MdB Lutz Heilmann (Die Linke) stoppt wikipedia.de
Als ich eben im Olympiastadion die wikipedia.de-Seite konsultieren wollte, erschien diese Meldung: »Mit einstweiliger Verfügung des Landgerichts Lübeck vom 13. November 2008, erwirkt durch Lutz Heilmann, MdB (Die Linke), wird es dem Wikimedia Deutschland e. V. untersagt, ›die Internetadresse wikipedia.de auf die Internetadresse de.wikipedia.org weiterzuleiten‹, solange ›unter der Internet-Adresse de.wikipedia.org‹ bestimmte Äußerungen über Lutz Heilmann vorgehalten werden. Bis auf Weiteres muss das Angebot auf wikipedia.de in seiner bisherigen Form daher eingestellt werden.«
In dem Streit geht es offenbar um in der Wikipedia zitierte Berichte, wonach die Immunität des Abgeordneten im Oktober aufgehoben worden sei, weil er einen Bekannten per SMS bedroht haben soll. Heilmann bestreitet sowohl Drohung als auch eine Aufhebung der Immunität. Auch die angebliche Stasi-Vergangenheit des Abgeordneten ist, laut Spiegel Online, ein Streitpunkt.
Ein Mitglied des Bundetages kann einfach mal so Wikipedia.de abschalten: Ich glaube, ich lebe im falschen Land. Weil ich mich nicht in der Verfassung zu einer sachlichen Analyse befinde, verweise ich auf funkfeuer, heise.de, focus online und spiegel.de. Der Tagesspiegel zitiert Heilmann wie folgt: »Sobald die falschen Behauptungen bei Wikipedia verschwunden sind, ist die Sache erledigt.« Das hätte er wohl gerne.
Glücklicherweise steht der Mutter-Server von Wikipedia in einem anderen Land, wo auch die deutschen Seiten nach wie vor zugänglich sind: http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite
34 Kommentare
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<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
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Arith
Politiker dürfen nicht nur Domains abschalten, Politiker dürfen alles!
Da ich die heiligen Hallen der Wikipedia noch nie über wikipedia.de betreten habe, kann es mir aber auch egal sein und dass die Wikipedia-Leutchen des öfteren Probleme wegen der Inhalte ihrer ehrwürdigen Enzyklopädie haben, ist ja auch nichts Neues (siehe Tron).
Jürgen
Dürfen sie nicht! Ich gebe die Hoffnung (noch) nicht auf …
Eric Eggert
Überraschung: Auch linke Ex-Stasi-Mitarbeiter dürfen die Mittel unseres Rechtssystems benutzen (soviel zu „falsches Land“, was wäre denn lieber, als ein Rechtsstaat?). Die einstweilige Verfügung wird doch eh wieder aufgehoben, sobald das Gericht die Entgegnung der dt. Wikimedia bekommt.
Alles halb so wild und die Aufregung übertrieben.
ich
Damit disqualifizieren sich die Linken Ex-Stasi Mittäter selber. Einen Augeblick dachte ich schon, diese Partei wählen zu können … jetzt bleibt mir keine Partei mehr, die glaubhaft ist.
Jürgen
Früher hat man Bücher umständlich verbrannt, wenn sie unbequem waren. Im elektronischen Zeitalter braucht ein Gericht nur noch den Stecker ziehen … und schon verstummt das beliebteste Nachschlagewerk der Deutschen. Die Artikel dieses digitalen Lexikons wurden von ihnen selbst geschrieben.
Kann mir mal jemand erklären, was an diesem Vorgang rechtens ist?
Raketentim
Ich glaube, Wikipedia hat das vor ca. 2 Jahren in einem ähnlichen Fall schon mal so gemacht. Ich kann das jetzt leider nicht recherchieren, weil ich z.Z. kein flinkes Internet habe.
Andreass
Das war wohl der Fall „Tron“.
http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/613/68545/
http://de.wikipedia.org/wiki/Tron_(Hacker)
Raketentim
Genau, vielen Dank!
Leitkulturevolution.de
Das Land der Dichter und Denker ist zum Land der Paragraphen-Klugscheisser verkommen .
Thomas
Mal so als Denkanstoß in die Runde geworfen: Wie würde Jürgen reagieren, wenn er in der Wikipedia der Schriftpiraterie bezichtigt würde?
Gut, er hätte vermutlich etwas mehr technischen Sachverstand und würde einsehen, daß die Sperrung dieser Seite nichts bringt. Ebenfalls hätte er wohl genug Blogging-Sachverstand, um zu wissen, daß die Verleumdung so nur einem viel breiteren Publikum bekannt wird.
