Logo-Posse in Marzahn-Hellersdorf?

Es erin­nert ein biss­chen an Cottbus, Weichen scheinen falsch gestellt, Dinge verselb­stän­digen sich. Der Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf (250 T Einw., 61,8 km²) sucht ein Logo per Volksabstimmung. Zur Auswahl stehen 8 Schüler-Entwürfe, vorge­stellt auf berlin​.de, wo Bürger auch abstimmen können, doch alles der Reihe nach …

Die Schüler/innen der Beruflichen Schule Hangelsberg (Bildungsgang Gestaltungstechnischer Assistent, GTA) haben sich ein Jahr lang intensiv mit dem Bezirk Marzahn-Hellersdorf und seinen Besonderheiten beschäf­tigt. Sie studierten Analysen, Statistiken und Medienberichte, um anschlie­ßend Entwürfe für ein Signet des Bezirkes zu erar­bei­teten. Als sie diese Anfang der Woche mit ihren Dozenten Uli Heid (www​.design​-network​.de), Falk Flach und dem Schulleiter Thomas Enkelmann »dem Bezirksamtskollegium, den Führungskräften des Bezirksamtes, sowie in einem Pressegespräch auch den Medien vorstellte, ernteten sie viel Beifall«, so eine Pressemitteilung aus Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf

»Im Mai 2008 erhielt das Oberstufenzentrum Handel II den Namen ›Oskar Tietz‹ und ein Signet, erar­beitet von Studenten der FAW. Wir waren von der Leistung der Schüler so angetan, dass wir umge­hend zu der FAW Verbindung aufnahmen«, erin­nert sich Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle gegen­über der Presse. Es folgten Gespräche sowie Informations- und Arbeitstreffen in der Pressestelle. Im März 2009 wurde eine »Vereinbarung zur Durchführung eines Projektes zur Entwicklung eines Erscheinungsbildes des Bezirkes« unterzeichnet.

Am 6. Januar 2010 stellten die Schüler dem Bezirksamtskollegium mit großem Erfolg ihre ersten Entwürfe vor. »Dass sie sich in so kurzer Zeit so intensiv, diffe­ren­ziert und kreativ mit unserem Bezirk ausein­an­der­setzen, das hatten wir so nicht erwartet«, fasst die Bezirksbürgermeisterin die große Zustimmung zusammen. Dozent Uli Heid beschei­nigte seinen Schützlingen bei der Gestaltung der Signets, der »Königsdisziplin«, große Kreativität, Professionalität und nicht zuletzt einen großen Einsatz auch außer­halb der Schule bewiesen zu haben.

Bevor nun die Jury im Juni die Qual der Wahl hat, können die Bürgerinnen und Bürger von Marzahn-Hellersdorf von heute bis zum 21. Mai 2010 ihr Votum abgeben. Dies geschieht auf der eigens einge­rich­teten berlin.de-Webseite Signet für den Bezirk Marzahn-Hellersdorf sowie in vier Bürgerämtern.

Auf diese Geschichte machte mich Kollege Axel Porsch von Blick Berlin aufmerksam. Er schreibt mir dazu: »Wollen wir nur hoffen, dass nicht irgendein Bezirkspolitiker auf den Gedanken kommt, dass man davon etwas verwenden kann. … Ich mich natür­lich, ob da nicht eine offi­zi­elle Ausschreibung zwin­gend notwendig gewesen wäre.« Wer bisher dachte, Design by Crowd-Sourcing sei das unterste Niveau, der wird vom Bezirk Marzahn-Hellersdorf eines besseren belehrt: Design by Schüler ist noch einfa­cher – und billiger.


64 Kommentare

  1. .t0mmy

    Steckt im Beitrag ein wenig die Angst, dass die Schüler ihre Arbeit womög­lich richtig gut gemacht haben und somit nicht wesent­lich schlechter als ein Profi gear­beitet haben?

  2. Jürgen Siebert

    Viele Schüler können bestimmt auch gut tape­zieren und Türen strei­chen. Doch den Gedanken, öffent­liche Gebäude von Schülern oder Auszubildenden reno­vieren zu lassen, sollte mal ein Stadtverordneter öffent­lich äußern … ( und zuvor stimmen die Bürger noch über Tapetenmuster und Lackfarben ab).

  3. matthias

    @.tOmmy: Weniger die Angst als die Gewissheit, dass ein Logo die struk­tu­rellen und kommu­ni­ka­tiven Probleme eines Bezirks nicht lösen kann.
    Die Berliner Zeitung schrieb gestern dazu: Der Kontakt brachte der Schule ein groß ange­legtes Praxisprojekt, der Bezirk konnte sich eine teure Werbeagentur sparen. Es ging danach also weniger um die über­ra­schende und gute Lösung, als um einge­sparte Kosten …

  4. .t0mmy

    @2,@3:
    Ich glaube hier werden Äpfel mit Birnen vergli­chen. Die Erstellung eines Signets ist wohl eher eine Zusatzaufgabe einer Kommune/Stadt – im Gegensatz zur Instandhaltung (Tapezierung).
    Es stellt sich doch die Frage, ob über­haupt finan­zi­elle Mittel für ein profes­sio­nelle Lösung bereit­ge­stellt worden wären. Ich gehe mal davon aus, dass das nicht der Fall ist. Und unter diesen Umständen finde ich die Schülerlösung nicht beson­ders schlecht (lieber das als gar kein Signet!).

  5. Felix

    Diese ganzen Signet-Geschichten immer…

  6. timeout

    Auch Marzahn/Hellersdorf besitzt ein Wappen, wie auf der Verlinkung oben zu sehen ist. Ich sehe keinen Grund dieses zu ändern. Außer man wollte es im Zuge eines neuen Corporate Design moder­ni­sieren. Doch das sollte man dann wirk­lich nicht von Schülern gestalten lassen.

  7. HD Schellnack.

    Die Aktion gene­rell finde ich für die Schüler grund­sym­pa­thisch – und einge­denk der Herkunft finde ich die Logos eine tolle Leistung, es gibt Profiagenturen die es nicht besser oder sogar schlechter gemacht hätten, gerade bei Stadtteil-Logos (braucht ein Stadtteil ein «Logo», wir haben eh viel zu viele von den Dingern). Tolle Sache, die hoffent­lich viel Spaß gemacht hat. Nutzen sollte man sowas aller­dings echt nur sparsam oder gar nicht nutzen. Trotzdem toll, wenn Schüler sich mit Corporate Design, wenn auch auf diesem regio­nalen Niveau, befassen und über Logos und Typographie nach­denken. Das sollte man nun wirk­lich nicht verdammen. Ein Workshop mit Profis usw. wäre natür­lich noch span­nender und produk­tiver gewesen und ein schöner Public-Private-Crossover. In Berlin wimmelt es doch von guten Agenturen, die man für so etwas viel­leicht hätte gewinnen können.

