Neuer, extra-fairer Designpreis von Dmig
Ja geht das denn überhaupt: ein Designpreis ohne Teilnahmegebühr, ohne Einreichungsfristen, ohne Gala-Dinner und Smoking? Na klar geht das, wenn man das Thema neu und zeitgemäß denkt. Und (vor)lebt. Genau das machen unsere Kolleginnen und Kollegen von Design made in Germany, auch Dmig genannt. Patrick Marc Sommer hat diesen Preis bereits am Freitag auf dem Type Talk in Berlin angekündigt.
Heute startet Dmig seinen eigenen Designpreis, ohne Gebühren, Termine und Brimborium. Arbeiten können jederzeit über die Galerie in den Kategorien Logos, Plakate, Illustration, Webseiten und Projekte eingereicht werden und nehmen damit automatisch teil. Weitere Kategorien sind in Planung. In jeder Kategorie bewerten fünf Jurymitglieder die eingereichten Arbeiten.
Stichwort Transparenz: Ein Award wird immer dann vergeben, wenn alle fünf Jurymitglieder der jeweiligen Kategorie für ein Projekt gestimmt haben. Bei eigenen Projekten oder jenen von Freunden und Kollegen werden sich die Jurymitgliedern enthalten.
Wo ist der Haken? Es gibt keinen. Dafür sorgt nicht zuletzt eine glaubwürdige Jury, deren Mitglieder alles andere als undurchsichtig sind, ganz im Gegenteil, langjährige Fontbog-Leser kennen sie alle. Logos begutachten Christian Hanke, Lars Harmsen, Martin Jordan, Robert Paulmann und Achim Schaffrinna. Plakate nehmen Fons Hickmann, Mario Lombardo, Heinrich Lischka, Andreas Uebele und Sascha Lobe unter die Lupe. Durch die eingereichten Webseiten klicken sich Gerrit van Aaken, Thorsten Konrad, Jens O. Meiert, Oliver Reichestein und Robert Schulke. Illustrationen nehmen André Gottschalk, Felix Scheinberger, Katrin Rodegast und Silke Werzinger auseinander. Für Projekte geben Christian Hartmann, Martin Rack, Nadine Roßa, Patrick Marc Sommer und Sebastian Waters ihre Stimme ab.
21 Kommentare
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Ann
Super! Noch besser wäre es, wenn von 24 Jury Mitgliedern nicht lediglich 3 weiblich wären. Gibt es deutschlandweit wirklich keine kompetenten Designerinnen die Logos, Plakate oder Webseiten beurteilen können?
Mitschl
@ Ann:
Manche Menschen haben immer was zu nörgeln. Immer dieses blöde Geschlechter-Gleichstellungs-Zwang, die manche wie Sie immer bemängeln. Man sollte froh sein dass sowas stattfindet, is doch egal ob das jetzt Männer oder Frauen bewerten ;)
Jens
@Ann:
Das ist ein Projekt von ein paar Leuten, die eine Idee zusammen hatten und dann Bock haben, die umzusetzen.
Wenn du eine Idee hast und sie mit deinen Freunden umsetzt denkst du doch nicht zwischendurch „FUCK WIR HABEN JA KAUM MÄNNER MIT DABEI“
R::bert
Schön wie sich alles entwickelt!
flow
Hab‘ ich noch nicht genau kapiert:
_ Wann/wie oft kommt die Jury zusammen (oder tut sie das gar nicht)?
_ Nimmt jeder, der bei Dmig etwas rauflädt ab jetzt automatisch an dem Award teil?
_ Kann ich auch teilnehmen, ohne daß meine Arbeit auf Dmig zu sehen ist?
_ Was bietet der Award (eine Urkunde, einen Sticker, eine Veröffentlichung …)?
Und ja: mehr Frauen in der Jury wären eine gute Sache …
Martin
Die Jury bewertet online – unabhängig voneinander.
Jede eingereichte Arbeit nimmt teil.
Teilnahme ohne Veröffentlichung ist möglich (per Mail melden).
Die Gewinner erhalten den Adler (siehe Foto).
Gerrit van Aaken
Ich finde die Anmerkung von @Ann exakt richtig und wichtig, und die Reaktion von @Mitschl – sorry – komplett daneben. Erst mal denken, dann schreiben!
