Politikregel Nº 1: Hasse deine Gegner!

SPD-KinospotNett sein in der Politik ist gefähr­lich. Kompromisse schaden der eigenen Karriere, Verständnis auch. Du musst austeilen, schwarz-weiß-malen, immer contra sein … deinen poli­ti­schen Gegner hassen wie die Pest. Das wissen wir Bürger schon lange, und dementspre­chend ernst nehmen wir das poli­ti­sche Geschwafel.

Der Berliner CDU-Spitzenkandidat Friedbert Pflüger war noch nicht blut­rünstig genug, als er vor 4 Wochen mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) auf Einladung der Berliner Zeitung an einem Rededuell teil­nahm. Er machte den kleinen Fehler, seinem Kontrahenten hier und da recht zu geben. Daraus hat ihm die SPD-Wahlkampfagentur Butter jetzt einen Strick gedreht. Sie kaufte dem Lokalsender TV Berlin die Fernsehaufzeichnung ab und schnitt ein halbes Dutzend Passagen von Pflüger anein­ander, so dass dieser den Regierenden unent­wegt lobt. So entstand der aktu­elle Kinospot der SPD, der seit heute läuft.

Manche mögen das lustig finden, ich empfinde es als hinter­hältig: Benzin ins Feuer der Dampfplauderer, eine Bestätigung für Hetzer und Vereinfacher.


15 Kommentare

  1. microboy

    kann ich dir nur zustimmen juergen. ich find es weder witzig noch wirft es ein beson­ders gutes licht auf wowereit …

  2. Simone

    Habe mir eben das Video ange­sehen und ich finde diese ›Positiv-Zusammenschnitte‹ machen den Gegenkandidaten inter­es­sant und sehr sympa­thisch – endlich mal jemand der auch posi­tives sagen und sehen kann. Ich bin jetzt eigent­lich neuigierig geworden und will mehr über Herrn Pflüger wissen. Wenn das mal kein Eigentor der SPD wird… Ich glaube, da haben die auf’s falsche Pferd gesetzt.
    Wann sind denn Wahlen bei Euch?

  3. Jürgen Siebert

    Am 17. September wird in Berlin gewählt (juris­tisch: eine Landtagswahl). Zur Zeit regiert Rot/Rot (= SPD und PDS). Die CDU hat kaum eine Chance, an die Macht zu kommen (Umfragen sagen: 20 – 25 %), weil Wowereit ziem­lich beliebt ist und sich gut verkauft (tief verschuldet sein und trotzdem toll feiern). Es lauern noch die Grünen, falls SPD und PDS nicht genü­gend Stimmen für die Fortsetzung der Koalition bekommen.

  4. Simone

    Wie hast Du denn meinen Tippie korri­giert?… Rätsel….

  5. Jürgen Siebert

    Na ja, als Betreiber des Fontblog habe ich natür­lich Zugriff auf alle Inhalte, einschließ­lich der Kommentare.

  6. simon

    Ich gebe Simone völlig recht! Da wird mir ein Politiker präsen­tiert, der endlich mal nicht nur ichi­chich ruft und alle anderen in den Dreck zieht. Ich wünschte mir, Politik könnte mal wieder auf eine solche (ansatz­weise) freund­liche und konstruk­tive Art geschehen. Die Partei, die diesen Zusammenschnitt verzapft hat, verliert in meinen Augen enorm durch diese Unschönheit. Schade eigentlich.

  7. Ivo

    Entfallen die Liberalen als Ernst zu nehmender Koalitionspartner?

    Dieser Film passt aber in den gesamten Wahlkampf. Ich habe noch niemals einen derart schlechten Wahlkampf aller betei­ligten Parteien gesehen. Pflüger als Klassenlehrer ist da nur die real­sa­ti­ri­sche Krönung. Von keiner Partei wird das größte Problem Berlins ange­spro­chen und Lösungsansätze gegeben: 70 Milliarden Euro Schulden. Es ist zum Heulen.

  8. Nick Blume

    Es ist wie immer für mich erschüt­ternd, daß die Politiker sich gegen­seitig über den Tisch ziehen, um dann groß raus­zu­kommen. Herr Pflügler versucht es auf char­mante Art und Weise und viel­leicht will er eine Große Koalition in Berlin?

