Boomer-Chart Nº 1: Briefporto 2021
Vom Boomer für Boomer: die Spickzettel für den täglichen Überlebenskampf im Office. Natürlich im DIN-Format, natürlich kostenlos. Lade das PDF und archiviere es in deiner Cloud. Du kannst aber auch eine Postkarte drucken, ein A4-Blatt mit dem Bürodrucker oder ein Poster.
Lade jetzt das erste Boomer-Chart … die Briefporto-Übersicht der Deutschen Post, Stand Januar 2021 …
Wandplaner 2021, in den Farben des Jahres
Vor 2 Tagen hat Pantone seine Farbe des Jahres 2021 bekannt gegeben … und es sind sogar zwei: 17-5104 Ultimate Gray und 13-0647 Illuminating. Die willkommene Vorlage für mich, meinen Jahresplaner 2021 auch in den Farben des Jahres 2021 zu gestalten. Aktueller geht’s nicht.
Du kannst den Wandplaner kostenlos downloaden und auf jedes x-beliebige DIN-Format skalieren. Ideal ist A0, das man sich bei einem Digitalprinter um die Ecke ausgeben lassen kann. Und: Keine kommerzielle Nutzung!
Die Features des Kalenders:
• Minimalistisches Design in den Farben des Jahres 2021
• Raum für Notizen
• die Wochenenden sind von den Arbeitstagen visuell abgesetzt
• enthält alle gesetzlichen Feiertage (D) sowie
• kirchliche Festtage (z. B. Erntedank) und
• Marketing-Feiertage (Valentinstag, Halloween, …)
• Kalenderwochen und Quartale
• Schrift: FF Real Head und Text
Jahreswandplaner 2021 zum Download
Weil die meisten Business-Wandkalender vollgestopft sind wie ein Bahnfahrplan, helfen sie Kreativen wenig bei der Planung: Wo soll man da einen Termin eintragen? Also habe ich mir einen eigenen Planer gebaut, mit der Tabellenkalkulation Apple Numbers (geht auch mit Microsoft Excel). Das Prinzip „Less is More“ gehört zur DNA solcher Anwendungen. Trotzdem muss man noch eine Menge Linien und Füllungen ausknipsen und Platz für Notizen freischlagen.
Du kannst den Kalender kostenlos downloaden und auf jedes x-beliebige DIN-Format skalieren. Ideal ist A0, das man sich bei einem Digitalprinter um die Ecke ausgeben lassen kann. Und: Keine kommerzielle Nutzung!
Die Features des Kalenders:
• Raum für Notizen
• die Wochenenden sind von den Arbeitstagen visuell abgesetzt
• enthält alle gesetzlichen Feiertage (D) sowie
• kirchliche Festtage (z. B. Erntedank) und
• Marketing-Feiertage (Valentinstag, Halloween, …)
• Kalenderwochen und Quartale
• Schrift: FF Real Head und Text
Aus der Werkstatt des Schweizer Schriftdesigns
Das soeben erschienene Buch Zurich Type Design* widmet sich dem Thema Leseschriften und stellt unter anderem 70 neue Schriftfamilien aus den Type-Design-Kursen der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) vor. Deren Fokus liegt auf der Funktionalität in den Bereichen Print, Bildschirm und Signalisation. 17 disziplinübergreifende Essays zu Lesbarkeit, Schriftgeschichte, dem Unterrichten von Schriftgestaltung und Kalligrafie reflektieren aktuelle Aspekte des Schweizer Schriftschaffens. Unter den Beiträgen findet sich das einzige ausführliche Gespräch mit Walter Haettenschweiler, einem der wichtigsten Grafiker und Schriftgestalter der Schweiz des 20. Jahrhunderts.
