Human-Rights-Logo: »Eine peinliche Diskussion«
Es gibt immer wieder Momente in der 7-jährigen Geschichte des Fontblogs, die mich ratlos machen. Zum Beispiel am vergangenen Montag, als ich die Verteidigung lieblos zusammengeschusterter Ladenschilder zur Diskussion stellte (Ronald W. ist sauer auf uns Typografen). Da prasselten 100 Kommentare binnen 24 Stunden auf uns ein, darunter viele unsachliche Einwürfe von Menschen, die wenig zum Thema beizutragen hatten. Ich denke mir dann immer: so lange die Bilanz stimmt, so lange wir etwas lernen aus der Divergenz der Meinungen … lass es laufen. Ich bin stolz darauf, dass im Fontblog jeder ohne Registrierung kommentieren kann.
Tags darauf ging es dann munter weiter: Startschuss für Human-Rights-Logo in Berlin. Gestern Abend schließlich schrieb Erik Spiekermann, Jury-Mitglied und Teilnehmer der Auftaktveranstaltung, seine Gedanken zu diesen »Diskussionen« in einem Kommentar nieder. Er sprach mir aus dem Herzen, und daher erhebe ich seine Worte an dieser Stelle zum eigenständigen Beitrag. (Jürgen Siebert)
»Es ist schon erstaunlich, wie hier mit völlig unbewiesenen Behauptungen Stimmung gemacht wird. Die Jury bekommt keinen Cent, was auch durch ein wenig Studium der Unterlagen zu erfahren gewesen wäre. Statt sich um Fakten zu kümmern, wird heftig Stimmung gemacht – ohne jeden Anflug von ernsthafter Beschäftigung mit dem Thema oder dem Verfahren.
Es geht dem Veranstalter darum, das Thema Menschenrechte ins Gespräch zu bringen. Ein Logo braucht eigentlich niemand dafür, aber es ist eine gute Gelegenheit, weltweit zur Beschäftigung mit dieser Herausforderung aufzurufen.
Was wäre geschehen, hätte das Auswärtige Amt eine Designfirma beauftragt? Die gleichen Leute, die hier nölen, hätten sich als beleidigte Leberwürste darüber beschwert, dass schon wieder ein großer Job an WolffOlins, Pentagram oder MetaDesign vergeben wurde. Oder meint ihr ernsthaft, dass sich der Referent im Auswärtigen Amt wochenlang durch die Portfolios aller kleinen Designbüros weltweit wühlt? Hätte er einem deutschen Büro den Auftrag gegeben, wäre der Rest der Welt beleidigt. Wäre er an ein internationales Netzwerk gegangen, hätte die übliche und berechtigte Klage ertönt, dass immer nur alles an die gesichtslosen Firmen geht, die keine Wurzeln in einer lokalen Kultur haben.
Ich habe auch meine Probleme mit dem üblichen Geschäftsmodell von Jovoto, aber wer hätte denn sonst in diesem Fall diese Aktion organisieren wollen? Einer der Meckerfritzen hier, die es noch nicht einmal nötig haben, die Fakten zu recherchieren und stattdessen die ganze Sache mit Vokabeln wie ›mutmaßlich‹ diffamieren? Könnte einer der vielen Kritiker vielleicht mal mit einem konkreten Vorschlag kommen, wie eine solche Aktion organisiert werden sollte? Wie sonst als durch einen offenen Wettbewerb, mit einer transparenten, öffentlichen Vorgehensweise, die es auch einer Schulklasse in irgendeinem weit entfernten Land ohne Berufsverbände oder Fontblogs ermöglicht, Ideen und Skizzen weltweit zugänglich zu machen?
Meint ihr ernsthaft, die Juroren machen das, weil sie sich davon einen persönlichenVorteil versprechen? Können die Kritiker vielleicht einmal die Sache vom Inhalt her sehen, anstatt wie kleinkarierte Bürokraten über Verfahrensweisen zu meckern, die sie noch nicht einmal kennen? Hat jemand mal darüber nachgedacht, dass dieses Verfahren viel teurer ist als ein geheimer Auftrag an irgendein Designbüro? Dass es also nicht ums Geldsparen geht, sondern um weltweite Wirkung, Teilnahme und Diskussion? Nicht nur um einen schnöden Designjob?
Wenn man das neidlos und mit Kenntnis der Sachlage diskutieren könnte, wäre der Sache gedient. Hier aber schreiben die meisten wie die Vertreter eines Karnickelzüchtervereins, dem die Kegelbrüder gerade die Mitglieder abwerben.
Ich bin auch kein Fan von Westerwelle, aber was hat es mit dem Thema Menschenrechte zu tun, wer gerade Außenminister ist? Eine sehr peinliche Diskussion.« (Erik Spiekermann, Fotos: www.kassnerfoto.de)
68 Kommentare
Kommentarfunktion ist deaktiviert.
<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
<a href="http://www…">Link</a> <img src="http://bildadresse.jpg">
Caleb
Wie wahr! Und das dicke Ende wird noch kommen, wenn das Gewinnerlogo verkündet wird. Auf die Diskussion freue ich mich jetzt schon :-)
Losgelöst von der (mMn tatsächlich ziemlich überflüssigen) Reaktion einiger Leser auf fontblog.de habe ich meine anfänglichen Zweifel inzwischen abgelegt. Nicht durch die Wutrede von Erik – auch wenn sie auf den Punkt treffend war – sondern durch die ersten Einreichungen und ein wenig Nachdenken.
Ich habe mich gefragt, ab wann man die Aktion als Erfolg bewerten kann… Ich glaube nicht, dass im nächsten Jahr weltweit all diejenigen, die sich ihrer Menschenrechte beraubt fühlen, mit dem „☮-Zeichen 2.0“ protestieren werden. Proteste gibt es jeden Tag. Laut und leise, Einzelpersonen oder ganze Bevölkerungsgruppen. Diese Proteste gehen weiter, ob mit oder ohne Branding.
Was sich aber ändern kann und sich bei mir geändert hat, ist die emotionale Sensibilität für das Thema Menschenrechte. Der Wettbewerb rückt die Menschenrechte ins Rampenlicht und sucht nach einer Möglichkeit, in Zukunft prägnant und verständlich auf das Thema hinzuweisen. Meine Aufmerksamkeit ist geweckt, insofern hat die Aktion bei mir schon vor Wettbewerbsende gewirkt.
Das Ziel ist doch klar: anderen Menschen helfen. Kennen das die Querulanten noch? Falls nicht, einfach nachlesen. Und sich nicht so verbittert im Kleinklein verlieren. Sonst wird’s tatsächlich
Heiner
Ich kann die Verärgerung teilweise nachvollziehen, allerdings basiert sie m. E. auf einem zu hohen Anspruch an Kommentare, wie sie zu Blogbeiträgen abgegeben werden können. Es ist – seien wir realistisch – nun einmal ihr Charakter, dass sie oft und meistens unrecherchiert sind, unbewiesene Behauptungen enthalten und Stimmung machen. Sie unterliegen im Gegensatz zum Artikel selbst keinen journalistischen Ansprüchen.
Das mag man gut finden oder nicht, aber dies ist nun einmal die Kehrseite der Medaille, wenn jeder einen Artikel kommentieren darf. Die Diskussion ist daher m. E. nicht „peinlich“, sondern war so vorhersehbar.
Schoengeist
Wie wahr, wie wahr …
CB
Eine Branche, die sich und ihre Fähigkeiten selbst zu selten ernst nimmt, hat hier nicht gemerkt, dass sie ernsthaft um Rat gefragt wurde. Wäre das ebenso bei Architekten passiert oder bei Apothekern? Wohl kaum.
