Lehrreich: die Musterbox der Wolf-Manufaktur
Die Arbeiten von Wehr & Weissweiler begeistern mich immer wieder. Ende letzte Woche landete die Musterbox der Wolf-Manufaktur auf meinem Schreibtisch, die mich schon beim Anfassen begeisterte (der Grund: Das Papier Curious Touch von Arjowiggins, Soft Sahne, 300 g/qm). Das Ingelheimer Print-Veredelungsunternehmen Wolf blickt auf eine fast 100-jährige Geschichte zurück, doch seit 2005 konzentriert es sich auf die Herstellung von Werbemittel und hochwertigen Drucksachen. Zu den angeboten Techniken gehören Buchdruck, Blindprägung, Farbschnitt, Heißfolienprägung, Heißfolien-Reliefprägung, Siegelmarkendruck, UV-Lack, Formstanzung, Laserstanzung und vieles mehr. Professionelle Designer, die diese Techniken kennen und anbieten können, sind klar im Vorteil, wenn es (1) um die Zufriedenheit ihrer Auftraggeber und (2) das Perfektionieren eines Jobs geht.
»Die Wolf-Manufaktur fragte uns nach einem Katalog zur Präsentation ihrer Veredelungstechniken. Daraus ist die leuchtend orange Musterbox entstanden, die Grafikdesignern sowohl als Arbeitshilfe wie auch als kleines Kompendium dient. Die Box zeigt acht verschiedene Druckveredelungstechniken auf elf wunderschönen Feinstpapieren.« schreibt mir Simon Wehr. Um der Musterbox Leben einzuhauchen, haben Wehr & Weissweiler vielfältige Erscheinungen des Namensgebers, des Wolfs, in Szene gesetzt. Eine naturalistische, reliefartige Wolf-Blindprägung illustriert Informationen über die Fähigkeiten eines ausgewachsenen Wolfes. Die Karte mit dem silbernem Mond, vor dem ein erhabener Wolf sitzt, beantwortet die Frage, warum Wölfe heulen. Weitere Themenfelder der Musterkarten sind die Wolfs-Familie, der Wehrwolf, der Wolf im Märchen und natürlich der Wolf im Schafspelz
»Bei den Rückseiten der Karten war uns wichtig, die verwendeten Veredelungstechniken nicht nur zu benennen. Wir beschreiben genau, wie man sie am besten einsetzt und erklären, in welcher Reihenfolge die Techniken eingesetzt werden. Man kann auf den Rückseiten lesen, ob die Farbe Silber über- oder unterdruckt, und ob die erhabene Prägung vor oder nach der vertieften Prägung erzeugt wurde.« erläutert Simon Wehr den redaktionellen Teil der Musterbos. Wer noch tiefer in die Produktionswelt einsteigen möchte, scannt den QR-Code auf der Karte und kommt direkt auf die weiterführende Website der Wolf-Manufaktur.
9 Kommentare
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Marcus
Danke für diesen Tip. Die Musterbox ist wirklich sehr interessant, kommt gleich auf die Liste für Weihnachtsgeschenke.
Beim Durchstöbern der Webseite von Wolf-Manufaktur musste ich jedoch ein wenig schmunzeln:
„Das traditionelle Hochdruckverfahren mit beweglichen Lettern so wie ihn Johannes Gänsefleisch alias Johannes Gutenberg anno 1452 im benachbarten Mainz erfunden hat.“
Schieben wir es einfach auf die Weihnachtszeit. ;-)
Florian
Tolle Arbeit, Glückwunsch! Wenige Worte wirken in der Fakir so gut wie ›Werwolf‹.
Mischa K.
Sieht super aus, aber 89 € netto für ne „Musterbox“? Ich weiß nicht …
Twix Raider
Eine stolze Schutzgebühr, aber wer sich diese Manufaktur leisten kann, den schmerzt das wohl eher nicht. Liest sich wie eine runde Sache, das Thema Wolf nicht einfach durch selbigen gedreht. Vielleicht etwas Trivia, aber nicht komplett off topic. Diese Box würde mich jedenfalls eher zu einem Auftrag bewegen als das übliche, pure Fachgesimpel und/oder Eigenlob. Wie reduziert man das jetzt auf eine Formel? „Berufsethos minus Marketingpathos“? Oder besser „Kompetenz plus Humor“? Oder einfach „Mit Liebe gemacht“? Sagen wir mal, Kunde und Agentur haben sich gesucht und gefunden. Danke, jetzt kommt mir mein Job als Kleinverlagspixelschubse unter Blinden noch stumpfer vor… *grein*
Simon Wehr
»Gänsefleisch« ist in der Tat ein Kracher! Ich habe gerade Tränen gelacht.
Ich hab’s mal an unseren Kunden weitergeleitet.
Zu den 89€: Ja, das ist viel Geld. Ungefähr so viel, wie ein gutes Designbuch kostet. Aber: Die 89€ werden beim ersten Auftrag gutgeschrieben. Dann relativiert sich der Preis.
Christoph Rauth
In der Tat handelt es sich um einen Rechtschreibfehler, welcher natürlich zwischenzeitlich korrigiert wurde :-)
Wie Herr Wehr freundlicherweise bereits mitteilte, wird die Gebühr von 89,- Euro mit einem Auftrag verrechnet. Bitte beachten Sie, dass die Musterbox sehr hochwertig ist und gerade Designer/Agenturen & Co. diese zur Präsentation nutzen.
Wir wünschen Ihnen eine schöne Vorweihnachtszeit …
Ihr Team von Wolf-Manufaktur.
Michael Wörgötter
Mir stellte sich beim Betrachten der Werwolf-Karte ein ungutes déjà vu ein – siehe den verlinkten Buchumschlag von Emil Rudolf Weiß (1937).
http://www.typoinform.de/1_share/Weiss_1937.jpg
Also nicht, daß ich schon so alt wäre, das noch erlebt zu haben, aber so ganz aus dem Sinn ist das denn doch noch nicht? Also nichts gegen gebrochene Schriften, aber so? in diesem Kontext?
L.G.
Michael
Simon Wehr
Michael, ich verstehe nicht, worauf Du hinaus willst. Warum beschleicht Dich bei der Erinnerung an das Buchcover ein ungutes Gefühl? Soweit mir bekannt, war Fallada kein Nazi und genanntes Buch auch keine NS-Propaganda. Daher würde ich gerne erfahren, wo dein Unwohlsein begründet liegt.
Michael Wörgötter
Simon, natürlich ist nicht Fallada das Problem.
Nein, eine national-militante Ästhetik muß ja nicht alleine die NS als Absender haben um bedenklich zu sein.
Es vermischen sich (in dem Umschlag von Weiß) die Anschauungen der Zeit/einer Gesellschaft (und von 1933/45 hat das einige Millionen das Leben gekostet und halb Europa verwüstet) mit Stilistiken, die ich mir in dieser Konstellation nicht noch mal wünschen möchte.
»Werwolf« war der Name einer von Himmler zu Ende des Krieges aufgestellten Sabotageeinheit. In dem Wort schwingt der ganze deutschtümelnd/mythisierende Komplex mit.
Daher mein Unbehagen, wenn man in dieser Konstellation: gebrochene Schriften/Werwolf »schön« gestaltet. Den historischen Kontext könnte (und würde) ich da nicht ausblenden.
Aber mir ist schon auch klar, daß sich Sichtweisen ändern und daß man heute wieder einigermaßen unbeeinflußt mit Texturen/Frakturen etc. gestalten kann, ist ja auch gut. (Obwohl ich die Fakir nicht sooo toll finde, die »Originale« sind besser …)