Kommunikationsdesign an der Uni Wuppertal erhalten
Hochschulrat und Rektorat der Bergischen Universität Wuppertal haben überraschend entschieden, den Studiengang Kommunikationsdesign am Fachbereich Kunst und Design zum Wintersemester 2009/10 auslaufend einzustellen. Der Studiengang hat eine lange Historie, die von der Barmer Kunstgewerbeschule von 1894 über die Werkkunstschule bis heute reicht.
Seit dem 20. Juni 2009 gibt es eine Online-Petition für den Erhalt und die Weiterentwicklung des Studiengangs Kommunikationsdesign an der Bergischen Universität Wuppertal. Wer der Ansicht ist, der Studiengang müsse weiter bestehen: Bitte sofort unterschreiben!
22 Kommentare
Kommentarfunktion ist deaktiviert.
<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
<a href="http://www…">Link</a> <img src="http://bildadresse.jpg">
Mario
Was ist denn so wichtig am Erhalt?
Nur weil etwas alt ist, ist es nicht erhaltenswert. Da muß es also bessere Argumente geben.
Und schließlich gibt es Kommunikations-X-Studiengänge an so ziemlich jeder zweiten (Fach-)Hochschule.
thomas junold
auf die sich dann immer mehr studierwillige versammeln und die lehrenden dort gar nicht mehr mit diesem ansturm klarkommen. auch eine art der konkurrentbehandlung im vorfeld. tststs. :)
mal im ernst, in krefeld zum beispiel wird jetzt nach einem lehrbeauftragten gesucht, weil die person, die das jetzt macht nicht mit den 80 leuten sinnvollen unterricht machen kann. designstudium ist idealerweise einzelbetreuung. alles andere bringt nicht so wirklich viel. nur sind die schulen chronisch pleite. und wuppertal ist jetzt nicht soooooo einen noname-schule ;)
Thomas
Was ist denn so wichtig am Mario?
Thomas
Bazon Brock, Wolf Erlbruch, Christian Boros – Wuppertal war und ist einer der besseren Fachbereiche in Deutschland. Wäre schade, wenn dieser geschlossen würde.
HD Schellnack.
>designstudium ist idealerweise einzelbetreuung
:-D. Was aber nicht geht. Und was ökonomisch unter den Bedingungen von BA/MA noch weniger gehen wird. Leider.
Als jemand, der unterzeichnet hat und sehr für den Erhalt von Wuppertal ist, finde ich, dass es aber auch nicht mit einem Protest und Unterschriftensammlung getan ist. Der FB ist seit Jahren intern verstritten, die Diplomqualität nicht durchweg überzeugend, auch muss überlegt werden, inwiefern man einen Studiengang so anlegt, dass er wirtschaftlich, also mit genug Studenten um sich zu tragen, ausgestattet wird. Das Land hat durchaus das Recht, solche Fragen zu stellen und angesichts der extremen Dichte von Alternativen im Umfeld von Wuppertal zu überlegen, inwieweit sich ein Studiengang noch rechtfertigen lässt. Zumal es mit Multimedia ja einen Nachfolger gibt, der einen anderen Schwerpunkt legt, an sich aber auch nicht unspannend klingt. Es kann ja durchaus sinnvoll sein, etwas ANDERES anzubieten als Dortmund, Düsseldorf, Krefeld, Essen uswpp.
Ganz generell sollten die KD-Studiengänge sich klarer profilieren, wirtschaftlicher denken, enger am und MIT dem Markt arbeiten und und und. Was keine Pauschalkritik ist – an jeder FH gibt es Dozenten und Studenten, die sich total reinhängen und phantastische Dinge auf die Beine stellen. Aber die kämpfen auch fast ausnahmslos gegen die größere Struktur der eigenen Hochschule an, die Leistung selten direkt belohnt.
Thomas
Nee, im Ernst: Wuppertal ist ja nun wirklich nicht so unbekannt. Es gab zwar zuletzt ein paar Reibungsverluste, was die Umstellung auf Bachelor etc. anging und auch der generelle Ruf mag irgendwie grad nicht der beste sein, aber einen ganzen Studiengang einfach so einzustellen, finde ich schon sehr heftig. Das klingt mal wieder sehr nach einer Kosten-/Nutzenrechnung, die nur aus Zahlen und aus nichts anderem besteht. Natürlich muss man auch als Hochschule wirtschaftlich arbeiten, aber ob das die richtige (oder gar letzte) Lösung ist? Ich fänd’ es sehr schade.
