Ronald W. ist sauer auf uns Typografen
Im November letzten Jahres habe ich ihn (selbstverständlich scherzhaft) im Rahmen meiner Fontnäpfchen-Kolumne »Schriftverbrecher« genannt. Eben hat Ronald W. den Beitrag entdeckt und kommentiert: »Habt Ihr Vögel nichts anderes zu tun, als Euch über irgendeine Schrift aufzugeilen? An einem Werbeschild kann ich doch wohl mit der Schrift machen was ich will. Sucht Euch endlich Arbeit, vielleicht als Werbegrafiker, dann könnt Ihr auch mal sehen was man alles mit Schriften anstellen kann. Übrigens wurde es in Corel gemacht. Viel Spaß noch, Ihr Klugscheisser. Ronny.«
Eine Google-Suche führte mich dann zu Ronnys Firma Wisdesign, in Berlin-Neukölln. Zum Glück hat sie eine Website mit vielen schönen Beispielen ihrer Arbeit, und ich muss sagen: Da gibt es eine Menge zu entdecken, zum Beispiel Deppen-Apostrophe (Ossi´s Bistro), oder Deppen-Gänsefüßchen (Lecker-„Bäcker“), auch falsche Akzente und fehlende Bindestriche (Back und Stehcafè), darüber hinaus tolle Schatten- und Buchstabeneffekte. Dieses Corel will ich auch haben.
140 Kommentare
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<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
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Thomas
Hm, ist das nicht ein wenig unter dem Niveau des Fontblogs da jetzt nochmal nachzutreten?
thomas junold
gut, dass es kabellose tastaturen gibt. so kann ich auch weiterschreiben, wenn ich unter dem tisch liege vor lachen! danke jürgen!
andré
geil, jürgen. weiter so!
Jürgen Siebert
@Thomas: Mit dieser Gefahr muss ich leben.
Andererseits bringt der – öffentliche – Kommentar eine authentische Meinung in die Debatte über schlecht gemachte Beschriftungen in der Stadt. Hätte mir Ronny eine E-Mail geschrieben, wäre es keinen erneuten Beitrag Wert gewesen.
Dominik
Die Seite muss doch ein Scherz sein…
Jo
Uiuiui, da fühlt sich anscheinend jemand mächtig auf den Schlips getreten … Schließe mich Thomas’ Meinung (Kommentar #1) an.
René
Ich muss schon sagen, es ist wirklich einfach klasse geschrieben, da kann man sich das Lachen einfach nicht verkneifen :-)
Hubert
Mir ist es ebenfall’s völlig “egal”, was mit Schriften gémacht wird¡
Lars Krüger
Endlich wird hier aus allen Sprachrohren gefeuert! Einfach wunderbar, Jürgen!
Leon
Huch! Da habe ich mich nur ein paar Sekunden auf der Website dieser »Werbeagentur« umgeschaut und schon plagt mich ein leichtes Augenzucken. Ich gehe jetzt Schriften verzerren.
Markus Luigs
Willkommen in der realen Welt
Sven Gelhaus
Ach du Sch…!
Was für eine Internetseite, was für Referenzen! Traurig macht mich aber vor allem eins: dieser Mist »funktioniert« und wird tatsächlich bezahlt. Genug zu tun hatte Ronny auf jeden Fall, was eine Fahrt mit dem M41 vom Hermannplatz zum Bahnhof Köllnische Heide beweist. Darf sich heutzutage eigentlich jeder Grafiker und seine Räume Werbeagentur nennen?
thomas junold
@12: ja. das ist das problem an der sache.
Arthur
Enttäuschende Aktion. Ich dachte immer, dass der Fontblog von erwachsenen Menschen betrieben wird. Schade, dass ich heute eines besseren belehrt wurde.
Florian
Das sind genau die Läden, denen man aus Prinzip nicht traut. Eben wegen der Vergewaltigung der Schriften und Farben.
thomas junold
arthur: was erwachsene gestalter mit viel liebe und mühe aufbauen, indem sie ihre kunden davon überzeugen in gute gestaltung und damit in ihre eigene zukunft zu investieren, reissen solche »vögel« (zitat ende) mit dem arsch und anlauf wieder ein.
Clemens
Was ist denn Curry Pelle?
Iiieh, bah!
Arthur
Thomas Junold: Und das rechtfertigt nun die Bestrafung per Pranger, oder wie soll ich das verstehen?
Sven Gelhaus
Ich bin froh, dass dieses Thema ab und an einmal angesprochen wird. Während unzählige Menschen Tag ein und Tag aus an genau diesen gestalterischen »Verbrechen« vorbeigehen, damit leben und sich von ihnen sogar »ansprechen« lassen, zweifle ich jedes Mal am gesunden Menschenverstand und am öffentlichen Geschmack.
Erwachsen hin oder her – ich danke Jürgen Siebert.
thomas junold
pranger ist so ein hässliches wort. ;)
ich denke, er verträgt es mit der wahrheit, dass seine arbeit echt nicht besonders gut ist, konfrontiert zu werden. er wird sogar wissen, dass es anders besser und schöner geht, es ist ihm aber egal und DAS finde ich das schlimme daran. gestaltung ist eben nicht egal!
Bert
Hauptsache die Profis machen alles richtig, gelle?!
robertmichael
ja, es rechtfertigt den pranger. die art und weise wie ronald hier auftrumpft und zurückschießt ist einfach völlig übertrieben und dazu noch eine bodenlose frechheit. kritik seinerseits ist nicht erlaubt, weil wir keine ‚werbegrafiker‘ sind? ich glaube er hat gar nicht verstanden um was es im fontblog geht, ich glaube sogar er hat seinen gewählten beruf nicht verstanden. soviel unverständniss an schrift und betrug am kunden muss gerächtet werden.
Sven Gelhaus
@ Bert: Dass kann man nun wirklich nicht vergleichen.
Der gestalterische »Durchfall« ist das eine – was mich allerdings viel wütender macht, ist die Eigendarstellung von Ronald W. auf seiner Internetseite. Er schreibt von »Kreativität aus Erfahrung«, von »Werbeideen« und »erfolgreichen Projekten«. Wenn ich so etwas lese, weiß ich nicht, ob ich lachen oder einfach nur heulen soll. Jeder gute Gestalter lernt, probiert, experimentiert und arbeitet stets und ständig, um sich mit solchen Aussagen identifizieren zu können. Und andere missbrauchen diese Worte, um sich in ein Licht zu stellen, dass sie niemals erreichen werden. Wenn ich mich in Deutschland als Arzt ausgebe, ohne einen Doktor zu haben, mache ich mich strafbar.
Ich finde, ab und an fehlt uns einfach ein »Pranger«!
Martin
krass, daß selbst so ein erfahrener designer wie Jürgen Siebert immer wieder darauf reinfällt zu meinen, er wüßte, was richtig und was falsch ist. Auch wenn Sie sich sprachlich gewandter ausdrücken, haben Sie sich grade auf das gleiche Niveau herab begeben. Sie tun so, als ob sie was besseres machen. Wer weiß, am Ende benutzt jeder das Deppenapostroph, dann gehört es zum allgemeinen Sprachgebrauch und keiner beschwert sich. Design und Sprache lässt sich nicht vorschreiben. Jeder gestaltet mit. Komisch, daß sie damit so ein Problem haben, daß Sie sich darüber lustig machen.
Bert
@22: »bodenlose frechheit« … ? Hier wird die Arbeit eines, zugegeben nicht gerade mit Liebe zum Detail umgehenden, Gestalters durch den Dreck gezogen und dessen Reaktion wird nun als »bodenlose frechheit« bezeichnet? Ich würd’ eher sagen: Kommt mal runter von euerem hohen Ross! Wie ich bereits im Beitrag #21 schreib; auch die Profis bauen Bockmist!
Yanone
Ronald W. und die »Typografen« leben und arbeiten in zwei völlig unterschiedlichen Welten, in denen keiner dem anderen je einen Job wegnehmen wird. Ich versteh das Gezanke nicht. Du hast aber zuerst mit dem Sand geworfen!
Besides, wer möchte schon in einer Stadt leben, in der Bäcker, Vollreinigungen, Fahrschulen, Bistros und Dönerbuden von studierten Gestaltern gestaltet werden? Ich nicht. Ronnys Arbeit mag im Detail nicht korrekt ausgeführt sein, aber sie trägt zu einem heterogenen Stadtbild bei, das ich nicht missen möchte.
Bert
@24: Jürgen Siebert ist kein Designer. Vor geraumer Zeit war die Mikrotypografie seiner Beiträgen im Fontblog auch nicht gerade vorbildlich. Gut, kein Vergleich zu den Arbeiten von Ronald W. … aber sollte man stets erst einmal vor seiner Tür kehren bevor man sich über Andere lustig macht.