    70 Milliarden Schulden? Uiui…

  9. HD Schellnack

    Hehehe. Die Idee ist schon süß, wenn ich Jürgen auch recht gebe… it’s a low blow, der mehr über die SPD verrät, als ihr recht sein sollte. Wo keine Inhalte sind, hat man nichts zu kommunzieren.
    Interessant, wie sich SPD und CDU typo­gra­phisch ähneln, nebenbei.
    Und… «Konsequent Berlin»? Wer denkt sich solchen Mist aus? Nichts gegen «Sind wir nicht alle ein bißchen Bluna», aber so viel Gaga in der Politikwerbung find ich irgendwie deplaziert.
    Ich finde echt, man sollte einfach lässig die Wahlwerbung abschaffen und gut ist’s :-D

  10. Harki

    Ich finde den Spot auch pein­lich und – hoffent­lich – kontra­pro­duktiv. Pflüger („Pfriedbert“) kommt ursprüng­lich aus einem akade­mi­schen Milieu, in dem es zu guten Ton gehört, dem Diskussionspartner zumin­dest partiell recht zu geben, auch wenn man ihm spin­ne­feind ist – ihn zumin­dest nicht zu offen­sicht­lich nieder­zu­bü­geln. Davon hat er sich offenbar noch einiges bewahrt, und das wird hier proll-trot­telig aufge­spießt. So wirkt es jeden­falls auf mich.

    Generell nervt bei Kommunalwahlkämpfen (hier in Niedersachsen haben wir auch gerade einen zu erdulden) vor allem auch die ewig­gleiche Masche der jewei­ligen Regierungspartei, vom typisch deut­schen Lokalpatriotismus zu profi­tieren: „Wir in X“, „Konsequent Y“, „Weiter so, Z“ etc.

  11. David

    Jo, hier in Lüneburg kämpft man derzeit um das Amt des Landrats. Und damit’s auch für den Dümmsten deut­lich ist, steht hier auf Plakaten eines Kandidaten: „Der gelernte Landrat“ (gelernt, weil er wohl schon lange in der Politik aktiv ist, so steht’s im Kleingedruckten). Und im Dorf, wo er herkommt, ein Aufkleber unten schräg quer oben drauf: „Der aus Adendorf“.
    Aua. Kommunalpolitisch habe ich nicht mal von den Grünen gute Plakate gesehen, und _wirklich_ übel sind die unab­hän­gigen Wählerlisten mit z.T. deut­lich rechtem Einschlag.

    PS: ich seh gerade die Live-Kommentar-Vorschau. Das ist ja abgefahren :-)

  12. robertmichael

    huch, schon wieder impo­li­tik­blog gelandet? ;)
    man könnte natür­lich davon ausgehen das die spd so alles ‚umdreht‘. die aussagen von pflüger, die stimm­zettel, die schul­den­liste – alles nur zusam­men­ge­schnitten mate­rial welches wieder geklebt wurde um den wähler bei laune zu halten. die älteren wähler werden es sicher als gag verstehen, die anderen greifen sich an den kopf, geben recht und wählen wowereit.

    KONSEQUENT VERDREHTE INHALTE — SPD

  13. Harki

    Tjo, die Plakate der unab­hän­gigen Listen sind hier (Hannover) auch samt und sonders unterst­grottig und noch schlimmer. Da gibt’s die rechts­dre­hende Wähleinitiative „Wir für Hannover“: die plaka­tieren zwei sich schüt­telnde Hände mit dem Slogan: „Für mehr Anstand in der Politik“. *kotz* Die FDP hingegen hat offenbar einen manisch-depres­siven Spätsurrealisten als Werbetexter angeheuert.

  14. thies

    Wirklich störend bei dem Film ist der sich wiedrho­lende Ideen- und Methodenklau: ich weiß mindes­tens einen Werbefilm fürs Hamburger Abendblatt (McCann HH) und den einen oder anderen für den SPIEGEL (S&J), die ähnlich arbeiten. Und ich denke gleich ganz lokal­pa­trio­tisch hambur­gisch und rufe den Butters zu: Berliner, Schnauze!

    (Übrigens, Herr Siebert: Kleine Typo ist schön, aber die in diesem Fenster ist so klein, dass ich deut­lich meien Alterssichtigkeit spüre – wendet sich dieser blog nur an die übli­chen Verdächtigen, von denen keiner über 45 sein darf?)

  15. Eisner

    Ach, unser Jürgen ist wohl ein rück­wärts­ge­wandter Konservativer.

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