Vroni
Doch lieber CB,
bei Apothekern wäre das auch passiert, dass sie meckern: sind sehr gut organisiert, machen nie was für lau, haben starke Lobby (den Apotherverband) und hätten ihre Meinung lediglich nicht in Blogs, sondern anderswo für die Öffentlichkeit unsichtbarer „abgelaicht“.
Architekten ticken grundsätzlich über Wettbewerbe, ja, aber haben da starke Reglementierungen. Crowdsourcing über die schiere Menge der abgegebenen Vorschläge gibt es bei denen per se nicht.
Ich persönlich halte einen Aufruf zum Wettbewerb noch nicht für ein um Rat fragen. Aber kann jeder anders halten.
________________________________________________
Zitat aus jenem Thread:
„Was stört sind Menschen die erst fragen bevor Sie handeln.“
Stören mich nie.
Überlegen, bevor man handelt, das ist eine Kulturtechnik, auf die ich nicht mehr verzichten möchte^^. Das kann natürlich jeder gern anders handhaben.
Überlegen, bevor man schreibt, ist vergleichen damit noch eine sehr junge^^ Kulturtechnik. Man muss wohl Engelsgeduld haben auf Blogs. Jürgen Sieber ist wohl der Geduldsfaden gerissen. Kann ich nachvollziehen, aber Blogkommentare sind häufig leider „meinungsstark“ bei gleichzeitiger Inhaltsschwäche (Kommentare, die mit Verdächtigungen gegen Jury etc. arbeiten.)
@ Jürgen
Ich selber mag halt Jovoto nicht, und für die ist es in meinen Augen eine hervorragende Möglichkeit zum Whitewashing. Ja, wer solls sonst machen? Grübel. Aus dem Ärmel schütteln kann ich eine toll geeignete Plattform auch nicht ad hoc, da müsste ich Zeit haben zu recherchieren. Glaube dennoch, da gibt es noch was.
Mea Culpa
Gleichzeitig bin ich generell etwas logomüde, was Logocontests betrifft. (Auch bei den Logos für meine eigenen Auftraggeber. Diese aktuelle „Genervtheit“ ist aber mein eigenes Luxus-Problem …)
Stärken − Schwächen
Niemand in unserem Kulturraum kann ernsthaft gegen Menschenrechte sein und wird alles befürworten, was den Menschenrechtsgedanken weiterträgt und unterstützt. Wenn es denn ein neues Crowd-Logo sein soll, das die Schöpfer und Betrachter dazu bringt, sich mit Menschenrechten auseinander und wieder zusammen zu zusetzen, dann ist es eben halt ein Crowd-Logo. Und gut ist. Muss ich mich nicht so arg aufregen, passiert überall so etwas.
Schwächen
So eine Verbreitungs-Idee trägt halt den Gedanken der Menschenrechte nur dahin, wo er eh schon eingepflanzt ist. Sie verfeinert, nur. Mein anglophiler und böserböser allerliebster Texterehemann nennt das „Preaching to the Converted“ . (Weil ich das in meinem Eifer auch manchmal mache, die Converted zu bepreachen; aber wo er Recht hat, hat er Recht :-) )
Bessere Idee statt Logo-Aktionismus wäre tatsächlich, unsere Politik würde in Sachen Menschenrechte nicht so übervorsichtig und gleichzeitig überstark auf mögliche Wirtschaftsschäden abklopfend anderen Ländern gegenüber herumeiern, wo die Menschenrechte mit gestiefelten Füßen getreten werden. Dieses Kommerz-Geeiere stößt mich ab. Aktuelles Beispiel: Ai Wei Wei und die Aufklärungs-Ausstellung in China. Kein Ruhmesblatt für unsere Politiker. Mit einem Lögelchen statt eines klaren Wortes kann man sich als Politiker halt immer nett bekleckern und das suggeriert Tatkraft und Rückgrat, wo aber keines auf der Politikerseite vorhanden.
Also: Erik ja, Westerwelle, weiß nicht. Aber ich will den Schmäh nicht weiter anheizen. Jürgen Siebert, bitte nicht ärgern.
MR
Interessant und traurig bei der ganzen Diskussion finde ich die Tatsache, dass Designer offensichtlich nicht bereit sind Ihre Fertigkeiten kostenfrei einer guten Sache zur Verfügung zu stellen. Wenn Jeder an sich selbst denkt, ist ja an alle gedacht. In der Hinsicht können wir von Ärzten oder Anwälten noch viel lernen.
Warum nicht »Designer ohne Grenzen«? Ich wäre da dabei. Deshalb werde ich beim Wettbewerb mitmachen.
Stefan
Ich kann nicht verstehen, warum einige Kommentatoren versuchen solche Projekte zu zerreden bzw. die in ihren Augen negativen Teilaspekte zu stark zu bewerten. Das Ergebnis der Suche eines Logos für Menschenrechte verbessert natürlich noch nichts. Ob es jemals in den weltweiten Allgemeingebrauch Einzug findet ist auch fraglich. Aber allein der Weg dorthin, die entstehende Aufmerksamkeit, die Diskussion, das Nachdenken, das Anschauen der eingereichten Ideen rücken die Menschenrechte ins Bewusstsein und Tagesgeschehen. Vielleicht liegt diese Haltung/Einstellung Einzelner daran, dass Menschenrechte in Deutschland selbstverständlich sind.
Und wieso sehen einige nicht eine Chance in dem offenen Wettbewerb – eine Plattform für das gestalterische Gewerbe? Wann hatten die Designer das letzte Mal so ein Forum in der Politik? Von Herrn Westerwelle kann man halten was man will, aber hier sollte man die Sache nicht mit der Person verwechseln.
Absatz.
Muss denn immer ein monetärer Anreiz geschaffen werden, um sich mit einer Sache zu beschäftigen? Keiner wird gezwungen an dem Wettbewerb teilzunehmen – soll nicht heißen, dass die Teilnahmebedingungen kritiklos akzeptiert werden müssen. Jeder darf und soll seine Meinung äußern. Punkt. Aber ohne sich genauer mit dem Wettbewerb befasst zu haben Jurymitgliedern Dinge zu unterstellen und damit Schaden an der Person und dem Wettbewerb in Kauf zu nehmen ist das Letzte. Wir können froh sein, dass sich qualifizierte Personen für solche Aktionen einsetzen.
Ich kommentiere hier nicht oft, da ich eher mitlese und mir meinen Teil denke. Aber was hier einige vom Stapel lassen, ist nicht zu verstehen. Es ist teilweise schier ignorant. Dächten diese Kommentatoren genauer über die Dinge nach, die sie posten, würden sie sich sicherlich streckenweise korrigieren.
erik spiekermann
Liebe Vroni,
warum muss das eine das andere ausschließen? Auf den Punkt gebracht: so ein Wettbewerb schadet der Sache Menschenrecht bestimmt nicht, verhindert aber ebenso wenig, dass wir weiter über das Thema und seine Behandlung durch die Politik diskutieren.
Solche Killerargumente werden immer gerne genommen, indem man zum Beispiel Autobahnkilometer gegen Kindergartenplätze aufrechnet oder unsere Honorarforderungen gegen die Gehälter von fest angestellten Mitarbeitern unserer Auftraggeber. So etwa: „Was, 800 Euro am Tag? Dafür muss ich eine ganze Woche arbeiten.“ So einfach ist das leider nicht, weil Autobahnen und Kindergärten keine Alternativen zueinander sind und weil unsere Honorare keine Arbeitsplatzgarantie enthalten, noch Sozialleistungen oder Rentenansprüche.
