Wenn das Otto Dix wüsste
Heute schrieb mir Matthias aus Gelmeroda: »Okay, im Fontblog werden meist hervorragende Designs gezeigt, ich komme aber nicht umhin, dir folgendes negative Beispiel zu schicken: Das neue Corporate Design der diesjährigen BUGA-Stadt Gera in Thüringen, meiner Heimatstadt.« Buga steht für die Bundesgartenschau, die im Zweijahresturnus in verschiedenen deutschen Städten stattfindet. Sie wird von den austragenden Orte – zu Recht – als Anstoß für deren Tourismus und zur Verbesserung der Infrastruktur genutzt.
Die Email von Matthias endet mit den Worten: »Zum Heulen. Was kann man nur machen?« Ich denke, dass man da gar nix mehr machen kann … außer mitheulen.
Pressemitteilung zum »unverwechselbaren Gesicht« von Gera …
Downloadseite mit dem CD-Manual Otto-Dix-Stadt Gera …
57 Kommentare
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<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
<a href="http://www…">Link</a> <img src="http://bildadresse.jpg">
Christian
da hätten sie mal lieber einen ordentlichen designwettbewerb veranstaltet! :-)
thomas
das logo ist in diesem falle nur die spitze des eisberges, der wesentlich fettere und weitaus schlimmere teil ist im pdf verborgen. ist das jetzt niedrigschwelliges design, das in dieser form vom stadtangestellten gemacht werden kann, um kosten zu sparen oder weiss man nicht von dem tollen beruf des grafikdesigners?
wie auch immer gera ist eine sehr deutsche stadt, wie auch die farben zeigen. schade schade …
Jürgen
Vielleicht ist man in Gera der Ansicht, das viele potentielle Besucher der Bundesgartenschau in den alten Bundesländern (noch) gar nicht wissen, dass Gera in Deutschland liegt. Anders kann ich mir die Betonung des Schwarzrotgold nicht erklären, denn die Bundesgartenschau ist ja eine Bundesgartenschau und keine (alle 10 Jahre stattfindende) Internationale Gartenschau (wie die in Hamburg, 2013).
Benjamin Cyprian Sindram Mueller
Viel schlimmer als das Logo — da stimme ich Thomas zu — ist das CorporateDesignManual… es ist todtraurig so etwas sehen zu müssen.
Ich denke — der Aktualität wegen — das Logo wurde 1981 schon einmal gebaut, von der Fachangestellten des Vorzimmers und bis heute als „Goody“ unter Verschluss gehalten. Bis die Zeit gekommen war…
thomas
benjamin. ddr-design sah anders aus ;-)
aber es will mir nicht in den kopf, dass von seiten der entscheider so wenig weitblick vorhanden ist, das sowas abgenickt wird. wenn politische entscheidungen auf ähnlichem niveau getroffen werden, sieht es sehr düster aus um gera.
HD Schellnack
Aaaaaaaaaaaaaallllllterrrrrrrrrrrrrr…. Bad-Taste-Party 2007. Manual und Logo sehen aus wie CorelDraw-Meisterwerke von vor 10 Jahren. Wofür auch die genialen Schriftideen sprechen. Man kann gar nichgt so viel essen, wie man kotzen möchte.
Slapstick-Design. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich Futter brauche für die Meinung, das Corporate Design (und wieso sind Städte Corporations???) eine vom Kopf her stinkende Leiche ist, hier ist der Beweis.
Surreal.
thomas
» Surreal« hier isses wieder. HD lass dir dieses wort doch einfach schützen :-D
Christian
no komment:
Ralf Herrmann
Was heißt »WIE CorelDraw-Meisterwerke« …? Schau mal in die Datei-Info: Originalname: ODSG-CD-Manual-endfass-ex.cdr
Das Logo hat übrigens schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Sieht man ja. Lediglich der Dix-Zusatz ist neu. Und das ist augenscheinlich eine Verzweiflungstat, dieser toten Stadt noch irgend etwas Positives abzugewinnen. Im Grunde passt es also wieder.
