Schuld und Bühne, oder …
Warum die Eitelkeit mancher Designer uns allen dient
von Johannes Erler (Factor Design; Foto: Bruno Passigatti)
Ich bekenne mich schuldig! Schuldig, der Eitelkeit, der Vetternwirtschaft, der Angeberei und des Neids. Denn ich nehme an Wettbewerben teil, gewinne jede Menge Preise und werbe dann auch noch für unser Büro damit! Ich bin auch in ganz vielen Jurys … und so kommt dann, man weiß das ja genau, eins zum anderen. Und wenn ich gefragt werde, etwas zu sagen oder zu schreiben, dann mach ich das auch gleich, weil es gut für mich ist. Ich bin ein ›selbstverliebter Designerarsch‹, tuschelt man hinter vorgehaltener Hand, aber das ist mir wurscht, Hauptsache der Laden brummt und ich werde zu Preisverleihungen eingeladen.
Kollege Hickmann ist auch so ein Gockel, eine richtige Rampensau! Und Spiekermann ist der Allerschlimmste, der hat zu allem was zu sagen, auch wenn niemand das wissen will. Oder, hier: Sagmeister … oh Gott, der lässt nun wirklich kein Podium aus. Obwohl … der ist auch richtig gut, der darf das. Wie Brody, der Flüsterer, das soziale Gewissen des Grafikdesign. Schon mal darüber nachgedacht, dass der Mann eine perfekte PR-Maschine ist? Wofür ich ihm übrigens verdammt dankbar bin, denn kaum ein anderer hat unseren Beruf im öffentlichen Ansehen der letzten 20 Jahre mehr gestärkt.
Wo wird da nun die Grenze gezogen? Wann hat man einen Preis verdient und wann nicht? Wann ist man eitel und wann dient man der Sache? Können wir uns nicht auch mal bei denen Bedanken, die die Qualität besitzen und die Courage haben, das, was uns wichtig ist – nämlich gutes Kommunikationsdesign – in die Öffentlichkeit zu tragen? Wann hilft man allen, wann nur sich selbst?
Meine Antwort kommt aus dem Bauch. Parameter für richtig oder falsch gibt es nicht. Und damit wohl auch kein Ende der Diskussion. Irgendwie hat man im Gefühl, dass da jemand zu weit geht und dann sagt man ihm das, kurz und knapp. Kann mal passieren (die meisten sind übrigens eher dankbar für so einen Hinweis). Klar gibt es Wiederholungstäter, Profilneurotiker, Egomanen, aber die entlarven sich doch über kurz oder lang von ganz allein. Und schaut mal bitte genau hin: viele von denen, die besonders gern gedisst werden, liefern in der Regel richtig gute Arbeit ab. Und zwar kontinuierlich. Besteht da ein Zusammenhang? Ist es doch nur Neid?
Das deutsche Wettbewerbswesen ist krank – OK, eine ganz andere Diskussion. Trotzdem bleibt es einer der wenigen Kanäle, über die man überhaupt auf sich aufmerksam machen kann. Und es funktioniert. Mein Büro ist das beste Beispiel. PR in eigener Sache ist schwierig in der Branche. Zu viele Schaumschläger beschädigen kontinuierlich das Ansehen unseres Berufes. Jeder ist ein Designer. Design ist austauschbar, ist Oberfläche, ist Verzierung, braucht eigentlich niemand. Das ist natürlich Quatsch, aber es ist so mühsam, Deutschland und die Welt vom Gegenteil zu überzeugen. Nur: Dafür muss man manchmal ein bisschen mehr Wind machen, denn von nix kommt nix.
Ich gratuliere also jetzt schon dem Designer, der unserem Bundespräsidenten als erster die Hand schütteln darf. Und sage voraus, dass genau dieser Designer fortan ein echtes Imageproblem in der Branche haben wird. Wetten?!
PS: wir haben mit Factor Design gerade wieder vier Auszeichnungen beim Deutschen Preis für Corporate Design gewonnen. Super, oder?
64 Kommentare
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Malte
Bravo!
Nachdem hier so auf Hickmann rumgehackt wurde, Spiekermann hier aber der Größte ist, ist das doch eine wunderbare Reflektion!
thomas | BFA
herzlichen glückwunsch zu den auszeichnungn herr erler.
war noch was? achja. sie haben recht, aber das nur am rande.
aber so sind wir deutschen nunmal, da ist es wurscht ob der neidarsch einem designer gehört oder dem müllmann, der sich unterbezahlt fühlt und »die da oben« sind eh schuld.
unsere »die da oben« machen in der tat oftmals sehr gute arbeit. und erik menschelt doch auch total. diese ewigliche klopperei mit dem weidemann. können die nicht mal ihren keks teilen wie zwei erwachsene?
Daniel
Und jetzt?
Ist ja toll, und die ganzen Werber werden jetzt wieder nicken und sagen «sag ich doch immer» oder «musste mal laut gesagt werden»
Aber im Kern ist das schon wieder so ein stumpfsinniger Text, bei dem man entweder dafür oder dagegen ist. Und um das zu untermauern werden die folgenden Kommentare immer aus eigener Erfahrung sprechen: «Richtig, das ist wie bei uns…» bliblablub.
Ich zieh mir lieber bild.de rein, denn da weiss man wenigstens, wie auf hohem Niveau geschaumschlägert wird. Dieser Text ist ein Witz, klopf dir zweimal auf die Schulter Herr Erler, hier hast du erfolgreich jede menge politisch korrektes aus der designwelt zu einem herzhaften Pork Pie gebacken.
Bernd
Ein beruhigendes Gefühl ist es, wenn hier kein Wort über Designer wie z.B. Peter Saville geschrieben wird …
Stavros
Daniel, du sprichst mir aus der Seele, vielen Dank…
HD Schellnack
Amtlich.