Es ist ebenfalls nicht zielführend, wenn Paare jeden Vorwurf mit einem Gegenvorwurf kontern: „Du brauchst immer so lange im Bad.” „Ja, und du bringst nie den Müll runter.” Ein Argument wird durch ein Gegenargument aus einem ganz anderen Zusammenhang nicht beantwortet, sondern nur verschleppt und die Unzufriedenheit wächst ob der nicht beantworteten Fragen.
robertmichael
@ MR, 100 % zustimmung.
Vroni
Lieber Erik,
natürlich ist das primum non nocere, oder nihil nocere.
Es schadet vermutlich nicht besonders. Keiner wird verletzt. Man kann das andere immer noch machen, es schließt sich nicht aus.
Da gebe ich dir Recht.
Falsche Aufrechnungen auch sind blöd.
Habe die Politik jedoch immer noch fleißig im Verdacht, es bei Shows und symbolischen Handlungen bewenden zu lassen. Die Alibifunktion von derlei im Grunde gutartigen Geschichten darf man nicht unterschätzen.
Bei denen wird die Nihil-Nocere-Medizin schnell zum alleinigen Mäntelchen.
[Ich war eine Zeitlang in der Politik bis Kreisebene, und schon da hat es mir gereicht, wie dort versucht wurde, mit allein symbolischen Aktionen den Wähler zu verarschen, um nicht in echt tätig zu werden.]
Ich verstehe auch Leute, die das Eingespanntwerden in Crowd-Contests nimmer mögen. Zum Beispiel mich :-) Das aber ist eine andere Geschichte. Im Werberjargon nennt man eine Format-Idee „ausgelutscht“, wenn eine gute Sache den Leuten gefühlt zu häufig vorgesetzt wird.
Schöne Alibis
Wenn du mich aber fragst, ob ich denn in genau dieser Sekunde eine andere, bessere Idee hätte, müsste ich passen, denn ich bräuchte als Konzepter (und Mensch) schon a bissi länger zum Nachdenken als 5 Minuten. Bin aber sicher da geht was, wenn man Menschenrechte den Leuten neu vermitteln will. Und hoffentlich ohne den Mitnahmeeffekt, dass die Politik es erfahrungsgemäß dann bei solch schönen Aktionen bewenden lässt. Weil, es gab ja diese Aktion, und habe mission accomplished.
Im Corporate-Design- und Identity-Bereich nennt man das mangelnde Geschlossenheit von Inhalt und Form, wenn zwar erhabene Dinge wie Freiheit, Freedom of Speech, Mut oder Tatkraft aufs Mitreißendste visualisiert werden, aber in Sprache (CC) und Corporate Behaviour (hier der Politik und der 4. Macht im Staate, der Presse) − gefühlt − nicht im Mindesten eingebettet sind.
Herzliche Grüße
erik spiekermann
Ja und Ja. Aber haben nicht die Ereignisse der letzten Monate gezeigt, dass sich nicht kontrollieren lässt, was einmal viral entstanden ist? Der Wettbewerb ist öffentlich, alles wird bekanntlich gespeichert und kann später jederzeit für oder gegen jedweden verwendet werden. Ich hoffe darauf, dass der mediale Besen den politischen Zauberlehrling antreibt. „Seid’s gewesen …“ geht heute nicht mehr. Der Geist ist aus der Flasche, die Unschuld verloren. Mehr Metaphern möchte ich hier nicht mischen, zwei sind eigentlich in einem Satz zuviel.
Georg
OK Entschuldigung – ich habe auch etwas genölt und vermutet, irgendjemand (ob nun Experte, Drucker, Moderator oder wer auch immer) würde nicht nur aus rein altruistischen Gründen für diesen Wettbewerb arbeiten. Dass das aber alle tun, finde ich beeindruckend und verdient meinen vollsten Respekt.
Dass der Wettbewerb auch (oder vor allem) dazu dient, das Thema Menschenrechte wieder sichtbarer zu machen ist klar – ob nun Crowdsourcing via Jovoto der optimale Weg dafür ist – nun ja – darüber wird wohl weiter gestritten werden. Besser als ein geschlossener Wettbewerb zwischen ein paar renommierten Ateliers ist es allemal.
Trotzdem gibt es ein paar Punkte in der Diskussion, die ich immer noch sehr zwiespältig finde: zum einen – warum muss ich als Designer für die „Gute Sache“ umsonst Arbeiten müssen? (ich würde es ja sogar tun – aber ich würde niemanden vorschreiben wollen, dass sie / er nur so handeln darf, wie ich das für richtig halte). Ich habe in den letzten Tagen zum Thema Menschenrechte recherchiert – es gibt auch das „Recht auf Arbeit und angemessene Entlohnung (Art. 6/7)“ (Quelle Wikipedia – Menschenrechte / Soziale Menschenrechte) …
Zum Anderen stört mich der Umgang mit Kritikern hier bei fb – blöde und unreflektierte Kommentare und selbst Trolle gehören nun einmal einfach dazu. Im Vergleich mit anderen Blogs oder Onlinemedien geht es hier doch extrem gesittet zu. Dennoch werden Kritiker hier als „Meckerfritzen“ diffamiert. Ist das wirklich nötig? Sind nur zustimmende oder wohlmeinende Kommentare erwünscht?
Vroni
Erik,
ich hoffe freilich mit dir.
Obwohl ich ein zynischer, abgefuckter Ex-Werber-Esel bin. :-)
erik spiekermann
Georg,
Meckerfritzen sind Leute, die Vermutungen wie Tatsachen darstellen und nicht bereit sind konstruktiv zu diskutieren. Die nur rumtönen ohne sich die Mühe zu machen ihre Behauptungen wenigstens im Kern, wenn schon nicht im Detail, zu beweisen. Die eben schreiben, die Juroren bekämen mutmaßlich Geld für ihre Arbeit. Eine solche Diffamierung ist auch in der lockeren Diskussionskultur eines Blogs nicht vertretbar, weil sie sich gegen bekannte Personen richtet. Eine eigene Meinung kann man auch ohne solche Anwürfe vertreten.
Kirsten
Es geht nicht um Design, es geht um PR. Es gibt zwar für die Jury keine Euro-Cents zu verdienen, aber jede Menge Publicity. Müsste man die kaufen, würde es teuer.
Das Logo-Design ist bestenfalls ein Symbol, schlimmstenfalls ein Deckmäntelchen.
Würde es um ein Designprojekt gehen, wären genügend hochqualifizierte Experten am Start und könnten ihren Beitrag für die gute Sache leisten. Unentgeltlich, versteht sich.
So gesehen braucht es keinen „Wettbewerb“ (der keiner ist, anderes Thema).
Wozu es die Aktion dann überhaupt braucht? Um der Reklame willen.
Das auch so zu benennen schmälert nicht den lobenswerten Anspruch, wäre aber einen Tick ehrlicher. Und würde den Sturm im Wasserglass vielleicht ein bisschen besänftigen.
Vroni
Kirsten,
PR isses, richtig.
hildchen
Crowdsourcing, Minijob-Portale, Leiharbeit, Arbeitnehmerfreizügigkeit, Ein-Euro-Jobs, usw. – Das ist weitaus peinlicher, als über ein Logo für Menschenrechte zu diskutieren.
Georg
Erik,
ok – da sind wir einer Meinung. Den Juroren zu unterstellen, sie würden Geld dafür bekommen verdient den Titel „Meckerfritze“.
+
immerhin beschäftigen wir uns ein wenig mit den Menschenrechten (auch wenn zu viele Kommentarzeilen sich in den Wettbewerbsbedingungen verheddern). Gott sei Dank ist das den meisten Menschen wurscht: auf der Webseite sind schon hunderte von Einreichungen (+ nicht alle haben ein hellblaues Quadrat gewählt).