HD Schellnack
Es ist ECHT CorelDraw???
Sexy.
Jürgen
Siehe auch: Corporate Clusterfuck
Michael
Hat das „A“ in den Spiegel geschaut und weiß um die Häßlichkeit des eigenen Erscheinungsbildes? Oder warum hat es sonst so einen Schmollmund?
Cool auch der Absatz im Handbuch zur Schriftauswahl auf Plakaten. Eigentlich ist alles erlaubt. Ich sehe schon die ersten Comic-Sans-Headlines … brrrrr
sebastian jung
was habt ihr den,
Das Logo passt wie die Faust aufs Auge :D
Endlich mal eine Stadt die in ihrem Logo konsequent zu ihren Schwächen steht! :D
p.s. otto dix ausgenommen
Jens Kutilek
Hier die verantwortliche Agentur: Bogisch Agentur für Werbung. Die Referenzen sind doch sehr aufschlußreich :)
sebastian jung
PAPIERKORB: Entwürfe die keiner wollte …
http://bogisch.net/papierkorb.html
verständlich
thomas
»Eigentlich ist alles erlaubt. Ich sehe schon die ersten Comic-Sans-Headlines … brrrrr«
ich habe heute einen brief von FA Hamm bekommen wo auf einem formular ein eintrag mit der comic sans geschrieben wurde, vermutlich um sich von der arial die sonst verwendet wurde abzusetzen. gelungen :-(
HD Schellnack
Viel aufschlussreicher sind die SPECIAL THANKS …
Gott, was für ein Fund. Ich komm nicht zum arbeiten vor lauter Lachen :-D
thomas
in der tat. vor allem ein gefundenes fressen für alle, die sich gerne auf den schlips getreten fühlen. scheint ja ein amüsanter haufen zu sein die agentur. lauter kleine nette chauvinisten und »möchtegern«-witzbolde.
Michael
thomas
nur die rubrik michael. und die wird morgens gewürfelt!
Dan Reynolds
…und Gottseidank! Proof, that not all clients out there are dumb ;-)
Michael
Hilfe, es gibt sogar ein best of … – naja best of irgendwas halt.
Ich glaube, dort fehlt es einfach an der richtigen Fachliteratur.
Jürgen
Köstliche Entdeckung. Die Webseite der Agentur ersetzt 2 Ausgaben Titanic.
Die Special-Thanks-Seite verrät die geheimen Kreativverstärker: Jacobs-Kaffee, Marlboro, Jägermeister und Acesal.
Basch
ist das die Grafikagentur des Sohnes der Schwester des stellvertrtenden Bürgermeisters??
Chris
also die webseite ist wirklich ein heißer linktipp. wie kann eine stadt so eine agentur mit einem corporate design beauftragen? ist vielleicht verwandschafts/bekanntschafts grad schuld? also es scheint wohl der club guter texter e.v. sich zusammengefunden zu haben.eine herrlichkeit!
robertmichael
peinlich, einfach nur peinlich. :(
hat gera eine gerade und eine gebogene brücke oder was soll das im logo sein. ein cd-manual in arial setzten ist auch, ähm… mutig?
Franoukwel
Und Arial kann ggf. auch mit Swiss 921 ergänzt werden. Oerks
Axel Porsch
Ich urlaube zwar gerade in Kücükkuyu, einem charmanten Nest an der türkischen Ägäis, aber dieser Thread ist ja nun doch wieder ein ganz besonderes Leckerli.