Edit: Danke, Yanone. Vollste Zustimmung! : )
robertmichael
bert, wenn hier jemand als ‚vögel‘ und ‚klugscheisser‘ beschimpft wird, nur weil er seine meinung über ein werbeschild äußert, finde ich das schon eine ziemliche frechheit. das beipspiel was du aufzählst hat nichts mit vergewaltigung von schrift zu tun. meinungsfreiheit sollte für beide seiten gelten aber bitte ohne beleidigungen.
ich bin mit sicherheit nicht für die abschaffung von ‚bild-zeitungs-typografie‘ oder für ein heterogenes, durchdesigntes stadtbild. ich bin auch kein verfechter des dudens, wer mich näher kennt weiss das. allerdings finde ich es als betrug am kunden wenn jemand sein handwerk nicht beherrscht und sich als agentur mit kreativen werbeideen verkauft.
Heiner
Ah, der ist an diesen typografischen Massakern Schuld, von denen ich bei einem Gang durch Berlin immer Augenmigräne kriege…
Das „Deppen-Apostroph“ in „Ossi`s Bistro“ ist ja noch nichtmal ein „Schreibmaschinen-Apostroph“, sondern ein accent grave – die Deppen-Version des Deppen-Apostrophs sozusagen. Ich habe mich schon immer gefragt, warum Tastaturen ein Gravis auf einem Leerzeichen produzieren – das ist immer falsch.
Sven Gelhaus
Ich kann die Argumente mancher Kommentatoren hier einfach nicht verstehen. Da macht sich ein Typograf an die aufwendige Arbeit und entwickelt eine Schrift [siehe Die 100 Besten Schriften], welche später völlig verschandelt wird, und hier wird so getan, als handle es sich dabei um kreative Freiheit, die einem heterogenen Stadtbild dient.
@robertmichael: Danke!
Heiner
@robertmichael
Das weiß jeder nach Lektüre der fünf Rechtschreibfehler in diesem Satz. ;-)
Christian
Das Wort „Betrug“ würde ich nur gelten lassen, wenn das Preis-Leistungsverhältnis nicht passt und bei Vertragsabschluss etwas versprochen wird, was der Kunde nicht bekommt. Da er jedoch seine „Referenzen“ öffentlich macht, ist schonmal davon auszugehen, dass seine Kunden wissen, welche Qualität sie von Ronnie zu erwarten haben.
gorillakhan
Ich schließe mich im Grundtenor Yanone (#26) und in Teilen Bert an: »Gutes« und »schlechtes« Design gehören zu einem lebendigen Stadtbild. Was letztlich »gut/schlecht« ist, liegt dabei freilich im Auge des Betrachters.
Klar, gehört der Deppen-Apostroph mittlerweile zum allgemeinen Sprachgebrauch, doch abgebildet ist ein Accent – und der ist nunmal immer noch falsch. Dass viele mittlerweile so schreiben bzw. beschildern, macht die Sache nicht unbedingt richtig (oder besser).
Ich persönlich finde, dass einige der ausgestellten Arbeitsbeispiele durchaus einen Trend abzeichnen, dass sich Herr W. in die »richtige« Richtung entwickelt und Potential zu mehr hat. Was ihm leider aktuell noch fehlt, ist eine gesunde Art, mit Kritik umzugehen; gerade dann, wenn sie von … öhm … ich sag mal: Branchen-Kollegen kommt. Dass bereits die Kritik schon etwas überspitzt daherkam (und Jürgen jetzt noch etwas »nachlegen« musste), war vielleicht nicht die feine Art – aber für einen Blog dennoch ganz in Ordnung. Da hab’ ich schon wesentlich Schlimmeres gelesen.
Vorschlag zur gütlichen Einigung: fontblog spendiert Herrn W. eine (gebrauchte) Version der »Detailtypo« oder wahlweise Spiekermanns »ÜberSchrift« und Herr W. übermittelt mal eine aktuelle Arbeit, wo er das Gelesene umgesetzt hat.
Edit: Da waren wohl einige schneller als ich. ;) Aber das kommt dabei raus, wenn man a) versucht, zu überlegen, was man da schreibt und b) auch noch einmal Korrektur liest. ;)
Yanone
Ich sage: Ihr sollt euch dann aufregen, wenn so eine 100-Beste-Schrift für die neue Berlinale- oder WM-Kampagne verschandelt wird, nicht beim Bistro.
Außerdem glaube ich, dass das mit dem Verschandeln keiner von euch so gut hinbekommt wie Ronny.
Bert
Es ist die Art und Weise wie sich hier im Fontbloh über ein Werbeschild geäußert wird/wurde. Ronald W. wurde auf eine peniblen Art durch den Kakao gezogen — das rechtfertig meiner Meinung nach seinen Kommentar in aller Schärfe!
robertmichael
was hat der preis mit guter ordentlicher gestaltung zu tun? ist billig = verzerrte typografie? ich würde einfach sagen er nutzt die unwissenheit der kunden aus, bzw. deren fehlenden geschmack für gestaltung. sicherlich nicht mit absicht, denn wenn er es besser wüsste, würde er sicherlich keine schriften verzerren etc. ich denke ronnie hat einfach selbst kein verständniss für typografie und gestaltung. generell nicht schlimmes, leider hat er nur den falschen beruf gewählt. ich repariere ja auch keine autos, nur weil ich einen schraubendreher in der hand halten kann.
robertmichael
@35, was erwartest du in einem forum indem es um typografie geht? 90 % der besucher die hier schreiben verdienen ihr geld mit schriften und typografie. ist doch klar das die das nicht so toll finden was ronnie da fabriziert.
im übrigen glaube ich nicht das sich die kunden von mir und ronnie großartig unterscheiden. es ist nur aufklärung an der richtigen stelle nötig.
Christian
Der Vergleich hinkt. Ronnie’s Kunden bekommen am Ende Werbeschilder. Ob die hübsch aussehen und/oder fachlich ok sind, interessiert erstmal nicht. Wenn Du aber als Laie im Auftrag Autos reparierst und Deine Kunden durch unsachgemäßes Vorgehen zu Schaden kommen: das ist eine ganz andere Nummer.
„Billig“ kann in dem Fall vieles heißen: Schlechte Ausbildung, fachliches Desinteresse, akuter Zeitmangel, lausige Software, …
Wolfgang
1. Lasst Corel aus dem Spiel!
2. Peinlicher Beitrag.
robertmichael
der schaden bei einem werbeschild ist natürlich nicht so immens wie bei einem selbst reparierten auto, das war mit absicht polemisch gemeint. aber auch ein schild kann einen schaden anrichten. a) es wird nicht gelesen bzw. kann nicht gelesen werden b) es verleiht dem unternehmen einen charakter den es ggf. nicht verdient.
da sind wir wieder bei sieht billig aus. ich würde, hätte ich die wahl, nicht zum ‚bäcker lecker‘ gehen, weil ich denke das er mit der gleichen art und weise wie er seinen beschrifter auswählt auch seine restlichen lieferanten wählt. also auch den anbieter mit dem billigsten mehl etc.
lausige software ist quatsch. auch in billiger software (ronnie arbeitet in corel) kann man ordentliche gestaltung abliefern. man muss es nur können und wollen.
Heiner
@Christian, spätestens die Bilder „Bäcker "lecker "“ und „Back & Stehcafè“ zeigen, dass Herr W., was Rechtschreibung oder auch nur die Nutzung der Leertaste angeht, ein „Fachwissen“ hat, das weit unterhalb der Allgemeinbildung liegt. Das Anbieten entsprechender Dienste ist daher schlichtweg eine Unverschämtheit, anders kann man’s nicht ausdrücken – und bei dem streitbaren Thema Gestaltung sind wir da noch nicht einmal.
martin
Unterm Strich ist es nicht mehr als ein trauriges Beispiel für Berufsstand- und wohl auch Klassendistinktion was hier von Siebert vorgegeben wurde.
Dazu Bordieu, aus „„Die feinen Unterschiede„:
”Wie jede Geschmacksäußerung eint und trennt die ästhetische Einstellung gleichermaßen. Als Produkt einer bestimmten Klasse von Existenzbedingungen eint sie all jene, die aus den selben Bedingungen hervorgegangen sind, unterscheidet sich aber zugleich von allen anderen vermittels dessen, was sie wesentlich besitzen. Der Geschmack ist die Grundlagen alles dessen, was man hat – Personen und Sachen – wie dessen, was man für die anderen ist, dessen, womit man sich selbst einordnet und von anderen eingeordnet wird.”
Bert
Bin gespannt ob sich Herr Siebert der Diskussion abermals entzieht.
