellnack.
>ob der wahn designer zu sein wirklich das wahre ist
a-fucking-men, brother!
>das leeren von bettpfannen ist kein arzt-job.
dem arzt greift aber auch kein patient ins messer uns sagt: «können wir den schnitt nicht auch weiter links und in rot machen?” insofern heißt praktikum oft eben auch, zu lernen, dass der job in echt so ganz anders ist als an der uni, wo es außer designaffinen dozenten ja kaum reinredner gibt. :-D
thomas junold
damit es eine sinnvolle verknüpfung zwischen theorie und praxis gibt. und die agenturen auch ein wenig davon abgehalten werden, so zumindest hoffnung, allzuviele erwartungen an die gestalterpersönlichkeit zu setzen, da diese noch in der ausbilung ist.
es ist eine art welpenschutz, der auch nötig ist! niemand sollte, wenn er bei klarem verstand ist, dem praktikanten die letzte entscheidung überlassen oder gar für fehlgelaufene dinge verantwortlich machen.
BAR M Grafik Design
Natürlich sind Absolventen nicht mit allem ausgestattet, was sie in den Sutdios brauchen. Natürlich ist ein Praktikum eine feine Sache, bei der man den Arbeitsalltag kennen lernen kann. Natürlich ist es auch netter, eine Probezeit zu vermeiden und jemanden nach dem Praktikum zu übernehmen.
Wo waren die Schreie der Wiesbadener Designbüros, als der Bachelor eingeführt wurde?
Seine Einführung hat gravierendem Maße dazu geführt, dass die Qualität der Bildung abflacht. Dass ein Wochenpensum erreicht wird, das über das Stundenplansoll gehendes Engagement unmöglich macht. Dass keine Zeit für ein bisschen in der Agenturwelt herumschnüffeln lässt.
Auch BAR M ist zu klein, als dass Übernahmen ohne mehrmonatiges Kennenlernen denkbar war. Auch bei wir sitzen in der Praktikumszeit viel dabei, schauen über die Schulter und nehmen an die Hand – und wissen daher auch, dass wir nicht oft Praktikumsplätze anbieten können, weil es auch uns Kraft kostet. Auch wir schätzen andererseits die Inspirationen der Praktikanten.
Wir haben aber nicht nur die Schreie der Wiesbadener vermisst. Wir finden das System Praktikum nicht so toll, dass wir uns an dieser Stelle melden würden. Wir glauben den zwölf nicht.
nora
Aus der Erfahrung in Krefeld kann ich folgendes beisteuern: Wir haben den BA von 6 Semestern (mit 6 wöchigem Pflichtpraktikum) wieder geändert und neu akrreditiert auf 7 Semester (mit 1 Semester Praktikum oder Auslandsaufenthalt). Die 6 wöchigen Praktika waren schwierig zu bekommen und machen nicht wirklich Sinn meines Erachtens nach. So entspannt sich die Situation auch für die Studierende wieder etwas, und ich finde die Möglichkeit, ein Semester im Ausland zu absolvieren anstelle des Praktikums, auch eine attraktive Angelegenheit. Viele Studierenden nutzen diese Möglichkeit und kommen gut gelaunt zurück. Sie sehen, wie es an anderen Hochschulen läuft und können dann auch besser ihre Ausbildungssituation einschätzen lernen. Sie knüpfen internationale Kontakte, sie lernen in einer Fremdsprache zu präsentieren und sie „wachsen“ in dieser Zeit ein ganzes Stück. Es trägt ganz deutlich zu ihrer persönlichen Entwicklung bei, und auch das ist meines Erachtens nach ein hohes Bildungsziel, welches durch die ganzen Diskussionen bezüglich der Umsetzung des Bologna Prozesses in den Hintergrund gerückt ist.
Generell kann ich hierzu auch noch sagen, dass ich die Möglichkeit, im Anschluss an das BA Studium (oder auch nach ersten Anstellung) den Master zu machen, eine großartige Sache finde. Wenn man es schafft, auch hier über den Tellerrand zu blicken, und sich wirklich genau zu überlegen, wo und in welcher Spezialisierung eventuell, dieses Studium stattfinden soll. Einfach nur, wie beim Diplom, sozusagen aus Gewohnheit, an derselben Hochschule zu bleiben, halte ich dann für eher kontraproduktiv. Da wird eine Chance vergeben. Das Weggehen ist ja kein Muss, aber man sollte es zumindest reflektieren.