Jürgen Siebert
Hab’ mich schon gewundert, dass dieses Argument bislang noch nicht ausgegraben wurde: Designer dürfen weder Geld verdienen, noch erfolgreich sein (= PR). Wer sich engagiert, muss in den Keller und vor sich hin tüfteln … aber nur nicht an die Öffentlichkeit.
Leider »funktionieren« viele Designer so. Und deshalb ist der Wert ihres Wirkens unbekannt, obwohl das Kommunikationsdesign weit mehr den Alltag der Menschen bestimmt als Modedesign. Und deswegen kennen Millionen zwar Karl Lagerfeld, Vivian Westwood und Germany’s Next Topmodels … doch wo Websites, Straßenschilder und Fahrkartenautomaten herkommen weiß niemand. Wenn die mal nicht funktionieren, ist das Geschrei groß, aber niemand (inklusive Auftraggeber) weiß, wie man das durch kluge Gestaltung ändern könnte.
Wie merken uns: Designer dürfen weder Geld verdienen, noch erfolgreich sein (= PR),
Vroni
Lieber Jürgen Siebert,
klar gehört PR, Rasseln, zum Geschäft.
Die einen haben halt ihren kleineren Empfehlungs-Kundenkreis, der scheint zu reichen− auch dem Horizont.
Andere müssen mehr öffentlich baggern, denn sie ernähren Mitarbeiter.
Beides ist in Ordnung.
Empfehle auch Teilen meiner Auftraggeber, PR zu machen.
PR für die Designerey an sich ist auch in Ordnung.
Ganz selbstlos is nix auf de Welt.
Warum darf man PR jedoch nicht mehr PR nennen?
PR ist weder ein Argument für noch gegen diesen Contest.
Markus
Vroni, doch PR darf man PR nennen. Man kann aber Kirstens Beitrag so lesen, als wäre dies hier die alleinige Triebfeder. Oder aber, wenn PR nicht die Triebfeder ist, dürfte man sie aber auch als Nebeneffekt nicht für sich nutzen. Als sei damit alles andere hinfällig, die Aktion sinnlos oder so ähnlich …
Stefan
Der Gedanke bei diesem Wettbewerb ist doch gerade, dass sich ALLE beteiligen können (gestalterisch oder durch Abstimmung). Experte oder blutiger Anfänger.
Würde ein Expertengremium das Logo entwickeln, käme das doch wieder einer Verordnung von oben gleich. Und hier ist glaube ich die Verbindung in den Köpfen vieler Kommentatoren zu finden. Politik > Verordnung von oben > ich werde nicht betiligt > Abwehrhaltung. Mit 6 – 7 Politikern von 28 Jurymitgliedern kann man jedoch auf eine gute Entscheidung hoffen.
Kirsten
Nur darum ging (und geht) es mir.
Das Agenturgeschäft ist hart, PR gehört zum Handwerk.
Was ist daran so ungemütlich, dass es man es nicht benennen darf?
(Dass man aus meinem Beitrag herauslesen kann, dass die Designer weinend in den Keller gehen müssen, finde ich eine erstaunliche Interpretation. Wo hatte ich das gleich geschrieben?)
erik spiekermann
Ich finde es nachgerade unverschämt, wenn z.B. mir für so eine freiwillige Aktivität der Drang nach PR als Motiv unterstellt wird. Mache ich auch deswegen seit Jahrzehnten Vorträge bei Hochschulen oder anderen Institutionen, wo ich meine Reise selber bezahle und etliche Arbeitstage investiere? Bin ich deshalb in Jurys und bewerte die Arbeit von Kollegen, die auch Konkurrenten sind? Bringt mir das einen Auftrag? Warum habe ich jahrelang als Präsident oder in anderen Positionen an endlosen Sitzungen von Berufsverbänden teilgenommen? Weil mir das spaltenweise PR in der Bildzeitung bringt?
Vielleicht können sich das die vielen Neider, die Jürgen erwähnt, einfach nicht vorstellen, aber mir ist daran gelegen, dass unser Berufsstand Ansehen gewinnt, dass wir guten Nachwuchs haben und dass sich die Kollegen eben nicht als Konkurrenten betrachten. Ich habe meinen Bundespreis eben auch dafür bekommen, dass ich mich um die Ausbildung und das Ansehen der Gestalter gesorgt habe. Wenn mehr Kollegen und Kolleginnen ihre Zeit auf unsere Gemeinsamkeiten verwenden würden anstatt immer nur schnöde Motive bei anderen zu unterstellen und gleichzeitig über mangelnde Anerkennung zu klagen, ginge es uns allen besser.
erik spiekermann
Jetzt werde ich richtig wütend: was ist daran schlimm, für die Menschenrechte Reklame zu machen? Oder unterstellst du echt Gorbatschow, Emmerich, Aung San Suu Kyi oder von mir aus auch Apeloig und Spiekermann, dass sie hier für sich Reklame betreiben? Wie zynisch oder frustriert kann man sein, dass man nur noch negative Motive unterstellt?
Kirsten
Nichts, rein gar nichts!
So funktioniert Werbung. In diesem Fall profitiert auch die Menschenrechts-Bewegung von der Aufmerksamkeit. Das ist das Ziel.
Mir geht es um einen nüchternen Blick auf die Realität, auf die Mechanismen der Werbung. Nicht darum, etwas „schlecht zumachen“, Du liebe Güte.
In der Werbung ist nicht alles Edelmut, es sind immer Interessen im Spiel. Es macht keinen Sinn, das auszublenden, im Gegenteil. Dadurch wird das Ganze noch viel eher angreifbar.
Erik, ganz ehrlich, ich verstehe die Aufregung nicht.
Jürgen Siebert
Dann lies doch einfach mal Deine paradoxen Texte, nachdem Du sie geschrieben hast. Erst behauptest Du, Dir gehe es nicht darum, die Werbung schlecht zu machen. Dann tust Du im nächsten Satz genau das: »In der Werbung ist nicht alles Edelmut, es sind immer Interessen im Spiel.«
Und mal ganz abgesehen davon, dass Du alle Beteuerungen der Beteiligten, es gehe ihnen nicht um Werbung in eigener Sache, schlicht ignorierst.
nora
Ja, bitte.
Egomanie
Wer sich ausführlicher mit diesem Thema beschäftigt, wird irgendwann die Systemfrage stellen. Genau hier scheiden sich die Geister, weil Menschenrechte keinen materiellen Wert haben, sondern einen idellen.
Deshalb muß ein guter Gestalter zuerst das System gedanklich überwinden. So lange er dazu nicht bereit ist, bleibt er der »egologisch« verwertbare Lackaffe, zu dem er dressiert wurde.
Kirsten
@Jürgen Siebert
Danke für das Stichwort, das ist mein Punkt: Die Paradoxie, die dem System immanent ist.
So nehme ich es zumindest wahr.
Deshalb unterstelle ich auch niemandem niedere Motive.
(Was hätte das für einen Sinn?)
Ich denke, dass das System Werbung, dass eine PR-Kampagne ihre Regeln hat. Und diese Regeln wirken.
Ob man diese Wirkung gut findet oder nicht, steht auf einem anderen Blatt.
Man sollte aber darum wissen, dann kann man sich dazu stellen.
So wenig verständlich?
Yanone
Hey Leute, jetzt macht doch bitte endlich mal bei dem Ding mit und zeigt, was ihr drauf habt. Und ihr müsst euch ranhalten; viele gute Ideen sind schon weg.
http://www.humanrightslogo.net/ideas
erik spiekermann
Du unterstellst niemandem niedere Motive? Was ist denn dieser Satz? Doch nichts anderes, als die Behauptung, die Jury mache das zwar ohne direkte finanzielle Interessen (wie ja auch schon behauptet wurde), aber doch vor allem aus egoistischem Anlass – nämlich um für sich zu werben.