Was uns fehlt, nebenbei, ist so etwas wie die Architektenkammer. Irgendwas, was Ordnung in Pitches bringt und auch in die Wettbewerbe. (Architekten kriegen Geld für Pitches und zahlen {meist} keins für Wettbewerbspublikationen, nicht anders herum wie bei uns ;-)).
Ansonsten ist jeder öffentlich erfolgreiche Designer – ob mit Profilneurose oder ohne (vielleicht gehört die ja dazu, irgendwie) – eine gute Sache.
lvgwinner
Wunderbar… dieser Frontalangriff auf die ganzen verkniffenen Tuscheltypen die es nur so schwer ertragen können nicht im Mittelpunkt zu stehen.
Jürgen
Das beste Kompliment, das man einem Blogbeitrag machen kann. Leider haste nix draus gemacht, Daniel. Stattdessen ergreifst Du die Flucht …
Bernd
… ist doch schön, dass auch einfach gestrickte Menschen Erfolg haben können ;-)
Jussi Steudle
Ich finde gerade etwas schwierig, dass »Design-Celebrities« und das (deutsche) Designwettbewerbswesen zusammengeschmissen werden.
Was ist also eigentliche das Problem?
1) Die bekannten Designer?
Die, die über einen langen Zeitraum in der Öffentlichkeit stehen, haben meistens ja auch Substanz. Natürlich polarisieren und polemisieren sie oft, aber bei den wenigsten von ihnen fußt das auf heißer Luft als Grundlage. Darüber hinaus haben sie einfach meist einen sehr hohen Unterhaltungswert. Natürlich werden sie deshalb häufig von Veranstaltern von Designveranstaltungen angefragt. Da hat man relative Planungssicherheit. Verständlich.
2) Die Wettbewerbe?
Klar gibt man mit Preisen an, wenn man welche bekommen hat. Das macht doch jeder. Und Auftraggeber oder Arbeitgeber interessieren sich ja meistens doch sehr dafür. Leider können sich derzeit die wenigsten eine Teilnahme an den »führenden« Wettbewerben leisten. Und der Vergleich von Juryzusammensetzung und ausgezeichneten Arbeiten riecht manchmal etwas streng. Hier könnte die Fachpresse ruhig mal eine etwas kritischere Berichterstattung praktizieren, häufig liest es sich ja eher wie der Pressetext des Veranstalters.
fjord
Klappern gehört zum Handwerk. Und das wissen wir alle. Ob wir nun das deutsche Designpreisunwesen unterstützen, bunte Agenturbücher unters Volk bringen, Banalitäten als Lebensweisheiten verkünden oder schlicht Blumen oder Pralinen schicken. Wer letztendlich wie auf sich aufmerksam macht, das ist eine Charakter- und Strategiefrage. Und gilt für schlichtweg alle Branchen. Inklusive der allseits als Referenzbiotop so beliebten bildenden Kunst. Da brauchen wir gar keinen Design-Sonderkarton aufmachen. Es geht uns wie allen anderen armen Würstchen, die davon leben, dass sie etwas verkaufen. Und, so sagt der Chinese, wer einen Laden aufmachen will, der muss ein freundliches Gesicht machen können.
Das ist der Grund, warum ich diesen Artikel so langweilig finde. Man braucht nicht diskutieren, was selbstverständlich ist. Und über Geschmackssachen (wer, wie, wie laut, wie bunt, wie exaltiert, etc.) kann man nicht diskutieren. Wer keinen Stil hat, der hat eben keinen. Und wer wen nicht mag, der mag ihn oder sie eben nicht.
(Es gab übrigens in einer älteren de•bug einen ganz interessanten Verriss des JungvonMatt-Büchleins. Ich schaue mal, ob ich sie zu Hause finde und demnächst einmal hier zitiere. Nur so zum Thema, wie Designerselbstbeweihräucherung draußen ankommt.)
shoan_aus_D.
es gibt unter designern den ein oder anderen der sehr gute qualität abliefert. wenn er damit dann werbung machen will, legitim. eine möglichkeit der werbung ist die ständige teilnahme am wettbewerbszirkus, auch in ordnung. wenn in diesem zirkus das ein oder andere prozedere nicht ganz den allgemeinen vorstellungen entspricht, nicht ok. wenn aber nur gemeckert wird und die herren sternchen nicht wirklich aufgehalten werden, immer noch nicht in ordnung. das beschädigt den stand der designer. wenn es auch genug schafe gibt die diesen leithammeln hinterherlaufen, weil diese für ihre arbeit doch so wichtig, und natürlich ach so inspirierend sind, schade. hier die übersetzung: määähhhh mä määäh määähhhh määähhhh määäh määähhhh mää määähhhh määäh määähhhh määäh määähhhh mää määähhhh määähhhh mää
leviathan
erler & co., nehmt ihr euch nicht alle ein wenig zu wichtig? zählen nicht längst ganz andere qualitäten? hat euer hintern nicht auch nur zwei hälften? aber wenigstens arsch.
thomas | BFA
welche qualitäten zählen denn?
fjord
Hi Thomas, lass mich noch folgendes hinzufügen:
Lieber Leviathan, warum nimmst Du „erler & co.“ so wichtig?
shoan aus d
ich kann euch nicht wie ich mich gerade über mich selber ärgere, was bin ich doch für Schaf. blööck. es schreit der hammel und ich blööcke im auch noch zurück. LASST EUCH NICHT BLENDEN, ER IST EIN WOLF!
leviathan
@ thomas
wie wär’s mit gerechtigkeit, solidarität, wertschätzung, verantwortung, respekt, nachhaltigkeit, bescheidenheit, sparsamkeit, … vielleicht trifft das auch nur auf menschen zu, die nicht so sehr in dieses scheinheilige system integriert sind oder sich integrieren lassen, was auf besagte personen sicher nicht zutrifft.
@ fjord
tu ich nicht. es macht mich nur nachdenklich, wenn menschen nicht erkennen, dass ihre situation ein lebensprivileg ist.