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* Triest Verlag, Zürich: Hrsg. Rudolf Barmettler, 296 Seiten, 22 × 30,7 cm, durchgehend illustriert, 70 Schriftmuster, Freirückenbroschur mit Schutzumschlag, Euro (D) 49.– / Euro (A) 50.40 / CHF 55.– ISBN 978-3-03863-043-2
Es ist ein bemerkenswertes Buch – vielleicht schon jetzt, beim Erscheinen, als historisch einzuordnen –, das in den Jahren 2010 bis 2019 am Rande der Nachdiplomkurse CVS-Schriftgestaltung und des Masterkurs MAS Type Design entstand, sowohl zwischen den Lehrveranstaltungen der ZHdK sowie an anderen Schulen im In- und Ausland. Ohne Budget, getrieben von der Leidenschaft für das Schriftgestalten.
„Greifen Sie geistig zu Schnitzmesser, zur Raspel, zur Säge und zum Hammer. Formen Sie!“
Im ersten Teil geben einflussreiche Dozierende im Bereich Typedesign Einblicke in Ihre Denk- und Arbeitsweisen, darunter André Baldiger, Anton Studer, Bruno Margreth, Hans-Jürg Hunziker, Katharine Wolff und der Herausgeber Rudolf Barmettler (s. u.). Ihre Beiträge werden ergänzt durch den Außenblick einer Gastdozentin, die nie in der Schweiz unterrichtete: Fiona Ross. Auch der gerade 90 Jahre alt gewordene Georg Salden (vgl. Fontblog: Alle Gute zum Neunzigsten …) liefert einen Beitrag, der unter dieser motivierenden Devise steht: „Greifen Sie geistig zu Schnitzmesser, zur Raspel, zur Säge und zum Hammer. Formen Sie!“
Der zweite Teil stellt die Nebenfächer und ergänzenden Module bezüglich Fachwissen, Geschichte, Recht und Theorie vor. Auch hier wirkten zwei Gastautoren mit: Robin Kinross („The Monotype Era“) und Georg Salden (Über das computergestützte Schriftentwerfen).
Im hinteren Teil geht es um Visionen und Ausblicke, Tools und neue Technologien, die an der ZHdK entstanden. Bemerkenswert: Remo Caminadas Beitrag über „Die Entwicklung des Type Generators“ und Christian Flepps „Typender: Find the Font You’re thinking of“. In diesem Zusammenhang wird auch die Pädagogik im Schriftdesign neu überdacht.
Zwischen den Beiträgen finden sich Strecken mit doppelseitigen Schriftmustern von Textschriften der ZHdK-Absolventinnen und -Absolventen, darunter Arbeiten von Martina Meier, Andreas Schenkel, Ronald Studer, Roland Stieger, Filippo Salmina, Stefanie Preis, Marc Droz, Clovis Vallois, Matthias Pauwels, Fabian Leuenberger und Nina Stössinger (Ernestine).
Über den Herausgeber: Rudolf Barmettler (*1956) besuchte den Vorkurs und die Grafikfachklasse in Luzern und betrieb schon in jungen Berufsjahren Forschung im Bereich visuelle Kommunikation, unter anderem bei Hans Rudolf Lutz. Er arbeitete in Zürich bei Georg Staehelin und in Paris bei Jean Widmer und war viele Jahre Assistent am Lehrstuhl für bildnerisches Gestalten an der ETH. Seit 1989 ist er Dozent an der ZHdK für Typographie, von 1999 bis 2008 war er Leiter des Studienbereichs Visuelle Kommunikation. Sein Schwerpunkt in der Forschung liegt im Schweizer Schriftschaffen des 20. Jahrhunderts. (Foto: Matthias Bünzli)
Buchtipp: 100 × Otl Aicher
Der Düsseldorfer Werber Bernd Kreutz (creativeindustrialist.com) ist immer für eine Überraschung gut. Wir erinnern uns an:
• Bernd Kreutz verschenkt sein Yello-Buch (PDF) (Fontblog, Okt 2007)
• Eine Werber-Bilderbuchkarriere (Fontblog, Nov 2011)
• Die Marke, eine hohle Nuss (Fontblog, Dez 2008)
• Satire ist Sauerei (Fontblog, Feb 2007)
Jetzt hat er mir sein neustes Werk auf den Schreibtisch geworfen: „100 × Otl Aicher“. Das Buch ist in jeder Hinsicht praktisch: leicht zu konsumieren, tiefe Einblicke, anregende Zitate und easy zu blättern (Spiralbindung). Es präsentiert erstmals eine Zusammenstellung von charakteristischen Zitaten aus Otl Aichers weniger bekannten Gesamtwerk als Autor und kritischer Kommentator des Zeitgeschehens. Darüber hinaus zeigt es exklusiv eine Auswahl besonderer Augenblicke seiner Arbeit als Fotograf. Bernd Kreutz: „Ähnlichkeiten mit der Kommunikationskultur von Twitter und Instagram sind rein zufällig.“
Aichers Credo „Denken beim Machen“ ist heute aktueller den je.
