Kölner Klopfer 2010 für Dieter Rams
In einer Vollversammlung haben die Studenten der Köln International School of Design (KISD) Dieter Rams zum Träger des Kölner Klopfers des Jahres 2010 gewählt. Der Preis wird von der Studentenschaft an den besten Designer des Jahres verliehen. Michael Erlhoff, Professor für Designtheorie und -geschichte an der KISD teilte gegenüber der Presse mit, dass Dieter Rams »diese Ehrung mit großer Freude angenommen« habe und »bei der Preisverleihung am 6. Mai in der KISD persönlich anwesend« sein werde.
Der Kölner Klopfer stellt eine Besonderheit unter den vielen jährlich vergebenen Designpreisen dar, weil sein Träger von der Studentenschaft einer Hochschule gewählt wird. Bisherige Preisträger waren unter anderem Ingo Maurer (2009), Stefan Sagmeister (2008), John Maeda (2001) und Erik Spiekermann (1996). Dieter Rams ist vor allem durch seine wegweisenden Entwürfe für die Marke Braun in den 60er und 70er Jahren international bekannte geworden.
Die Preisverleihung findet am 6. Mai 2010 um 18:00 Uhr in den Räumen der KISD am Ubierring 40, Eingang Mainzer Straße, statt. Im Anschluss an die Laudatio durch Angela Spizig, Bürgermeisterin der Stadt Köln, findet eine Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. h.c. Dieter Rams, Prof. Günter Horntrich (KISD) und den Studierenden statt. Moderiert wird die Veranstaltung von Prof. Dr. Michael Erlhoff (KISD).
17 Kommentare
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Lucas von Gwinner
Darf man Fragen weshalb ein Designer der in den 60er/70er jahren maßgebliches geschaffen hat im Jahr 2010 zum Designer des Jahres wird? Selbst wenn es Dieter Rams ist, der jeden Preis der Welt verdient, lässt einen das doch etwas ratlos zurück, oder?
pfiffikus
ahh der goldene „teppich“ klopfer
Jürgen Siebert
@Lucas: Nicht selten verändert sich über Jahrzehnte die Bewertung eines schöpferischen Menschens. Wir kennen das aus Literatur und Musik. Das Schaffen von Dieter Rams hat durch den Erfolg der Apple Produkte einen neuen Stellenwert bekommen. Jonathan Ive, Leiter des Apple Industrial Design Teams, ist ein bekennender Rams-Fan, was man den ersten 3 iPod-Generationen genauso ansieht wie zum Beispiel dem Taschenrechner auf dem iPhone. Demnächst wird Hartmut Esslinger ähnliches widerfahren.
Johannes
Aber sind denn die Braun-Geräte wirklich gutes Design? Da werden manche jahrzehntelang produziert, aber drei oder vier Jahre nach Einstellung der Produktion gibt es keine Ersatzteile mehr. Wenn sie denn überhaupt mal reparabel waren.
Gutes Design zeichnet sich nicht allein durch Schönheit (die viele Braun-Geräte aus Rams’ Zeit besitzen, keine Frage) aus, sondern auch durch Nachhaltigkeit, beispielsweise dadurch, dass etwas repariert werden kann.
Oder, auch da lässt sich Apple inspirieren, dass die Akkus austauschbar sind.
Akku verbraucht = Gerät wegwerfen ≠ gutes Design!
cz
die frage, wie lange noch ersatzteile produziert werden, ist eine unternehmensentscheidung, die nur wenig mit design zu tun hat und in die designer höchstwahrscheinlich auch nicht eingebunden werden. ähnlich verhält es sich mit der auswechselbarkeit der akkus.
zu meinen, dieter rams wäre wegen dieser fragen nicht auszeichnungswürdig, bedeutet einen grotesk überzogenen anspruch an designer. wer sollte dann jemals eine auszeichnung bekommen?
seb
Als Absolvent dieser Schule kann ich versichern, daß es eine ausführliche Begründung der Studenten/Innen geben wird. :-)
Man sollte also am 6. Mai 2010 um 18:00 Uhr dort sein.
Michael
Hallo,
abgesehen von den ausserordentlichen Leistungen von Dieter Rams und deren Bedeutung für das Design von heute relevanten Produkten, zweifle ich auch den Sinn an, einen Designer nach seiner aktiven Laufbahn mit Preisen und Ehrendoktortiteln zu überhäufen. Selbstverständlich ist es richtig jemand für «getane Arbeit» aus zu zeichnen, jedoch frage ich mich, ist der Blick von heute in die Zukunft nicht wichtiger als der von vor 50 Jahre auf heute?