Der Sven
„Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.“ Leider.
Marcus
Ich find dieses Gejammere hier toll … so typisch deutsch! Statt uns über den Erfolg anderer zu freuen, treten wir mit dem Fuß auf wie Rumpelstilzchen.
Was ist das Schlimme daran, wenn man Preise und Auszeichnungen gewinnt? Reckt nicht jeder, der was gewinnt stolz seine Arme nach oben und zeigt die Trophäe? Ich kann mich nicht erinnern, daß jemand Raphael Nadal angegriffen hat, weil er den Wimbledon Pokal hochgehalten hat (naja, hat wohl kaum einer gesehen, war ja schon etwas dunkler)!
Wie heisst es bei ABBA so toll »The winner takes it all, the looser standing small!«
thomas | BFA
bei manchen der kommentatoren hier wundert es mich doch deutlich, wie sie in der kommunikationsbranche so über die runden kommen …
Jürgen
Sicherlich sind sie nicht in der Kommunikationsbranche tätig. Die meisten sind auch noch soooo bescheiden, dass sie ihre Identität hinter einem Pseudonym verstecken. Darum sollten wir uns auf die positiven, konstruktiven Kommentare konzentrieren …
thomas | BFA
ärgerlich ist die vermehrte sinnfreie rumtrollerei trotzdem.
leviathan
@ thomas
beziehst du dich da auf mich? ich kann dich beruhigen, es gibt menschen die nicht in der kommunikationsbranche arbeiten aber trotzdem über die runden kommen. ich gehöre zu den kritischen und denkenden lebendigen. die, die immer nur meckern, neidisch sind, niemandem den erfolg gönnen, …
mahlzeit und einen schönen feierabend!
leviathan
@jürgen
weils einfacher ist. ;-)
Jürgen
Tschüss, mach’s gut …
Markus
Ich finde es, unabhängig von der Branche, einfach affig, infantil, unglaublich albern und lächerlich, wenn man sich so abfeiert, sich auf seinen Status, seine Position in einer Branche, einen runterholt, sich immer mal wieder selbst feiert und stetig (gegenseitig) beweihräuchert.
Ich erbringe eine Dienstleistung (rein wirtschaftlich gesehen), mache dabei einen Job der mir sehr viel Spaß macht. Ich freu mich, wenn jemand sagt »Hey, sehr schöne Arbeit.« (der jemand muss nicht in einer Jury sitzen).
Ich habe noch nie einen Schreiner, Maurer, Maler etc. gesehen (oder eben einen ganzen handwerklichen Berufszweig), der sich selbst so einzigartig, so unersetzlich findet, sein Dasein für sooo wichtig hält.
Alle mal auf den Boden zurück, die sich zu geil für diese Welt finden! Wir kloppen (im positivsten Sinne) »nur« Buchstaben, Bilder, Illus etc. zusammen, am Besten mit einer guten Idee im Rücken. Wir gestalten Kommunikation. Nicht mehr und nicht weniger.
Außerhalb unseres kleinen Designer-Mikrokosmos kennt uns kein Schwanz. Aber oft wird sich so benommen, als ob jedermann weltweit die Stars und Starlets aus der Designbranche kennt.
Meine Mutter kennt euch nicht. Mein Bruder auch nicht. Und mein Nachbar ebenfalls nicht.
Macht einfach nen guten Job und wenns mal ein Lob oder einen Schulterklopfer gibt – kurz grinsen, lachen, freuen, ein paar Endorphine freisetzen und weiter gehts.
thomas | BFA
nach deiner defintion wird uns auch weiterhin niemand kennen, uns gar nicht kennenlernen wollen. und DAS wäre nicht gut, denn wie sollen wir kommunikation verkaufen, wenn wir selber nicht kommunizieren? das geht nicht recht, wie ich finde.
und JA ich persönlich möchte weit mehr, als eine reine dienstleistung erbringen, ich möchte dem kunden etwas gutes tun auf einer etwas anderen ebene, als schnöder mammon.
hast du ein portfolio? auch das ist auch eine form von selbstbeweihräucherung. wo ziehst du die grenze? da, wo dein neidfaktor beginnt zu wirken, wenn du andere arbeiten siehst, die besser sind, treffender, mutiger etc. pp.?
ber
Es mag naiv klingen, aber bekommen Designbueros durch Preise wirklich neue Auftraege? Ist das nicht eher eine Sache die (fast nur) innerhalb der Designbranche registriert wird?
Bernd
@ Markus
Besser hätte ich es nicht beschreiben können … nur das ich mich wieder im Ton vergriffen hätte ;-)
Markus
Das ist klar, Thomas. Natürlich muss ich mich selber kommunizieren bzw. mein Angebot und das was ich kann, bevor ich die Kommunikationsmittel eines anderen gestalte. Aber alles in Maßen und vorallem nicht mit dieser Überheblichkeit und Selbstverliebtheit.
Das ist reine Definitionssache – »Einen Dienst leisten« heißt nicht 0-8-15, heißt nicht »husch husch«, heißt nicht standard – heißt einfach nur (nach meiner Definition und egal in welcher Branche) einen guten, individuellen, auf den Kunden maßgeschneiderten Dienst zu erbringen. Nicht als Bittsteller sondern als gleichberechtigter Partner in einem Projekt. Merke: »Dienstleistung« nicht gleich »schnöder mammon«.
Ja, habe ich. Nein, ist es nicht. es ist lediglich ein Kommunikationsmittel um (potenziellen) Kunden zu zeigen »Bitte schön, das sind meine Referenzen. Das ist das, was ich kann.« Damit der Herr, die Dame, die Firma, nicht die Katze im Sack kauft, vorab ein Bild bekommt.
thomas | BFA
aber passend hierzu kommt ja jetzt auch 39.90 ins kino. :-)
Ailine
in jeder wahrheit steckt doch auch immer ein guter teil ironie.
oder wars andersherum?
danke für die erheiterung an diesem doch nicht wirklich sonnig werden wollenden tag.