Christian
Wäre nicht jetzt ein guter Zeitpunkt, den Fachbereich Kunst und Design zu differenzieren, wie es die Studiengänge inhaltlich auch sind?
HD Schellnack.
>ganzen Studiengang einfach so einzustellen, finde ich schon sehr heftig
Absolut deiner Meinung. Passiert aber auch woanders. Als ich in Essen studierte, wurde Theologie eingestellt – die Kirche hat es überlebt.
Die Frage, jenseits von den persönlichen Schicksalen von Dozenten und Studenten, muss ja sein: Where is the Beef? :-D Und als Designer/Kreative kann man da ja vielleicht eine Antwort geben.
Differenzierung, Alleinstellungsmerkmale, Zukunftsausrichtung.
Und die Frage nach der Finanzierbarkeit – so sehr ich Freund des Humboldtschen Bildungsidaels bin und die McKinseyfizierung der Hochschulen ablehne – ist zumindest insofern berechtigt, dass man betrachten darf, inwieweit ein vergleichbares Angebot von anderen FHs gleichgut oder besser geliefert werden kann.
Wie jedes Produkt auf einem gesättigten Markt muss eben auch Wuppertal die Frage beantworten, wodurch es sich auszeichnet. Ich denke, man kann auf diese Frage eine Antwort finden, aber einfach aufgrund der Historie darauf zu bestehen, Artenschutz zu genießen, greift ins Leere.
Im Gegenteil: Die Historie bedingt, dass man sich SELBST für die Zukunft aufstellen muss. Kämpfen. Ich denke, wenn man ein solides Konzept hat – und vor allem Studenten, die die als FH die Bude einrennen, weil du super bist -, dann ist da noch nichts verloren. Kein Land schließt einen Fachbereich, der erfolgreich läuft. Aber die Anmeldezahlen und die Abschlüsse müssen irgendwo auch stimmen ;-D.
Pia
Wuppertal sollte mehr an seiner Außendarstellung arbeiten, weil der Ruf sicher schlechter ist als die Ergebnisse. Auf Qualität und geringe Studentenzahlen wird bei KD in Wuppertal viel wert gelegt. Das passt der Hochschulleitung nicht.
beispielhaft die Awards eines Lehrgebiets:
http://www.hgschmitz.uni-wuppertal.de/index.php/awards/
Awards sind sicher nicht alles, aber Erfolge kann man so vielleicht messbar machen.
Nicolas
Es geht nicht nur um einen �?alten“ Ruf. Es geht darum, dass der Vorgang doch mehr als seltsam ist. Im Juni wird der Studiengang vom eigenen Rektorrat bezüglich der Akkreditierung gelobt. Im August ist dann Schluss? Und dann soll ein Mediendesignstudiengang etabliert werden, in dem keine klassischen Kommunikationsdesigner vertreten sein sollen?
Es ist eine seltsame Auseinandersetzung, die in aller erster Linie den Studenten vor Ort schadet, der Lehre nicht hilft und am Ende den Standort der Uni und der Stadt Wuppertal schwächt.
Weitere Infos & Reaktionen hier:
http://www.wirsindkd.de/
Zum Thema der Einschreibungen:
Zitat: Die Einführung der Studiengebühren in Wuppertal, die Tatsache, dass in Düsseldorf Design noch ohne Gebühren studiert werden kann und die ständig gezielt gestreuten Gerüchte über eine mögliche Schließung des Studienganges haben zwar zu einem Rückgang der Bewerberzahlen geführt, aber es gab zu jeder Zeit deutlich mehr Bewerbungen als man hätte aufnehmen können und wollen. „Wir haben eigentlich gehofft, dass endlich Ruhe einkehrt und potentielle Bewerberinnen und Bewerber nicht durch ständig neue Hiobsbotschaften verunsichert werden“.
http://www.lowscreen.com/wirsindkd/material/presseinfo_KD200709.pdf
Reaktion aus der Politik:
http://www.lowscreen.com/wirsindkd/material/090722_WildingKD.pdf
HD Schellnack.
Die Aussage, die Lage derzeit nicht als Ab- sondern als Aufbruch zu sehen, finde ich zentral. Die Arbeit des KD-Bereichs in Wuppertal sind mit Brock, Schmitz, Loesch, Erlbruch usw verdientermaßen legendär.
