Schluss mit den schönen »kleinen Preisen«
Im Juli 2008 hat das Bundeskartellamt den Zusammenschluss der Discountketten Netto (gehört zu Edeka) und Plus (Tengelmann) genehmigt. Damit entsteht im deutschen Lebensmittelhandel ein neuer Billiganbieter – der drittgrößte hinter Aldi und Lidl – mit 3800 Filialen, 50 000 Mitarbeitern und einem Umsatz von mehr als zehn Milliarden Euro im Jahr. Nur noch fünf Konzerne beherrschten heute 90 Prozent des Marktes: Edeka, Rewe, Aldi, Lidl und Tengelmann.
Zur Zeit werden die 2500 Plus-Märkte in Netto-Märkte umgewandelt. Damit verschwindet eines der markantesten Corporate Designs in der deutschen Geschäftslandschaft. Die Plus-Hausfarben Orange/Blau hatten einen hohen Wiedererkennungswert, auch typografisch war Plus mit seiner abgerundeten, »eurostiligen« Exklusivschrift führend im Discount-Bereich (mal abgesehen von ALDI Süd).
Damit ist nun Schluss. In der Plus-Filiale gegenüber FontShop (Bergmannstraße) hängen schon die ersten Ekel-Netto-Schilder (Foto oben). Sie zeigen vollkommen wirr zusammengewürfelte Wortgebilde auf farbigen Flächen, ohne ein Spur Gestaltung: PREISSENKUNG – GROSSE – 500 – auf Dauer – Discountpreise – BILLIGEN PREISE. Auf ähnlichem Niveau heute die Anzeige in den Berliner Tageszeitungen (Abbildung ganz oben).
Nun wird mancher argumentieren: Wer billig verkauft darf auch billig aussehen. Dem stimme ich (1.) nicht zu, weil sich die Ansprüche der Verbraucher gewandelt haben und (2.) sind die Netto-Drucksachen nicht billig gestaltet, sondern einfach nur lieblos zusammengekloppt. Wenn die ihre Waren mit der gleichen Leidenschaft auswählen, einkaufen und prüfen …
48 Kommentare
Kommentarfunktion ist deaktiviert.
<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
<a href="http://www…">Link</a> <img src="http://bildadresse.jpg">
Heinrich
stimmt, PLUS war cool gestaltet und hatte »gute« sachen.
Wolferl
und ich dachte bei der ersten Abbildung handelt es sich um ein Poster mit Schriftmustern
pibo
Wobei man sagen muss, dass seitdem Netto zu Edeka gehört sich die Printwerbung wesentlich verbessert hat!
Du hättest mal die Fotos, Prospektgestaltung, etc. vor ein-zwei jahren sehen sollen, „dagegen“ wirkt das aktuelle ausgereift und überdacht :))
Robert
Schade! PLUS hatte wirklich ein sehr konsequent und auch liebevoll gestaltetes Erscheinungsbild. Die »kleinen Preise« fehlen mir jetzt schon!
Vielleicht sollte man »Netto« mal vorschlagen das CD von Plus zu übernehmen. Es ermöglicht in der Tat einen höheren Sympathie-Wert des Unternehmens und würde »Netto« sicher auch deutlicher und effizienter gegenüber den Mitbewerbern abheben und damit ein signifikanteres Alleinstellungsmerkmal auf dem Markt verschaffen.
Vielleicht solltet Ihr Euch (Firma Fontshop) mal als kompetenter Unternehmensberater in Sachen Corporate Design bei Netto einschalten…
Wäre doch wirklich schade um die »kleinen Preise«, die Farbkombi und Typografie!
; )
Jürgen
Klares NEIN: Wir machen unseren Kunden keine Konkurrenz.
Robby
Offenbar gibt es verschiedene Netto-Discounter.
Der hier in wieder überraschend passabler Gestaltung (für Lebensmittel-Discounter) im Briefkasten:
http://www.netto-supermarkt.de
http://viewer.zmags.com/showmag.php?linksid=1328#/page0/
Jürgen
Der Netto mit dem Hundchen im Logo ist dänischen Ursprungs und heißt OHG Netto Supermarkt GmbH & Co. (Logo: gelb-schwarz) und wird oft mit der viel größeren Netto Marken-Discount GmbH & Co. OHG (Logo: gelb-rot) verwechselt, die aber keinerlei Verbindungen (außer einer Edeka-Beteiligung) aufweisen. Warum die beiden Marken auf dem gleiche Produktgebiet parallel existieren dürfen entzieht sich meiner Kenntnis. Mehr zur dänischen Netto bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Netto_(Handelskette)
Robert
@ Jürgen #5
Sorry, ich vergaß! Bitte Streichen.