HD Schellnack
Markus, dass Designer außerhalb der eigenen Branche weitgehend unbekannt sind (was Künstlern, Comiczeichnern, Drehbuchautoren uswpp übrigens meist auch so geht) ist ja der Kern von Johannes‘ Text, oder? Will man das ändern – BRAUCHT man Stars, fertig. Die sind gut, für die gesamte Branche.
Ganz nebenbei saß ich aber auch bei der letzten Typo und meinte, wie lustig es wohl sei, wenn solche Konferenzen auch für Bäcker vorhanden seien, wo dann Bäcker XYZ aus Los Angeles seine Besten Brötchen zeigt oder erzählt, wie blöd die Kundschaft ist, die nicht erkennt, dass sein neuestes Dinkel-Mohn-Bötchen überhaupt der Geniestreich sei.
Aber Design ist nicht Brotbacken.
basjac
Gerade über Erli habe ich noch _nie_ etwas schlechtes gehört. Nur Lob, entweder für Factor, für ihn als Mensch oder beides. Irgendwie schafft er es als Rampensau in dieser Branche nicht anzuecken. Hicki und Spicki schaffen das nicht, Sagi sehr wohl und Brodymaus auch. Stellt sich mir die Frage: Was machen Erli, Sagi und Brody richig und was machen Hicki und Spicki falsch?
Vermutlich haben Hicki und Spicki irgendwann die kritische PR-Masse überschritten, wobei das zumindest für Sagi dann auch zu gelten hat, immerhin haben irgendwie gefühlte 85% seiner Arbeit ein Motiv: ihn selbst.
Das passt schon alles. Ein paar Rampensäue profilieren sich zurecht oder zu unrecht (völlig nebensächlich), die Designbranche profitiert davon und letztendlich auch die, die Design leben anstatt davon zu reden und deshalb in wirklichkeit die wahren Helden sind.
Jürgen
Deine Mutter kennt aber Lagerfeld, dein Bruder weiß wer die Apple-Rechner gestaltet hat und Dein Nachbar fährt einen Audi TT, weil der gut aussieht (Design: Peter Schreyer). Diesen Beispielen ist gemein, dass ihr Wirken von jedermann geschätzt wird … und dass Industrie wie auch Verbraucher gerne für die Designleistung bzw. ihre Wertschöpfung zahlen.
Die Grafikdesigner leiden darunter – und dies wurde hier schon oft diskutiert – dass sie auf keinen grünen Zweig kommen, weil man ihre Arbeit kaum versteht und nur ungerne einen angemessenen Preis dafür zahlt. Unter diesem Aspekt kann ich Deine Bemerkung »holt euch ein Lob oder einen Schulterklopfer ab« nur als zynischen Scherz einstufen. Es geht um Geld, und um nichts anderes …
Und jetzt kommt’s ganz dicke: Nach einer Untersuchung von kulturwirtschaft.de beträgt der Anteil des Kommunikationsdesign am gesamten Designumsatzkuchen 3/4, während sich Mode- und Produktdesign das restliche Viertel teilen.
Nun wird mancher sagen: Hinter Produkt- und Modedesign stehen weitaus größere Industrien als hinter dem Kommunikationsdesign. Hier fehlen exakte Zahlen, aber ich wage dieser These zu widersprechen. Die Gestalter der IKEA-Webseite und -Werbung haben mindestens so viel Anteil an dem Erfolg des schwedischen Konzerns wie deren Möbeldesigner – eher mehr!
So lange aber ein Interface-Designer in einem Radiointerview (Radio 1, Berlin) den Hörern nicht erklären kann, mit was er sein Geld verdient (die Stichwörter Handy und iPod hätten genügt), so lange darf sich dieser Designzweig nicht wundern, dass seine Protagonisten wie Käfighühner gehalten und ausgequetscht werden (ich nenne jetzt mal nicht den berühmten Klingelton-Verlag aus Berlin).
Fazit: Die Kommunikationsdesignbranche braucht Stars wie Erik Spiekermann, Johannes Erler und auch Fons Hickmann … wobei ich letzterem höchstens vorwerfe, dass er zu viel Werbung in eigener Sache macht anstatt die Branche gleich mit ins Licht der breiten Öffentlichkeit zu rücken.
Thomas
Ich denke auch, dass diese ganzen Spielereien (Wettbewerbe) nicht zwingend zur Eigenkommunikation notwendig sind. Marketing-Menschen haben schon im Studium gelernt sich nicht auf Wettbewerbe zu verlassen. Viele schlagen wahrscheinlich einfach nur die Gelben Seiten auf und laden dann die Größten zum Pitch ein. Was die machen sieht man ja dann – ist ja meist für sie kostenlos.
Für die kleinen Büros gilt: Mundpropaganda und Empfehlungsmarketing ist wichtiger denn je.
Wozu also die ganzen Preise/Wettbewerbe/Auszeichnungen?!
Ganz einfach: Sie erhöhen die Argumentationskraft der Büros beim Kunden, und damit die Honorare!
Also wo bitte ist das Problem?
Und gemauschelt (Juroren und Ausgezeichnete) wird in anderen Branchen schließlich auch …
robertmichael
ist doch ganz einfach: der ton macht die musik. entweder rampensau oder halt nicht. was ist das gegenteil von rampensau? es gibt viele designer, die habens einfach drauf, bekommen preise etc. müssen das aber nicht jedem unter die nase reiben. jedenfalls nicht so penetrant wie andere.
das ist wie bei den sogenannten promis. von einer sarah corner oder einem boris becker weisst du so ziemlich alles aus seinem privatleben, aber von einem stefan raab halt nicht. will sagen: man muss nicht jeden scheiss mitmachen. und ähnlich ist das bei designer. etwas mehr zurückhaltung fände ich bei manchen nicht schlecht. ich muss nicht in jedem buch sein, in jeder jury oder auf jedem event. weniger ist mehr – vorallem dann, wenn der laden eh läuft.
robertmichael
ist die interne korrekturhilfe schon wieder deaktiviert? it’s friday. ;)
Jussi Steudle
Im übrigen hat sicher jede Branche ihre Selbstdarsteller und Rampensäue. Und die werden nicht weniger umstritten sein, in den eigenen Reihen. Und von außen werden eben nur die wahrgenommen.