Die Frage ist jetzt, wie kriegt man den Aufbruch hin – was für Konzepte in Sachen Einzigartigkeit, in Sachen Rechtfertigung von Studiengebühren in Sachen Wuppertal rockt mehr als Düsseldorf kriegt man hin?
sir
Also der Slogan „wirsindkd“ zeugt nicht wirklich von Kreativität
Anni
Ich finde, es hilft gar nicht weiter, verschiedene Studienstätten gegeneinander auszuspielen. Auch das Argument der Wirtschaftlichkeit ist nicht der Grund, warum KD in Wuppertal geschlossen werden soll. Es ist einzig und allein ein uni-interner Machtkampf, unter dem ein sehr renommierter Studiengang leiden muss. Unter diesen Bedingungen ist es sicher kein Wunder, dass die Energie in der letzten Phase nicht in die Außendarstellung geflossen ist.
Die derzeitige Auseinandersetzung wird auch in dieser Hinsicht zu einem Umbruch und zu Verbesserungen führen, und auch dazu, den Studiengang mit neuem Rückenwind und neuen Visionen weiterzuentwickeln. Es geht hier nicht um ein entweder oder, sondern um die Gestaltung einer reichhaltigen Landschaft an Design-Ausbildungen mit unterschiedlichen Profilen. Das will zunächst strukturell und uniintern durchgesetzt werden und hernach auch (inter)national vertreten werden.
Und warum reden wir immer nur über Konkurrenz, nicht über Kooperation und konstruktive Netzwerke, um sich nicht untereinander zu bekriegen und zu zerfleischen, sondern um den Designstandort Deutschland gemeinsam nach vorn zu bringen. Diese Petition ist auch in dieser Hinsicht als Statement zu verstehen.
Mit bestem Gruß von Anni Roolf,
der Initiatorin der Petition
IchbinKD
„Zumal es mit Multimedia ja einen Nachfolger gibt, der einen anderen Schwerpunkt legt, an sich aber auch nicht unspannend klingt.“ HD Schellnack, du meintest damit vermutlich Medientechnik/Mediendesign?
Medientechnik ist die neue Bezeichnung für ein altes Produkt, nämlich Gestaltungstechnik.
Auch wenn dieser Studiengang nun die Akkreditierung zum Bachelor anstrebt, so bleibt doch eine pädagogische Grundausrichtung.
Die Studierenden dieses Faches werden später einmal Berufschullehrer sein und entweder angehende Maler und Lackierer unterrichten, oder angehende gestaltungstechnische Assistenten.
Natürlich landen auch die ein oder anderen von Ihnen in Agenturen, das möchte ich Ihnen gar nicht absprechen, aber im Großteil nun einmal als Reinzeichner oder in einer anderen assestierenden Tätigkeit.
Ich finde es gut und wichtig, dass es diesen Studiengang gibt, gute Lehrer werden immer benötigt und auch in Agenturen werden immer helfende Hände gebraucht.
Den Studiengang aber als eine Alternative zum Kommunikationsdesign darstellen zu wollen, ist schlichte Augenwischerei.
Wer seinen Abschluß in KD gemacht hat, der strebt eine leitende Position an, eine Position, in der man Konzepte entwerfen und realisieren kann, Positionen, in denen man etwas bewegen kann.
Gerade deswegen ist dieser Studiengang auch so wichtig für den Standort Wuppertal. Denn Wuppertal ist dabei immer mehr zu veröden, da kann die Stadt es sich nicht erlauben ihren kreativen Input einfach von sich zu stoßen.
Wuppertal braucht KD, weil KDler etwas bewegen können.
HD Schellnack.
>Es geht hier nicht um ein entweder oder, sondern um die Gestaltung >einer reichhaltigen Landschaft an Design-Ausbildungen mit >unterschiedlichen Profilen.
Yeah :-D
HD Schellnack.
>Medientechnik ist die neue Bezeichnung für ein altes Produkt, nämlich >Gestaltungstechnik.
Oh Mist, dann bin ich da falsch informiert gewesen – nicht das erste Mal. Multimediales Design hätte ich eine spannende Sache gefunden, das, was du beschreibst, eher weniger.
>Denn Wuppertal ist dabei immer mehr zu veröden
Was sowieso echt schade ist. Immer wenn ich – durch die Clownfisch-Crew – in Wuppertal bin, mag ich viel von der Architektur der Stadt, die eigentlich eine Perle der Bergischen Region sein müsste, mit der wunderbaren Lage zwischen Düsseldorf, Köln und dem Ruhrgebiet, mit den Gründerzeitvillen einerseits und den surrealen Stelzen und Brücken der Schwebebahn andererseits, mit der vergleichbar guten Gastronomieszene, mit der für so eine kleine Stadt sehr lebendigen Kultur, wie man sie ja auch immer wieder erleben kann bei Aktionen wie dem Langen Tisch usw…
Auf der anderen Seite wird diese Substanz nicht richtig genutzt/gepflegt/aktiviert. So seltsam es klingt ist Wuppertal am Tipping Point und kann in Richtung Gelsenkirchen/Bottrop gehen, oder in Richtung Münster/Düsseldorf. So wie die Immobilienpreise in Wuppertal sind droht wahrscheinlich ersteres. Aber warum? Wahrscheinlich eine reine Frage von Geld und Wollen – oder was meinst du, woran es liegt? Ich bin ja nur Besucher der Stadt und immer verwundert, warum diese geniale Rohmasse nicht viel besser profiliert und genutzt wird… ?