Zum Praktikum: Das ist auch während des Studiums ein tolle Sache für Studierende, um dazu zu lernen, die Praxis kennenzulernen, mit Kollegen zu kooperieren und nützliche Kontakte zu knüpfen. Ich bin das Gejammer leid von den Kollegen, wie schlecht denn die heutigen Studierenden wären. Das kann ich so nicht bestätigen. Auch hier sollte man die Spreu vom Weizen trennen lernen und nicht der Versuchung der Pauschalisierung erliegen. Ich denke, die Studierenden lernen eine ganze Menge. Auch bei uns in Krefeld gibt es häufig standardisierte Meinungsbilder, wie zum Beispiel dieses: „Die müssen nicht den ganzen praktischen Kram lernen, das interessiert Niemanden mehr heute, die sollen denken lernen, es geht nur um Konzepte.“ Hier wird nicht dem Ansatz Rechnung getragen, dass bei unserem Beruf sich Ideen auch aus dem Machen heraus entwickeln können. Meiner Meinung nach müssen Studierende beides lernen. Denken und Machen. Und gute Agenturen und Büros wissen auch, dass Praktikanten auf gar keinen Fall die volle Verantwortung aufgehalst werden darf. Sie lernen noch und sie können nicht alles perfekt können. Das können sie noch nicht mal, wenn das Studium beendet ist. Aber sie müssen früh einschätzen lernen, welcher Teil der Arbeit im Team ihnen vielleicht ganz besonders liegt. Und dass es ohne wirklich herausragendes Engagement und Interesse an der Sache nicht geht. Dazu trägt Projektarbeit während des Studiums ganz erheblich bei. Wir wissen alle, dass zu Berufsbeginn ein Stück Naivität immer mit dabei ist. Abgesehen davon, dass das auch sehr charmant ist und das Leben würzt, zahlt man ja auch sein Lehrgeld dafür.
(Und mit diesem elendig lang gewordenen Beitrag, möchte ich nicht vernebeln, dass es in unserem Beruf auch jede Menge Flachpfeifen gibt. Da sind wir eben so normal, wie jede andere Branche auch ;-)
deSigner
Ich fordere die Abschaffung des Praktikums und die Änderung in Richtung einjähriger Lehrlingszeit mit einer Vergütung die nicht auf Harz4 Niveu liegt. Praktikas zu 400 Euro fördern nur prekäre Arbeitsverhältnisse und Lohndumping. Wem das zu viel ist in sich einen Designsklaven halten will für 400 Euro gehört verklagt.
HD Schellnack.
Nora
>Die müssen nicht den ganzen praktischen Kram lernen, das interessiert >Niemanden mehr heute, die sollen denken lernen, es geht nur um >Konzepte
Aber wie setzt man die Konzepte um, wenn man den praktischen Kram nicht kann? Design ist nicht Kunst und schon gar nicht Konzeptkunst.
>dass Praktikanten auf gar keinen Fall die volle Verantwortung >aufgehalst werden darf
Mal am Beispiel von Julia, die ja von euch aus Krefeld kommt und mit der wir superglücklich sind – sie hat, weil wir es finanziell nicht anders konnten, sogar ein Gratis-Praktikum angetreten, was mir sehr sehr unangenehm war (inzwischen wird es normal bezahlt, aber ich finde nach wie vor cool, dass ihr Machen wichtiger als Geld war). Und hat sich in der Zeit hier von eher kleinen Sachen hier und da entwickelt und betreut heute Photoshootings mit, mach Flyer für die Suchthilfe, hat Logos reingezeichnet und und und. Uns tut jetzt schon allen Leid, dass sie bald weg ist, und zwar nicht als «billige» Arbeitskraft, sondern weil sie sie sich super eingebracht hat. Wobei man bei ihr eben auch merkt, dass sie vorher eine Ausbildung hatte und in ganz praktischen Dingen schon etwas Erfahrung hat :-D. Ein gutes Praktikum läuft, finde ich so, dass es wie kommunizierende Röhren funktioniert und am Ende beide Seiten etwas davon hatten. Ein Praktikant ist (meist) keine echte volle Arbeitskraft – und schon gar kein «Designsklave». Das Praktikum ist (offiziell oder inoffiziell) ein wertvoller Teil des Studiums, noch nicht des Berufes, und wie im Studium selbst hängt der Wert der ganzen Sache davon ab, wieviel man selbst daraus macht, wie man sich einbringt, ob man aktiv ist, Fragen stellt, Bücher liest, sich in Projekte einbringt – oder den ganzen Tag im Web surft und slackert. Ich bin übrigens auch der erste, der ZU qualifizierte Praktikanten scheut… Leute, die eigentlich seit Jahren im Beruf stehen könnten, sollten nicht unbedingt Praktika machen – ein Praktikum ist kein Ersatz-Weg in den Beruf.
till1
der kölner bachelor umfasst bewusst 8 semester, um die freiräume zu retten.
