Ist Cottbus noch zu helfen?
Liebe Leser,
es ist das erste Mal in der Geschichte des Fontblog, dass ich einen älteren Beitrag noch mal hervorkramen möchte (Ivo ließ mir keine Ruhe »Da muss man doch was machen!«). Am 23 September 2008 schrieb ich unter der Überschrift Cottbus sucht Wort-/Bildmarke: »Diese Ausschreibung dürfte nur etwas für Designer mit dickem Fell sein. Alle Weichen scheinen bereits gestellt: das Markenprofil von Cottbus ist zwischen Energie und Fürst Pückler angesiedelt. Jetzt muss ein passendes Markenzeichen her, … Die Wunschliste ist nicht gerade bescheiden, wie in einem PDF nachzulesen ist. Als Preissumme winken 8000 €.«
Die Kommentare schwankten zwischen »Provinzposse…« und »Mensch, nun seid doch nicht gleich von vornherein so negativ.« (Oliver Adam) bis »…nur nicht aufgeben, mitmachen!«. In unregelmäßigen Abständen berichteten Andi (ab Kommentar # 60), Vroni, ml, edgalf und sm über den Fortgang der Ausschreibung und den Entscheidungen. Heute schreibt sm frustriert, dass es keine öffentliche Präsentation geben wird und »Ich sage Euch das war das ERSTE und LETZTE MAL, dass ich bei so einem Sch.. mitgemacht habe.« Schade.
34 Kommentare
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Vroni
Vielleicht sollte dem überlastet scheinenden OB-Büro ein ausstellungserfahrener Grafiker unter die Arme greifen.
Damit die Arbeiten endlich gezeigt werden können.
Kann doch kein Hexenwerk sein.
Würde ich nicht unten in München sitzen, sondern weiter oben, würde ich ihnen ein Angebot machen, das sie nicht ausschlagen könen. Und zwar über die Presse.
Gibbet prima-PR. Für wen? Für den Grafker.
*Hinthint*
(Und wenn sie sagen, aber wir haben keinen Raum dazu: Eine Bank wird sicher gern ihre gediegenen Schalterräume als Dienst an die Politik….
Andreass
Welche Presse? Mit Herrn Klaan von der Lausitzer Rundschau sitzt die Cottbuser Presse mit in der Jury.
Ein Platzmangel hat ganz sicher nicht die Ausstellung der Arbeiten verhindert. In beiden Rathäusern gibt es in den Foyers genügend Fläche und mit Herrn Koch von der CMT sitzt auch der Chef der Stadthalle und des Messezentrums mit in der Jury (beide Einrichtungen ebenfalls mit reichlich Platz).
Auch die Minimallösung, die Arbeiten im Internet zu zeigen, kam wohl nicht in Betracht.
Vermutlich hat man die erhöhte Aufmerksamkeit und die zahlreichen Einsendungen einfach nur als lästig empfunden.
stefano picco
Passt irgendwie gut zum Thema: Stadt Marburg hat ein neues Logo, diese Städtelogos sind wirklich schmerzhaft für Gestalter :|
Stephan
Die Hauptsparkasse hatte immer eine feine Kunstausstellung geführt. Da wäre bestimmt Platz. Allein solche Wettbewerbe sind so wichtig wie ein Furz im Tornado. Hier geht es nicht um Marketing sondern ums hübsch machen. Weitere genetisch verankerte Missverständnisse seitens der Auftraggeber liegen in der Natur der Sache selbst. Traurig …
Alex
Boah, starkes Stück.
Vroni
Natürlich nicht die Presse, die da drin hockt. Was wollt ihr mit lokaler Presse.
Mir geht es darum, dass an Normalos publik wird, wie grade von Provinz- und anderern Politikern aus mit Kreativen umgegangen wird. Erst Versprechungen machen, dann sie nicht halten und die viele, viele Arbeit der Designer einfach unterschlagen. Wieviel Entwertung und Geringschätzung geht noch?
Aber ich habe schon im AGD erfahren, dass zwar viel verbal und zu Recht gemeckert wird von Designern, aber letztendes sich geweigert wird, auch nur einen Hauch über dem eigenen Tellerand rauszudenken und endlich mal zu handeln und wirklich öffentlich zu werden.
Wie denkt ihr darüber?
Jan One
picco: das war ja jetzt wohl mal überflüssig, weil schlichtweg off-topic…
toller blog, aber kein grund den hier auf so niedrigem niveau zu promoten. nervt schlichtweg…..
Christian
@ Vroni:
wenn Architekten sterben, bekommen sie einen Nachruf in der Zeitung (wenn sie einen einigermaßen hohen Bekanntheitsgrad haben) – bei Designern ist das eher nicht so. Ist ein Designer gut, ist die Person besser als sein Berufsstand. Ist ein Architekt gut, dann übt er seinen Berufsstand gut aus.
Ich will keine Zwangsverkammerung wie es die Architekten haben, finde aber den Gedanken eines Verbundes gar nicht schlecht. Würde sich ein Designerverband wie der BDG oder die AGD über so einen Wettbewerb und den wenig partnerschaftlichen Umgang mit Designleistungen rügen, hätte das wesentlich mehr Gewicht als unser Lamento hier.