Wie viele Physiker kennt man denn beispielsweise so aus dem Stehgreif? Stephen Hawking und … öh … und …
Und da gibt’s sogar Nobelpreisträger. ;-)
robertmichael
und dann wären da noch ‚kerner-köche‘ die werden mir alle von sendung zu sendung unsympatischer, nein – sie sinds schon. da ist mir dieser koch-punk auf dem dritten lieber, der kocht und hält einfach die klappe. er kocht alleine und das wars. den namen habe ich nur deshalb vergessen weil ich es erst zweimal gesehen habe ;)
Thomas
… und unsere Kandesbunzlerin Angie Merkel ;-)
Jussi Steudle
Und DIE ist ’ne Rampensau! :-)
basjac
Marie Curie fällt mir dazu noch ein, aber nur weil ich im Moment mal wieder alte Kraftwerk-Platten rausgekramt habe.
Ivo
… auch so’ne Rampensau …
Der Sven
Sollen Artikel wie dieser hier dazu beitragen, dass unsere Tätigkeit in der Gesellschaft mehr Akzeptanz bekommt und wir „auf einen grünen Zweig“ kommen? Allein der Titel ist eine Farce. Unsere Branche krankt daran, dass wir uns um uns selbst drehen. Wo sind die wirklich guten Ansätze, die uns aus der Misere führen? Eitelkeit und Selbstbeweihräucherung? Das kann nicht euer Ernst sein.
Daniel ( aber nicht der da oben ;))
Einerseits muss ich Herrn Erler recht geben, andererseits auch nicht.
Ich finde es gibt auch großartige (und große) Agenturen, die nicht (oder nicht mehr) an Wettbewerben teilnehmen, aber dennoch einen sehr guten Ruf besitzen. Wenn man es ersteinmal geschafft hat bekannt zu sein, dann habe ich den Eindruck, ist es manchmal sogar egal, was du für Gestaltung ablieferst. Die Leute die nicht selber in der Branche tätig sind, glauben dir einfach was du ihnen erzählst. Es kommt immer drauf an wie man seine Arbeit verkauft.
Klar machen die vielen großen und bekannten Agenturen, die in den Rankings stehen, echt gute Werbung wo man denkt wow. Aber sie produzieren teilweise auch viel mist.
Nur weil man eine große Agentur im Rücken hat, heißt es nicht, dass man der kreativste schlechthin ist. Es gibt auch kleine Agenturen, die auch gute Arbeiten abliefern, haben aber im Gegensatz zu den Großen vielleicht nicht das Geld an so vielen Wettbewerben dran teil zu nehmen. Da wären wir wieder bei dem Problem. Eigentlich brauchen wir die Wettbewerbe, weil es für die Gestalter keine oder kaum andere Möglichkeiten gibt sich zu profilieren.
Manchmal glaube ich sogar die schieben sich gegenseitig die Preise zu. Selbst wenn eine kleine Agentur mit einer super Idee da mitmachen würde, hätte sie meiner Ansicht nach keine Chance, weil die anderen viel BEKANNTER sind. Kann sein das ich mich da irre, wenn ja bitte ich um Aufklärung.
Henning
Hm, kann ich nicht sehen, dass die Branche daran krankt, »dass wir uns um uns selbst drehen« (Der Sven @ 44). Das im Gegenteil in meinen Augen ein Zeichen dafür, dass die Branche eine ausgeprägte Binnenwirtschaft besitzt und damit aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht »erwachsen« ist. Kleine, subalterne Branchen fokussieren nämlich zur Gänze auf ihre Auftraggeber und haben eher wenig bis kein »Standesgefühl«.
Die Designwirtschaft ist jedoch ein Dickschiff in der deutschen Wirtschaft, da ist es ganz normal, dass es Stars und Selbstdarsteller gibt. Bei 117.000 in der Designwirtschaft beschäftigten Menschen wäre alles andere wirklich erstaunlich (Zahl aus 2006).
Auch andere Wirtschaftszweige haben ihre Gallionsfiguren – und es braucht sie auch! Man stelle sich die Genetiker ohne Herrn Venter vor, die Kosmologen ohne Herrn Hawking, die deutschen Philosophen ohne Herrn Sloterdijk.
Und die Stars von heute waren mal unbekannt. Wenn es so wäre, dass kleine Agenturen »keine Chance« (Daniel @ 45) hätten, woher kommen dann regelmässig die neuen Stars?
Ich kann auch grundsätzlich keine Misere erkennen, aus der wir geführt werden müssten (Sven @ 44). Die Branche wächst zweistellig, Jahr für Jahr. Es gibt ein – lösbares – Vermittlungsproblem.
Damit unsere Tätigkeit »in der Gesellschaft mehr Akzeptanz« bekommt – gutes Ziel, völlig d’accord –, müssen wir Designer etwas dafür tun! Jammern halte ich hier für eine wenig tragfähige Strategie. Verkammerung ist auch keine Lösung (HD @ 6): Ob eine gesetzliche Zwangsmitgliedschaft qua Kammer besser wäre? Insbesondere: gibt es dann weniger Nepotismus? Egal, der politische Wind weht eh in die entgegengesetzte Richtung. Kammer ist mal gar nicht.
Vor diesem Hintergrund möchte ich (mal wieder) darauf verweisen, dass lachhafte 5 % der Designer Deutschlands es für nötig befinden, in einem Berufsverband Mitglied zu sein. Auch das trägt dazu bei, dass beispielsweise die vergleichbar große Energiewirtschaft (die auch nicht verkammert ist) eine deutlich bessere Lobby hat.
