Hokuspokus Fidius …
ein Kommentar von Jürgen Siebert
Politik ist die Kunst des Kompromisses. Ich bin ziemlich untalentiert für diese Aufgabe, bzw. verliere rasch die Geduld. Darum beneide ich Raban Ruddigkeit nicht, der sich in den letzten Wochen als Verhandlungspartner auf Seiten von Create Berlin um die Neuformulierung der Ausschreibung des Code-Plakatwettbewerbs bemühte.
Er hielt mich regelmäßig auf dem Laufenden darüber, wie ein Stolperstein nach dem anderen wegdiskutiert wurde. Unser Maßstab waren die Spielregeln des Vereins Fidius e. V., der über Designwettbewerbe wacht und unfaire Ausschreibungen mit einem Negativpreis belegt. Also bat Create Berlin den Verein um Rat.
Am gestrigen Montag verdüsterte sich dann Rabans Miene. Es ging um das Preisgeld. Vorm Wochenende lautete die Devise in einer E-Mail aus Fidius-Kreisen noch: »Die ausgelobten Preise scheinen … zu gering. Es muss noch geprüft werden, ob z. B. der dritte Preis in Höhe von 500,00 EUR ein Mehrfaches des üblichen Honorars für eine Plakatherstellung und Nutzung in dem vorgesehenen Umfang darstellt.«
Raban interpretierte vorsorglich das »Mehrfache« als »Bruchteil«, um sogleich bei den Sponsoren erneut die Hand aufgehalten. Kein leichtes Geschäft, in diesen Zeiten. Auch FontShop griff noch mal in die Kasse. Nun winken 1500 €, 1250 € und 1000 € Preisgeld, also das Doppelte für den Drittplatzierten im Vergleich zur ersten Ausschreibung.
Am Montag dann wurden die Signale von Seiten Fidius’ ziemlich unwirsch. »Bitte nehmen Sie sofort wieder die Ausschreibung aus dem Netz. Sie müssen sonst damit rechnen, von FIDIUS eine Negativauszeichnung zu erhalten.« Etwas später dann: »… wenn die Kosten für die Plakatherstellung weiterhin auf die ›Gewinner‹ abgewälzt … werden, wird FIDIUS eine offizielle Presseerklärung zu dem Plakatwettbewerb abgeben und ausdrücklich von einer Teilnahme abraten.«
Daher hier noch mal zusammengefasst: Fidius hält den Wettbewerb für unfair und rät von der Teilnahme ab. Insbesondere werden die folgenden 3 Punkte bemängelt (wobei ich den 3. für belanglos halte):
• Die Preisgelder sollten 12.500 €, 10.000 € und 7500 € betragen
• Die Gewinner dürften nicht die Kosten der Plakatherstellung tragen
• zum (freiwilligen) 1-monatige Praktikum-Angebot (Arbeitsplatz, Wohnung)
gehöre auch die Flugkostenübernahme
In der Politik gibt es eine Methode, die nennt sich »Verhandlungen platzen lassen«. So etwas geht sehr schnell, wenn eine der teilnehmenden Parteien unerfüllbare Forderungen stellt. An diese Methode fühlte ich mich gestern erinnert. Zum Glück hat Create Berlin die Verhandlungen nicht platzen lassen, sondern die neu formulierte, faire und transparentere Ausschreibung heute ins Netz gestellt.
Hokuspokus Fidius … drei mal Schwarzer Kater für Create Berlin und seine Partner, darunter auch FontShop. Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden. Niederlage = Gewinn … vielleicht sollte ich doch in die Politik gehe.
73 Kommentare
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robertmichael
du kannst aber den fidius verstehen, oder? ich finde es richtig, dass fidius den wettbewerb als unfair einschätzt, denn bei einer sponsorenleiste die ein viertel des platzes einnimmt, sollte sich doch zumindest jemand finden, der die kosten für die herstellung der plakate übernimmt.
die vorstellung der preisgelder ist sicherlich etwas überzogen und was die flugkosten betrifft, dass scheint wohl so üblich zu sein.
Lars
grad wenn man eine druckerei als sponsor hat, ist es recht konfus, die kosten auf die teilnehmer abzuladen.
60 plakate sind ja nun nicht die welt.
übers preisgeld lässt sich streiten, wobei die gewünschten summen von fidius utopisch sind.
Jürgen
Ich bin guten Mutes, dass sich in den kommenden Tagen noch eine Druckerei meldet, und ihre Dienste anbietet. Vielleicht auch mehrere, so dass sich die Last verteilt.
thomas junold
nicht jeder sponsor will immer mit logo auftauchen. ausserdem gibts immer noch die s/w-version jedes logos.
ich sehe eher das problem darin, dass sich fidius ein stück weit selber ins bein schiessen. anstatt grundlagenarbeit zu leisten und endlich mal was zu tun, lassen sie die »arroganten unersättlichen« heraushängen.
schade eigentlich und wirklich ein ziemlich ungeschickter schachzug seitens fidius.
René
„Mach nie bei Wettbewerben mit!“ … höre ich noch unseren Professor sagen. Leider behält er weiter Recht.
Selbst wenn besagter Wettbewerb nun mit viel Geburtswehen auf die bessere Seite gebracht werden konnte, zeigt doch eben jenes Feilschen wie wenig Wertschätzung rein grundsätzlich der Gestaltungsarbeit zu Teil wird.
BigWhoop
Ich schließe mich der Meinung von Renes Professor an. Ein kluger Mann.
Zunächst ist die Kontaktsuche zu fidius sehr lobenswert, auch wenn man es von Jürgen erst angestoßen werden mußte. Aber so wirklich gelungen ist der vorläufige Stand auch nicht. Eher eine Verschlimmbesserung, möchte man meinen.
Das Preisgeld ist eher unterdurchschnittlich, wenn man es mal mit Ausschreibungen bei competitionline vergleicht [http://www.competitionline.de/3018758/]. Bei den namhaften Sponsoren [z. B. WALL AG] hätte man mehr erwarten können.
Zum anderen Frage ich mich, warum man keine Jury einsetzt, die unabhängig von den Auslobern und Sponsoren ist. Die Vorsitzende Anja Rosendahl ist Mitausloberin, Sponsor, Jurymitglied und gewerblich mit einem Sponsor verbunden. Andere Sponsoren sitzen ebenfalls in der Jury. Ein bißchen viel auf einmal für meinen Geschmack.
Zumindest geben cb nun zu, dass mit dem „Wettbewerb“ auch Laien angesprochen werden. Das bestätigt für mich den Gesamtcharakter ganz treffend.
Teilnehmen hatte ich schon nach der Ausschreibung 1.0 nicht mehr vor. Jetzt auch nicht.
BigWhoop
Mein Fehler… Frau Rosendahl sitzt nicht in Jury.
Raban Ruddigkeit
guten morgen, da wir eigentlich alle arbeiten, die nach zivilisatorischen kriterien nicht absolut ungeeignet sind, an die litfasssälen bringen wollen, rechnen wir mit einer anzahl zwischen 50 und 500 plakaten. und wenn da der eine oder andere 2 oder 3 motive macht, kommt man schnell auf eine anzahl von 1000 bis 2000 plakaten.
und das ist das eigentliche ziel unserer ausschreibung; die größte plakatausstellung im öffentlichen raum zu zeigen.
und wenn man das mal ca. 50 euro je motiv hochrechnet kommt man auf einen preis, der eine digitaldruckerei schnell an den rand des ruins bringt. und nur deshalb glauben wir, dass eine verteilung auf die einzelnen passender ist.
die besten grüße sendet raban ruddigkeit
HD Schellnack.
Die Wahrheit liegt in der Mitte, oder?
Die Sache klingt nach einem funky kleinen Projekt, das sich ja nicht an professionelle Designer wendet, ist also was anderes als ein kommerzieller großer Wettbewerb.
Über die Details der Sache kann man streiten, über den Charme der ursprünglichen Idee, berlin mit Plakaten zu überziehen, eigentlich ja nicht. So gut ich finde, dass man für Wettbewerbsbedingungen inzwischen so sensibilisiert ist, so wenig darf man kleine Ideen kaputtreden.
