»Wehret den Anfängen«, Schweiz?
Ralph du Carrois hat die Schweizer Flagge etwas umgestaltet. Er schreibt: »Bei dem Plakat das zum Bürgerentscheid zum Minarett-Verbot in der Schweiz hing wird einen bang ums Herz und das Grafikerhirn beginnt Analogien zu kreieren.« Er schuf eine grafische Interpretation, zu der ich gerne verlinke, die ich hier jedoch nicht zeigen möchte. Kommentare? Ja, gerne …
49 Kommentare
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tetti
Spontane Reaktion: Platter gehts nimmer!
fabian
Spontane Reaktion: dumm und beleidigend.
Peter
Das Plakat zum Bürgerentscheid über das Minarett-Verbot ist gestalterisch und inhaltlich unter aller… na Sie wissen schon! Aber was das Carrois-Poster angeht, so befinden wir uns auf der Niveau-Leiter nicht weit davon entfernt. Wie ich finde ein äußerst oberflächlicher Ansatz zu einem sehr komplexen Thema. Besser macht das design2context. Rüdi Bauer & Co fordern Aufklärung und Transparenz, gerade im politisch Grafikdesign.
http://www.design2context.ch
Und übrigens: Danke Jürgen, dass das Carrois-Poster hier nicht auftaucht.
David
Pure Polemik.
sharif
Billiger linker Reflex.
Florian
Es ist eine Diskussion, ob ein Land entgegen der (zumindest in Deutschland herrschenden) Religionsfreiheit ein solches Minarett-Verbot gesetzlich festlegen kann; warum die Eidgenossen so entschieden haben, eine andere. Wie viele andere bin auch ich der Meinung, hier haben die Plakate der Minarett-Gegner doch zum erheblichen Umschwung der öffentlichen Meinung beigetragen. Zugegeben, die Plakate der Opposition sind auch sehr gut, aber eben nicht so auffällig und meinungsbeeinflussend. Im Weblog Designtagebuch hat jemand zu recht angemerkt, das letzte, was wir noch brauchen können, wäre eine Design-Polizei. Allerdings wird hier (Minarett-Abstimmung in der Schweiz), allein durch die Werbung anstatt mit öffentlicher und abwechslungsreicher Debatte, mit ungleichen Mitteln gekämpft. Ähnliches vermutete ich schon als Grund bei der Wahl der Iren zur EU-Reform.
Ich bin für eine direkte Demokratie und für Volksabstimmungen. Aber irgendwie müssen wir die Grundlagen schaffen, um eine gleichmäßige und sachliche Berichterstattung zur fairen Meinungsbildung im Vorfeld sicherzustellen. Das ist ja eigentlich Grundsatz aller Medien, aber leider keinesweges Realität.
herr stoltenhoff
schade. die mitwirkung von designern in der debatte könnte eigentlich eine gute idee sein. dieser entwurf ist leider – gelinde gesagt – verkürzt und pubertär ausgefallen. liegt vielleicht noch eine variante in der schublade, mit „schweiz“ in einer braunen fraktur gesetzt?
Hans
Geschmacklos.
Chajm
Es gibt eine Menge zum Schweizer Minarettverbot zu sagen (vieles davon habe ich in meinem Blog gesagt) und zur direkten Demokratie, aber das hier sind ein paar Prisen zuviel Polemik. Viel zu platt und viel zu uninnovativ…
Trash-Gordon
Was die meisten hier als platt bezeichnen, empfinde ich als „auf den Punkt gebracht“. Es sind ja schließlich auch noch sehr kleine „Häkchen“. Man sieht aber durchaus, was sich daraus mal entwickeln könnte. Eine solche Entwicklung darf von mir aus auch gerne mit drastischen Aussagen bekämpft werden.
sissi
sehr treffend, hätte nur die ‚Häken‘ nur etwa einen Milimeter rauskragen lassen, wäre wirksamer gewesen – aber ansich sehr coole Idee und Reaktion des linken Europas auf den Ist-Zustand der schwarz/rechten EU-Realität.
extypo
da kommt der herr du carrois ein wenig zu spät: http://quake.ingame.de/forum/showthread.php?p=5379777#post5379777
timeout
Die Idee ist nicht schlecht. Leider das Thema verfehlt.
Marvin
Überspitzt und auf den Punkt gebracht. Weiter so!
carrois
Über 57 % der schweizer Wahlberechtigten hatten einen billigen rechten Reflex.