Ich sage nur: Goggle ist Dein Feind, ääh Freund:
http://www.gera-forum.de/phpforumgeranum/forumgeranum/viewtopic.php?t=305
http://www.gera.de/sixcms/detail.php?id=26488&_nav_id1=10226&_nav_id2=10227&_lang=de&_print=1
Allerdings, verehrte Designer/Innen, acquiriert doch mal probehalber in Gera und Umgebung, ich fürchte, man wird Euch (und Eure Honorarwünsche) nicht verstehen. Bewerbungen bitte hier einwerfen: Buero.Oberbuergermeister@gera.de. Und dies ist wirklich nicht sarkastisch gemeint. Und die Leistungen des Friseursalons B. aus G sind natürlich wirklich… na ja…
Axel Porsch
…ach übrigens, weil es vielleicht zu Missverständnissen kommen könnte: das 2007er Logo von Gera hat natürlich rein gar nix mit mit der Buga2007 zu tun.
Die stellt sich nämlich so dar:
http://www.buga2007.de/
Bemerkenswerterweise nicht nur in deutscher und englischer Site sondern auch in tschechisch! Respekt!
Die Gestalter kommen aus Wiesbaden und lieferten die gestalterische Basis: http://www.die-basis.de/
Witzigerweise präsentiert Gera – house of logos, auf der Sponsorenseite noch eine weitere Variante:
http://www.foerderverein-buga2007.de/partner.html (drittletztes Logo/Wappen).
uiiihh, da entdecke ich gerade noch (smile) die site von Gera Tourismus: http://www.gera-tourismus.de
Anhaltspunkte zu Copyright-Informationen findet man/frau hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Smiley
so und nun gehe ich Raki trinken. Wer möchte vielleicht mal was für Kücükkuyu tun? Kontakt zum Bürgermeister kann ich gern herstellen, Etatmittel hat er aber auch nicht. http://www.kucukkuyu.com/
HD Schellnack
«Gera muss unbedingt bekannter werden.»
Das ist ja mal gelungen…
Vergesslicher
….glaubt hier irgendein Schreiber, das der Erfolg der der BUGA in Gera vom Logo abhängen wird? Wie jetzt – ja genau das ist nur ein Logo für eine „Gartenbauveranstaltung“ – nicht der Louvre oder Fürst Pückler – Ronneburg und Wismut – Bratwurst nicht Lachs.
Kommt mal wieder runter liebe Freunde des Design – das ist ja eher peinlich was hier geschnackt wird.
Ahoi D.
Harki
Ja, das geht schon so ungefähr in die richtige Richtung, aber es greift doch zu kurz, meine ich. Es geht doch hier um eine Stadt, um Städte allgemein. Um Korporationen mit vielhundertjähriger, oft tausendjähriger Tradition mithin.
Warum müssen die sich benehmen wie irgendwelche Neureichen? Warum lassen sie sich von semialphabetisierten Fachhochschultypen „Logos“ andrehen?
Sie haben doch ihr Wappen, sie haben ihre Handwerker. Warum fressen sie aus dem gleichen Trog wie irgendein Unternehmen? Warum lassen sich auch ganz alte Städte ein Arschgeweih in Gestalt eines „Logos“ aufschwatzen? Nicht nur im Osten, sondern durchaus auch in den zivilisierteren Teilen unseres Landes.
Eine stolze Stadt, ein Staat erst recht, braucht kein „Logo“ – man hat ein Wappen, wie es eben ist und sein soll.
Gera:
Nebenbei: „Otto-Dix-Stadt“ – das ist natürlich auch peinlichste Zonen-Sprache. Man gibt nicht mit einem großem Sohn schon im Namen an wie ein Araber („Ibn Blabla“), dazu ist der eigene Name zu wichtig.
thomas
harki: »warum lassen sie sich von semialphabetisierten Fachhochschultypen ›Logos‹ andrehen?« verdammter bildungssnob!