  8. gegra

    Nun sind die neuen Wappen der Berliner Bezirke ja nicht gerade das ganz gelbe vom Ei, aber heral­disch sollen sie richtig sein, das wurde geprüft. Erschreckend finde ich, dass der Kollege Lehrer offen­sicht­lich noch stolz auf sein Verfahren ist. Wer in den tausenden Designausbildungseinrichtungen, staat­li­chen und privaten so alles leehren darf. Aber, auch das bringt die Demokratisierung der Mittel halt mit sich.

    Gebrauchsgrafiker waren mal aner­kannte und stolze Leute.

  9. bernie

    Hätte man keinen Hartz4-ler sein Glück versu­chen und daraus einen neuen Karriereweg als Creative Director bei Metadesign finden lassen können?

    Ich meine, Cindy kommt doch auch aus Marzahn.

  10. robertmichael

    hand aufs herz, sooo schlecht sind die logos/ideen nicht, da habe ich bei weitem schon schlech­tere entwürfe von soge­nannten werbe­agen­turen gesehen. ob marzahn-hellers­dorf wirk­lich ein logo braucht und wie sowas ausge­schrieben werden sollte, steht auf einem anderen blatt.
    wenn einer der entwürfe jetzt zu einem ordent­li­chen gestal­tungs­büro geht und dort noch etwas daran gefeilt wird … kann das schon funktionieren.
    man sollte sich halt daran gewöhnen, dass crowd­sour­cing gerade bei logo­ge­stal­tung immer mehr in betracht gezogen wird. damit habe ich kein problem, vorallem nicht bei ‚volksi­gnets‘ die eine stadt, einen verein oder eine andere öffent­liche einrich­tung reprä­sen­tieren sollen. der bürger will mitbe­stimmen und sollte das bis zu einem gewissen grad auch können, solange die entwürfe in zusam­men­ar­beit mit einer profes­sio­nellen agentur zum ende gebracht werden — why not? mich erin­nern solche diskus­sionen immer an ‚blog vs. zeitung‘. da zerreden sich die ‚alten zeitungs­leute‘ auch, dass heut­zu­tage ja jeder alles schreiben kann und darf. man sollte jedoch dabei bedenken das es nur gelesen wird, wenn es wirk­lich von inhalt­li­cher qualität ist. ähnlich ist das bei solchen crowd­sour­cing sachen, wenn es funk­tio­niert werden diese ergeb­nisse sicher auch gern in der zukunft genutzt. das cottbus logo hatte sich ja kurz darauf auch erle­digt … https://​www​.font​blog​.de/​d​a​s​-​c​o​t​t​b​u​s​-​l​o​g​o​-​i​s​t​-​v​o​m​-​t​i​sch

  11. Murphy

    Sorry, aber ich verstehe die Aufregung nicht – wo genau liegt das Problem?

    Geht es hier um gekränktes Ego von Gestaltern, die das Gefühl haben ihre lang­dau­ernde Ausbildung und Berufsweg werde nicht wert­ge­schätzt, wenn das jetzt irgend­welche Schüler machen?

    Punkt 1: Der Bezirk hätte bei der Berliner Finanzlage niemals ein privates Büro beauf­tragen können.
    Punkt 2: Klar – hier sind keine fertig ausge­bil­deten Graphiker am Werk. Aber dafür haben sie sich deut­lich inten­siver und länger mit der „Marke“ beschäf­tigt, als es ein belie­biges privates Büro gemacht hätte
    Punkt 3: Ich habe schon deut­lich schlech­tere Logos von Professionellen gesehen.

    Also ihr hohen Herren – kommt mal runter von eurem Ross. Wie wäre es denn ihr würdet die Sache konstruktiv angehen und den Auszubildenen wirk­liche Hinweise mitgeben, was an welchem Logo denn nicht so ganz gelungen ist und was gut?
    Das wäre doch mal viel sourveräner, als sich hier über das Verfahren zu echauffieren…oder?

  12. bernie

    Ja klar, Murphy. Und dann lassen wir die Schüler jedes Jahr, nein jahre­lang(!), an Kampagnen für die Bundesregierung oder Pepsi oder Schmittchenklein arbeiten, während wir Designer uns draussen 8 Stunden lang am Bahnhof-Mitte mit den Punks um die letzten Euros kloppen ääh ich meine doch die nächsten Agentur-Pitches besprechen.

    Machen wir mal ein fiktives Rechenbeispiel: 30 Schüler x ca. 6 Stunden die Woche an 200 Tagen, Stundenlohn 70,- = 2.520.000 Euro.

    Ganz char­mant und unglaub­lich span­nend, was man da sparen könnte.

    Als nächstes werden wir die Kindergärten abgrasen.
    Vielleicht kriegen wir auch was zu essen.

  13. robertmichael

    bernie, jetzt wirds affig.
    das was die schüler hier gemacht haben wird tagtäg­lich an hoch­schulen und unis prak­ti­ziert – meis­tens von firmen in auftrag gegeben (das finde ich teil­weise noch schlimmer). würden die schüler in den wald gehen und bäume pflanzen oder müll auff­heben, würde man auch nicht sagen das sie einem förster oder der städ­ti­schen müll­ent­sor­gung die arbeit wegnehmen.
    es geht hier vorallem um das wie weniger um das was. die entwürfe sind sicher nicht 100 % gut, die ansätze jedoch nicht falsch. jetzt sollte man das gewin­ner­logo nicht einfach so hinnehmen sondern zusammen mit einer agentur ein konzept und die grafi­sche über­ar­bei­tung ausar­beiten. besten­falls im rahmen eines prak­ti­kums für den gewinner.

  14. bernie

    1.bernie, jetzt wirds affig.
    Ja sicher, aber es stimmt doch.

    2.das was die schüler hier gemacht haben wird tagtäg­lich an hoch­schulen und unis praktiziert.
    Ach so. Aber ich bin affig, weil ich es ironisch illuminiere?

    3.meis­tens von firmen in auftrag gegeben (das finde ich teil­weise noch schlimmer).
    Ein Amt kann schlimmer sein als jede Firma, denn es sind Beamte.
    Und Du stimmst mir immer mehr zu.

    4.würden die schüler in den wald gehen und bäume pflanzen oder müll auff­heben, würde man auch nicht sagen das sie einem förster oder der städ­ti­schen müll­ent­sor­gung die arbeit wegnehmen.
    Nee, dass machen ja die Hartz4ler. Schüler haben Unterrichtspflicht.

    5.es geht hier vorallem um das wie weniger um das was.
    Das inter­es­siert mich über­haupt nicht. Und wenn die den Deutschen Designpreis gewännen. Und den müssten sie sogar selbst zahlen.

    6.die entwürfe sind sicher nicht 100 % gut, die ansätze jedoch nicht falsch.
    Siehe 5.

    7.jetzt sollte man das gewin­ner­logo nicht einfach so hinnehmen sondern zusammen mit einer agentur ein konzept und die grafi­sche über­ar­bei­tung ausar­beiten. besten­falls im rahmen eines prak­ti­kums für den gewinner.
    Praktika werden in der Regel mies bezahlt und haben oft den Stundenaufwand eines Vollzeitjobs. Das soll Deiner Meinung nach „Bestenfalls“ für den Gewinner sein? Willst Du später Agenturchef werden?

