Ist Grafikdesign Kunst?

Ein klares NEIN von mir. Wie seht Ihr das? Hier abstimmen … Zustimmung und Gegenrede auch gerne hier in Kommentaren. (Via).


63 Kommentare

  1. philipp

    vorher kommt die frage »was ist kunst?« ;)

  2. Juli Gudehus

    ob Design Kunst ist … ist das wirk­lich noch ein Thema?

  3. DanU

    …auch wenn „kunst“ ein weites feld ist – und „grafik design“ ebenso, und beide auch „schnitt­mengen“ haben können – NEIN. das „IST GLEICH“ ist für mich einfach zu viel. ♥ oder ≈ würden schon mir besser gefallen. lustig ist, dass es solche diskus­sion seit anbe­ginn der diszi­plin GD gibt. und selbst wenn JA oder NEIN bei dieser abstim­mung raus­kommt – es bleibt einem doch selbst über­lassen wo man sich sieht und was man macht. haupt­sache spass dabei :)

  4. _Sven

    ich finde »Nein!«

  5. florian

    Natürlich!!
    Was wenn nicht Kunst wäre in einem Museum ausgestellt?
    siehe hier:

    http://​www​.graphicde​sign​mu​seum​.nl

  6. fjord

    Aua, nicht schon wieder diese Debatte! Und, sorry, jedesmal der gleiche Fehler: Was ist denn Design für Euch und was Kunst? Was macht was aus? Was unter­scheidet, was über­schneidet sich?
    Ich bezwei­fele, dass wir alle das Gleiche unter Kunst bzw. Design verstehen. Also: Erst die Begriffe klären. Vorher können wir nicht disku­tieren. (Worüber denn auch?)

  7. bomira

    NEIN.

    Klar, es gibt Überschneidungen, graphic designer
    bedienen sich z. B. der Kunst, um Aufträge zu erfüllen.
    …was auch im Ursprünglichen den Unterschied macht:
    Form follows func­tion oder so.

    /)

  8. fjord

    @ Phillipp (#1): Interessant, dass Du die Diskussion mit genau dieser Frage eröff­nest, und kein­erschert sich drum.

  9. HD Schellnack

    Da möcht ich wissen, wie die Leute ihr NEIN oder ihr JA begründen, ehrlich gesagt.

    Was ist Kunst?
    Was ist – heute – Design?

    Ist ein Film Kunst?
    Ist Architektur Kunst?
    Ist Musik Kunst?
    Ist Popmusik Kunst?
    Ist Gitarrespielen Kunst?
    Ist Belletristik Kunst?
    Sind Thrillerromane Kunst?
    Ist Theater Kunst?
    Ist Oper Kunst?
    Ist Brotbacken Kunst?
    Ist Uhrenbauen Kunst?
    Ist Schlingensief Kunst?
    Ist Carson Kunst?
    Ist Richter Kunst?
    Ist Reich Kunst?

    Die Debatte, so spaßig sie ist und so wichtig sie ist, igno­riert, dass diese ganzen Begriffe recht unde­fi­nierbar sind (zum Glück) und vor allem dyna­misch, lebendig, individuell.

    Die Sache ist, im Kern – und zwar völlig ohne sich um den Begriff der Kunst jetzt mal scheren zu wollen,um ihn schön weit offen zu lassen – Design KANN Kunst sein, muss aber nicht. Und umge­kehrt :-D.

    Wer aber denkt, Design ist pauschal keine Kunst, sondern ein grafi­scher Lösungsmechanismus – und ich bin der erste, der zugibt, auch mal so gedacht zu haben – liegt even­tuell falsch.

    Ist vor allem auch gar nicht so wichtig.

    Wichtig ist die Frage

    MACHT DESIGN SPASS?

    ;-D

  10. Friedrich

    Kunst kann Grafik sein; das wär es dann aber auch schon.

  11. Jonathan (Weg Eins)

    @ Florian:

    Es gibt auch Museen zu Autos, iPods etc. Ich will deren Ästhetik nicht bestreiten, aber dass sie ausge­stellt werden macht sie nicht zu Kunst. Es sind Objekte / Mittel zum Zweck. Grafikdesign ist das auch, ganz egal wieviel künst­le­ri­sches Können darin steckt.

    Das ist meine subjek­tive Meinung, die es in zwei Stunden auch auf meinem W1.log geben wird.

  12. sufl

    Die Frage, ob Grafikdesign AUCH Kunst sein kann, wäre sicher eindeu­tiger gewesen.
    Kommt halt immer darauf an in welchem Kontext Grafikdesign verwendet wird.

  13. seb

    Ich erin­nere mich an eine private Diskussion mit Kollegen aus und in Holland: dort fand man das Graphik Design sehr nah an der Kunst (bzw. schon fast eine Kunstform) sei, weil doch ein (Groß-)Teil der Gestaltung aus dem »Herzen« des Gestalters kommt, also nicht durch Wissenschaft etc. begründbar.

    Ich denke auch, daß Graphik Design Kunst sein kann, aber oft nicht ist. So ein »Mischmasch« eben… hehe :-)

  14. marc

    Ist Kunst heute noch Kunst oder auch nur ein weiterer Beruf?

    Mit Design wird meiner Meinung nach eindeutig der Plan verfolgt Geld zu verdienen, Kunst hingegen sollte einen anderen Grund haben, was ich leider bei den meisten (wenn nicht sogar bei allen) aktu­ellen Künstlern vermisse. Heute wird Kunst studiert um anschlie­ßend als Künstler Geld zu verdienen aber Kunst sollte aus andern Gründen entstehen sonst ist sie nicht mehr intuitiv sondern geplant …

    m.

    … meine Antwort ist ein klares NO!

  15. jamiro

    Wenn ich mir manchen im wört­li­chen Sinne Haufen Müll anschaue, der als moderne Kunst bezeichnet wird, dann kann man Grafikdesign durchaus als Kunst bezeichnen. Allerdings ist der Begriff Kunst sowieso unglaub­lich weit gefä­chert und überstrapaziert.

  16. amica

    „Es irrt der Mensch solang er strebt.“

  17. HD Schellnack

    Wenn der persön­liche Geschmack entscheidet,was Kunst ist und was nicht – au weia. Das darf und kann keine Rolle spielen, wenn man so disku­tiert. Individuell kann alles und nix Kunst sein.

    Und mit Design wird der Plan verfolgt, Geld zu verdienen? Heißt das, dass Design, dass im Rahmen eines Studiums (also nonkom­mer­ziell) entsteht, KUNST wäre, egal, was Intention und Wirkung wäre? Und… ist Auftragskunst dann… keine Kunst? Also so ziem­lich alle «Kunst» vom 15-20. Jahrhunderts?