Ich finde diesen Vorwurf nach wie vor völlig aus der Luft gegriffen und an Verleumdung grenzend. Mich hat einfach das Auswärtige Amt gebeten mitzumachen und ich habe ja gesagt, aber niemals einen Vertrag unterschrieben oder irgendwelche Verpflichtungen eingegangen. Wenn mir das Vorgehen nicht gefallen sollte, kann ich jederzeit aussteigen und das auch öffentlich machen. Von Geld war nie die Rede, weder von Spesen noch von wertvollen Sachgeschenken. Es ging und geht nur um die Sache.
Albert
Überholter Kommentar im anderen Thread: Link
Neben den Juroren gibt es ja noch andere Leute die an diesem Projekt beteiligt sind. Es ist doch nicht unanständig wissen zu wollen, wer Geld ausgibt und wer es erhält. Das Preisgeld erfindet sich ja auch nicht aus Idealismus heraus.
Das so etwas Vorteile mit sich bringt soll ja auch nicht negativ gewertet werden. Jeder Helfer muss zunächstmal selbst in der Position sein helfen zu können, das geht faktisch nur wenn man seine (bessere) Position dazu nutzen kann. Als nichtschwimmer jemanden vor dem Ertrinken retten zu wollen ist zwar nett, aber würde am ende nur zwei Hilfsbedürftige erzeugen und das Problem vergrössern.
Google, Jovoto, Westerwelle können sich nun mal bei so einer Aktion „whitewashen“. Auch wenn es nicht beabsichtigt ist, nimmt man es einigen Unternehmen und Personen einfach nicht ab, dass da mehr als Eigennutz im Spiel ist (auch wenn das auf die Juroren nicht zutreffen mag, könnten diese dennoch Instrumentalisiert werden).
Mir erscheint die ganze Aktion immer noch als wolle man mit einem Fahrad den Atlantik überqueren. Gute Motivation aber das Vehikel ist einfach unfähig der Anforderung gerecht zu werden.
Dennoch soll ja niemand aufgehalten werden und sein Logo entwerfen.
Kritischen fragen gegenüber sollte man jedoch etwas lockerer und gelassener reagieren. Ich empfehle Sasha Lobos Vortrag: Link
robertmichael
schöne idee.
http://humanrightslogo.net/ideas/12099
Bert
@robertmichael: Stimmt. Leider wird dieses Zeichen bereits im traditionellen Holzbau verwendet.
gorillakhan
(Um mal ein wenig Feuer rauszunehmen …)
@Jürgen: Gelungene Komposition von Bild und Text im eigentlichen Beitrag. Wirkt fast wie ein richtiger Vortrag von Herrn Spiekermann. ;)
(… und um noch etwas »Sinnvolles« zur Diskussion beizutragen …)
Ich kann gut die Argumente beider Seiten nachvollziehen. Oft genug wird auch im fontblog das Crowd Sourcing als eher negativer Aspekt gestalterischen Wirkens bzw. dem Umgang mit Designern dargestellt. Eine andere Möglichkeit, als diesen Ansatz zu wählen, haben die Schirmherren des vorgestellten Projekts jedoch nicht: Glaubt ihr Wirklich ein »Human-Rights-Logo«, das von einer mehr oder weniger bekannten Werbe- oder Design-Agentur entwickelt wurde, würde von der Allgemeinheit akzeptiert werden? Eher nicht! Mal abgesehen von finanziellen Aspekten (und dem Futterneid, der in manchen Beiträgen zum Ausdruck kommt), muss solches Logo »natürlich« wachsen und ist letztlich ein echtes Gemeinschaftsprojekt – also Crowd Sourcing im weitesten Sinne.
Die Beschäftigung mit der Aufgabe bringt letztlich auch eine Beschäftigung mit dem Thema »Menschenrechte« mit sich. Wer hier ein funktionierendes Logo entwerfen möchte, muss nicht nur reflektieren, was dieses Thema für ihn (oder sie) selbst bedeutet, sondern auch wie andere darüber denken. Für dieses Ziel nehme ich selbst Herrn Westerwelle in Kauf. (Wobei auch hier klar gesagt werden muss, dass es für mich selbstverständlich ist, dass ein Politiker – noch dazu Außenminister – sich an solchen Aktionen beteiligt. Schließlich ist das sein Job.)
Der Zweck heiligt die Mittel? Vielleicht …
gorillakhan
@35 | Bert Ja und? Jesus war Zimmermann. *g*
BigWhoop
Ich finde es sehr gut sich für Menschenrechte einzusetzen. Viele herausragende Menschen belegen die Entbehrungen die sie in Kauf nehmen müßen/mußten um sich für gemeinsame Rechte einzusetzen. Organisationen wie AI setzen sich gut organisiert mit direkten Aktionen dafür ein und sind absolut unterstützenswert.
Dennoch möchte ich an diesem Wettbewerb nicht teilnehmen, trotz dieser hochkarätigen Jury, in der sogar der verschleppte Künstler und Aktivist Ai vertreten ist. Alle Achtung! Keiner der Jurymitglieder, mit Ausnahme von von Aung San Suu Kyi und Hr Spiekermann via Fontblog, scheint es irgendwie für wichtig genug zu halten ein entsprechendes Statement zu immerhin einer globalen Aktion abzugeben. Sehr traurig. Wie sollen die Teilnehmer die Wichtigkeit beurteilen, wenn selbst die Jury sich nicht angemssen einsetzt aber gerne viele Beiträge hätte. Zumindest von Herrn Westerweller hätte ich dann doch ein Statement erwartet, dass mehr bedient als das Informationsbedürfnis der Clipgeneration. Immerhin ist sein Amt der Ausrichter. Zumindest einen hohen Sekretär hätte er auftreten lassen können.
Meiner Meinung nach erhält diese Wettbewerb damit keine Glaubwürdigkeit und wirkt auf mich wie eine Kampagnenblase die vom Auswärtigen Amt bei Jovoto eingekauft wurde.
Mich interessieren als potentieller Teilnehmer nicht die eitlen Selbstdarstellungen der Mitarbeiter von jovoto unter „meet the team“. Mich interessieren die harten und gründlich recherchierten Fakten zur Menschenrechtssituation, allgeineinverständlich aufbereitet und untermauert von anerkannten Menschenrechtsorganisationen, denen man ein Interesse an dieser Sache schon unterstellen dürfte. Nichts dergleichen. Ich möchte wissen wie das Auswärtige Amt die Ergebnisse anschließend weiterverwenden wird, Trägt Herr Westerwelle auf seinem nächsten Besuch in China oder gar Usbekistan das Logo am Jacketkragen und wird eine öffentliche Rede zu dieser Aktion und der Wichtigkeit von Menschenrechten halten. Wohl kaum.
Ich sehe und höre sonst nirgendwo irgendetwas von dieser Aktion. Selbst die Eröffnungsgala mit Mittermeier scheint eine Geheimveranstaltung gewesen zu sein. Öffentliche Wahrnehmung für die große Sache scheint equal zero zu sein.
Jürgen Siebert
Öffentlicher ging’s nicht:
https://www.fontblog.de/nur-24-stunden-anmelden-zum-design-event-in-berlin
Vroni
Hilfreich für die, die mitmachen wollen, ist natürlich auch, zu gucken, was es schon an Human Rights Logos draußen im echten Leben gibt: Google-Suche Human Rights Logo
Albert
Ja. Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Rote_Schleife
Aber die Beführworter des Wettbewerbes könnten mal Beispiele für erfolgreiche Ergebnisse, die mittels Crowdsourcing entstanden sind, bringen.
Die Bedingungen und Mechanismen innerhalb so einers Wettbewerbes simulieren im kleinen nicht die Bedingungen in der reale Welt. In Wettbewerben gewinnen Entwüfe die in der wirklichen Welt abgelehnt werden. Das passiert häufig genug im professionellen Bereich.