Jürgen
@ Harki:
Lass’ bitte die völkischen Seitenhiebe weg … das hilft hier in der Diskussion kein bisschen weiter (2. Ermahnung).
robertmichael
mir macht das headerbild auf http://www.gera-tourismus.de angst. ist die frau angeschossen wurden? warum schaut die so? liegt das am bildrauschen? brrr.
interessant ist auch das logo von »thüringer städte« http://www.thueringer-staedte.de im oberen teil der webseite ist ja die ff ginger im einsatz allerdings besteht das logo selbst aus einem mix von bauhaus und klassizismus. die webseite der designer im impressum finde ich spielerisch schöner als die von grabatz & partner.
Stephan
hihi…verstehe die Aufregung nicht.*kopfschüttel* 80% der bundedeutschen Erscheinungsbilder (und nicht nur die der Städte und Kommunen) kommen doch so lockerflockig daher, das es eine Freude ist.*runzelstirn*. Visuelle Geisteskrankheiten sind eben sehr verbreitet.
Die habe ich auf meine „Ignore-list“ gestellt, findet man unter:
appelstrgshiftinsetrashundbleibwodebis als Synapsenverbindung in der zentralen Denkverwaltung. Tut gut, kann ich nur empfehlen ;)
H. Erich Fraas
Zitat aus dem Geratext: „einen verbindlichen Mindeststandard besitzt und dabei eine hohe Widererkennbarkeit“
Ich möchte kein e kaufen!
Andreas
Wer diesem Logo zustimmt, findet es bestimmt auch eine ganz tolle Idee, auf der Buga hauptsächlich Geranien zu pflanzen. Haha-haha. Ha.
HD Schellnack
Wobei ich das Stadtwappen aus Axels link oben wirklich deutlich besser finde als das «Logo». Es ist nicht ganz falsch zu sagen, dass die Städte ein Stück Historie und Innerer Größe wegwerfen, um Unternehmen nachzueifern, die mit Corporate Identity und Signets ja eigentlich nur das eigene historische Vakuum gefüllt haben, weil sie eben keine Wappen HATTEN. Ein bißchen schade ist dass schon, zumal die Städte in den seltensten Fällen professionelles und wirklich gut gemachtes Design haben, sondern meist von irgendeiner verbändelten Klitschenagentur was gemacht kriegen, das dann zudem in zig Gremien politisch weichgespült wird, bis es an Aussagekraft eben einen «Mindeststandard» darstellt. Und nicht mehr.
Frank Zollstock
So schlecht finde ich das logo auf den ersten Blick gar nicht. Ähm… redet doch bitte jetzt einmal Klartext was daran so schlecht sein soll… (???)
strudel
ja, ich würde auch gern mal wissen, was es denn jetzt genau an diesem Logo auszusetzen gibt? Aber so, wie ihr hier darüber herzieht, muss es sich ja um ganz grobe Schnitzer handeln. Könntet ihr das mal einem Laien wie mir erläutern?
BTW denke ich auch, daß Gera bereits ein altes Stadtwappen hatte, welches man nicht notwendigerweise diesem neuen Logo hätte opfern müssen. Soweit ich weiß wurde das Logo mal entworfen, damit auch Firmen oder Einrichtungen, die nicht direkt was mit der Stadt zu tun haben, sich mit irgendeinem Gera-Zeichen schmücken können, aber das Stadtwappen nicht verwenden durften. Daß man dieses alte/neue Logo samt CD jetzt auch für die Stadt selbst verwendet und sich dabei so weit vom alten Stadtwappen entfernt finde – traurig.
Richard Hebstreit
Habe eben mal eine Suche im Markenregister des Patentamtes gemacht, ob die Designstrategen der Stadtverwaltung Ger sich wenigstens die neue Marke auch im Patentamt gesichert haben.
Die Suche nach
Otto Dix Stadt Gera
Otto-Dix-Stadt Gera
ergab das Ergebnis Null!
Die haben das wohl glatt vergessen!
(Kann auch sein, es ist im Anmeldeprozess)
Lediglich bei der Suche nach dem Begriff „Gera“ findet man 29 Einträge mit dem Begriff „gera“.
