Last-minute-Geschenkidee für Designer (2)
Dieses Buch ist pures Gold, und ich sage Euch sofort warum. Am Dienstag traf Barack Obama seine spektakulärste Personalentscheidung. Er erklärte die Bildung einer neuen Energie-Wirtschaft für die USA zum entscheidenden Ziel seiner Präsidentschaft und berief den Nobelpreisträger und Al Gore-Unterstützer Prof. Steve Chu als Energieminister in sein Kabinett. Die klare Abkehr von der Energie- und Umweltpolitik aller seiner Vorgänger. Die USA werden sich in den kommenden Jahren ökologisch neu erfinden.
Für die deutsche Wirtschaft bedeutet diese: Mindestens 12 bis 24 Monate umwelttechnischer Vorsprung im KFZ-Bereich, bei vielen Haushaltsgeräten und auf dem Gebiet erneuerbarer Energien. Gleichzeitig wird das neue US-Bewusstsein das alte Europa in seiner Politik und seiner Wirtschaft bestätigen und neuen Schwung geben.
Für die Designer heißt das: Ökologie und Nachhaltigkeit rücken vehement in den Fokus der Unternehmenskommunikation. Wer dann nicht mehr zu bieten hat als die Klischees des Öko-Designs der 70er und 80er Jahre kann einpacken. Das Buch von Jutta Nachtwey (PAGE) und Judith Mair (»Schluss mit lustig«) zeigt mit aktuellen Beispielen, wie man »Corporate Green«“ kommuniziert. »Design Ecology!« präsentiert rund 70 internationale Marken – vom kleinen Selfmade-Labels bis hin zu global agierenden Brands –, die beispielhaft zeigen, wie sich das wachsende Bedürfnis nach Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit sowie das Interesse an sozialen und ethischen Fragestellungen durch Kommunikations- und Designstrategien aufgreifen und zielgruppengerecht beantworten lässt.
Weil das Buch bei unseren Freunden vom H.-Schmidt-Verlag erschienen ist, gibt es das Werk natürlich auch bei FontShop – ökologisch in Pergament eingewickelt und versandkostenfrei.
4 Kommentare
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<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
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CHR15
auch in diesem kon- und pressetext darf es nicht fehlen:
N A C H H A L T I G K E I T
was könnte das sein?
eine worthülse etwa, auf die sich alle einigen können, die gerne auch von werten und reformen sprechen?
ich begrüße eine entwicklung, die zukunftsgewandt die vernunftbegabtheit des menschen in den vordergrund stellt um sich (direkt im anschluss daran) darüber klar zu werden, was dies dann tatsächlich in der konsequenz (!) bedeuten kann und muss.
ein gestalter sieht da eine gehörige portion arbeit auf sich zukommen, wenn er sich nicht alleinig auf diesbzgl. kundeninformationen verlassen, sondern sich tatsächlich ernsthaft der herausforderung eines verantwortlichen tuns stellen will.
man darf gespannt sein, wie und ob sich informationswille (in form eines höheren arbeitsaufwands) und der dazugehörige mut zur kritik in den portfolios der nächsten jahre niederschlagen wird.
fest steht schon jetzt: unpolitische, unreflektierte gestalter werden keine relevanten ergebnisse liefern können.
Philipp
Ist es konsequent, ein Buch über ökologisches Design mit Folienprägung zu versehen?
Ist es generell notwendig, Publikationen über so ein Thema so aufwendig zu gestalten? Vielleicht is es sinnvoller, ein sich so schnell wandelndes Thema materal- und günstiger/kostensparender zu behandeln.
Ich bin aber sehr neugierig, da ich mich seit einiger Zeit mit ökologischem Kommunikationsdesign befasse. Werde es mir so bald wie möglich zulegen.
Henning
Ich glaube, die deutsche Autoindustrie hat noch weit mehr als 12-24 Monate Vorsprung auf die US-amerikanische. Und das ist ein wirklich übles Problem für die US-Hersteller, denn die deutsche Automobilindustrie hängt ihrerseits schon ein paar Jährchen hinter den aktuellen Trends hinterher (Hybrid total verpennt).