Mich würde einfach wahnsinnig Interessieren, wie später das Logo mit Leben gefüllt wird.
berthold romberg
bleibt nur die frage: warum ausgerechnet via jovoto, die bereits in anderen beständig manipulierten wettbewerben auch öffentliche gelder veruntreut haben ?
hier hätten sich auch red dot gmbh oder gdc mal nützlich machen können und eine schriftliche ausschreibung hätte die flut sicher eingedähmt.
Heinrich
… hätte, hätte, hätte eine oma bart wäre sie ein opa.
Jürgen Siebert
@Albert. Die Rote Aids-Scheife wurde von einer Künstlergruppe geschaffen – weder von einer Design-, noch einer Werbeagentur.
Albert
@Jürgen. Das ist schon klar, es geht doch eher darum, dass es nicht über Crowdsourcing entstanden ist. Und ja, möglicherweise sind Designer/Werber auch mit der Aufgabe überfordert und Künstler besser geeignet (moralisch weniger flexibel).
robertmichael
@35 | bert, na und? ist doch kein eingetragenes logo.
zeig mir ein zeichen was nirgendwo genutzt wird, unmöglich.
schleifen kann ich nicht mehr sehen, rot = aids-schleife.
wofür die restlichen schleifenfarben stehen merkt sich doch eh keiner.
ich mag das # weil es
a) auf jeder tastatur vorhanden ist
b) simple ist und auch mit fingern gezeigt werden kann
c) irgendwie ein (doppeltes) H sein könnte
BigWhoop
Genau das ist das Problem.
Karl
Ich bin von der Diskussion beeindruckt! Toll! Der Wettbewerb hat damit schon Erfolg, auch wenn es einige der Diskussionsteilnehmer noch gar nicht wahr haben wollen
.
Über 600 Einsendungen aus vielen Teilen der Welt zeigen auch: Es ist in der Welt angekommen.
Ein Kurzvideo von der Eröffnungsveranstaltung gibt es unter http://www.youtube.com/user/humanrightslogo – Dort werden sich sicherlich auch noch mehr Jurymitglieder zu Wort melden – Herr Saravanamuttu aus Sri Lanka tut es schon.
Auf Twitter melden sie sich auch schon, so zB Jimmy_Wales…
Vroni
@ Albert
„..und Künstler besser geeignet (moralisch weniger flexibel).“
Kann durchaus sein.
Die Idee, eine Künstlergruppe das machen zu lassen, hat Charme.
Kurt
Ich gebe den Herren Siebert und Spiekermann recht. Was an dem Wettbewerb jedoch missfällt, ist, dass das fast genial eingerichtete Blog an folgenden Fehlern leidet: Klickt jemand seinen eigenen Vorschlag an, um nachzusehen, was gerade so läuft, wird der Klick jedesmal gezählt und verfälscht das Gesamtergebnis. Will jemand nur voten, „muss“ er ein Benutzerkonto (Account) anlegen, was inhaltlich (wegen der dadurch entstehenden Ausgrenzung!) gegen HR verstößt, da der Begriff der persönlichen Freiheit angegriffen wird. Und auch, dass, wenn man ein „like“ vergibt, die gewählte Grafik unweigerlich bei den Favoriten landet, gefällt mir nicht! Hierfür müsste man zwei Kategorien schaffen: Eine, meinetwegen „Favoriten“ genannt (wie es sie schon gibt!), und eine zweite, die man durch ein „Beliebt“ kennzeichnet. Einfach nur dafür, dass man auch Nichtfavoriten loben könnte, ohne dass die Favoriten jemandes dadurch in Mitleidenschaft gezogen würden; vielleicht sogar auszuzeichnen durch verschiedene Werte: Favoriten erhielten demnach zwei Punkte, die in der Kategorie „Beliebt“ gelisteten Teilnehmer dagegen einen Punkt.
Heiner
Guter Vorschlag!
Kurt
Nein, Heiner, eigentlich ist nicht alles gut was da glänzt. Folgendes nämlich ist schwierig einzustufen:
Das mag zwar stimmen, aber was geschähe, würde dieses Problem anders gehandhabt? Ich glaube erkannt zu haben, dass dann jeder x-mal für sich selbst voten könnte, was durch das jetzige System zumindest erschwert wird. Nun gut, ich bin unbeständig, (be)ständig revidiere ich meine Meinung.
mordini
Hier in Australien bekam ich das gleiche feedback von Designern, als ich den Human Rights Logo-Comp auf fb veröffentlichte (https://www.facebook.com/group.php?gid=157175549670). Mein Antwort darauf war sehr ähnlich der Reaktion von ES.
Human Rights geht uns alle an und jede Kultur hat unterschiedliche Perspektiven, die alle wichtig sind. Nie zuvor in der Geschichte hatten wir die Gelegenheit soviele Menschen zu erreichen wie heute durchs web.
Es geht mehr um die Diskussion und Austausch als um das Endprodukt. Vielleicht sollte man sich überlegen auch auf Preisgelder zu verzichten…
Oliver
Das mit dem Preisgeld ist eine gute Idee!
Hartmut Herr
Man ist das eine beschämende Diskussion hier…
Ich danke Erik Spiekermann, der Jury, den begleitenden Experten, den Mitarbeitern und allen Aktiven in diesem wunderbaren Wettbewerb für ihr extrem zeitintensives und nervenaufreibendes Engagement zur Findung eines Zeichens für die Menschenrechte und der allgemeinen Bewusstseinsbildung. Dieser Wettbewerb hat schon jetzt in den Köpfen mehr für die Menschenrechte bewirkt, als viele annehmen.
Diese beschämenden Diskussionen und Unterstellungen über etwaige eigene Interessen, PR-Geilheit, Offenlegungen von Spesenerstattungen und letztlich auch über die wohlverdienten und sehr sparsamen Preisgelder ist ein Schlag ins Gesicht eines jedes engagierten Menschen, ist unsachliche Miesmacherei ohne Weitblick und unqualifiziertes, unter die Gürtellinie gesetztes Stammtisch- und Forengelaber von Besserwissern und Neidern. Ein entwürdigender Versuch, von herzenkommende Engagements in den Dreck zu ziehen und zu verleumden.
Ich werde als einer von tausenden engagierten Teilnehmern, als Designer und als Mensch meine Zeit und mein Engagement weiter befruchtend in diesen Wettbewerb stecken.
Hartmut Herr
Elke
Stimmt schon, ein schönes Logo für Menschenrechte macht leider die Lage der Menschenrechte nicht schöner. … Hier verstehe ich die kritischen Stimmen.
Und natürlich ist auch richtig, dass eine Beteiligung an der Jury und ein Engagement als Experte das Image der betreffenden Personen verbessern. Aber warum nicht, das ist für mich im Grundsatz kein Problem! Altruismus (das lernt jeder Jugendliche im Ethikunterricht) hat immer auch mit dem Wunsch nach einem positiven Fremd- und Selbstbild zu tun, ich bin auch in diversen gemeinnützigen Organisationen zahlendes und aktives Mitglied, weil ich mich besser fühle, wenn ich denke, ich tue etwas Gutes! Ich mache PR für mich, könnten kritische Menschen meinen. Besser als nichts zu tun, oder?
Unterm Strich denke ich, der Wettbewerb ist eine nette Idee, ein Happening für die Welt. Dass in einigen Expertenforen über die Bilder der Amateure hergezogen wird, finde ich ärgerlich und respektlos. Lasst die Leute doch malen und hochladen, was sie wollen, und macht deren Begeisterung nicht kaputt. Am Ende, da bin ich mir sicher, werden hochwertige und brauchbare Entwürfe „siegen“.