Ich habe zugegebenerweise dieses Mal nicht daran gedacht, aber im Grunde sollte jeder, der auf einem Podium spricht, Teil einer Jury ist, oder überhaupt in der Öffentlichkeit etwas innerhalb einer Gruppe tut, darauf achten, dass mindestens eine Person des anderen Geschlechts mit von der Partie ist. In unserem Falle hätte ich Martin fragen sollen, ob bei den Website-Juroren eine Frau dabei ist, und bei Verneinung absagen. Wenn es alle so sähen wie @Mitschl, trüge das dazu bei, dass sich noch weniger Frauen trauen, in die Öffentlichkeit zu gehen, um dort großartige Dinge zu tun. Wie schade!
flow
Bei aller Symphatie für die Idee des kostenlosen Awards:
Ist es wirklich eine gute Idee, eine Jury online, asynchron und ohne Kontakt zueinander tagen zu lassen? Eine gute Jury lebt doch auch von der Auseinandersetzung, dem Streit und der Leidenschaft, für ein Projekt zu kämpfen (oder dagegen) … die investierte Energie ist eine Form des Anerkennung und des Respekts vor den Arbeiten – auch (und gerade) dann, wenn die Arbeit am Ende doch durchfällt.
Dass eine Arbeit von allen Juroren ein “Like” bekommen muss, um einen Adler für die heimische Vitrine zu ergattern, führt dazu, daß man als Juror zwar gute Projekte verhindern kann (indem man sie übersieht, nicht schnell genug versteht, die Qualität nicht erkennt … auch bekannte Designer haben blinde Flecken und Muster im Kopf). Man kann die guten und etwas abwegigen Arbeiten aber nicht ermöglichen. Denn dazu muss man oftmals die anderen Juroren überzeugen und für eine Sache in den Ring steigen. Das geht aber online und asynchron nicht.
Das gewählte Verfahren fühlt sich ein an wie eine Gruppe von “Profi-Likern“. Man klickt sich durch, sagt “gut” zu diesem, “nicht so gut” zu jenem … Debatte sieht anders aus.
Es muss bei all diesen Awards doch mehr rumkommen, als “nur” die Anerkennung für einen einzelnen Designer. Awards sollten meiner Meinung nach (auch) die Disziplin als Ganzes weiter bringen und eine Kultur um Design herum erzeugen – und nicht nur Klickzahlen auf einer Website.
Martin
Ja, die Gefahr besteht, dass manche Arbeiten weniger gewürdigt werden, als sie es verdient hätten. Also das System ist nicht perfekt, unserer Meinung nach nur besser.
christoph
klingt nach einer prima sache.
debatten in jurys finde ich als juryteilnehmer toll, ob sie tatsächlich zu einer besseren auswahl führen, halte ich aber für fraglich; womöglich ist das gegenteil der fall, weil gruppendynamische phänomene ins spiel kommen: alphatiere setzen ihre lieblingsarbeiten durch und manches schwaches schafft es aufs treppchen, weil jemand in der jury besonders geschickt dafür plädiert. der modus dieses wettbewerbes führt also vielleicht zu einem faireren ergebnis.
bei den genannten juroren ist nicht zu befürchten, dass die guten und abwegigen arbeiten übersehen werden.
sven
die überwiegend männliche besetzung der jury ist mir auch sofort unangenehm aufgefallen und legt nahe, dass diese ein bisschen zu bequem ausgewählt wurde. ansonsten super sache und daumen hoch.
manuel
sehr schön – werd ich mal verfolgen.
wie oft tagt die Jury?
was passiert mit den arbeiten nach dem award? Archiv und dann 2. runde?
wieso sind alle Logos s/w?
Michael Hartmann
Werden Arbeiten, die bereits vor Wochen, Monaten oder Jahren hochgeladen wurden, auch bewertet und müssen diese erneut hochgeladen werden?
R::bert
Wie, wann, wo und in welchen Abständen werden die Awards überreicht. Wird es eine gemeinsame »Galaveranstaltung« aller Gewinner/Beteiligten mit den Jury-Mitgliedern geben?
Ist eine Rotation der Jury-Mitglieder geplant?