Von der adtverwaltung gera ist nichts zu finden.
Das Manual dazu find ich von der Struktur her eigentlich prima. Das Logo mit einer Latte Farben für eine Stadt find ich übertrieben. Wahrscheinlich haben die Geld ohne Ende, dass sie alle Autos und Schilder fast 4-farbig bekleben können. (Trotzden zu sehr meckern lohnt auch nicht. Für die Werbewirtschaft in Gera, die die bunten Bilderchen produzieren müssen, ist das ein gefundenes Fressen!)
Der Drang nach Reduktion und Einfachheit ist erkennbar. Wenn ich eine Zensur darauf vergeben müßte wäre es eine 4! Aber alles in allem…..so einen Mist hab ich auch schon mal verzapft…..sogar für mich selber!
Jürgen
Gerne möchte ich, so gut das in Kurzform geht, die Mängel des Gera-Logos zusammenfassen.
1. Farbgebung: Die Farben Schwarz-Rot-Gold/Gelb assoziieren einen nationalen Bezug, der für das Logo einer Bundesbehörde sicher angemessen ist. Für das Signet der zweitgrößten Stadt Thüringens ist die Farbgebung unpassend, weil falsch interpretierbar (z. B. anmaßend).
2. Otto-Dix-Bezug: Im (richtig ausgesuchten) Bezug zu Otto Dix steckt ein grafisches Potenzial, das im Logo nicht aufgegriffen sondern (unbeabsichtig) konterkariert, mindestens jedoch verspielt wird. Wäre Otto Dix der Erfinder der gebogenen Kunststoffröhre (http://www.hewi.de), dann wäre das Logo immer noch schlecht gestaltet, aber die gerundete Schrift und die Bögen hätten ihre Berechtigung. Dix war jedoch Expressionist und ein Vertreter der Neuen Sachlichkeit. Hier ein Inspirationsansatz aus der Berlinischen Galerie.
3. Kalte, typografische Konstruktion: Sicherlich ist Gera kein romatisches Barockstädtchen. Aber so »dumpf übersichtlich« wie das Logo assoziiert ist es auch nicht. Der Entwerfer eines Stadtlogos sollte stets versuchen, die positiven Momente der Stadt einzufangen und widerzuspiegeln.
5. Die Schriften: Einfallslos, austauschbar, unnötig verspielt
6. Gesamteindruck: Industrielogo
Nal
vielen Dank für Ihre Denkweise dazu,interessant was ich da lese, man kann in einer einfachen ,,Stifthaltung,,ohne Grafikprogramme doch zaubern aber niemals kann man jeden Geist damit fassen und beleben,Kreativität bedient nicht alles,Farben haben jedoch Augen im umgekerhten Sinne,
Fjord
@ Jürgen
Als Punkt 7 wäre noch hinzuzufügen, dass das „A“ am Ende mit den heruntergezogenen „Mundwinkeln“ einen extrem schlecht gelaunten Eindruck macht.
HD Schellnack
Ich glaube, mein Problem an dem Logo ist, dass der Mangel an Idee, Auseinandersetzung mit der Stadt und das Fehlen von Inspiration auch noch handwerklich schlecht umgesetzt wurde.
Arne
Ich finde es schade, dass Gera sich dieses Logo ausgesucht hat. Es erinnert mich irgendwie sehr an die Logos der 1980er Jahre. Es wirkt sehr trist, für mich auch irgendwie stimmungslos; quasi der graue Plattenbau unter den Logos (selbst mit den Farben). Auch das gesamte Corporate Design der Stadt wirkt sehr trist und leider nicht sehr frisch und innovativ. Auch wenn es sich um eine Stadt handelt, denke ich, dass ein gutes bzw. einheitliches Design wichtig ist.