Sponsoren – das wissen wir doch alle aus leidvoller Erfahrung – bedeuten oft nur Sachspenden oder Medienbegleitung, nicht immer dickes Geld.
Wie andere, ähnliche Projekte, klingt Code nach einem Spaßprojekt, an dem mitmacht, wer Lust hat… und die Gewinnsache (die man vielleicht besser ganz hätte weglassen sollen, ebenso wie die Rechtethematik, an der sich wieder zeigt wie verfuckt das Copyright an sich ist) ist doch Nebensache, Mitmachen zählt. Und mitmachen sollte, wer Spaß dran hat, nicht wer einen fetten Etat gewinnen will.
Da muss man die Sau im Dorf lassen – es gibt einen Unterschied zwischen Abzocke und Goodwill-Projekten, die einfach kein Geld HABEN. Wer da Zeit und Lust hat, rockt ein Plakat raus, wer nicht, lässt es bleiben. Ich habe nicht gesehen, das Raban jemanden eine Waffe an die Schläfe drückt, alles gut.
Fidius meint es gut, setzt aber den falschen Maßstab an. Ich kenne solche Projekte durch Christian und Beates Clownfisch-Magazin recht gut – auch mit Sponsoren wie Afri und Lucky Strike (die jeweils nur Ware und Loungemöbel stellen) ist das Mag und die Releaseparty immer etwas, wo die beiden viel Geld und Arbeit investieren… und nichts würde laufen, wenn die Künstler im Magazin ihre Arbeit nicht für diesen Zweck spenden würden, weil sie das Projekt halt gut finden.
Ich mag mich in den Details irren, aber diese Sache klingt nicht VIEL anders. Unterm Strich finde ich gut, dass es eine Bemühung gibt, die Sache klarer und transparenter zu machen, aber man darf nie vergessen, dass Wettbewerb nicht gleich Wettbewerb ist. Und wir dürfen die Geben-Kultur im Design nicht verlieren. Wir alle sollten einen Teil unserer Zeit nutzen, um bei guten Projekten einfach am Start zu sein, ohne ans Geld zu denken. Davon profitieren alle gemeinsam.
Wie immer, wie auch bei dem Heimatdesign-Ding gilt: Wer Lust hat, ist dabei, wer nicht, lässt es bleiben. Ist die Sache so aufgezogen, dass keiner Lust hat, wird sie sang- und klanglos verschwinden. Ist sie so gemacht, dass alle motiviert und mit Spaß Arbeiten beisteuern, wird sie ein Erfolg.
BigWhoop
„wir dürfen die Geben-Kultur im Design nicht verlieren.“
Sehe ich genauso. Und wenn ein solcher Wettbewerb von einer Kinder-Krebsklinik ausgeschrieben wird, dann steuer ich auch einen Entwurf bei und übernehme dafür auch noch die Druckkosten und verzichte auf alle Nutzungsrechte, sofern der Ertrag zu 100% der Klinik zugute kommt. Für einen Wettbewerb, der sich auf einer UNESCO-Aktion von 2006 bezieht und letzendlich eher Marketingcharakter hat werde ich das nicht tun.
Aus dem Impressum:
CREATE BERLIN e.V. wird aus Bundes- und Landesmitteln aus der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur gefördert.
CREATE BERLIN e.V. wird unterstützt von dem Premium Partner Berliner Bank.
Ich seh da ein Problem mit der Glaubwürdigkeit.
HD Schellnack.
Big, mein Kommentar war auch eher allgemeiner Natur – die Details bei Code kenne ich nicht, aber wie bei dem Heimatdesign-Ding ist das so eine Kiste, wo man gerade durch die Sponsoren oder den eigenen Auftritt oft mehr nach Dicke Hose aussieht, als man wirklich IST. Und CREATE BERLIN ist ja nicht das Code-Projekt.
Vielleicht sollte man einmal Standards erarbeiten für Good-Will-Projekte und andere für kommerzielle Wettbewerbe.
Ist ja auch so ein Ding: Wir regen uns über die Rechteabgabe auf, andererseits müssen die Code-Macher wahrscheinlich drauf bestehen, um eventuellen nachträglichen Klagen/Abmahnungen vorzubeugen. Ich glaube, es geht weniger darum, die Plakate für andere Zwecke zu nutzen, als vielmehr darum, dass nicht ex post irgendwer auf die Idee kommt, Geld einzuklagen. Was charmant gedacht ist, wird dann durch solche copyrightbedingten Klauseln irgendwann leider zum Unding – auch so ein Beispiel für Copyrights, die keine Hilfe mehr sind, sondern eine Hürde.
BigWhoop
@Schellnack
Ich bestehe nicht darauf, dass ein Verein gemeinnützig sein muß oder caritative Zwecke verfolgt. Auch ein Verein, der Interessen im Bereich der Wirtschaftsförderung vertritt soll durchaus Wettbewerbe ausschreiben, ungeachtet wessen Interessen da auch gefördert werden.
Man brauch ja nur ein wenig recherchieren und erfährt recht schnell, wie einflussreich und gut aufgestellt Vorstand, Geschäftsführung und Mitglieder sind.
Ich finde es einfach unglaubwürdig und irgendwie auch obzön, dass die Creme de la creme aus Direktoren, Geschäftsführern, GmbHs und Aktiengesellschaften sich bei create berlin versammelt; damit schmückt und dann grenzwertige Teilnahmebedingungen ausgegeben werden und man sich über um angemessenes Preisgeld drückt.
Wir reden hier von hochkommerziellen Leistungen und nicht von einem „funky Projekt“. Eine Aussagekraft und Nutzen hat „code“ nur wenn Gestalter dran teilnehmen und nicht Lisa Müller und auch nicht die Klasse 9c der örtlichen Realschule.
Wenn FIDIUS unwirsch wird habe ich dafür vollstes Verständnis und kann echt nur hoffen, das create berlin dafür richtig dick abgewatscht wird. Die eigenen Kollegen über Tisch ziehen… Mir ist schlecht… Ich geh mich übergeben.
HD Schellnack.
hab ich das falsch verstanden? Ich hab es so verstanden, das Code sich an jeden wendet, also auch und sogar explizit an Nicht-Profidesigner?
Und nochmal – ich verstehe nicht,wie du hier über den Tisch gezogen wirst. So richtig ich solche Beispiele finde, um eine Wettbewerbskultur zu etablieren, so sehr finde ich auch, dass man ja einfach nicht mitmachen MUSS, oder? Wir Büros sollten für sowas idealerweise ja einfach keine ZEIT haben :-D
Raban Ruddigkeit
jeder verein hat seinen grund. und create berlin hat es sich auf die fahnen geschrieben, die kleinen, mittleren und großen player aus allen bereichen des designs in berlin und weit darüber hinaus bekannt zu machen und besser zu vernetzen. davon profitieren im moment die mitgieder auch explizit auf diesen drei ebenen.
nun haben wir diesen ersten öffentlichen auftritt initiiert, damit noch mehr designer ein bisschen mehr davon haben. dabei haben wir fehler gemacht, die wir, soweit das in unseren möglichkeiten liegt, wieder korrigiert haben.
ab jetzt gilt tatsächlich; mitmachen oder eben nicht.
p.s.: wir sind in gesprächen mit einer digitaldruckerei, die uns ein superangebot machen möchte. sobald das spruchreif ist, melden wir uns dazu.
BigWhoop
Der Impact stimmt einfach nicht.
CBs Selbstdarstellung, internationales Engagement, Anspruch und Mitgliederstruktur kollidiert mit den Konditionen für „code“ und macht sich in meinen Augen unglaubwürdig.
Teilnehmen MUSS NIEMAND. Richtig. Aber welche Message wird da von der Kreativbrache an die „Community“ abgegeben? Metadesign hat einen Jahresumsatz von 21.200.000 Euro (Stand 2007) und Pixelpark im Segment Kommunikation 36.700.000 Euro (Stand 2008). Nur um mal Beispiele zu bringen. Der Mitgliedsbeitrag für Committed Members bei CB orientiert sich an der Umsatzhöhe. Der erste Preis für das Gewinnerplakat beträgt 1.500 Euro.