Das Buch gibt es aktuell nur über Amazon, für 29 €.
Colorfont wird erwachsen
Warum diese digitale Kuli-Schrift ein Wendepunkt ist
Mit der Geburtsstunde einer jeden neuen Technologie beginnt eine mehrjährige Phase verrücktester Experimente. Sei es die Erfindung des Tonfilms, die Entwicklung des Moog Synthesizers oder die Einführung von Variable Fonts: ihre Frühphase ist geprägt vom Spannungsfeld zwischen den Fürsprechern und den Behütern, dem Dialog der Fans und der Feinde einer neuen Technologie, was die Kreativität ungemein beflügelt.
In dieser Entwicklungsperiode entstehen künstlerische Meilensteine, denken wir nur an Charlie Chaplin’s Kauderwelsch-Gesang in „Moderne Zeiten“, Wendy Carlos’ „Switched on Bach“ oder Underware’s OpenType-Experimente, vorgetragen auf den Bühnen der TYPO-Konferenz und bei CreativeMornings Berlin (Videos: Underware bei den TYPO Labs 2017, TYPO Berlin 2018, CreativeMornings 2019). Die meisten dieser Experimente sind singulärer Natur, das heißt: sie funktionieren nur einmal. Sie ebnen keinen gemeingültigen Weg, dienen vor allem dem Erwachsenwerden einer neuen Entwicklung. Technologische Pubertät.
Damit eine neue Technik erwachsen, also zum Standard wird, muss sie alles abbilden können, was die Vorläufertechnik konnte, und darüber hinausgehende Vorteile bieten: zum Beispiel eine bessere oder neue Qualität, leichtere Benutzbarkeit, günstigere Kosten … manchmal auch alles zusammen (z. B. Desktop Publishing, Ende der 1980er Jahre). So konnte die Farbfotografie natürlich auch das monochrome Bild wiedergeben, Stereomusik enthielt die Mono-Technik und für digitale Videokameras sind Standbilder auch kein Problem.
Auch die digitale Font-Technologie erlebt im Durchschnitt alle 10 Jahre einem technologische Neuerung. Als Ende der 1980er Jahre die ersten PostScript-Schriften erschienen, waren es Schriftentwerfer wie Erik van Blokland und Just van Rossum (LettError), die deren Grenzen ausprobierten, zum Beispiel mit der Zufallsschrift FF Beowolf (1989), deren Buchstabenkonturen sich bei jedem Druckvorgang veränderten. Max Kisman und Neville Brody probierten Mitte der 1990er Jahre das digitale Kreuzen von Schriftdesigns (FF Fudoni) und das Weichzeichnen (FF Blur) aus.
Es folgten weitere technische Neuerungen, zum Beispiel Multiple Master, TrueType GX, OpenType, Webfonts, variable Font und Colorfont. Mit allen wurde herumgespielt und experimentiert, manche sind längst Mainstream, andere werden es vielleicht nie sein. Die (leicht zynische) Gretchenfrage beim Experimentieren mit neuen Technologien lautet: Wer braucht das?
Wird diese Frage von Gegnern des Neuen gestellt, ist sie rhetorisch gemeint und bedarf keiner Antwort. Der/die Fragenden hat sich entweder gar nicht mit der Technik und ihrem Potential beschäftig, oder: Sie haben sich damit beschäftigt und stellen sie aus Angst in Frage … Angst vor etwas Neuem, Angst vor Veränderung im Job, vielleicht sogar die Angst vor dem Verlust des Jobs (was nicht passieren muss, wenn man das Neue annimmt).