Sollte man nicht eher Designer auszeichnen, deren Arbeiten wahrscheinlich die Zukunft beeinflussen können um ihnen mehr Antrieb zu geben als auf institutionalisierte Methoden zurück zu greifen, die man aus Wirtschaft und Politik kennt, wo jeder der lang genug «dabei war» irgendwo seine Medallien und Auszeichnungen bekommt?
thomas junold
so gesehen hat die arbeit von rams die zukunft beeinflusst. um nochmal beim beispiel von jonathan ive zu bleiben, bin ich absolut davon überzeugt, dass der einfluss rams’ auf die gestalterische arbeit ives und hier wiederum auf die ergebnisse dieser arbeit in form der produkte von apple sehr zukunftsträchtig ist. oder um es mal noch deutlicher zu sagen die gestaltung des ipad hat mit ziemlicher sicherheit einen großen einfluss auf den erfolg. das ipad ist ein zukunftsfähiges format.
lang genug dabei waren andere. ich denke nicht, dass die kölner herrn colani ausgezeichnet hätten. auch dieser ist schon ein großer designer etc. pp. die liste hier ist lang. reduktion und klugheit zeichnen ja die produkte rams’ aus und genau DAS ist aktueller denn je.
HD Schellnack.
Jetzt mal ketzerisch gefragt: Was ist denn am iPad noch «gestaltet» :-D? Der nächste logische Schritt ist irgendwann, nur noch eine Glasscheibe zu haben, dann wäre die Gestaltung völlig unsichtbar geworden. Keine Frage, Rams predigt so wenig Design wie geht und ich denke das auch, das ist bei Braun aber eigentlich nie der Fall gewesen. Prinzipiell sind Pad und Phone von Apple das Gegenteil von Design – das Medium macht sich so unsichtbar wie eben möglich. Was absolut richtig ist, wenn man langfristig komplett auf Trägermedien verzichten will.
>das ipad ist ein zukunftsfähiges format
nur für ein paar jahre, denke ich. Ich denke, bildschirme als solches in der Form wie wir sie heute kennen haben langsam ausgedient, auch tragbare bildschirme. das ipad/phone verhält sich zur kommunikation von morgen ungefähr so wie es sich zum wählscheibentelefon von gestern verhält – es ist ein zwischenschritt, der uns ein tragbares, extrem mit alltagsdingen vernetztes «internet» nahebringt in noch halbwegs vertrauter form irgendwo zwischen mobiltelefon, laptop und clipboard. Es ist, einfach gesagt, ein trojanisches pferd mit eingebauter verfallzeit.
in wirklichkeit ist es die sorte kompromiss, mit der jobs und ive eigentlich hoch unzufrieden sein müssten ;-), aber ich glaube, beide haben sich gut dran gewöhnt, ihr ding in kleinen babyschritten jahr um jahr voranzutreiben (und dabei ja auch gut zu verdienen :-D)
HD Schellnack.
neben allem anderem – ich finde großartig, dass rams ausgezeichnet wird, wer verdient es mehr? nur «designer des jahres» ist etwas seltsam. «lebenswerk» – aber hallo. «designer des (letzten) jahrhunderts» – klar. «living goddamn legend!» – genau. Aber «designer des jahres?» ist so, als würde man massimo vignelli auszeichnen (würde sogar passen derzeit) oder paul rand, oder? ich verstehe den impuls, apple auszuzeichnen qua braun – aber dann doch bitte gleich jony ive einladen. Ansonsten ist es etwas zu einfach, die sicheren pferde zu küren – ich hätte spannender gefunden, einen jungen, akut arbeitenden designer auszuzeichnen der – damit den titel verdienend – in DIESEM jahr eine echt großartige Arbeit hingelegt hat. Patti Smith sehen wollen, so toll die Dame sein mag.
cz
»Prinzipiell sind Pad und Phone von Apple das Gegenteil von Design – das Medium macht sich so unsichtbar wie eben möglich.«
hä? wenn »unsichtbares« design kein design wäre, müssten wir ja alle dekokitsch-gestaltern wie phillipe starck zu füßen liegen. es stimmt ja auch nicht: ein iphone hat jede menge erfahrbare designaspekte, selbst wenn man das screendesign (unsinnigerweise) außen vor lässt.
MAXMAXMAXMAXMAX
LANGWEILIG
HD Schellnack.
Die Strategie von Apple ist die zunehmende Absenz, es ist Minimalismus, der durchaus auch zum Selbstzweck geworden ist – die Witze über Jobs Abneigung gegen Knöpfe (deswegen ja Pulli statt Hemd) sind ja bekannt. Dabei werden oft und gern pragmatische und ergonomische Aspekte außer acht gelassen. Natürlich ist Minimalismus «Design» – im Endeffekt aber führt Apple zum Gegenteil von Design. Ich meine das nicht durchweg negativ. Apples Strategie führt dahin, dass du das Objekt als solches kaum mehr wahrnimmst, kaum etwas stellt sich zwischen dem Interface und dich. Das führt durchaus ab OS4 auch zu Problemen, weil ein Button vielleicht dann doch wenig wird und zu abstrusen Versuchen führt, das «simple» Konzept mit einer zunehmend komplexen Bedienvielfalt zu vereinbaren.