Gruß, Henning
thomas | BFA
hmm ich finde den vergleich mit der energiewirtschaft nicht so gelungen, wenn mir die kritik erlaubt ist. wer strom braucht ist immer noch auf zulieferer desselben angewiesen. das strampeln auf dem rad oder die solarzellen auf dem dach können das nicht komplett decken.
ohne designer kommt man aber recht gut zurecht. ob das auf dauer gut geht, wenn der chef alles selber macht, sei dahin gestellt, aber es klappt. ganz im gegenteil, die möglichkeiten für ihn werden dank preiswerter presets für alle gelegenheiten immer einfacher und schneller und besser verfügbar. apple ist da recht gut drinn zucker unters volk zu blasen.
ich würde auch eine kammer gefühltermassen nicht mit einem berufsverband gleichsetzen, egal ob das der BDG oder der AGD ist. oder eben nur eine einzige. aber es gibt ja schon wieder zwei große verbände. welcher ist denn nun der richtige?
wo zuckt der potentielle kunde nicht mit dem augenlid, wenn er den namen eines der beiden hört?
Henning
Klar ist Dir die Kritik erlaubt. Ich empfinde den Vergleich allerdings höchst gelungen, gerade weil er so verblüfft. Die Energiewirtschaft steckt nämlich ganz erhebliche Beträge in ihr Lobbying, selbst die alternative Energiewirtschaft tut das. Nur die Designer glauben ohne auszukommen. Für angeblich konzeptionell an Kommunikationsstrategien arbeitende Berufgruppe wirklich verblüffend. Sind wir am Ende vielleicht doch nur Dekorateure der Apokalyse?
Und so pauschal kann ich auch dem Argument „ohne designer kommt man aber recht gut zurecht“ nicht folgen. Wie Hugo Boss, Porsche oder MetaDesign ohne Designer auskommen wollten, will sich mir nicht erschließen.
Zuletzt freut mich, dass Dir aufgefallen ist, dass zwischen einer Kammer und einem nicht verkammerten Berufsverband Unterschiede bestehen. Ich möchte ein paar benennen. Beispielsweise dürfen Kammern Honorarordnungen erlassen und Berufszulassungen aussprechen bzw. entziehen. Im Gegenzug sind Kammern ihrerseits einer staatlichen Aufsicht unterworfen. Doch von diesen Unterschieden abgesehen sind Kammern natürlich ebenso Interessenverbände – wie es die berufsständischen Interessenvertretungen BDG, VDID und VDMD sind (Der AGD ist demgegenüber ein Spezialfall: er betrachtet sich selbst als rein berufswirtschaftliche Vertretung). Um diesen Punkt ging es mir – wir haben es bei der Designwirtschaft mit einem wirklich nicht kleinen Berufsstand zu tun, dessen Teilnehmer sich den Luxus leisten, rein nichts für ihre Aussendarstellung tun zu wollen. Will mir nicht in den Kopf.
Das Starbashing passt da gut ins Bild.
fjord
Henning, danke! Prima geschrieben. Aber Dekoratuere der Apokalypse? Eher nein. Krähen, die sich gegenseitig die Augen … Kann man hier stündlich erleben! Hereinspaziert!
Beinahne kommt es mir so vor, als sei Narzissmus die wohl stärkste Triebfeder im Designerleben. Und der beliebteste zur Verfügung stehende Mechanismus der Selbstvergewisserung sei das Schlechtreden der Anderen (in der beliebten Trias: Kollegen-Kunden-Menschheit). Was weder für ein ausgeprägtes, noch für ein starkes erwachsenens Selbstbewusstsein spricht. Eher für gekränkte Eitelkeit und Dauerpubertät. Schade eigentlich!, wie meine Professorin zu sagen pflegte. Denn der (Kommunikations-) Designer sitzt an den Hebeln der Macht. Mittendrin in der Kommunikationsmaschine. Aber er hat leider gar nichts zu sagen. (Weil er die anderen Kinder doof findet? Weil er sich unverstanden fühlt? Weil er sich als Dienstleister begreift und sich das Denken abgewöhnt hat? Ein leeres Zen-Gefäß? Jederzeit befeuerbar mit Fremdgedanken?) Jedenfalls nichts von Wert. Keine Strategie. Kein Wunder.
Nur weil Johannes Erler in seinem Intro auf die für alle gewinnbringende mediale Außenwirkung der Branchen-Stars zu sprechen kam, hier der Verriss des Jung-von-Matt-Büchleins Stimmen aus dem Aquarium von Anton Waldt in der de•bug, #123, Juni 08, Seite 65. Oder: Wie die Anderen „uns“ bzw. „die Kommunikationsbranche“ wahrnehmen:
Zitat: „Zynismus Zuschlag. Die Chefs der Werbeagentur Jung von Matt bringen das Klugscheißen auf ein ungekanntes Niveau der Rotzschnäuzigkeit. Den fidelen Werbern reicht es nämlich nicht, ihre Angestellten bis 22 Uhr im Büro schmoren zu lassen, in dieser Firma gibt es jeden Montag auch noch einen fetten Zuschlag Zynismus auf die Mütze. Zum Wochenanfang verkünden Jung und Matt per Rundmail, wie der Binsenhase läuft und was sie nicht wieder alles mit Löffeln gefressen haben. Kreativität zum Beispiel oder Mut zur selben. Tolle Hechte, diese Chefs, und weil sie genau darauf als erste gekommen sind, halten sie sich nicht zurück und publizieren ausgewählte Montags-Rundmails auch noch als Bilderbuch. Junge Menschen, die Werbeagenturen für einen duften Arbeitsplatz halten, seinen diese Stimmen aus dem Aquarium hiermit besonders ans Herz gelegt, wenigstens können sie nachher nicht mehr sagen, dass sie nichts geahnt hätten.“ Zitat Ende.