Aber einfach so stehenlassen und ignorieren? Das glaube ich nicht.
Daß Herr Heilmann wild um sich schlägt, ist nun nicht sonderlich überraschend. Und daß dabei mehr kaputt geht als gekittet wird, ist erstmal sekundär, bei solch einem emotional aufgeladenen Thema.
Und mal weg vom konkreten Wikipedia-Fall: Wenn ich auf irgendeiner Webseite, die „juristisch erreichbar ist“, verleumdet würde, wäre eine Einstweilige da auch eine Option, die ich sehr ernsthaft in Betracht ziehen würde.
Jens
Ganz einfach: der Mann macht nur das was er kann. Die Manipulation von Informationen hat er ja vermutlich mal gelernt. Auch wenn es hier nur ein Versuch ist, und er vermutlich scheitert, kann ich ihm nicht mal einen Vorwurf machen, er kann’s vermutlich nicht besser. Traurig, dass so einer in den Bundestag einziehen kann.
Thomas
In unserem Rechtssystem werden Verleumdungen und Üble Nachrede (ich gehe bis zum Beweis des Gegenteils davon aus, daß das hier der Fall ist) eben nicht als unbedingt schützenswerte „Information“ oder „Speech“ gewertet.
Das ist in den USA (teilweise) anders, aber deren Rechtssystem will ja seltsamerweise auch nie irgendein Kommentator haben.
Ivo
Er würde wohl mit Hinweis auf die mangelnde Quellen- und Beweislage ganz einfach den Artikel korrigieren.
Thomas
Punkt für dich. :-)
Naja, ein halber. Editwars in Wikipedia machen keinen Spaß. Und die Verleumdung kann immer wieder reinkommen.
Herr Heilmann hatte ja offenbar auch schon selbst im Artikel editiert. Ohne dauerhaften Erfolg.
HD Schellnack
Ich glaube, ein solches Vorgehen, wenn auch auf den ersten Blick skandalös und ausgerechnet von einer linken partei irgendwie unentspannt und muffig wirkend, ist zum einen menschlich nachvollziehbar (WENN die Vorwürfe nicht stimmen, würde ich an Stelle von Heilmann auch alle zur Verfügung stehenden Mittel nutzen), zum anderen charakteristisch für die neue Online-Realität, in der Wahrheit sehr soft geworden ist und Identität sehr gläsern.
Ich habe Studenten, die ihre selbst ausgefülten Fragebögen von meinem Blog löschen lassen, weil ihnen diese Form von Publizität nicht passt – und das ist zu respektieren. Ähnliches gilt für Wikipedia. Zugleich aber kann ein solches Medium nicht nur «Fakten» bringen, die die betroffenen Personen gerne sähen, sondern muss objektiv funktionieren – und an diesem Punkt kommt Wikipedia immer wieder an seine Grenzen. Eine Schwarmintelligenz von subjektiven Meinungen ersetzt keine präzise, journalistisch-redaktionelle Arbeit wie wir sie bei offiziellen «echten» Lexika und Nachschlagewerken haben – Partikularinteressen aller Seiten werden immer einen Raum haben, Selbstdarsteller, Gegenspieler und so weiter.
Prozesse wie dieser werden also langfristig dafür sorgen, dass sich ein im hohen Maße manipulatonsanfälliges Medium wie Wikipedia (vgl. Stephen Colberts Gag vor ein zwei Jahren) fragen muss, was Wahrheit ist und wie wichtig neutrale Fakten sind. Dieser Prozess der Bewertung von Fakten ist ja im Gange und kann durch solche Aktionen nur beschleunigt werden.
Bei aller kurzfristigen Nervigkeit von solchen Kurzschluss-Aktionen von Betroffenen, wird das System eines Open-Source-Lexikons davon hoffentlich langfristig profitieren. Wikipedia ist inzwischen so zentral geworden als Wissensspeicher, dass es mehr als Zeit ist, zu hinterfragen, wie die Inhalte entstehen und wer sie überprüft.
HD Schellnack
Oh, und PS:
Heilmann schadet so natürlich nur sich selbst. Durch diese Aktion dürfte sich die Aufmerksamkeit, die er zu verhindern versuchte, exponentiell vergrößert haben. Da hat einer nicht verstanden, wie das Netz tickt :-D.
Benjamin Hickethier
Bei aller Absurdität des ›Wikipedia-Ausschaltens‹ und trotz richtiger Skepsis gegenüber diesem Vorgang – der bei Printmedien wohl anders ausgesehen hätte – finde ich doch, Jürgen, dass Deine Parallele zu Bücherverbrennungen ein bißchen weit geht.