Bei der Schriftübersicht in der CD-Anleitung wusste ich ich nicht, ob ich eher lachen oder weinen sollte … und die Internet-Seite der Werbe-Agentur ist jawohl … naja … ich persönlich würde meine Aufträge nicht an eine Agentur vergeben, die sich bei Alkohol-, Zigaretten- und Medikamenten-Marken bedankt! Mal ganz abgesehen von den „Referenzen“ ;-) Aber immerhin was zum schmunzeln …
Niels
Nur nebenbei: das ursprüngliche Signet der BUGA2007 (auf der Website in der rechten oberen Ecke) wurde von Christian Upmeier, einem damaligen Dozenten an der Bauhaus-Uni in Weimar, vor ca. sieben Jahren entworfen. Ich habe mit ihm zusammen im Herbst 2001 den Pitch zur Gestaltung und Umsetzung der allerersten Website für die BUGA2007 gewonnen; kurz nach Fertigstellung wurde die Site von einer anderen Agentur (offenbar noch einer anderen als der jetzigen) sehr verschlimmbessert. Das ursprüngliche Signet haben sie erstaunlicherweise beibehalten, wissen aber wohl bis heute nicht, welches Erscheinungsbild denn nun gültig ist, da es nebenbei bzw. an vorderster Stelle auch das »Blütenauge« als Zeichen gibt (siehe http://www.buga2007.de/www/buga/presse/infodownload/).
Der Dirk
Na, nun will ich auch mal was dazu sagen – nachdem sich hier jede Menge Leute die Köpfe zerbrechen, was alles schlecht ist (übrigens für mich viel mehr typisch deutsch als die Farben der Stadt Gera, welche halt historisch bedingt so sind wie sie sind). Sicherlich könnten die geschätzten Kollegen das alles viel besser machen, auch wenn das verfügbare Budget sehr (in Worten: SEHR) karg ist, das Logo schon besteht und durch die gefühlten 12 Entscheider aus Kostengründen auch beibehalten wird. Von weitem betrachtet mag das Resultat der kleinste mögliche Kompromiss zu sein – als Geraer bin ich schon mal froh, dass es jetzt wenigstens den gibt, nachdem hier jahrelang jeder sein eigenes Gestaltungssüppchen gekocht hat. Und für die Webseitenmäkler sei noch angemerkt: Sicher kommen eigene Projekte etwas zu kurz und über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Aber besser eine diskussionswürdige Website und Geld verdient als eine tolle Seite und den ganzen Tag nix anderes zu tun als hier rein zu bröckeln! Konstruktive Gestaltungsvorschläge zur Website werden übrigens gern entgegen genommen. Bis denne – mit den besten Grüßen aus der Otto-Dix-Stadt Gera, der Stadt der Bundesgartenschau 2007! Der Dirk war’s …
Harry
Wen es interessiert. Bin aus Gera. Der Designer des Entwurfs ist Quereinsteiger und hat schon das Design der städtischen Verkehrsbetriebe gemacht. Dort war Bürgermeister Dr. Vornehm vor seiner Amtszeit der Chef. Das Budget ist zwar sehr schmal, aber man hätte damit schon einen Designer vor Ort beauftragen können. Ja, das Logo ist schon hässlich. Das BUGA Auge wäre ok.