    Da verwi­schen ganz viele Begriffe – auch bei mir. Der Kunstbegriff der Moderne und Postmoderne ist ein ganz anderer als der in Barock oder Romantik – die Welt ist eine andere. Things change. Die moderne Kunst ist – völlig verein­facht gesagt – dem Handwerk weit­ge­hend entbunden und eine rein konzep­tio­nelle, plane­ri­sche Tätigkeit. Das KANN Design auch sein. KANN. Muss nicht. Jeff Koons und Sagmeister können sich – wieder verin­facht – mitunter schon fast die Hand geben. Und warum auch nicht.

    Design kann sehr viel sein. Viel mehr, viel viel mehr, als Kunst. Design kann nach Kunst aussehen und schme­cken und trotzdem noch was anderes sein. Sicher ist: Eine Visitenkarten für Bäcker Müller ist sicher keine Kunst, sondern Diestleistung. Aber die Grenzen schwimmen in anderen Bereichen – und werden zukünftig, wenn die Produktion von Artwork aller Sorten (also auch Texte und Musik oder Video) am Rechner die Barrieren noch softer macht, noch durch­läs­siger werden.

    Es gibt einen lösungs­ori­en­tierten, klas­si­schen Designbereich, in dem Kunst keine Rolle spielt, außer in der schieren Emulation bestimmter Stilistiken. Aber Design bewegt sich längst außer­halb dieses reinen funk­tio­na­lis­ti­schen Lösungsansatzes. Und gott sei dank. Ich selbst bin noch so ein Rahms-scher Lösungs-Designer, aber die neue Generation von Designer hat kapiert, dass das nicht mehr reicht.

    ICH mach sicher keine Kunst – und andere Designer auch nicht – aber ich sehe immer wieder Arbeiten aus unserem Segment, die feder­leicht die Grenzen zu Kunsthandwerk und Konzeptkunst durch­bre­chen, aber trotzdem von «Designern» stammen. Die ganz andere psycho­so­ziale Reflektionsgrade aufweisen und da weiter­ma­chen, wo Beuys und Staeck Möglichkeiten aufge­zeigt haben.

    Die span­nende Frage ist viel­leicht gar nicht, ob Design Kunst ist, sondern ob KUNST Kunst ist.

    Oder je war :-D

  18. Kunstfehler

    Ein Werber sagte mal irgendwo, daß das was Design ist, Kunsthandwerk wäre.

    Gibt es eine Nachfrage, bediene ich diese mit einem Angebot = Kunsthandwerk

    Erschaffe ich mein eigenes Angebot ohne auf eine Nachfrage zu reagieren = Kunst
    Schön ist es dann noch, wenn auf mein Angebot jemand eine Nachfrage ankündigt = $

    Schwierig ist es dann mit der Definition, wenn jemand anderem mein Angebot auch gefällt und ich mehr Angebote erschaffen muss, weil es der Markt will.
    Da gibt es zwei Möglichkeiten
    1. ich schaffe eh immer von mir aus genug Angebote ohne auf die Nachfrage zu achten = Kunst
    Dann muss der Markt aber auch alles akzep­tieren, was man so als Angebot anbietet. Und das tut der Markt ja nicht er reagiert mich nach­las­sender Nachfrage auf evtl. Stilbrüche und Experimente

    2. ich richte mich nach dem was die Nachfrage will und schwupps wird aus dem Künstler, der Kunsthandwerker = $
    Der arbeitet sich mit Angeboten ab, an dem was der Markt mit Nachfrage verlangt.

    Bis der Gipfel erreicht ist mit Sättigung und dann gehts solange abwärts, bis es wieder aufwärts geht

    Ergo, die Übergänge sind flie­ßend, zwischen Kunst und Design, oder?!

  19. thomas | BFA

    und wir zahlen alle für die zulie­ferer und die kunden für uns in die künst­ler­so­zi­al­kasse. so selt­saml kann die welt sein …

  20. Danny

    „Kunst und Alltäglichkeit“ Jan Hoet!

    Für mich stellt sich die Frage, ob der Vergleich über­haupt gezogen werden muss… Mittlerweile exis­tiert Beides mit einem Bein aus der Gesellschaft und geht in meinen Augen wunderbar Hand in Hand.

  21. fuzzipelz

    Wie heißt es so schön >Design ist Kunst die sich nütz­lich macht<

  22. thomas

    Hallo,

    ich finde es sehr schwierig den Begriff Kunst zu defi­nieren, da er sich ja im Laufe der Geschichte stark gewan­delt hat. Allein die Bedeutung des Wortlautes hat sich gewan­delt. Zunächst bedeu­tete Kunst wohl „Fertigkeit“ oder „Können�?. Inzwischen hat der Begriff aller­dings mit der ursprüng­li­chen Bedeutung nicht mehr viel gemein. Beim latei­ni­schen „ars“ sieht es ja ganz ähnlich aus – die Übersetzungsmöglichkeiten beginnen bei „Handfertigkeit“ gehen über „Wissenschaft“ bis hin zum „gekün­selten Wesen�?. Also ist der Begriff an sich schon alles andere als eindeutig.

    Meine Definition für das, was im allge­meinen als Kunst verstanden wird, ist eine Mischung aus folgenden beiden Thesen:
    Für mich wird etwas dann zu Kunst, wenn der Schaffende mit seinem Werk kein direkt greif­bares Ziel errei­chen will. Der Künstler will zum Nachdenken anregen, oder etwas „Schönes“ schaffen (Geldverdienen will er auch, aber das ist eine andere Sache), Ohne dass ein anderer Nutzen im Vordergrund steht. Für mich ist Kunst also zunächst einmal etwas Nutzloses oder besser etwas nicht unbe­dingt notwen­diges. Aber auch hier verschwimmen die Grenzen wieder…

    Eine weitere Definition des Kunstbegriffes ist für mich, wenn etwas geschaffen wird, was alles bisher dage­we­sene über­trifft. Vielleicht verdeut­licht der Begriff Ingenieurskunst meinen Gedanken. Wobei sich da Bedeutung der Kunst wieder in Richtung Fertigkeit oder Wissenschaft bewegt.

    Auch macht ein Kunststudium niemanden zum Künstler. Ich denke niemand sollte sich anmaßen sich selbst als Künstler zu bezeichnen oder das, was er produ­ziert als Kunst zu bezeichnen. Künstler werden von der Gesellschaft gemacht. Design, Graphik, Architektur, etc. wird dann zu Kunst, wenn die Qualität ausge­zeichnet ist und es revo­lu­tionär ist. Dann wird das auch von der Gesellschaft so verstanden.

    thomas

  23. thomas | BFA

    auch ein design­stu­dium macht einen nicht zum künstler, auch wenn studenten und leider auch profes­soren meinen, dass das durch eifrige ölma­lerei und stein­hauerei möglich ist.

