Kalligrafie-Feder »Live Pen« für Adobe-Illustrator

Die Moskauer Software-Schmiede Zero-One Inc. hat unter der Bezeichnung Live Pen ein span­nendes Adobe-Illustrator-Plug-In veröf­fent­licht (zur Zeit nur Windows), das authen­ti­sche kalli­gra­fi­sche Zeichnungen möglich macht. Dabei lassen sich Breit- und Zugfedern simu­lieren sowie Abstrichwinkel beliebig einstellen. Eine Bibliothek mit »vorde­fi­nierten Federn« erleich­tert den Einstieg; eigene Federeinstellungen können einfach ergänzt werden.


17 Kommentare

  1. thomas

    na dann aber mal zackisch für den mac nachliefern! :-)

    sieht ja recht gut aus.

  2. Der Sven

    Windows und CS2 – super!

  3. hussein

    very inte­res­ting tool.. but why for PCs only? this so frustrating..

  4. thomas

    pc? hmm mehr geld einnehmen, dann geld in mac-version inves­tieren. *schul­ter­zuck*

  5. fjord

    pc? … ich dachte, mit universal hört dieser platt­form-unsinn auf?

  6. Sebastian Nagel

    Laut Demo-Download-Seite:
    CS3 and CS versions and Mac CS, CS2 and CS3 version will be available soon.

  7. Jürgen

    Die Entwickler schreiben mir gerade:
    »March, 2008 or early we launch CS3 version too (for Windows).
    Also, we work hard and planned launch Mac version at May-June, 2008 or early.«

  8. Benjamin Hickethier

    Hm ja, ganz toll. Ich bin leider noch nicht fertig mit der Programmierung von meinem Letrasetbuchstaben-Filter. Hoffentlich müssen wir Gestalter irgend­wann gar nicht mehr vom vor-dem-Monitor-Sitzen aufstehen.

    Eine Roboterschiene, die unsere Hand (bzw. einen dieser Fleisch-Muskel-Knochen-Klumpen, die an unseren Armen befes­tigt sind) bewegt, damit wir mit der Maus/Zeichenstift/Trackpad ›Kuenstlerscript‹ in bézier­punkt­armen Kurven auf dem Bildschirm zeichnen können, wäre noch zu entwickeln.

    Aus allen nutzlos gewor­denen Schreibfedern kann viel­leicht jemand lustige USB-Stick-Accessoires oder iPod-Taschen basteln?!

  9. Benjamin Hickethier

    Herr Frohloff, über­nehmen Sie!!

  10. fjord

    @ Benjamin:
    Ganz Deiner Meinung. Da war doch was: Fleisch, Muskel, Knochen?
    Bewegung! Ja! Ist das schön! (Bevor wir uns die USB-Schnittstelle implan­tieren lassen. …)
    http://​www​.flickr​.com/​p​h​o​t​o​s​/​n​i​r​t​o​b​e​r​/​1​4​3​3​5​9​854
    (gefunden bei: http://​www​.typeneu​.com)

  11. Tobsen

    Erinnert mich an Expression, was leider MS gekauft hat.

  12. Andreas Frohloff

    Ich komme doch nicht umhin, mich zu diesem Thema zu äußern ;-)
    Ich finde es gut, wenn der Computer als Werkzeug benutzt wird. Gelegentlich hilft er mir auch bei eigent­lich analoger, notwen­diger, aber unge­liebter Arbeit, wenn ich z.B. ein Linienraster für Schreibübungen brauche – ratz batz in FreeHand oder Illustrator erstellt, ausge­druckt und auf’s eigent­liche konzen­triert – das Schreiben.
    Wenn mein Computer nun also ein leicht zu bedie­nendes Werkzeug für Kalligrafie wäre, fände ich das schon toll. Also habe ich »auch eben mal schnell« die trial-version auspro­biert. Um es kurz zu machen: ich kam nur schlecht zurecht ;-(
    Vielleicht war ich zu unge­duldig (eigent­lich hatte ich dafür gar keine Zeit), aber ich habe keinen Strich hinbe­kommen, mit dem ich zufrieden war. Ich werde es weiter probieren, denn was der Hersteller verspricht klingt schon interessant …