  15. Thomas

    Das sind doch nicht irgend­welche Schüler, sondern eure Kollegen in Spe! Es macht doch tausend mal mehr Spaß etwas mit einer Chance auf Realisierung zu entwi­ckeln als irgend­eine fiktivie Aufgabenstellung zu bearbeiten.

    Wir haben auch als Architekturstudenten schon Planungen und Entwürfe für Kommumen gemacht. Zum Teil auch die Ausführung. Diese prak­ti­sche Arbeit bringt einen weiter als alles andere.

  16. bernie

    Kollegen? Du meinst Praktikanten in Spe.

    Und ich sage dies und das vorher­ge­hende nicht, weil ich’s den Kids nicht gönne – aber die Realität ist nunmal so. Und solche Projekte haben in Schulen nichts verloren.

    Der Ablauf ist falsch. Einen Kunden zu über­zeugen ist etwas anderes, als wenn ein Amt mit Sicht auf millio­nen­schwere Kostenersparnisse zu einer Schule geht um die ein Jahr lang Recherche, Layout und Design – bzw. Architektur – machen zu läasen. Die wissen warum sie es tun. Auch weil die betref­fenden Lehrer diesen „Auftraggebern“ die fähigsten Leute in der Klasse vorschlagen werden. Die wiederum fühlen sich geehrt, doch es geht um die Planungssicherheit des Projekts, nicht um das Talent desje­nigen. Ein Profi bietet diese, kostet aber Geld.

    Und ich verstehe nicht, warum das System Crowdsourcing in Foren wie hier, immer­noch so hofiert wird, oder schreiben hier bezahlte Agents provo­ca­teurs? Gut möglich.

    Und warum geht die Diskussion darüber bei jedem dieser Projekte immer wieder von vorne los?

    Das ist wirk­lich affig.

  17. Micha

    Angenommen der Auftrag wäre via 99de​signs​.com erle­digt worden ? (kann eine Agentur 80,- EUR unterbieten ?)
    Wäre das dann besser ?

    Ein normaler Mensch kann nicht wirk­lich zwischen hoch­wer­tiger Agenturarbeit und z.B. den Schüler-Designs unter­scheiden. Wie soll also vermit­telt werden dass ein neues CD (inkl. Marke) eigent­lich zehn­tau­sende kosten müßte ?

    Ich bin kein Designer, sondern Softwareentwickler – denen geht es ähnlich.Gutes Handwerk wird heut­zu­tage eben eher als (unnö­tiger) Luxus ange­sehen und auch gar nicht (an-)erkannt.

    Ich frage mich, ob damals zu Guttenbergs Zeiten, die Schreiber ähnliche Sorgen hatten, bei den heutigen (Zeitungs)Verlagen bin ich mir recht sicher.

  18. Thomas

    Gut, die Kostenersparnis ist natür­lich ein gewich­tiger Punkt. Ich kenne mich in der Designsezene nicht aus und kenne die Preise nicht.

    Aber wenn eine Dorf beispiels­weise lang­fristig Ideen für einen neuen Dorfplatz oder so möchte, wäre „offi­zi­elle“ einen Wettbewerb auszu­loben, den sich die Kommune aber nicht leisten kann. Demzufolge würden dann der Rat oder die Bürger die Planung selbst in die Hand nehmen. Das passiert 1000-fach. Da finde ich es besser, wenn die Aufgabe an Studenten weiter­ge­reicht wird.

    Um aber nun wieder zum eigent­li­chen Thema zurück­zu­kommen. Hätten die Beamten der Bezirksverwaltung wirk­lich eine Agentur beauf­tragt und viel Geld ausgeben? Ist das Logo dann noch wichtig? Wahrscheinlich wäre gar nichts passiert, man hätte das Stadtwappen oder was auch immer genommen. So kann man natür­lich nicht agumen­tieren, aber ich denke oft ist einfach nicht mehr drin! Denn Geld fehlt überall.
    Und gutes Design ist, wenn man sich die vergam­melten Schulen, die verwahr­losten Spielplätze und die kaputten Straßen ansieht, doch eher schmü­ckendes Beiwerk. Bitte diese Provokation nicht falsch verstehen, ich weiß wie wichtig Design ist.

  19. Hans

    Wow, dieser Beitrag zeigt mal wieder so richtig deut­lich die ganze Überheblichkeit der soge­nannten Profis. Na klar, natür­lich versteht es sich von selbst, dass gar nicht in Frage kommt eines dieser Logos zu verwenden. Schließlich wurden sie ja nicht, wie es sich gehört, von bezahlten Gestaltern erzeugt, und das ist selbst­re­dend völlig inakzeptabel.

    Wer so auftritt, verspielt damit jegliche Sympathie und jedes Mitgefühl für die fraglos schwie­rige Situation der profes­sio­nellen Gestalter. Ich finde den Beitrag so dermassen zum kotzen dass ich mir regel­recht wünsche, dass der Autor und auch alle die das hier wohl­wol­lend kommen­tieren hoffent­lich bank­rott gehen.

  20. bernie

    Naja, kümmert Euch jetzt nicht um Marzahn und seine leeren Kassen, denn unsere Bundesmerklerin tut gerade ganz Europa in genau diesen Zustand hineinmanövrieren.

    Da spielt Grafik-Design wirk­lich keine Rolle mehr. Eher eine andere Form. Die „Wie-wette-ich-auf-den-Staatsbankrott-von-Griechenland-und-kriege-dafür-die-deut­schen-Steuermilliarden-mithilfe-der-Ackermannfreundin-Merkel?“

  21. Hans

    bernie: Es ist bezeich­nend, dass Sie es affig finden, das diese Diskussion immer wieder geführt wird. Es ist natür­lich auch einfa­cher sie schlecht­zu­ma­chen und die Augen vor der Realität zu verschliessen, nämlich der Realität, dass die Gegner solcher Verfahren eigent­lich nie wirk­lich trag­fä­hige Argumente haben sondern nur eine Neiddebatte führen, weil sie lieber selber den Auftrag bekommen hätten.

    Die „Profis“ sollten sich mal Gedanken machen, woran es liegen mag, dass ihre Arbeit viel­fach nicht mehr als wertig oder nötig ange­sehen wird. Einige Kommentatoren haben den Nagel schon auf den Kopf getroffen: Weil viele Profis zwar profi­haft Geld nehmen, aber dann eine Arbeit ablie­fern die gleich­wertig oder schlechter als die hier gezeigten Vorschläge ist. Aber statt das ganze als notwe­nidge Selbstreinigung der Branche zu sehen, sind natür­lich nur die anderen Schuld. Das ist der grad­li­nige Weg in die Versenkung.

  22. bernie

    Also Hans, auf Sie trifft die Bezeichnung »Agent Provocateur« mal deut­lich zu, wobei man dahinter ein »faci­le­ment« hinzu­fügen müsste.

    Und es mal Ihnen mal auszu­leuchten: Ich verdiene mit einem Flyer mehr Geld, als diese Schulklasse für ihr Jahr Arbeit je zu Gesicht bekommen wird – falls sie über­haupt Geld sehen.