NOODLEZ
Wo Licht ist muß auch Schatten sein…
Ach kann Typografie lustig sein ;)
Sven Gelhaus
Fakt ist doch, dass die Selbstdarstellung auf seiner Internetseite und seine Referenzen nicht zusammen gehören! Ästhetische Einstellung und Geschmack hin oder her – falsch bleibt falsch. In einem Forum zum Thema Typografie darf – nein muss sogar – so etwas Erwähnung finden dürfen. Jeder, der damit ein Problem hat, sollte den Beitrag überspringen. Mich jedenfalls stinkt die Flut von unüberlegten, katastrophal gestalteten und voller Fehler strotzenden Werbeschildern an. Und ich mag den Duden genau so gern wie »Detailtypografie«!
Johannes
Dankeschön! Lachte Tränen! ♥
Sven Gelhaus
@Yanone
Im November fanden Sie in diesem Schild noch ein typografisches Verbrechen, heute hat das alles seine Berechtigung. Das verstehe ich nicht!
Jürgen Siebert
Kommunikation im öffentlichen Raum ist zuallererst das: öffentlich. Wer Schilder gewerblich anfertigt und aufhängt, wer Flugblätter verteilt oder Zeitschriften herausgibt muss sich gefallen lassen, dass er auf sein Tun angesprochen wird – meist ist dies sogar erwünscht (Werbung, Eitelkeit, Anerkennung, …). Die einen widmen sich den Inhalten solcher Werke, wir Gestalter widmen uns der Form. Und wenn diese Kommunikationsarbeit schlecht gemacht ist, darf sie kritisiert werden. Auch Fontblog darf das. Über die Form lässt sich streiten, ich habe mich für die spöttische Satire entschieden, oder wie Bert schreibt »durch den Kakao ziehen«. Halte ich für die harmloseste Form der Kritik. Ronny wird das verkraften, er hat die Fontblog-Leser auch nicht mit Samthandschuhen angefasst (»Vögel«, »Klugscheißer«).
franz
@ Sven Gelhaus > lol ! > „Und ich mag den Duden genau so gern wie »Detailtypografie«!“ > ACHTUNG – STILLGESTANDEN – JEDER BUCHSTABE AN SEINEN ORT! UND ZACK ZACK – ALLE IN REIH & GLIED – HIER IST EIN TYPOBLOG – UND KEIN KINDERGARTEN!
… und warum es ein unterschied ist, man wenn es um typo geht etwas als ein „typografisches verbrechen“ ansieht, jedoch wenn es um bashen von laien geht, bzw. wie sich unsere arbeit als profies, vor einem gesamtgesellschaftlichen, oder auch nur stadtbild versteht – darüber denken wie jetzt alle nochmal nach.
ich finde das bordieu zitat (42) hat die diskussion hier sehr sehr gut charakterisiert! gute nacht ihr typographen.
ConnyLo
So ist das mit dem Handwerk: »was nicht passend ist, wird passend gemacht«! »Eine eingenagelte Schraube hält besser als ein eingeschraubter Nagel.« usw.
Das oben gezeigte Ergebnis der Bemühungen dokumentiert ein anderes Gefühl zu Schrift und Information und dem gewünschtem Ergebnis »Schild machen«.
Höhere Ziele wie Ästhetik, emotionale Aussage einer Schrift, Beachtung typografischer Regeln passen in unser Denkschema, aber wirken wie überflüssiges Beiwerk für grobe Charaktere.
Jürgen Siebert
Das Bourdieu-Zitat bezieht sich auf Geschmacksfragen und hilft bei dieser Diskussion nicht viel weiter, weil es zu hoch greift. Unser Themen sind viel bodenständiger: Handwerk und Technik … und der Respekt davor.
Die zitierten Schilder sind für die meisten Auftraggeber keine guten Visitenkarte, weil die schlampige grafische Gestaltung das beauftragende Handwerk (den Grill, den Bäcker) in ein schlechtes Licht rücken. Dass dabei bisweilen zusammenpasst was zusammen gehört mag seinen Charme haben, ist aber weitgehend zufällig bzw. beliebig und ungewollt.
franz
lieber jürgen – das halte ich wirklich für etwas spitzfindig. geschmack bzw.
„ästhetische einstellung“ stellt sich wie bourdieu gut beschreibt über distinktionen her die oftmals einem klassen(un)bewusstsein entspringen. und wie der orginal-poster (42) auch richtig ergänzt hatte: über berufsidentitäten oder wie du schreibst „bodenständiges handwerk“. genau dieses hast also du hier betrieben. und zwar in reinform.
auch deiner weiteren ausführung muss man widersprechen: auch unser sehen und unsere beurteilung was gut und was schlecht ist unterliegt diesen bedingtheiten. das schlechte licht von dem du sprichst sehen halt nicht alle. so einfach ist das. und deswegen ist dieses auch nur ein fontblog. und sobald es etwas gesellschaftskritischer wird eben etwas platt. in diesem sinne hast du also wieder recht: es greift zu hoch ; )
jetzt aber wirklich gute nacht ihr typographen!
titi
Dann gibt es eben zwei oder mehr Auslegungen von „Handwerk“ und „Technik“: Die hier im fontblog vertretene ist eine andere als die der „Fahrschule Edelweiss“. Soweit nichts neues, die Straßen sind voll von unterschiedlichen Auslegungen. Distinktionsmerkmal trifft es schon ganz gut. Als ich-nenne-es-mal „akademischer Gestalter“ möchte ich auch nicht mit Deppenapostrophen in einen Topf geworfen werden und mich abgesetzt wissen…
Was ich noch in die Runde werfen möchte: Wenn so ein Laden mit unanständigem Apostroph oder eine Fahrschule mit verzerrter Schrift über Jahre hin weg besteht (und vielleicht ja länger als eine schicke Start-Up-Typo-Schmiede in einem Prenzlauer Hinterhof?), wenn also (Neu-) Kunden zu diesem Bäcker gehen oder jenen Imbiss frequentieren, angelockt durch die Bezeichnung auf der Markise oder dem Fenster… Hat dann der Grafiker sein Ziel nicht erreicht? Dem Auftraggeber zu helfen, sich darzustellen und damit Geld zu verdienen?
Leben und leben lassen…
Simoniak
Hier gehts aber mal richtig gut zur Sache! Amüsant! Konflikte wollen ja auch richtig angegangen werden. Die Psychologen raten dazu ja mitlerweile dazu. Gut das der Herr Siebert sich Luft macht! »Vögel« und »Klugscheißer« sollte man auch nicht auf sich sitzenlassen! http://www.zeit.de/zeit-wissen/2011/03/Streiten
tjark
Unterm Strich ein Zeichen des kulturellen Umgangs mit einem Kommunikationsmedium. Diese Diskussion führen Literaturwissenschaftler ebenso, wie Schneider meinetwegen.
Neukölln wird dadurch weder besser noch schlechter, sondern höchstens noch interessanter:
http://rottenrails.wordpress.com/zeichen-in-der-stadt/
// rr
Thomas
Solche Gestalter wie Ronny sind wichtig für die Heterogenität. Manches muss eben schlecht und billig aussehen.
Eine Dönermann mit einer durchgestylten und fehlerfreien Speisekarte käme mir befremdlich. Genauso wie mir ein typografische richtiges und farbliches dezentes Baumarktprospekt mir zu teuer vor käme.
Yanone
@tjark: Lustig.
@Sven Gelhaus: Jetzt war ich kurz erschrocken.
robertmichael
soweit ist es schon? arm.
ich weiss zwar was du sagen willst, aber vielleicht kommt es auf das gesunde mittelmaß an? also dönnerladen mit rotgelber schaufensterbeschriftung = gern. verzerrte schriftart muss aber nicht unbedingt sein.
Oliver
Beine hoch, Niveau kommt tief… (von beiden Seiten)
»Manches muss eben schlecht und billig aussehen.«
Ein sehr interessantes Thema. Darüber würde ich gerne einmal ein Artikel lesen. Ich habe mich schon oft gefragt, warum die Billigschokolade auch immer so aussehen muss…
Kai Sander
Ich bin froh, dass es solche Grafiker/Designer/Typografen gibt, denn auch ich betreue eine Fahrschule (die von meinem Papi); schließlich ist das die Konkurrenz.


Noch ein verspätestes Osterei:
gorillakhan
Puh, ganz schön viel Text am frühen Morgen.