Das ist beängstigend.
sharif
Die Schweizer haben mit diesem Votum doch eine klare Stimme für die multikulturelle Gesellschaft abgegeben. Die Mehrheit hat Angst vor einer islamischen Theokratie. Da wäre dann nämlich Schluss mit Multikulti. »Wehret den Anfängen«. Gut gewählt, der Slogan!
Ivo
Ralph, billiger rechter Reflex ist meiner Meinung nach zu einfach gedacht. Sicher ist da etwas nationales Gedankengut unter den 57%, aber die breite Masse der Schweizer ist doch nicht gleich rechts oder nationalsozialistisch. Ich glaube das wird alles ziemlich hoch aufgehängt im Nachhinein. Der große Teil der Schweizer Wahlberechtigten ist durchaus für eine multikulturelle Gesellschaft. Die Abstimmung ging ja auch nicht gegen den Islam, sondern gegen eine zu deutliche Versymbolisierung einer weiterhin geschichtlich nicht fest im Land etablierten Religion. Die Leitkultur ist nunmal historisch anders geprägt. Dass diese demokratisch versucht sich zu schützen kann ich grundsätzlich mal nachvollziehen. Ob es nicht dennoch ein Fehler war, dagegen zu stimmen, will ich jetzt mal gar nicht beurteilen. Aber über die Hälfte einer Gesellschaft die Mündigkeit abzusprechen hilft nun sicher nicht weiter. Das schafft letztlich mehr Probleme als es löst.
carrois
… beängstigend.
fhuber
Spontant? Godwin’s Law
http://de.wikipedia.org/wiki/Godwin%E2%80%99s_law
Von daher ein riesengroßes Gähnen von meiner Seite…
carrois
Ivo, richtig das Bild von mir überspitzt und platt und trifft sicher den Großteil der Schweizer zu hart.
Die Vereinigung, die in der Schweiz zum Bürgerentscheid gerufen hat, ist, soweit mir bekannt, aber weder auf ein friedliches Zusammenleben aller Kulturen und Religionen aus noch in der Lage so objektiv und sachlich wie Du die Dinge zu kommentieren. Als mündiger Wähler sollte es möglich sein neben dem eigenen Schutzbedürfnis auch die Interessen der Initiatoren zu erkennen.
Ich bin der Meinung, dass viele, viel mehr als wahrscheinlich die 57 % aus den etwa 50 % derjenigen die gewählt haben, ebenso erschrocken sind wie ich es war.
Wie bei vielen Aufrufen zu Meinungsäußerung gehen mit Sicherheit die Extremen zur Wahl. Die anderen lassen sich entmündigen, da sich nicht hingehen und ihre Meinung ggf, sehr ausgewogene und wohl überlegte Meinung kund tun. Sie müssen sich nun mit dem Pauschalen, im Bevölkerungsmittel sicher falschen Ergebnis, 57 % Ja zum Minarett-Verbot beschäftigen. So wie ich mich hier seit zwei Stunde auch damit beschäftigen muss ob es gut war meine Meinung zu äussern und das in der gezeigten Art. Ich bin der Meinung es war gut.
Nachdenken kann aber nicht schaden, mir nicht, wie anderen nicht, weder davor noch danach.
btw. das … beängstigend galt dem 2. Eintrag von sharif
carrois
@ Ivo
fand ich sehr interessant
http://www.nahaufnahmen.ch/2009/10/17/uber-den-plakatextrimismus-der-schweizer-rechten/
fabsen
1. gedanke: ›da hat jemand mut.‹
2. gedanke: ›da ist jetzt jemand im gespräch.‹
3. gedanke: ›schöne website.‹
4. gedanke: ›ziel erreicht? … ‹
Chajm
@carrois Ich bin mal ein wenig polemischer: Du meinst also die Schweiz sei auf dem Weg zu einem Staat, der einen Teil seiner Bewohner töten will? Dafür steht das angedeutete Symbol ja bekanntlich. Für eine Ideologie und einen Staat, der einen Teil seiner eigenen Bevölkerung und Millionen anderer Menschen planmäßig ermordet hat.
Diese Bildsprache und ähnliche verbale Analogien kennen wir doch sonst eher von hysterischen Kundgebungen und anderen, eher unsachlichen, Veranstaltungen.
Sepp
yipeee. Ich liebe die Nazikeule.
Bravo Ralph du Carrois endlich mal was neues.