Wer braucht das? fragen sich aber nicht nur die Verweigerer, sondern auch die Fans einer neuen Technologie. Zum Beispiel die Kreativen und das Marketing. Im Idealfall schlüpfen sie in die Rolle des Benutzers, um zu verstehen, welche Art der Verwendung möglicherweise gebraucht wird (Stichwort: Marktlücke) und wie man die Benutzung der neuen Technik so einfach wie möglich gestaltet, trotz Feature-Reichtum.
Kommen wir endlich zur neuen Schrift LiebeHeide von Ulrike Rausch (LiebeFonts), einer der renommiertesten Script-Designerinnen und Font-Ingenieurinnen, was nicht nur ihre Schriftbibliothek beweist, sondern auch das jüngst mit Chris Campe verfasste Buch Making Fonts!. Ulrike ist eine Expertin auf dem Gebiet der OpenType-Handschrift-Automatiken, durch die ihre digitalen Stift- und Pinselschriften erstaunlich authentisch aussehen. Renommierte Unternehmen wie Adobe, Google und selbst Apple hören auf sie, wenn in ihren Anwendungen oder Browsern eine Ligatur klemmt oder ein Font-Feature streikt.
Mit LiebeHeide bringt Ulrike Rausch ihre ausgeklügelten OpenType-Handschrift-Automatiken auf ein neues Niveau, denn um ein möglichst authentisches Kugelschreiber-Schriftbild zu erzeugen, bedient sie sich der Colorfont-Halbton-Technologie. Die Basis der Buchstaben sind Bitmap-Abbildungen der zugrundeliegenden Handschrift, so dass die Benutzer tatsächlich mit fotorealistischen Bildern tippen. Auf diese Art lassen sich Strukturen und Verläufe weit realistischer darstellen als das bisher mit Vektor-Schriften möglich war. Das Ergebnis ist eine überraschend echt aussehende Handschrift.
Das Maß an Authentizität ist es dann auch, was LiebeFonts’ Neuerscheinung zu einem Wendepunkt in der jungen Geschichte von Colorfont macht: Raus aus der Experimentierphase, hinein in die Standard- oder Nutzenphase.
LiebeHeide liefert gleich mehrere Antworten auf die Frage Wer braucht das? Typische Einsatzgebiete für diesen neuartigen Font sind, neben Packaging und Editorial Design, personalisierte Mailings und das gesamte Spektrum des Below-the-line-Marketings: Ambient Media, Direktmarketing, Gewinnspiele, Handzettel, sowie Event- und Guerilla-Marketing. Im Social-Media-Marketing lenkt die authentische Handschrift das Interesse auf digitale Banner und Memes, gerne auch animiert.
Doch das ist erst der Anfang. Wenn demnächst die ersten Marken und Unternehmen mit LiebeHeide auftreten, wird aus der persönlichen Handschrift eine allgemeine Handschrift. Auch für diesen Moment hat Ulrike Rausch eine Lösung in der Schublade: Sie entwickelt einfach – auf Basis der LiebeHeide-Technologie – eine exklusive digitale Kugelschreiber/Bleistift/Filzstift-Schrift, authentischer und persönlicher, als es jemals zuvor möglich war.
Alle Gute zum Neunzigsten, Georg Salden
Type is Money: Erinnerung an die TYPO Berlin 1998
Vom 12. bis 14. März 1998 veranstaltete FontShop in Berlin seine 3. internationale Designkonferenz. Ich war Programmdirektor und lud zum Motto „Type is Money“ führende Experten der Werbe- und Schriftenszene ins Haus der Kulturen der Welt. Vor 1200 Besuchern beleuchteten sie die Rolle der Schrift in Werbung und Marketing: Jonathan Barnbrook, Lo Breier, Neville Brody, David Carson, Günter Gerhard Lange, Erik van Blokland und Just van Rossum, Uwe Loesch, Stefan Rögener, Erik Spiekermann, Hansjörg Stulle, Roger Pfund … und Georg Salden. Er stellte unter anderem das gerade vollendete 10-minütige Filmporträt „Die Wut auf den Buchstaben“ vor.