Thilo
Sehr interessant, was hier einige unter einem Praktikum verstehen. Als einer der Unterzeichner kann ich nur sagen, dass wir unsere Praktikanten selbstverständlich entlohnen und (nach Einarbeitung, die sich nicht auf wenige Wochen beschränken lässt) auch mit kreativen, verantwortungsvollen Aufgaben betrauen. So gibt es Erfolgserlebnisse auf beiden Seiten. Ich bezweifle stark, dass der auf Kaffekochen reduzierte Praktikantensklave in kleinen Agenturen überhaupt noch existiert. Wenn sogar zahlreiche Dozenten der betreffenden Hochschule den Zuschnitt des Bachelor-Studiums und das Fehlen eines eingebauten Praktikums bemängeln (die haben ja nun konkrete Vergleichsmöglichkeiten), erübrigt sich meines Erachtens die weitere Diskussion.
Ich halte ein Praktikum während der Studienzeit aus persönlicher Erfahrung für besser, damit man nach dem offiziellen Abschluss des Studiums als vollwertiger, praxiserfahrener Arbeitnehmer – oder vielleicht auch gleich in die Selbstständigkeit – durchstarten kann. Trainees oder Aushilfskräfte als Ersatz für Berufsanfänger gibt es bei uns jedenfalls nicht. Ich war Praktikant bei Pentagram in New York, dort gab es gar kein Geld, ich habe gearbeitet bis zum Umfallen und an Ausbeutung keinen Gedanken verschwendet, weil ich bei jedem Projekt unheimlich viel gelernt habe. Von den Erfahrungen und Kontakten aus dieser Zeit zehre ich noch heute. Wer in einem Praktikum keinen Vorteil für sich selbst sieht, kann diese Zeit gerne auslassen, bringt sich aber um eine großartige Chance.
Dass ein motivierter Praktikant (und auch nur der!) ein Gewinn für eine Agentur sein kann, will niemand bestreiten. Wer unseren Offenen Brief aber allein darauf reduziert und „uns nicht glaubt“, hängt doch recht seltsamen Vorstellungen vom dickbauchigen, perfiden Ausbeuterchef nach. (Als ich das im Liegestuhl meines Hallenbades im Südflügel gelesen habe, ist mir doch glatt die Zigarrenasche auf die Tastatur gekrümelt …) Wer sich ausgebeutet fühlt, kann und sollte sofort das Unternehmen wechseln.
Unsere Praktikanten kommen nun eher aus Mainz, Sankt Gallen, den USA oder anderswoher, das finden wir wunderbar. Diese meist hochtalentierten Designer nehmen weite Wege auf sich, um bei uns Erfahrungen zu sammeln. Und dass nicht, weil sie masochistisch veranlagt wären oder woanders nicht unterkämen, sondern weil sie als Studenten den Wert praktischer Arbeit in einem professionellen Team zu schätzen wissen – angstfrei und ohne Anspruch auf Alleskönnerei. Mit den meisten stehen wir auch noch nach der Praktikumszeit in sehr freundschaftlichem Kontakt, das ergibt sich aus der halbjährlichen, engen Zusammenarbeit in einem kleinen Studio.
Wir beklagen, dass aus unserer alten Hochschule in unserer Stadt Wiesbaden keine oder kaum noch Bewerbungen für ein Praktikum eintreffen und sich damit eine gewachsene Möglichkeit zum Austausch auflöst. Das macht mich als ehemaligen Lehrbeauftragten dieser Schule besonders traurig.
Simon Wehr
Aus meiner Erfahrung im Diplomstudiengang (übrigens in Mainz) kann ich nur folgendes berichten:
Nach vier Semestern Studium wusste ich ALLES über Typografie, hatte den Willberg auswendig gelernt, mich mit der Technik befasst, konnte fließend InDesign, wusste alles über den Mythos 72dpi und war sowieso schon total supergut.
Nach einer Woche Praktikum sah ich die Sache anders …
Nach sechs interessanten und lehrreichen Monaten des Pendelns nach Ffm war ich froh, noch einmal 4 Semester studieren zu dürfen.
Diese 4 Semester hätte ich ohne diese »Kopfwäsche« (im positiven Sinne) nicht so ausnutzen können.