Nicht zuletzt aus diesen Gründen bin ich seit kurzem dem BDG beigetreten.
Sanddorn
Hab gehört, das es so eine neue Erfindung gibt – die würde sich sehr gut für die Präsentation eignen. Moment, habs gleich … Inner … nee … Inter…irgendwas … ach egal, setzt sich eh nicht durch.
thomas | BFA
klingt eher, als ob sie nicht noch zusätzlich öl ins feuer giessen wollen, wenn sie öffentlich machen, dass so ein spiel nicht funktioniert.
Jürgen
mea culpa: Stefan Picco ist unschuldig. Ich habe seinen Kommentar mit Bild und Link versehen … ganz einfach um den Lesern den Zugang zu Hintergrundinfos zu erleichtern.
HD Schellnack
@Christian – Amen.
BDG überlege ich auch schon seit einiger Zeit, hauptsächlich, weil ich Henning Krause da als idealen Vorsitzenden empfinde, aber AGD uuuund BGD? Uff…
meistermochi
lasst doch bitte die kommunen beiseite! engagement in fragen cd lohnt sich da null. spätestens wenn die damen mit doppelnamen die stimme erheben, ist es mit der kreativität aus.
lieber inhabergeführten mittelstand machen.
stefano picco
@Jan One: Das wäre nicht meine Art :)
@Jürgen: Danke, hat mich schon gefragt warum da ein Bild ist ^^
Liz
Wenn ich nächste Woche in einer überregionalen Zeitung eine Meldung darüber entdecke, wie Cottbus (und andere „Kunden“) mit Gestaltern umgehen, wird meine Achtung vor den Lesern und Machern des Fontblogs ins Unermeßliche steigen.
Doch das glaube ich nicht, und so bleibt es nur ein internes Memo wie Tausende zuvor. Aber die Wichtigkeitsstreifen sind hübsch, ich würde mir so einen Schal kaufen.
Jan One
ouha…
dann entschuldige ich mich hiermit!
HD Schellnack
>Wichtigkeitsstreifen
Schönes Wort :-D
Vroni
Wer sich auf die AGD verlässt, ist m. E. ebenfalls verlassen. (Über den BDG weiß ich nix).
Die AGD kümmert sich anscheinend lieber um „Design in Wirtschaft zahlt sich aus“-Ausstellungen. Oder belässt es es auf seiner Website bei etwas Galle über solche Billigaktionen. Das Dumme ist, dass Cottbusser, Bayreuther oder sonstwelche Stadtmarketing-Leute kaum auf eine AGd-Seite gehen werden um sich den Spott abzuholen.
Ich bin aus der AGD letztes Jahr ausgetreten.
Christian
@ Vroni: du hast Recht, dass die Stadtmarketingleute nicht auf die AGD- oder BDG-Seite gehen, um sich Kritik zu holen. Wenn man aber bei seiner eigenen Kritik auf einen Designverband zur Unterstützung weisen kann, bekommt diese mehr Gewicht.
Falls du dich unwohl fühlst, so ohne Designverband – der BDG nimmt noch Leute auf, unterstelle ich mal :-)
Vroni
Danke Christian für das Angebot.
Ohne ein Faß mit ganz anderem Thema aufmachen zu wollen: Ich denke, Designer bräuchten noch was ganz anders, eine Kammer. Eine.
Nicht verschiedene Designverbände. Die Zerwürfelung und das fehlende „Statusgebietende“ ist doch ein großer Grund, weshalb Designer von so (selbstherrlichen?) Stadttourismus- oder Marketingfritzen nicht wirklich ernst genommen werden.
Kammern sind Körperschaften des Öffentlichen Rechts. Die sind eine ganz andere Nummer.
(Ich weiß, dass man freiheitsliebende Kreative schwer von sowas Ödem wie eine Kammer überzeugen kann.)
Liz
Für eine Kammer wäre ich auch zu haben. Designverbände sind für mich eine verteuerte Möglichkeit mit Kollegen zu quatschen, mit entsprechenden Ergebnissen.
HD Schellnack
Wie lustig… genau darüber habe ich so im letzten Jahr auch massiv nachgedacht. Ist das ein Zeichen der Krise, wenn wir unter den staatlichen Rock wollen – oder werden wir nur erwachsen und fordern Organisation?
Christian
staatlicher Mantel heißt Organisation, ohne was dafür zu tun. Mehrere Designverbände finde ich dagegen gar nicht so übel, weil Design ja auch nicht zentralistisch ist. Ich kenne einige Architekten, die lieber heute als morgen aus der Kammer austreten würden.
HD Schellnack
Ich kenne aber keinen Architekten, der auf die Vorteile verzichten möchte.
Der einzige Vorteil einer Kammer, abgesehen von druckvollerem Lobbyismus ist eine relativ verbindliche Preislistung.