Nein ehrlich. Die idee ist schon sooo alt. Das ist echt unterirdisch.
ati
Seltsame Diskussion. Natürlich steht jede Politik, die mit den Ängsten der Menschen vor dem Fremden spielt im nationalsozialistischen Kontext. Wie denn nicht? Deshalb sind längst nicht 57% der Schweizer und deren deutsche Unterstützer automatisch Nazis! Aber sie befürworten in diesem Punkt eine Politik, die sich nicht scheut aus der Frage nach dem Minarettverbot eine Frage nach der Ismlamisierung der Schweiz zu machen. Das Poster lässt sich in dieser Hinsicht nicht falsch verstehen.
Muss man also im Nachhinein Angst haben oder erschrocken sein, wenn man zu den Befürwortern des Minarettverbots zählt? Nein, so lange man kein Moslem ist, muss man sich keine Sorgen machen.
Entschuldige Ivo: Ist der Begriff „Leitkultur“ eigentlich aus Roland Kochs Repertoir oder eher ein CSU-Einfall zum Thema Kopftuch vs. Kruzifix an bayrischen Schulen? Ich finde, „Leitkultur“ ist so ein Begriff, der den offensichtlichen Zusammenhang von Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit verwässert. „Leitkultur“ ermöglicht es, jemanden aus der Gesellschaft auszugrenzen und das für objektiv richtig zu halten.
„Eigentlich haben wir nichts dagegen, dass ihr Minaretten bauen wollt, aber unsere Leitkultur, wisst ihr… Sorry!“
Ivo
Ob man nun Leitkultur mag oder nicht, aber jede Gesellschaft hat sie nun mal. In meiner eigenen Vorstellung ist sie zwar nicht unveränderlich, wird sich aber naturgemäß immer erst einmal gegen eine Änderung von außen stellen. Die Debatte hierzu halte ich längst noch nicht für ausgefochten, gleichwohl sie in einer immer weiter zusammenwachsenden Welt überall fällig werden wird. Das beweist schließlich auch der Schweizer Volksentscheid.
ati
Ja, vielleicht muss darüber noch geredet werden.
Das Poster aber, und das habe ich in meinem ersten Kommentar vergessen, ist völlig beknackt, dumm und platt.
carrois
Guten Morgen.
Eine solche Welle der Empörung sah ich nicht voraus.
Ich will niemanden in seinen Empfindungen verletzen, wie es das Plakat der Schweizer Initiative zum Verbot des Baus von Minaretten getan hat.
Drum entschuldige ich mich hier für die Veröffentlichung die, wenn auch nur auf indirektem Weg, anscheinen bei den Beteiligten der Diskussion sehr ernst genommen wurde.
@Chaim: Nein, ich meine etwas ganz anderes. Strömungen und Meinungen gerade in einer von Medien überfluteten Welt können, sollten die regulierenden Kräfte eines demokratischen Staates nicht greifen, auch diesen in eine Richtung zwingen, die ich so für ein Land mitten in Europa nicht für erstrebenswert halte.
Da ich auf Deiner Seite herauslese, dass wir im Grunde der selben Ansicht sind, Du aber ebenso wenig Verständnis für die grafische Umsetzung zeigst wie viele hier, werde ich den Eintag von meiner Seite entfernen.
Wie oben bereits erwähnt, entschuldige ich mich bei allen die sich persönlich durch das Bild beleidigt fühlten. Danke denen, die den karikaturistischen Hintergrund sahen.
Chajm
Es gibt eigentlich zwei Leitkulturen:
Leitkultur als vermeintlichen Mainstream in den hinein assimiliert werden soll. Das ist die Leitkultur, die gerne herbeiphantasiert wird. Sie ist jedoch nichts, was die Mehrheitsgesellschaft von irgendeiner Gruppe einfordern kann. Was ist in Deutschland die Mainstreamkultur?
Für das Leben in der Bundesrepublik gilt eigentlich nur, dass man sich an die geltenden Gesetze zu halten hat. Mehr fordert der Staat auch von den »Altbürgern« nicht und dementsprechend kann er mehr nicht von den »Neubürgern« nicht mehr erwarten.
Die Leitkultur, die Bassam Tibi ursprünglich beschrieb meint ja eine Orientierung auf Demokratie, Laizismus, Aufklärung, Menschenrechte und Zivilgesellschaft. Das ist ja auch im verlinkten Wikipediaartikel verarbeitet worden. Die meisten dieser Punkte sind über das Grundgesetz und die anderen geltenden Gesetze bereits erschlagen. Was den Bereich der Aufklärung angeht: Da sind auch »Mainstreambürger« noch abseits von Wegen unterwegs, welche die Aufklärung angelegt hat.