Was mir gerade an der »Diskussion« (ich nenne es mal noch so) auffällt, ist dass einigen Kommentatoren wohl der Bezug zwischen Werbung und beworbenem Produkt/beworbener Dienstleistung fehlt. Selbstverständlich ist es ein Unterschied, ob ich mit hochwertigem Design für mein Produkt werbe oder mit eher dilletantisch ausgeführter Beschilderung! Wie ich meinen Laden oder meine Werbemittel gestalte oder gestalten lasse, soll ja Ausdruck darüber geben, wie hochwertig mein Produkt bzw. Meine Dienstleistung ist. Aktuell lösen falsche Accents und Satzzeichen eher ein Schmunzeln aus — manchmal tut der Blick an die heimischen Schaufenster dann doch schon weh. Kaufen würde ich in solchen Läden letztlich nur dann, wenn äußere Umstände oder eigene Bequemlichkeit nichts anderes zuließen. Denn die orthographischen wie auch handwerklichen Fehler können nur zu einem von zwei Schlüssen führen: entweder man weiß es nicht besser oder es ist dem Ladenbesitzer/Gestalter egal. Ersteres muss ich zähneknirschend tolerieren, kann aber dagegen vorgehen: »Gnä Frau, es ihre Soße schreibt sich Bolonaise, korrekt ist Bolognese« (Das war leider ein Beispiel aus der Realität. Der Dame war es überaus peinlich.) Letzteres lässt nur einen Schluss zu: Qualität ist diesen Menschen ziemlich egal. Und dass gilt auch für Bäcker, Grills und Fahrschulen …
Herrn W. scheint es ja offensichtlich nicht egal zu sein, sonst wäre die Reaktion anders ausgefallen. Dieser Umstand lässt mich hoffen.
gorillakhan
Mit »Letzteres« meinte ich natürlich Möglichkeit 2 »es ist ihnen egal«. Nur, damit hier keine Missverständnisse auftreten.
Eins noch: Mein Lieblingsfleischer wirbt mit Versalien aus der Gotham und dezentem Steingrau. Es geht also auch anders. ;)
pees
Eigentlich ist es doch genau das richtige was er gemacht hat. Durch den Artikel hier bekommt er noch mehr Aufmerksamkeit … kostenlose Werbung quasi. Und der Markt ist nicht gerade klein (wie man ja auch auf der Website von ihm sieht) den er da bedient.
Ist halt eine Frage der Positionierung z.B. der „Dönerbuden“ wie sie sich nach außen präsentieren. Da nunmal gewisse gestalterische Lösungen (Verzerrte Schriften, falsche Anführungszeichen, ziemlich krasse Kontraste …) weitläufig bekannt sind, greift man das natürlich als Dönerbudenbesitzer auf und will eine ähnliche Wirkung beim Konsumenten erzielen … billig.
Wäre aber sicherlich mal spannend eine Dönerbude höchstprofessionell und teuer beim Konsumenten wirken zu lassen. Wird wohl schief gehen. Es sei denn er hat wirklich etwas besonderes zu bieten.
Johannes
unsere arbeit als profies
Jungs, zum Glück könnt Ihr es ja besser, Ihr »profies«!
CB
hallelujah, zumindest auf einige Reflexe ist Verlass. :)
Wenn man auf einem Stehempfang darauf aufmerksam gemacht wird, dass der Morgenmantel als Kleidung nur mäßig akzeptabel ist und dann beleidigt antiakademisch wird, bleibt einem doch nur das Buffet oder ein dramatischer Abgang.
Souverän geht anders.
Anderer Jürgen
In meinen Augen ist eine Selbstverständlichkeit das ein Blog, der sich mit Typografie beschäftigt, auch auf die dunkle Seite der Macht eingeht. Wolckenkuckucksheime sind schön, eine Beschäftigung mit dem grauen Alltag unserer design-unbelasteten Mitmenschen ist in meinen Augen aber bitter nötig.
Herr Ronald W. wirds und muss das aushalten – es ist traurig genug das es außer ihm und „uns“ sowieso keinen interessiert, am allerwenigsten die Menschen, die Ronald W. für seine Schilder bezahlen.
Aber immerhin ist eine Diskussion über diesen Zweig der zeitgenössischen Typografie ein erster Schritt, dieses Thema auch Laien näher zu bringen.
PS: in meinem Viertel gibt es noch zahlreiche Original Ladenbeschriftungen (Glasmalereien a la „Fleisch + Wurst“ u.Ä.) aus den Jahren 1920-1950 – obwohl die Schriftenmaler, die diese Werbeschilder erstellt haben, sich wohl auch nur als „Handwerker“ verstanden haben, sind deren typografische Werke in keinster Weise mit den heute üblichen Forex-Corel-Arien zu vergleichen. Ich denke, man kann, anhand der Zeugnisse früherer Außenwerbung, schon einen deutlich sichtbaren Verfall an Qualitätsempfinden bei den Auftraggebern und einem erheblichen Kompetenzverlust bei den „Schriftenmalern“ feststellen. Ich finde es gut und richtig das bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu thematisieren.
Bert
@robertmichael: Ihnen ist ein Apostroph entgangen … : )
Kathi
Die Diskusion hier ist ja wirklich klasse. Wie pees (#63) schon sagte, es ist eine Frage der Positionierung. Und scheinbar klappt das Konzept ja, mehr oder weniger. Auch wenn es aus Sicht eines Designers / Gestalters sehr trauig ist, wenn er solche Sachen sehen muss. Andererseits, was will man erwarten, wenn der Kunde keine Idee zu seinen Laden hat, es auffällig haben will und dafür fast nichts bezahlen möchte? Bei solchen Voraussetzungen kann man ja schon nicht viel erwarten oder? Ich glaub dazu kommt auch nocht, das die Kunde die spätere (nennen wir es mal) Werbung selber machen wollen, weil man ja mit Word oder ähnlichem umgehen kann. Ich glaub solche komichen Schriftenfehlgriffe werden noch so lange funktionieren, bis die Kunden auch bereit wären etwas Geld für ihr Äußeres (Laden) in die Hand zunehmen um etwas ordentliches und einheitlichen zu schaffen. Und bis zu dieser Erkenntnis wird es wohl noch ein paar Jahre dauern…
Anderer Jürgen
Puh, die „Positionierung“ alleine mag ich nicht als Ausrede gelten lassen. Schließlich positioniert der Ladenbesitzer ja nicht nur sich, sondern auch seine Nachbarschaft. Und so ein auf die Wand gespaxtes, signalfarbenes Schriftenungetüm auf Plastikplatte zieht leider oft genug einen ganzen Straßenzug nach „unten“. Wenn man einer „normalen“ städtischen Kreuzung ein prekäres Erscheinungsbild verleihen will, ist das genau das richtige.
Die Leute die sowas verkaufen oder in Auftrag geben, sollten sich immer auch fragen, ob sie auch gegenüber eines solchen Ladens wohnen wollen, ob sie sowas Tag für Tag vor Augen haben wollen.
thomas junold
welch hohe kunst plakat- und schildermalerei sein kann, mag der geneigte betrachter beim betrachten der »bello« von underware nachvollziehen, welche von der grandiosen arbeit indischer schildermaler inspiriert ist. (wenn ich das recht erinnere)
http://www.underware.nl/blog/2003/11/manish-kumar-indian-sign-painter/
hier gehts um liebe für die sache, die man macht. wer keine liebe spürt bei dem, was er macht, sollte etwas anderes probieren.
Stefan
Ich sage nur: meiré und meiré.
Timo
Ich glaube ja noch fest an die Hölle, oder zumindest an die Typohölle in der all die typografischen Sünder landen werden. Diese ist voll mit gequetschter und gestauchter oder sonstwie verbrecherisch maltretierter Typografie und die Sünder haben keine andere Wahl denn gute Typografie gibt’s in dieser Hölle nicht. Nicht im öffentlichen Raum, nicht auf Straßenschildern, nicht in Büchern, Zeitschriften, Bedienungsanleitung, Preisschildern Betriebssystemen, Handys, noch nicht einmal die eigene Hand kann ordentliche Staben zu Papier bringen…
Andreas
Die Beispiele sind keine typografischen Wunderleistungen, soweit d’accord.
Umgeben von anderen schreienden Schildern mag es sich der Fahrschulbesitzer oder der leckere Bäcker vielleicht nicht erlauben können, mit einem wohlgesetzten Schild zuwenig Aufmerksamkeit zu generieren. Also schreit er lieber mit oder er läßt mitschreien. Vornehme Zurückhaltung wäre hier – aus Sicht des Kunden – fehl am Platze.
