Nestbeschmutzer Dove

Noch ist nicht sicher, ob die Kommunikationsstrategie des Kosmetikunternehmens Dove in die rich­tige Richtung läuft. Entgegen aller Gepflogenheiten der Branche versteht sich die Marke als ehrli­cher Partner seiner Kunden, der Frauen … man zeigt sie gerne unge­schminkt, rund­lich, »normal«.

Jetzt greift Dove Visagisten, Fotografen und die Mode-Kommunikation an. Im neuen Werbespot »Evolution« wird einem weib­li­ches Fotomodell im Zeitraffer Make-up aufge­legt, doch damit nicht genug … nach 2/3 Laufzeit wird der 70-Sekunden-Film über­ra­schend unan­ständig: plas­ti­sche Chirurgie per PhotoShop. Abschlussclaim: »Kein Wunder, dass unsere Vorstellung von Schönheit gestört ist«. Zum Dove-Evolution-Clip bei YouTube …


20 Kommentare

  1. pixelpsycho

    Das ist aber nicht wirk­lich Photoshop, oder?
    Beeindruckendes Programm!

    Ich mag die neue Kampagne von Dove. Find ich irgendwie sympathisch.
    Den Spot fand ich auch schon gut.
    http://​youtube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​E​l​y​v​O​w​i​h​_4c
    Sicherlich ist ein biss­chen Augenwischerei dabei. Aber das ist halt Werbung. ;)

  2. HD Schellnack

    Perfektion. Mag ich. 

    Eine Ex-Studentin, die bei Ogilvy arbeitet, sagte mir, dass eine gemei­ne­same Bekannte, die in dem Dove-Bräunungscreme-Spot vorkommt, und die eben genommen wurde, weil sie zwar natür­lich hübsch aber kein «Model» ist, das Produkt vorher wirk­lich testen und erklären mußte, ob sie es mag oder nicht. 

    Das alles wird aller­dings etwas absurd, wenn man bedenkt, welche Firma hinter Dove steckt und daß hier genau die von Dove kriti­sierten Beauty-Standards etabliert sind.

  3. Markus Widmer

    Dove weiß, dass gute Werbung das Gegenteil vom Gängigen macht. Also in diesem Fall: Herzeigen, wie Werbung Schönheitsideale produ­ziert. Ich finde nichts Unanständiges daran, abge­sehen von der Wendehals-Ideologie hinter der Kampagne, wie HD erwähnte.

  4. Jürgen Siebert

    Die Dove-Werbung ist ganz und gar nicht unan­ständig … aber die Methode der Photoshop-Chirurgie. Ich finde den Schluss des Spots fast scho­ckie­rend, nachdem man bereits die heile Welt der Visagisten bewun­dert hat … dann dieser Digital-Retusche-Knaller. Ist irgendwie auch belei­di­gend für die Visagisten, oder?

  5. HD Schellnack

    Ähm.. aber genau so ist es doch. Selbst bei uns, und ich achte meist schon auf HALBWEGS natür­liche Bilder, geht kaum ein Bild raus, ohne das mit Retouche und meist inzwi­schen auch Verflüssigen dran gear­beitet wurde.

  6. thomas | fontbastard

    also ist der spot nicht nur ein »angriff« auf die kosmetik-indus­trie, sondern eigent­lich viel­mehr ein hinweis auf die »verlo­gen­heit« der werbemacher.

    gegen glanz­spuren weg und störer entfernen hat ja keiner was … aber die gezeigten sachen sind wirk­lich unan­ge­nehm. hinzu kommt ja noch, dass die würde der models am rechner komplett zerstört wird. fucking business.

    und defintiv nicht meins. naja, ps ist ja eh nicht meins.

  7. busylizzie

    Ich finde den Spot super­klasse und werde ihn, wenn meine Tochter (10) aus der Schule kommt, gleich vorspielen. Und ihr erwach­senen Männer, die ihr euch hier hoch­peitscht: In welcher Welt lebt ihr denn?