Chajm
@carrois Niemand hat verlangt, dass wir bezüglich der Umsetzung einer Meinung sein sollten! Ich verstand Deinen Entwurf als Beitrag zur Diskussion um diese Minarettgeschichte und habe ihn als solchen diskutiert. Niemand verlangt aber zwangsläufig, dass wir einer Meinung diesbezüglich sein müssen. Andere Kommentatoren und Betrachter waren ja gänzlich anderer Meinung. Zumindest scheint ja in der Betrachtung des Gegenstands selbst Einigkeit zu herrschen. Selbstzensur ist vielleicht nicht der smarteste Schritt.
Löschen würde ich es nur, wenn es rechtliche Probleme geben könnte … nicht alles gefällt immer allen!
hans
ich seh da nix … wo denn?
ati
@carrois Chajm hat Recht.
@chajm Ich frag mich nur, wozu der Begriff Leitkultur? Die deutsche Gesellschaftsordnung ist ausdrücklich pluralistisch und schützt die Andersartigkeit von Minderheiten. Mich wundert deshalb, warum niemand jemals auf die Idee kommt zu sagen: „Hey, wir sind pluralistisch, klar wollen wir Moscheen, Minarette, Kopftücher, Punks, Freaks und alles was nicht gegen die guten Sitten verstößt. Aber Organisationen, die sich mit der Aushebelung des Staates befassen, wird unser Verfassungsschutz beobachten.“
Das wäre doch mal was!
Chajm
@ati Das frage ich mich auch. Deshalb stellte ich den Begriff und seine Verwendung ja in Frage. Meine Antwort bezog sich auf Ivo.
Was Du schreibst bzgl. des Pluralismus ist genau das, was ich persönlich als ideal empfinde.
christoph
symbolistische plakate gegen rechts tendieren dazu, besonders schlimmes weil besonders eitles kunsthandwerk zu sein. alles, was nichts mit fakten und aufklärung zu tun hat, sollten grafikdesigner sich bei diesem thema verkneifen.
fabsen
@31: moin hans, r. carrois hat das vermeintliche bild aus seinem blog entfernt. :|
HD Schellnack.
>alles was nicht gegen die guten Sitten verstößt
Wie definiert man das und inwieweit ist «die Sitten» denn anders als «die Leitkultur»? Hinter beidem steht ein – diffuser- Begriff von dem, was man in einem Land als grobe Grenzen des Zusammenlebens, als unausgesprochenen sozialen Kontrakt versteht. Da jeder den etwas anders auslegt fangen die Probleme meist dann an, wenn man versucht, das in feste Worte zu fassen.
Was die Schweiz angeht, so ist es ja keine neue Erkenntnis, dass das Land einen oft von außen seltsamen Mix aus konservativ und progressiv fährt, mal verblüffend weltoffen und modern, mal gnadenlos reaktionär wirken kann. Insofern überrascht ein solches Abstimmungsergebnis – vor der Folie der derzeitigen Wirtschaftslage zumal – nicht so sehr, es drückt einfach Ängste und Vorbehalte aus, die man so oder anders auch in anderen Ländern hat. Ein Tayyip Erdogan, der in Köln Integration mit Assimilation gleichsetzt und diese wiederum als Verbrechen bezeichnete, muss doch im Grunde verstehen können, wenn andere Völker ähnlich ethnozentrisch denken wie er selbst.
Es gilt also weniger, einen Volksentscheid, der einem politisch nicht liegt (und der in der Tat unglücklich ist) als «faschistisch» zu brandmarken (ohnehin ein entsetzlich abgenudelter Vorwurf, der ist jeder Wiederholung an Kraft verliert und zugleich den Holocaust relativiert, weil ja anscheinend jeder Pieps heute «faschistisch» ist). Wichtiger ist, zu überlegen, was bei einem Volksentscheid zu solchen Vorbehalten führt – und das ist keine einseitige Sache, sondern ein dynamischer Prozess. Wenn man irgendetwas aus diesem Ergebnis ziehen kann, dann die Aufforderung, Integration auf beiden Seiten ernsthafter und aktiver zu betreiben.
Alex
„Über 57 % der schweizer Wahlberechtigten hatten einen billigen rechten Reflex.
Das ist beängstigend.“
In Deutschland wären es aber um die 80%
Hackt mal nicht auf die Schweizer ein…
Phil
Viele Menschen meinen Multi-Ethnisch und sagen Multi-Kulti. Es ist unser Recht unsere Kultur bewahren zu wollen.
