Schriftverbrecher

Vielleicht finden das manche schon wieder geil … gleich drei Schwerverbrechen an einer wunder­baren Schrift, gesehen heute morgen in Berlin Schöneberg, Bundesallee (vgl. Fontnäpfchen 19 auf Twitter):

  • falsche Schriftart (Bell Centennial für Kleingedrucktes)
  • mecha­nisch verschrägt
  • um über 50 % hori­zontal gestaucht

Es war gar nicht leicht für mich, diesen Mist zu verbo­cken. Erst in Word die Bell Centennial Bold Listing künst­lich schräg gestellt, dass als PDF gespei­chert, in Photoshop geöffnet und verzerrt. Die wunder­bare Geschichte der Originalschrift, entworfen von Matthew Carter, ist auf 100bes​teschriften​.de nach­zu­lesen.


22 Kommentare

  1. R::bert

    Aua! Muss das sein … kurz vor Feierabend, wo die Augen sowie so schon nicht mehr ganz so können.

  2. Florian

    Für das nächste Fontnäpfchen kannste Dir den Umweg über Word sparen: künst­lich schräg­stellen kann Photoshop auch (sogar mit Kurzbefehl, ⌘⇧I). Stufenlose Neigung bietet InDesign.

  3. drossmedia.com

    Also die obere Zeile finde ich ganz geckig. Erinnert an leicht verbeulte Nummernschilder.

    Ich habe diese Type auch schon vor einiger Zeit für eine Krimi-(o.ä.) Reihe in Headline-Größe gesehen, aber „anstän­diger“ gemischter Satz.

    Richtig doof ist diese Farbwahl zu „Edelweiss“.

  4. Jürgen Siebert

    @Florian: Das hätte ich NIE von Photoshop erwartet ;)

  5. Jürgen Siebert

    Zur Aufklärung: Die obere Zeile zeigt die Originalschrift, von Matthew Carter mit Inktraps entworfen. Diese Druckfarbenfallen sollen das Zulaufen der Ecken beim Druck kleiner Texte verhin­dern. Die Versalschrift Bell Centennial Bold Listing wurde eigens für das Setzen von Firmennamen in klein gedruckten Telefonbücher konzi­piert. Carter ließ die fetten Großbuchstaben unter­halb der Grundlinie beginnen, wo sie den unge­nutzten Raum für Unterlängen besetzen (vgl. meinen Artikel für 100bes​teschriften​.de)

  6. Sascha

    Leider sehe ich dieses Beispiel viel zu oft im Realen dass die Bell Centennial für Headlines verwendet wird. Das tut echt weh.

  7. Yanone

    Das eigent­liche typo­gra­fi­sche Verbrechen aber ist doch, dass der Name nicht mit Versal-Eszett gesetzt wurde.

  8. Alexander

    @ Sascha
    »In school, I often used Matthew Carter’s Bell Centennial, origi­nally desi­gned for tele­phone direc­to­ries, as a display face.« (Christian Schwartz) und schuf daraufhin die Amplitude. Ich persön­lich find die Bell Centennial auch in großen Graden schick. Warum sollte man sie nicht so einsetzen dürfen?

  9. Alexander

    Das eigent­liche typo­gra­fi­sche Verbrechen wäre doch, den Namen mit Versal-Eszett zu setzen.

  10. Jürgen Siebert

    Ich persön­lich find die Bell Centennial auch in großen Graden schick. Warum sollte man sie nicht so einsetzen dürfen?

    Wer die Regeln kennt, darf sie brechen :)

  11. Phil

    Super! Ich finde das geradzu in Szene gesetzt.

  12. andi kissel

    das ist ein echter total­schaden. ich persön­lich würde eine andere fahr­schule empfehlen. schönes beispiel zum feier­abend. danke.

  13. robertmichael

    verdammt, yan war eher. :-)

  14. David

    Voll die Typonerds hier :D

  15. Florian

    Das mit Schwartz kam mir auch gleich in den Sinn. Generell spricht ja nichts dagegen die Schrift für Headlines zu (miss)brauchen.
    Hat ja irgendwie einen ganz coolen Charakter.

    Aber das stau­chen und verzerren … das ist verge­wal­ti­gung an der Schrift. :(

  16. typofreedom

    gross­artig! würde mich freuen, wenn ich das bild auf meinem kleinen typo­freedom-blog veröf­fent­li­chen darf. darf ich?
    edit: ich über­lege eh gerade, ob fahr­schulen eine eigene kate­gorie bekommen…

  17. katinka*

    „Ich hab da nen Freund, dessen Bruder hat nen Bekannten, der ein Grafikprogramm hat. Ich glaub das heißt WordArt …“ Ganz großes Kino.

  18. Michael van Laar

    Eben, warum in Photoshop impor­tieren? WordArt lässt mit hundert­pro­zen­tiger Sicherheit auch die elegan­teste Schriftart sch… aussehen.

  19. Ronald Wisniewsky

    Habt Ihr Vögel nichts anderes zu tun, als Euch über irgend­eine Schrift aufzugeilen?
    An einem Werbeschild kann ich doch wohl mit der Schrift machen was ich will. Sucht Euch endlich Arbeit, viel­leicht als Werbegrafiker, dann könnt Ihr auch mal sehen was man alles mit Schriften anstellen kann. Übrigens wurde es in Corel gemacht.
    Viel Spaß noch, Ihr Klugscheisser
    Ronny

  20. Achim B.

    wenn ich mal eben als verspä­tete recht­schreib­po­lizei einschreiten dürfte: »dass als PDF gespei­chert« ist leider grot­ten­falsch. das »dass« muss ein »das« werden. bitte. danke.

  21. Gerhild G.

    Einen Firmenauftritt ohne Logo disku­tier ich nicht ein einziges mal.

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