Schluss mit den schönen »kleinen Preisen«

Im Juli 2008 hat das Bundeskartellamt den Zusammenschluss der Discountketten Netto (gehört zu Edeka) und Plus (Tengelmann) geneh­migt. Damit entsteht im deut­schen Lebensmittelhandel ein neuer Billiganbieter – der dritt­größte hinter Aldi und Lidl – mit 3800 Filialen, 50 000 Mitarbeitern und einem Umsatz von mehr als zehn Milliarden Euro im Jahr. Nur noch fünf Konzerne beherrschten heute 90 Prozent des Marktes: Edeka, Rewe, Aldi, Lidl und Tengelmann.

Zur Zeit werden die 2500 Plus-Märkte in Netto-Märkte umge­wan­delt. Damit verschwindet eines der markan­testen Corporate Designs in der deut­schen Geschäftslandschaft. Die Plus-Hausfarben Orange/Blau hatten einen hohen Wiedererkennungswert, auch typo­gra­fisch war Plus mit seiner abge­run­deten, »euro­sti­ligen« Exklusivschrift führend im Discount-Bereich (mal abge­sehen von ALDI Süd).

Damit ist nun Schluss. In der Plus-Filiale gegen­über FontShop (Bergmannstraße) hängen schon die ersten Ekel-Netto-Schilder (Foto oben). Sie zeigen voll­kommen wirr zusam­men­ge­wür­felte Wortgebilde auf farbigen Flächen, ohne ein Spur Gestaltung: PREISSENKUNG – GROSSE – 500 – auf Dauer – Discountpreise – BILLIGEN PREISE. Auf ähnli­chem Niveau heute die Anzeige in den Berliner Tageszeitungen (Abbildung ganz oben).

Nun wird mancher argu­men­tieren: Wer billig verkauft darf auch billig aussehen. Dem stimme ich (1.) nicht zu, weil sich die Ansprüche der Verbraucher gewan­delt haben und (2.) sind die Netto-Drucksachen nicht billig gestaltet, sondern einfach nur lieblos zusam­men­ge­kloppt. Wenn die ihre Waren mit der glei­chen Leidenschaft auswählen, einkaufen und prüfen …


48 Kommentare

  1. Heinrich

    stimmt, PLUS war cool gestaltet und hatte »gute« sachen.

  2. Wolferl

    und ich dachte bei der ersten Abbildung handelt es sich um ein Poster mit Schriftmustern

  3. pibo

    Wobei man sagen muss, dass seitdem Netto zu Edeka gehört sich die Printwerbung wesent­lich verbes­sert hat!

    Du hättest mal die Fotos, Prospektgestaltung, etc. vor ein-zwei jahren sehen sollen, „dagegen“ wirkt das aktu­elle ausge­reift und überdacht :))

  4. Robert

    Schade! PLUS hatte wirk­lich ein sehr konse­quent und auch liebe­voll gestal­tetes Erscheinungsbild. Die »kleinen Preise« fehlen mir jetzt schon!
    Vielleicht sollte man »Netto« mal vorschlagen das CD von Plus zu über­nehmen. Es ermög­licht in der Tat einen höheren Sympathie-Wert des Unternehmens und würde »Netto« sicher auch deut­li­cher und effi­zi­enter gegen­über den Mitbewerbern abheben und damit ein signi­fi­kan­teres Alleinstellungsmerkmal auf dem Markt verschaffen.

    Vielleicht solltet Ihr Euch (Firma Fontshop) mal als kompe­tenter Unternehmensberater in Sachen Corporate Design bei Netto einschalten…

    Wäre doch wirk­lich schade um die »kleinen Preise«, die Farbkombi und Typografie!

    ; )

  5. Jürgen

    Vielleicht solltet Ihr Euch (Firma Fontshop) mal als kompe­tenter Unternehmensberater in Sachen Corporate Design bei Netto einschalten… 

    Klares NEIN: Wir machen unseren Kunden keine Konkurrenz.