Toto
Das Nazi-Etikett für alles, was vermeintlich „rechts“ von der eigenen Gesinnung positioniert ist, ist nicht nur plump, sondern auch dumm. Eine Aversion gegen Minarette mit Angriffskrieg und Judenvernichtung gleichzusetzen, ist außerdem geschmacklos. Ein wenig Toleranz sollte auch ein wenig „rechts“ des eigenen Tellerrandes zu finden sein – dort tummeln sich auch Menschen, die denken können und ein Recht auf eine – nicht zu verunglimpfende – Meinung haben. Der Spruch „Wehret den Anfängen“ zeugt auch von wenig Geschichtskenntnis, denn die historische Situation ist heute eine völlig andere und entbehrt sämtlicher Ursachen, die Voraussetzung für den Aufstieg des NS-Regimes waren.
Vielleicht sollte man lieber, den Gedanken vorausgesetzt, dass es in der Schweiz selbstverständlich keine nationalsozialistische Mehrheit gibt, einmal über die Hintergründe nachdenken, denn diese sind kulturhistorisch zu sehen. Hierbei geht es insbesondere um das Status- und Machtsymbol, für das die Minarette (um Moscheen geht’s ja gar nicht) stehen. So darf man einmal an die historisch geprägten Ängste vor einer arabischen Expansion (etwa die Belagerung Wiens) erinnern, vor deren Hintergrund es durchaus unsensibel ist, im Alpengebiet Minarette zu bauen.
Ein Verbot als Reaktion auf diese Strapazierung von Toleranz ist natürlich keine angemessene Lösung (und wird auch keinen Bestand haben), dennoch sollte man ein wenig Verständnis für die grundlegenden kulturellen Ängste offensichtlich nicht unerheblicher Teile der Schweizer Bevölkerung aufbringen können. Dies wäre ein weitaus vielversprechender Ansatz, als mit der Antifa-Keule ins Leere zu hauen.
ati
@HD Schellnack
Gute Sitten ist ein juristischer Begriff und nicht schwammig:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gute_Sitten
Schweizer
Das gab es schon mal:
http://www.schluer.ch/vorstoesse/021212fahne.htm
Ole
Oha, an dieser Stelle mit einer geschichtlich tiefverwurzelten Furcht vor einem „arabischen“ – oder sagen wir vielleicht historisch korrekter „osmanischen“? – Expansionsdrang um Verständnis zu werben und auf der anderen Seite die populistische Antifa-Keule anzuprangern, ist auch nicht gerade unplump. Ist es nicht viel eher so, dass Angst vor dem Fremden und vor Veränderung gerade in Landstrichen gut gedeiht, wo es besonders wenig Kontakt zu anderen Kulturkreisen gibt? Das kann man hierzulande ja auch schön beobachten … So viel zum Thema Tellerrand.
Ich hätte mir ein intelligenteres Plakat gewünscht. Schade. Ich frage mich, warum es hier überhaupt gepostet bzw. verlinkt worden ist?
Torsten
Also hier fallen Begriffe da wird mir ganz schwindelig.
Vielen rate ich hier lieber nur die Form zu beurteilen und nicht den Inhalt. Ist es z. B. moralisch (ich mag diesen Begriff nicht sonderlich) besser für Konzerne zu arbeiten als gegen Minarette zu sein? Ich finde es viel interessanter wenn wir bei uns bleiben und nicht in fremden Gärten wildern.
carrois
… ein intelligentes »Plakat« hätte ich mir auch gewünscht, habe aber keines hinbekommen. (sissy’s [11.] Vorschlag war gut, hätte ich mal so machen sollen). Es ist nur eine Portable Network Graphic (png) mit 424×254 Pixeln* heraus gekommen, die weder im öffentlichen Raum hing, noch zu einer streitbaren politischen Meinungsäusserung aufrief, die ich wieder zurückgezogen habe, um niemanden persönlich zu beleidigen und die sich lediglich als Reaktion auf das ekelhafte Wahlplakat das zum Volksentscheid und dessen Ausgang bezog. Eine Karikatur der Schweizer Flagge. Noch nicht mal mit ernstzunehmenden Haken, sondern Häkchen, als Anstoß sozusagen: Hey, hier scheint etwas abzulaufen, das wäre doch kritisch zu betrachten.
Nein, große Empörung über ein kleines Bild.