  24. flo

    @thomas nichts anderes defi­niert den Künstler als die Ausübung seiner Kunst. Der Begriff Kunst sagt per se nichts über die Qualität der Arbeit aus. Das Urteilen darüber obliegt allein dem Betrachter/dem Publikum. Daraus folgt das jeder der Ölmalerei oder Steinhauerei betreibt Künstler ist, ob jetzt Graphik Design Student oder selbst­ge­lernter frei­schaf­fender Künstler, ob ein guter ist etwas anderes.

  25. Andreas

    Abseits aller kommer­zi­ellen Differenzierungen steckt doch die Frage des Umgangs damit dahinter. Vielleicht tun wir uns deshalb mit der Antwort auf diese Frage schwer, weil die – theo­re­ti­sche – Trennung von Kunst und Handwerk immer weiter schwindet. Eine Entwicklung, die sich in verschie­densten Aspekten unserer Gesellschaft gerade vollzieht.
    Im Mittelalter hat man zwischen Handwerkern und Künstlern nicht unter­schieden. Ein Handwerker arbei­tete genauso nach seinen Vorstellungen wie ein Künstler. Erst seit dem 16. Jhd. signieren Künstler Ihre Werke.
    Im Zuge der Massenproduktion durch die Industrialisierung wurde auch die MassenREproduktion von Kunst (und damit einher­ge­hende „Normierung“) möglich. Es entstand – das Grafik Design.
    Heute haben wir wieder eine gegen­läu­fige Entwicklung. Stichwort mass custo­miza­tion – „Marke Eigenbau“ (das Buch) ist ein Indiz dafür. Vielleicht erleben wir gerade, wie sich Kunst und Handwerk durch das Ende des Industriezeitalters wieder annä­hern und dadurch die Unterscheidung eher irrele­vant wird. In diesem Sinn kann man Grafik Design auch als Bindeglied zwischen Kunst und Handwerk betrachten, dessen Bedeutung in dieser Funktion immer weiter schwindet. Alles ist Kunst, alles wird desi­gned – die Trennung ist eher abstrakt und philo­so­phisch (geworden).

    Für mich persön­lich besteht der Unterschied zwischen Kunst und Grafik Design darin, dass (gute) Kunst Fragen stellt, während (gutes) Grafik Design Antworten gibt. Nicht zwin­gend Antworten im Sinne einer Lösung für ein Problem, das zum Teil auch, manchmal aber eben auch eher in der Art der Antwort „Warum nicht!“ auf die Frage „Warum?“.

  26. jamie oliver

    Der ameri­ka­ni­sche Comiczeichner Scott McCloud hat in seinem Standartwerk „Comics richtig lesen“ Kunst als etwas beti­telt das in uns allen Steckt.

    „Sei es die unnötig Showeinlage am Fliessband oder der indi­vi­du­elle Fahrstil eines Fahrradkuriers oder auch nur ein persön­lich Unterschrift. Bei manchen Tätigkeiten ist der Spielraum zur Entfaltung der eigenen Persönlichkeit grösser als bei anderen. Ich denke man kann sagen dass manche Tätigkeiten mehr mit Kunst zu tun haben als andere. Wenn man aber – wie viele es tun von etwas behauptet..DAS IST DOCH KEINE KUNST – klingt das, als handle es sich bei dieser Tätigkeit um ein entweder oder – was meiner Meinung nach nicht stimmt. Es gibt kaum ein mensch­liche Tätigkeit bei der NICHTS zum Ausdruck gebracht wird. „

  27. Andreas

    … noch ein paar mehr Zustände, auf die wir uns zube­wegen und die schon einmal waren:

    Elektronisch über­mit­telte Informationen sind sehr leicht von Jedermann änderbar. Ganz so wie zu Zeiten vor dem Buchdruck, als Texte weiter­erzählt oder abge­schrieben wurden (mittel­al­ter­liche Abschreiber haben Texte teil­weise auch nach ihrem Gusto abgeändert).

    Wir können zwar mit der ganzen Welt kommu­ni­zieren, dennoch sind persön­liche Kontakte wich­tiger denn je, fast schon, als lebten wir wieder in (globa­li­sierten, okay) Dorfgemeinschaften.

    Vielleicht ergeht es Kunst und Grafik Design ja genauso. Vielleicht wird man in ein paar Jahren ja sagen: Kunst und Grafik Design WAREN MAL unter­schied­liche Dinge.

  28. sharif

    Design: Kunst oder Handwerk? Interessiert mich nicht. Ich spiele ganz mittel­mäßig Klavier. Und damit habe ich schon genug Chancen bei den Frauen. ;)

  29. meistermochi

    die kunst ist frei. werb­li­ches oder kommer­zi­elles grafik-design ja eher nicht.

  30. kux

    defi­niert mal was design über­haupt ist. wenn das geklärt ist, disku­tiert weiter.

    nur weil man einen beruf mit dem zusatz „design“ im namen erlernt hat, ist man noch längst kein designer.

    bevor es den medien“designer“ gab, war man noch grafiker….davor noch schrif­te­maler….. und noch weiter in der vergan­gen­heit war man schriftsetzer.

    unser beruf ist aus dem bedürf­niss entstanden, infor­ma­tionen zu verbreiten und nicht aus dem bedürf­niss die welt mit schön­heit zu beglü­cken. die schön­heit der infor­ma­tion soll ledig­lich helfen diese besser und einfa­cher wahrzunehmen.

    in der masse der publi­ka­tionen, wurden die schrift­setzer immer gewiefter und entwarfen irgend­wann mal andere formen (fonts) um sich vo der masse abzu­heben usw.. die enkel­kinder der enkel­kinder nennen sich heute medi­en­de­si­gner und haben das gefühl kunst zu schaffen. dabei ist ihre arbeit zu 99,9 % unge­nü­gender natur und hält sich nicht mal an die einfachsten regeln der ästh­ethik, geschweige den an die regeln der gestaltung.

    wie gesagt, defi­niert mal was design ist.

    vielen dank
    kux

    ps. wer schreib- und formu­lie­rungs­fehler findet, soll sich beim migra­ton­samt beschweren.

  31. Berliner Kindl

    Eine Kunst ist es auch hier drüber soviel und teil­weise so lange zu schreiben.
    Ein Wahnsinnskunstdiskurs!
    Kann man alles gar nicht durch­lesen, wenn das alles gespro­chen worden wäre in einer Runde. Alles durch­ein­ander, … . Ihr müsstet soviel Wasser trinken, weil eure Kehlen trocken wären und eure Ohren taub!
    PROST!

  32. Nathanel

    Das Problem ist eher das der Begriff „Kunst“ mitt­ler­weile so aufge­weicht ist, das man heute alles mögliche als Kunst defi­nieren kann. Selbst Popmusiker auf Viva und MTV bezeichnen sich ja als Künstler. Jeder Pfurz will Kunst sein.