Insofern – es ist natürlich Design, denn Entscheidungen für Glasoberfläche oder mattes Aluminium und runde Ecken sind freilich Designentscheidungen – aber dahinter steckt die Idee einer Abschaffung von Vorhandensein, ein Anti-Design, in dessen Zentrum das Verschwinden steckt. Was bei Braun durchaus anders war. Braun wollte Technologie transparent und ehrlich und sinnvoll machen. Apple will Technologie unsichtbar machen. Apple verfolgt eine mitunter fast fetischisierte Vorstellung von Glattheit, Ebenheit, Widerstandslosigkeit, Unsichtbarkeit. Das ist möglicherweise trotz aller Kritik an Details goldrichtig, gerade weil die Ergebnisse oft dann so selbstverständlich und so richtig wirken, dass etwa eine andere Computermaus als die «Magic» Mouse so überladen wirken – aber an Rams ist das nicht zwangsläufig in dieser Form festmachbar, sein Braun-Design hatte eine andere Ausrichtung. Apple versucht sich unsichtbar zu machen. Was ich durchaus an einem Computer lobenswert finde und was in die richtige Richtung fürs Ubiquitous Computing weist, wo über kurz oder lang der Rechner eh Teil unseres ZNS werden sollte, aber Rams wollte Technologie erlebbar machen. Großer Unterschied, der freilich auch durch den Übergang von Hardware-basiertem Design zu einer eher rein digitalen Erlebnisstruktur bedingt ist, in dem die Hardware einfach nur noch «Träger» ist, eher ein Hindernis. So wie du nicht ein Buch wahrnehmen sollst, oder die Schrift darin oder das Papier, wie sich also alles – ganz Tschichold-getreu – so verhält, sich möglichst wenig zwischen dich und den Autor, den TEXT zu stellen, so stellt sich auch bei iPad und iPhone möglichst wenig zwischen dich und den Inhalten auf dem Bildschirm. Insofern ist das Produktdesign von Apple in vieler Hinsicht eher an Tschichold als an Rams oder Aicher orientiert. Apple verschleiert einen technologischen Zusammenhang, den Rams eventuell
intuitiv eher freigelegt und gezeigt, aber auf eindrucksvolle und selbstverständliche Art gezeigt, hätte.
Keine Ahnung, ist nur so eine Idee, auch schwer so mal eben festzuklopfen, sorry.
cz
wenn man sich mal anschaut, wie exzessiv in werberkreisen mit dem iphone herumgefuchtelt wird, kann man eigentlich nicht auf die idee kommen, dass dieses extrem fetischisierte objekt sich dem verschwinden nähert. ich verstehe den gedanken, glaube aber, dass die these von der »abschaffung des vorhandenseins« nur in ansätzen zutrifft. und das verstecken des technischen charakters trifft auch eher geräte mit guter alter holzverkleidung oder ähnlichem – technisch sehen apple-geräte ja schon aus. allerdings ohne kitschige überbetonung von technik (so wie das früher oft üblich war).
Michael
bitte vergesst nicht, dass das innovative design des ipad, iphone UX-design, also user experience und interaktion und nicht produkt ist. das produkt verschwindet, das ist schon seit langem klar. nur solange wir einem hardware-träger für die technologie, die die informationen anzeigt, brauchen, brauchen wir auch produkt-gestaltung in rams Verständnis.
von diesem punkt aus ist Rams Design auch absolut nicht relevant für Ive oder pod, phone oder pad. Überspitzt gesagt.
das ist auch, was ich unter zukunftsweissend verstehe. den Taschenrechner des iphone hochzuhalten nur weil er auf rams verweist ist etwas kleinkariert. Wer würde den schon diese produkt wegen dem taschenrechner kaufen? oder anders gesagt, wäre das iphone nicht genauso erfolgreich ohne den Taschenrechner?
Mit einer solchen Rechtfertigung einen Designer nur ehren ist nun auch etwas fadenscheinig, oder etwa nicht?
Sebastian
Mir sagen die Entwürfe von Dieter Rams voll und ganz zu. Dass die Studentenschaft ihn als Preisträger wählt, spricht für mich für sich. Vor allem seine Möbelsysteme haben es mir angetan.
David Stern
Hallo!
Als Redaktion bearbeiten wir da so eine „Nische“, wir redigieren und korrigieren Texte. Natürlich verfassen wir als Autoren auch eigene und Texte im Kundenauftrag. So besuchen wir gern Websites, um diese themenunabhängig zu studieren, uns ob des manchmal vorhandenen üppigen und interessanten Textmaterials zu erfreuen und uns manchmal auch zu ärgern, wenn genau das Gegenteil der Fall ist.
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Okay …
1. Schauen Sie einmal hier in diesem Text nach dem Kommentar 10 von HD Schellnack. und der Textzeile „neben allem anderem …“ – das allerding sollte jedoch so heissen: „neben allem anderen“, denn nur dann macht die Aussage auch Sinn.
Wir haben unser „Nischenprodukt“! Wann werden Sie zu unserem Kunden?
Mit freundlichen Grüßen,
David Stern
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