    Unsere Arbeit wird als wertig und nötig ange­sehen, oh ja, aber es wird immer Menschen geben, die anderen das verdiente Geld nicht gönnen. Und diese Gruppe nimmt leider immer mehr Überhand, weil sie eine Lobby hat. Das Programm Lohndumping ist systeminhärent.

    Da Sie das Thema Marktbereinigung anspre­chen: Sie haben recht. Es gibt zuviele, die Ihre Leistungen für viel zuwenig Geld anbieten. Aber es gibt auch zuviele wie Sie, die meinen, mit ein paar zusam­men­ge­wür­felten Meinungsfetzen punkten zu können, doch dabei nicht merken, dass sie sich in zwei hinter­ein­an­der­lie­genden Kommentaren mehr­fach wider­spre­chen bzw. einfach nur als arro­gant und groß­kotzig rüberkommen.

    Ich bin ein Mensch, der jedem ein guten Job wünscht, anstän­dige Bezahlung und eine Lebensplanung, die diesen Namen verdient. Geld genug ist dafür da. Aber das fließt über drei Umwege in die Taschen von Großbankern, Industriellen, Hegdefondmanagern, Waffenhändlern, Politikern und so weiter. Aber nicht in die Taschen derer, die es verdienen.

    Und das, lieber Hans, ist die Realität. Nicht die Ihre.

  23. robertmichael

    life’s a bitch. ;)

  24. schokoriegel

    @22 robert­mi­chael:
    So ist’s.

    Aber warum braucht ein Stadtbezirk über­haupt ein Logo? Warum tritt er nicht einfach unter seinem Wappen auf? Dafür ist dieses doch geschaffen worden. Und der Heraldiker ist dafür sogar bezahlt worden ;)

  25. Weed

    Ist das euer ernst hier?

  26. matthias

    Ich möchte gern noch mal den Aspekt aufs Tablett bringen, ob ein Bezirk ein Logo benö­tigt oder nicht. In diversen Presseartikeln ist von substan­zi­ellen Problemen des Bezirks die Rede. Diese Probleme wird man nicht mit einem Logo beheben können.
    Und eine seriöse Beratung hätte das an dieser Stelle auch in die Verwaltung kommu­ni­ziert. Bei der inhalt­li­chen Kenntnislage können wir doch die grafi­sche Qualität der Arbeiten gar nicht beur­teilen. Bestenfalls können wir sagen, ob uns etwas mehr oder weniger gefällt – das ist aber herz­lich uninteressant.
    Wohl aber können wir das Ansinnen eines Bezirks beurteilen,a) aus Ersparnisgründen kein „profes­sio­nelles“ Büro zu enga­gieren und b) die Änderung der Oberfläche mit der Änderung einer Situation zu verwech­seln: Es ist ein bekanntes Schicksal gerade von Kommunen, quasi von außen nach innen zu arbeiten. Zum Thema Kosten sei noch erwähnt: Das Teure ist in der Regel nicht die Entwicklung, sondern die Implementierung eines neuen Zeichens.
    Ein weiterer Gedanke noch: Ich habe rein gar nichts gegen die Zusammenarbeit öffent­li­cher oder wirt­schaft­li­cher Auftraggeber mit Schulen oder Hochschulen. Allein, es muss klar sein, was eine solche Kooperation im Gegensatz zu einem direkten Auftrag oder einer Ausschreibung bringen kann. Neben der praxis­nahen Erfahrung für die Studierenden bieten solche Kooperationen für den „Auftraggeber“ oft einen „frischeren“ und vor allem „brei­teren“ Blick auf die Dinge – viel­leicht, weil noch keine finan­zi­ellen Verbindlichkeiten diesen Blick verstellen. Wenn dann die Leistung der Hochschule noch im Ungefähren dem Preisgefüge reeller Aufträge entspräche, wenn also nicht der Preis- sondern der Perspektivvorteil im Vordergrund stünde, ja dann wäre alles perfekt. Alles andere wäre irgendwie Hellersdorf-Marzahn.

  27. micha

    Matthias da fehlt dann aber noch der „verbin­dende“ Aspekt der öffent­li­chen Wahl des Symbols.

    Ich lebte von 1985-2000 in Hellersdorf vom Vorzeigeplattenbaubezirk der Republik bis heute hat sich da wirk­lich einiges getan. Das Problem war aber schon immer – es gab wenige bis gar keine Bürger die sich mit ihrem Stadtteil iden­ti­fi­zieren*. Damit steht Marzahn-Hellersdorf natür­lich nicht alleine, das gibt es in allen Großstädten.

    Deshalb empfinde ich die gesamte Aktion als recht bürger­freund­lich und als einen kleinen Schritt zu mehr Bewohnern die Marzahn-Hellersdorf als „ihren“ Bezirk fühlen.

    Die Frage ist jetzt – ange­nommen Geld wäre dage­wesen – hätte man das so durch­ziehen können ? Also mehrere Agenturen in einen öffent­li­chen Wettbewerb schicken** ?

    Transparenz zu 100% bis runter auf die Preise ?

    * und der Anteil an fremd­spra­chigen Einwohnern ist stark gestiegen, das verstärkt das genannte „struk­tu­relle“ Problem
    **und die Gewinner Agentur zum kosten­losen Sponsoring überreden…

  28. Christian | BDG

    Ein Zeichen, das zur Markierung verwendet werden soll, muss kein Profi gemacht haben, um gut zu sein. (Andere Branche, aber glei­ches Thema: Adobe hat sich einfach nach dem Fluss neben dem Haus benannt, ohne eine Naming-Agentur zu beauf­tragen und der Name funk­tio­niert.) Zur Designleistung gehört aber nicht nur die Idee für ein Zeichen und repro­du­zierte Sehgewohnheiten, sondern eine profes­sio­nelle Begutachtung auf mehreren Ebenen. Kann die Schulklasse marken­recht­liche Aussagen machen? Haben die Schüler die Erfahrung, um ihre Entwürfe in einen größeren Kontext (Stadtverwaltung, Marketing etc.) einzu­ordnen? Können die zukünf­tigen GTAs dem Stadtteil bera­tend zur Seite stehen, welche stra­te­ti­sche Ausrichtung das Zeichen visuell unter­stützen soll? Nur drei von vielen Fragen, die weit über das Striche-Biegen hinaus­gehen und zur Designleistung dazu gehören wie die Grammatik zur Silbe.

  29. Georg

    Wie viel hat die „beBerlin“ Kampagne gekostet? Diese wurde von profes­sio­nellen Agenturen entwickelt.
    Welche Qualität hat diese Kampagne? Ist sie ihren Preis wert?

    Fragen über Fragen…

  30. Felix

    ach Bernie…

  31. bernie

    ach Felix …

  32. Christian

    Ach Kinners…

    Den GTA hab ich auch durch und die können dort froh sein, wenigs­tens etwas an der Praxis gear­beitet zu haben.

  33. bernie

    Welchen Teil? Den Vierer? Oder die Liberty City Epsiodes?

