»True small caps in just a few minutes …«
Tim Ahrens (www.tim-ahrens.de) hat eine Serie professioneller Plug-Ins für das Schriftentwurfsprogramm FontLab Studio entwickelt, die er unter dem Name Font Remix Tools anbietet. Mit diesen lassen sich häufig gewünschte Schriftvarianten fast automatisch generieren:
• Breite, Höhe und Strichstärke eines Zeichens interaktiv anpassen
• automatische Kapitälchen-Erstellung
• automatisches Generieren von Ziffern-Varianten (tief, hoch, Tabelle, …)
• schmale und breite Schriftschnitte erstellen
• Slanting mit optischen Korrekturen, u. v. m.
Im 3-minütigen Screencast über die Small-Caps-Generierung kommen einige der Automatiken zum Einsatz. Auf der Font-Remix-Seite befinden sich 7 weitere Screencasts.
24 Kommentare
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thomas
UFF! das is mal geil. python scheint so unglaublich viele möglichkeiten zu bieten dinge zu automatisieren, das ich mich so langsam frage, ob die freundliche firma fontlab nicht willens oder nicht in der lage ist, ihr produkt mit eben solchen features von haus aus auszustatten.
thomas
funktioniert natürlich nur mit als multiple master angelegten daten.
Ralf Herrmann
Ganz tolle Sache. Und vielen Dank für’s zur Verfügung stellen.
Auch wenn ich es ein wenig bedauere, dass Fontfamilien heute nur noch aus der Multiple-Master-Maschine kommen und nicht mehr wirklich »geschnitten« werden. Aber das ist wohl heute unvermeidlich.
In Letters of Credit (1986) hieß es dazu noch:
»Modern designers, creating faces for electronic typesetting, avoid the worst effects of it by organising the proportions of their characters as a compromise between the ideal and the necessary. But it is a compromise.«
Dieser Kompromiss ist leider mittlerweile so standardisiert, dass man schon gar nicht merkt, dass es ein Kompromiss ist.
thomas
wer zwingt dich deine schriften aus der multiple master maschine kommen zu lassen?
es geht aber auch anders, also mit sinn und verstand, siehe den beitrag in eriks blog zur unit rounded.
René Verkaart
Das ist eine unglaublich geile Software. Ich habe mir gerade die Movies angeschaut und das verspricht echt sehr viel.
Ich habe es eben downgeloaded und werde es in die nächsten Tage testen. Ich bin sehr gespannt…
Tim Ahrens
Ralf, ich verstehe nicht genau, wie du das meinst. Willst du sagen, dass die Verwendung von Multiple Master im Designprozess der Qualität der Schriften abträglich ist? Wenn ja, kannst du das irgendwie veranschaulichen? Ein Beispiel wäre gut.
Ralf Herrmann
Ja, weil es – wie gesagt – ein Designkompromiss ist. Es gibt keine echten Text- und Display-Schnitte mehr. Alles ist interpoliert – jeder Schnitt soll für alles verwendbar sein. Selbst die wenigen Fonts mit Optical-Size-Achse sind ja mehr oder weniger Blendwerk.
Natürlich ist das alles nix neues (selbst die Bleisatzkollegen haben schon mit dem Pantographen interpoliert), aber es manifestiert sich für meine Begriffe im Design-Ansatz Multiple Master.
Persönlich hätte ich lieber kleine, aber dafür optimal auf die verschiedenen Zwecke (z.B. Anwendungsgrößen) optimierte Familien. Leider denken wohl die meisten Anwender, dass eine Schrift umso besser und vielfältiger einsetzbar ist, je mehr Schnitte sie hat. Und das halte ich für einen Trugschluss.
Aber das hat natürlich alles nix mit dem Fontremixer zu tun … ;-)
Sorry, für’s Abschweifen!
Tim Ahrens
Ralf, ich denke, du bringst nun wirklich ziemlich viel durcheinander:
Der Pantograf dient(e) dem mechanischen Skalieren einer Vorlage auf unterschiedliche Schriftgrößen. Das hat überhaupt nichts mit Interpolation zu tun, wie du behauptest. Der Pantograf entspricht unserer heutigen Vorgehensweise mit Single-Master-Schriften, egal, ob nur eine designte Größe zur Anwendung kommt, oder zwei, oder fünf.
Wenn du dich beklagst, »dass Fontfamilien heute nur noch aus der Multiple-Master-Maschine kommen«, beziehst du dich auf optische oder Gewichts-Achse?
