Krach auf Zeche Zollverein

Eigentlich sollte der Designtag NRW am 12. und 13. Oktober einer der Höhepunkte im Kalender der Weltkulturerbestätte Zeche Zollverein werden (Fontblog berich­tete). Stattdessen spricht die Welt am Sonntag von »Chaos auf der Zeche«. So fand der 1. Deutsche Designerkongress zum Beispiel nicht im inter­na­tional renom­mierten Design-Zentrum-NRW statt, sondern in der umge­bauten, aber noch leeren Kohlenwäsche. Peter Zec, Chef des Design-Museums, distan­ziert sich von der eigenen Idee eines Kongresses, weil ihm die Veranstaltung zu unpro­fes­sio­nell geraten sei.

Die Welt: »Zec fühlt sich auf dem groß­räu­migen Gelände der Zeche Zollverein nicht mehr wohl und denkt laut über eine Abwanderung nach. ›Man macht uns hier dauernd mit subven­tio­nierten Mitteln Konkurrenz‹, sagt er. Seine Mietkosten an die Landesentwicklungsgesellschaft müsse er selbst erwirt­schaften.« Mehr über das Design-Hick-Hack in Essen, die gefähr­dete Zollverein School of Management and Design (Präsident: Andrej Kupetz) und die Pläne der Förderpolitik des Landes NRW auf dieser Welt-Seite. (Abbildung: zoll​verein​.de)


4 Kommentare

  1. HD Schellnack

    Na gut, der Krach zwischen Zec und den Zollverein-Machern ist nicht neu und über­schat­tete schon das Vorfeld der Entry. Die Vorwürfe der Kleinstaaterei einer­seits, der Abzocke und Bereicherung ande­rer­seits bilden ein Dickicht, durch das du als Außenseiter kaum durch­blickst. Zec hat mit dem Museum und dem Red Dot auf jeden Fall beacht­li­ches auf die Beine gestellt, Zollverein insge­samt ist vom Schandfleck zum inof­fi­zi­ellen Wahrzeichen der Stadt geworden (das wir in dieser Abnutzung kaum noch sehen können als Essener…). Zec und sein Team zu verlieren, wäre ein deut­li­cher Schlag für die Stadt. Auch wenn Zollverein in vielerlei Hinsicht nacht wie vor ein Satellit ist, Design in einer design­freien Zone… es wäre schade, wenn extrem gute und rich­tige Projekte wie die School und enga­gierte Leute wie Kupetz vor die Wand fahren oder gefahren werden. Zollverein ist für Kultur und Design im Ruhrgebiet ein Hafen geworden – nicht umsonst hat sich dort im vergan­genen Jahr auch das Heimatdesign-Projekt aus Dortmund vorge­stellt -, ein Brennpunkt für inter­na­tio­nales, deut­sches und eben auch regio­nales Design, dass sich diesem Standard stellt. 

    Es wäre etwas blöde, in einer Region, die sich zuneh­mend als ganzes sehen muss, und die wissen muss, das Kultur und Design essen­ti­elle urbane Standortfaktoren geworden sind, hier passiv zu bleiben.

  2. Nick Blume

    Darüber sprach ich mit Henning Krause auf der Buchmesse (@Henning: leider habe ich es nicht geschaffen, hatte noch am Samstag einen Termin)… und es war deut­lich, daß die Politik hier bei der Unterstützung und Terminplanung (z. B. 6 Monate vorher den zustän­digen Leuten der Stadt Essen bzw. NRW vorge­stellt, erst 1,5 Monate davor – Feststellung der Zuschüsse usw. ) massiv versagt hatte. Da wäre meiner Meinung nach der Kongreß fast gekippt… ich bin gespannt, was Henning zu berichten kann, Jürgen, kannst du ihn um einen Live- und Erfahrungsbericht bitten? Das wäre inter­es­sant, hallo, Henning!

  3. Henning

    Hallo Nick, dito, auch mein Termin dauerte etwas länger und schon musste ich abreisen nach Essen …

    Tja, Zec verfügt offenbar über gute Pressekontakte und unter­breitet seine Vorstellungen und Ideen sicht­lich lieber diesen gegen­über als den Entscheidern. Auch wenn es in dem WamS-Artikel eine eher unwich­tige Petitesse ist, will ich nicht uner­wähnt lassen, dass das Design-Zentrum NRW in einer frühen Gesprächsphase an der Vorbereitung der Doppelkonferenz des vergan­genen Wochenendes betei­ligt war – und sich seiner­zeit nicht weiter inter­es­siert zeigte. Jetzt, wo – offenbar entgegen seinen Erwartungen – der Designtag NRW und der erste deut­sche Designerkongress ein Riesenerfolg war und eine erneute Veranstaltung im kommenden Jahr geplant wird, möchte er doch wieder seine Bewerbung einrei­chen. Angesichts seiner so unge­mein nett formu­lierten Bewerbung („Chaos“, „unpro­fes­sio­nell“) nach vorhe­riger Arbeitsverweigerung werden sich die deut­schen Designerverbände zwei­fellos beson­ders aufge­schlossen zeigen. 

    Tatsächlich geriet die Doppelkonferenz zu einem gran­diosen Erfolg. Entgegen der erheb­li­chen Unsicherheit noch rund eine Woche von Beginn war das Haus voll und die Stimmung hervor­ra­gend. Anwesend war prak­tisch das Who-is-Who der Designszene. Der über­wäl­ti­gende Erfolg dieses von den Designerverbänden Deutschlands mitge­stal­teten Events unter­streicht nicht nur die wach­sende Bedeutung des Designs in Deutschland, sondern auch die Professionalität der Beteiligten, die diese Veranstaltung in Rekordtempo auf die Beine gestellt haben.

    Im visio­nären Schlußplenum äußerte das Wirtschaftsministerium NRW, vertreten durch Frau Schwalm-Schäfer, dass eine weitere Veranstaltung im kommenden Jahr wünschens­wert sei. Insgesamt kann die Doppelveranstaltung des vergan­genen Wochenendes nur als voller Erfolg bezeichnet werden. Das einzig Improvisierte daran war, dass wegen des enormen Publikumserfolges die normalen Aufzüge mit dem Andrang nicht mehr fertig wurden und daher auch der nicht ganz so edle Lastenaufzug mitbe­nutzt werden musste. 

    Soweit mein Bericht von einem Wochenende voller Inspiration und inter­es­santer Kontakte.

    Henning

  4. Nick Blume

    @Henning – danke für den aufschluss­rei­chen Bericht, das nächste Mal werde ich dabei sein!

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