Jürgen
Irgendwie habe ich auch Verständnis für diese »Schlachtreden«, obwohl die natürlich nichts bringen. Vielleicht wird auf JvM eingeprügelt, weil es kein ehrlich und offen kommunizierendes Unternehmen ist. Instenierte Selbstdarstellungen festigen dieses Image nur.
Nur: Wo ist der Beitrag (die Steuer) für die Branche, für die Industrie? Es nützt ihrem Ansehen bei Industrie oder Verbrauchern kein bisschen, wenn Designer und Werber Monat für Monat ihr Pokale in die Vitrine stellen. Weil: Das machen sie ja vor allem, um sich gegenüber den Kollegen (dem Wettbewerb) zu erheben.
Eine klare PR-Aufgabe. Ich halte ja nicht vie von PR. Doch wenn es ihr gelingen solte, die Bedeutung von Design ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken, werde ich mein Weltbild korrigieren.
thomas | BFA
wir hatten letzten mit ein paar kollegen eine dame der WAZ da, die ein wenig mit uns reden wollte (wir hatten vorher angerufen). da kam dann auch die frage, in welche rubrik das denn rein sollte. also entweder »mensche tiere sensationen« oder eben »wirtschaft«. hmm. da hab ich mich auch kurz gefragt, was wir eigentlich machen, wenn nicht mal journalisten wissen, was wir tun, und DIE sollten es doch zumindest vom hörensagen wissen.
Jürgen
Tatsächlich lassen sich Morde, Weltrekorde, eine Theater-Initiative oder ein neu vorgestelltes Auto-Modell einfacher in die Rubriken einer Tageszeitung einordnen als ein Artikel über das neue Leitsystem eines Flughafens.
Christian
Es gibt doch die Kampagne „print wirkt“. ich kann mir eine Verlängerung vorstellen: Z.B. „Ohne Gestalter wär es nur ein Schrank.“
@Thomas: Es gibt Unternehmen, die ohne Gestalter arbeiten, die haben aber meines Wissens selten eine geplante Kommunikation. Es geht ohne Gestalter, aber es geht nicht lange und es geht nicht gut.
fjord
@ Thomas & Jürgen
Ihr habt Recht.
Noch absurder: Bedenkt man, dass die Bevölkerung in den Industrienationen mittlerweile in komplett durchgestalteten Welten lebt. – Niemand lebt unbehaust und natürlich-wild und nackt im Wald. – Und obwohl in jedem Augenblick rundherum und unmittelbar mit Händen zu greifen, hat Gestaltung/Design dieses Erklärungs- und Rechtfertigungsproblem.
erik
Es geht ohne Gestalter, aber es geht nicht lange und es geht nicht gut.
Gestaltung wirkt aber umso besser, je weniger man sie bemerkt. Werbung leider auch. Und besonders gilt das für typografie: sie wird nicht bewusst wahrgenommen – nicht, weil sie nicht funktioniert, sondern genau deshalb! Wenn alle über typografie reden würden, müssten wir uns sorgen machen.
Auch über luft reden wir nur, wenn sie schlecht ist. Bemerken soll sie niemand, obwohl (weil?) sie lebensnotwendig ist.
Auftraggeber hingegen sollen gestalter bemerken, weil wir sonst keine aufträge hätten. Und gewisse promis (ich wurde ja erwähnt) haben durchaus der ganzen branche genutzt. Mit 12 mitarbeitern waren wir bei MetaDesign mitte der 80er jahre eines der größten büros im lande, aber es gab kaum kollegen, die fest angestellt waren in einem designbüro, höchstens in werbeagenturen mit allen folgen für selbstwert und entwicklungsfähigkeit, die das mit sich bringt. Erst nachdem wir mitte der 90er jahre dann mehr als 40 leute wurden, bekamen wir allmählich konkurrenz. Wenn heute etliche tausend kollegen in designbüros angestellt und engagiert sind, ist das auch meinem lauten auftreten zu verdanken. Jede eigenwerbung ist immer auch werbung für die ganze branche. Und kollegen wie Johannes Erler und Henning Krause wissen, wieviel zeit wir mit berufsverbänden zubringen, in jurys, bei vorträgen, an den hochschulen. Und das meiste davon ohne honorar, ohne reisekosten. Natürlich hat mich das auch bekannt gemacht, aber welche aufträge kriege ich, weil mich viele kollegen im lande kennen? Welche auftraggeber sitzen im publikum, wenn ich – wie letzten monat – zwei vorträge in München halte? Jedesmal ein tag vorbereitung, ein tag reise, eine nacht im hotel. Und wenn’s hoch kommt, gibt es einen kostenzuschuss.
Deshalb dürft ihr es hier als erste wissen:
nächstes jahr mache ich keinen vortrag! 2009 wird ein spiekermannfreies jahr! (ab 5000 honorar werde ich allerdings bestechlich)
Jürgen
Oha. Aber als Gast möchte ich Dich schon gerne auf der TYPO sehen.
Ich finde, es ist an der Zeit, das endlich mal ein Kommunikationsdesigner Gast in einer Talkshow wird: NDR, 3 nach 9, Riverboat. Erst wenn das geschehen ist, dann ist der Beruf/die Branche/die Industrie bei Otto-Normalverbraucher angekommen. Und da fällt mir eigentlich nur eine Person ein, die das verdient hätte und den Zuschauern launische 15 Minuten bescheren kann (die sie auch verstehen): Du, Erik!
Der beste Beweis war der Polylux-Beitrag zur TYPO, den ich ebenfalls als einen angenehmen, populären Schritt zur Basis in Erinnerung habe.
Meine Empfehlung daher: keine Vorträge mehr auf Branchen-Veranstaltungen, dafür Interviews geben für FAZ, Zeit, Stern und TV-Kulturmagazine.
Jan M.