Bedauerst du, dass es zu wenig Schriften mit optischen Größen gibt, oder dass diese mit Hilfe von MM erstellt werden, oder bedauerst du, dass die Gewichtspalette mit MM erstellt wird?
»Selbst die wenigen Fonts mit Optical-Size-Achse sind ja mehr oder weniger Blendwerk.« In welcher Hinsicht?
»Es gibt keine echten Text- und Display-Schnitte mehr. Alles ist interpoliert.« Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr. Kannst du das erklären?
Übrigens, die Remix Tools sind für MM-Schriften mit Weight Axis, haben also grundsätzlich nichts mit optischen Größen zu tun. Zusätzliche Achsen werden aber seit Version 1.5 unterstützt.
Tim
Ralf Herrmann
Genau das meine ich ja. Es wurde auch da schon nicht mehr die Schriftgröße entworfen, sondern einfach hoch- bzw. runtergerechnet. (Okay, INTERpolation war keine glückliche Wortwahl.)
Sowohl als auch. Wenn du einen üblichen MM mit Weight- und Width-Achse erstellst, weißt du nicht, ob der Anwender die generierten Schnitte später in 6 oder 72 Punkt benutzen wird. Also wirst du Designkompromisse machen, um beide Anwendungen zu ermöglichen. Anders geht es ja nicht.
Weil sie nur ein wenig Kompensation betreiben. Ein bisschen Änderung im Kontrast, ein bisschen Laufweitenausgleich (und am Besten alles per Skript). Das ist alles gut und richtig, aber eben doch etwas völlig anderes, als von Grund auf echte Text- und Display-Schnitte zu zeichen. Wenn ich mir hier meine Walbaum-Drucke um 1800 anschaue, dann sind Text- und Display-Größen praktisch zwei völlig unterschiedliche Schriften. Und das zu Recht. Diese Art der Schriftgestaltung ist heute aber leider in Vergessenheit geraten.
Und Multiple-Master fördert das eben nicht gerade, wenn man zum Beispiel gezwungen ist, die korrespondierenden Glyphen mit gleicher Punktanzahl zu erstellen.
Florian
Ich wage mal die Behauptung, dass manch alter Stempelschneider froh um die heutige Technik gewesen wäre und viele der heute von Dir bewunderten (und durchaus liebenswürdigen) Abweichungen von Schnitt zu Schnitt nicht immer gewünscht waren – sondern des öfteren für derbes Fluchen bei der Rußprobe gesorgt haben …
Klar, es gibt gradspezifische Designfeatures, die sich nicht über das Zupfen an einer Achse herstellen lassen – aber da ist doch jeder heutige Gestalter frei, dies ebenso zu tun.
Was das mit der hier gezeigten Erleichterung zur Erstellung von optisch angepassten Kapitälchen zu tun hat, ist auch mir nicht ganz klar. Es wird doch gerade betont – und auch schön demonstriert –, dass am Ende immer noch das Auge entscheiden muss und ggf. eben Korrekturen fällig sind.
Weil jeder von Hand gesetzte Punkt per se mehr zählt? Das wohl nicht, oder?
Tim Ahrens
Ralf,
Würde nicht sagen, dass eine Width-Achse »üblich« ist.
Wo liegt de Zusammenang mit MM? Das gleiche Problem gibt es doch bei Single-Master-Fonts genauso, Weight- bzw. Width-Axis hin oder her.
An welche Schrift denkst du? Ich würde nicht sagen, dass MM-Fonts mit Optical-Size-Achse zu wenig Kompensation betrieben haben. Ich habe eher den Eindruck, dass bei den meisten übertrieben wurde.
Ich denke nicht, dass dabei jemals Skripte zum Einsatz kamen. Du stellst ziemlich viele absurde Behauptungen auf, die jeglicher Grundlage entbehren.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass, die Text- und Display-Schnitte fuer die MM-Fonts von Grund auf gezeichnet wurden.
Ziemlich clever, das einfach mit »zum Beispiel« zu versehen, damit die Leute glauben, es gäbe noch weitere Einschränkungen. Blendwerk?
;) T.
verena
Also ich sehe in Eurer Diskussion generell einfach zwei Ansätze, die nie unter einen Hut zu bekommen sein werden, da sie ja fast schon zum Politikum geworden sind.
Hier handet es sich doch um ein großartiges Tool, das mir stundenlanges, enervierendes Gefrickel ersparen kann. Wenn ich mir ausmale, was ich in der freigewordenen Zeit nun an noch mehr Designs basteln kann, gerate ich ins Träumen …
Es ist doch wie immer jeder selbst verantwortlich, wieweit er die Automatik mit seinem persönlichen Geschick verfeinert, bzw. wie er das Setup gestaltet, um zum optimalen Ergebnis zu kommen.
