»Grafikdesigner verdienen so wenig wie nie zuvor!«

Eine Gegenrede von Johannes Erler, Factor Design, Hamburg

johannes_erler_neuDie Veröffentlichung angeb­li­cher Gehaltsstrukturen im Grafik-Design – zunächst durch den Stern und in der Folge (aller­dings ohne den Hinweis, dass der Stern-Durchschnittswert auf Basis von weniger als 25 Befragten zustande kam) durch Welt kompakt und Welt mobil – hat für Wirbel gesorgt und bedarf der drin­genden Korrektur.

Die veröf­fent­lichte Tabelle (vgl. Fontblog: Gehaltscheck – Grafikdesigner sind heute Spitzenverdiener) geht voll­kommen an der Realität vorbei und wirft ein falsches, schä­di­gendes Licht auf unseren Berufsstand. In Wirklichkeit ist im Grafik-Design schon lange nicht mehr so wenig verdient worden, wie heute. Und nie waren die Perspektiven, dass sich dies in Zukunft deut­lich bessern könnte, schlechter.

Als Inhaber eines seit vielen Jahren im Prinzip erfolg­rei­chen und ange­se­henen Designunternehmens kann ich zunächst einmal fest­stellen, dass die Honorare seit etwa 10 Jahren mehr oder weniger stagnieren und durch die Inflation sogar deut­lich rück­läufig sind (geht man von 2 % Inflation aus, summiert sich dies folg­lich auf etwa 20 % Honorarrückgang).

Die anhal­tende Krise hat zudem bewirkt, dass Kunden im vergan­genen Jahr Reduzierungen von bereits verhan­delten Honoraren gefor­dert haben und oft auch durch­setzen konnten. Zum Beispiel hat fast die gesamte, stark von der Anzeigenkrise betrof­fene Medienbranche (also z. B. die Verlage von Stern und Welt) schon Ende 2008 pauschal verord­nete 10 % Honorarkürzung durch­setzen können. Die Angst vor der damals erst aufkom­menden, bedroh­li­chen Wirtschaftskrise spielte den Verlagen in die Karten.

Das abge­lau­fene Geschäftsjahr hat unser Unternehmen mit einem Umsatzrückgang von fast 25 % beendet. Für die im Corporate Design tätigen Designbüros scheint dies eini­ger­maßen normal zu sein. Andere Berufszweige (z. B. das Packaging) sind angeb­lich nicht in diesem Maße betroffen und haben dennoch ordent­lich rudern müssen.

Durch Kurzarbeit und Kostenersparnis an anderen Stellen haben wir diesen Verlust zum Glück auffangen können. Wir been­deten das Jahr mit einer schwarzen Null. Und darüber bin ich zunächst einmal froh, vor allem deshalb, weil wir die Lage perspek­ti­visch im Griff haben. Und auch, weil die Stimmung in unserem Büro nach wie vor gut ist und die Leute gern bei uns arbeiten.

Trotzdem, und darum soll es hier gehen, kann man sich viel­leicht vorstellen, dass unter diesen Umständen Gehaltserhöhungen allen­falls äußerst moderat und eher symbo­lisch ausfallen können. Was mich wiederum zu dem Schluss bringt, dass unsere Gehaltsstruktur grund­sätz­lich den Umständen entspre­chen ange­messen und realis­tisch zu sein scheint.

In meinem Büro werden Gehälter für Designer zwischen 2.200 Euro (für Berufseinsteiger, die nach Beendigung des Studiums in der Regel noch einiges dazu­lernen müssen, um im Designalltag bestehen zu können) und 4.500 Euro (für verdiente, selbst­stän­dige Kräfte mit einigen Jahren Berufserfahrung) bezahlt. Der Schnitt liegt wohl bei etwa 3.200 Euro.

Die meisten unserer Mitarbeiter sind nicht länger als 5 bis 6 Jahre bei uns. Viele wech­seln irgend­wann das Büro, einige machen sich selbst­ständig. Ich würde sagen, dass bei uns eine normale Fluktuation herrscht.

