Überflüssiger »Speichersymbol«-Wettbewerb

speichern_unter

Das kommt davon, wenn man sein Berufsleben seit Jahrzehnten in Microsoft-Programmen verbringt … Die Stuttgarter Zeitung und die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart glauben immer noch, dass Softwares und Websites den Befehl Speichern mit einem Disketten-Symbol visua­li­sieren. »Jeder von uns klickt mehr­fach täglich darauf, ohne darüber nach­zu­denken: auf das kleine Diskettensymbol in vielen Computerprogrammen, mit dem sich Textdokumente, Fotos oder andere Dateien abspei­chern lassen.« heißt es auf der Website des gerade laufenden Wettbewerb Speichern unter …, der für diesen Befehl ein zeit­ge­mäßes Symbol sucht.

Also, erstens hat der Wettbewerb den falschen Namen. »Speichern unter …« (im Englischen: save as …) und bezeichnet das Erstellen eines digi­talen Duplikats unter einem neuen Namen. Gesucht wird aber ein Symbol für den Befehl Speichern. Zweitens habe ich schon seit Jahren nicht mehr auf ein Disketten-Symbol geklickt (wenn über­haupt, dann mit dem Zeigefinger getippt), denn sowohl im Web als auch in Apps sind alter­na­tive Symbole längst etabliert. Denn heute »spei­chert« man in die Cloud, auf USB-Sticks, ins Fotoalbum und auf die Facebook-Pinnwand. Und so haben Interface-Designer seit gefühlt 10 Jahren Abschied genommen von Medien-Symbolen (Festplatte, Stick, Wolke, …) … ja, sogar die Aktion Speichern ist nicht mehr klar definiert.

weiterSpeichern ist nur noch einer von einem Dutzend verwandter Aufbewahrungsprozesse, wie zum Beispiel das Teilen, Pinnen, Hochladen, Mailen, Simsen oder Twittern. Als Symbol dafür sieht man in den meisten mobilen Betriebssystemen eine Box, aus der ein gerader oder gebo­gener Pfeil heraus­ragt, der so viel bedeutet wie »Wohin damit?«. Nach dem Antippen taucht eine Auswahl sinn­voller Optionen in Prosa auf (z. B. »In meine Dropbox laden«, »Als Hintergrundbild«, »Drucken«, etc), aus der sich der Benutzer die gewünschte aussucht.

Fazit: Wir brau­chen kein Symbol für Speichern unter …. Aber wer 3000 €, 2000 €, 1000 €, ein Macbook Pro, ein iPad oder ein iPhone abschießen will, soll seine Vorschlag unbe­dingt hier bis 30. 09. einreichen …


6 Kommentare

  1. Stefan Freimark

    Zustimmung! Moderne Programme spei­chern laufend selbst, da braucht’s kein Symbol mehr dafür. Allerdings: Für Download bzw. die Aktion „Herunterladen“ würde ich eher ein Icon mit einem Pfeil nach unten nehmen.

  2. Arne

    Als Symbol dafür sieht man in den meisten mobilen Betriebssystemen eine Box, aus der ein gerader oder gebo­gener Pfeil herausragt […]

    »[D]ie meisten mobilen Betriebssysteme« stimmt so leider nicht, das Symbol gibt es so derzeit nur bei iOS. Alle anderen (mobilen) Betriebssysteme expe­ri­men­tieren mit anderen Symbolen. Lese-Empfehlung dazu: Share: The Icon No One Agrees On.

  3. Jo

    Gerade im Designtagebuch gelesen, schon wird’s hier im Fontblog zerfetzt, sehr schön! :D
    Und Danke an Arne für den inter­es­santen Link!

  4. Jürgen Siebert

    Danke, Arne, für die hilf­reiche Ergänzung. An diesen Artikel konnte ich mich dunkel erin­nern, hatte ihn aber nicht mehr gefunden … dann wäre meine Formulierung sicher präziser ausge­fallen. Ich muss gewis­sen­hafter recherchieren …

  5. Vito Carresi

    Oh Mann, die spies­sigen Besserwisser sterben einfach nicht aus.
    Überflüssig sind solche dämli­chen Kommentare. Mal die Intension des Wettbewerbs gelesen? Es geht gerade um diese Auseinandersetzung und nicht darum ein neues Icon einzuführen!
    Werdet mal locker und versteht ein bischen Spass. Das Leben wird dadurch leichter.

  6. Designer

    Wirklich?
    Muss man darüber eine Debatte führen wenn es in der Medienwelt eigend­lich viel wich­ti­geres gibt? Warum gibt es immer noch keine echte Interessensvertretung/Lobby für die Medienwelt, für die Grafiker das wir endlich gleiche Privilegien bekommen wie die Kunden? Wenn ich so sehe was die Kunden für ein Arbeitsleben führen und mir dann das Werbeumfeld anschaue herrscht immer noch Nachholbedarf. Leider gehen die Kreativen immer wieder den Neoliberalen so dermassen auf dem Leim das Lobbyismus was ganz böses ist, nicht seien darf und extreme Selbstausbeutung ein muss ist. Leider wird sich daran nichts ändern, statt­dessen schreibt zB die PAGE lieber was man alles können MUSS.
    Das der Arbeitgeber aber auch mal dazu beitragen sollte damit die Arbeitsverhältnisse humaner werden vermisse ich aber online und in Printmedien.
    Wer nichts weis muss alles glauben und wird sich dann wundern wenn der Handwerker nen 5er BMW fährt, ein frei­ste­hendes Haus mit Garten hat und sich Kinder leisten kann.

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