Ansonsten müsste man ja auch InDesign oder Illustrator ganz schlimm finden, weil sich damit ekelhafte Effekte erzielen lassen. Muss man eben kontrollieren, die Kiste.
Bert Vanderveen
Pantographs CAN be used to make condensed or expanded versions of a typeface. Simply a matter of changing pivot point(s). So in this sense the use of a pantograph may be compared to interpolation.
OT: Hurray for software that can take care of all these boring repetetive tasks — designers need more time for designing.
Tim Ahrens
Yes,
pantographs can make condensed and expanded versions of a typeface by tilting the pattern. With an ingenious system of elliptic tracers, the effects on the stroke weights can even be compensated for.
No,
this still has nothing to do with interpolation.
thomas
wo der bert recht hat hatt er recht!
Ralf Herrmann
Auf jeden Fall! Da will ich gar nichts glorifizieren. Die theoretisch mögliche Qualität von Schrift und Typografie war nie besser als heute.
Tim, du bist Profi. Du weißt genau, wo die Einschränkungen liegen. Wenn zwei Master interpoliert werden, hat man keine absolute Freiheit bei deren Gestaltung, weil man bei jeder Designentscheidung eines Masters auch die Auswirkungen auf die Interpolation berücksichtigen muss. (Ob Superpolator da die Lösung ist, habe ich bis jetzt noch nicht ausführlich testen können.)
Ich wollte nicht mehr sagen, als dass ich es schade finde, dass das früher einmal so essentielle Kriterium der Anwendungsgröße (und die darauf optimierte Gestaltungen individueller Schnitte) in heutigen Fonts so wenig Beachtung findet. Stattdessen gibt es »Superfamilien aus der MM-Maschine«. Das ist selbstverständlich nur eine Meinungsäußerung und erhebt keine Anspruch darauf, der einzig richtige Weg zu sein.
Falls das als Kritik an dir oder dem Font Remixer verstanden wurde, tut mir das leid. So war das natürlich nicht gemeint.
Sebastian Nagel
Natürlich ist es angenehm, bei einem Font wie Lucas de Groots Thesis oder Adobes Kepler X Gewichte zu haben und den passendsten auswählen zu können. Das macht systematische Projekte sehr viel einfacher.
Auf der anderen Seite ist es sehr reizvoll, mit einer ziemlich inkonsistenten Schrift“familie“ wie der Trade Gothic zu arbeiten. Da hat die eine Fette einen ganz anderen Charakter, und je nachdem wie man die Schnitte einsetzt ergeben sich ganz andere Ergebnisse. Die Thesis ist praktischer, aber macht nicht so viel Spaß.
Das Problem ist, dass man durch MM in der Erstellung der Gewichte oder optischen Größen meist nur zwei Extreme zeichnet, und alles dazwischen ist das Ergebnis dieser beiden Entwürfe. Nun kann ich aber in der Ultrablack gewisse umstandsbedingte Anpassungen nicht machen, weil sich das auf alle anderen Schnitte auswirken würde. So etwas wie die Gill Sans Black entsteht so schon aus Rücksicht auf die anderen Schnitte nicht.
Aber Tim, ich verstehe deinen aggressiven Argumentationsstil nicht ganz, das ist doch kein Angriff auf dein Script oder die Herangehensweise als solche, Ralf merkt doch nur an dass es schade ist dass derzeit fast nur Schriften auf den Markt kommen, die möglichst viele Gewichte haben, ohne dass diese Gewichte irgend einen Reiz für sich selbst in sich tragen, sie sind „nur noch“ Teil eines Systems.
Und ja: es steht jedem frei das auch anders zu machen. Das ist schwieriger, aufwendiger, und das Ergebnis ist wahrscheinlich beseelter. Ja, der von Hand gesetzte Punkt kann mehr zählen als der interpolierte, genau wenn es darum geht diesen Effekt zu erreichen.
Wahrscheinlich gibt es durch die in den letzten Jahren entstandene *Möglichkeit*, recht effektiv Gewichte und Varianten erstellen zu können, derzeit schon zu viele(?) systematisch entworfene Schriftfamilien, und zu wenige Schriften, mit denen man Lust auf ein Techtelmechtel hätte.
Sebastian Nagel
Zusammenfassende Ergänzung: Nicht die Möglichkeit, es so machen zu können stelle ich in Frage, sondern die Häufigkeit, wie das derzeit gemacht wird, ohne an die Möglichkeit zu denken, die es abseits dieser Methode noch gibt.