Keine Frage: Besser geht immer, aber mit einer pragmatischen Sichtweise, die hier gelegentlich auch schon angesprochen wurde, kommt man der Lebenswirklichkeit wohl deutlich näher als mit Zitaten von Bourdieu.
thomas junold
stefan: meiré und meré: wenn er seine zeilen und wörter verzerrt und das ist es, was du angesprochen hattest, bevor du deinen post geändert hast, ist es in der tat etwas anderes. also JA, es ist absichtliche »künstlerisch« gewollte veränderung der schriftkontur. wenn du dir die entsprechenden seiten genauer anschaust, wirst du sehen, dass sie trotzdem von jemandem gemacht worden sind, der weiss, was er macht.
das problem an dieser diskussion sind aber glaube ich eher die standpunkte: die typografen hier verstehen nicht, wie man sehenden auges elementarste dinge der gestaltung so missachten kann und sind irritiert darüber, dass man damit geld verdienen kann.
den produzenten/dienstleister dieser schilder und beschriftungen hingegen ist es wirklich egal, wie es aussieht. für sie zählt die geleistete arbeit, das verdiente geld.
die wirklichen verlierer bei der sache sind eigentlich die besitzer dieser läden auf deren schultern diese diskussion abgeladen wird. deren meinung wurde ja noch nicht gehört. das es anders geht, wurde zwar erwähnt, aber es fehlen ein wenig die, hmm, aufgabenstellungen, die ausgegeben wurden.
ich denke nicht, dass sie zwei oben genannten parteien sich jemals einigen werden.
Jürgen Siebert
Genaus so hätte ich es auch gesagt bzw. geschrieben, wenn ich mich nicht für das provokantere Durch-den-Kakao-ziehen entschieden hätte. Danke, thomas.
Anderer Jürgen
@thomas junold: ich denke nicht das die Typographen Fraktion hier Herrn Ronald W. persönlich ankreidet, wie er seinen Lebensunterhalt verdient. Im Kern geht es doch tatsächlich um seine Kunden, nicht seine Produkte. Die wahrlich traurige Tatsache ist doch das diese Art der Außenwerbung und die damit verbundene Qualität der Typografie ihren Absatz findet – die Menschen wollen das, bzw. verspüren bzgl. offenkundiger gestalterischer und orthografischer Fehlgriffe keinerlei Leidensdruck – vermutlich ganz im Gegenteil. Ich kann mir vorstellen das der Herr Edelweiss seine Fahrschule mit Stolz betrachtet und sich über das visuelle Feuerwerk ehrlich freut.
Freilich bewegt man sich auf dünnem Eis wenn man nun dem Herrn Edelweiss vorschreiben will was er gefälligst „schön“ zu finden hat, aber zumindest beweinen darf man den „Geschmack“ seiner Mitmenschen schon ab und zu…
thomas junold
anderer jürgen: und genau das ist die aufgabe eines grafikdesigners. vorschläge zu machen, wie ein bestmöglichstes und noch ästhetisches ergebnis zu erzielen ist. ronald w. belässt es bei ersterem ohne zweites in betracht zu ziehen. und genau hier sehe ich das problem seiner arbeit.
wer sich freiwillig zum reinen erfüllungsgehilfen degradieren lässt …
Christian
Gewissensfrage an die ehrbaren Typografen unter Euch: Würde von Euch jemand mehr als 5 Euro für einen Döner ausgeben? Eben. Der Markt entscheidet welchen Schildermacher sich der Dönermeister leisten kann. Damit fallt Ihr für diesen Job (mehr ist es nicht) schonmal aus. Punkt.
Anderer Jürgen
@Th. Junold.
freilich, vollkommen richtig. Normalerweise sollte man sich ja darauf verlassen können, das gewissen Dinge vom Markt geregelt werden, schlechte Leistung irgendwann nicht mehr nachgefragt wird und schließlich von alleine verschwindet.
Im konkreten Fall aber funktioniert das nicht, da die Maßstäbe, die professionelle Gestalter an solcherlei Produkte anlegen, nicht (mehr?) allgemein gültig sind. Das Ergebnis ist, das W.s Produkte für seine Kunden eben keine „schlechte“ Leistung darstellen, sondern die für sie genau „richtige“.
Ich möchte keine Mücken zu Elefanten aufblasen, aber mir scheint das hier ein sehr schönes Beispiel zu sein, dass die Spaltung der Gesellschaft nicht nur wegen monetär/finanzieller Unterschiede große Auswirkungen auf unseren Alltag hat.
thomas junold
christian: leider der fehler, den viele machen. die geschäftsaustattung gehört zum businessplan. wer denkt, dass ein dönermann einen solchen nicht braucht, irrt. er ernährt sich und sicher auch seine familie mit dem geschäft. die kosten für eine erstellung eines logos sind gar nicht mal so riesig. von unterschiedlichsten bezahlemodellen mal abgesehen. und mal ehrlich: eine dönerbude mal so richtig nett aufbauen kann doch eine sehr geile sache sein für einen grafiker. schon alleine aus dem grund, weil wir immer verzweifeln, dass das kaum einer macht.
der döner wird anschliessend sicher keine 5 € kosten. ;)
Achim B.
@heiner (29): genau das dachte ich auch. jetzt weiß ich endlich, wen ich hassen darf.
@jürgen siebert (48): genau so ist es. deswegen denke ich schon lange, dass es zumindest eine rechtschreibpolizei für öffentlich angebrachte schilder geben müsste. auf die gestaltungspolizei können wir ja erstmal noch verzichten.
Sven Winterstein
Dass das Ganze hier überhaupt ein Thema ist, wundert mich, denn Typo-Trash ist doch allgegenwärtig. Otto und Frieda Normalwurst nehmen Gestaltung und Typografie eben nicht ernst, jedenfalls nicht ernster als »Fliesen legen«, weil Ihnen die Wahrnehmung dafür fehlt. Wie wird sich der Ladenbesitzer mit dem üblen Schild wohl daheim einrichten? Innenarchitekten und Möbeldesigner würden vielleicht weinen. Kultur kann man den Leuten halt nicht einprügeln … Ist schon okay, wenn Jürgen Siebert ab und zu auf Müll aufmerksam macht, aber jetzt muss ich mir unbedingt was positives angucken.
Anderer Jürgen
@ Christian: Ich denke nicht das Budget-Argument hier zieht. Das klitze-kleine Basis Grundwissen, dass die allerschlimmsten Fehler und Sünden bei der Schriftgestaltung im öffentlichen Raum verhindern könnte, würde die Leistungen W.s sicher nicht merklich teurer machen. Ein Schildermacher muss kein CD erstellen können, er muss keine Logos zeichnen können – er muss „nur“ Schrift setzen. Das sollte einfach drin sein, insbesondere da dieses Schriftsetzen ja einen nicht wegzuleugnenden Teil seiner Arbeit ausmacht.
Christian
@thomas junold
Ein CI für ’ne Dönerbude wäre sicherlich mal eine interessante Aufgabe. Es stellt sich die Frage für welche Zielgruppe, und die Frage nach der Positionierung. Die breite Masse wird immer noch zum billigen Döner anner Ecke laufen, dessen bin ich mir sicher.
@Anderer Jürgen
Es stimmt was Du sagst, elementarste Dinge sollte man von einem „Profi“ erwarten dürfen, und wenn er nur Beschriftungen macht. Andererseits: wenn sich der Kunde nicht beschwert, seine Rechnung bezahlt … wie soll es da besser werden? Kammer- und/oder Ausbildungszwang für die sog. „Grafischen Berufe“?
Vroni
Stichwort „Dinge, die der Markt regelt“:
Ein Designer/Typograf mit nur halbwegs Anspruch sollte sich von solchen Kunden auch bewusst fernhalten und sie ohne Gezeter dem guten Ronny überlassen. Herrliches Fundstück und Tipp im Netz: „Beware the amateur client!“
http://www.atissuejournal.com/wp-content/uploads/2011/04/bewareamateur.jpg
Auszug: „To them creative services are like fast food… […] they are impulsive and disorganized and their chaos readily infiltrates your interactions…“
Marktwirtschaftlich betrachtet: Warum sich mit soviel verbalen Aufwand gegen amateur Anbieter distinguieren, die sich an amateur clients richten?
Sensibel-ästhetisch betrachtet: tut weh.
Klar.
Marcus
Seien wir doch dankbar für solche „Dienstleister“, worüber würden wir sonst noch so vortrefflich streiten können?
Ist schön zu sehen, wie hier gestalterisches Herzblut auf gestalterische Belanglosigkeit trifft.
robertmichael
@ christian, woher soll das der kunde wissen? etwas aufklärung nud beratung gehört auch zum beruf eines schildermachers. vorausgesetzt er weiss es natürlich selbst.
und wer jetzt was schönes sehen will, schaut sich blog und webseite von sven winterstein an. (nr. 82) lovely! würde mich mal interesssieren ob diese art der gestaltung auch bei einem dönerladen funktionieren würde.
robertmichael
@ vroni, genau das ist der punkt warum unsere branche als hochnäsig etc. beschimpft wird.
bei mir muss ein dönerkunde nicht draussen bleiben, bei mir bekommt er auch eine gute gestaltung ohne verzerrte schriften zu einem preis der den dönerpreis nicht in die höhe treibt.