Finanziell wurde ich mit 300 € im Monat vergütet, was kein Problem war, da ich ein Semesterticket, eine Krankenversicherung, Förderung nach BAföG etc. bekommen habe. Nach meinem Diplom wäre das undenkbar gewesen, oder wer von Euch kann von 300 € im Monat leben?
Leider haben wir noch kein Grundeinkommen, sodass das Geld eben auch noch eine Rolle spielt.
Indra
Ich verstehe das Problem nicht so ganz. Es steht doch jedem Studierenden frei, das Studium für ein Semester zu unterbrechen und ein Praktikum zu machen. Oder zwei oder drei (wie ich). Das muss nicht, und war früher auch beinahe nirgends, im Curriculum verankert sein.
guest
@ simon wehr: genauso sehe ich das auch. das ist das schlagende argument für eine verankerung des praktikums während der studienzeit: finanzielle machbarkeit durch bafög. dann kann man sich auch das praktikum für 400 euronen im monat leisten.
nach dem studium gibt´s dann ja die (in design-kreisen) ach so verteufelte probezeit.
und ganz ehrlich: na klar ist man kein perfekter designer, wenn man aus der fh stolpert. gerade ein geordneter, teamorientierter workflow muss erstmal gelernt werden. ist aber normal. warum die wirtschaft das nicht finanziell mittragen soll, entzieht sich mir…
will man etwa nur die vom steuerzahler finanzierte ausbildung „abgreifen“, ohne selbst zu investieren?
guest
@indra: in urlaubssemestern und (natürlich) nach dem studium wird kein bafög gezahlt.
wer da nicht sohn reicher eltern ist, hat pech…
Jonathan
Ich finde ein Praktikum während des Studiums essentiell. Allerdings nützen Praktika über 2-3 Monaten nur den Unternehmen. Ich habe zwei Praktika für jeweils 5 Monate gemacht und konnte nach 2-3 Monaten perfekt mitarbeiten. Ich bin allerdings BWLer und habe das im Bankbereich gemacht, die einen dann wenigstens angemessen entlohnen.
Indra
@30 Dafür sollte man ja aber auch eine Praktikumsvergütung bekommen.
Das ist ein schöner Anhaltspunkt, wenn sie anscheinend so unabdingbar als Teil des Studiums angesehen werden:
Praktika wenigstens mit dem BaföG-Höchstsatz bezahlen.
(seit 3/09 sind das 648 € = Grundbetrag, Mietzuschuss bei Auswärtsunterbringung und Krankenversicherung)
HD Schellnack.
Indra. mit den Sozialabgaben biste da ja fast schon :-D
Wir sind da wieder bei dem Thema Einnahmen. Etwas bezeichnend finde ich hier die Verwechslung von Designbüros mit Werbeagenturen o.ä. – man muss das, denke ich trennen. Ein Studio mit 3-20 Mitarbeitern ist etwas anderes als ein Laden mit 100 oder mehr Mitarbeitern. Es ist irgendwie klar, dass eine Bank anders zahlen kann als eine kleine Agentur in Berlin oder Wuppertal oder Karlsruhe, deren Gewinnspanne eben ganz anders ist.
Du musst zumal bedenken – würden wir 650 Euro netto für ein Praktikum zahlen (was an sich okay wäre), hätte das teilweise deutliche Folgen für den Praktikanten, der damit – je nach Einzelfall – versicherungspflichtig würde ;-), weil er keinen Minijob mehr macht, sondern in der Gleitzone arbeitet. (Ich mag mich da aber irren, diese ganze Knappschafts/Minijob-Kiste ist viel zu bürokratisch geworden…)
Indra
Die Unterscheidung von Designbüro und Werbeagentur in diesem Zusammenhang kann ich nicht nachvollziehen. Beide gibt es in klein und groß. Die Größe des Unternehmens, z.B. Mitarbeiterzahl, eher aber doch Kundengröße ist vielleicht ein Argument.
Man kann einen Praktikanten als Minijob beschäftigen, dann bekommt er 400 Euro raus und der Arbeitgeber bezahlt Pauschalsteuer und KV. Das wären ungefähr BAföG-Höchstsatz, da hast Du recht. Dann muss der Student aber ja auch keine Versicherung mehr zahlen.
Oder man beschäftigt ihn auf Lohnsteuerkarte mit beliebig hoher Entlohnung.