    Beuys lässt grüßen …

  33. fjord

    Jeder Pfurz will Kunst sein.

    Richtig, Nathanel! Deshalb bean­trage ich (und werde das auch ab jetzt so halten), den Begriff „Kunst“ wenn über­haupt, dann nur noch in Anführungszeichen zu verwenden. Gleiches gilt für „genial“, „kreativ“ und alle ähnli­chen in diesem Kontext zu Marketingsprech verkom­menen Bezeichnungen. (Wenn alles „Kunst“ ist, ist leider gar nichts mehr „Kunst“.)

    Und um mal aus dem Design-Kontext auszu­bre­chen: Lest mal das Interview mit Thomas Quasthoff auf Spiegel Online: Paul Potts macht Popsülze.

  34. thomas | BFA

    fjord: wer entscheidet objektiv, was kunst ist?

    ich glaube das kann man nicht, das sind höchst subjek­tive ansätze zu sagen »ich verstehs nicht, es ist keine kunst«. so eine haltung ist im grunde auch nicht beson­ders produktiv im umgang mit dem, was uns so tag für tag umgibt.

    die frage ob design kunst ist oder nicht ist im grunde nicht zu beant­worten. auch wenn sie HD die größte mühe gibt gründe für und wider anzu­führen. das ist eine endlose diskus­sion. da gebe ich viel­mehr juli gudehus recht.

  35. HD Schellnack

    Bei dem Clownfisch-Kultursymposium in Wuppertal im September saßen ja mit Martin Woodtli, Markus Hanzer, Chris Rehberger, Olaf Bargheer, Björn Syffus und Reinhard Wiesemann Profis in der Runde, die sich seit Jahren mit Architektur, Design und Kunst beschäf­tigen. Und im Rahmen der lustig sprung­haften Diskussion über die Schnittstellen zwischen all diesen Bereichen kam eins immer wieder klar durch:
    Jeder der anwe­senden Gäste hatte eine TOTAL ANDERE Definiton von «Kunst».

    Ich denke, es ist eine der Stärken krea­tiver Bereiche, aber eben insbe­son­dere der Kunst, dass sie sich Definitionen mittel­fristig immer entziehen. Man kann rück­bli­ckend einiges bestimmen, im Fluß aber kaum. es gibt sozu­sagen auf der LP immer die Schwingung, die die Platte zum springen bringen wird, jede Definition versagt an ihrem Objekt.

    Ich finde übri­gens, trotzdem, dass man mit dieser Nicht-Definierbarkeit sehr gut hantieren kann und dennoch schnell inter­sub­jektiv erar­beiten kann, mit welchen eigenen Kriterien der jewei­lige Gesprächspartner Kunst versteht. Das macht die Sache ja spannend.

    Zugleich gilt: Design ist viel­leicht nicht Kunst, aber Popkultur. Kunst, so unde­fi­nierbar sie ist, ist zumin­dest partiell auch Popkultur. Popkultur ist viel­seitig, kurz­lebig, lang­lebig, schil­lernd, lebendig, histo­risch… und so weiter. Design ist längst ein Teil unserer Allags-Poptextur, so wie Musik, so wie Filme, so wie Libeskind- oder HdM-Bauten, so Matussek-Essays, so wie Jerry-Cotton-Romane und so wie der neue ameri­ka­ni­sche Präsident (und so wie der alte eben­falls, der längst in fast mythi­sches Stück Popkultur ist, nur das Bush eher Richtung Darth Vader gedeutet wird, Obama {noch} Richtung Jesus Christ Superstar).

    Wenn Juli fragt, ob wir darüber noch disku­tieren müssen, sage ich: Ja bitte, un-be-dingt.

    Denn obwohl jede Diskussion über Kunst irgendwie immer sozu­sagen intrin­sisch fruchtlos bleiben muss – Kunst ist unfassbar -, ist im besten Sinne Habermas‘ der perma­nente Diskurs darüber, WAS Design ist und die wunder­bare Austarierung (auch im Streit) dessen, was wir da tun, nicht nur wichtig für den Fortschritt unserer stets zum Dornröschenschlaf eigenden Zunft, sondern auch der einzige Weg, langsam aber sicher zu einer Designkultur und einer eben kritik­fä­higen leben­digen Diskussionsform über Design zu kommen, die über «Aber die Schrift geht ja GAR nicht…» hinaus­geht, also die mehr oder weniger gelun­gene Oberfläche verlässt. Was in den Staaten und den UK, auch in den Niederlanden sehr weit gediehen ist – Design als Theorie von Gesellschaft -, kommt hier in Deutschland nicht ganz so aus den Puschen, weil es an Plattformen und Publikationen fehlt. Die Form ist das bisher einzige Blatt mit einigen wenigen eher theo­re­ti­schen Texten, aber uns fehlt ein Emigre, ein Eye, ein Baseline und und und und und…

    Insofern freue ich mich jedesmal, wenn das Fontblog dieses Vakuum etwas füllt und zwar keine Essays bietet, aber doch eine öffent­liche Seifenkiste :-D

  36. Juli Gudehus

    … mal eine andere Frage: ist Kunst Kultur? kurio­ser­weise wird immer von „Kunst und Kultur“ gespro­chen, als ob es sich dabei um zwei verschie­dene Dinge handelte …

  37. ben

    Gleicher Maßen mit vielen Künstlern und Gestaltern groß geworden, erlaube ich mir eine Antwort (zudem ich selbst Designer bin):

    Als grafi­scher Gestalter mache ich Gebrauchsgrafik – zumeist in irgend einer Form werb­liche oder infor­melle Kommunikationsmittel und kreiere keine künst­le­ri­schen Ausdrucksformen.

    Die Frage ob Design Kunst sei kann m. E. wenn nicht aus Selbstverliebtheit einiger Gestalter, dann nur aus der Tatsache herrühren, dass viel von dem was als Kunst gepriesen, ausge­stellt und gehan­delt wird einfach nur (bewusst) über­be­wer­tetes Kunsthandwerk ist.

    Was manche auch zu dieser Frage verleiten mag, ist das über­sehen der Zeitkomponente:
    vieles was zuerst künst­le­ri­sche Ausdrucksform ist, wird in der Folge von der Werbung aufge­griffen bzw. deren grafi­sche Charakteristika finden später in der Gebrauchsgrafik einzug (,,Modeerscheinung“)***

    Mich faszi­niert beides: gute Gestaltung und hervor­ra­gende Kunstwerke (schlechtes gibt es in beiden Bereichen zu Hauf).
    Oft erhalte ich Impulse für meine Arbeit als Gestalter durch Kunst (Leinwand, Skulptur, Raum, Bühne, Netz, Sprache, Musik) bin aber deswegen noch lange kein Künstler.