Kurt
Und wenn man nicht aufpasst, kauft man bei genauso teuer wie bei kaisers‘
Medienfuzzi
Autsch, das tut schon weh. So eine Anzeige will man im Layout am liebsten irgendwo verstecken, z. B. hinter einem Frühlingsbild! Angenehm kommt dagegen der Konsum Dresden (www.konsum.de), aber das ist dann auch eben eine andere Preiskategorie.
Elias
Spannendes Thema und eine gute Frage: Darf Billigware auch „billig“ gestaltet werden?
Das soll Thema meiner nächsten Hausarbeit werden. Wer kennt hierzu spannende und gute Literatur?
Beste Grüße
Erwin
Laut Unternehmensangaben wird PLUS insbesondere in Innenstadtlagen erhalten bleiben. Es werden also keineswegs alle Filialen umgestaltet.
nora
Die Werbung dafür heißt doch umgangssprachlich in diesem Segment: „Schweinebauch“ … und so sieht es dann eben auch aus.
Christopher
Bei uns haben sie auch schon ganze Filialen umgerüstet und ich habe mich wirklich erschreckt.
Grade in den letzten Jahren hatten sie die Plusfilialen auf ein angenehmes Level modernisiert und es sah nicht mehr wirklich nach Discounter aus, gut gestaltete Regale, logisch sortierte Waren etc.
Der „neue“ Netto hingegen sieht innen aus wie die Aldifilialen vor 12 Jahren, überall nur Gitterboxen mit „Ramschartikeln“, fast deckenhohe Regale, keine wirkliche warensortierung erkennbar und alles mit Plakaten wie dem obigen zugepflastert..
Ich kann das wirklich nicht verstehen, dass man unbdingt auf die „billige“ Marke umkrüsten musste….
Ina
Und was passiert mit der Hausmarke von Plus „BioBio“? Mein Kühlschrank war immer so beruhigend grün-weiß.
max
sehr schade, gestaltung gehört beim guten einkauf dazu! Plus hatte den besten Pizzateig, die beste weiße Nutella. und natürlich BioBio. Vielleicht bleibt das ja bestehen.
thomas junold
ja ich komme wieder einmal mit dem tollen belgischem supermarkt Delhaize. die haben auch eine preiswerte hausmarke namens 365. Sehr schlicht gestaltet und deutlich zeigend, dass hier keine lusxusgüter verkauft werden. trotzdem sauber und ruhig und kein anzeichen von »laut, lauter am lautesten« wie im obigen beispiel. zu erwähnen bleibt, dass sie Delhaize, wie ich hörte aus deutschland zurück ziehen möchte, was ich sehr schade fände.
dort einzukaufen ist einkaufskultur!
ff55
Danke für den Artikel, genau meine Meinung. Wenn Plus hier zu Netto umgebaut wird, werde ich sicherlich nicht mehr hingehen. Die ganze Aufmachung von Netto vom Logo bis zum Laden wirkt einfach abweisend. Schade um Plus.
fritz
@ elias + thomas junold
Mit der Frage, wie billo cool wäre, hat sich auch die französische Typedesignerin Alice Savoie befasst:
http://frenchtype.org/root/leader-price-packaging/
Leider nur ein fiktives Studienprojekt zum Thema Packaging. Die charmante Lösung entbehrt nicht einer gewissen französischen Raffinesse…
Wolferl
Mal ne Frage: Denkt Ihr nicht auch es wurde evtl. einfach das Konzept genommen, das aus wirtschaftlicher Sicht besser läuft?
Ich weiß, dass das die meisten nicht hören wollen aber so wird es halt sein.
redon
‚Prima leben und sparen‘ – bleibt wohl doch 750x erhalten
und Zielpunkt.at auch, unsinniger Weise hat Edeka ja zudem
auch den 2. Netto-Discounter im (Beteiligungs-)Portfolio, mit
wirklich gutem (dänischen) CD: http://netto-supermarkt.de
was mich auf ein redesign hoffen lässt, Plus hat(te) zudem noch
das beste Packing-Design für Eigenmarken, wie BioBio…
airpark
Ich glaube ja, das mit den schrottigen Anzeigen ist Absicht.