Ich hatte Georg 10 Jahre zuvor kennengelernt. Als Chefredakteur von PAGE besuchte ich ihn in seinem Atelier, um alles über seine Methode des Schriftentwerfens zu erfahren. Damals war der Beruf mitten im Umbruch. Das Desktop Publishing krempelte eine Industrie um, die bis dahin Experten an spezialisierten Maschinen vorbehalten war. Doch auf einmal konnte jeder einen Font bauen, der einen Mac oder einen PC und eine Type-Design-Software wie zum Beispiel Fontographer beherrschte. Und das waren viele.
Georg fremdelte mit diesem Trend, obwohl er in gewisser Weise Vorreiter der Do-it-yourself-Fontproduktion war. Seit 1986 digitalisierte er seine Schriften selbst, auf einem MicroVAX-„Minicomputer“ (groß wie ein Kühlschrank) und mit der Original-Ikarus-Software von URW. Weil das Schriftenmachen etwas für Perfektionisten ist, liegt es in der Natur der Sache, dass die Entwerferinnen und Entwerfer ihre Zeichnungen gerne selbst digitalisieren und in Fonts verwandeln möchten. Was Georg Salden in den 1990er Jahren verständlicherweise irritierte, war der jugend-liche Überschwang einer neuen Generation von Schriftentwerfern, die erst mal die Regeln ihrer Mütter und Väter über den Haufen schmissen und jede Menge experimenteller Fonts auf den Markt brachten. Er nannte sie „die Fontographen“.
Auf der TYPO 1998 sagte Salden: „Ich versuche endgültige Formen zu schaffen, die vielleicht noch in 50 oder 100 Jahren repräsentativ sein können.“ Wir wissen heute, das ihm dies gelungen ist und dass die Techno-Schriften der 90er Jahre (Salden: „Schriften aus dem Fleischwolf“) keine lange Lebensdauer hatten. Sie folgten einem kurzlebigen Modetrend (David Carson: „The End of Print“), bei dem es schlicht darum ging, die beschränkte Multimedia-Ästhetik aufs Papier zu übertragen und den flackernden Animationen am Bildschirm etwas entgegenzusetzen.
Georg zog sein eigenes Resümee auf der Bühne der TYPO Berlin. Am Ende seines Vortrags gab er der Veranstaltung ein neues Motto: „Type is Monkey“.
Herzlichen Glückwunsch zum Neunzigsten, lieber Georg. (Foto: Marc Eckardt)
Glanzvolle Slab
Aller guten Dinge sind drei … und da mir heute zum dritten mal innerhalb einer Woche eine neue Schrift in Schablonenoptik über den Weg lief, kann ich das nur als Anstoß verstehen, diesen frischen Trend* kurz zu beleuchten.
Da ist zunächst Groundbeat von Typerepublic (Barcelona), eine 6-schnittige Familie, entworfen von Ricard Garcia and Andreu Balius. Untertitel: „Eine Vorstadt-Stencil, beeinflusst von Trip Hop Südenglands“. Geradezu lyrisch, wie Typerepublic den visuellen Rhythmus der Buchstabenkonturen ins Musikalische übersetzt: „Eine Schrift im Downtempo, die den Leser in Rhythmus bringt, inspiriert von den verlangsamten elektronischen Break-Beats der 90er Jahre. Groundbeat ist gleichermaßen melancholisch wie atmosphärisch, perfekt gegossen für eine musikalische Lesung.“
Anfang dieser Woche stellten Monotype/Fontsmith den Single-Font FS Renaissance vor, entwickelt vom Creative Type Director Pedro Arilla in Zusammenarbeit mit dem Schriftentwerfer Craig Black. Wie Groundbeat ist auch Renaissance weit entfernt vom Konzept traditioneller Stencil-Schriften: keine gleichförmigen Fugen, sondern dynamische Interaktionen, die manuell zwischen die Kurven gesetzt wurden und der Idee einer Schrift als Skulptur folgen. Es gibt nicht viele Antiqua-Stencils, doch Renaissance ist sicherlich die raffinierteste.