  34. HD Schellnack.

    Was ich eigent­lich ganz char­mant finde, wie gut die Schüler die platten Slogans, zu denen Marketingmenschen uns ja auch zw/bringen emulieren:
    Natürlich XYZ
    XYZ – offen für neue Ideen.
    Das ist groß­artig und sollte eigent­lich einige Leute dazu bewegen, sich solche Claims in Zukunft einfach zu klemmen. Claim und klemmen, da ist irgendwo auch eine Eselsbrücke denkbar, oder?

    Was ich mich, nebenbei, frage: Wieso sind solche «Marketing/Design»-Sachen so beliebte Schülerprojekte? Wieso nichts in Sachen Chemie oder Physik oder einen Tisch für den Bürgermeister schrei­nern? Ganz banal mit Blick auf den Arbeitsmarkt nicht dumm und ich frage mich schon, ob unsere Branche so «einfach» ist, dass man da Kids dran setzen kann und zumin­dest eine gutes trompe l’oeil bekommt.

  35. Jens

    bernie: GTA Marzahn, LOL

  36. bernie

    Jens: The Ballad of Crowdsourcing Hans.

  37. robertmichael

    @ HD, weil es Schüler der ‚Beruflichen Schule Hangelsberg‘, Bildungsgang Gestaltungstechnischer Assistent, GTA waren. Ein Tischler-Lehrling darf dann den Tisch für den Bürgermeister entwerfen, frag doch mal die Architektur-Studenten was die schon alles für die Städte entwerfen durften.
    Unsere Branche ist so einfach, weil die Rechner und die Software jeder zuhause im Kinderzimmer hat – denken die Auftraggeber und das Arbeitsamt leider auch.

  38. bernie

    Kinderarbeit durch die Hintertür eingeführt.
    Sogar weniger als in China – 10 cent die Stunde – verdient: Nämlich 0 cent.

    Das Beispiel wird Mode machen. Da sollten wir „Profis“ nächs­tesmal gefäl­ligst dran denken, sonst verschwinden wir gerad­linig in der Versenkung (sic).

    Ich glaub, ich feuer mal meinen PC hoch und spiele die Drugwar-Reihe von den GTA 4 Epsiodes durch. Bau mir ein Drogenimperium auf. LOL.

    Ich glaub, Crowdsourcing Hans ist der erste, der anruft.
    Bringt die Schüler von der BSH mit. Kurierdienst. Wird als Praktikum verbucht.

  39. Ladi94

    Hat einer lust zu chatten?

  40. bernie

    @HD Schellnack: An Dir ist wohl ein wasch­echter Kapitalist verlo­ren­ge­gangen. Trägst Du auch Rollpullis und New Balance Turnschuhe auf, oder wie soll man Deine emotio­nalen Eskapaden hier verstehen? Denn auch Großindustrielle finden solche Crowdsourcingprojekte „ganz char­mant“, bekommen davon Tränen in die Augen, bei der Aussicht auf die Renditen.

    Und Crowdsourcing Hans findet die, die auf solche Mißstände hinweisen, einfach nur zum Kotzen. Die sollen in der Versenkung verschwinden, markt­be­rei­nigt werden und platz­ma­chen, für die, die gute Sachen für wenig Geld auf den Markt werfen. Damit Crowdsourcing Hans noch mehr Geld machen kann, als er eh schon braucht. Für den Cayenne seiner Tochter zum 18. wohl­ge­merkt. Mit Turbo.

    Und damit hat es sich auch. Bin jetzt bei Mission 23/25 und da kommen schon die Bullen. Hab 4 Sterne. Zu ange­mes­sene Rechnungen ausge­stellt. Uhh, sogar die Finanzamthelikopter. Wo ist der Cheat?

  41. HD Schellnack.

    Robert, danke für den Hinweis. Das mit Architekten ist das gleiche.
    Wäre es nicht viel cooler, auch Jobs zu fördern und «span­nend» zu machen, die nicht so wahn­sinnig… krea­tiv­bran­chig sind? Das war der Punkt.

    Bernie, die Frage ist zum einen: Was ist denn ein Kapitalist? Und was ich von Crowdsourcing halte, ist im FB ja oft genug doku­men­tiert – inso­fern reflek­tiert deine Unterstellung eher die Tatsache, dass du mich nicht kennst. Was ja okay ist – aber dann darf man auch von persön­lich werdenden Kommentaten einfach mal absehen.

  42. bernie

    HD, natür­lich kenne ich Dich nicht sondern kann Dich nur nach Deinen Aussagen bewerten … dafür hast Du soviel zu diesem Thema gesagt*, dass mir Deine Einstellung Unbehagen hervor­ruft. Vielleicht hast Du es aber auch nur falsch formu­liert. Mmh?

    *Wieso nichts in Sachen Chemie oder Physik oder einen Tisch für den Bürgermeister schrei­nern? Ganz banal mit Blick auf den Arbeitsmarkt nicht dumm und ich frage mich schon, ob unsere Branche so «einfach» ist, dass man da Kids dran setzen kann und zumin­dest eine gutes trompe l’oeil bekommt.

  43. HD Schellnack.

    Trompe l’oil mal gegoogelt?
    Das span­nende an dem Projekt ist doch, dass hier ein verblüf­fendes, und gerade in seiner grob­schläch­tig­keit bloß­stel­lendes Simulacrum «echter» Agenturarbeit entstanden ist, deren Ergebnisse eben oft ähnlich beliebig, ähnlich austauschbar und ähnlich Claim-der-Woche-Phrasomatig sind wie die oben gezeigten Arbeiten. Das stellt mehr bloß in dieser Branche als das reine Crowdsourcing-Thema (zumal dies hier kein CS ist, sondern eine ganz andere Kiste), nämlich wie brav und bere­chenbar die Ergebnisse unserer aller Arbeit sind – ganz klar oft durch die Auftraggeber, die Mittelmaß wollen. Aber span­nend ist halt, wie souverän die Kids diese Banalität des Marketings simu­lieren, die leeren Claims der großen Marken imitieren. Das Zerrbild sagt halt viel über das aus, was es (gebro­chen) reflek­tiert. Insofern reg ich mich sehr wenig über die Sache an sich auf – die für die Schüler sicher eine gute Erfahrung war – als viel­mehr darüber, wie tref­fend da unser aller Arbeit im Spiegelbild zur Karikatur mutiert. Das ist schon spannend.

    Das mit dem Tisch und Schreinern – mich treibt derzeit leicht der Gedanke um, dass wir zur «Kreativrepublik» mutieren, wo jeder Dritte irgendwie Musiker, Künstler, Designer, Architekt, Autor, Socialmediaprojektanschieber, blablabla ist. Denke ich viel­leicht nur, weil ich zu viele Leute aus der Ecke kenne, klar. Aber trotzdem ist das spürbar – die «echten» hand­festen Jobs werden irgendwie unat­traktiv, so unat­traktiv, dass die Bravo schon Irrsinnssummen kassiert, um Verkäuferjobs hoch­zu­jazzen, weil keiner mehr da eine Ausbildung will.
    Insofern fände ich pädago­gisch eher span­nender, wenn man nicht ständig irgend­welche Schüler/Studenten an «Marketingdesignwerbung» setzt, sondern… an so ganz banale, hand­feste Sachen.