Ein Student bleibt auch in einem Urlaubssemester Student, er exmatrikuliert sich ja nicht. Und wenn seine gesamten Einkünfte übers Jahr nicht 7664 Euro betragen zahlt er auch keine Steuern, bzw. bekommt diese zurück und kann in der studentischen Krankenversicherung bleiben.
Und darüber hinaus besteht an den meisten Schulen, zumindest an denen ich bisher war, auch die Möglichkeit, normal eingeschrieben ein Praktikum machen und seine Arbeiten, bzw. eine Dokumentation später von einem Professor als Projekt anerkennen lassen.
HD Schellnack.
>Die Unterscheidung von Designbüro und Werbeagentur
Hast recht, beides gibts in groß oder klein. Ich meinte damit eher, dass im Alltag, wenn Sie hören, was wir machen, immer gleich «Werbung» denken und ergo «große Wirtschaft». Nichts könnte ja weiter von der Realität entfernt sein :-D
>Das wären ungefähr BAföG-Höchstsatz, da hast Du recht.
Eben.
>Oder man beschäftigt ihn auf Lohnsteuerkarte mit beliebig hoher >Entlohnung
Haben wir auch schon gemacht und ist genauso gut, finde ich. Kann für manche, die schon einen Nebenjob haben usw, subjektiv roblematisch werden oder je nach Krankenversicherungslösung zumindest bürokratisch aufwendig. Eine Lösung findet man aber fast immer.
guest
tja, das ist natürlich die zwickmühle: eine entlohnung, von der der arbeitnehmer auch leben kann. (ist bei studis ja nicht so viel… ;)
ich sag´s mal so: wenn man sich den angestellten/praktikanten nicht leisten kann, warum will man ihn denn dann überhaupt einstellen? jobs, die genügend gewinn generieren sind dann ja offensichtlich nicht vorhanden.
HD hat es ja aber schon gesagt: er sucht, unter anderem, billige arbeitskräfte.
HD Schellnack.
Ich würde sogar drauf antworten, wenn es nicht anonym gepostet wäre… booooring!
guest
wer im netz auf eindeutige identitäten besteht, hat das system nicht verstanden und/oder ist vor 1980 geboren.
lieber HD, wenn es dir hilft: ich bin es->
http://lh5.ggpht.com/cotedetexas/R9Ac-YR_MuI/AAAAAAAAEgM/_5elzW0Uk8k/new1_thumb%5B1%5D
muss ja stimmen, der link belegt es ja…
HD Schellnack.
>wer im netz auf eindeutige identitäten besteht, hat das system nicht >verstanden und/oder ist vor 1980 geboren
Sind Trolle eigentlich echte Menschen oder so kleine Software, die stupide IMMER das gleiche Programm abzieht? Gibts da so Schemata wie bei Call Center? «Step 3: Meinungsfreiheit erwähnen. Step 4. Zurück zu Step 1.» oder sowas?
Bringt doch nichts zur Debatte, oder?
Und vielleicht weil ich tatsächlich vor 1980 geboren bin, nehme ich nur und ausschließlich Leute ernst, die die Eier oder Ovarien haben, ihre Meinung aus Respekt vor sich SELBST auch mit einem halbwegs überprüfbaren Namen zu verbinden. Wer mich anpinkeln will und nicht mal seinen Namen dabei verwenden kann – oh come on… du nimmst dich dann doch nicht mal selbst ernst, wie soll ich es dann tun? Hm?
HD Schellnack.
(bin schon ruhig, Jürgen, sorry!)
HD Schellnack.
das ist doch gerade das interessante/die zwickmühle des virtuellen: nur weil dein link auf einen blog führt, sagt das noch nichts über deinen identität aus.
siehst du? ich bin jetzt genauso „echt“ HD Schellnack, wie es dir in online-form möglich ist.
aber ehrlich, muss diese ganze diskussion nötig sein, damit du auf ein argument antwortest?
auf die gefahr hin, mich zu wiederholen:
„ich sag´s mal so: wenn man sich den angestellten/praktikanten nicht leisten kann, warum will man ihn denn dann überhaupt einstellen? jobs, die genügend gewinn generieren sind dann ja offensichtlich nicht vorhanden.
HD hat es ja aber schon gesagt: er sucht, unter anderem, billige arbeitskräfte.“
HD Schellnack.
Jürgen, tust du mir einen Gefallen und löscht den virtuellen HD – bei falschen Identitäten hört der Spaß bei mir sehr definitiv auf, da hab ich schon unschöne Dinge mit erlebt. Das ist nicht Interessant, das ist ne Sache, wegen der ich seinerzeit an der RA fast den Job verloren hätte und meine persönliche Grenze, wo ich Leuten mit Vorliebe eins aufs Maul geben möchte.