Oliver Adam
Abgesehen von den vielleicht nicht angemessenen Preisgeldern und den sicher gut gemeinten Beweggründen für diesen Wettbewerb stehe ich diesem »Event« auch ablehnend gegenüber. Solche Aktionen dienen letztlich nolens volens dazu, unsere Arbeit weiter zu bagatellisieren. Beweis: Stellt Euch so einen Wettbewerb für Zahnärzte vor. So wie dort gar kein Laie teilnehmen könnte, schlicht weil er das nötige Know-how nicht besitzt, spreche ich auch Laien und Studenten der allerersten Semester a priori ab, »Design« abliefern zu können. Also kann Code auch a priori kein Design-Wettbewerb sein. Also ist das Wort – falsch. Hier rächt sich klar, dass es den Profis nicht gelungen ist, »Design« oder einen verwandten Begriff für sich zu besetzen in Abgenzung zur »Medienfloristik«, wie es Henning so treffend formulierte. Diese Diskussion über trennscharfe Begriffe führten wir schon etliche Male hier im Fontblog – leider brechen die Diskussionen immer dann ein, wenn es kompliziert wird – und die Kommentare dadurch zwangsläufig länger.
Weil es diesen und andere Wettbewerbe aber gibt, wird das Wort »Design« weiter auf alles Mögliche bezogen, Betonung auf alles. Der meist klagend und gleichzeitig oft mit verächtlich-süffisantem Unterton vorgetragene Hinweis auf »Nail-Design« und Konsorten muss nun nicht verwundern, wenn selbst renommierte Profis und Kollegen großzügig-gießkannenmäßig vorgehen und letztlich den Ast abzusägen drohen, auf dem sie selbst sitzen. Wie sollen nun unsere Kunden verstehen und erkennen, was Design ist, was es kann, wie es wirkt, wenn alles irgendwie Design ist, das selbst Schüler zu beherrschen scheinen. Ist Design alles? Alles, was alle können? Wenn das so ist, warum sollten unsere Kunden angemessene Honorare zahlen? Zumal dann, wenn es die Designer selbst – die Wettbewerbs-Initiatoren – vormachen und Taschengeld für jedermann in Aussicht stellen. Verbunden mit einem wolkigen »Nützt uns allen«, also mit etwas, das ich versuchte zu widerlegen.
Zudem schrammt der Wettbewerb an dem auch hier im Fontblog verurteilten und einhellig abgelehnten »Crowdsourcing« vorbei. Die Argumente, die dort ins Feld geführt wurden, gelten nun auch ohne Einschränkung hier. Ist also der »Code« ein krautgesoßter Malwettbewerb? Fast scheint es so.
HD Schellnack.
>Malwettbewerb
das ist es unbedingt, wenn keine Profis teilnehmen.Design ist ja nicht Pixeln oder Vektoren, sondern planmäßiges Vorgehen. Design ist – so absurd das ist – die Gestaltung des Wettbewerbes an sich, aber nicht die eingereichten Arbeiten, an denen sich wahrscheinlich kein Designer beteiligt, der ernsthaft etwas für Berlin tun will, sondern eher Laien, Studenten und Semiprofs, die aus Daffke mal schnell einen Entwurf machen.
Wie niedrig da die Latte hängt, macht Raban Ruddigkeit ja selbstklar:
« die nach zivilisatorischen kriterien nicht absolut ungeeignet sind». Er scheint selbst keine Wow-Entwürfe zu erwarten (wobei rein statistisch, Glockenkurve lässt grüßen, ja immer ein paar Gute, viel Mittelmaß, ein paar Schlechte dabei sein werden).
Die Frage, um die wir herumtanzen ist:
WEM nutzt Code?
Den Sponsoren, deren Logos unter eventuell nicht gelungenen «Designs» prangen?
Berlin, die sich als Stadt des Designs platzieren möchte und stattdessen Stadt des Malwettbewerbs wird?
Create Berlin, weil man Aktion gezeigt hat und was vorzuzeigen hat?
Raban Ruddigkeit, der sich, wie schon oft zuvor, als jemand profiliert hat, der einen Event auf die Beine stellen kann?
Den Malwettbewerbteilnehmern, deren individuelle Leistung in der Flut von Bildern etwas untergeht, die aber vielleicht trotzdem stolz sind, auf einer Litfasssäule o.ä. zu kleben?
Jeder muß für sich selbst entscheiden, ob er etwas von Code mitnimmt. Das Raban Ruddigkeit, Jürgen et al versuchen, etwas auf die Beine zu stellen, ohne allzuviel Geld im Topf zu haben (die Umsatzzahlen von Pixelpark haben ja nun nichts mit dem Projekt zu tun, oder irre ich? Zumal Umsatz immer ein falscher Indikator ist, bitte Gewinne ansehen) finde ich grundsätzlich super.
Unterm Strich hat Oliver aber mit einem Argument im hohen Maß recht: wie können wir Designer uns über die Entwertung unserer Tätigkeit ärgern, wenn namhafte Vertreter der Zunft diese fröhlich mit vorantreiben? Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Und wichtiger als Flugreisen oder Preisgelder…
Jürgen
Ich frage mal anders herum: Was unternehmen denn Kommunikationsdesigner, um ihr Tun den »Menschen auf der Straße« näher zu bringen? Ich schätze mal, dass über 90 Prozent der Bürger die Disziplin »Kommunikationsdesign« nicht kennen, obwohl sie hundertfach am Tag damit in Kontakt kommen.
Wir kamen irgendwann mal zu der Erkenntnis, hier im Fontblog, dass die Designer eben NICHT GENUG tun, um ihre Tätigkeit den Laien zu vermitteln. Sie brauchen Stars (so wie ein Karl Lagerwelt für das Modedesign spricht) und Auftritte in populären Formaten (Talkshow, Nachrichten, Life-Style). Der Plakatwettbewerb Code kann ein solcher populärer Kanal sein, wenn er gelingt.
Fotografen haben diese »Häutung« längst hinter sich gebracht. Jeder Mensch hat heute eine Digitalkamera bei sich, fühlt sich aber nicht gleich wie Lindbergh oder Teller. Es gibt Hunderte von Fotografie-Wettbewerbe … glaubt Ihr, dass auch nur ein professioneller Fotograf durch diese Veranstaltungen seine Arbeit entwertet sieht?
hm
ich kann BigWhoop nur zustimmen. Die angebliche Idee mit seinem Beitrag etwas an die Allgemeinheit zu geben ist ohne Zweifel lobenswert, aber warum man dafür 1 Drittel seiner Einreichung mit Werbung belegen lassen muss, ohne von diesen Sponsoren einen Gegenwert zu bekommen (abgesehen von den Gewinnern), bleibt völlig im Dunkeln.
Wem es wirklich darum geht, sollte einen Blick auf das Projekt Papergirl werfen, ebenfalls in Berlin.
Da produzieren die Teilnehmer ihre Einreichungen auch selbst:
http://www.papergirl-berlin.de
HD Schellnack.
> Der Plakatwettbewerb Code kann ein solcher populärer Kanal sein, >wenn er gelingt.
Ich denke, er wendet sich nicht an die Profis? Es gibt nur zwei Richtungen: Als eine Art Präsentation von Designs der großen bis kleinen Berliner Designer/Studios zu einem Thema. Also als Präsentation der Berliner Designszene. dann ist das aber eigentlich kein Wettbewerb, sondern eine Art Ausstellung/Leistungsshow. Gute Sache, auch wenn kein Geld fließt. So etwas wäre offen und es gäbe kein Preisgeld und die Produktion trägt natürlich der Veranstalter. Und ein Praktikum wäre dann eher nicht nötig :-D.
Oder als Malwettbewerb für alle, womit die Parameter wieder mit den jetzigen eher kongruent sind.
Bei den Photographen, die tatsächlich die «Häutung» hinter sich haben, ist es eher so, dass die Tatsache, dass jeder eine Digitalkamera und durchaus auch einen DSLR hat, zu gravierenden Probleme im Mittelbau der Branche gibt. Es gibt Lieschen Müller, die ihre Photos für ihren Laden selbst macht und, klar, es gibt die Superstars. Es gibt nur nicht mehr sehr viel dazwischen – oder zumindest ist es im mittleren Segment echt ungemütlich geworden.