Ich vermute mal, dass die Beweisführung und Belegung der gegen diesen Abgeordneten erhobenen Vorwürfe diesen Wikipedia-Eintrag genau so juristisch durchsetzen lassen würde. Es ist schließlich ein Rechtsstaat, in dem die Inhalte/Meinungen auf Wikipedia geäußert werden (mit Berücksichtigung der Server-Standorte etc), daher auch immer noch ›in dubio pro reo‹.
Falschdarstellungen, ob als Verleumdung, Unwissen oder Fehl-/Desinformation, haben schließlich — auch gerade in diversen Wikipedia-Artikeln — immerhin schon so manche persönliche Würde angetastet oder nachhaltig beschädigt. Im Grunde genommen handelt es sich um Fragen nach ›Freiheit von Information‹ oder einer ›freien Enzyklopädie‹, deren Inhalte leider generell zu selten hinterfragt oder angezweifelt werden. In dem Moment, wo Einträge bei Wikipedia (oder auch im Brockhaus oder der Encyclopedia Britannica) unhinterfragt als Autorität und ›objektive Fakten‹ verstanden und übernommen werden [es macht sich ja noch nicht mal oft jemand Mühe, den richtigen link zu der Version des Wikipedia-Eintrages aus dem man zitiert, als Quellenangabe anzugeben], kann ich mir vorstellen, ohne den Fall dieses MdB der Linken genauer zu kennen, dass ihn diese Darstellung in einem simpel zu manipulierenden, gleichzeitig als ›Allgemeinwissen‹ verstandenen jungen Massenmedium zu einer gewissen Panik getrieben hat. Vielleicht auch kein Wunder im gesellschaftlichen Kontext, in dem die Linkspartei immer noch — und hier ziehe ich eine seltsame Parallele — einer Hexenjagd ausgesetzt ist, die zu Auswüchsen wie dem Hessen-Desaster der SPD führt.
Benjamin Hickethier
Ha, HD, während ich das schrieb hast Du teilweise genau das Gleiche geschrieben. Oj, zeitbasierte Medien …
Andreass
http://www.lutz-heilmann.info/
HD Schellnack
Wobei an der Sache in Hessen keine Hexenjagd Schuld ist, sondern die SPD :-D
Simon Wehr
Ich kann mich HD und Benjamin nur anschließen.
Es ist sicherlich eine übertriebene Aktion, die noch dazu nach hinten losging. Aber die Einstweilige Verfügung hat nun gar nichts damit zu tun, ob der Herr nun MdB oder der König von Deutschland ist. Mit dem richtigen Rechtsanwalt an meiner Seite könnte ich das auch, wenn entsprechende Verleumdungen / Falschaussagen auf Wikipedia oder Fontblog oder … stehen. Also bitte nicht alles den Politikern ankreiden.
Zumindes nicht immer ;-)
Jürgen
Na prima, wenn das Schule macht, dann sind die Tage von Wikipedia gezählt. Warum müssen 826.772 Artikel in deutscher Sprache (Stand heute) vom Netz genommen werden, wenn EINE Biografie nicht stimmt. Das nenne ich EIN Buch verbrennen (das Wort »Bücherverbrennung« habe ich nicht verwendet – liegt mir auch fern), in dem eine Passage falsch sein soll.
Eric Eggert
Nein, Jürgen, es hätten nicht alle Artikel vom Netz genommen werden müssen, nur der eine. Dass Wikipedia.de die gesamte Weiterleitung gesperrt hat lag daran, dass sie nicht der richtige Ansprechpartner sind für solche Beschwerden. Wenn Wikipedia in Deutschland ansässig wäre, dann hätten sie den einen (1) Artikel herunternehmen müssen, bis die Rechtsstreitigkeit geklärt ist. Das ist doch ganz normal so.
Da die Wikimedia Deutschland aber nur Einfluss auf Wikipedia.de hat und nicht auf de.wikipedia.org mussten sie eben das gesamte Angebot (Ein Sucheingabefeld) vom Netz nehmen.
Es ist das gute Recht sich gegen Verleumdungen zu Wehr setzen zu können, auch als Person, die in der Öffentlichkeit steht. Der Schutz der Persönlichkeitsrechte steht in unserem Rechtssystem an erster Stelle, aus Erfahrungen, die wir vor Einführung des Grundgesetzes gemacht haben. Es ist das höchste Gut.
