Türkische Lira bekommt Schriftzeichen

Nach dem Euro und der indi­schen Rupie (Fontblog berich­tete) bekommt nun auch die türki­sche Lira ein eigenes Währungszeichen (Abbildung oben links) – so wie die Leitwährungen Dollar $, Pfund £ und Yen ¥ seit Jahrzehnten eines haben. Das neue Signet wurde am 1. März 2012 vom Präsidenten der türki­schen Zentralbank Erdem Basci und dem türki­schen Premierminister Tayyip Erdogan der Öffentlichkeit vorge­stellt. Zur Findung des Zeichens gab es ein Wettbewerb, zu dem über 8000 Vorschläge einge­reicht wurden, über­wie­gend aus der Bevölkerung. Die Jury entschied sich für ein anker­ähn­li­ches Symbol, das die Stabilität der Währung symbo­li­sieren soll. Die um 20 Grad nach oben geneigten beiden Striche sollen »die Prosperität der türki­schen Wirtschaft symbo­li­sieren« hieß es in der Ansprache von Erdogan.

Die Gewinnerin des Wettbewerbs war die 33-jährige Geologin Tülay Lale, die  gegen­über der News-Site haber365 eine viel einfa­chere Erläuterung zu dem Entwurf ablie­ferte: Das Symbol sei eine TL-Ligatur, denn »wir sind zu Hause 5 Geschwister, deren Initiale alle TL ergeben, so wie die Abkürzung der Türkischen Lira bisher. Unsere Familiennamen sind wie gemacht für eine solches Zeichen.«

An ihrem Entwurf, der mit 25.000 türki­schen Lira (10.700 €) prämiert wurde, habe die Zentralbank noch Modifikationen vorge­nommen. So wurden die beiden Doppelstrich nach oben geneigt, und die Spitze des »Ankers« verlän­gert. Darüber hinaus wurden die Verhältnisse dem goldenen Schnitt ange­passt. Diese Beschreibung macht deut­lich, dass es sich bei dem konstru­ierten Zeichen nur um eine Blaupause handeln kann, die bald von Schriftentwerfern indi­vi­duell dem Stil einer Grundschrift ange­passt werden muss. Das rohe Zeichen, so wie es jetzt in dem Font AbakuTLSymSans zum Download von der Zentralbank bereit gestellt wird, ist mit der schlampig ausge­führten Ankerkurve und den viel zu engen Parallelstrichen für den Textsatz nicht geeignet.

Auch diesem Grund ist es auch ziem­lich über­flüssig, dass sich die arme­ni­sche Presse über Ähnlichkeiten mit ihrem Währungszeichen beschäf­tigt. Angeblich sähe das neue TL-Zeichen wie ein auf den Kopf gestelltes Dram-Symbol aus. Die Nachrichtenagentur Armenpress wittert sogar die Verletzung eines »natio­nalen Symbols« und schlägt eine Urheberrechtsklage vor.

Mehr zum neuen­tür­ki­schen Währungszeichen:
Superschlumpf für Supertürken (Süddeutsche Zeitung) und
Neues Währungssymbol für die türki­sche Lira (Typografie​.Info)


4 Kommentare

  1. Jens Kutílek

    Wozu neue Zeichen erfinden, wenn viele anschei­nend noch nicht mal die vorhan­denen korrekt benutzen können:

    şirin
    Erdem Başçı
    Recep Tayyip Erdoğan

    (verlinkter Artikel der Süddeutschen Zeitung)

  2. Jens Kutílek

    Aha, Fontblog kann’s auch nicht ;)

  3. Andreas Stötzner

    Die ganze Aktion ist nicht nur dilet­tan­tisch, sondern auch über­flüssig: es gibt seit langem auf der Code-Position 20A4 ein Zeichen für LIRA, das die Türken nur anwenden müßten.

    Übrigens heißt es richtig Armenische Drachme, und nicht »Armenischer Dram«.

  4. Stephan

    wir heißen alle irgendwas mit TL und unser Geld heißt auch so. Darum TL. Passt schon.

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