Ob die Selbstständigkeit ein höheres Einkommen garan­tiert, wage ich zu bezwei­feln. Ein bereits relativ hoher Tagessatz von 400 Euro für einen guten, erfah­renen Freien würde, auf 20 Arbeitstage hoch gerechnet, span­nende 8.000 Euro ergeben. Doch derart durch­ge­bucht ist kaum jemand, freie Tage durch Urlaub oder Krankheit sind nicht bezahlt und es gehen hohe Kosten für Geräte, Hard- und Software und manchmal Raum- oder Platzmiete ab. Unterm Strich verdient ein Freier nicht mehr, als ein eini­ger­maßen gut bezahlter Fester, hat jedoch ein wesent­lich höheres Risiko zu tragen.

Dass in anderen Büros nicht wesent­lich mehr verdient wird, weiß ich übri­gens auch (wobei ältere, kompe­tente Designer auf großen Etats und in großen Agenturen sicher­lich höhere Einkommen erzielen. Aber so viele gibt es davon unterm Strich nicht).

Freuen kann sich, wer einen alten Anstellungsvertrag in einem großen Verlagshaus besitzt, der also aus einer Zeit stammt, als die Werbegelder noch üppig flossen. Aber diese Zeiten sind vorbei und kaum eine Designleistungen benö­ti­gende Branche entlässt heute drama­ti­scher, als die Printmedien.

Wenn nun aber die erzielten Honorare die Kosten so gerade eben deckeln und ich – und das betone ich ausdrück­lich – eigent­lich der Meinung bin und den Wunsch habe, höhere Gehälter zu zahlen, weil die Qualität der Arbeit und der Einsatz, durch den diese Arbeit zustande kommt, mehr wert sind, dann stimmt etwas ganz grund­sätz­lich nicht. Und zwar mit den Honoraren.

Es stimmt was nicht, mit den Honoraren

Die nämlich stehen den erbrachten Leistungen schon lange nicht mehr ange­messen gegen­über und sind teil­weise – ganz ohne Not – regel­recht beschä­mend. Womit wir  – mal wieder –  bei der gene­rellen (Vermittlungs)krise unseres gesamten Berufsstandes wären.

In der Zeitschrift »Wirtschaftswoche« wurde vor einigen Wochen und anläss­lich des red dot-awards der geschätzte Kollege Jochen Rädeker (Strichpunkt) zitiert, der eine der momentan übli­chen, unse­riösen Jobanfragen eines mittel­stän­di­schen Unternehmens vortrug (Pitch / lächer­liche Honorare / hane­bü­chene Vorstellungen vom Jobverlauf … er lehnte ab). Das jedoch ist die Realität, der wir uns zu stellen haben, und es werden garan­tiert ausrei­chend andere für Strichpunkt einge­sprungen sein.

Justus Oehler (Pentagram Berlin) wurde im glei­chen Artikel mit der Aussage zitiert, dass es eben einfach zu viele schlechte Designer gäbe, die den Markt und die Preise kaputt machen. Da ist leider auch was dran.

Und so befindet sich das deut­sche Grafik Design eingangs des Jahres 2010 in der ziem­lich bedau­er­li­chen Zwickmühle, zwischen Wirtschaftskrise, Misshandlung des Designbegriffes durch jeden, der einen Computer bedienen kann, und Unwissen über Nutzen, aber eben auch Kosten von Designleistungen auf Kundenseite. Und da nützt es am Ende herz­lich wenig, wenn vieler­orts jubi­liert wird, dass die Designbranche wächst und angeb­lich heute niemand mehr ohne Design auskommt. Denn welche Art von Design da gemeint ist, lässt sich kaum sagen, weil der Begriff dermaßen schwammig geworden ist, dass er den seriösen Designern am Ende eher schadet, als hilft.

Es wird voraus­sicht­lich Jahre dauern, bis dieses Bild korri­giert ist. Und Artikel, wie in Stern und Welt werfen das Design erneut zurück, weil sie ein Klischee bestä­tigen, das so längst nicht mehr stimmt. Dafür gehören den Redakteuren dieser Blätter die Ohren lang gezogen.