Kann man die IP nachverfolgen?
Danke.
guest
um das hier wieder auf ein normales level herunter zu bringen.: HD, mir war natürlich nicht bewußt, dass das thema ein so wunder punkt bei dir ist. mir liegt es fern, dir da auf den schlips zu treten.
ich hoffe, dass die weiteren beiträge zu dieser diskussion ohne androhungen von körperlicher gewalt auskommen.
Sebastian Nagel
Lieber Gast,
das einzige Argument das du in die Diskussion wirst, HD ginge es um „billige Arbeitskräfte“, hat er längst in seiner Darstellung, was ein Praktikant ist, was er von einem Praktikum hat, was er gibt, was das Unternehmen davon hat und was es gibt, dargelegt.
Ein Praktikant ist nicht fertig ausgebildet, sammelt Eindrücke, das Unternehmen versucht ihm, diese zu vermitteln und erhält dafür neue Ansichten und etwas „Aufruhr“ im Unternehmensalltag.
Wenn Das Unternehmen Glück hat, ist der Praktikant auch noch produktiv, wenn es Pech hat beschäftigt er die halbe Firma, aber weder das eine noch das andere ist vorhersehbar und oder unternehmerisches Kalkül.
Ginge es um billige Arbeitskräfte, könnte man einen armen Schlucker aus Bangladesh engagieren für alles was sonst keinen Gewinn abwirft.
(HD, bitte korrigiere mich, wenn ich dich falsch interpretiere.)
Zur Namensdiskussion: ich bin nach 1980 geboren, und finde es trotzdem authentischer, wenn jemand mit seinem echten Namen auftritt (in den Anfangszeiten des Internets übrigens üblich). Mir zeigt das, dass jemandem das Thema und sein Standpunkt so wichtig ist, dass er seinen Namen drunter oder drüber setzt. Abhängig von jeweiligen Diskussionsplattform gehe ich (wie hier) auch davon aus, dass mein Gegenüber, wenn es eine authentisch klingenden Namen wählt, mich damit nicht täuschen will. Das macht das alles ein gutes Stück einfacher.
Sebastian Nagel
korrektur des ersten Satzes:
„das einzige Argument das du in die Diskussion wirst“
> „das einzige Argument das du in die Diskussion einbringst“
guest
mein argument war, entgegen deiner behauptung:
wenn man sich den angestellten/praktikanten nicht leisten kann, warum will man ihn denn dann überhaupt einstellen? jobs, die genügend gewinn generieren sind dann ja offensichtlich nicht vorhanden. (HD wurde mit „die billige arbeitskraft“ zitiert, um diesen punkt zu illustrieren.)
was mir jetzt beweisen soll, dass du „sebastian nagel“ bist, weiß ich nicht. warum das deine argumente valider machen soll, entzieht sich mir ebenso (und darum ging es mir im enddeffekt auch gar nicht. habe nur auf HDs „boring“-post geantwortet).
ich finde es im übrigen wesentlich bedenklicher, wenn so nichtige sachen, wie random interwebz blabla jemanden dazu animieren, dass er anderen „mit Vorliebe eins aufs Maul geben möchte“.
die äußerung HDs belegt eigentlich nur, dass eben doch jeder im netz deutlich anders unterwegs ist, als offline.
im wahren leben wäre ihm das sicherlich schwerer über die lippen gekommen.
HD Schellnack.
Ich verstehe nicht, warum jemand ernsthaft eine Meinung hat und so wenig Selbstbewusstsein, diese nicht mit seinem Namen zu sagen – es geht nicht um «Echtheit» im Sinne von Überprüfbarkeit – wie bezeichnend, dass der Gast sofort die Möglichkeit von Lüge und Fake herbeizitiert, es geht einfach um «Ehrlichkeit», nicht nur uns allen gegenüber, sondern vor allem SICH SELBST gegenüber. Man hat keine Meinung, man hat keinen Ethos, wenn man ihn verstecken muss. Das ist, alles in allem, eine der extrem traurigen Erscheinungen im Netz. Insofern gibts an den Gast keine Antwort mehr von mir, sorry. Ich red auch im echten Leben nicht mit Leuten, die vermummt sind. Und während ich das bei illegalen Demos und politischen Aktivisten sogar ansatzweise noch nachvollziehen kann, macht der Identitätsschutz auf einem Blog für Typographie wenig Sinn, der BKA hat sich bei mir jedenfalls noch nicht gemeldet. Es geht nicht nur um mich, es geht um die Selbstachtung «anonymer» Poster, die einfach nicht dazu sein scheint. Wie kann ich eine Meinung ernst nehmen, die derjenige, der sie äußert nicht einmal selbst ernst zu nehmen scheint und mit einem «Allan Smithee» versieht?