    Und witzi­ger­weise wäre ich mir sicher, der OB eines Stadtbezirkes würde seine Möbel eben NICHT von einer Schreinergesellenklasse gemacht haben wollen. Oder sich die Verkabelung seiner Behörde von Elektronikerazubis machen lassen. Und so weiter. Da wird solide einge­kauft, wenn es um Stühle und Tische geht oder um die Frage, ob der Strom auch sicher durch die Wände fließt :-D.
    Aber bei einem Logo eben nicht.

    Spannend ist übri­gens, mich als Kapitalisten zu bezeichnen, wenn ich FÜR Crowdsourcing bin. Ich bin übri­gens massiv dagegen – aller­dings eher, weil für den Klienten dabei meist Scheiße herauskommt.
    Aber ist es nicht eher kapi­ta­lis­tisch, auf der Geld-gegen-Leistung-Schiene zu beharren? Ist es nicht eher ANTIkapitalistisch, wenn alle in ihrer Freizeit alles sozu­sagen gratis produ­zieren und konsu­mieren? Das post­ma­te­ri­elle Nirwana, in der wir alle vom Staat Geld kriegen und dafür gratis Logos in CorelDraw basteln?
    Kapitalist bin ich, weil ich will, dass ordent­liche Leistung ordent­lich bezahlt wird (und ich wieder meine Mitarbeiter, meine Software, meine Miete und all die anderen Dinge bezahlen kann)

  44. Ela

    Also, ob ein Stadtteil ein eigenes Logo bruacht oder nicht, okay … Streitfrage.
    Aber dass in der GTA prak­tisch gear­beitet wird, war für mich schon immer normal. Bin selber gelernte GTA (Osnabrück) und da gab es immer prak­ti­schen Unterricht. Allerdings durften sich nur nicht-kommer­zi­elle Firmen an uns wenden! Das waren dann vorallem Schule (z.B. auch die eigene: http://​www​.bszw​.de/​t​y​p​o​3​/​s​i​t​e​/​i​n​d​e​x​.​php oder http://​www​.real​schule​-buer​.de/​i​n​d​e​x​.​php – Logos) oder Kirchen (http://​www​.jakobus​-os​.de/ – Logo) oder auch terre des hommes, die ihren Sitz in OS haben (Plakate, Flyer & Co).
    Und ich find da nix beson­ders schlimmes dran, solange es eben nicht-kommer­zi­elle Unternehmen sind …

  45. bernie

    Yo yo HD, Du tendierst meiner Ansicht nach um den Brei herum­zu­reden bzw. zuviel zu sagen, ohne konkret werden zu müssen. Das irri­tiert mich.

    Ich sage: Die Welt ist rund. Du sagst: „Ich fände es span­nend, ob es nicht doch besser sei, wenn die Welt eine Scheibe wäre, besser noch, wie es wäre, wenn sie auf einer Schildkröte spazie­ren­ge­tragen würde“; und dabei irgendwie ausser­acht­las­send, dass Menschen früher gerade wegen solcher Gedanken (meiner) auf dem Scheiterhaufen oder in einem mit Nägel ausge­schla­genen Fass gelandet sind. Heute wäre es umge­kehrt. Man würde für das Scheiben- bzw. Schildkrötentheorem in der Klapse landen. Aber das ist ja jetzt egal.

    Wenn Du wirk­lich so sehr gegen Crowdsourcing bist, warum salb­ba­derst Du so ausschwei­fend um das Thema herum? Sag doch einfach: Es ist Bullshit.

    Das hab ich ja längst so getan.

    Ich verwirre meine Leserschaft nicht gerne mit Pseudoaussagen, wenn ich doch imgrunde eine Meinung bereits habe.

    Nimm’s mir nicht krumm. Aber ich „disku­tiere“ nicht gern über die Dinge, die einfach klar sind. Sondern sage dazu meine – eindeu­tige – Meinung. Und ich finde es auch sehr befrem­dend, wenn jemand die Frage stellt, ob es für den Arbeitsmarkt Sinn macht, ob ein Schüler für den Bürgermeister einen Tisch baut. Wen inter­es­siert das? An wen rich­test Du die Frage? An Dich selbst? Ob viel­leicht jemand für Dich einen Tisch baut?

    Sprache ist manchmal ein Minenfeld. Und oft werden weit vorher schon die Tretminen plaziert, in die man später rein­tritt. Wie beim Schach.

    P.S. Trompe l’oil mal gegoo­gelt? Warum sollte ich? Wie wäre es, wenn Du es einfachmal in Deutsch schreibst?

    P.P.S. Hast Du echt Mietsoftware?

  46. HD Schellnack.

    >Es ist Bullshit
    Nochmal der Verweis auf ältere Beiträge – hier auf dem Fontblog – zu dem Thema. Ich glaub, wer hier regel­mä­ßiger liest, kennt meine Meinung. Es ist Bullshit! Nur haben wir beide anschei­nend andere Gründe für dieses Resultat. Ich sage: Es ist Bullshit FÜR DEN AUFTRAGGEBER. Ansonsten hab ich wenig Interesse, der Welt vorzu­schreiben, was darf und was nicht. CS wird sich sicher durch­setzen – aber am Ende haben die Klienten schlech­tere Ergebnisse als bei einer inten­siven lang­fris­tigen Zusammenarbeit mit einem guten Designbüro. CS ist Discount.

    > einfach klar sind
    Mag eine Alterssache sein – aber ich finde, dass sehr wenig, mögli­cher­weise nichts «einfach» klar ist. Entsprechend diffus, so leid mir das tut, ist oft meine Meinung zu den Dingen.

    >ob es für den Arbeitsmarkt Sinn macht
    Verstehe es nicht falsch: LIES meinen Beitrag noch einmal und verstehe, worum es geht.

    >Warum sollte ich?
    Weil du das Wort entweder kennst – gehört nämlich einfach auch zum Deutschen Sprachschatz – oder via Google/Wikipedia fix deinen Horizont erwei­tern kannst. Und dann besser verstehst, was ich sagen wollte.

    >Hast Du echt Mietsoftware.
    Ja. Immer mehr Software wird «in the cloud» und inso­fern zahlt man bei Typekit, Evernote, Mobile Me, Dropbox und Konsorten Nutzungsgebühren.
    Aber tatsäch­lich, da sind wir wieder beim Lesen, ist die Miete in meinem Text NACH der Software, womit die beiden Dinge tatsäch­lich nichts mitein­ander zu tun habe.

    Aber ich hör mal auf, die Trolle hier zu füttern.

  47. Hans Schumacher

    Knallhart der HD, «in the cloud», hmm? Eigentlich hätt ich nur mal eine Verständnisfrage gehabt, was sich viel­leicht später wieder ergeben hätte, aber jetzt, wo nicht mehr gefüt­tert wird … kriegt gleich so ne Doppelbedeutung.

  48. bernie

    Naja HD, erst die „Trolle“ füttern, dann beschweren, oder wie?