Zudem handelte es sich nur um wirklich persönliche, unbewiesene Angriffe gegen Heilmann, was man vielleicht daran erkennt, dass er den Streit schon beigelegt hat obwohl die Passage mit dem „hauptamtlichen Stasi-Mitarbeiter“ noch immer im Artikel vorhanden ist.
Nur weil das, was sich Blogosphäre nennt wieder eine Sau durchs Dorf treibt, heißt das noch lange nicht, dass diese Sau auch geschlachtet werden muss. Aber man scheint es heutzutage mit dem Rechtsstaat nicht wirklich mehr so genau zu nehmen.
Marc B.
Mit Verlaub, ich hätte angenommen, dass die grundsätzlich netzerfahrene Leserschaft dieses Blogs besser informiert wäre. Fast alles obige ist falsch – im Artikel und in den Kommentaren.
„Die Wikipedia“ war nie abgeschaltet und kann durch ein deutsches Gericht auch nicht abgeschaltet werden. Die deutschsprachige Wikipedia liegt auf http://de.wikipedia.org – die Seite, die Server, die Domain gehören der Wikimedia Foundation, einer gemeinnützigen Stiftung nach dem Recht des US-Bundesstaates Florida.
Wikipedia.de ist eine Weibseite des gemeinnützigen, eingetragenen Vereins Wikimedia Deutschland e.V., der als deutsches “Chapter“ der US-Stiftung agiert. Er betreibt nicht die deutschsprachige Wikipedia, ist nicht für die Inhalte verantwortlich, sondern ist als Förderverein für Freies Wissen tätig. Das schließt die finanzielle und technische Unterstützung der Wikipedia ein.
Auf der Seite wikipedia.de war bis Freitag eine Suchmaschine, mit der in allen Wikipedia-Sprachversionen des deutschsprachigen Raums (Deutsch, Plattdeutsch, Friesisch, Bairisch, Allemannisch, Sorbisch und so weiter, nach Artikeln gesucht werden konnte. Die „Weiterleitung“, die das LG Lübeck unterbunden hat, gab es nie, denn eine von Benutzereingaben abhängige Suchmaschine ist keine Weiterleitung, das Suchergebnis kann nicht dem Betreiber der Suchmaschine angelastet werden.
Fazit und praktische Anwendung: Die deutschsprachige Wikipedia liegt unter http://de.wikipedia.org – diese Adresse gehört in die Bookmarks, nichts anderes. Dann hat man den direkten Zugriff, der deutschen Gerichten nicht unterliegt.
Jürgen
Danke für die Belehrung, Marc (es war immer die Rede von wikipedia.de, und am Ende meines Beitrags verlinke ich zu http://de.wikipedia.org).
Deine Wortklauberei dient nicht meiner Beruhigung. Ist ja prima, dass deutsche Gerichte keinen Server in Florida abschalten können. Aber sollten wir nicht alle daran arbeiten, dass so ein Server auch in Deutschland sicher aufgehoben sein kann? Es geht doch um die Intention des MdB Lutz Heilmann, er dachte er könnte abschalten … und wenn er die deutsche Wikipedia hätte abschalten können, dann hätte er das durchgesetzt.
HD Schellnack
Wenn es so einfach wäre, Server abzuschalten, gäbe es so manche holocaustverniedlichende Site sicher nicht mehr.
Ganz im Gegenteil zeigt ja dieser Versuch aber eher, wie so ein Zensurversuch inzwischen nach hinten losgeht, wenn das Opfer medial stark genug ist – die Entrüstung war auf breiter Front da, und wahrscheinlich haben jetzt mehr Leute über die von Heilmann beanstandeten Inhalte gelesen als er es sich eigentlich wünschen könnte. Der Artikel mag nun korrigiert sein, aber der Schaden für seinen Ruf ist deutlich größer als hätte er einen stilleren Weg gesucht.
jAnsen
ich weiß auch gar nicht, warum man überhaupt auf wikipedia.de oder .org gehen sollte. in der google-suchzeile einfach „wiki“ vor einen beliebigen begriff gehängt und schon läuft das.
„wiki Lutz Heilmann“ funktioniert wunderbar…
Raketentim
Hmm, Jürgen… ich weiß nicht, wenn du schreibst, man habe früher unliebsame Bücher verbrannt, dann kann man es dem Zwischen-den-Zeilen-Leser wohl nicht verdenken, wenn er meint, das sei ein Verweis auf die Bücherverbrennung. Gut, wenn’s nicht so ist, denn ich glaube, dabei ging es eher um das symbolische Verbrennen von Ideologien.