  6. Robby

    Offenbar gibt es verschie­dene Netto-Discounter.
    Der hier in wieder über­ra­schend passa­bler Gestaltung (für Lebensmittel-Discounter) im Briefkasten:

    http://​www​.netto​-super​markt​.de
    http://​viewer​.zmags​.com/​s​h​o​w​m​a​g​.​p​h​p​?​l​i​n​k​s​i​d​=​1​3​2​8​#​/​p​a​g​e0/

  7. Jürgen

    Der Netto mit dem Hundchen im Logo ist däni­schen Ursprungs und heißt OHG Netto Supermarkt GmbH & Co. (Logo: gelb-schwarz) und wird oft mit der viel größeren Netto Marken-Discount GmbH & Co. OHG (Logo: gelb-rot) verwech­selt, die aber keinerlei Verbindungen (außer einer Edeka-Beteiligung) aufweisen. Warum die beiden Marken auf dem gleiche Produktgebiet parallel exis­tieren dürfen entzieht sich meiner Kenntnis. Mehr zur däni­schen Netto bei Wikipedia: http://​de​.wiki​pedia​.org/​w​i​k​i​/​N​e​t​t​o​_​(​H​a​n​d​e​l​s​k​e​tte)

  8. Robert

    @ Jürgen #5
    Sorry, ich vergaß! Bitte Streichen.

  9. Kurt

    Und wenn man nicht aufpasst, kauft man bei genauso teuer wie bei kaisers‘

  10. Medienfuzzi

    Autsch, das tut schon weh. So eine Anzeige will man im Layout am liebsten irgendwo verste­cken, z. B. hinter einem Frühlingsbild! Angenehm kommt dagegen der Konsum Dresden (www​.konsum​.de), aber das ist dann auch eben eine andere Preiskategorie.

  11. Elias

    Spannendes Thema und eine gute Frage: Darf Billigware auch „billig“ gestaltet werden?

    Das soll Thema meiner nächsten Hausarbeit werden. Wer kennt hierzu span­nende und gute Literatur?

    Beste Grüße

  12. Erwin

    Laut Unternehmensangaben wird PLUS insbe­son­dere in Innenstadtlagen erhalten bleiben. Es werden also keines­wegs alle Filialen umgestaltet.

  13. nora

    Die Werbung dafür heißt doch umgangs­sprach­lich in diesem Segment: „Schweinebauch“ … und so sieht es dann eben auch aus.

  14. Christopher

    Bei uns haben sie auch schon ganze Filialen umge­rüstet und ich habe mich wirk­lich erschreckt.
    Grade in den letzten Jahren hatten sie die Plusfilialen auf ein ange­nehmes Level moder­ni­siert und es sah nicht mehr wirk­lich nach Discounter aus, gut gestal­tete Regale, logisch sortierte Waren etc.
    Der „neue“ Netto hingegen sieht innen aus wie die Aldifilialen vor 12 Jahren, überall nur Gitterboxen mit „Ramschartikeln“, fast decken­hohe Regale, keine wirk­liche waren­sor­tie­rung erkennbar und alles mit Plakaten wie dem obigen zugepflastert..
    Ich kann das wirk­lich nicht verstehen, dass man unbdingt auf die „billige“ Marke umkrüsten musste….

  15. Ina

    Und was passiert mit der Hausmarke von Plus „BioBio“? Mein Kühlschrank war immer so beru­hi­gend grün-weiß.

  16. max

    sehr schade, gestal­tung gehört beim guten einkauf dazu! Plus hatte den besten Pizzateig, die beste weiße Nutella. und natür­lich BioBio. Vielleicht bleibt das ja bestehen.

  17. thomas junold

    ja ich komme wieder einmal mit dem tollen belgi­schem super­markt Delhaize. die haben auch eine preis­werte haus­marke namens 365. Sehr schlicht gestaltet und deut­lich zeigend, dass hier keine lusxus­güter verkauft werden. trotzdem sauber und ruhig und kein anzei­chen von »laut, lauter am lautesten« wie im obigen beispiel. zu erwähnen bleibt, dass sie Delhaize, wie ich hörte aus deutsch­land zurück ziehen möchte, was ich sehr schade fände.

    dort einzu­kaufen ist einkaufskultur!

  18. ff55

    Danke für den Artikel, genau meine Meinung. Wenn Plus hier zu Netto umge­baut wird, werde ich sicher­lich nicht mehr hingehen. Die ganze Aufmachung von Netto vom Logo bis zum Laden wirkt einfach abwei­send. Schade um Plus.