Gut, mit der Organisation des Wettbewerbs habe ich auch meine Probleme (viele Leute stimmen überhaupt nicht/kaum ab, es ist einem Großteil der Einsender mutmaßlich unklar, wie das Logo nach den Wünschen der Organisatoren beschaffen sein sollte, die Konzentration auf die englische Sprache schließt m.E. Menschen aus, es gibt kein ordentliches und zugängliches Diskussionsforum, um sich auszutauschen, die Rolle der Moderatoren scheint mir etwas uneindeutig, mir leuchten auch nicht alle Empfehlungen der Experten ein …) – aber das sind nebensächliche Schönheitsfehler, die dem Grundanliegen der Seite nicht schaden.
I like it. Und ich bin überzeugt, dass die allermeisten Menschen aus ehrenwerten Motiven dort mitwirken. Dafür Danke.
Melanie Kerschb.
Mir ist nur aufgefallen, dass die wirklich guten Logos die wenigsten Stimmen bekommen haben. Die anderen scheinen irgendwie manipuliert zu sein.
A.K.
Hallo zusammen!
Ich muss Erik Spiekermann in allen Punkten recht geben. Hier kommt wieder nur das gute alte Nörgeldeutschland durch. Das kennen wir doch zur Genüge.
Den HumanRights-Wettbewerb in seinem konkreten technischen Ablauf sehe ich aber auch in Teilen kritisch.
HIER ZUERST MEIN LOB:
– Kein elitärer Pitch, keine Auftragsvergabe unter der Hand an namhafte Designagenturen
– Weltweit offener Contest
– Jeder darf teilnehmen, ob nun Stardesigner oder dilettierender Laie
– Thema »Menschenrechte« rückt mehr in den Fokus
– 15.375 Einsendungen, ein riesige Zahl für einen Designwettbewerb
– gute Jury mit Leuten vom Fach und nicht nur Polit-Funktionäre und NGO-Lobbyisten
HIER MEINE KRITIK:
– Die Einsender waren nicht anonymisiert, Profilfotos und echte Namen waren möglich
– Alle eingesandten Logo-Ideen waren schon vom ersten Tag an online zu sehen
– Dem Ideenklau war dadurch Tür und Tor geöffnet
– Es kam zu massiven Stimmen-deals und fishing for votes (»Give me your vote, I’ll give you mine!«)
– So genannte »Experten« vergaben schon während des laufenden Wettbewerbs blaue Sterne an ihre persönlichen Favoriten, was einer Vorauswahl gleich kam und zu einer massiven Meinungsbeeinflussung führte
– Einsender der ersten Stunde konnten automatisch mehr Stimmen anhäufen als später Kommende und sich dadurch frühzeitig einen Platz unter den begehrten TOP100 sichern. Und nicht etwa, weil ihr Logo-Entwurf besser war (der Sieger wird ja nur aus den TOP100 gewählt).
Mein Fazit:
Auch wenn hier offenbar der »Krautsourcing«-Betreiber JOVOTO und nicht Erik Spiekermann für die Regeln verantwortlich zeichnet, wäre es sicher für Spiekermann ein Leichtes gewesen, schon frühzeitig auf diese Regeln einzuwirken und für mehr Anonymität und Fairness zu sorgen. Aber vielleicht sehe ich das alles ja durch meine deutsche Designerbrille viel zu überkorrekt ;-)
Tatsache ist: Auch über den letztendlichen Siegerentwurf wird man sich hierzulande das Maul zerreißen. Nach dem 27. August werden wir alle schlauer und das Weltgewissen um ein weiteres (unnötiges?) Logo reicher sein.
The unknown May...
Darum habe ich mein Konto löschen lassen – an einer Stelle unter den ersten 15. 31 Stimmen sind zwar auch bei mir von Internetbekannten (auch sie haben mitgemacht!) gewesen, aber auch ohne diese wäre ich noch immer unter den 15 gelandet!
Wir sollten aber auch einmal lernen, dass man nicht überall dabei sein muss!
Kurt
Klingt edel: Ich verneige mich!
H.P.
@ A.K.
Mag sein, dass die Deutschen gern meckern, aber bei der jetzigen Top 100 kann man aus guten Gründen ein Haar in der Suppe finden (siehe Facebook und Nachrichten auf der Website). 1. Der Abstimmungsprozess war problematisch. Dass eine Frau gleich mit allen fünf Ideen oben ist Dank hervorragender Selbstvermarktung, ist beeindruckend. 2. Es sind Logos unter den bisherigen Siegern, die den Regeln nicht entsprechen (die somit von der Jury auch gar nicht gewählt werden können, weil sie ihren Zweck nicht erfüllen).
Ich weiß nicht, ob Mitglieder der Jury (und Experten) die herrschende Unruhe zur Kenntnis genommen haben, schauen die sich die Seite vor ihrer eigentlichen Arbeit gar nicht an? Es ist ja auch ihr Wettbewerb.
Klar wird jeder „Sieger“ auch mit Leuten leben müssen, die die Idee nicht so toll finden; ich glaube aber, es gibt unter den jetzigen TOP 100 Logos und Leute, die allgemein sehr respektiert werden, weil man sie für fair und engagiert hält. Ob die aber alle die TOP 10 erreichen, keine Ahnung.
GG
Es gibt vielerlei Arten des Betrugs. Als ich noch zur Schule gegangen bin, ist mir eine dieser Unarten des Betruges begegnet, die sich bis heute hartnäckig gehalten hat: der Betrug durch die Form. Inhalte dagegen schmierten ab, wie man so schön sagt. Konkret bedeutet das, dass man gleich eine bessere Note erhalten hat, wenn man einen Text mit der Schreibmaschine getippt hat. Bevor diese Unsitte Einzug hielt, waren Inhalte für die Beurteilung verantwortlich. Alle haben mit der Hand geschrieben, es hat Kriterien gegeben, die jedem bekannt gewesen sind und nach denen die Noten verteilt worden sind. Als die ersten Schüler mit der Maschine tippten, hat man beobachten können, dass die Inhalte verblassten, die Form ausschlaggebend geworden ist für die bessere Benotung. Diese Unsitte hat auch in dem von euch zu Recht kritisierten Wettbewerb – und eure Kritik ist eigentlich noch zu verhalten – Auswüchse getrieben, die bis heute niemand eliminiert hat. Ich spreche vom Auswuchs der Form, der eigentlich eine Wucherung ist.
Wer ein schwaches Logo produziert (manchmal, nicht alle mit Unterstützung sind schwach gewesen!) hat, hat versucht, dieses durch ein Bild zu verstärken. Zumindest anfangs ist das so gewesen! Später haben viele ihrem Glück dadurch versucht unter die Arme zu greifen, indem Sie an die vorderste Stelle animierte Bildsequenzen gestellt haben – beides hat toll funktioniert. Dann ist da ein – meines Erachtens – sehr schwaches Logo aufgetaucht, dem der Designer (zusätzlich zum Anbetteln anderer Teilnehmer!) mit einer Cinema4D-Animation zu besserer Quote verholfen hat. All das erinnert mich stark an die Schulzeit. Und diese Form des geistigen Betruges an der Beurteilungsunfähigkeit der Mitbürger aller Herren Länder ist dem Betrug des Eigenvotings durch mehrere Konten, des Bettelbetruges oder -votings, dem Freundeseröffnungskontobetruges, aber auch der Vorwegnahme der Eigenentscheidung durch einen sogenannten Recommended by Experts-Account in nichts nachstehend.