Design, aus eigener Erfahrung aus Dozent, ist auch unendlich komplexer als Photographie. Einen Photowettbewerb zu machen, bei dem im Schnitt spannende Einreichungen dabei sind, ist immer machbar. Kurt Schrage hat gerade in Bochum Kinder mit Einwegkameras knipsen lassen, da sind tolle Photos dabei. Design ist eben kein glücklicher Schnappschuss, nicht das eine Bild aus 36 Versuchen, das witzig oder cool oder anrührend ist, sondern ein strategischer, kommunikativer Prozess. Ganz ganz ganz andere Fallhöhe. Man tut sich keinen Gefallen, wenn man funky Plakatmalerei als «Designwettbewerb» verkündet, da hat Oliver wirklich recht. Es sind andere Dinge und man verwischt den Begriff. Am Ende denken die Leute nur noch EHER, dass Design lustiges im-Photoshop-klickern-ist. Ist es aber eben nicht.
franz
@hd: Du predigst den Begriff ›Design‹ hier im fontblog™ rauf & runter … eine kleine Bitte: Wie bzw. Was definierst Du als ›Design‹ ? Kurz & knapp in 3 Sätzen bitte. Vielleicht kann ich dann einige deiner post besser verstehen. Ist nicht bös’ gemeint :)
Raban Ruddigkeit
ich finde, jetzt wirds spannend. denn nach all den theorien zählen vor allem – die ergebnisse. und als normaler konsument muss ich leider feststellen, dass 99,5 % der plakate, die zur zeit die öffentlichkeit beglücken, jenseits jeder inhaltlichen oder formalen akkuratesse daherkommen.
für die ist natürlich keiner verantwortlich. aber die prägen u.a. das bild der menschen von unserem beruf.
ich würde meine jacht und meinen golfplatz verwetten, dass die beiträge zu unserer kleinen schau das meiste davon in den schatten stellen werden. als grafiker/designer ist man vor allem ein gesellschaftliches wesen. und vielleicht gibt es hier ja einen raum, sich auseinanderzusetzen.
ein vorschlag; nutzt die plakate, um eure kritik loszuwerden. mit der öffentlichkeit in kontakt zu treten, design zu würdigen oder meinetwegen unseren ansatz zu beschimpfen.
wir leben in aufregenden zeiten. änderungen und weichenstellungen stehen an. auch designer finden ihre rolle neu. hier ist ein podium, um das zu tun, weswegen wir alle mal angetreten sind – mit menschen in kommunikation zu treten.
reden ist silber. handeln ist gold.
Oliver Adam
Das ist mir im Prinzip nicht so wichtig. Oma Käthe ist nicht meine Kundin ;-). Wichtig ist, dass unsere Kunden wissen, was wir tun und was es ihnen nutzt. Es gibt so viele Berufe, deren Bezeichnung ich noch nie gehört habe. Probe: Was macht ein Chemikant genau? Ich wette, keiner weiß das. Und sicher ein recht weit verbreiteter Beruf …
Warum müssen wir das?! Viel wichtiger ist doch, den Wert unserer Arbeit unseren potenziellen Kunden darzustellen.
Ja, das glaube ich. Natürlich nicht nur durch Wettbewerbe allein, klar. Sie tragen aber auch mit zum Verfall von Fotografieleistungen dar. Die Tendenz bei den Fotoverwertern zeigt doch in diese Richtung. Einen schönen Post fand ich hier, was Fotografie angeht. Zitat:
Fotografie wird entwertet. Mittlerweile haben Hinz und Kunz digitale Spiegelreflexkameras und pro Haushalt gibt es mindestens eine kompakte Digitale – von Handys mal ganz zu schweigen. Damit geht aber leider eine gewisse Das-kann-ich-doch-auch-Mentalität und eine Technikgeilheit einher. Mittlerweile heißt es auf Terminen: „Mit so ner Kamera hätt ich das auch gekonnt!“ oder „Mein Vater hat ne viel bessere Kamera!“ (hat im Ernst neulich ein etwa sechsjähriger Bub zu mir gesagt) … Mittlerweile ist es so, dass man Anweisungen bekommt, wie man es doch besser machen könnte („Gehen se mal nen Schritt zurück, so hammse uns doch gar nicht alle drauf“, oder „Was hammse denn den Blitz da so komisch – drehen se den mal zu uns.
Wollt Ihr da hin?!! Der Weg kann aus meiner Sicht keine Proletarisierung von Kommunikationsdesign sein, um sich dem Laien anzubiedern. Im Fontblog habt Ihr damals die »Fokusgruppen« beim Testen von Produkten lächerlich gemacht (siehe Bionade Quitte). Auf einem abstrakteren Level stellt Ihr – zu Recht! – die Kompetenz der Masse, also der Laien, in Frage. Warum gilt dies hier plötzlich nicht mehr?!
Konkret für diesen Wettbewerb hieße dies: Mitmachen sollten nur Profis und – separat – Studenten. Es gibt angemessene Honorare. Zudem finde ich es fragwürdig, dass man bereits in ganz anderen Zusammenhängen entstandene Werke nochmals neu recyclen darf.
Oliver Adam
Das ist eine ganz zentrale, wertvolle Frage und sicher einen extra Thread wert! Die Definition im Sinne eine Operartionalisierung ist insofern auch wichtig, weil sie als Basis für die angepeilte nationale Studie zur Wirksamkeit von Design dienen könnte. Ohne Operationalisierung keine aussagekräftige Studie …
HD Schellnack.
>Wie bzw. Was definierst Du als ›Design‹ ?
Welches Design denn? Design ist als Oberbegriff viel zu weit. Wie bei der Kunst, schwer festzunageln – außer in Wiki-Zitaten, aber schnell sicher, was KEIN Design ist, oder?
Mich nicht drücken wollend kann ich sagen, was ich unter dem verstehe, was ich tue:
Strategische Beratung von Unternehmen und Einrichtungen rund um ihre medialen Wirkung nach innen und außen unter verschiedensten psychologischen, soziologischen und ästhetischen Aspekten. Kommunikationschancen erzeugen und nutzen. Wandel und Wachstum ermöglichen. Pannen vermeiden. Langfristig Profil erzeugen, im Zweifelsfall einen Entwurf, eine Maske, in die der Kunde langfristig hineinwächst. Mitdenken, vorausschauen. Hüter des guten Geschmacks sein. Lernen. Zukunft schaffen. Wirkung zeigen. Und den Partner anzünden….
Aber nagel mich nicht drauf fest, das ist meine Meinung um 16:44. Morgen antworte ich was anderes :-D.
Im Grunde hat Aicher aus meiner Sicht an verschiedenster Stelle doch schön festgeschrieben, was wir machen,oder? Und da war nie von Software die Rede :-D.
Sabine
Soeben verliere ich meine Unschuld. Im Bloggen. Gleich vorweg, ich bin seit ein paar Monaten bei CB und ja, ich habe mich auch für CODE engagiert. Während der letzten Stunde, in der ich mir die ellenlangen Tiraden der Kollegen durchlas, stellte sich mir immer wieder eine Frage. Was ist passiert? Ich kann die Aufregung um unfaire Designwettbewerbe nachvollziehen, auch das fehlende Verständnis für unseren Beruf und die Liebe zum Discountdesign sind ein himmelschreiendes Ärgernis. ABER: wenn Kollegen, die fest im Sattel sitzen, sich die Zeit nehmen ehrenamtlich Konzepte auszuarbeiten um Designer zu verbinden, ihnen die Möglichkeit geben ihre Arbeiten international zu präsentieren, Sponsoren aus designfremden Branchen zu entflammen diese Projekte zu unterstützen, dann habe ich absolut kein Verständnis für derartige Anfeindungen. Einziger Fehler meines Erachtens war, Code als ›Wettbewerb‹ auszuloben. Manch einer liest dieses Reizwort und schickt gleich 2000 Anschläge auf die Reise noch bevor er weiß um was es eigentlich geht. Ich habe dieses Projekt von Anfang an als gemeinsamen Auftritt der Berliner Designer gesehen, als eine Hommage an diese wunderbare Stadt.