  19. fritz

    @ elias + thomas junold

    Mit der Frage, wie billo cool wäre, hat sich auch die fran­zö­si­sche Typedesignerin Alice Savoie befasst:

    http://​french​type​.org/​r​o​o​t​/​l​e​a​d​e​r​-​p​r​i​c​e​-​p​a​c​k​a​g​i​ng/

    Leider nur ein fiktives Studienprojekt zum Thema Packaging. Die char­mante Lösung entbehrt nicht einer gewissen fran­zö­si­schen Raffinesse…

  20. Wolferl

    Mal ne Frage: Denkt Ihr nicht auch es wurde evtl. einfach das Konzept genommen, das aus wirt­schaft­li­cher Sicht besser läuft?

    Ich weiß, dass das die meisten nicht hören wollen aber so wird es halt sein.

  21. redon

    ‚Prima leben und sparen‘ – bleibt wohl doch 750x erhalten
    und Zielpunkt​.at auch, unsin­niger Weise hat Edeka ja zudem
    auch den 2. Netto-Discounter im (Beteiligungs-)Portfolio, mit
    wirk­lich gutem (däni­schen) CD: http://​netto​-super​markt​.de
    was mich auf ein rede­sign hoffen lässt, Plus hat(te) zudem noch
    das beste Packing-Design für Eigenmarken, wie BioBio…

  22. airpark

    Ich glaube ja, das mit den schrot­tigen Anzeigen ist Absicht.

  23. Indra

    Wer hier von guter Gestaltung bei Plus schwärmt, hat wohl eher noch den Stand von vor drei Jahren im Kopf, als sie sich noch als eine Art Premium-Discounter aufstellen wollten: neue, eigene Schrift, aufge­räumte Schweinebauchanzeigen mit hand­li­chem Format, ordent­liche, gut gestal­tete Filialen, Kundenmagazin, BioBio, VivaVital etc.
    Vor zwei Jahren jedoch hat Plus ange­fangen wieder komplett zurück­zu­ru­dern, die Agentur gekün­digt und seit dem die oben ange­pran­gerte „wahn­sinnig billig“-Gestaltung einge­führt. Das kam nicht erst durch die Fusion mit netto. Angeblich sanken die Umsätze, weil die Kunden verwirrt durch die geho­bene Gestaltung annahmen, dass Plus nun nicht mehr ein billiger Discounter sei.

    Ja, billig muss anschei­nend nach billig aussehen.

    Ich vermisse die wunder­baren hessi­schen tegut-Märkte (mit Meta-CD anno 1993. wobei es im Zusammenhang mit der Gestaltung der Eigenmarken dort auch große Diskussionen gab. Typografische Joghurts, noch dazu in dunkel­grün, kauften die Leute nicht. Da mussten Erdbeeren drauf.)

    Von Herzen würde ich Euch in die Bergmannstraße einen tegut wünschen. Aber viel­leicht sind sie auch nur so gut, weil sie klein und regional sind und noch etwas anderes im Sinn haben als Konzernbilanz, Listings und Schnelldreher.

  24. Oliver Adam

    @ Jürgen und zu Posting #7:

    Warum die beiden Marken auf dem gleiche Produktgebiet parallel exis­tieren dürfen entzieht sich meiner Kenntnis.

    Wir haben seiner­zeit die NETTO Marktausstattung gestaltet und viele Markteröffnungen begleitet. Daher eine kurze Hintergrund-Info: NETTO (also Gelb/Schwarz, Nord und in Versalien) ist nach nach der Wende von Dänemark in Deutschland aus ausschließ­lich in die östli­chen Bundesländern expan­diert. Es gab eine »friend­liche Übereinkunft« mit Netto (Rot/Gelb, Süd und in Minuskeln), was das Verkaufsgebiet angeht. So kam sich keiner ins Gehege.

    Später expan­dierte NETTO auch in west­deut­sche Gebiete, vor allem in die west­li­chen Berliner Bezirke (Charlottenburg, Wilmersdorf u. a.) und später dann nach Schleswig-Hollstein. Die »fried­liche Übereinkunft« gilt nun offenbar nicht mehr.