Christian Büning
Das Projekt ist ein belastbarer Gegenentwurf zu kommerziellen Designpreisen. Die letzten Details in den Vergabeverfahren werden sich sicher noch zurecht ruckeln, auch der Frauenanteil in der Jury wird sich sicher noch erhöhen. Ich finde die Idee des Wettbewerbs sehr charmant, verbunden mit der Hoffnung, dass die Jury nicht nur wortlos einen Adler vergibt, sondern eine Begründung der Entscheidung formuliert. Das würde den Wettbewerb in meinen Augen zu einer ziemlich guten Designauszeichnung machen.
koni
ein bischen viel noch offener Fragen für einen schon gestarteten Wettbewerb.
flow
Wie soll die Jury das denn machen, wenn sie sich nicht trifft? Eine Begründung kann ja nur aus einer gemeinsamen Kommunikation entstehen. Die kann in diesem Fall aber nur nachgeliefert werden und nicht Teil des Entscheidungsprozesses sein. Kann man denn wenigstens sehen, welcher Juror für welches Projekt „geliked“ hat? Schreibt dann jeder Juror seine eigene Begründung?
Juryentscheidungen sind nie fair, sondern immer subjektiv und „ungerecht“: Andere Jury – andere Auswahl. Das ist ja auch nicht schlimm – mal verliert man und mal gewinnen die anderen.
Das hier gewählte Verfahren ist nicht besonders fair und nicht besonders unfair. Es erhöht einfach nur die Wahrscheinlichkeit (!), daß noch mehr als sonst die visuelle Oberfläche von Entwürfen beurteilt wird – da können die Jurymitglieder wenig gegen tun … außer individuell sehr, sehr viel Zeit zu investieren (und da wären wir wieder bei der Transparenz: Wieviele Arbeiten werden denn in welcher Zeit begutachtet und geht das überhaupt, wenn der Wettbewerb kostenlos ist?). Anderersseits: Ist ja auch egal – es kann ja jeder mitmachen, wo er will.
Besser als was und warum?
Ich bleibe aber immer an der Frage hängen, wofür Wettbewerbe denn überhaupt gut sein sollen, ob sie mehr Nutzen stiften können als Egos zu füttern und wo hier die Innovation gegenüber den bestehenden Wettbewerben ist? Außer „kostenlos“ fällt mir da gerade nix auf – und „kostenlos“ ist auch nicht das selbe wie „fair“.
Wenn zum Beispiel die Juryentscheidung transparenter wäre, wäre das was Neues. Aber daß eine Arbeit gewinnt, weil alle „dafür“ sind, ist eigentlich Standard bei Wettbewerben.
Oder wenn ein Wettbewerb etwas anderes als die visuelle Oberfläche besprechen würde – das aber wäre ein ganz, ganz anderer Wettbewerb – und der wäre mit Sicherheit nicht kostenlos, weil das ein sehr zeitintensiver und komplexer Juryprozess wäre.
Oder, oder, oder … die gegenwärtige Wettbewerbslandschaft bietet so viel Raum für neue Ideen … aber wo sind die?
Raban Ruddigkeit
Die meisten Wettbewerbe sind schlicht deshalb nicht fair, weil (aus welchen Gründen auch immer) nie auch nur ansatzweise alle relevanten Arbeiten aus den jeweiligen Bereichen dabei sind. Es kann nur gewinnen, was auf dem Tisch liegt und das ist nie wirklich repräsentativ. Der einzige Award, der da eine rühmliche Ausnahme macht, ist der Visual Lead Dings, der aber nur eine sehr spezielle und immer kleiner werdende Gruppierung betrifft. Insofern ist dieser Versuch hier sehr zu schätzen, denn er umfasst ja alles, was Leute irgendwann irgendwie hochgeladen haben. Hier könnte Quantität tatsächlich zu Qualität führen.
Martin
@Flow (#17): Man kann auch online kommunizieren (q.e.d). Technisch läge der Aufwand bei etwa 10 Minuten. Wer weiss, vielleicht wünschen sich die Jurymitglieder das sogar und wir werden es für sich einrichten. Der Award ist jung und darf sich noch entwickeln.
@Christoph (#10): Hoffen wir es mal. :)
Martin
@Michael (#13): Alle Arbeiten seit 2010 sind dabei. Dürften insgesamt so um die 7000-8000 Arbeiten sein. Und bei der Flut an Einreichungen sind es übermorgen voraussichtlich 1000 mehr.
carlos
Ich fange mal mit etwas positivem an: Ich habe wahnsinnigen Respekt von den DMIG-Machern und finde, dass der Preis prinzipiell eine sehr spannende und gute Idee ist.
Ich frage mich aber ehrlich gesagt ein bisschen: Was bringt das und was soll das? Wir haben doch schon tausende Preise. Ich fände es spannend, wenn es einen Wettbewerb gäbe, der sich inhaltlich von anderen Preisen unterscheidet …