Sebastian Nagel
Auf die Gefahr hin, hier den Posting-Hattrick zu machen, aber das muss noch gesagt werden: Die Scripts sind großartig und sparen sehr viel Arbeit.
erik spiekermann
Warum müsst ihr eigentlich diese rückübersetzung aus dem englischen nehmen? Weight heisst auf deutsch entweder Garnitur oder Fette oder Schnitt. Eine familie kann verschiedene garnituren haben, die aus verschiedenen Fetten oder aus Kursiven oder aus Schmalen usw bestehen können. Es gibt also die fette garnitur oder den fetten schnitt, wobei schnitt auch zur unterscheidung verschiedener versionen aus unterschiedlichen giessereien dienen kann und garnitur nur verwendet wird, wenn es mehr als eine gibt. Titelschriften haben eben keine garnituren.
Ralf Herrmann
Mhh, nachdem mich nun gerade nochmal jemand per E-Mail fragte, seit wann ich so einen Hass auf Multiple-Master habe, muss ich es wohl doch noch einmal ganz deutlich sagen:
Ich habe nichts gegen MM, nichts gegen MM-Fonts und nichts gegen das hier vorgestellte Tool. Mein erster Kommentar ganz oben lautete »Ganz tolle Sache. Und vielen Dank für’s zur Verfügung stellen.«. Das war absolut ernst gemeint.
Ich habe lediglich eine typografische Randbemerkung gemacht. Dafür ist die Kommentarfunktion doch da, oder nicht?
Jedes Werkzeug beeinflusst das Ergebnis. Das gilt für eine Breitfeder-Zeichnung genauso wie für den Einsatz der Multiple-Master-Technologie. Es sind nicht nur Unterschiedliche Wege zum gleichen Ziel, sie beeinflussen auch, wo man ankommt. Aber wenn ich mir das eine Wünsche, heißt das nicht automatisch, dass ich das andere ablehne. Umso mehr Vielfalt herrscht, umso besser.
Schade, dass es so ein Disput geworden ist. Es hätte eigentlich ein interessantes Diskussionsthema sein können.
Florian
Kann’s doch immer noch werden. ;°)
Klar, Werkzeuge hinterlassen ihre Spuren, da gebe ich Dir absolut recht.
Ich sehe es so: Vor 10, 15 Jahren gab es so etwas wie digitale Fonts mit optischen Größen fast gar nicht. Zu viel Aufwand, kaum Nachfrage.
Jetzt bietet die Technik die Möglichkeit, diesen Aufwand zu minimieren, und einige Foundries und Designer erkennen die Chance. Sie wollen die Tradition aus ästhetischem oder berufsgeschichtlichem Verantwortungsgefühl (und manchmal sicher auch einfach allein wegen des Reizes der Technik) wiederbeleben.
Dass sie dabei von MM-Achsen Gebrauch machen, kann man Ihnen schwerlich vorwerfen: Es ist weniger der ›Weg des geringsten Widerstands‹ als vielmehr ein gerade noch gangbarer Umweg. Was wäre die Alternative? Gar keine optischen Größen. Denn der Markt dafür ist immer noch nicht da. [Hier ist Adobe zu loben, denn nur durch das – abenteuerlich anmutende – Verschleudern von kompletten Schriftfamilien mit optischen Größen (gemeint sind die der DTP-Software beigefügten hochqualitativen Schriftpakete) kann bei Gestaltern wohl erst ein Verständnis und darüber irgendwann ein Bedürfnis geweckt werden.]
Am Ende ist es eine ökonomische Frage. Wie viele Schriftarten hat ein Walbaum zeitlebens entworfen? Eine Antiqua, eine Kursive und eine Fraktur? Und das dann (wahrscheinlich in erster Linie aus technischem Zwang) immer wieder, in mehreren Größen, klar. Wie viele Zeichen hatten diese Fonts? Welche Sprachen wurden unterstützt? Könnte ein derart ›beschränkter‹ digitaler Walbaum heute von seiner Arbeit leben?
(Ich geh jetzt zu meinem Braunschweiger Bäcker; vielleicht treff ich da ja den nächsten Walbaum … ;-)
Ralf Herrmann
Herrlicher Insider-Joke! ;-)
Florian
Ich fand dort nur eine ältere Dame vor (ich hab sie lieber nicht gefragt, ob sie zufällig auch Buchstaben zeichnet), und die Kaffeemaschine war leider auch schon aus.