    Was heißt das für NETTO? Da offenbar NETTO der Schwächere ist, rate ich drin­gend zu einer Namensänderung – jeden­falls dann, wenn Netto-Filialen neben NETTO-Filialen stehen könnten. Diesen »Namenskrieg« würde früher oder später der Stärkere für sich gewinnen.

    Wir hatten damals schon begonnen, den Hund im Logo von NETTO – Scottie – stärker durch Cartoons, Figuren etc. in den Vordergrund zu stellen. Obwohl ich mich zu Beginn fragte, als ich NETTO noch nicht kannte, was das mit dem Hund auf sich hat (»Verkaufen die Tiernahrung und -Zubehör?«), muss man doch sagen, dass diese Figur einen recht hohen Bekanntheits- und Wiedererkennungsgrad aufweist. Daher würde ich diese Figur im neuen (?) Logo beibehalten.

  25. Tobi H.

    Plus war echt irgendwie ne sympa­ti­sche Kette. Gabs in unserer Kleinstadt bis vor etwa 4 Jahren auch noch eine Filiale, hatte dann aber wenig Überlebensaussichten gegen­über den Lidl- und Aldi-Märkten.

  26. Jürgen Huber

    Vielleicht als kleiner Trost für uns alle, diese Zeilen von Robert Gernhardt:

    Dich will ich loben Hässliches, du hast so was Verlässliches.
    Das Schöne schwindet, scheidet, flieht – fast tut es weh, wenn man es sieht.
    Wer Schönes anschaut, spürt die Zeit, und Zeit meint stets: Bald ist’s soweit.
    Das Schöne gibt uns Grund zur Trauer. Das Hässliche erfreut durch Dauer.

  27. van holland (amica)

    was positiv auffällt ist der schwarze Hintergrund in der obigen Abbildung.
    Zur Zeit ist es ja sehr ange­sagt, zumin­dest in der Magazingestaltung, siehe Monocle etc.

  28. Homie

    wer ging oder geht noch zu plus oder netto ?

    ich glaube da war ich noch nie drin..

  29. ein Herz für Kühe

    Ich bin da sehr oft, weil das bei mir so nah ist. Aber auch, weil ich die Aktion „ein Herz für Erzeuger“ sehr gut finde und weil ich denke das, soweit ich das beur­teilen kann Plus ein recht faires Unternehmen sein soll..
    Nun ja, aber ich denke auch das güns­tige Produkte gut gestaltet sein können. Bzw. einfach passend.
    Das der Hintergrund bei dem Prospekt oben schwarz ist, find ich nicht beson­ders gut, weil die Lebensmittel dadurch nicht beson­ders frisch wirken.

  30. Nils

    Die Deutschen achten bei Ihren Lebensmitteln eben eher auf den Preis als auf die Qualität.

  31. Anderer Jürgen

    Das ist ja so fürch­ter­lich, passt aber ins Bild welches sich unser kultu­relles Prekariat selbst zurecht­zeichnet. Anspruch, egal in welcher Hinsicht, wird gemieden, man könnte ja Gefahr laufen aufgrund die persön­liche Komfortzone durch zu komplexe Einflüsse gestört würde – Die Leute wollen es häss­lich, sie wollen das Jungelcamp mit seinen C-promis, sie wollen schlecht gemachte Shows und Filme, und sie wollen häss­liche Prospekte die in noch häss­li­cheren Läden zusammen mit dem Lebensmitteln herum­liegen wie Müll auf der Strasse.
    Es ist zum Weinen, ich weiss nicht ob es jeder jeder Generation so geht, aber ich habe wirk­lich das Gefühl wir entwi­ckeln uns langsam aber sicher zurück. …Naja, Rom ist schließ­lich auch mal unter­ge­gangen, in ein paar Jahrhunderten gehts dann wieder aufwärts…(Entschuldigung, Montagmorgen-Blues…:-)

  32. Simon Wehr

    Aber Die kleinen Preise werden mir schon fehlen (Plus Werbespot). Außerdem sind bei mir um die Ecke im Plus die Verkäufer sehr nett und wir kennen uns. Wäre schade, wenn der Laden in der Nettoisierung verkommt.