    Ben

    *** war gerade im Museum Frieda Burda, der Kunsthalle Baden-Baden und im ZKM (schöner Überblick über die letzten 90 Jahre euro­päi­scher Kunst): viele künst­le­ri­schen Ausdrucksformen sind zur Gewohnheit geworden und mitt­ler­weile von anderen Künstlern und Designern zu oft ,,zitiert“ worden, dass hier ein Auseinanderhalten von Kunst und Gestaltung manchem schwer fallen mag.

  38. fjord

    @ Juli (#39)

    Was ist Kultur? (Können wir nicht viel­leicht erst einmal klären, was „Kunst“ ist? ;)

    @ Thomas (#37)

    Ob man „Kunst“ objektiv defi­nieren kann, weiß ich nicht. Ich bin mir aber sicher, dass das bereits kluge Köpfe versucht haben. (Wäre die Recherche wert: Aristoteles, Kant, … .) Letzthin würden uns auch eine Vielzahl unter­schied­li­cher subjek­tiver Definitionen weiter­bringen (die es HD zufolge auch­tat­säch­lich gibt ;) ), dann kämen wir mal endlich, was das Thema angeht, vom Polemisieren zum Diskutieren, es würde span­nend, und wir kämen viel­leicht auch zu Ergebnissen. …

    @ HD (#38)

    Die „Alltags-Poptextur“ ist so ein Begriff, den ich nur mit Anführungszeichen anfassen mag. Tut mir leid. ;) Ein Begriffs-Schwamm. Auch wenn der sich kess anhört: Es gibt einen Unterschied zwischen Liebeskind und Jerry Cotton. Und viel­leicht ist es dieses Pop-Stahlgewitter der guten Laune und post­mo­dernen Verknüpfungs-Beliebigkeit, das uns abstumpfen und Unterschiede nicht mehr klar wahr­nehmen lässt?
    Andere Frage: Was kommt eigent­lich nach Pop? Also nachdem auch der letzte Depp seine medialen „15 Minutes of Fame“ serviert bekommen hat?

  39. thomas | BFA

    fjord: dann ist hoffent­lich erst mal RUHE. schweigen, mediale stille. das wäre schön … ;-)

    ansonsten bin ich ganz deiner meinung.

  40. HD Schellnack

    Pop – deshalb mag ich das etwas mehr – ist natür­lich genau so schwammig, aber irgendwie auch klarer. Wer bei Pop von Stahlgewitter spricht und sagt, dass Libesind NICHT Pop ist, versteht Pop zu dogma­tisch negativ. Ich rede bei Pop immer von einem posi­tiven Begriff, er nicht ganz das ist, was du wahr­schein­lich mit Mainstream-Massenkultur meinst. Roxy Music ist Pop. Aber DuranDuran irgendwie eben auch. Justice ist Pop. Aber MiraCalix eben auch. James Bond ist Bond, aber Jim Jarmusch eben auch. Und zugleich ist die Sache alles andere als beliebig.

    Pop ist noch amor­pher als Kunst, aber mehr im Leben, an der Schnittstelle von Genuss, Pragmatismus, Wegwerfbarkeit, Zitat, Trash und High End. Und trotzdem weiß man intuitiv, was richtig ist. Das ist – für mich – näher an der Debatte um Designqualitäten und den ganzen Regenbogen an Ausdrucksmöglichkeiten dieser Plattform als die Frage, ob Design Kunst ist.

    Und ja, ich tausche da einen diffusen Begriff gegen den anderen aus. Aber Pop ist der ehrli­chere Begriff, wenn wir über Design reden. Technisch auch passender. Design entsteht (noch) als Massenauflage, Kunst als Unikat, Design entsteht (oft) sozial (im team, in Auseinandersetzung mit Kunden, in Antizipation einer gesell­schaft­li­chen Reaktion), Kunst entsteht (oft) Anti-Sozial. Design will wirken, Kunst will fragen. Und so weiter. Solche Grenzen verfallen und sind viel­leicht nie dage­wesen, aber man kann sozu­sagen tech­nisch ein zwei Grenzen ziehen. Stellt man die Frage: IST DESIGN POP? Ist das etwas anders, denn auch Film und Musik, Bücher usw sind massen­me­diale Erscheinungen, wie Design auch. Wir sollten uns eher mit Joy Division oder TV On The Radio verglei­chen als mit Chagall oder Kippenberger, das ist auch gleich irgendwie sympa­thisch-beschei­dener :-D.

    Zumal der Vergleich näher liegt. Carson hat Musik gemacht, Vaughan Oliver Musik, Hypgnosis Musik, Rudolph Musik, Chip Kidd Buch, Sagmeister Musik… und so weiter. Und nicht ohne Grund: Musik sitzt genau so an der Schnittstelle indi­vi­du­eller Ausdruckssucht und Kommerz wie unser Metier eben auch (Buch und Film dito).

  41. Juli Gudehus

    Ich war auch grad im Museum, im Kölner Museum für ange­wandte Kunst, in einer Ausstellung mit dem viel­ver­spre­chenden Titel „Kunst und Design im Dialog“ – für mich leider verschenkte Zeit: ich hatte mich schon auf span­nende neue Einsichten gefreut, auf die Herstellung von Bezügen, die ich noch nicht kenne – Pustekuchen. Eine Ausstellung zu genau dem Thema sollte es wirk­lich geben, das fänd ich auch reiz­voll. Vielleicht kriegt das ja nochmal ein anderer Ausstellungsort hin.

  42. Jashson

    Handwerkskunst != Kunsthandwerk!?

    Wie schon einige Vorredner bemerkt haben hängt die Diskussion ob Grafikdesign Kunst ist von der Definition beider Begriffe ab. Und diese ist doch stark subjektiv geprägt – was ich auch gut finde. Sonst gäbe es diese Diskussion nicht und das Leben wäre um ein biss­chen Farbe ärmer.

    Meiner Meinung nach ist für mich Grafikdesign ein Handwerk, ähnlich wie das Schuhmachen, das Bäckern oder Setzen. Wird dieser Beruf mit Wissen, Leidenschaft und Erfahrung ausgeübt so sagt man dazu dann Handwerkskunst.

    Aber ist ein Handwerker ein Künstler? Im alltäg­li­chen Sinne würde ich diese Frage mit Nein beantworten.

    Ist ein Künstler ein Handwerker? Ja, sollte er eigent­li­chen sein. Ein Künstler sollte sein Handwerk verstehen.

    Grafikdesign zählt für mich zur auftrags­ori­en­tierten, kommer­zi­ellen Dienstleistung, die den Wünschen des Kunden entspricht, was einem Künstler eigent­lich nicht zuzu­spre­chen ist (aber oft genug doch der Fall ist um zu überleben).