    Ich hab Dir einfach nur mal vor’s Schienbein getreten. Ansonsten sind doch diese Diskussionen hier lang­weilig bis banal. Ein kleiner Schlagabtausch wie der unsere ist doch ganz erfri­schend. Wir verlieren nichts dabei. Wir können uns fetzen und niemanden tangierts. Aber Du: Mich als Troll zu titu­lieren. Gehts noch?

    Wenn ich Dir wirk­lich bös wollte, würde ich Dich als die aller­letzte Lallbacke weit und breit anpran­gern, Dich intel­lek­tuell auf die Stufe derje­nigen stellen, die »Crowdsourcing Hans« gern ausge­beutet sehen würde; weil »Crowdsourcing Hans« ein Jesuitenschüler ist, der in seinem langen Leben noch keine Musch zu Gesicht bekommen hat, deswegen wirr und voll mit Wut durch die Gegend rennt, dennoch nicht von Mietsoftware, Cloudcomputing und nicht­exis­tenten Mitarbeitern lassen kann und immer­fort von Marktbereinigung, Versenkung und Selbstkasteiung schwadroniert.

    Du auch, lieber HD?

    Warum kommst Du nicht langsam mal zur Ruhe? Du musst nicht mehr den Affen spielen. Du musst nicht so tun, als ob Dich dieser Schrott inter­es­siert. Du wirst nicht gezwungen.

    Finde Deine Frieden. Otto-Suhr-Allee 30–34.

  49. Stephan

    @ bernie
    oh mann ich hab Kopfschmerzen … wie war nochmal das eigent­liche Thema?

  50. bernie

    OK. Nix mehr. Hatte mich in Rage getippt.
    Hab Liberty City Episodes beendet, ohne mein Drogenimperium aufzubauen.
    Mist.

  51. bernie

    Richtig. Bei „Lost and the Damned“. Motorradgang.

  52. Thomas

    HD, gerade weil du das solide Handwerk ansprichst. Ich befürchte, dass die beim Ausverkauf schon einen Schritt weiter sind als die Designer und Kreativen.

    Gerade bei öffent­li­chen Bauvorhaben gibt es einen üblen Preisdruck. Der beste äh, billigste bekommt den Auftrag. Egal von wie weit weg die Firma kommt, egal wie bescheiden die Qualität ist. Was glaubst du wie viele unge­lernte Bauhelfer am Werk sind?
    Tja, und den Tisch für den Bürgermeister schrei­nern? Wo gibt es denn noch Möbelschreiner? Bzw. wer leistet sich soetwas? Fenster und Türen werden inzwi­schen auch indus­triell herge­stellt (sogar auf Maß), einzig der Einbau bleibt Handwerk. Sonderlösungen sind oft Fehlanzeige.
    Und dass Maurer- und Dachdeckerlehrlinge sich die eigene Berufschule hoch­ziehen, kommt auch vor …

  53. eddie

    lächer­lich. immer wenn jemand anderes ein logo machen darf schreien die berufs­de­si­gner laut auf. nicht-bauern pflanzen auch mal ein beet! und wer aufge­passt hat merkt dass es sich um schüler im ausbil­dungs­beruf GESTALTUNGStechnischer assis­tent handelt, wenn die also keine logos gestalten dürfen, wer denn dann??

  54. Ladi94

    yep, eddie hat recht. wenn nicht wir, wer dann.

  55. bernie

    Die Oranienburger Straße braucht auch ein Logo. Und? Vorschläge? Wer soll es machen? Die Touris, oder doch die Bordsteinschwalben?

    Eddie, es geht nicht darum, dass wir „Berufsdesigner“ es nicht machen – es geht darum, dass durch Crowdsourcing – egal mit wem oder wie – nichts gescheites raus­kommt. Es ist nicht der Verlust an Geld. Die Prozedur stößt mir sauer auf. Diese Heuchelei, und dann der Aspekt der frei­willig darge­bo­tenen Ausbeutung. Es ist bspw. echt ener­vie­rend mit ca. 5 Agenturen im Pitchwettkampf zu sein, da wird der Preis gedrückt ohne Ende. Und bei Crowdsourcing bist Du mit hunderten im Wettkampf. Und was ist da der Preis? 1000 Euro vielleicht?

    Wer darin eine Karrierechance sieht, ist falsch infor­miert. Genauso wird niemand eine echte Gesangskarriere starten, nachdem er bei DSDS gewonnen hat.

    CS ist für Auftraggeber, wie bspw. Mr. Wong, unglaub­lich einfach. Tausende Menschen schi­cken kostenlos Entwürfe, die Bezahlung liegt bei viel­leicht 8 % der normalen Vergütung (Arbeitszeit + Nutzungsrecht). Und dann kommt erschwe­rend dazu, dass der „Designer“ meist keine Ahnung davon hat, was mit dem Logo noch machen könnte, C.D.-technisch betrachtet. Weil es meist Schüler, Studis etc. sind. Leute ohne Berufserfahrung. Und diese Berufserfahrung ist Gold wert. Denn die kann helfen, aus einem eher unschein­baren Logo ein Corporate Design zu schaffen, die den Namen auch verdient. Und damit verdient das Unternehmen nachher viel Geld. Und das soll billigst hono­riert werden?

    Es ist nie das Logo allein sondern die Planung und Ausführung der Applikation und Anwendung auf den verschie­denen Trägern (Flyer, Poster, Aussenwerbung, Schilder, Web, Webbanner, Webseite, etc.) und deren Zusammenspiel. Und da kommt es oft auf Nuancen an. Ich kann ein- und dasselbe Poster nüch­tern und schlicht halten oder gehe hin und schmeisse Photoshopfilter auf die Schrift. Und schon wird das schöne Poster billig und markt­schreie­risch wirken.

  56. Jan(TM)

    Da steht zwar Schüler, aber das sind keine kleinen Kinder die in eine staat­liche Schule gehen – das sind Azubis, die ihre Ausbildung selber finan­zieren dürfen und nicht irgend­welche, sondern die machen einen Ausbildung zum „Gestaltungstechnischen Assistenten“. Von daher ist der Vergleich mit Crowd Sourcing einfach nur Schwachsinn.

  57. bernie

    Jan: Gerade deshalb ist der Vergleich so wichtig, weil sie imgrunde genauso wie die Schüler benutzt werden. Dass sie eine Ausbildung machen, führst Du – wohl unbe­ab­sich­tigt –als Begründung an.

    Und was soll dieses Trademarkzeichen bedeuten?

  58. Stephan

    @Jan(TM), @ eddie: es geht nicht darum ob Schüler oder nicht, Azubi oder nicht, Designer oder nicht. Es geht darum, das Marketing (auch Stadtteil-Marketing) nicht deshalbt funk­tio­niert, weil es ein gutes Logo gibt, sondern weil sich jemand mit dem notwen­digen Wissen um alle Belange des Marketing geküm­mert und mit den wirt­schaft­li­chen Besonderheiten ausein­an­der­ge­setzt hat. Dieses spezi­elle Wissen können Auszubildende einfach noch nicht haben, zumal dies auch keinen Schwerpunkt in der Ausbildung zum GTA bildet.