Vor drei oder vier Jahren habe ich meinen Automobilbau studierenden und ganz entzückend begabten Cousin bei mir daheim zu Gast gehabt und dem zu seiner Überraschung eröffnet, dass er sich mal lieber mit Batterietechnik auseinandersetzen sollte. Zuvor hatte er mir (seinerzeit völlig industriekonform) von den großen Fortschritten im Motorenbau berichtet (Stichwort BlueTec). Tja.
Neben dem Spaß, innerhalb meiner Familie recht zu haben freue ich mich auch darüber, dass wir vom Designertag aus zusammen mit der EKD auf den politisch nicht ganz unbedeutenden Tagungen in Loccum schon vor einiger Zeit das „Grüne Bauhaus“ ausgerufen – oder bzw. angemahnt – haben.
Beide Vorkommentatoren dürfen sich von mir als umarmt fühlen -völlig richtige Anmerkungen.
H.
HD Schellnack
Huch, mein erster Kommentar ist verschwunden? Ich versuch es nochmal.
Das Problem ist, dass derzeit bei Umweltschutz zum einen nur auf C02-Senkung eingegangen wird. Das ist ein Potemkinsches Dorf, welches nicht nur die Atomlobby erfreut, die auf einmal als grüne Energie da steht, sondern vor allem von viel prekäreren Umweltproblemen ablenkt. Die Klimakatastrophe – so es sie gibt – ist beileibe nicht das wichtigste Umweltproblem, sondern eins von vielen, die alle durch ein ganzheitliches wirtschaftliches und soziales Konzept angegangen werden müssen – und nicht durch (seufz) die Abschaffung von Glühbirnen. Ganz abgesehen davon, dass unsere Regierung bei der Bedrohung von Arbeitsplätzen auch noch von solchen Alibi-Umweltansätzen abrückt, lenkt die Klimawandel-Debatte nahezu magisch von Umweltverschmutzung, Müllproblematik, Emissionen, Giftstoffen und zig anderen dringenderen Themen ab. Wenn es sie nicht gäbe, die Lobbys müssten sie erfinden.
Zum anderen… Design.
Während es im Industrial Design und in der Architektur zumindest ANSATZweise Umweltschutz gibt – LEED-Standard, (Super)Green Building – hat das Kommunikationsdesign hier wenig zu bieten. Denn das Paradox ist: Umweltverträgliches Design ist zu 90% Design, dass einfach NICHT STATTFINDET. Die umweltverträglichste Visitenkarte ist die, die nie gedruckt wurde. Die grünste Broschüre die, die es nicht gibt, die stromsparendste Website die, die nicht stattfindet. Auch hier steht Design am Wendepunkt in einer von ZUVIEL geplagten Welt :D.
Wir können, die richtigen Kunden vorausgesetzt, auf ökologisch korrekte Farben und Papiere setzen, beim Kunden elektronische Medien und das papierlose Büro pushen, viel mehr geht nicht. Man kann zum Maßhalten raten und zu einem bewussten Umgang, zu WENIGER. Wenn ein vor allem für seine umweltgerechten Bauten berühmter Architekt auf seiner Visitenkarte Silber-Heißfolienprägung verwendet, dann haben die Designer ihn einfach nicht gut beraten.
Aber mache man sich nichts vor: Eine Kommunikationskampagne zum Thema Umweltbewusstsein, die schön dick aufwendig gedruckt wird und in hohen Auflagen verteilt… arbeitet gegen sich selbst. Das ist ein sensibler Bereich, in dem wir da arbeiten – und man darf nie vergessen, dass extrem viele Kunden nicht wirklich Umweltschutz wollen, sondern nur den marketingfreundlichen ANSCHEIN davon. Hier gegenzuwirken braucht fast noch mehr Willen, als der Job uns ohnehin abverlangt. Zu kommunizieren, dass Kunden idealer weniger produzieren, dafür aber von ökologisch besserer Qualität, und das auch noch möglichst ganzheitlich, ist heutezutage fast unmöglich – und solange Designer Branchen-Awards für Druckwerke kassieren, die geprägt, gebunden, heißfolienummantelt, UV-lackiert und kunststoffgegossen sind… haben wir auch noch einen langen Weg vor uns :-D