Fazit: Eine durchwegs misslungene und extrem teure Veranstaltung bei der selbstgerechte Guides [wie zum Beispiel die Amerikanerin (na, wer wohl sonst?!) Jess], die ehrliche Bewerber dem Betrug bezichtigten (ich und mein Bruder haben Kontos unter ähnlichem Namen und dadurch – bis wir die Schnauze voll gehabt haben und die Accounts haben löschen lassen – ständig Schwierigkeiten gehabt!), einen Großteil dazu beigetragen haben, dass dem Bewerb einige Logos (vielleicht auch so manches gute Logo?!) verloren gegangen sind, wie man ja auch an der Meldung Nummer 59 erkennen kann.
H.P.
@ GG
Man hat, glaube ich, alles einfach so laufen lassen, ohne dass die Guides, Organisatoren, Experten, Jurymitglieder usw. in Erscheinung getreten sind. Manchmal hilft es aber nicht, den Kopf einfach in den Sand zu stecken, selbst wenn dieser Wettbewerb natürlich „erfolgreich“ sein wird = eine Top 10 haben wird (hoffentlich mit guten Logos).
GG
@ H. P.
Ich würde jetzt noch sagen: Bezahlt den Gewinner und danach ab in eine gute Agentur, die es versteht, aus vielen guten Logos das Logo zu mixen, das man dann auch ein „Logo für HR“ nennen kann, wobei ich kein großer Fan von HR sein kann, da allgemeine Gleichheit auch immer Kommunismus bedeutet! – Und das Recht auf allgemeine Freiheit hieße „Unterdrückung“ … HR ist (besser: sind) etwas, was real nicht durchsetzbar ist.
Gaja Gamini
@ 62 | GG
Sehr gut, ganz meine Meinung. Bitte: Alle lesen!
A.K.
Es geht hier bestimmt nicht darum, gewisse Personen oder Jurymitglieder eines Designwettbewerbs mit durchaus fragwürdigen und zu kritisierenden Rahmenbedingungen durch den Kakao zu ziehen. Ich unterstelle mal, dass alle an der Organisation Beteiligten zumindest am Anfang von diesem Contest und der Richtigkeit ihres eigenen Tuns überzeugt waren.
Wenn ich aber dann in einem Interview (»Der Marker«) lese, dass einer der Juroren sagt, er hoffe, »dass die ersten Preise nicht an Designer aus westlichen Ländern gehen«, fühle ich mich als Teilnehmer am Wettbewerb schon etwas verarscht. Welche Designs hat dieser Herr denn dann in die Top10 gehievt? Nur indische, chinesische und afrikanische? Die Herkunftsländer der Einsender waren unter den Logos ja immer gut zu lesen.
Und das nennt sich dann »neutrale Fachjury« und »geheime Wahl«???
Es ist ja eh‘ schon kaum zu ertragen und allerorten zu lesen, dass sich mindestens drei der noch verbliebenen 10 Finalisten ihren Top-Platz offenbar durch miese Schummel-Methoden erschwindelt haben sollen (Stichwort Mehrfach-Profile, Fake-Accounts, Self-Voting etc.). Solche Machenschaften gehören aufgedeckt! …und das nicht von Kritikern, sondern von den Wettbewerbs-Verantwortlichen und Jurymitgliedern selbst!
Und solange das nicht passiert, mag man mich gerne zu den »Nölern« und »Meckerfritzen« dazurechnen – das halte ich schon aus. Ob die Welt allerdings noch mehr solcher Crowdsourcing-Desaster aushält, wage ich zu bezweifeln.
D.K.
Angesichts unerwarteter weit über 15.000 (!) Einreichungen aus aller Welt machten technische Probleme und die Tatsache, dass die vorgegebenen Regeln eine faire Abstimmung scheinbar nicht mehr gewährleisten konnten, den von der Bundesrepublik Deutschland (Außenministerium) und neun anderen Ländern initiierten „Human Rights Logo“ Wettbewerb zunehmend zur Farce. Im offiziellen Human Rights Facebook Forum regt sich deshalb heftiger Widerstand. Zumal Teilnehmer/innen schon vor Wochen vor einem (irregulären) Chaos warnten.
Die Tatsache, dass „Networker“ Entwürfe, die offensichtlich nicht Logo tauglich sind (und nicht den Briefingkriterien entsprechen), mit Manipulationen und laut Regeln nicht erlaubten Mitteln bis in die Top 100 pushten und damit ernsthafte, gute Designs ihrer Chancen beraubten sorgte ebenfalls für Kritik.
Zumal weder Wettbewerbsleitung noch Jury dagegen einschritten und konstruktive Kritik im Sinne der Qualität eines Logos für Menschenrechte und eines fairen Wettbewerbsverlaufes unter Verweis auf die von Anfang an bekannten „Regeln“ abschmetterte.
Die „Opposition“ im Wettbewerb – durchaus ernstzunehmende Kreative – war der Meinung, dass die Regeln geändert werden müssen, wenn die Umstände, für die sie gesetzt wurden, sich – wie der Fall – radikal geändert hatten. Sie beharrte rechtzeitig auf einer Modifikation der Auswahlkriterien für die Top 100, die helfen sollte, dass Qualität mehr zählt als Unterstützung durch möglichst viele „Netzwerkfreunde“ oder, wie sich nunmehr herausstellte, durch die Einrichtung unzähliger Scheinkonten mit dem einzigen Zweck für sich selbst zu stimmen.
Die Tatsache, dass die prominente internationale Jury aus diesen irregulär zustande gekommenen Top 100 nun die Top 10 für die weltweite Abstimmung auswählte und darin wiederum Logos zu finden sind, die entweder nicht den Briefingvorgaben entsprechen, oder nachweislich durch Manipulation in die Vorauswahl kamen, sorgt für Entsetzen. Und lässt viele Teilnehmer daran zweifeln, ob es sich noch um einen seriösen Wettbewerb im Sinne der Ausschreibung handelt.
Die Frage ist: Wieviel Demokratie und Kooperation war in diesem Wettbewerb für ein Logo für Menschenrechte von der Wettbewerbsleitung „gestattet“. Oder anders ausgedrückt: Sollten die TeilnehmerInnen nur „Lieferanten“ für einen Marketing- oder Imageevent sein?
Wir, die Teilnehmer/innen, wollten von Beginn an im Sinne der Vision und des Briefings des Wettbewerbs aktiv dazu beitragen, dass die Welt das bekommt, was sie braucht und verdient: Nämlich ein allgemein verständliches, ausdrucksstarkes Logo für Menschenrechte, das von jedem Menschen leicht anwendbar ist. Wir haben nicht wegen des „Ruhmes“ oder des „Geldes“ teilgenommen und schon gar nicht um „unbedingt“ gewinnen zu wollen. Wir nahmen an diesem Wettbewerb teil um ZUSAMMEN ein Logo zu schaffen, das einfach und klar für das menschliche Bedürfnis nach Menschenrechten steht.
Mit besten Grüßen
D.K. für über 40 TeilnehmerInnen und Mitglieder einer neuen (geschlossenen) “Human Rights” Designergruppe, die allesamt begeistert von der Idee dieses Wettbewerbs waren, über Monate im Sinne des Wettbewerbs KOOPERIERT haben (jetzt aber ihre Namen nicht mehr veröffntlicht haben wollen, weil sie zum Teil durch übelste Spammails belästigt wurden)
Den aktuellen Stand der Diskussion können Sie live auf dieser Facebookseite verfolgen:
http://www.facebook.com/humanrightslogo
Jürgen Siebert
Ich bin kein Freund von Crowd-sourcing, das habe ich immer wieder betont. Trotzdem habe ich an diesen Wettbewerb geglaubt. Doch wie sich die Diskussion inzwischen entwickelt, das überrascht mich, nein es entsetzt mich. Ich fordere eine Stellungnahme der Veranstalter bzw. der Organisatoren.