Jürgen
Wer sind denn die potentiellen Kunden? Die meisten (Mittelstand) wagen es doch gar nicht, einen »Designer« anzusprechen, weil viele von diesen Designern
• die Nase ziemlich hoch tragen
• die Kalkulation hoch ansetzen
Über das nachzudenken, was der Amerikaner »good enough quality« nennt, dazu scheinen viele etablierte Designer hier (noch) nicht bereit. Jovoto bietet diese Qualitätsstufe an, und die Kunden scheinen zufrieden. Eine Marktlücke. Der Designmarkt wird sich in den kommenden Jahren dramatisch bereinigen.
Oliver Adam
Ich sehe nicht, dass hier irgendjemand angefeindet wird. Ich sehe hier einen konstruktiven Dialog mit sachlichen Argumenten. Ich finde, ehrlich und ohne Ironie, das Engagement der Initiatoren toll. Dennoch heißt dies ja nicht, dass alles, was ehrenamtlich gemacht wird, automatisch auch top ist und nicht sachlich kritisiert werden darf.
Oliver Adam
Wie gesagt, Zielgruppe sind aber nicht explizit die (professionellen!) Designer. Wäre dies so, wäre auch das Echo nebst Ergebnis wahrscheinlich positiver …
Raban Ruddigkeit
auch auf die gefahr hin, in eine wiederholungschleife zu schliddern;
der einzige weg, das bild der öffentlichkeit von unserem beruf zu beeinflussen ist – die öffentlichkeit.
create berlin hat hier einen erstaunlichen mediawert zur verfügung gestellt, der inhaltlich nahezu frei genutzt werden kann.
die jury wird verhindern, dass es ein »malwettbewerb« wird. aber nur die teilnehmer können beweisen, wie gut es um design steht.
Sabine
Zum Thema Anfeindungen empfehle ich die Lektüre des Beitrags vom 9. Juni.
BigWhoop
Elitarismus der asozialsten Art!
Ihr Verein bringt noch nichtmal eine adäquate Ausschreibung zustande, dann aber noch erwarten, dass die von Ihnen auch noch schlecht gemachten Designer an Ihrem Malwettbewerb teilnehmen.
Ich verwette meine ausgelatschten Birkenstocks darauf, das 99,5% der eingereichten Plakate von den von Ihnen beleidigten Designern eingereicht werden, damit sich Ihr Verein weiter in Selbstherrlichkeit sonnen kann.
Mit gutem Beispiel voran bitte! Herr Spiekermann, der diesen Wettbewerb unterstützt, wollte auch schon keinen Entwurf beisteuern.
Jürgen
Das war ein grausiges Gemetzel, an das ich mich nicht gerne zurückerinnere. Auch dieser Thread wird zunehmend von Eitelkeiten gesteuert … Vielleicht schalten wir einfach mal einen Gang zurück, oder den Rechner aus … wie ich das jetzt mache. Ich treffe mich jetzt mit meiner Familie im Schloss zum Shoppen, und danach Abendessen beim Fast-Food-Chinesen.
BigWhoop
Oh! Ach so läuft das hier?!
Raban Ruddigkeit beleidigt seine Kollegen und die Designer die an seinem „Wettbewerb“ teilenehmen sollen hier in diesem Blog und anstatt sich vielleicht mal zu entschuldigen wird besser der Beitrag gelöscht?
Wie unsouverän… Mir wäre das verflucht peinlich.
Michael Preidel
Was BigWhoop (33) sagt!
Interessant übrigens, was Jürgen Siebert von vielen Designern – seinen Kunden! – hält: Zu hohe Nase und zu teuer.
Und wer in Zusammenhang mit Design von „good enough“, „Marktlücke“ und einer „Bereinigung des Marktes“ spricht, findet solche Discountdesignportale wie 12Designer oder Designenlassen sicher völlig in Ordnung.
Warum an fremden Ästen sägen, wenn es auch der eigene tut.
Michael Preidel
Aha, offensichtlich sind irgendwelche Kommentare „bereinigt“ worden, deshalb hat der Kommentar BigWhoops, auf den ich mich bezog, nunmehr die Nummer 30.
Jürgen
Hallo, ich bin jetzt im Schloss … im MacHouse.
Runterkommen, bevor ihr falsche Anschuldigungen in die Welt setzt. Niemand hat hier Kommentare bereinigt. Es gibt einen BigWhoop Kommentar Nr. 30 und einen BigWoop-Kommentar Nr. 32. Hast Dich einfach nur verguckt.
Das mit den »hohen Nase« und den »hohen Preisen« ist nicht meine Meinung, sondern die des zitierten Mittelstandes. Ich habe das auch nicht erfunden, sondern erlebt: Einer dieser Mittelständler ist kopfschütternd auf der TYPO aus dem Panel gerannt, ob der »Arroganz« der dort versammelten Designer. Er ist übrigens glücklicher Jovoto-Kunde. Vielleicht meldet er sich hier auch noch mal zu Wort.
Fritz
Die Hochnäsigkeit der Designer (nicht aller in Deutschland, aber bestimmt der meisten hier in den Kommentaren) ist nicht zu übersehen: Keiner wäre auch nur im entfernsteten bereit, auf gute, abgelieferte Arbeit, vulgo „Handwerk“, stolz zu sein.
Nein, man selbst ist immer „Kulturschaffender“, „der Vermittler zwischen den Welten, der den dummen Kunden erklärt, was sie wollen“ oder gleich der neue Leonardo da Vinci. :-(
Und geliebt werden wollen sie alle. Oma Paschulke soll auf die Knie fallen, genauso wie der Sparkassendirektor oder der Fischverkäufer auf dem Markt.
Ohne euch geht nichts!
thomas junold
fritz:
»nur ein frisör kann, was ein frisör kann«.
das hat wiederum einer meiner prof zu sagen gepflegt, womit er durchaus recht hatte.
es zwingt niemanden unsere dienste in anspruch zu nehmen. du kannst dir ikea-möbel selber zuammenschrauben aber nicht erwarten, dass du dann VITRA oder USM-qualität stehen hast.
wenn du das nicht willst, bitte sehr. es gibt sicher auch verdammt gute low-budget-designer da draussen. denen sollte man dann aber beibringen teurer zu werden. ;)
nur mal so bemerkt:
die meisten der kommentatoren hier haben ihr fach studiert, oder sind hochtalentiert. idealerweise beides. ich bitte das nicht zu vergessen, dass hinter all den bunten bildchen und hübschen schriften auch eine gute portion bildung steckt.
oliver:
oma paschulke weiss aber, was ein fotograf macht. warum sollte sie nicht wissen sollen, was ein grafikdesigner macht? ;)
sie weiss es auch von bäckern, frisören, handwerkern und hat bei all diesen gruppen keine berührungsängste. bei einem grafikdesigner hätte sie die eventuell. findest du das nicht ein wenig schade du verbesserungswürdig?
Fritz
Nein, hier wird ja vertreten, niemand dürfe etwas selbst tun. Der Bäcker, der seinen Werbeflyer selbst gestaltet, stiehlt den Profis die Aufträge. Derjenige, der selbst seine Wohnung tapeziert ist auch geiz-geil (das war neulich in einem anderen Beitrag, ich meine von Jürgen höchstselbst).
Die Berührungsängste, die du ansprichst, sind schade. Aber daran ist nicht Oma Paschulke schuld. Daran seid ihr schuld. Mit genau solchen Äußerungen wie hier wird wahrlich niemand eingeladen, mal mit einem „Designer“ über seine Arbeit zu sprechen. Erwünscht sind ja nur Aufträge, der Laie soll schön dumm bleiben, dann kann man auch viel besser über ihn spotten.
Michael Preidel
ErbsenKommentarzählerei:
Falsche Anschuldigungen? Wie BigWhoop in Kommentar 32 (den ich erst nach Abschicken meines Kommentars 33 gesehen habe) richtig schreibt, fehlt mittlerweile z. B. der Kommentar von Raban, in dem er Golfplatz und Jacht verwettet (und den ich mit eigenen Augen gelesen habe), auf den sich BigWhoop in Kommentar 30 (vormals 33 – wie in Kommentar 34 bereits erwähnt) bezieht und aus dem er zitiert. Ohne den wäre BigWhoops Kommentar 30 (vormals 33) auch ziemlich sinnlos, oder? Von „vergucken“ kann also keine Rede sein.