Torkel
Na dann will ich mich doch auch mal zu diesem netten Thema äußern. Das „neue“ Logo der Stadt Gera ist glaub ich so schlecht auch nicht. Wenn man bedenkt mit welchen finanziellen Mitteln es umgesetzt wurde ist doch ein ganz guter Kompromiss entstanden. Das historische Wappen für höher angebundene Sachen vorzubehalten und nicht werbetechnisch auszuschlachten finde ich auch eine gut überlegte Sache. Das einzige was für diese Stadt wirklich typisch ist sind diese ständigen Negativdiskussionen. Ich arbeite in einem Unternehmen was in Gera ziemlich in der Öffentlichkeit steht. Da ich einer der wenigen echten Gerschen im Marketing bin musste ich mich im letzten Jahr für meine Stadt (oder besser für einige Einwohner) echt schämen. Mit welcher Dummheit und Penetranz eine gute Sache für diese Stadt schlecht geredet wurde ist echt bezeichnet es gab echt keine Stelle die ausgelassen wurde. Das ist eher typisch für diese Stadt. Und auf einige Bürger passen da Attribute wie provinzhaft, peinlich, oder wichtigtuerisch. Mit freundlichen Grüßen Torkel
Mirko
Nachlese: Nun ist schon ein Monat seit der Einführung des neuen Corporate Designs der Stadt Gera vergangen. Alle Punkte des s.g. Manuals wurden und werden kompromisslos umgesetzt. Als Geraer Grafikdesigner war ich naturgemäß über die Qualität und Banalität der Design-Arbeit erschrocken. (Weniger verwundert war ich über die Tatsache einer fehlenden Ausschreibung.)
Seither habe ich alles mir Mögliche versucht, mit den Entscheidungsträgern ins Gespräch zu kommen, um wenigstens teilweise eine Aufweichung des Manuals zu erreichen. Konkret ging es mir um das Erscheinungsbild der Museen, mit ihren Ausstellungsplakaten, Veranstaltungsplakaten sowie Kunstkatalogen. Leider umsonst. Die Entscheider erwiesen sich als äußerst beratungsresistent. Auf allen Plakaten und Drucksachen wird ab dato ein gelber Bogen links und das Gera-Logo rechts oben erscheinen. Schade. Mit der Neuwahl des Oberbürgermeisters vor einem Jahr, hatte ich auch auf eine offenere Haltung im Rathaus gehofft.
Aber es ist nunmal ein schwieriges Unterfangen, jemanden den Unterschied zwischen schlechten und guten Design zu erklären. Bei einer Rechnung ist das z.B. durch einfaches Nachrechnen möglich nachzuweisen, ob sie falsch oder richtig ist. Bei Design hängt doch sehr viel am Verständnis und der Aufgeschlossenheit, vor allem jedoch an der ästhetischen Bildung des Auftraggebers ab. Dazu kommt noch das Problem, dass der Begriff des Designers nicht geschützt ist und den meisten Auftraggebern dadurch die Orientierung erschwert wird. Warum muss ich jahrelang studieren und weitere jahrelang Bafög zurückzahlen, wenn ein Bogisch meine Arbeit macht und einen noch mit Kollege anspricht? Wobei man wiederum dem Werbestudio Bogisch gar nicht so recht einen Vorwurf machen kann, weil – er weiß es ja nicht besser und scheint, so entnehme ich seinem Statement im Forum, es auch nicht zu wollen.
Nun ist jedenfalls in Gera das Kunst- und Kulturplakat de facto abgeschafft. Und es wird kaum jemand merken. Vor Jahren ist das künstlerische Theaterplakat an den Bühnen der Stadt von der Bildfläche verschwunden und niemand hat aufgeschrien. So wird auch jetzt niemand schreien.
Die Museumsmitarbeiter bangen um ihre Stelle und mucksen sich nicht (und ich kenne keinen, dem nicht unter vier Augen der Hut hochgeht, ob des fragwürdigen Designs), die „richtigen“ Designer unserer Stadt trauen sich nicht, aus Angst keine Aufträge mehr zu bekommen und die Entscheidungsträger fühlen sich beleidigt: »und nun erst recht«. So ist das eben. Und es passieren keine Wunder.
Zünder
Kurz Zusammengefasst: „hässlich und plump“
Dieser komische Bogen über dem „A“ erinnert wohl eher an eine Bratwurst bzw. auch in Thüringen „Roster“ genannt.
Das dieser Auftrag scheinbar unter der Hand vergeben wurde, wundert mich dann auch nicht mehr.
Schlimm.