Indra
Wer hier von guter Gestaltung bei Plus schwärmt, hat wohl eher noch den Stand von vor drei Jahren im Kopf, als sie sich noch als eine Art Premium-Discounter aufstellen wollten: neue, eigene Schrift, aufgeräumte Schweinebauchanzeigen mit handlichem Format, ordentliche, gut gestaltete Filialen, Kundenmagazin, BioBio, VivaVital etc.
Vor zwei Jahren jedoch hat Plus angefangen wieder komplett zurückzurudern, die Agentur gekündigt und seit dem die oben angeprangerte „wahnsinnig billig“-Gestaltung eingeführt. Das kam nicht erst durch die Fusion mit netto. Angeblich sanken die Umsätze, weil die Kunden verwirrt durch die gehobene Gestaltung annahmen, dass Plus nun nicht mehr ein billiger Discounter sei.
Ja, billig muss anscheinend nach billig aussehen.
Ich vermisse die wunderbaren hessischen tegut-Märkte (mit Meta-CD anno 1993. wobei es im Zusammenhang mit der Gestaltung der Eigenmarken dort auch große Diskussionen gab. Typografische Joghurts, noch dazu in dunkelgrün, kauften die Leute nicht. Da mussten Erdbeeren drauf.)
Von Herzen würde ich Euch in die Bergmannstraße einen tegut wünschen. Aber vielleicht sind sie auch nur so gut, weil sie klein und regional sind und noch etwas anderes im Sinn haben als Konzernbilanz, Listings und Schnelldreher.
Oliver Adam
@ Jürgen und zu Posting #7:
Warum die beiden Marken auf dem gleiche Produktgebiet parallel existieren dürfen entzieht sich meiner Kenntnis.
Wir haben seinerzeit die NETTO Marktausstattung gestaltet und viele Markteröffnungen begleitet. Daher eine kurze Hintergrund-Info: NETTO (also Gelb/Schwarz, Nord und in Versalien) ist nach nach der Wende von Dänemark in Deutschland aus ausschließlich in die östlichen Bundesländern expandiert. Es gab eine »friendliche Übereinkunft« mit Netto (Rot/Gelb, Süd und in Minuskeln), was das Verkaufsgebiet angeht. So kam sich keiner ins Gehege.
Später expandierte NETTO auch in westdeutsche Gebiete, vor allem in die westlichen Berliner Bezirke (Charlottenburg, Wilmersdorf u. a.) und später dann nach Schleswig-Hollstein. Die »friedliche Übereinkunft« gilt nun offenbar nicht mehr.
Was heißt das für NETTO? Da offenbar NETTO der Schwächere ist, rate ich dringend zu einer Namensänderung – jedenfalls dann, wenn Netto-Filialen neben NETTO-Filialen stehen könnten. Diesen »Namenskrieg« würde früher oder später der Stärkere für sich gewinnen.
Wir hatten damals schon begonnen, den Hund im Logo von NETTO – Scottie – stärker durch Cartoons, Figuren etc. in den Vordergrund zu stellen. Obwohl ich mich zu Beginn fragte, als ich NETTO noch nicht kannte, was das mit dem Hund auf sich hat (»Verkaufen die Tiernahrung und -Zubehör?«), muss man doch sagen, dass diese Figur einen recht hohen Bekanntheits- und Wiedererkennungsgrad aufweist. Daher würde ich diese Figur im neuen (?) Logo beibehalten.
Tobi H.
Plus war echt irgendwie ne sympatische Kette. Gabs in unserer Kleinstadt bis vor etwa 4 Jahren auch noch eine Filiale, hatte dann aber wenig Überlebensaussichten gegenüber den Lidl- und Aldi-Märkten.
Jürgen Huber
Vielleicht als kleiner Trost für uns alle, diese Zeilen von Robert Gernhardt:
Dich will ich loben Hässliches, du hast so was Verlässliches.
Das Schöne schwindet, scheidet, flieht – fast tut es weh, wenn man es sieht.
Wer Schönes anschaut, spürt die Zeit, und Zeit meint stets: Bald ist’s soweit.
Das Schöne gibt uns Grund zur Trauer. Das Hässliche erfreut durch Dauer.
van holland (amica)
was positiv auffällt ist der schwarze Hintergrund in der obigen Abbildung.
Zur Zeit ist es ja sehr angesagt, zumindest in der Magazingestaltung, siehe Monocle etc.