*Die Summe der Quersummen der beiden Seiten ergibt 21. Was immer das wieder bedeuten könnte …
@42: … ja, weiss ich, kenne ich. Ich habe auf der Suche nach Vergleichbaren von 1935 bis heute Unmengen andere ähnliche Karikaturen gefunden. Ich habe nie behauptet das erfunden zu haben.
Hier etwas substanzielleres zum Thema
Nichts geht je verloren
noch etwas satirisches
Link 1
Link 2
HD Schellnack.
Ati – ich glaube nicht, dass «Sitten» oben im BGB-Sinne gemeint war, dann hätte es mit «Leitkultur» nun gar nichts zu tun. Die Straßenverkehrsordnung eignet sich auch nur bedingt als Thema für Integrationsthemen. Worum es ging, ist die Tatsache, dass nahezu jedes Land eine Art extrem schwammiger gefühlter Identität hat, und dass es aber extrem schwierig bis unmöglich ist, diese zu fassen oder gar zum Standard zu erklären. Was nebenbei aus meiner Sicht eher eine gute Sache ist, mir wäre unwohl, wenn mir die Regierung eine «Leitkultur» ins Leben definieren würde und ich glaube, so dumm wäre auch niemand wirklich.
Jamie Oliver
ich muss vielleicht als betroffener schweizer auch was dazu sagen: 1. das Plakat für die Initiative wurde in einigen Städten wegen ihrem Inhalt verboten, in einigen Städten wurde ein verbot disskutiert. leider konnte man das Plakat nicht gesammtschweizerisch verbieten , aber es wurde versucht. die plakatgesellschaft gingen wegen Vandalismus soviele Plakate verloren dass die Druckerei nachdrucken musste. beides ist einmalig und noch nie dagewesen in der Schweiz , ich finds daher komisch wenn der Urheber der gegenplakate sagt niemand hätte sich in der Schweiz gegen die Plakate gewehrt und es nicht schrecklich gefunden.
2. es stimmten wirklich umso mehr Leute der Initiative zu umso weniger Kontakt sie mit Muslimen hatten
3. populistische Plakate arbeiten mit den gleichen Mittel wie faschististische Plakate.
4. in der Schweiz hat niemand die Annahme erwartet, gerade weil es so rechts ist.
carrois
@Jamie
Danke, dass Du Dich hier zu Wort meldest.
Gut auch die erfreuliche Nachricht des offenen Widerstands gegen die Plakate. Klingt alles schon viel realer und rückt einiges ins »rechte« Licht, … besser ins richtige Licht ;)
Plakate, zumindest politische, arbeiten meist mit populistischen Mitteln. Anders würden sie kaum Wirkung erzielen, oder kaum die Wirkung erzielen, die sich die Auftraggeber der Plakate vorstellen.
Ich als Urheber des diskutierten Bildes oder Plakates (wie immer auch es nun hier bezeichnet wird) habe ja schon versucht meine »grafische Interpretation« zu erklären, sie in den richtigen Kontext zu setzen. Von der Wirkung war ich auch überrascht … warum auch immer ich nicht damit gerechtet habe …
Zu 2. Deiner Liste: gibt es so was wie eine Wahllandkarte? Würde mich sehr interessieren.
Zu 4. Das hat wohl auch ausserhalb der Schweiz kaum jdm erwartet.
jamie oliver
Es gibt eine Wahlkarte: http://bazonline.ch/schweiz/standard/57-Prozent-sagten-Ja-zum-MinarettVerbot/story/31785289
Stadtkantone wie Basel oder Genf haben die Initiative abgelehnt, Landkantone wie Appenzell mit praktisch keinen Muslimen angenommen. Bei Kantonen wie Zürich hat die Landbevölkerung das Ergebnis der Stadt (ca 35% Befürworter) auf 51,8 % gedrückt…
Scheinbar haben viele streng gläubige Christen und auch viele feministische Frauen ein Ja in die Urne geworfen. Die rechtsgerichtet SVP kommt normalerweise auf einen Wähleranteil von höchstens 30%.
Stein des Anstosses war übrigens das Minarett in Wange nähe bei Olten. Wer wie ich das Minarett schon mal in echt gesehen hat wird ob der Verhältnismässigkeit lachen. Das Minarett ist sehr sehr klein und von weitem kaum zu sehen.
Infos gibts auch auf Wikipedia (auch mit Abstimmungsergebnisse:http://de.wikipedia.org/wiki/Schweizer_Minarettstreit
Ole Schäfer
… nur um Unklarheiten zu beseitigen: der «Ole »(42) bin nicht ich. Zu dem Zeitpunkt saß ich im Bauhausclub in Dessau …