  43. fjord

    @ thomas (#42)

    Prima. ;)

    @ HD (#43)

    Hey, danke! Damit kann ich arbeiten. Tatsächlich unter­scheidet sich unser Verständnis von Pop. Für mich ist Pop mitt­ler­weile beinahe alles das, was Erkenntnisgewinn gera­dezu verhin­dert (Dekoration, Vordergründigkeit, Oberflächlichkeit, Materialität, Marketing, daraus reslu­tie­rend eine gewisse Denkfaulheit und Übersättigung, etc.). Ich verstehe aller­dings sehr gut, was für Dich Pop ausmacht. Und bin ganz Deiner Meinung, dass Design in diesem (Deinem) Pop-Kontext viel besser einge­bettet gedacht werden kann, denn als ewiger Gegenpart zur „Kunst“.

    Allerdings bin ich nicht Deiner Meinung, was das Fallen der Grenze zwischen „Design“ und „Kunst“ angeht. – Vielleicht sollte man auch da andere Begrifflichkeiten einführen, um die Differenz deut­lich zu machen.

    Was ich unter „Pop“ verstehe, ist weit­ge­hend gleich­be­deu­tend mit „Dekoration“ (und diese schließt u.a. einen Teil dessen mit ein, was wir „Design“ nennen). Also ein wohlig warmes farben­frohes und multi­me­diales Dauerrauschen von (Kauf- bzw. Konsum-) Impulsen. Hier herrscht das infan­tile „das will ich haben“ über das „erwach­sene“ „das will ich verstehen“. Also die Befriedigung von (teils künst­lich geweckten) Lüsten über den Erkenntnisgewinn. Gier statt Neugier.
    Nichts gegen Bedürfnisbefriedigung. Allerdings ist Erkenntnis auch ein Bedürfnis. Eines, das „Dekoration“ nur über­de­cken aber nicht befrie­digen kann. Und hier käme die „Kunst“ ins Spiel (worunter u.a. der andere Teil dessen fällt, was wir unter „Design“ verstehen): Das Untersuchen, Dokumentieren, Auswerten und Infragestellen von Lebenswirklichkeit („Pop“). Eine Tätigkeit quer zu „Dekoration“, die – im besten Fall viel­leicht sogar – Alternativen zum „will ich haben“ aufzeigen kann.

  44. Anton

    @ Kunstfehler: Simme voll inhalt­lich zu! Sehe mich auf jeden Fall als Kunsthandwerker, nicht als Künstler.

  45. Oliver Adam

    Das alte Spiel, dabei hat doch Wittgenstein alles darauf schon gesagt. Ihr bringt alle wich­tige Argumente, und doch dreht Ihr Euch im Kreise: Ich verweise nochmal auf diese Diskussion hier:

    Design vs. Dekoration

    und fasse noch mal zusammen:

    Die Diskussion »Ist Grafikdesign Kunst?« muss immer im Kreise laufen, denn Ihr spielt das »Beispiel-Spiel«. Ihr versucht, Begriffe – Kunst, Grafikdesign – zu defi­nieren, indem Ihr Beispiele nennt. Das Problem nur: Jedesmal, wenn ein anderer ein Gegenbeispiel bringt, ist die Defintion (»Was ist Design?«, »Was ist Styling?«, »Was ist Dekoration?«, »Was ist Kunst?«) wider­legt – jeden­falls dann, wenn man an einer ernst­haften Defintion inter­es­siert ist. Auf Deutsch, wenn die Begriffsdefinition notwendig und hinrei­chend ist. Also: »Kunst« liegt dann, und nur dann vor, wenn …«

    Ihr versucht, sozu­sagen nach dem »verbor­genen Gemeinsamen« zu suchen, dass dem Begriff »Grafikdesign« oder »Kunst« zugrun­de­liegt. Das kann nicht gelingen, denn Ihr jagt nach einem Phantom, denn dieses Gemeinsame gibt es schlicht nicht. Die Lösung hat Wittgenstein darge­stellt. Zentral ist hier der Begriff »Familienähnlichkeit«. Wie etwa 10 Gesichter, die in einigen Punkten über­ein­stimmen, in anderen aber nicht, sich aber nie hundert­pro­zentig decken, kann man doch sagen, diese 10 Gesichter gehören zur »Familie Schmidt«, denn sie ähneln sich in Summe eben sehr.

    Spielt das mal durch mit der Frage: »Was ist ein Spiel?«. Was haben Poker, Fußball, Klatschspiele im Kindergarten, Schach, Couterstricke etc. gemeinsam, dass man sie »Spiel« nennt? Ihr müsst schei­tern, wenn Ihr das »verbor­gene Gemeinsame« sucht. Die Lösung bringt hier wieder die »Familienähnlichkeit« im Sinne Wittgensteins. Ja, selbst das »verbor­gene Gemeinsame« beim Suchen nach der Defintion »Stuhl« muss scheitern.

    Dann kommt uns eben dieser Wittgenstein mit seiner »Familienähnlichkeit« zu Hilfe. Seine Leistung ist, dass er uns wegführt von exakten Klassifikationen im aris­to­te­li­schen Sinne und Defintionen im Stile von »Wir nennen etwas Design, wenn – und nur wenn, …« hin zu unscharfen Defintionen (»fuzzy«!), eben Familienähnlichkeiten.

    Was ist also Design, Dekoration und Kunst?

    Natürlich kann das jeder für sich entscheiden, doch wüssten wir immer noch nicht, was Design »wirk­lich« ist. Das ließe sich nur in einer empi­ri­schen Untersuchung festellen – zum Beispiel im Rahmen der Forschung von Einstellungen in der Psychologie: Wir lassen die Versuchspersonen auf einer Rating-Skala von 0 (ist keine Kunst) bis 10 (ist Kunst) diese Frage beant­worten: »Schätzen Sie spontan ein, ob die folgende Werke für Sie Kunst sind.«. Als Items folgen dann »Das Herstellen eines Logos im Auftrag eines Unternehmens«, »Das Verzieren einer Tapete mit einer Borte«, etc. Ergebnis wäre vermut­lich hohe Zustimmungsgrade für einige Aussagen, gerin­gere und geringe für andere. Und schon kann man mit gewissen Ausertungstechniken die Nähe der Aussagen grafisch darstellen – Familienähnlichkeiten eben … Das erklärt auch, dass das, was Kunst »ist« abhängt vom »Zeitgeist«. Es kann also passieren, dass Werke in einer Epoche nicht als Kunst gelten und in einer anderen schon.

    Man kann es sich aber auch ganz einfach machen und der »Institutionstheorie« folgen. Danach ist Design das, was Experten der Szene wie Design-Professoren als Design erachten. Kunst ist demnach das, was Kunst-Professoren, -Kritiker oder Galeristen dafür halten. Etc. Woher nun ihre »magi­sche Berechtigung« kommt, ist natür­lich völlig unklar, und daher ist diese Definition auch nicht zu halten. Wenn das so ist, hat Nr. 5 Unrecht: Nur weil etwas in Museen hängt, müssen es die meisten Menschen nicht als der »Familie Kunst« ähnlich einstufen.