Homie
wer ging oder geht noch zu plus oder netto ?
ich glaube da war ich noch nie drin..
ein Herz für Kühe
Ich bin da sehr oft, weil das bei mir so nah ist. Aber auch, weil ich die Aktion „ein Herz für Erzeuger“ sehr gut finde und weil ich denke das, soweit ich das beurteilen kann Plus ein recht faires Unternehmen sein soll..
Nun ja, aber ich denke auch das günstige Produkte gut gestaltet sein können. Bzw. einfach passend.
Das der Hintergrund bei dem Prospekt oben schwarz ist, find ich nicht besonders gut, weil die Lebensmittel dadurch nicht besonders frisch wirken.
Nils
Die Deutschen achten bei Ihren Lebensmitteln eben eher auf den Preis als auf die Qualität.
Anderer Jürgen
Das ist ja so fürchterlich, passt aber ins Bild welches sich unser kulturelles Prekariat selbst zurechtzeichnet. Anspruch, egal in welcher Hinsicht, wird gemieden, man könnte ja Gefahr laufen aufgrund die persönliche Komfortzone durch zu komplexe Einflüsse gestört würde – Die Leute wollen es hässlich, sie wollen das Jungelcamp mit seinen C-promis, sie wollen schlecht gemachte Shows und Filme, und sie wollen hässliche Prospekte die in noch hässlicheren Läden zusammen mit dem Lebensmitteln herumliegen wie Müll auf der Strasse.
Es ist zum Weinen, ich weiss nicht ob es jeder jeder Generation so geht, aber ich habe wirklich das Gefühl wir entwickeln uns langsam aber sicher zurück. …Naja, Rom ist schließlich auch mal untergegangen, in ein paar Jahrhunderten gehts dann wieder aufwärts…(Entschuldigung, Montagmorgen-Blues…:-)
Simon Wehr
Aber Die kleinen Preise werden mir schon fehlen (Plus Werbespot). Außerdem sind bei mir um die Ecke im Plus die Verkäufer sehr nett und wir kennen uns. Wäre schade, wenn der Laden in der Nettoisierung verkommt.
Peter Glaab
Große laute Werbe-Typo vs. kleine, feine Preisauszeichnungsschrift: interessanterweise lohnt(e) ein genauer Blick auf die „kleinen“ Preise an den Regalen, die Lukas Schneider ab 2006 im Auftrag des Studiengangs Kommunikationsdesign der Fachhochschule Mainz für Plus entwickelt hat. Die auf optimierte Lesbarkeit der Ziffern und ökonomische Platzverbrauch entwickelte Schrift wurde ab 2007 auch in Osteuropa verwendet, inklusive sämtlicher Akzente und kyrillischen und griechischen Lettern.
robertmichael
@ anderer jürgen, das dachte ich früher auch das die leute das wollen aber ich glaube mittlerweile es fehlt ihnen einfach eine alternative. friss oder stirb. es kommt nix gescheites im fernsehen, dann muss ich halt big brother oder madencamp schauen. das die einschaltquoten bei ‚wetten dass‘ runter gehen und bei ’schlag den raab‘ zunehmen ist sicherlich ein beweis dafür das durchdachte shows eine alternative sind. und ich denke das eine gut gestaltetet UND preiswerte markenkette ebenfalls eine chance hätte.
sukisouk
Aha, wenn nichts andres kommt muß man Dschungelcamp gucken @ robertmichael???
Ich zB hab keinen Fernseher und die Mehrzahl meines Freundeskreises auch nicht, das Fernsehen bringt’s einfach nicht mehr.
Denk doch mal drüber nach ob’s nicht doch alternative Möglichkeiten der Freizeitgestaltung gibt :P
In Ö heißt der Plus meistens Zielpunkt, das bleibt doch so oder? Netto gibt’s hier, glaub ich, nicht.
http://www.zielpunkt.at/home_1.html
Torsten
ich kann mich gar nicht mehr erinnern wann ich in so einem discounter war. allerdings wird mir angst und bange wenn ich lese das leute da nicht mehr einkaufen, weil das design so unschön ist. da würden mit 10000000 andere gründe einfallen :-)
Jürgen
Kannste mal sehen, Torsten, welche Prioritäten so manche Menschen (= Kunden) setzen. Sicher gibt es 1 Million weiterer Gründe. Ich denke, wenn wir hier in einem Bier-Blog schreiben würden, kämen Plus & Co. ganz schlecht weg. Auch die Leser von Guerlain-, Veuve-Clicquot- und Louis-Vuitton-Blogs haben klare Argumente gegen Discounter.