Christian
Mal ’ne ganz andere Frage an den typografisch anspruchsvollen Fontblog-Betreiber: Wieso sind denn nicht wenigstens hier die einleitenden Anführungszeichen standardmäßig „unten“, wie es sich in der deutschen Schreibweise gehört? Rein technisch sollte das doch mit vertretbarem Aufwand machbar sein. Absicht ist es sicher nicht. Der evtl. Einwand, die Position „oben“ (ja es geht – aber für den User nur mit HTML) sei inzwischen Usus, auch im deutschsprachigen Netz, kann gerade in einem Typografie-Blog kein Argument sein.
Vroni
@ robertundmichael
Auf diesen Einwand kann man warten :-)
Bitte nicht Branche und Typen (im Sinne von Typologie) durcheinander hauen.
Dönerbetreiber müssen nicht zwingend Amateurkunden sein. Habe hingegen schon welche aus dem Marketingleiter-„Milljöh“ erlebt. :(
Das hat also mit hochnäsig nichts zu tun.
Es hat damit zu tun, im Vorfeld (!) potenzielle Auftraggeber zu qualifizieren.
Nix gegen Döner und Fahrschulen. Sollte sich so ein Auftraggeber im Erstgespräch als verständig erweisen (im Sinne von, dass er was Ordentliches will und kein Glump und das auch signalisiert), und dem Designer fachlich vertrauen, sollte er welcome sein.
liqui.do
Hallo Jungs,
was machen hier denn die ganzen Bundesliga-Trainer, -Spielerinnen und -Stammgäste plötzlich in der Kreisliga? Sich darüber beschweren, dass der Ball nicht ordentlich gestoppt und das Foul nicht regelgerecht geahndet wird?? Über mangelnde Spielkultur der zumeist etwas übergewichtigen oder untertalentierten, in jedem Fall nie gut ausgebildeten Bewegungslegastheniker philosophieren?? Sich gegenseitig dazu zu erziehen versuchen, das eigene Verahlten wahlweise dem Umfeld anzupassen (hier gibt’s nur kalte Fritten, also frag nicht nach der Kartoffelsorte) oder via guter Argumentation das Stadion… Verzeihung… den Bolzplatz in eine Kulisse für den Netzer&Delling*-Talk zu erheben? *Die Fußballgötter mögen sie selig haben…
Huschhusch… Es gibt gute Gründe für das Spiel in unterschiedlichen Klassen und Ligen. Gäb es sie nicht, würde eine Saison länger dauern, als die Spielenden sporttauglich sind. Also zurück mit Euch in Eure eigenen Gefilde.
Ich zahl doch nicht GEZ*, um Katrin Müller-Hohenstein und Oliver Kahn aus der Bezirksliga berichten zu sehen/hören. Davon spielen die dort nicht besser.
*wahlweise: ertrage jede Menge Werbung im Privatfernsehen für Jauch live beim TSV Rüningen
liqui
annonuem
Habt ihr alle nicht´s zu tun?
Vielleicht – mal quer gedacht – ist es genau diese Art Reklame die diese Läden wollen.
Genau dieses Design mit solchen Schriften, verzerrt mir wirren Schatten und Anführungszeichen und Aposrophen wo auch immer und dieser Künstler gibt es ihnen.
Die „Anführungszeichen“ sind ja nun auch nicht nur ein typographisches Problem, denn wenn der Bäcker nur „lecker“ ist, geh ich da lieber nicht hin.
Aber hier wird ein Kundenkreis bedient, der es genau so haben will und mal ehrlich, für solch ein Schild wäre er doch woanders an der falschen Adresse, oder?
Vroni
@ liqui.do
Unterschiedliche Liga. Genau.
Ein Regional-Ligist muss jedoch auch handwerklich halbwegs ordentlichen Fußball abliefern. Z. B. kein Freistil erlaubt (nur Füße, nicht Hände benutzen), den Jury nicht umplätten, die Abseitsregel kennen und zumindest versuchen, das richtige und nicht das falsche Tor zu treffen.
Freistil und falsche Tore aber massenhaft bei Billiganbietern.
veau
„Design won´t save the world – go volunteer at a soup kitchen, you pretentious fuck“
Oder geht mal einen Tag lang Müll einsammeln, wenn ihr das Stadtbild verschönern wollt.
Nach Yanones Beitrag (Nr. 24) kam hier eigentlich kaum noch lesenswertes. Ausserhalb unseres kleinen Designer-Kosmos ist dieser Quatsch, an dem sich der Artikel samt Diskussion hochzieht, sowas von irrelevant uund unwichtig. Leute wie Ronny W. werden keine Bücher, Magazine oder Formulare gestalten, wo von korrekter Typografie tatsächlich etwas abhängt. Die versauen hier und da ein Ladenschild mit lokaler, sehr begrenzter Reichweite und das war´s.
robertmichael
das argument das der kunde das so will kann ich echt nicht mehr hören.
ich glaube nicht das der fahrschulinhaber zum werbefachmann gesagt hat: „machen sie mir große verzerrte buchstaben die keiner lesen kann“ der kunde hat per se erstmal keine ahnung. der werber sollte ihn fachmännisch beraten und mit etwas liebe zum detail und zum beruf (!) würde dann auch was ordentliches rumkommen. wenn ich in dem matratzenladen gehe kaufe ich auch nicht die billigste und größte, sondern eine die auf mich zugeschnitten ist.
Vroni
„Oder geht mal einen Tag lang Müll einsammeln, wenn ihr das Stadtbild verschönern wollt. “
Warum nur vom Boden aufklauben?
Die Stadt São Paulo ging noch einen Schritt weiter:
Den Müll ganz verbieten.
http://www.flickr.com/photos/tonydemarco/sets/72157600075508212/
Kevin
Na wenigstens ist er konsequent was die Schreibweise von Café (oder seiner Schreibweise Cafè) angeht :-D
Bert
@robertmichael: Kann es sein das Sie eine ›Verzerrte-Buchstaben-Phobie‹ haben? Sorry, aber ich glaube wir haben es langsam verstanden …
robertmichael
na dann, zurück auf die hüpfburg. :D
Anderer Jürgen
@robertmicheal: Da drehn wir uns im Kreis. Ich persönlich finde es schlimmer das die Kunden so einen Mist kaufen/haben wollen als das es Anbieter gibt die ihnen soetwas aufschwatzen. Sowas gibts doch in fast keiner anderen Branche: Ein Metzger der Gammelfleisch verkauft wird früher oder später keinen Job mehr finden, einem Fließenleger wird jeder Kunde die ungeraden Fugen um die Ohren hauen, sogar Opel ist fast pleite gegangen.
Aber mit Schrift und „Design“ kann jeder machen was er will – es gibt keine Regeln und kein Korrektiv, wir stehen mit unseren Maßstäben alleine da!
Jürgen Siebert
@ 78 | Christian
Gute Typografie ist nicht teurer als schlechte Typografie … ganz im Gegenteil (siehe die unnötige Verzerrung der Schrift Bell Centennial bei der Fahrschule Edelweiss).
@ 92 | annonuem
(Ohne Worte)
Das Mädchen mit dem Öl
Anderer Fließenleger: Könnt Ihr denn kein bisschen deutsch? Ein Typograph muss auch Rechtschreibung beherrschen, sonst fliesen ihm die Spatien um die Ohren und er findet keine Aufträge mehr.
Typotrash: Ist doch gerade absolut hip, siehe Thalia-Theater Hamburg, Zeit-Magazin. Oh, das macht ja kein dahergelaufener Ronny W., sondern Mirko Borsche, der nimmt dafür sicher auch vvvviiiieeeellll Geld. Und kennt sicher auch die richtigen Leute, damit sein Müll (dt. für Trash) als cooooooooooooooooooool gilt.
Bert
@robertmichael: Bevor sie mich anmaßen »zurück auf die hüpfburg« zu schicken, empfehle ich ihnen nochmals den fehlende Apostroph auf ihrer website zu ergänzen. Sie machen sich sonst unglaubwürdig. Und das wollen wir doch nicht, nein?! ; )
PS: Bevor sie noch Deppenapostroph einbauen; anbei das richtige Zeichen –> & r s q u o ; (natürlich OHNE Leerzeichen).
gorillakhan
@mädchen (#102): Da gibt es schon noch einen Unterschied: Zumindest dem Zeit-Verlag unterstelle ich, dass sie sich was dabei gedacht haben. Ihr Zeit-Magazin hat bereits viele Iterationen seines Designs durchlaufen – mal variierte man hin zur Moderne, mal zu einem eher »klassischen« Stil, mal sind sie eben auf »trashig« getrimmt. Dahinter steht aber zumindest meistens die bewusste Entscheidung, zur Nutzung eines typographischen Mittels. Und in solchen Fällen sind auch gestalterische »Fehler« ein Mittel.