Das Ding ist: BDG und AGD et al sollten zu einem Verein werden, raus aus der Kleinstaaterei, und ich denke, die wirklich guten Leute in diesen Verbänden, die ja längst auch als Funktionäre und Lobbyisten unterwegs sind, könnten mehr bewegen. For better or worse :-D.
Liz
Arne
Die Kammer, der scheinbar ewige Wunsch unseres Berufsstands, glänzt immer besonders hell, wenn mal wieder eine der vielen Schmuddelecken besonders unangenehm riecht. Klar ist aber, der Gesetzgeber wird uns keine spendieren – nicht morgen und erst recht nicht in hundert Jahren.
Hinter diesem ewigen Wunsche vermute ich allerdings auch die Sehnsucht nach Entledigung von Verantwortung: die Kammer regelt alles und ich müsste nicht mal über einen Beitritt nachdenken, denn der wäre dann Zwang.
Als »Funktionär« des BDG ertrage ich mittlerweile auch mit stoischem Gleichmut das ewige Gemeckere über die Verbände – meist von denen, die in keinem sind, aber selbstverständlich mehr Performance erwarten.
Mehr Performance wird es jedoch jedoch nicht geben, wenn der Organisationsgrad unserer Branche bei etwa 5% bleibt, wie derzeit. Das ist nicht nur ein Skandal, wie ich finde, sondern führt auch dazu, dass man uns nicht sonderlich ernst nimmt, weil besser organisierte Branchen auch lauter klappern können bei Politik und Wirtschaft.
Es bleiben somit das Warten auf die Kammer – also Godot – oder persönliches Engagement jetzt. Und, ja Christian, der BDG hat eine große Sehnsucht nach engagierten Kolleginnen und Kollegen.
Also, HD und Ihr anderen Kolleginnen und Kollegen, gebt Euch einen Ruck, denn ohne Euch wird es nicht besser. Wir brauchen einfach mehr »Tiger im Tank«!
Johannes
wer weiß denn, wie man eine kammer gründet?
Johannes
auch wenn es hart klingt: manchmal muss man etwas auch ganz neu andenken, um der idee einen schub zu geben. also: verbände vereinen, eine kammer gründen, etwas neues machen. bin bin mir fast sicher, dass sich an der momentanen, unbefriedigenden situation sonst nichts ändern wird.
die existierenden verbände haben es in zwanzig berufsjahren nicht geschafft, mich zu überzeugen. hängt natürlich tatsächlich auch damit zusammen, dass es mehrere sind. da ein profil zu erkennen (und bisweilen keine profilierungsneurosen zu unterstellen), ist nicht einfach – wenn vielleicht auch ungerecht.
wahrnehmung und relevanz von kommunikationsdesign im öffentlichen bewusstsein sind in einer schlimmen situation. und die tendenz zeigt klar nach unten. dafür gibt es viele gründe, die nicht nur mit den designern selbst zu tun haben, aber eben auch. und daran haben die verbände nichts ändern können.
ich bin für etwas neues. auch wenn das jetzt einfach nur so aus mir herausblubbert und ich natürlich auch keinen masterplan im kopf habe.
Jürgen
Ich denke, wir sollten das Eisen schmieden, so lange es heiß ist. Ich werde einen neuen Beitrag ansetzen, durch den wir das Thema Designkammer vertiefen könnten.
HD Schellnack
Schamlose Eigenwerbung:
http://www.hdschellnack.de/?p=2882
jenseits des Link-Shits sind da ganz lesenswerte Sachen in den Kommentaren
Henning
Hier ein wenig Landschaftsinformation.
Eine Kammer kann man leider nicht einfach gründen, sie wird gesetzlich vorgegeben. Also müsste der Gesetzgeber überzeugt werden. Der hat es bis jetzt nicht als wichtig erachtet – und wird es wohl auch in Zukunft nicht. Wie ich stets an dieser Stelle der Diskussion sage: Eher werden die Architekten ihre Kammer los, als dass wir Designer eine erhalten.
Die Landschaft der Designverbände derzeit:
Verbände mit Qualifikationsvoraussetzung (Hochschule):
BDG – Kommunikationsdesign
VDID – Produktdesign
VDMD – Modedesign
IO – Illustratorenorganisation
Verband ohne Qualifikationsvoraussetzung:
AGD – für alle vorgenannte Sparten sowie einige weitere
designerinnenforum – Frauen-Mischverband, teils dem AGD zugeordnet
Weitere kleine und ganz kleine Gruppierungen (ca. 100 und weniger Mitglieder) mit meist eher Sparteninteressen:
forum Typografie
forum für Entwerfen
DDC
100 Beste Plakate
…
Die allermeisten sind in der iDD organisiert, das ist ein bisschen so etwas wie der informelle Dachverband. Nationale Interessenvertretung läuft darüber hinaus über den Designertag im Kulturrat, auch hier sind einige der vorgenannten Verbände engagiert. Internationale Abstimmungsprozesse laufen über BEDA und icograda.
HD Schellnack
Wie Henning, ich kann im BDG gar nicht rein? Very Groucho :-D
Henning
See next thread … :-)
Heinrich
hehehe