Im echten Leben hätte ich den aufs Maul geben Satz natürlich auch gesagt. Wer mich kennt weiß das. Was ich nicht tun würde, ist wirklich handgreiflich werden, weil es nicht nötig wäre. Denn im echten Leben saß bisher noch nie ein vermummter Typ leibhaftig am Tisch bei einer Diskussion bzw hat sich als mich ausgegeben (was auch schwierig wäre, oder?). Die Trolle verlassen ihre Keller ja meist nicht. Da kann man dann ja einfach Pazifist bleiben.
Identitäs-Fake ist aus meiner Sicht keine nichtige Sache. Sondern neben dem Urheberrecht (und eng damit verzahnt) eine der zentralen Sachen in der emergierenden Netzwelt. Es ist ein typische Troll-Pattern wenn sie wegen ihrer Anonymität nicht ernst genommen werden, aufzuzeigen, wie leicht sie «der andere» sein können. Dieses Verhaltenspattern ist fast so etwas wie eine Signatur von Online-Trollen.
So, sorry, letztes Wort dazu, ich bin ja selbst schuld auch noch zu reagieren. Manchmal glaube ich, es ist immer der/die gleiche, die diesen Trip macht – wär das nicht lustig, wenn alle Trollen nur eine Person irgendwo in einem dunklen Keller wären, die sich selbst für die Hauptfigur in einem Palahniuk-Roman halten? Well, you’re NOT.
So…
Um Sebastian zu vertiefen – ich bin SELBST eine «billige» Arbeitskraft. Wir arbeiten im Kultursegment und da sind die Budgets nicht so ganz auf Commerzbank-Niveau. Wir versuchen oft, aus kleinen Budgets das Beste zu machen, und weil dem so ist, kann ich nicht so zahlen wie BBDO es vielleicht (hoffentlich ;-)) kann. Insofern sind Praktikanten sicherlich ein Deal auf Gegenseitigkeit – und mal hat man Leute hier, die tatsächlich eine Art «Gewinn» bringen, weil sie wirklich gut sind. Und mal hat man Leute hier, die so schlecht sind, dass man selbst das bisschen, was sie machen, danach stundenlang korrigieren und neu machen muss. Es ist, Sebastian hat es auf den Punkt gebracht, eine Lotto-Situation – und ich mag das auch sehr. Ich bin immer sehr traurig, wenn ein guter Prakti geht, eigentlich sogar, wenn schlechte gehen. Ich hab die Leute gern hier. Ich bin ja selbst kurz Dozent gewesen und hab an beiden (privaten) Einrichtungen massiv für ein (gebührenfreies) Praktikumssemester geworben, ich glaube, die Erfahrung ist wichtig und positiv. Ich hatte selbst nur ein kurzes Praktikum, aber es hat mich deutlich weitergebracht. So einfach ist das.
Designbüros eine neoliberale Corporate-Ausbeiuter-Logik unterschieben zu wollen, empfinde ich angesichts der Realität der meisten kleineren Büros als bizarr. Die meisten Designer, die ich so kenne, sind good guys (and girls), oft Idealisten, Leute, die von und mit ihren Ideen und ihrer Kreativität leben, keine wollgewaschenen Kapitalisten. Ein Designbüro mit Walmart oder Nike zu verwechseln ist ein Denkfehler – und die meisten Büros halten sich oft sogar unbewusst an faire Praktikumsregeln, intuitiv, weil die Betreiber ja selbst mal so angefangen haben. Selbst der Extremfall Sagmeister – der den Legenden zufolge dem Praktikanten in NYC GAR nichts zahlt – ist ein Fall, wo ich jedenfalls auch ein unbezahltes Praktikum gern gemacht hätte… und ich glaub auch kaum, dass es Stefan dabei ums Geld geht, sondern wahrscheinlich hat die Geldlosigkeit für ihn gleich was grundsätzlich-abenteurliches.Survival in New York. Keine Ahnung.