Anderer Jürgen
@robertmichael: Danke fürs Trösten! Ich glaube aber ganz ehrlich das es eine starke Tendenz unsrerer Gesellschaft zum zweitklassigen gibt: Ichfrage mich z.B. warum Shows so erfolgreich sind in denen Amateure Dinge tun die sie nicht wirklich können: Wok-WM, Tanzshows, Eiskunstlauf, Promiboxen – alles miteinander begehrter in der Zuschauergunst als „echte“ Leistungen (Vom Fussball mal abgesehen). Und ganz ähnlich verläuft es bei der Kommunikation solcher Märkte die um die Kundengunst rangeln – ich glaube einfach das sich viele Menschen in einem schicken, architektonisch wirklich spektakulären EDEKA (ich kenn da einen echt schönen) nicht wohl fühlen weil sie entweder denken das muss alles schrecklich teuer sein oder Minderwertigkeitskomplexe bekommen wenn es dort schöner aussieht als in ihrem Wohnzimmer. Die Prospekte der Discounter erfüllen ihren Zweck: Sie kommunizieren ohne jeden Zweifel: „Wir sind die billigsten Anbieter der wertlosesten Waren die wir kriegen konnten – profitieren auch Sie!“ Warum sollte jemand so was wollen? Ich verstehs nicht…
robertmichael
@ sukisouk, du hast keinen fernseher? dann kannst du nicht mitreden. KEIN fernseher zu besitzen ist keine alternative zum fernsehen schauen. ich WILL fernsehen schauen und nicht ausmachen.
@ anderer jürgen, eigentlich glaube ich das ja auch noch ;) aber auch diese shows (zeitungen, werbung) haben ihre berechtigung. es geht einfach gesagt um unterhaltung. „we love to entertain you“ sagt alles. es muss nicht imemr anspruch sein, manchmal ist es auch schön sich einfach vor der kiste beriesseln zu lassen ohne anspruch, ohne auf die typo zu schauen (zugegeben ich machs doch) – nur um abzuschalten. das kann ich bei einem buch (hörspiel, tageszeitung) nicht.
im grunde ist ja ikea, der gehobene möbeldiscounter. ‚design‘ für alle für wenig geld. sympathische werbung per ‚DU‘ kommuniziert. wer ikea nicht mag geht zu habitat, das ist noch einige punkte gehobener. habitat ist ja auch wieder irgendwo im ikea besitz.
Anderer Jürgen
@robertmichael: Ichhabe ja rein gar nichts gegen anspruchslose Berieselung. Ich habe ein Problem damit wenn Dinge mit Absicht schlechter gemacht werden (gewünscht werden?) als nötig: Auf die Typografie bezogen: um soetwas wie diesen im Artikel abgebildeten „Netto“ Prospekt zu kreieren muss man sich schon ein wenig anstrengen – das geschieht m.E.n. nicht zufällig oder aus reinem Unvermögen. Die Marketingleute erfüllen damit einen Kundenwunsch und genau das ist (für mich) so bitter zu akzeptieren: Die Menschen wollen das die Schnitzel auf dem Prospekt aussehen wie rosa Schleim, weil sie nur so dem Versprechen der günstigen preise vertrauen können.
Aber du hast recht, es gibt auch Lichtblicke: Ich persönlich finde IKEA da ein wirklich positives Beispiel: Eine Art Demokratisierung des Designs – da gibt es halbwegs durchdachte und auch mal ganz schöne Dinge und die Menschen in aller welt nehmen es dankbar an…
Indra
Habt ihr den Artikel in der Zeit letzte Woche über meine bereits erwähnte Liebslings-tegut-Kette gelesen?
Darin ist eingangs von einer Bürgerinitiative in Geisenheim (Hessen) die Rede, die Unterschriften sammelte gegen Aldi/Lidl/Dings und für einen tegut-Markt. Am Ende allerdings hat Edeka 650000 Euro mehr geboten, da konnte die Stadt nicht Nein sagen. Die teguts sind architektonisch alle unterschiedlich und gut gestaltet und – ich muss mir selber widersprechen – das funktioniert zumindest bei mir, bzw. den Postmaterielle, Lohas, Experimentalisten, oder wie auch immer. Das sind jedoch die Zeilgruppen der Vollsortimenter, nicht der Discounter.
Gestaltung muss also nicht immer billig, aber Zielguppen-orientiert aussehen.
Sanddorn
Es ist zum heulen.