    Die Kritik richtet sich hier ja nicht gegen die solide und gute Arbeit der Azubis, sondern über die falsche Art der Vergabe eines öffent­li­chen Auftrags. Marzahn-Hellersdorf ist schließ­lich kein Jugendclub und sollte daher verant­wort­lich mit seinem Image umgehen. Wie schief so etwas laufen kann hat meine Geburtsstadt Cottbus bestens vorgemacht.

    Wenn sich Marzahn-Hellersdorf fortan mit einem neuen Logo schmückt, dann kann das nur Kosmetik sein. Eine Berechtigung um ein Logo zu entwerfen braucht man nicht, aber der Umgang mit dem Thema Stadtmarketing sollte verant­wor­tungs­voll sein. »Ein neues Erkennungszeichen für den Bezirk Marzahn-Hellersdorf zu entwi­ckeln ist – insbe­son­dere vor dem Hintergrund einer schwie­rigen Image-Situation und eines viel­schich­tigen Wandlungsprozesses – schon für profes­sio­nelle Designer eine anspruchs­volle Aufgabe.« sagt der Dozent Uli Heid.

    Und an dieser Stelle hat sich Marzahn-Hellersdorf auf sehr dünnes Eis begeben. Wenn nun z.B. mit einem der neuen Logos eine Kampagne gestartet wird, mit sagen wir mal Großraumplakaten, tausenden Flyern, Anzeigen, Broschüren, Touristenführern, öffent­li­chen Auftritten, über­re­gio­nalem Engagement ect. … und diese Kampagne trägt dann nicht die erhoften Früchte. Wer ist für dieses Misslingen verant­wort­lich? Sollte dann der GTA Azubi dafür gerade stehe? Oder die Schule? Wer kommt dann für unsere verschleu­derten Steuergelder auf?

    Sollte ein Azubi diese Verantwortung tragen?

    Die Überlegungen der Azubis gehen wohl kaum über das eigent­liche Logo hinaus. Und auch die Überlegungen der Bürgerinnen und Bürger werden mehr­heit­lich subjek­tiver Art sein und weniger von Marketing stra­te­gi­schen Zielen geleitet werden.

    Das ist die Kritik am Crowdsourcing.

  59. Thomas Hühn

    Wenn die fiktive Kampagne keine Früchte trüge, würde dann das fiktive „ordent­liche“ Designbüro“ „Verantwortung tragen“ und Verantwortung übernehmen?

    Und beispiels­weise nebst Rückzahlung des Honorars Schadenersatz leisten?

    Ich erlaube mir ein leises Kichern.

    Aber das ist wieder der Punkt, auf dem ich schon ein paarmal herum­ge­ritten bin: Die Qualität der Leistung ist schwer — wenn über­haupt — quan­ti­fi­zierbar und den Akteuren ist es an solcher Stelle natür­lich recht, Künstler(-ähnlich) und nicht Handwerker zu sein. Das nimmt jegliche Produkthaftung vom Tisch.

    Ich wäre vorsichtig, den Schülern anzu­kreiden, daß sie poten­tiell Steuergelder verschwenden. Denn den Mechanismus, der das bei den Profis verun­mög­licht, sehe ich nicht. Bestenfalls ist das Verschleudern da weniger wahr­schein­lich, weil diese Berufserfahrung haben und even­tuell wissen, was am ehesten funk­tio­niert und was nicht.

  60. RobertA

    Ich glaube in diesem Fall macht eine Abrissbirne mehr Sinn, als ein neues Logo.

  61. bernie

    Die kommt sowieso bald, wenn das in B so weiter geht.

  62. Stephan

    @ thomas
    bitte nicht miss­ver­stehen. Ich kreide ausschließ­lich dem Stadtmarketing den unüber­legten Einsatz von Steuergeldern an. Die Schüler haben sicher­lich in ihrem Rahmen gute Arbeit geleistet.

    Wie eine Agentur Verantwortung für ihre erbrachte Leistung über­nimmt, lässt sich sicher­lich nicht pauscha­li­sieren. Aber es gibt Mafos, Umfragen und Erfahrungswerte auf die ich zurück­greifen kann, um meinen Auftraggebern das Erreichen der Ziele zu ermög­li­chen. Fehler sind auch bei mir nicht ausge­schlossen, aber zumin­dest stark reduzierbar.

    Wie sehen denn die Marketing-Ziele für Marzahn-Hellersdorf aus? In welcher Ausschreibung, in welchem Konzept werden diese trans­pa­rent für die Öffentlichkeit vorge­stellt? Wer sitzt eigent­lich Kompetentes in der Jury?

    Fragen über Fragen :-)

  63. Stephan M

    Design, die Grundprinzipien der Gestaltung und Konzeption, sollte sowieso ein Wahlfach in der Schule sein. Das Gelernte ist herr­lich auf alle Bereiche über­tragbar. Die Schüler könnten mit enga­gierten Lehrern noch viel öfter und mehr für die Öffentlichkeit tun.
    Die Ergebnisse der Schüler sollten mit profes­sio­nellen Entwürfen vergli­chen werden und durchaus auch um den schluss­end­li­chen Entscheid konkur­rieren dürfen. Das wäre fantastisch.

  64. kunstbanause

    „der OB eines Stadtbezirkes würde seine Möbel eben NICHT von einer Schreinergesellenklasse gemacht haben wollen. Oder sich die Verkabelung seiner Behörde von Elektronikerazubis machen lassen. „

    Meine Meinung: Doch!
    Genau das tut er. Und der Rest der Welt zu grossen Teilen auch.
    Jede Handwerkerbutze (von denen,die ich kenne, von Auto- bis Zweiradmechaniker_innen) arbeitet mit einem Verhälnis 5 Azubis zu 3 Facharbeitern oder ähnlich, meist mehr Azubis. Weil: billi­gere Arbeitskräfte gibts nur noch vom Arbeitsamt aber der Aufwand dafür is oft zu hoch.
    Is aber alles Off Topic.
    Dennoch, eine kleine Geschichte zu alter­na­tiven Geschäftsideen:
    1. Eine Gestalterschule (privat und nicht zu billig) aufmachen.
    2. Kontakt zum Arbeitsamt aufbauen.
    3. Umschüler und andere Problemfälle (und das jetzt bitte nicht als Sozialdistinktion verstehen) in eine (von Ämtern bezahlte) Klasse stopfen. Wenn echt mal einer selber bezahlt, auch nicht schlimm.
    4. durch guten Kontakt zum Arbeitsamt auch Start Up Schulungen anbieten.
    (die sind Pflicht, wenn mensch aus der Arbeitslosigkeit selb­ständig machen will und förde­rung braucht)
    4.1. Idealerweise in den glei­chen Räumen, vllt Nachmittags?
    5. Den Start Ups (totaaal günstig) die komplette grafi­sche Ausstattung vertickern.
    6. die Arbeit den Azubis (deren Anwesenheit vom Amt bezahlt wird) geben.

    Welcome to Reality.

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