    Diese Techniken sind reiz­voll und fantas­tisch, es sind keine Bilder, es ist eine Kunstform, juhuuu!!!!

  8. thomas | fontbastard

    was soll deine tochter denn da lernen bitte? es ist eben keine kunst es sind »verkaufs­för­dernde maßnahmen« … aber viel­leicht habe ich die ironie deines kommen­tars nur nicht erkannt.

  9. busylizzie

    Doch es ist Kunst: Das mensch­liche Gesicht wird mit Hilfe von Techniken (Kunst kommt von Können) so verän­dert, das es dem momen­tanen Schönheitsideal entspricht (und dann meinet­wegen auch verkaufs­för­dernd eingesetzt).

    Aus den meisten Magazinen gucken einen nur solche Gesichter an und jetzt der Bogen zu meiner Tochter, sie soll wissen wie das funk­tio­niert und nicht glauben das sowas irgendwo lebt, das ist eben künst­lich und sie ist real.

  10. thomas | fontbastard

    ein tech­no­krat, der bril­liant in ps ist noch lange kein künstler, solange er nicht in der lage ist einem werk geist und seele einzu­geben und das halte ich für ein signif­kantes merkmal von kunst und das hat nicht nur was mit können zu tun, sondern auch mit fühlen.

    ah okay so machts natür­lich auch sinn mit der tochter.

    im übrigen. hast du mal deinen nick­name gegooglet?

  11. Oliver

    „…»verlo­gen­heit« der werbemacher.“

    Öhm ja, als Dienstleister bedient man den Markt. Die Werbung hat dieses Ideal nicht erfunden sondern der Kunde der den Mist wegen der Bilder die seinen Ideal entspre­chen kauft. 

    Und zur Kunst:
    We make money, not art!

  12. sixtyseven

    »Distorted« bedeutet gestört, nicht zerstört. Womit der Abschlussclaim auch einen ganz anderen – und sinn­vol­leren – Dreh bekommt.

  13. Jürgen Siebert

    Völlig richtig … danke für den Hinweis. Ich habe es geändert.

  14. thomas | fontbastard

    naja, so ganz unschuldig ist die werbe­indus­trie sicher nicht an diesem ideal, versteht sie es doch am besten, genau das zu vermit­teln. und das nur auf dem dienst­leister herunter zu brechen ist auch etwas zu sehr verein­facht. ein bissel moral und dienst am menschen ausser dem inter­esse am geld­beutel gehört meiner meinung dazu.

  15. Brautkleider - Tante

    viel­leicht ist es gar nicht so schlecht, dass Dove so detail­iert zeigt, was für einen Weg das Plakat schon schon hinter sich hat. Es gibt so viele Frauen, die dem Schönheitsideal aus den Werbeanzeigen hinter­her­laufen, ich denke, wenn man diesen Spot gesehen hat, wird die eine oder andere Frau dieses „nach oben sehen“ sicher rela­ti­vieren…. denn der Abstand der Frau im Ausgangsbild zu der Frau auf der Straße ist doch wirk­lich schon nicht mehr so groß.

  16. Herr Nilson

    Ich bin der Meinung, Dove hat mit diesem Film mal so richtig gezeigt, was Sache ist. Dass es dieses Schönheitsidol nicht gibt, welchem viele junge Mädchen hinter her eilen.
    Obwohl ich Mediengestalter bin und mich genau mit Werbung, Marketing und somit auch mit diesen Bildbearbeitungprogrammen auskenne, denke ich, dass es nicht schadet, den Leuten mal zu zeigen, was wirk­lich hinter diesen „super-hübschen“ Models steckt …nämlich ganz normale Menschen mit all ihren Macken und Fehlern – wie du und ich…

  17. Swadba

    Ich finde, daß diese Werbung trotzdem nichts ändern wird. So werden bereits aufge­klärten nur leise schmun­zeln und der Rest weiterhin an die „Magie“ der Kosmetik glauben.

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