Dass Heilmann die deutschsprachige Wikipedia abgeschalten hätte, ist das jetzt eine Vermutung von dir, oder hast du Quellen, die es belegen? Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass irgendwem daran gelegen wäre, wegen einer Rufschädigung die gesamte deutschsprachige Wikipedia offline zu nehmen. Allerdings steht man dem Recht im Internet – wie in diesem Fall offensichtlich auch – oft hilflos und unwissend gegenüber, wenn einem Unrecht geschieht und man sich nicht wehren kann, weil die Daten auf einem Server stehen, dem deutsche Gerichte nix, deutsche Gerüchte aber schon was können.
Wie würde Fontshop reagieren, wenn es einen Webservice gäbe, bei dem neben vielen legalen Freefonts auch Schriften aus der FontFont-Bibliothek zum kostenlosen Download angeboten werden, der Service auf Grund des Serverstandortes rechtlich nicht zu sperren ist, es aber eine nach deutschen Recht sperrbare Suchmöglichkeit für diesen Service gäbe, deren Sperrung auch die legalen Freefonts beträfe? Im Ernst, würde Fontshop versuchen, wenigstens diese Tür zu schließen, oder würde man sagen „Wenn die Freefonts davon auch betroffen sind, dann können wir das nicht machen“?
HD Schellnack
Das ist insofern ein hinkender Vergleich, weil bei Heilmann keine Copyrights verletzt sind und die Richtigkeit/Unrichtigkeit der biographischen Details zumindest ein bisschen wie Schrödingers Katze ist, während die Font-Sache platter Diebstahl ist.
Auf der anderen Seite ist jeder Anbieter von Software ohnehin und immer relativ hilflos gegen Torrent-Link-Anbieter. Die RIAA ist bisher die einzige Organisation, die da – mit extremen Terror – (zweifelhafte) Erfolge bewirkt. Und dabei nebenbei sinnvolle Einrichtungen wie Pandora gleich mit killt…
Jürgen
Ersten bin ich nicht MdB, und zweitens dürfen wir nicht Äpfel mit Birnen vergleichen (zur Erinnerung: FontShop hat kein »Intellectual Property« sondern ist schlicht ein Händler; FSI FontShop International allerdings gibt Schriften heraus und wirft ein Auge auf deren illegale Verbreitung.)
Bleiben wir bei Wikipedia-Biografien. Natürlich wäre ich stinkig, wenn dort zum Beispiel stehen würde »Jürgen Siebert schickt mindestens einmal pro Woche eine SMS an FontShop-Kunden, in denen er diesen die illegale Benutzung von Schriften-Software vorwirft.« Jeder soll sich gegen falsche Unterstellungen wehren können, natürlich auch ein MdB Lutz Heilmann. Was ich lediglich kritisiere ist die Möglichkeit/die Intention/die Rechtslage, Hand an ein Allgemeingut zu legen (legen zu können) … so wie es Heilmann (vielleicht aus Unkenntnis) ursprünglich geplant hat, vor seinem Rückzieher am gestrigen Sonntag. Von einem MdB erwarte ich mehr Sensibilität bei diesem Thema.
Raketentim
HD, ich habe bewusst diesen Vergleich gewählt und keinen naheliegenderen wie „Was wäre, wenn in der Wikipedia über diesen jenes stünde“.
Der Vergleich hinkt deshalb nicht, weil Verleumdung durch Verbreiten von Schriften (diese ist ja der Grund für die Sperrung) ebenso wie Urheberrechtsverletzung eine Straftat in Deutschland ist, eine die bis zu 5 Jahren Freiheitsstrafe führen kann.
Die rechtlichen Probleme und Hürden in beiden Beispielesind die ähnlich und manchmal kann man Kernobsgewächse eben umfassender und subjektiver vermitteln, wenn man auch mal Äpfel mit Birnen vergleicht.
Raketentim
Oh, toll. 2 mal hintereinander verschrieben und geärgert, nachdem ich auf Senden geklickt habe, aber gefreut, dass Jürgen auch ans Essen gedacht hat. Ich schäl‘ mir jetzt mal ne Orange.
Yosh
Wenn die Stasi Vergangenheit des besagten Herrn Heilmann ihn auf der Wiki-Seite so störte, sollte Er sich besser nicht die HP seiner Partei anschauen.
http://www.linksfraktion.de/mdb_heilmann.php
Stefan
@ Yosh
Daran störte er sich nicht. Wer behauptet das? Ich würde ihn verklagen – kurz und schmerzlos ;-)