  33. Peter Glaab

    Große laute Werbe-Typo vs. kleine, feine Preisauszeichnungsschrift: inter­es­san­ter­weise lohnt(e) ein genauer Blick auf die „kleinen“ Preise an den Regalen, die Lukas Schneider ab 2006 im Auftrag des Studiengangs Kommunikationsdesign der Fachhochschule Mainz für Plus entwi­ckelt hat. Die auf opti­mierte Lesbarkeit der Ziffern und ökono­mi­sche Platzverbrauch entwi­ckelte Schrift wurde ab 2007 auch in Osteuropa verwendet, inklu­sive sämt­li­cher Akzente und kyril­li­schen und grie­chi­schen Lettern.

  34. robertmichael

    @ anderer jürgen, das dachte ich früher auch das die leute das wollen aber ich glaube mitt­ler­weile es fehlt ihnen einfach eine alter­na­tive. friss oder stirb. es kommt nix gescheites im fern­sehen, dann muss ich halt big brother oder maden­camp schauen. das die einschalt­quoten bei ‚wetten dass‘ runter gehen und bei ’schlag den raab‘ zunehmen ist sicher­lich ein beweis dafür das durch­dachte shows eine alter­na­tive sind. und ich denke das eine gut gestal­tetet UND preis­werte marken­kette eben­falls eine chance hätte.

  35. sukisouk

    Aha, wenn nichts andres kommt muß man Dschungelcamp gucken @ robertmichael???
    Ich zB hab keinen Fernseher und die Mehrzahl meines Freundeskreises auch nicht, das Fernsehen bringt’s einfach nicht mehr.
    Denk doch mal drüber nach ob’s nicht doch alter­na­tive Möglichkeiten der Freizeitgestaltung gibt :P

    In Ö heißt der Plus meis­tens Zielpunkt, das bleibt doch so oder? Netto gibt’s hier, glaub ich, nicht.

    http://​www​.ziel​punkt​.at/​h​o​m​e​_​1​.​h​tml

  36. Torsten

    ich kann mich gar nicht mehr erin­nern wann ich in so einem discounter war. aller­dings wird mir angst und bange wenn ich lese das leute da nicht mehr einkaufen, weil das design so unschön ist. da würden mit 10000000 andere gründe einfallen :-)

  37. Jürgen

    Kannste mal sehen, Torsten, welche Prioritäten so manche Menschen (= Kunden) setzen. Sicher gibt es 1 Million weiterer Gründe. Ich denke, wenn wir hier in einem Bier-Blog schreiben würden, kämen Plus & Co. ganz schlecht weg. Auch die Leser von Guerlain-, Veuve-Clicquot- und Louis-Vuitton-Blogs haben klare Argumente gegen Discounter.

  38. Anderer Jürgen

    @robertmichael: Danke fürs Trösten! Ich glaube aber ganz ehrlich das es eine starke Tendenz unsrerer Gesellschaft zum zweit­klas­sigen gibt: Ichfrage mich z.B. warum Shows so erfolg­reich sind in denen Amateure Dinge tun die sie nicht wirk­lich können: Wok-WM, Tanzshows, Eiskunstlauf, Promiboxen – alles mitein­ander begehrter in der Zuschauergunst als „echte“ Leistungen (Vom Fussball mal abge­sehen). Und ganz ähnlich verläuft es bei der Kommunikation solcher Märkte die um die Kundengunst rangeln – ich glaube einfach das sich viele Menschen in einem schi­cken, archi­tek­to­nisch wirk­lich spek­ta­ku­lären EDEKA (ich kenn da einen echt schönen) nicht wohl fühlen weil sie entweder denken das muss alles schreck­lich teuer sein oder Minderwertigkeitskomplexe bekommen wenn es dort schöner aussieht als in ihrem Wohnzimmer. Die Prospekte der Discounter erfüllen ihren Zweck: Sie kommu­ni­zieren ohne jeden Zweifel: „Wir sind die billigsten Anbieter der wert­lo­sesten Waren die wir kriegen konnten – profi­tieren auch Sie!“ Warum sollte jemand so was wollen? Ich verstehs nicht…

  39. robertmichael

    @ sukisouk, du hast keinen fern­seher? dann kannst du nicht mitreden. KEIN fern­seher zu besitzen ist keine alter­na­tive zum fern­sehen schauen. ich WILL fern­sehen schauen und nicht ausmachen.