Wenn man Kommentare löscht, und dazu auch noch so offensichtlich (was ich grundsätzlich überhaupt nicht verwerflich finde), sollte man dazu stehen, und nicht seinen Lesern Unaufmerksamkeit oder Sehschwäche unterstellen.
Mehr habe ich zum Thema nicht mehr beizutragen.
franz
»Runterkommen, bevor ihr falsche Anschuldigungen in die Welt setzt. Niemand hat hier Kommentare bereinigt«
WAHNSINN! Und wo bitte ist der Kommentar mit der wunderschönen Wette: Jacht/Golfplatz geblieben? Echt irre – aber wäre nicht das erstemal das Kommentare plötzlich ›verschwinden‹. :|
franz
Nachtrag: vielleicht sollte ich die Kommentare als feed abonnieren. *grübbel*
Jürgen
Mea culpa … die Kommentare von Raban waren (ursprünglich) in der Moderation gelandet. Dann hatte ich sie freigegeben und sie erschienen im Thread. Als ich eben im Spam-Müll nachsah, waren sie plötzlich wieder dort gelandet. Dort habe ich sie eben wieder herausgefischt. Danke fürs Nachbohren und -rechnen. Ich bitte um Entschuldigung!
Ich habe unwirsch reagiert, weil ich den Vorwurf der Zensur nicht gelten lasse: Im Fontblog »verschwinden« keine Kommentare. Mit einer technischen Panne habe ich nicht gerechnet.
Philipp
Offtopic@Fritz
das ist nicht das problem fritz. wenn jemand spass daran hat ein sachgebiet wie z.b. typografie oder bildbearbeitung in photoshop zu entdecken, dann hat hier sicher niemand etwas gegen dieses hobby einzuwenden.
aber du wirst doch sicher verstehen können, dass menschen die in diesem feld studiert haben, eine ausbildung gemacht haben und vor allem täglich damit ihr geld verdienen dürfen/müssen einem höheren gestalterischen und konzeptionellen anspruch gerecht werden können.
wenn ich ab und zu in einer autowerkstatt mitgearbeitet habe und spass am rumschrauben habe, fühle ich mich nicht als kfz-meister qualifiziert.
das ist keine arroganz, die du hier wahrnimmst, sondern eine angespannte und verständlicherweise angstvolle reaktion auf ein geschäfliches umfeld, das im vergleich zu beispielsweise naturwissenschaftlich geprägten betätigungsfeldern, den nutzwert einer professionellen designleistung immer weniger anerkennt.
auch weil es mittlerweile zu viele unserer riege gibt. quantität und qualität kollidieren irgendwann immer.
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@Raban Ruddigkeit
1.a es geht also nicht um inhalte und deren kommunikation
1.b (alternative) oder wird davon ausgegangen, das studenten und nichtprofis deutlich andere inhalte vermitteln als die, »die zur zeit die öffentlichkeit beglücken, jenseits jeder inhaltlichen oder formalen akkuratesse daherkommen«, nicht im ernst oder ;)
2. diese art der innerstädtischen dekoration soll der branche helfen?
3. das genaue gegenteil ist der fall. ich muss dem kunden jetzt wieder erklären, dass nur weil stilelement xy so wahnsinnig sexy und zeitgeistig aussieht, es nicht die festgelegten inhalte kommuniziert und die optik bei weitem nicht die einzige komponente in unserem beruf ist.
ich empfinde das nur noch als reine farce und sehe die absichten woanders.
HD Schellnack.
@Philipp
*Applaus*!
Christian
Ein gutes Beispiel, wie noch nicht fertig ausgebildete Designer Bilder produzieren, ist der aktuelle Plakatwettbewerb des Studentenwerkes zum Thema Elite. Selten so was unreflektiertes gesehen. Nicht mal Uwe Lösch konnte in der Jury Schlimmeres verhindern.
Erstaunlicherweise kommen die Diskussionen hier immer wieder an den Punkt, dass unser Berufstand nicht den richtigen Stellenwert haben soll. Ich fürchte, daran kann man ad hoc wenig ändern, außer durch gute Arbeit. Ein TV-Auftritt von Karl Lagerfeld tut mehr für das Berufsbild des Modedesigners als hundert Plakataktionen wie diese hier für die KoDes. Ganz einfach, weil Karl seinen Beruf und sich vollkommen ernst nimmt und weiß, wo er steht. Und weil Karl rechnen kann.
Wenn ich ehrlich bin, habe ich meistens mein ganz privates inneres Gartenfest, wenn jemand im Laufe eines Projektes merkt, dass der Designer nicht nur hübsch machen kann, sondern auch strategisch was zu bieten hat.
HD Schellnack
>Ein TV-Auftritt von Karl Lagerfeld tut mehr für das >Berufsbild des Modedesigners als hundert Plakataktionen >wie diese hier für die KoDes
Da hab ich etwas Zweifel, es sei denn die Modedesigner sehen sich wirklich als ein Brüno-artiges Klischee :-D. Lagerfeld ist ein superber Photograph, ein guter Designer und ein grandioser Vermarkter, aber ich glaube nicht, dass seine Personality stellvertretend ist für Modedesigner heute.
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Bei all dem darf man aber nicht vergessen, das die Code-Leute sehr sicher gute Absichten hatte. Ich schließ mich viel Kritik an, aber man muss auch immer bedenken, dass Good-Will-Projekte eben auch immer etwas improvisiertes haben und auf wenigen Schultern lasten und insofern fast automatisch gewissen Mängel aufweisen. Nur weil der Wettbewerb vielleicht hätte cooler aufgestellt sein können, ist die Absicht ja nicht schlecht, finde ich. Insofern Respekt vor Jürgen, Raban und all den anderen.
Ich fände es schade, wenn ihr euch demotivieren lassen würdet…
Christian
KL ist nicht stellvertretend für alle Modedesigner, aber er lässt ahnen, dass man ein bisschen mehr mitbringen muss als ein Brüno, um Mode zu machen. :-]
Oliver Adam
Wie gesagt, Oma Paschulke ist Kundin von Bäcker, Frisör etc., in der Regel jedoch nicht von Kommunikationsdesignern ;-). Ansonsten habe ich natürlich nichts dagegen, dass unsere Profession en passant auch bei Nichtkunden-Laien bekannter wird. Nur erste Priorität – warum?!
Heide
Der Fidius-Einspruch kam nicht über Nacht, denn wir hatten tagelang versucht, Kontakt mit RA Alexander Bretz aufzunehmen. Dass dann plötzlich „Fidius-zertifiziert“ unter der Ausschreibung stand, hat uns besonders geärgert. Zu den angeblich „horrenden Zahlen“ gibt es eine einfache Erklärung: Lt. Tarifvertrag AGD sind rund 5 000,- Euro für Entwurf und Nutzung angemessen. Bei Wettbewerben soll es ein Mehrfaches dieser Summe sein. 12 500,- Euro für den ersten Preis mit einer weltweiten Verbreitung sind unseres Erachtens angemessen. Schließlich ist es eine Super-PR-Kampagne für Berlin! Im übrigen macht Fidius keinen Unterschied zwischen einem professionellen und einem fun-Wettbewerb.
Fritz
@45: Hier im Fontblog wurde (unwidersprochen!) vertreten, daß es eigentlich eine Schweinerei sei, daß manche Leute ihr Wohnzimmer selbst tapezieren, statt das den Profi das machen zu lassen. Und einen Maler so um sein Einkommen bringen.
Und designtechnisch gehts hier ganz genauso weiter. Du bist einer der wenigen, die das „Hobby“ zumindest wohlwollend anerkennen.
Darf ich an Cottbus erinnern? Da sollten Bürger für ihre Stadt etwas Kreatives schaffen. Das mag zwar nicht den Ansprüchen des akademischen Kommunikationsdesigners entsprechen, ist aber eine zutiefst positive (und demokratische) Herangehensweise.
Das ganze wurde schon im Vorfeld derart massiv und im Ton so daneben niedergeprügelt, daß man sich für die Kommentatoren nur schämen konnte.