IchbinKD
„Oh Mist, dann bin ich da falsch informiert gewesen – nicht das erste Mal. Multimediales Design hätte ich eine spannende Sache gefunden, das, was du beschreibst, eher weniger.“
Das du da falsch informiert gewesen bist, liegt aber auch viel an der Außendarstellung des Fachbereichs. Der Dekan Ulrich Heinen drängt danach seinen Studiengang Medientechnik als Nachfolger von Kommunikationsdesign zu präsentieren. Natürlich kann man sich ohne die ungeliebte „Konkurrenz“ auch leichter selbst in einem guten Licht darstellen.
Wuppertal könnte und müsste viel mehr aus sich machen, da sind sich vermutlich alle Bewohner einig. Die lebendige Kultur der kleinen Stadt, die du beschrieben hast, ist zu einem Großteil auf die Studierenden und Alumni des Kommunikationsdesign zurückzuführen.
Wie Wuppertal in ein paar Jahren aussehen wird, wenn sich keine Absolventen mehr hier ansiedeln werden, wagt man sich gar nicht vorzustellen.
Warum Wuppertal aus seinem Rohmaterial nicht mehr macht, kann ich auch nicht verstehen. Ich bin eine der wenigen „Zugezogenen“, aber auch das nur auf Grund meines Studiums. Ansonsten hätte mich Wuppertal nie gereizt. Und wie man an den Abwanderungszahlen (in den letzten 45 Jahren 70.000 Menschen) sieht, reizt Wuppertal auch immer mehr seiner Einwohner nicht mehr.
Anni
Wuppertal ist cool. Wir gestalten Wuppertal. KD bleibt in Wuppertal. Wuppertal heißt ab heute Innovationstal. Let’s go.
HD Schellnack.
Anni, du solltest dringend Christian Hampe kennenlernen :-D. Die letzte Post hätte 200% auch von ihm sein können.
Anni
Wer ist Christian Hampe?
fabian
Heisse News: Die Wuppertaler Designstudiengänge schließen sich jetzt der Folkwang Hochschule in Essen an.
fabian
Hier noch mit Quelle und Original-Text:
Kommunikationsdesigner werden von der Bergischen Universität Wuppertal zu Folkwang verlagert
Die Rektoren der Bergischen Universität Wuppertal und der Folkwang Hochschule unterzeichneten gestern Abend (24.9.2009) einen Kooperationsvertrag, der den Übergang der Wuppertaler Kommunikationsdesigner an die Folkwang Hochschule regelt. Mit Zustimmung des Innovationsministeriums werden zum Oktober 2009 sieben Professoren, vier Verwaltungs- bzw. Wissenschaftliche Mitarbeiter und 190 Studierende des in Wuppertal auslaufenden Studiengangs nach Essen verlagert.
Räumlich bleiben Lehrende und Studierende zunächst an der Bergischen Universität. Die Wuppertaler Erstsemester des Wintersemesters 09/10 werden sich bereits an der Folkwang Hochschule einschreiben.
Ab WS 2012/2013, nach Fertigstellung des Neubaus für den Fachbereich Gestaltung der Folkwang Hochschule auf dem Gelände des Weltkulturerbes Zeche Zollverein, wird Kommunikationsdesign (KD) gemeinsam mit Industrial Design (ID) und Fotografie einen repräsentativen Standort in Essen haben.
Nähere Informationen finden Sie in den aktuellen Pressemeldungen der Folkwang Hochschule sowie der Bergischen Universität Wuppertal.
Das Bild zeigt (v.l.) vorne die beiden Rektoren Prof. Dr. Lambert T. Koch (Bergische Universität Wuppertal) und Prof. Kurt Mehnert (Folkwang Hochschule), hinten Folkwang Prorektor Prof. Hanns-Dietrich Schmidt und Prof. Jörg Eberhard, Dekan des Folkwang Fachbereichs Gestaltung.
http://www.folkwang-hochschule.de