    @ anderer jürgen, eigent­lich glaube ich das ja auch noch ;) aber auch diese shows (zeitungen, werbung) haben ihre berech­ti­gung. es geht einfach gesagt um unter­hal­tung. „we love to enter­tain you“ sagt alles. es muss nicht imemr anspruch sein, manchmal ist es auch schön sich einfach vor der kiste beriesseln zu lassen ohne anspruch, ohne auf die typo zu schauen (zuge­geben ich machs doch) – nur um abzu­schalten. das kann ich bei einem buch (hörspiel, tages­zei­tung) nicht.

    im grunde ist ja ikea, der geho­bene möbel­dis­counter. ‚design‘ für alle für wenig geld. sympa­thi­sche werbung per ‚DU‘ kommu­ni­ziert. wer ikea nicht mag geht zu habitat, das ist noch einige punkte geho­bener. habitat ist ja auch wieder irgendwo im ikea besitz.

  40. Anderer Jürgen

    @robertmichael: Ichhabe ja rein gar nichts gegen anspruchs­lose Berieselung. Ich habe ein Problem damit wenn Dinge mit Absicht schlechter gemacht werden (gewünscht werden?) als nötig: Auf die Typografie bezogen: um soetwas wie diesen im Artikel abge­bil­deten „Netto“ Prospekt zu kreieren muss man sich schon ein wenig anstrengen – das geschieht m.E.n. nicht zufällig oder aus reinem Unvermögen. Die Marketingleute erfüllen damit einen Kundenwunsch und genau das ist (für mich) so bitter zu akzep­tieren: Die Menschen wollen das die Schnitzel auf dem Prospekt aussehen wie rosa Schleim, weil sie nur so dem Versprechen der güns­tigen preise vertrauen können.
    Aber du hast recht, es gibt auch Lichtblicke: Ich persön­lich finde IKEA da ein wirk­lich posi­tives Beispiel: Eine Art Demokratisierung des Designs – da gibt es halb­wegs durch­dachte und auch mal ganz schöne Dinge und die Menschen in aller welt nehmen es dankbar an…

  41. Indra

    Habt ihr den Artikel in der Zeit letzte Woche über meine bereits erwähnte Liebslings-tegut-Kette gelesen?

    Darin ist eingangs von einer Bürgerinitiative in Geisenheim (Hessen) die Rede, die Unterschriften sammelte gegen Aldi/Lidl/Dings und für einen tegut-Markt. Am Ende aller­dings hat Edeka 650000 Euro mehr geboten, da konnte die Stadt nicht Nein sagen. Die teguts sind archi­tek­to­nisch alle unter­schied­lich und gut gestaltet und – ich muss mir selber wider­spre­chen – das funk­tio­niert zumin­dest bei mir, bzw. den Postmaterielle, Lohas, Experimentalisten, oder wie auch immer. Das sind jedoch die Zeilgruppen der Vollsortimenter, nicht der Discounter.
    Gestaltung muss also nicht immer billig, aber Zielguppen-orien­tiert aussehen.

  42. Sanddorn

    Es ist zum heulen.

  43. Andreas

    Ich seh, wie bei so vielem in der Gesellschaft, die Schere bei der Gestaltung (und letzt­end­lich auch beim Fernsehprogramm) immer weiter ausein­ander gehen. Auf der einen Seite Kraut & Rüben, verzerrte Comic Sans, alles egal. Kommt bei allen gut an, die mit dem Inhalt so beschäf­tigt sind dass Sie die Form nicht mehr wahr­nehmen können. Und die Alternative? Dermaßen verkopft, totdis­ku­tiert und hoch­tra­bend, dass sich die Mehrheit nur mit Abscheu abwenden kann. Und damit meine ich nicht dieje­nigen, die es nicht verstehen können, sondern dieje­nigen wie robert­mi­chael, die beim Fernsehen, Einkaufen etc. abschalten wollen.