    @ Benjamin
    Wie einige andere auch, bin ich gegen pauschales Verurteilen von neuen (digi­talen) Möglichkeiten von vorn herrein. Ich »bastle« manchmal, aber nicht mit Schreibwerkzeugen sondern Schreibwerkzeuge selbst.
    Trotz dieser, eher barschen Einleitung stimme ich Dir zu, wenn Du meinst, dass Computer und Software eine dunkle Seite haben.
    Vor kurzem habe ich ein paar Fragen beant­wortet, die teil­weise dieses Thema berühren. Ich bin noch der glei­chen Meinung und zitire mich daher hier selbst ;-)

    Sollte das Handzeichnen von Buchstaben sowie Handschreiben verstärkt an Gestaltungshochschulen geför­dert werden? Diese Frage impli­ziert, dass das an den Hochschulen statt­fände. Ich habe dazu keinen umfas­senden Überblick. Allerdings habe ich eher den subjek­tiven Eindruck des Mangels. Es muss überall einge­spart werden. Visuelle Kommunikation findet immer umfas­sender mit neuen Medien statt. Für Schriftgestaltung und Typografie wird der Computer als Werkzeug einge­setzt. Das ist einer­seits unver­zichtbar und wunderbar. Andererseits gibt es auch eine Schattenseite dieser Entwicklung. Fonts und Software im Computer können Gestaltung beför­dern, aber auch limi­tie­rend wirken. Woher weiß ich was eine gute oder schlechte Schrift ist? Woher weiß ich wie eine Schrift entsteht, wie sie funk­tio­niert? Wenn ich Buchstaben mit der Breitfeder schreibe, wenn ich Buchstaben anato­misch zeichne, kann ich Verständnis für die Formen, Sensibilität und Rhythmusgefühl entwi­ckeln und mir somit Schriftverständnis aneignen. Das manu­elle Schreiben und Zeichnen von Schrift war schon immer ein gutes Gestaltungsfundament.
    Mich inter­es­siert: Wenn also jemand schneller als ich mit dem Live Pen zurecht kommt, weiß er auch (fast bin ich versucht zu fragen fühlt er auch) wie der Buchstabe »richtig« aussehen muss?
    »Richtig« meine ich nicht provo­kant, sondern in dem Sinne, dass die Form der, mit der Breitfeder erzeuten entspricht …
    Ich meine, für jemanden mit dem notwen­digen Wissen und Können gibt es keine »böse« Software oder Technik. Viel eher ist es dann eine neues, inspi­rie­rendes? Werkzeug ;-)

  13. Sebastian Nagel

    Andreas: ich gebe dir recht. Aber – provo­kante Frage mit leicht abwei­chendem Thema: Ist denn die Breitfeder für immer und ewig der Maßstab für unsere Schriftzeichen festgelegt?

  14. Alexander Hahn

    Ich bin auch kein Fan, wenn »hand­made« dann auch wirklich.

  15. Andreas Frohloff

    @ Sebastian
    Ja und nein ;-)
    Der Wechselzug von mageren und fetten Buchstabenteilen, von Auf- und Abstrich ist keine Designentscheidung. Dieser Kontrast ergibt sich faktisch gesetz­mäßig, durch die Benutzung des formen­bil­denden Werkzeugs Breitfeder. Zum zweiten ist die Codierung der Glyphen auf spezi­elle Laute fest­ge­schrieben. Ein a ist ein a ist ein a – inner­halb bestimmter formaler Grenzen. Jeder kennt den verzwei­felten Ausspruch: »Das kann ich nicht lesen!« Ich meine die Situation, in der der Verfasser einer schrift­li­chen Mitteilung »seine« Buchstaben neu codiert hat. Er hat sich soweit von der erkenn­baren Grundform entfernt, dass sich der Zusammenhang von Glyphe und Bedeutung nicht mehr lesen lässt.
    Obwohl ich die Situation kenne, bin ich immer wieder über­rascht, wenn jemand staunt, dass geschrie­bene Buchstaben drama­tisch besser werden, wenn der Kugelschreiber mit dem Breitfederfüller vertauscht wird. Das formen­bil­dende Werkzeug zwingt den Schreiber gewis­ser­maßen zurück zur ursprüng­li­chen Form oder zumin­dest näher heran.
    Ich will nicht zu weit ausholen, nur so viel: Lesen ist das Wiedererkennen von einmal gelernten Formen. Mühelos lassen sich die »Originalformen« wieder­erkennen. Allerdings wird mit der Schrift Information auf zwei Ebenen über­tragen. Zum einen der reine Textinformation, die eigent­liche Nachricht, dafür werden die bedeu­tungs­vollen Zeichen – Buchstaben benutzt. Deren Aussehen ist die zweite Informationsebene. Es ist eben oft nicht egal welche Schrift ich benutze, weil deren formal-ästhe­ti­sche Wirkung mein Anliegen unter­stützt, stei­gert, verfremdet oder behindert.
    Die Grundformen unserer Schrift liegen fest. Sie haben sich in einem langen wech­sel­sei­tigen Prozess des Schreibens mit der Breitfeder und des Lesen heraus­ge­bildet. Aber die Grundform kann immer wieder neu »verpackt« oder ange­zogen werden. Vielfalt und Variantenreichtum sind möglich, nötig und auch wünschens­wert. Der Rahmen, in dem das statt­findet, ist deter­mi­niert durch die Antwort auf die Frage, ist das noch lesbar? ;-)