Andreas
Ich seh, wie bei so vielem in der Gesellschaft, die Schere bei der Gestaltung (und letztendlich auch beim Fernsehprogramm) immer weiter auseinander gehen. Auf der einen Seite Kraut & Rüben, verzerrte Comic Sans, alles egal. Kommt bei allen gut an, die mit dem Inhalt so beschäftigt sind dass Sie die Form nicht mehr wahrnehmen können. Und die Alternative? Dermaßen verkopft, totdiskutiert und hochtrabend, dass sich die Mehrheit nur mit Abscheu abwenden kann. Und damit meine ich nicht diejenigen, die es nicht verstehen können, sondern diejenigen wie robertmichael, die beim Fernsehen, Einkaufen etc. abschalten wollen.
Und dazwischen? Nichts. Verständlich, welche Seite der Schere den meisten Zulauf hat.
espy
Grauenvoll. Allerunterste Schublade. Wenn die sich damit mal nicht selbst in den Fuß geschossen haben. Plus war angenehm gestaltet und hatte gute Sachen, Netto ist Häßlichkeit, Ramsch und Unordnung. Bin mir sicher, daß diese assoziationen recht weit verbreitet sind.
Schade um einen erstaunlich angenehmen Supermarkt.
Runa
By the way: Ist NETTO + PLUS nicht BRUTTO?
Supermark
@ Elias: Spannende Literatur kann ich nicht bieten, aber wirf doch mal einen Blick auf folgende Website: ALDI-Redesign … Dort wurde sich mit eben jener Frage beschäftigt:
Wenn billig heißt, dass man einen Salto Mortale durch die Sphären der Gestaltung machen darf, und auf alles scheißt, was einem dem Zugang zum Produkt vereinfacht, wie z.B. die Lesbarkeit, die ja meist durch eine kaputt gefilterte Schrift par excellence verhindert wird, dann ist die Frage schnell beantwortet. Die sogenannte Billigware, die in der Fachsprache als Handelsmarke geführt wird, ist doch jenseits der Verpackung meist ein sehr passables Produkt. Warum sollte dieses nicht angemessen verpackt werden?
Plus hat seine Handelsmarken ja halbwegs im Griff gehabt. Seien es die Pastaprodukte von LaCapaninna, oder die BioBio-Sparte. Ging doch. Im Gegensatz zum ALDI-Rotz liegen da ja Welten zwischen.
Komischerweise versinkt die Diskussion über die Gestaltung von Handelsmarken immer wieder in eine haltlose und rein formalästhetische Debatte, bei der auf einmal jeder Design-Experte ist, mit dem Fazit: »Klaro, Billigware muss Scheiße aussehen« oder »die schlechten Verpackungen sind doch voll kultig«. Hä? Wenn ich irgendwann Mal starkes Brillenglas vor den Äuglein habe und nicht mehr so agil bin wie heute, dann möchte ich mich nicht durch einen undefinierten Wust von Schrottverpackungen im Supermarkt kämpfen, über Paletten stolpern und durch Kartongassen schlendern. Da geht es doch nicht mehr um bloßes Packaging, sondern um Benutzerfeundlichkeit. Die soll wegfallen, weil billig billig sein muss?
Ich habe mich das letzte Mal geschämt, als ich bei Migros in Zürich war.
ksfmbs
mir ist letzte woche ein werbezettel ins haus geflattert, auf dem „Plus Marken-Discount“ steht. Das Plus-Logo ist jetzt rot-gelb und in das Netto Logo integriert. Echt furchtbar, schade um das schöne orange-blau. Hier wurden alle ehemaligen Plus Märkte in Netto umgestaltet (erkennt man an den orangenen Fensterrahmen von Plus) und nur ein Plus-Markt ist übrig geblieben.
Der neue Plus Marken-Discount Handzettel ist übrigens ebenso wenig liebevoll gestaltet wie der oben gezeigte…
unbekannt
Hallo,
also ich selbst arbeite bei Plus und alle Mitarbeiter sind total genervt von dieser Übernahme, weil alles was bei Plus schön war ( zb die Billiger Reagale und die Werbe Regale wird jetzt nach und nach zu nichte gemacht. Genau wie die Sachen BIOBIo die Plus hergestellt hat werden seit Tagen schon total umgestaltet da steht bei vielen schon Netto drauf und neues Aussehen.
Also BioBio und Blütezeit sowie paar Viva Vital Artikel hat Netto mit Übernommen