  46. Juli Gudehus

    @ Oliver Adam

    Sehr gut argu­men­tiert, Chapeau!

  47. Thomas

    Kaum zu glauben wie viele Kommentare diese Diskussion doch immer wieder provo­ziert. Und ich stimme HD auf der Seite auf jeden Fall zu: Die Frage ist doch viel wich­tiger, ob Design Spaß macht. Mir macht es Spaß.

    Und zum Thema Kunst: Für mich ist Design einfach Kunst die konkreten (wirt­schaft­li­chen) Nutzen stiftet. Bums. Aus.

  48. jamie oliver

    Darum sage ich hier gerne noch­mals. Bei der Definition was Kunst ist und was nicht klingt da so als gäbe es ein entweder oder. Dafür sind die Grenzen auslaufend….was für mich nur wenig mit Kunst zu tun hat ist für jemand anders ganz klar Kunst. Darum werden wir uns wohl nie finden…

  49. Oliver Adam

    @ Tomas (51)
    Und zum Thema Kunst: Für mich ist Design einfach Kunst die konkreten (wirt­schaft­li­chen) Nutzen stiftet. Bums. Aus.

    Das hieße, alle freien Arbeiten und viele Studentenarbeiten wären demnach kein Design, da sie keinen wirt­schaft­li­chen Nutzen bringen. Da würde wohl keiner zustimmen. Typisches Beispiel-Spiel der alten Schule (s. o.), das keinen weiter­bringt und es sich zu einfach macht.

  50. fjord

    @ Oliver Adam (#48)

    Du schon wieder. ;)
    Nach Deiner letzten Ausführung in „Design vs. Dekoration“ wollte ich es genau wissen und hab mir das entspre­chende Wittgenstein-Büchlein besorgt. Noch etwas Geduld, ich arbeite dran. ;)

    Einstweilen folgende Gegenfrage zu Deiner Ausführung: Einerseits schreibst Du, „dieses Gemeinsame [zwischen Design und Kunst, das wir suchten] gibt es schlicht nicht“, ande­rer­seits schreibst Du von den „10 Gesichtern“, die in einigen Punkten (aber nicht in allen) über­ein­stimmten, und deshalb „fami­li­en­ähn­lich“ seinen. Also geht es auch Dir um die Übereinstimmung („das Gemeinsame“) von Attributen/Definitionen.

    Wo ist der Nutzen der „Familienähnlichkeit“, wenn man sich nun, statt um die ganz­heit­liche Definition, um einzelne Attribute streitet? Einigen muss man sich auch auf einen Kanon der einzelnen Attribute. (Du sagst beispiels­weise: „Die Gesichter der Familie Schmidt erkennt man an den Sommersprossen.“ Und ich sage: „Sommersprossen haben viele andere auch.“) Selbst, wenn es um ein Feld von Begriffen geht, müssen dieses doch alle Diskussionsteilnehmer akzep­tieren, um zu einem Konsens zu gelangen. Wird hier nicht der „Stein des Anstoßes“ zu einem Eimer Kieselsteine poten­ziert, also die Anzahl der Wurfgeschosse multipliziert?

    Ein anderer Gedanke: Aus welchem Grund schlägt eigent­lich die Frage „Design“ vs. „Kunst“ jedesmal wieder und immer wieder aus Neue solche Wellen? Warum immer die glei­chen Argumente, Klischées und Polemiken? Welcher Nerv liegt da blank? 

  51. Der Sven

    Es gibt eine itali­en­siche Handhebel-Espressomaschine und die steht im Museum Of Modern Art in New York. Nicht weil es eine hervor­ra­gende Espressomaschine ist, sondern weil sie unge­wöhn­lich gut aussieht – sprich: sie ein tolles Design hat.

  52. tom

    Wer Grafik Design für Kunst hält, weiß nicht was Kunst ist.

  53. tom

    Oder noch schlimmer: er weiß nicht was Grafik Design ist.
    :-)

  54. thomas | BFA

    sven: die form aber vermut­lich der funk­tion unterg­ordnet ist oder? das hast du ja bei kunst eher selten. funk­tio­nale kunst, gibts sowas?

  55. jamie oliver

    Designer sind wirk­lich arme Tröpfe. Ständig schweben sie zwischen Kommerz, Dienstleistung, Handwerk und Kunst und stehen meist auf dem falschen Bein oder wech­seln nervös von einem Bein zum anderen.

    Und jetzt ist ihre Arbeit nicht mal mehr Kunst?

    Dafür könnte es so einfach sein: Ego zurück­schrauben, auf sich selber und seine Fähigkeiten vertrauen und ehrlich sein. Folgend Punkte müssen geklärt werden.

    Handwerk: Dies hat einer­seits mit Wissen zu tun dass man sich am besten durch ein solide Ausbildung erwirbt und ande­rer­seits mit der geschickten und cleveren Anwendung die man sich mit Begabung, Gespür oder viel Erfahrung erwerben kann. Mit Kunst muss es nichts zu tun haben weil wir hier ganz klar mess­bare Werte haben wie „Programmkentnisse, Arbeitsgeschwindgkeit usw. Übers Handwerk wird nicht dissku­tiert. Man hat es oder man hat es nicht, auch wenn man sich viel­leicht auf andere Gestaltungswerte beruft als andere. Künstler können auch Handwerker sein (vergleiche das Kunsthandwerk) müssen aber das Handwerk grund­sätz­lich nicht verstehen.

    Kommerz, Dienstleistung und Kunst in der Grafikbranche. Diese drei Punkte werden immer wieder mitein­ander verwoben wobei im allge­meinen Sprachgebrauch allen ein klare Wertung zu Grunde liegt. Kunst (oder künst­le­risch )ist positiv, Kommerz nega­tive, Dienstleistung neutral. Lustigerweise ist die Arbeit ansich immer die gleiche und das Produkt wird einfach anders gewertet. Die Wertung ist dabei aber oft subjektiv und kann nicht einfach gemessen werden. Dabei spielt Alter, Ausbildungsort, gesell­schaft­liche Stellung oder der Annerkenungsgrad oder auch Trends eine wich­tige Rolle wenn es darum geht das Produkt einzuordnen.

    Ego und Kunst:
    Weil gerade hier die Messbarkeit fehlt kommt das Ego ins Spiel und nervt. Das möchte nämlich möglichst viel „künst­le­risch ange­hauchtes“ mit grossen Annerkenungsgrad produ­zieren. Dies ist aber unrea­lis­tisch weil:
    a) das Endprodukt ja einen Prozess durch­laufen hat den man selber meist nicht bis aufs Detail kontrol­lieren konnte
    b) Kunst im Grunde wertungslos ist und darum bedeutet eigene Ideen und Eigenes in die Arbeit zu stecken ohne das man dafür die Garantie für eine Annerkennung und Wertschätzung erhält.
    c) wir ja alle Wissen dass wir oft eine Produkt verkaufen und nicht uns selbst verwirklichen.
    d) die Annerkennung und Wertschätzung mit vielem zu tun hat wenn auch nicht unbe­dingt mit unserer Arbeit.