Ich kann zwar selbst nicht glauben, dass ich jetzt mit dieser Binsenweisheit komme, aber:
Ronald W. verletzt aber solche Regeln aus Ignoranz, wie Jürgen es ihm unterstellt. Vielleicht weiß Herr W. es nicht besser? Ich kann’s nicht mit Bestimmtheit sagen. Die Tatsache, dass er nicht artikulieren kann, wie er zu einer gestalterischen Entscheidung gekommen ist, wie das Produkt seines gestalterischen Wirkens seinen Klienten positiv repräsentieren soll, lässt zumindest Unwissen vermuten … alles andere kann ich nur unterstellen.
@bert (#103): Böses Foul! ;)
Christian
@ 101 | Jürgen Siebert
Gute Typografie setzt aber ein Minimum an schulischer Bildung voraus, die inzwischen beileibe nicht mehr jedem unterstellt werden kann. Insofern befinden wir uns tatsächlich wieder in einer Klassengesellschaft, wie in vorherigen Postings bereits zur Genüge erörtert.
Im Posting #89 hatte ich die Frage nach den typografisch korrekten Anführungszeichen hier im Blog gestellt. Über eine Antwort würde ich mich wirklich freuen.
Bert
@ gorillakhan: Why? Ich bin der Meinung, bevor man sich über Deppenapostroph & Co. bei Arbeiten anderer auslässt, sollte man erstmal seine Eigene in Ordnung bringen. Dürfte nicht so schwer sein. ; )
Oliver Adam
@Bert (103)
Ich wollte mich eigentlich nicht in Privatscharmützel einmischen. Dennoch ist es atemberaubend, wie Sie hier maßregeln und selbst in Ihrem Beitrag Komma- und Orthografiefehler auf dem Niveau von Sechstklässlnern begehen. Sorry, ich glaube, gegenseitiges Bashing trägt nichts zum Erkenntnisgewinn bei …
Raputzel
Hat ja noch garkeiner den Nazi-Vergleich herangezogen, wir haben doch schon die Hundert überschritten.
Jürgen Siebert
@ 89 | Christian
Versteh’ die Frage nicht. Fontblog-Beiträge verwenden seit Jahren die Guillemets, also » und «. Welche Anführungszeichen die Kommentatorinnen und Kommentatoren verwenden, entscheiden diese selbst.
robertmichael
@ bert, ich bin auf der hüpfburg, wo bist du? schuhe ausziehen!
ich habe nirgendwo das deppenapostroph bemängelt, im gegenteil ich sagte sogar das ich kein verfechter des duden bin. mir ging es um die verzerrte schrift, das hattest du ja bei posting nr. 98 bereits verstanden.
@ jürgen, ich glaub christian mein die automatische umwandlung von „anführung“ zu „anführung“.
Christian
@ 109 | Jürgen Siebert
Die Kommentatoren entscheiden es nur selbst, sofern sie den HTML-Code des typographisch korrekten einleitenden Anführungszeichens auswendig wissen: & b d q u o ;
Ansonsten ist das einleitende Anführungszeichen standardmäßig oben (entsprechend & l d q u o ;). Das ließe sich durch eine kleine Modifikation des verarbeitenden Scripts leicht ändern.
Jürgen Siebert
Ich werde den Teufel tun. Hier darf jeder in Kommentaren schreiben wie er will, außerdem sollen auch Zoll- und Sekunden-Angaben schreibbar sein.
Im übrigen tippe ich seit 25 Jahren (auswendig) die Anführung unten „ mit nur einem Tastendruck so:
⇧⌥ + W-Taste
und die Anführung oben “ ebenso simpel so:
⌥ + 2-Taste
Christian
Nach stichprobenartiger Durchsicht der (grob geschätzt) 50.000 Kommentare hier im Fontblog würde ich schätzen, dass etwa 10% der Fontblog-Kommentatoren die von Dir genannte Tastenkombination kennen und/oder nutzen.
Somit sehe ich die Verantwortung für korrekte Typographie in diesem Punkt ganz klar beim Betreiber.
Jürgen Siebert
Doch, die kennen sie, weil wir das seit 20 Jahren per Mousepads, Ansichtskarten und Spickzettel 100.000-fach verbreiten. Es steht jedem frei, diese Regeln zu beachten oder zu ignorieren.
Christian
So frei, wie die dem guten Ronnie W.
Das find‘ ich klasse!
Jürgen Siebert
Wir reden von Fontblog-Kommentaren und nicht von Designjobs, mein Freund. Ich hab’ nicht vor, Fontblog-Kommentare auf Schilder zu plotten und über Geschäftseingänge aufzuhängen.
Und jetzt schlage ich vor, dass Du mal rüber zu Spiegel Online gehst und dich dort ausweinst. Die schaffen es seit 10 Jahren nicht, ihre redaktionellen Beiträge mit korrekten Gänsefüßchen und Apostrophe zu veröffentlichen …
Christian
Eben. Auf welchem typografischen Niveau sich Spiegel-Online bewegt interessiert hier ausnahmsweise mal nicht.
Und Hand auf’s Herz: Ich hätte kein Wort darüber verloren, wenn es nicht technisch lösbar wäre.
Und jetzt geh‘ ich wieder vor der eigenen Haustüre kehren.
Gerhild G.
Bei der Durchfahrt durch Kärnten in Österreich habe ich den Besitzer der Firma „Bull-Druck“ kennengelernt, der ähnliches verbricht. Die Kunden nehmen leider alles an, was billig ist, weil sie von Qualität keine Ahnung haben. Schuld sind leider unsere Schulen, die nicht vermitteln, dass nicht jeder ein Künstler, Grafiker, Designer oder Texter ist. Vor allem Texter haben’s schwer, da es in Österreich kaum Agenturen (ja, auch die Agenturen kennen sich dort oben nicht mit Texten aus!) gibt, die einen getexteten Text vom nur geschriebenen Text unterscheiden können. Die größten Agenturen in diesem Kärnten oben sind nicht mal fähig, eine simple Bewerbungsabsage zu verfassen, die (in diesem Fall ist die Firma betroffen gewesen, für die ich den Auftrag zu vergeben hatte!) den Betroffenen nicht kränkt.
typofreedom
wenn mediengestalter in copyshops „ausgebildet“ werden und schildermacher kein beruf, sondern eine lohnbeschäftigung für quereinsteiger ist, sollte man sich über derartige auswüchse nicht wundern.
die „das kann ich auch“ mentalität des dsds-fernsehens, kombiniert mit den möglichkeiten und anregungen des büro-pcs. die vorstellungen muss dann nur noch jemand wetterfest auf ein ladenschild bringen. gross. auffallend. bunt.
auftrag erfüllt.
Florian Schommertz
57-tausend Zeichen: Herr Wisiniewsky hatte recht mit seiner rhetorischen Frage: »Habt Ihr Vögel nichts anderes zu tun[…]?«
Die Rubrik »Schriftverbrecher« bekam ich im ersten Semester runtergebetet. Damals hieß sie »Heute ist jeder Art Director«. Es ist leider langweilig weil sie omnipräsent ist und »leider« (und das leider meine ich ehrlich) ein Teil unserer Kultur wird.
Nichtfachleute gibt es überall und sie leben und prägen unsere Umgebung.
Leider hab ich im zweiten Semester dann schon jedes Verbrechen gesehen.
Cheers
der Florian
:(
@ alle
schade das es im fontblog auch immer dunkler wird. einfach nur traurig und bezeichnend wenn der beitrag dem man wohl am wenigsten bedeutung schenken sollte knapp 120 kommentare hat.
an alle halbherzigen weltverbesserer, spendet doch der fahrschule einfach ein
neues schild und das problem ist gelöst. zumindest dieses eine. ;)
thomas junold
@121
nein, die fahrschule edelweiss ist ein wirtschaftsunternehmen, die größe spielt dabei erstmal keine rolle. da muss nicht gespendet werden, dass kann/muss bezahlt werden. der/die besitzer wirds nicht besser gewusst haben und der ausführende dienstleister hat ihn schlecht beraten. das ist eindeutig eine rote karte.
damian
Die rote Karte für den Dienstleister ist absolut gerechtfertigt. Der Auftragnehmer sollte allerdings aber auch in Frage gestellt werden, denn welcher Idiot lässt sich denn sowas bei klarem Verstand verkaufen? Da muss man ja Angst haben, seinen Führerschein zu machen… :))
Ich verstehe auch nicht, warum solche Pfuschereien von der Baubehörde zugelassen werden. Da sitzen doch die nächsten Nixblicker…
Petra von Rhein
Ronny ist überall!!!