Wenn ich könnte, wie ich wollte, säßen hier 10 Leute, die ich sehr mag und die hier mal gearbeitet haben, längst mit einem fetten Paycheck. Wenn also jemand mir bitte BMW als Kunden vorbeischickt, mach ich das. Bis dahin mache ich die Kompromisse, die jedes kleinere Designbüro macht und versuche dabei, sauber zu bleiben. Da zwei Ex-Praktikanten hier inzwischen arbeiten und viele in gutem Kontakt bleiben, manche sogar Freunde geworden sind, kann es so schlimm hier nicht sein…trotz mir, hoffe ich.
Praktika sind eine gute Sache – und Teil der Ausbildung im Design, wie ich finde eh eine sehr sehr autodidaktische Sache (wie Schauspielen), wo ich mich auch oft frage, ob Selbstlernen und Enthusiasmus nicht viel wichtiger ist als eine Uni, die vielleicht auch manchmal den Kopf vergiftet. An vielen FHs entstehen heute Projekte, die mit der Realität kaum noch in Kontakt stehen, die quasi kein «Briefing» mehr haben – und so toll das ist (ich habs ja selbst gefördert…), so wichtig ist auch die Tatsache, dass im echten Leben Kommunikationsdesign völlig anders funktioniert und einen hohen funktionalen Aspekt hat, eine höhere Frustrationsgrenze, höheren Zeitdruck, stärkere polyvektorale Ansprüche, die auszubalancieren eben der Job ist. Davon kriegt man als Praktikant eh nicht den vollen Umfang mit, aber ich glaube, es ist entscheidend, diesen «Taste of Reality» zu bekommen, er ist auch Gold wert gegen die immanente Selbstüberschätzung der meisten Studenten.
Simon Wehr
Ich glaube die Sache mit der »Ausbeutung von Studenten« kann man echt getrost zur Seite legen. Ich denke JEDE der unterzeichnenden Agenturen würden sicherlich diplomierte Designer für ein schlecht bezahltes Praktikum bekommen. Warum dann also Studenten, die nix können?
Ich finde den Ansatz von fritz (4) eigentlich sehr überlegenswert. Wir denken noch zu sehr das alte Diplom-Modell, vielleicht wäre da ein Umdenken nötig?
Martin Kraft
Angesichts des Geschwindigkeitswahns der heutigen Bachelorstudenten, halte ich ein verplichtendes Praxissemester während des Studiums für absolut wünschenswert.
[Praktika für fertigausgebildete Designer hingegen sind Ausbeuterei; Die sollten mit einer angemessenen Einarbeitungszeit in ihrem Beruf einsetzbar sein – ansonsten hat die Hochschule versagt!]
Ich selbst habe glücklicherweise zu eine Zeit (1999-2005) studiert, in der Zwang Lebensläufe auf Stromlinienform zu bringen noch nicht so stark war. Damals war es möglich nach 12-16 Semestern ein sehr gutes Diplom zu machen ohne als Bummelstudent zu gelten, aus Interesse Kurse zweimal zu belegen, einige Semester auszusetzen um ein Praktikum zu machen, ins Ausland zugehen oder zu arbeiten. So konnte man viele Dinge am Wegesrand einzusammeln, sich selbst ausprobieren und während des Studiums über Praxissemester und Freelance-Jobs in den Beruf des Kommunikationsdesigners hineinwachsen.
In der Studienberatung wurde uns damals nahe gelegt, unserem Studium Zeit zu geben und diese zu nutzen; Exzellente Designer mit 25 gäbe es eh nicht …
Heute jedoch wird angehenden Studenten vermittelt, dass sie ihr Studium am Besten von Anfang stringent durchplanen und dann möglichst schnell und konsequent durchziehen sollen. (Im internationalen Vergleich wären sie ja eh schon zu alt). Das halte ich für grundfalsch.
Wir arbeiten in einem sich ständig wandelnden Berufsfeld, das immer neue Anforderungen und Chancen offenbart. (Als ich 1999 mit meinem Studium begonnen habe, war z.B. das Internet im Curriculum kein Thema.) Ich halte es für unmöglich, dass ein frisch von der Schule kommender Erstsemester am Anfang seines Studiums entscheiden soll, in welchem Design-Bereich er am Ende seines Studium arbeitet. Es ist deshalb dringend nötig, dass über Praktika und freie Mitarbeiten eine ständige Rückkopplung mit der Praxis stattfindet. (Kurze Schnupperpraktika in den Semesterferien reichen meiner Meinung nach nicht.)
Ich halte es daher für wichtig, dass die Studenten durch ein Pflichtpraktikum eine Zeitlang aus dem Hamsterrad Bachelorstudium herausgenommen werden, ihre Ideen an der Praxis prüfen und ihre Studium reflektieren können.