    Wenn wir diese Disskussion über gutes Design, Kunst und Kommerz also lösen wollen müssen wir anfangen unsere Ego abzu­bauen und wieder auf unsere Fähigkeiten und unser gelerntes Handwerk zu vertrauen. Wir können nicht alles und wollen nicht alles können. Dann können wir nämlich unser Augenmerk wieder der Arbeit widmen ohne an das Endprodukt zu denken. Und machmal wird viel­leicht sogar wirk­lich Kunst draus und sehr oft wohl nicht.

    Who cares?

  56. Oliver Adam

    Hallo fjord (# 53)

    Deine Frage ist gut. Ein Problem ist, dass ich mit den Erklärungen nicht zu ausschwei­fend sein will – wer will das sonst lesen ;-)?! Da Du gefragt hast, werde ich also ausschwei­fend, aber auch klarer:

    Genauer müsste man also sagen: Die Suche nach dem einen, einzigen verbor­genen gemein­samen Markmal, das allen Kunstwerken (Designarbeiten etc.) glei­cher­maßen zugrun­de­liegt, führt ins Leere. Stattdessen ist es die Kombination einiger, vieler, einander ähnli­cher Merkmale, die Kunstwerke mitein­ander teilen. Fiktives Beispiel: Kunstwerk A hat 10 Merkmale, das zu bewer­tende Werk 13. Die Mehrheit im Jahr 2008 findet, dass A und B in 7 Merkmalen sehr ähnlich sind. Hier könnte man folgern, auch B sei 2008 – also zunächst »vorüber­ge­hend« – ein Kunstwerk. Finden alle zu allen mögli­chen Epochen, dass sich A und B in vielen Merkmalen ähneln, dann ist B ein Kunstwerk.

    Es wird noch konkreter – und besser:

    Wenn also über Epochen die Mehrheit etwas für ein Kunstwerk hält, dann wird es zum Prototyp. Tatsächlich gibt es die Prototypenmethode von Eleanor Rosch, in die die Familienähnlichkeiten aufge­ge­gangen sind. Diese Methode – in der Linguistik – beschreibt, inwie­fern ein Objekt proto­ty­pisch für die Kategorie ist und wie weit entfernt andere Objekte einge­schätzt werden. Konkret: Wenn man an Vögel denkt, denkt man eher an eine Amsel oder einen Spatz als an einen Pinguin. Also wäre die Amsel proto­ty­pisch für die Kategorie »Vogel«. Angewandt auf die Kunst hieße das, das in der Kategorie »Kunst« :: »Gemälde« die Mona Lisa wohl proto­ty­pisch wäre. Also ist das Mona-Lisa-Bild: Kunst!

    Durch einfache Befragung könnte man also auf ein Blatt Papier zwei Punkte »Kunst« und »Design« aufzeichnen. Man ließe die Leute nach obigem Muster einschätzen, inwie­fern A, B oder C Kunst bzw. Design seien. Aggregiert über alle Teilnehmer ergäbe sich eine Punktwolke. Die zu bewer­tenden Werke lägen dann zwischen den Punkten »Kunst« und »Design«: manche ganz nah an »Kunst«, manche dazwi­schen. Ich glaube, dieses Blatt Papier wäre die Antwort auf die Diskussion: Manchen Werke ordnen die meisten nahe zur Kunst, manche nahe zum Design. Manche Punkte liegen eben dazwi­schen, sie sind unscharf, also fuzzy. In jedem Fall aber gibt es eben kein allei­niges Merkmal, das jedes Werk ausschließ­lich – Entweder-oder – genau einem Punkt zuordnen kann.

    Fazit:

    Auf die Frage »Ist Werk A Kunst?« gibt es daher nur drei rich­tige Antworten:

    1) »Ich persön­lich halte das Werk A intuitiv für Kunst.«

    2) »Ob das Werk A heute wirk­lich Kunst ist, kann man nur sagen, wenn eine Mehrheit es intuitiv für Kunst hält.«

    3) Wenn eine Mehrheit es durch­ge­hend über Epochen intuitiv für Kunst hält, wird es proto­ty­pi­sche Kunst.

    Nun ist es aber nicht prak­ti­kabel, jedes Werk bewerten zu lassen: Wer sollte das machen?! Die Institutionstheorie lässt sich viel­leicht so recht­fer­tigen. Analog zur reprä­sen­ta­tiven Demokratie, in der wenige für viele stell­ver­tre­tend entscheiden, leben wir in einer reprä­sen­ta­tiven »Kunstokratie«: Die Experten (Galeristen, Kritiker, Museumsleute, aber auch Käufer) reprä­sen­tieren die Mehrheit und stimmen stell­ver­tre­tend für alle ab, ob etwas als Kunst gilt oder nicht. Wenn also ein bishe­riges Designwerk nun als Kunstwerk einge­stuft wird, dann deshalb: Die Experten, also die »reprä­sen­ta­tiven Kunstokraten«, halten das Designwerk jetzt für Kunst – in der Annahme, die Mehrheit würde das so sehen. (Nur leider wurden die Experten von niemandem gewählt, und sie sind auch nicht abwählbar ;-) …)

  57. Oliver Adam

    Warum immer die glei­chen Argumente, Klischées und Polemiken? Welcher Nerv liegt da blank?

    Auch das lässt sich schlüssig beant­worten. Aber lieber nicht in diesem Thread …

  58. DOD

    solange wir uns schön weiter im kreis drehen weil wir immer wieder aufs neue die alten kamellen aufwärmen; brau­chen wir uns nicht wundern das „desi­gner“ nicht ernst genommen werden. Da erstellen wir CI und CDs, machen Branding, schaffen Werte um das Image unserer Kunden auf- oder auszu­bauen, und selbst haben wir immer noch dieses „image-problem“ – oder ist es mangelndes selbsbewusstsein …?

  59. sharif

    Die Bäckereifachverkäuferin träumt von huma­neren Arbeitszeiten.
    Der Facharbeiter vom Mercedes.
    Der Diplom-Kaufmann vom Häuschen in der Toskana.
    Die Designerin davon, einmal als „Künstlerin“ mit ihrem Werk im Museum zu hängen.
    Schrecklich spießig das alles.
    Außer bei der Frau die mir morgens die Brötchen verkauft. Die hätte wirk­lich mehr Lohn und ange­neh­mere Arbeitszeiten verdient.

  60. 6723

    ich sage GD ist nicht Kunst und Kunst ist nicht GD.

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