Hier im Viertel (Frankfurt Main, Bahnhof/Messe) machen vieler dieser kleinen 08/15-Läden den gleichen Fehler und holen Ronny oder einen seiner Verwandten. Andererseits 08/15 beschreibt sich eben so – da darf sich dann nur niemand wundern, wenn das Publikum ähnlich gestrickt ist.
Irgendwo habe ich einen Artikel über Fonts im Stadtbild (New York, Paris?) gelesen, kann sogar hier gewesen sein. Das war damals eine sehr schöne Foto-Sammlung von interessanten Schrift-Stücken. So etwas könnte man in Frankfurt nur noch partiell machen.
Weil: Ronny ist überall! :)
Arthur
Ich finde es ist immer noch ein Unterschied, ob man solch einen Kommentar einfach nur zur Diskussion stellt, oder ob man diesen zusätzlich noch mit beißendem Sarkasmus überzieht. Wenn man an einer sinnvollen Diskussion interessiert ist, dann tut man das einfach nicht.
(Ich poste das mal hier, weil die Diskussion im Original-Thread ja doch eine andere ist.)
Paul
Ich habe das Gefühl, dass viele hier darauf neidisch sind, dass Ronny trotz seiner Unkenntnis offenbar Geld mit Typografie verdient. Ungefähr wie sich ein veganer Koch ärgert, dass das Essen mit dem „falschen“ Fleisch den Idioten da draußen trotzdem schmeckt. Wäre es nicht intelligenter und marktbezogener, danach zu forschen welchen Bedarf Ronny offenbar bedient? Die Häme, die hier ausgeschüttet wird, ist in jedem Fall hochnäsig und infantil.
grafalex
Hier wird kein Geld mit Typografie verdient.
Sondern mit visueller Verschandelung und schlichtweg Nichtkönnen. Die Umgebung wird mit Augenmüll zugehängt und weil das zunimmt, weil man es zulässt – ob aus Unwissenheit, Geldmangel oder mangelnder Courage – suggestiert es schon »Normalitöt« und wird einfach zur visuellen Gewohnheit. Macht ja nichts …, es ist halt so … . Was will man machen … .
Das muß man akzeptieren … .
Nein, soll man nicht. Wie man Lärmbelästigung oder generell schlechte Arbeit auch nicht akzeptieren muß.
Kein gelernter Grafiker, Designer oder Typograf wird dieses hier Typografie – »Schriftgestaltung« nennen, oder soetwas aufhängen. Und darum gehts.
Ein ausgebildeter Klempner würde niemals behaupten, er sei Zahnarzt oder die Arbeit eines solchen versuchen auszuführen, weil er vielleicht einen Zahnarztstuhl auf dem Schrottplatz gefunden hat. Sonst wären Aus-Bildung, Lehre oder Studium, also Anstrengung und Bemühung in einem bestimmten Fachgebiet auch nicht mehr notwendig. Dann braucht man keine Fachkräfte und Experten, die ihr Fachgebiet können und die Wertschätzung verdienen.
Danke Jürgen.
Christian
@ 126 | Paul
Ich glaube es ist weniger der Neid als vielmehr der Schmerz darüber, dass die grafischen Berufe letztlich, wenn es „hart auf hart“ kommt, entbehrlich sind. Wenn auf der Baustelle – aus welchen Gründen auch immer – gespart werden muss, dann gehören wir mit Sicherheit nicht zum harten Kern der Bautruppe. Trotzig mit dem Fuß aufstampfen und schreien „Es ist aber wichtig wie das Haus aussieht!“ wird den Kollegen, den Maurern und Zimmerern, bestenfalls ein mitleidiges Lächeln entlocken. Wenn sie es überhaupt mitkriegen.
Typofee
Ich wunder mich ehrlich gesagt nicht über so viele unkompetente Menschen in der Grafikszene. Das beste Beispiel ist meine Schule. Ich lerne gerade Mediengestaltung und die Lehrer hier wissen einfach mal nichts! Also können die Schüler hier auch nichts lernen und benutzen immer schön verzerrte Schriften, Deppenapostrophe und Photoshop um einen Text zu setzen!
Chajm
Der Beitrag hat doch seinen Zweck vollumfänglich erfüllt? Viel Betrieb durch die vielen Kommentare und »Ronny« hat den Schaden. Niemand glaubt doch ernsthaft, dass ein Low Budget Ladengeschäft viel Geld in die typographische Gestaltung seines Auftritts investiert? Da kommt man mit Sarkasmus nicht viel weiter. Vielleicht eher mit der Frage, wie man auch diejenigen einfängt und begeistert denen die Geschäfte gehören (und die mit ihrer Leuchtreklame vermutlich zufrieden sind). Sie sind doch die Kunden, die ihre Wünsche weitertragen? Wenn Ronny es nicht macht, macht es halt Riko oder wer auch immer…
Jürgen Siebert
@Chajm: Noch mal … das Schild, ordentlich gestaltet ohne Verzerrung der Schrift, ist sogar billiger in der Gestaltung als der Murks von Ronny (siehe Abbildung 2, oben, das erste Beispiel). Darüber hinaus ist es besser lesbar und wirkt ansprechender.
Chajm
@Jürgen Siebert Da wird niemand widersprechen. Nur diese Erkenntnis durchzusetzen und denjenigen zu ermöglichen, die da Geschäfte miteinander machen, das ist doch der Knackpunkt.
Kurt
Leider lassen sich immer mehr Firmen so etwas andrehen, da sie gleich zu den Autobeklebern laufen, die selten was gelernt haben. Das ist auch ein Grund dafür, dass Profis immer weniger Aufträge bekommen, was ja an anderer Stelle dieser Site ausgiebig diskutiert worden ist.
Der Punkt geht an die Verfasser der Zitate:
Touché! – Touché! – Touché! – Touché!
H.B.
Ich verstehe das Corel-Bashing nicht. Das ist doch ein schönes Programm zur Grafikbearbeitung, auch wenn es vielleicht von Umfang und Benutzung nicht mit PS mithalten kann.
Lachen für die Welt
@KURT Applaus. Ich muss sagen Deine Zitatesammlung schafft einen interessanten Eindruck; wobei davon auszugehen ist, dass Du dem Inhalt nicht zu stimmst. Weil dann hast Du Kommentar 108 Antwort gegeben und das ist schön! :-)
@ALLE hier-gehts-nicht-um-Geschamksfragen-sondern-grundgesetzähnliche-Lebensgrundlagen Lest doch erst mal noch den Rest von Bourdieus Buch, bevor ihr Eure neoliberalen (Schein-) Argumente anbringt!
@JÜRGEN SIEBERT Der Christian hat eigentlich schon Recht … hihi!
Danke für diese großartige Unterhaltung! Hat mir sehr viel Freude bereitet. Der Nicht-Leser wird hieraus sicherlich wieder Schöpfen und mit seiner unangreifbaren Arroganz alles weg skandieren.
Kurt
An:
126 | Paul – darauf muss man doch neidisch sein, oder nicht? Ich bin der gleiche Dilettant wie Ronny und siehe da: Ich kann damit kein Einkommen lukrieren (hihihaha-hahahihi!).
128 | Christian – das mit der Bautruppe ist eine interessante These, weil Handwerker den Werbern meistens sowieso verächtlich gegenüberstehen. Sie verstehen den Sinn von grafischen Werken leider als Unsinn. Da fehlt es an Bildung!
135 | Lachen für die Welt – Paul und Christian dürften das Wichtigste schon erwähnt haben, aber wie Gerhild schon angedeutet hat: Was soll man von denen großartig erwarten, wenn es schon den Agenturen an Verständnis mangelt?!
Vroni
@ Chajm
„Niemand glaubt doch ernsthaft, dass ein Low Budget Ladengeschäft viel Geld in die typographische Gestaltung seines Auftritts investiert? Da kommt man mit Sarkasmus nicht viel weiter. “
Genau.
Deswegen trenne ich mich auch grade von einem Auftraggeber.
Sarkasmus hilft wirklich nicht.
Nur Taten helfen.
(Natürlich muss genug Revenue mit anderen Auftraggebern da sein, um sich Taten leisten zu können, sonst muss man Hartz 4 beantragen.)
Andreas Sauer
Cevapcici-Chinese. http://wisdesign.de/s/cc_images/thumb_2091316502.jpg
Eduard
Was ein super Artikel !
Lang nicht mehr so gelacht ! :-) Und jetzt weiß ich welcher böse Bube unsere Städte noch so hässlig macht ! :-D
Aurelia
Voll schön! Und die Farben erst… ein wahrer Augenschmauß!