Die Stencil-Typen kommen … hier drei Neuerscheinungen: Glance Slab, FS Renaissance und Groundbeat
Heute nun meldete sich Moritz Kleinsorge bei mir, um seine neue Familie Glance Slab vorzustellen. Er schreibt: „Alle guten Dinge (sic!) wurden zufällig entdeckt: Röntgenstrahlen, Penicillin und Wassereis. Und nun ergänzt Glance Slab diese Liste.“ Um seine Font-Library zu vervollständigen, gestaltete Moritz eine Slab Serif, doch er war mit den ersten Entwürfen nicht wirklich zufrieden. Also begann er, mit einigen Lettern zu experimentieren, und zufällig war auf einmal die Schulter des Kleinbuchstaben n nicht mehr mit dem Stamm verbunden. Dieser Effekt gefiel ihm so gut, dass er das Merkmal aufgriff und auf Teile des Alphabets anwendete. Eine echte Stencil ist Glance Slab nicht, weil beispielsweise dem kleinen o mindestens ein Steg fehlt, damit der Innenraum beim Schablonenschneiden nicht herausfällt. Moritz versteht die Lücken auch eher als Ink-Traps.
Glance Slab ist keine reinrassige Stencil … ihre Fugen betonen die Einkerbungen, funktionieren also wie Ink-Traps
Im Ergebnis ist die Glance-Familie eine dynamische, aber gleichzeitig auch organische seifenbetonte Schrift. Ihre extravagante Ästhetik ist vor allem geprägt durch nicht vorhandene bzw. nicht verbundenen Buchstabenelemente, meist wenn eine Kurve auf einen Stamm trifft. Vor allem die Buchstaben a, c, s, C, G, J, S sowie einige Ziffern und Symbole mit schwebenden Serifen erweisen sich als das Erkennungszeichen von Glance Slab.
Mit ihrem starken Charakter eignet sich Glance Slab sowohl fürs Branding, als auch für alle Anwendungen, bei denen typischerweise Schablonenschriften zu Hochform auflaufen: Plakate, Wegeleitung, Kennzeichnung (Bananenkiste), Street-art sowie in und auf Objekten. Glance Slab ist neu, auffällig und authentisch, eine Schrift, an die man sich gerne erinnert und der man vertraut.
In klein gesetzten Texten reduziert sich der extravagante Charakter von Glance Slab: sie wird neutraler und überraschend gut lesbar. Dafür sorgen die unverbundenen Details, die im Textsatz „zulaufen“ und die extravaganten Glyphen neutralisieren.
Glance Slab bietet sieben Strichstärken, von Thin bis Black. Jeder Schnitt ist mit einem Zeichensatz von fast 600 Glyphen ausgestattet, der eingekreiste Ziffern und Pfeile, Ligaturen, eine erweiterte Sprachunterstützung und vieles mehr enthält. Bis zum 19. Juli 2020 ist Glance Slab zum Einführungspreis erhältlich (-70%).
Über den Designer
Moritz Kleinsorge ist Grafikdesigner und Schriftgestalter. Im Jahr 2018 hat er erfolgreich die „Expert class Type design“ des Plantin Institute für Typografie in Antwerpen abgeschlossen. Ebenso hält er einen Masterabschluss in Kommunikationsdesign der Peter Behrens School of Art in Düsseldorf. Seine Masterarbeit „Schrift spricht – Schriftcharakteristik und Corporate Typefaces deutscher Unternehmen“ ist in Auszügen online unter corporate-typeface.com lesbar.
* Einer Instagram-Story der Typemates war jüngst zu entnehmen, das sie ebenfalls an an einem Stencil-Experiment arbeiten (“Time to start a new idea”)