  16. Benjamin Hickethier

    > Andreas: ›Pauschales Verurteilen‹ liegt mir fern. Kritisches Hinterfragen, etwas provo­kativ zugespitzt.

    > Sebastian Nagel: Natürlich lassen sich Bitmapfonts schlecht mit der Breitfeder zeichnen [obwohl…]. Grundlage ›unserer Schriftzeichen‹ werden trotzdem ›immer und ewig‹ Meißel, Pinsel und alle mögli­chen Federn sowie natür­lich zeich­ne­ri­sche Buchstabenkonstruktionsarten sein. Ich vermute, der Erfolg der ›Unibody 8‹ von Underware (abge­sehen von ihrem unschlag­baren Preis) liegt auch in der Den Haager Schule begründet, wo Frank Blokland das Schriftschreiben vom ersten Semester an sozu­sagen ›von der Pike‹ und mit bein­harter Disziplin und bedin­gungs­losem Engagement in die Hände der ange­henden Typografischen und Grafischen Formgevers bläut, und wo sprich­wört­lich jede Schrift auf ihren Bezug zum Schreibhintergrund über­prüft wird.
    Aber viel­leicht sind ›unsere Schriftzeichen‹ der Zukunft viel mehr vom Pinsel beein­flusst, weil die chine­si­sche Turboplanwirtschaft die Kultur prägt?

    Meine kriti­sche Fragen rich­teten sich in erster Linie an die Computersimulation anstelle des realen Erlebens und Erfahrens, siehe Andreas’ Beitrag, ähnlich ›Handschriftfonts‹ oder der Tendenz zu Vermeidung von echter ›Handarbeit‹ zugunsten von digi­talen Effekten oder zB down­load­baren Vektoren in Form von Kratzern, Kritzeleien oder Flecken (wenn mal ein ›dreckiger Stil‹ oder ›grunge‹ gefragt ist). Auch das ist keine pauschale Verurteilung: Hat auch was für sich.

  17. Christian Büning

    Sehr gut zu dieser Diskussion passt das neue Buch von Sennet »Werkstatt«, der Architekten zu Wort kommen lässt, die wieder von Hand zeichnen, weil sie dann ein genaueres Gefühl für Räume bekommen. Er stellt sehr gut gegen­über, wie der Computer limi­tiert und öffnet, wie er ein Replikant und ein Roboter sein kann. (Replikanten führen mensch­liche Tätigkeiten schneller und präziser aus, können aber sonst nicht mehr, Roboter führen Tätigkeiten aus, die der Mensch über­haupt nicht kann.)

    http://​www​.buch​.de/​s​h​o​p​/​h​o​m​e​/​s​u​c​h​a​r​t​i​k​e​l​/​h​a​n​d​w​e​r​k​/​r​i​c​h​a​r​d​_​s​e​n​n​e​t​t​/​I​S​B​N​3​-​8​2​7​0​-​0​0​3​3​-​5​/​I​D​1​5​0​3​5​8​5​0​.​h​t​m​l​?​j​u​m​p​I​d​=​1​2​2​7​138

    Das Schreiben mit einer Breitfeder muss gelernt sein (ich bin da leider kein Meister), ebenso kann man das Schreiben mit einem Stift auf dem Grafiktablett lernen, nur das mann nicht auf die Stiftspitze schaut, sondern auf den Monitor.

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