Hans Hillmann 1925 – 2014
Der deutsche Grafiker, Illustrator und Designer Hans Georg Hillmann verstarb am vergangenen Sonntag in Frankfurt am Main. Hillmann prägte ab den 1950er-Jahren das moderne Filmplakat in Deutschland, zeichnete für die Kultzeitschrift »twen«, das Kulturmagazin »TransAtlantik« sowie für die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« und hinterließ auch in einer rund 30-jährigen Lehrtätigkeit nachhaltige Spuren im bundesdeutschen Grafikdesign.
Geboren wurde Hans Hillmann am 25. Oktober 1925 im schlesischen Nieder-Mois. Bereits zu Schulzeiten begann er mit dem Zeichnen, konnte sein Talent jedoch erst nach Kriegseinsatz und Gefangenschaft ausbauen. Zwischen 1948 und 1953 studierte er an der Staatlichen Werkakademie in Kassel. Prof. Hans Leistikow, einer der Designpioniere aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wurde hier zu seinem Lehrer und Mentor.
Noch während seines Studiums wurde Hillmann von dem Filmliebhaber Walter Kirchner angesprochen, der mit einem neugegründeten Filmverleih Neue Filmkunst das anspruchsvolle Kino ins Nachkriegsdeutschland holte. Einige Jahre später erhielt er den Gesamtauftrag für alle Filmplakate des Unternehmens, das Filme von Buñuel, Godard, Eisenstein, Kurosawa und Bergman im Programm hatte. Nach und nach entwickelte er eine neue visuelle Sprache, die mit den Konventionen der traditionellen Gestaltung brach, und die neue Standards in Typografie und Bildästhetik setzte. Seine Arbeiten gingen in Ausstellungen und Publikationen bereits damals um die ganze Welt. Bis in die 1970er-Jahre war Hillmann für Walter Kirchner tätig und gestaltete in seinem Auftrag mehrere hundert Filmplakate. Seine besten Arbeiten, darunter das Plakat zu „Panzerkreuzer Potemkin“, gehören heute zum Kanon der internationalen Designgeschichte und befinden sich u.a. in der Sammlung des Museum of Modern Art in New York.
Als sein Lehrer Hans Leistikow Ende der 1950er Jahre erkrankte, übernahm Hillmann die Lehre an der Kasseler Akademie, und erhielt dort 1961 eine Professur. Das führende Werbemedium Plakat wurde zum zentralen Thema seiner Lehrtätigkeit. Gemeinsam mit seinen Schülern prägte er den Ruf der »Kasseler Plakatschule« weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Bis zu seiner Emeritierung 1989 lehrte Hillmann in Kassel und beeinflusste mit seiner Ausbildung mehrere Generationen deutscher Gestalter.
Bereits Mitte der 1960er-Jahre hatte sich Hans Hillmann einen weltweiten Ruf als wegweisender Plakatgestalter erreicht. Neben seinen Filmplakaten trug u. a. sein formal reduziertes Plakat für die »Kieler Woche 1964« zu diesem Ansehen bei. Eine Arbeit, die bis heute zu den wichtigen grafischen Werken des 20. Jahrhunderts zählt. Parallel war Hillmann aber auch stets als Illustrator tätig. So steuerte er zahlreiche Bildbeiträge zum legendären Jugendmagazin twen bei, das zwischen 1959 und 1971 erschien und später auch für die ab 1980 (von Hans Magnus Enzensberger und Gaston Salvatore) herausgegebene Zeitschrift TransAtlantik.
Ab den späten 1970er-Jahren arbeitete er an einer grafischen Umsetzung des Dashiell-Hammett-Krimis »Fliegenpapier«, bei der die Handlung durch einen illustrativen Hyperrealismus, die Bewegung der Figuren betonend, bebildert wurde. Mit diesem neuartigen »filmischen« Illustrationsstil setzte Hillmann bei der Veröffentlichung 1982 erneut einen Meilenstein, und wurde in den folgenden Jahren zu einem der gefragtesten deutschen Illustratoren. Zu seinen Auftraggebern gehörten u.a. das Magazin der Frankfurter Allgemeine Zeitung, sowie zahlreiche Verlage aus dem In- und Ausland. Für den Rowohlt Verlag entwarf Hillmann beispielsweise die Umschläge für die deutschen Ausgaben der Romane des Schriftstellers John Updike.
Zwischen 1968 und 2003 entschied Hillmann als ständiges Jurymitglied im Kunstbeirat der Deutschen Bundespost über das Aussehen deutscher Briefmarken mit. 1994 wurde er zum Ehrenmitglied des Art Directors Club Deutschland ernannt. Bereits seit 1961 gehörte er der Alliance Graphique Internationale an, der renommierten Vereinigung von Grafik- und Kommunikationsdesignern.
In den vergangenen Jahren wurde Hillmanns Schaffen in zahlreichen goßen Einzelausstellungen gewürdigt, u. a. im Klingspor-Museum Offenbach (2005), im Deutschen Filmmuseum Frankfurt am Main (2007) und zuletzt im Folkwang-Museum Essen (2013). Seine Aquarelle und Zeichnungen wurden über viele Jahre in der Galerie Streitenfeld in Oberursel ausgestellt. Die Galerie mit Schwerpunkt auf Zeichnung, Illustration und Comic-Kunst widmete Hillmann mehrfach eigene Ausstellungen und vertritt sein Werk bis heute auf dem Kunstmarkt. Bis zuletzt war Hans Hillmann ein begeisterter Illustrator, der noch täglich zum Zeichenstift griff.
Er starb am 04. Mai 2014 im Alter von 88 Jahren in Frankfurt am Main.
7 Kommentare
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Wilhelm Opatz
Edelmann, Hillmann – die großen Männer gehen…
andi kissel
Das Plakat der Kieler Woche ist großartig!!!
Gerd Wippich
Bei Hans Hillmann habe ich in den 80er Jahren studiert. Er war sehr gut im konzeptionellen Denken und hat es vermocht, diese Arbeitsweise seinen Studierenden weiterzugeben. Dafür bedanke ich mich. Ruhe er in Frieden.
Ulrike Vater
Auch ich habe bei Hans Hillmann studiert.
Ein wegweisender Gestalter und beeindruckender Mensch hat uns verlassen.
Christoph Hochhäusler
Danke für die Würdigung. Sehr traurig.
Vielleicht von Interesse:
Ein Interview, das ich 2007 mit Hillmann gemacht habe und in dem er einige seiner wichtigsten Filmplakate kommentiert:
http://revolver-film.blogspot.de/2014/05/hans-hillmann-1925-2014.html
Ein Text von mir (für den Comic-Schwerpunkt der Neuen Rundschau 3/12) über Hillmanns „Fliegenpapier”:
http://parallelfilm.blogspot.de/2014/05/in-der-lucke.html
kurt bubi ziegler
ich bin traurig – er bleibt mir im herzen…
Norbert Egdorf
… Danke, Hans.