Und ja, das Ergebnis (jedenfalls das „Siegermotiv“, es gab bestimmt auch ein paar nette Motive) war ziemlich grauenvoll. Keine Frage.
Aber die richtige Reaktion wäre gewesen „schade, daß da nicht mehr bei rausgekommen ist“, vielleicht garniert mit einem „ein Profi hätte das besser gemacht weil erstens, zweitens und drittens“.
Aber hier im Blog war man ja schon so schön in Fahrt, da mußte man ja auch auf Kinderstube keine Rücksicht mehr nehmen.
Und *das* ist arrogant und überheblich. Nicht, weil ihr es nicht besser könntet. Die meisten von euch könnten es besser, davon bin ich überzeugt. Sondern weil ihr auf die anderen (die sich redlich Mühe gegeben haben) herabseht und nicht nur spottet, was schlimm genug wäre, sondern ganze Müllkübel voll Dreck über sie ausschüttet.
robertmichael
@ fritz, wieso sollte man hier in einem blog wo 90 % der leser vom fach sind mit klugscheissersprüchen wie “ein Profi hätte das besser gemacht weil erstens, zweitens und drittens�? kommentieren? der zug war abgefahren und jeder sah auf anhieb was da falsch gelaufen ist.
wenn ich an meinem auto versuche den motor zu reparieren und mir das ding dann um die ohren fliegt (kann ein motor das) zu nächsten werkstatt fahre und die situation erkläre wird der mechaniker (wenn auch hinter vorgehaltenen hand) über mich lachen. das ist keine typisches designer verhalten.
außerdem glaube ich nicht das man einen malwettbewerb der öffentlichkeitsarbeit für eine stadt leistet, nicht mit einem corporate design für eine stadt verwechseln sollte.
desweiteren kann ich heide und den fidius verstehen. in ihren augen und nach deren regeln ist dieser wettbewerb nunmal kein fairer wettbewerb. das zeichen “Fidius-zertifiziert�? dort draufzupappen würde ich auch nicht wollen. das wäre in etwas so als würde man einem kia einen mercedes stern verpassen.
aber der weg ist gemacht, wenn jemand meint das er mit den regeln konform ist kann er doch mitmachen. ich finds allerdings sehr schade das diese kruden bedingungen von CB nicht vorher (seitens CB) aufgefallen sind.
robertmichael
uff. die fehler könnt ihr behalten, habe feierabend. :)
Fritz
@53: Kannst du deinen zweiten Absatz bitte nochmal schreiben, so daß man ihn verstehen kann? Nach „Öffentlichkeitsarbeit“ fliege ich völlig aus der Spur, sowohl was Inhalt als auch was Grammatik angeht (was einander wohl bedingt).
HD Schellnack.
>Und *das* ist arrogant und überheblich
Sorry, aber nein. Wenn jeder Laie alles darf, ist das nicht demokratisch. Es ist völlig okay, wenn Papa Müller sein Fernseh-Stromkabel selbst repariert, aber beim Kraftwerk einer Stadt sollte DIY einfach aufhören, oder? Wenn eine Stadt wie Cottbus unter unsagbaren Bedingungen den eigenen Auftritt von Laien gestalten lässt und dann nicht nur das Ergebnis peinlich, sondern auch die Begründungen abenteuerlich sind, ist da leider nur noch für Spott Raum.
Es ist ein großer Fehler, Arroganz zu unterstellen, wenn es vielmehr um ein kollektives Leiden von Menschen geht, deren Geschäft Ästhetik und Funktionalität ist. Designer, die mit Herzblut dabei sind, reagieren eben allergisch auf miese Gestaltung. Und das ist auch okay so – geht nebenbei allen Profis in allen Segmenten so, wenn sie mit fünftklassigem Do-it-Yourself konfrontiert sind.
Schlecht gemacht ist NICHT Demokratie, sondern einfach nur schlecht gemacht. Und in Sachen Kommunikation, wo man ja nun mal – Watzlawik – nicht nicht kommunizieren kann, ist Kommunikation eben etwas, was man nicht Tante Liese überlassen sollte, wenn man Erfolg haben will.
Und dabei – über das Logo von Cottbus haben sich nicht nur hier die Profis aufgeregt, da ging auf den Seiten der Stadtzeitung ein regelrechter Scheißesturm über den Marketingleuten der Stadt nieder, weil die Bürger sich – zu Recht – veräppelt fühlten. Ist keineswegs so, dass sich nur ein paar «arrogante» Designer hier aufgeregt haben.
robertmichael
Wenn ich an meinem Auto versuche den Motor zu reparieren, mir der Motor dabei um die Ohren fliegt und ich dann das Auto zu nächsten Werkstatt schiebe und dort die Situation erkläre, wird der Mechaniker (wenn auch hinter vorgehaltenen Hand) ebenfalls über mich lachen. Ahnlich wie hier damals über das Cottbus-Logo abgelästert wurde. Ich denke das ist keine typisches Designerverhalten, es liegt einfach in der Natur des Menschen. Darum besteht unser Beruf auch aus 50% Beratung.
Außerdem glaube ich nicht, dass man einen Malwettbewerb, der Öffentlichkeitsarbeit für eine Stadt leistet soll, mit einem Corporate Design verwechseln sollte.
robertmichael
der hd kann es einfach besser als ich. :D
genau so meinte ich das!
Martin M.
@HD: Wer Sicherheitsfragen mit ästhetischen Fragen verwechselt, sollte nochmal in sich gehen.
Jürgen
Cottbus war kein Designproblem, sondern ein Ausschreibungs-, ein Transparenz- und ein Juryproblem. Code ist da ganz anders aufgestellt.
Philipp
@martin m.
genau von dieser (deiner) art der nicht vorhandenen wertschätzung spreche ich. und wie auch schon erwähnt geht es eben nicht nur um ästhetische belange.
was sind sicherheitsfragen?
HD Schellnack.
Martin – ich gehe gern in mich, aber was für Sicherheitsfragen?
Ich weiß, Designer tun sich schwer damit, zu akzeptieren, dass EINE ihrer Rollen – und die Idee ist nicht von mir, sie stammt von Michael Bierut – eine Art Tor/Gralshüter des Guten Geschmackes zu sein. Wir tun uns alle kollektiv (und gerade in Deutschland) schwer mit einer Vorschrift in Sachen Geschmack – aber tatsächlich ist doch ein elementarer Teil unseres Jobs, immer wieder zu sagen: «Nein, das geht so echt gar nicht.» Oder es zumindestens zu versuchen.
HD Schellnack.
Und Martin, merkst du wie hauchdünn der Unterschied zwischen sachlichem Diskurs und persönlichem Diss ist (nicht böse gemeint, ist mir auch schon passiert, es ist eben gerade online eine dünne Barriere)?
Es wäre doch viel schöner gewesen, statt zwei Zeilen Angriff zu schreiben, in zehn oder zwanzig Zeilen zu ERKLÄREN, was zu meinst und wo ich falsch liege? Mich würde nämlich auch interessieren, was du mit «Sicherheitsfragen» meinst.
andererjürgen
@fritz: Ich muss ebenfalls widersprechen: Die Häme und der Spott die über den Cottbus Wettbewerb und das Ergebnis ausgeschüttet wurden waren nichts anderes als verdient. Neben der zur Schau getragenen Missachtung kann man die Schau von einer anderen Seite sehen: Auch so ein Wettbewerb kostet Geld, da wäre das Preisgeld, die investierten Arbeitsstunden der Jury (sofern diese in öffentlichen Ämtern sitzen), die Arbeitsstunden der MA die den Kram organisieren dürfen und nicht zuletzt, wenn auch kaum messbar, die Arbeitsstunden der Teilnehmer – alles in allem kommt da eine irrsinnige Summe zusammen die in keinerlei Verhältnis zum Ergebnis steht. Und da ein Großteil dieser Summe aus öffentlichen Mitteln, sprich Steuergeldern finanziert wird, darf, nein muss, man sich über so einen Wahnsinn echauffieren!
Wettbewerbe sind eben viel zu oft völlig ineffektiv – und die oft verfolgte Taktik das Preisgeld so niedrig zu halten um das ganze finanziell moderat zu halten ist für Profis eben nicht akzeptabel (Was in der Folge aber zu nicht professionellen Ergebnissen führen muss!)