Warum nicht Rampensau Rampensau sein lassen? Ohne Boris und Steffi wäre Tennis in Deutschland wahrscheinlich nicht so populär geworden. Sie waren gut, auch wenn Boris heute, wie schon gesagt wurde, sich gerne in den Mittelpunkt stellen lässt. Wir denken deshalb nicht von allen Tennisspielern, dass sie gerne einen Ausflug in die Besenkammer unternehmen.
Was ich sagen will, ist, dass wir fähige Leute brauchen um den Bekanntheitsgrad zu steigern. Das Beispiel mit Boris hinkt vielleicht ein bisschen, weil seine stark extrovertierte Zeit nach den sportlichen Erfolgen kam. Aber es zeigt doch, dass wir irgendwann eine Grenze zwischen Person und Kompetenz ziehen.
Wir sollten einfach ehrlich sein. Ehrlich mit uns selbst und anderen und ihnen zu Erfolgen bei Wettbewerben gratulieren. Wenn wir von diesem Wettbewerb nichts halten und meinen, dass es nur Selbstbeweihräucherung ist, dann müssen wir uns auch nicht darum scheren und solche Menschen verurteilen.
Aber warum Wettbewerbe nicht auch von einem anderen Standpunkt sehen? Wenn ich immer nur für Unternehmen meine Dienstleistung erbringe, bekomme ich in den meisten Fällen nur Feedback von diesen, meinen Kollegen und vielleicht, in den wenigsten Fällen, von vereinzelten Außenstehenden. Aber vielleicht sehnen sich Designer auch mal nach Bestätigung a la „Wo stehe ich und wie gut bin ich eigentlich?“ Manche Menschen brauchen das weniger, manche mehr und viele der ersteren werden jetzt laut rufen: Selbstbeweihräucherung!
Ihr braucht es nicht, seid doch froh und schimpft nicht auf die anderen, ihr erspart euch Arbeit und Geld.
In wie fern Gestalter und Designer bekannt sein sollten, lasse ich dahingestellt, da ich mit erik übereinstimme und meine, dass man in der breiten Öffentlichkeit keine allzugroße Aufmerksamkeit braucht. Meine Mutter, mein Nachbar, mein Bruder muss nicht Wissen, wer den Ipod oder den AudiTT entworfen hat. Wem würde es wirklich etwas nützen? Viele Physiker, wie wir erfahren haben, kennen wir auch nicht. Die einzige Anerkennung, die ich für notwendig halte, ist die von Fachleuten aus dem Gewerbe, denn nur diese ist „fundiert“. (Ehrliche) Wettbewerbe und Fachleute, die in die Öffentlichkeit treten und ihre Meinung preisgeben, helfen uns dann doch, ob sie uns verreissen oder hochloben. Wir können beides als Chance betrachten.
Wer das nicht tut, sollte sich nicht darum scheren, denn es berührt ihn ja nicht.
Daniel
@ jürgen
da muss ich dir recht geben, so etwas hätte seinen reiz und es würde mehr licht in die dunkle designerwelt bringen. die leute müssen endlich erfahren was designer genau leisten und das am besten so verständlich wie möglich rüber bringen. somit hätten die schwarzen schafe der branche, die sich als designer bezeichnen nur weil sie ein clipartz auf die seite setzen können, keine chance mehr aufträge zu bekommen.
hier bei mir auf dem »dorf« gibt es auch werbeagenturen, aber wenn ich von denen ein neues logo sehe könnte ich das kotzen bekommen. entschuldigung das sagen zu müssen, aber von typografie haben die meiner meinung nach noch nichts gehört. auch von farbwahl oder sonst irgendwas. würde ja als beispiel zu gerne mal ein neues logo zeigen, aber ich weiß nicht ob ich dann ärger bekommen würde ;).
vielleicht setze ich die ansprüche einfach auch zu hoch. versuche selber immer alles so genau und perfekt wie möglich machen zu wollen. kann sein, dass ich später im beruf gar nicht mehr die zeit dafür habe, so genau wie möglich zu arbeiten, weil einem der zeitdruck im nacken ist. keine ahnung.
@ erik
das wäre aber schade, wenn designer keine vorträge mehr an hochschulen oder fhs halten wollen. wir die stundenten wollen gerne dazu lernen. dafür eignen sich diese vorträge ganz gut. workshops wären zwar noch besser, aber man kann ja nicht alles haben. würde sehr gerne mal einen workshop bei uns in der fh organisieren und dich dazu einladen ;). ich halte nämlich eine menge von guter typografie.
achso, und das designer oft kein geld bekommen für ihre vorträge kann ich nicht ganz nachvollziehen. im ersten semester hatte ich nämlich von der fh die aufgabe bekommen mich organisatorisch und gestalterisch um den ablauf eines fotosymposiums zu kümmern. da habe ich unteranderem mitbekommen, das KEIN designer UMSONST seinen vortrag gehalten hat. vielleicht war es auch nur eine ausnahme, keine ahnung.
robertmichael
@ jürgen: zumindest im morning-shows sind sie schon angekommen: http://de.youtube.com/watch?v=LM27JC1vQlU
;)
thomas | BFA
naja. nrw.tv ist aber mal sowas von piefig. da dürfen sogar die beiden computerclub-veteranen weiterhin ihre alten bastelerlebnisse präsentieren.
das ist wie »menschen, tieren, sensationen«, nett aber unnütz.
Johannes Gehrke
Ich bin der Meinung, dass wir auch die Fähigkeiten die wir auf Projekte/Produkte anwenden auch auf uns selber anwenden sollten um den Wert von Design wieder bewusst zu machen. Dazu ghört halt auch das es „Rampensäue“ gibt die die Regeln des „Product/Placement/Price/Promotion“ nutzen. Ich finds nicht schlecht.
Habe dazu auch was in meinen Blog geschrieben: Self-Marketing für Designer
mfg
Johannes Gehrke
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