    Und dazwi­schen? Nichts. Verständlich, welche Seite der Schere den meisten Zulauf hat.

  44. espy

    Grauenvoll. Allerunterste Schublade. Wenn die sich damit mal nicht selbst in den Fuß geschossen haben. Plus war ange­nehm gestaltet und hatte gute Sachen, Netto ist Häßlichkeit, Ramsch und Unordnung. Bin mir sicher, daß diese asso­zia­tionen recht weit verbreitet sind.

    Schade um einen erstaun­lich ange­nehmen Supermarkt.

  45. Runa

    By the way: Ist NETTO + PLUS nicht BRUTTO?

  46. Supermark

    @ Elias: Spannende Literatur kann ich nicht bieten, aber wirf doch mal einen Blick auf folgende Website: ALDI-Redesign … Dort wurde sich mit eben jener Frage beschäftigt: 

    Darf Billigware auch “billig�? gestaltet werden?

    Wenn billig heißt, dass man einen Salto Mortale durch die Sphären der Gestaltung machen darf, und auf alles scheißt, was einem dem Zugang zum Produkt verein­facht, wie z.B. die Lesbarkeit, die ja meist durch eine kaputt gefil­terte Schrift par excel­lence verhin­dert wird, dann ist die Frage schnell beant­wortet. Die soge­nannte Billigware, die in der Fachsprache als Handelsmarke geführt wird, ist doch jenseits der Verpackung meist ein sehr passa­bles Produkt. Warum sollte dieses nicht ange­messen verpackt werden?

    Plus hat seine Handelsmarken ja halb­wegs im Griff gehabt. Seien es die Pastaprodukte von LaCapaninna, oder die BioBio-Sparte. Ging doch. Im Gegensatz zum ALDI-Rotz liegen da ja Welten zwischen.

    Komischerweise versinkt die Diskussion über die Gestaltung von Handelsmarken immer wieder in eine halt­lose und rein forma­l­äs­the­ti­sche Debatte, bei der auf einmal jeder Design-Experte ist, mit dem Fazit: »Klaro, Billigware muss Scheiße aussehen« oder »die schlechten Verpackungen sind doch voll kultig«. Hä? Wenn ich irgend­wann Mal starkes Brillenglas vor den Äuglein habe und nicht mehr so agil bin wie heute, dann möchte ich mich nicht durch einen unde­fi­nierten Wust von Schrottverpackungen im Supermarkt kämpfen, über Paletten stol­pern und durch Kartongassen schlen­dern. Da geht es doch nicht mehr um bloßes Packaging, sondern um Benutzerfeundlichkeit. Die soll wegfallen, weil billig billig sein muss?

    Ich habe mich das letzte Mal geschämt, als ich bei Migros in Zürich war.

  47. ksfmbs

    mir ist letzte woche ein werbe­zettel ins haus geflat­tert, auf dem „Plus Marken-Discount“ steht. Das Plus-Logo ist jetzt rot-gelb und in das Netto Logo inte­griert. Echt furchtbar, schade um das schöne orange-blau. Hier wurden alle ehema­ligen Plus Märkte in Netto umge­staltet (erkennt man an den oran­genen Fensterrahmen von Plus) und nur ein Plus-Markt ist übrig geblieben.
    Der neue Plus Marken-Discount Handzettel ist übri­gens ebenso wenig liebe­voll gestaltet wie der oben gezeigte…

  48. unbekannt

    Hallo,

    also ich selbst arbeite bei Plus und alle Mitarbeiter sind total genervt von dieser Übernahme, weil alles was bei Plus schön war ( zb die Billiger Reagale und die Werbe Regale wird jetzt nach und nach zu nichte gemacht. Genau wie die Sachen BIOBIo die Plus herge­stellt hat werden seit Tagen schon total umge­staltet da steht bei vielen schon Netto drauf und neues Aussehen.

    Also BioBio und Blütezeit sowie paar Viva Vital Artikel hat Netto mit Übernommen

Kommentarfunktion ist deaktiviert.

<em>kursiv</em>   <strong>fett</strong>   <blockquote>Zitat</blockquote>
<a href="http://www…">Link</a>   <img src="http://bildadresse.jpg">