HD Schellnack.
Ich verstehe auch diese Wettbewerb-Mania nicht. Design ist kein Fussballmatch. Man kann es nicht oft genug sagen: Pitch, Wettbewerb, Crowdsource, wie auch immer man es nennt… all das untergräbt effektiv das,worum es in Design geht: Kommunikation zwischen Partnern.
DSDS mag eine lustige Fernsehsendung sein, keine Ahnung, aber da kommen keine effektiven Popstars raus. Wieso sollte es bei einem Design-Wettbewerb so anders sein?
André
Daumen hoch! Schöner Vergleich…
BigWhoop
Wettbewerbe wie Cottbus KÖNNEN gar nicht effektiv sein und ein passendes Ergebnis hervorbringen.
Sofern tatsächlich etwas verwendbares entsteht, ist es ein Zufallsprodukt. Der enge und vertrauensvolle Dialog zwischen den Auftragsparteien ist unerlässlich und ein Schwerpunkt in der professionellen Gestaltung von Kommunikation.
Keine Diskussion über das Problem, das Ziel und der Weg dahin = keine passenden Resultate.
Das man nicht mit jedem Teilnehmer einzeln ein Briefing macht, zzgl. der Gespräche zu Zwischenergebnissen ist verständlich.
Insofern BETRÜGEN SICH ALLE TEILNEHMENDEN SELBST. Zum einen der Gestalter, in der Wahrnehmung ein passendes Ergebnis entsprechend der Auschreibung (Die in sich schon nicht vollständig und damit schlüssig sein kann) gemacht zu haben, wie auch der Auslober in der Erwartung ein funktionierendes Konzept unter Minimalinvestition zu erhalten. Es ist kurzsichtig und Verschwendung von Energie in allen Bereichen.
CODE ist allerdings mal ein besonders unerfreuliches Beispiel. Wer sich mit Create Berlin, seiner Darstellung und Struktur beschäftigt, könnte wie ich den Eindruck gewinnen, dass es sich dabei eher um einen überkandidelten Werbering handelt, der eher wirtschaftliche Interessen und die Imagepflege (erhöhen des eigenen Marktwertes?) seiner Mitglieder verfolgt als eine an der Lebenswirklichkeit orientierten Interessenvertretung.
Christian
Mist. So langsam brauche ich wohl neue Initialen…
Raban Ruddigkeit
hallo bigwhoop, hallo alle,
gestern habe ich lange darüber nachgedacht, worum es bei den threads zu code eigentlich geht. alle vier – und dieser aktuelle eintrag bestätigt das nur – landen am ende auf einem einzigen thema: der wertschätzung von (grafik)design.
ein für jeden sehr wichtiges thema.
deshalb möchte ich einen vorschlag machen; wie wäre es, wenn du und natürlich alle anderen, die sich hier dafür interessieren, mal einen abend gemeinsam mit uns gestalten. wir haben eine reihe, die heißt create input und ist möglicherweise ein guter rahmen, ideen einzubringen, sich auszutauschen und sich konstruktiv zu streiten. so `ne art life-blog.
wir wollen gerne dazulernen, denn wir glauben, dass die zeit für design gerade erst beginnt.
Oliver Adam
@ Raban
Super Idee. Ich bin dabei.
BigWhoop
Hallo Raban Ruddigkeit,
vielen Dank für deine Einladung. Leider kann ich mich nicht so einfach in den Flieger setzen und in Berlin aufschlagen, zumindest nicht zeitnah. Was ich an der ganzen Diskussion vermisse ist ein Zeichen von CB sich auch selbstkritisch mit dem Thema „Wertschätzung von Design“ auseinanderzusetzen. Gelegenheiten dafür gab es mehr als reichlich.
Welche Position vertritt Create Berlin denn zu dem Thema Wertschätzung am Beispiel von Code?
Raban Ruddigkeit
zuallererst. ich spreche natürlich nur für mich, denn ich bin nur ein hundertstel von create berlin.
create berlin wurde vor drei jahren gegründet, befindet sich also quasi noch in den kinderschuhen. im moment sind wir ungefähr 1oo mitglieder. und ja, es geht darum, den mitgliedern ein podium zu verschaffen, in dem sie ihre arbeit überregional und mittlerweile auch international vorstellen können. das macht aus zwei gründen sinn; erstens besteht die berliner kreativwirtschaft nur aus wenigen großen organisationen und ansonsten aus vielen sehr kleinen büros, denen eine solche organisation sehr helfen kann. wenn du dir anschaust, wer bisher um die welt geschickt wurde sind es sogar weniger die big player als die newcomer …
ein zweiter und sehr wesentlicher grund ist folgender; das thema kreativwirtschaft wird für politik, medien und irgendwann auch konsumenten gerade erst relevant (ich erinnere mich in diesem zusammenhang gern an den vorspann von stefan sagmeisters buch). und die schauen weniger nach einzelnen sparten, als nach der gesamten angebotspalette von product-, foto-, fashion- und auch grafikdesign.
und cb ist der einzige verein, der in meinen augen eine zeitgemäße interdisziplinäre struktur hat, die im moment sogar so aussieht, dass grafiker relativ unterrepräsentiert sind. das ändern wir auch grade und laden hiermit schon mal jeden berliner ein, sehr gern mitglied zu werden.
und da der verein fast ausschließlich aus kreativen besteht, die die projekte selber wuppen, ist das hier unsere erste idee im bereich grafik, die in die öffentlichkeit marschiert. und man kann nur betonen, dass es dabei überhaupt nicht unser interesse ist, werte infrage zu stellen. natürlich ist das gegenteil der fall (behauptet der angeklagte).
und dabei wollten wir bewußt nicht nur mitglieder einladen, sondern alle, die lust darauf haben. dabei waren wir vielleicht ein bisschen zu vorschnell und wie ich glaube im wording ungenau. denn eigentlich geht es weniger um eine knallharte competition, als vielmehr um eine olympiade.
schon in unseren nächsten projekten werden wir aus diesen erfahrungen gelernt haben. im korridor zu diesem thread hab ich erwähnt, dass uns die fehler bewußt sind. und wir geändert haben, was wir verändern wollten und konnten.
aber, und auch da wiederhole ich mich gern, der einzige raum, in dem wir unser öffentliches bild ändern können ist die öffentlichkeit selbst.
Sabine Zentek, 1. Vorsitzende von FIDIUS
FIDIUS hat vor wenigen Tagen Create Berlin eine ausführliche Stellungnahme zum aktuellen Plakatwettbewerb zukommen lassen. Wir haben darin im Einzelnen erklärt, aus welchen Gründen die Ausschreibung noch immer mit Mängeln behaftet ist. Die Preisgelder sind zu niedrig, weil es sich aufgrund der Sponsorenplakate durchaus um einen kommerziellen Wettbewerb handelt. Zudem besteht die Jury überwiegend nicht aus neutralen Personen, sondern solchen, die an der Durchführung des Wettbewerbs beteiligt sind oder sogar zu den Sponsoren gehören. D.h. Sponsoren sollen selbst darüber entscheiden können, auf welchen Plakatentwürfen sie ihre Logos setzen und punktuell weltweit Werbung betreiben dürfen. Schließlich ist die Teilnahme nicht kostenlos, sondern kostenpflichtig: denn die für Berlin und weitere UNESCO-Städte ausgewählten Motive müssen die jeweiligen Plakate selbst finanzieren, unabhängig davon, ob sie zu den „Gewinnern“ gehören oder nicht.
FIDIUS wird bis heute von Gestaltern kontaktiert, welche die Ausschreibung für unfair halten und um Unterstützung bitten.
FIDIUS bat Fontblog darum, die ausführliche Stellungnahme zu veröffentlichen. Wir weisen darauf hin, dass unsere Erklärungen mittlerweile auf unserer eigenen Homepage ww.fidius-online.de zu finden sind.
FIDIUS hofft nach wie vor, dass Create Berlin die Konditionen anpassen wird und die Sponsoren dazu bewegen kann, die Preisgelder auf ein dem Werbezweck entsprechendes Niveau zu heben.