Letztlich helfen uns am Ende nur die sorg­fäl­tige Dokumentation erbrachter Qualitätsleistungen und der Wille und Mut, diese Leistungen öffent­lich zu machen. Einzelkämpfertum nützt wenig, weil die Möglichkeiten des einzelnen, sich gegen beauf­tra­gende Unternehmen ange­messen durch­zu­setzen, eher gering sind. Statt dessen würde eine Bündelung der Kräfte  – in Büros (viel­leicht sogar mit ganz anderen Hierarchiemodellen, als heute üblich) und im Zusammenspiel der vielen guten Büros – mehr bewirken. Es wird drin­gend Zeit, dies zu orga­ni­sieren. Es tut sich jedoch auch was.

Pitches gehören abge­schafft, der Nutzen von Design muss besser heraus­ge­ar­beitet werden, die Ausbildung muss besser werden (hier gilt es sich persön­lich zu enga­gieren!). Und nicht zuletzt müssen wir selbst es orga­ni­sieren, dass jeder poten­ti­elle Kunde zunächst einmal kompe­tent an die Hand genommen wird. Verständnis zu schaffen ist nämlich die beste Grundlage einer guten Beziehung.

Die Stern-Zahlen sind eine schöne Vision und hoffent­lich keine Utopie. Der Weg dorthin ist lang.


159 Kommentare

  1. raban ruddigkeit

    so siehts aus! danke ®

  2. Christian

    Danke Johannes für deine offenen Worte und deinen Einblick in die Gehaltsstruktur bei euch.

    Ich vermute, dass Aufklärung von Nachwuchs und Auftraggebern gut ist, aber auf Dauer nicht kompen­sieren kann, dass einfach mehr Leute Design machen wollen als der Markt hergibt und daher die Preise gedrückt werden können. Design ist beliebt, da inter­dis­zi­plinär, kreativ und freigeistig.

    Die Hochschulen igno­rieren aber seit langem die kauf­män­ni­sche Ausbildung (Die FH Essen sei hier lobend ausge­klam­mert) und entlassen ökono­mi­sche Analphabeten ins Berufsleben. Designer müssen wissen, zu welchem Preis sie anbieten können, um Honorare zu recht­fer­tigen, von denen sie leben können.

  3. Vince

    Top! Vielen Dank für einen sehr ehrli­chen Artikel … den stern-Artikel konnte ich nicht ganz nach­voll­ziehen. War ich doch auch selbst­ständig und bin nun glück­li­cher fest­an­ge­stellter Grafiker.

  4. Marcel

    Falsche Informationen auf Basis nicht aussa­ge­kräf­tiger Befragungen in die weite Welt hinaus zu schreien habe ich mal wieder richtig gerne. Gut gemacht, lieber Qualitätsjournalismus.

    Aber vielen Dank an Herrn Erler für diese ausho­lende Gegendarstellung – viel­leicht wird Qualität ja bald wieder mehr geschätzt und hono­riert – in allen Bereichen unseres Lebens.

  5. TM

    Ich fange auch mehr und mehr an die Verantwortung wahr zu nehmen, schlucke das, was die Vordenker sagen, und prak­ti­ziere das Einhalten hoher Qualitätsstandards, beruf­lich wie privat.

    Das Problem liegt scheinbar in Deutschland und dem ganz normalen Billig-Angebot der Kaufhallen. Ein Zeitgeist verpestet unser Land.

    Honorare sind genau so wichtig wie ein Qualitätsstandard der inter­na­tional aner­kannt ist. Aber wenn Mitglieder, die sich der Branche dazu­ge­hörig fühlen wollen, nicht mitziehen, beim Einhalten der Qualitätsstandards UND! Honorarstandards, werden auch unsere Auftraggeber immer mürri­scher hohe Honorare zu zahlen. Härte, Werte und Vertrauen müssen wir Grafik-Designer uns aneignen. Einen Glauben, einen Zusammenhalt und das Streben nach dem Guten, dem Besseren, soll uns verbinden.

    Damit, und nur mit diesem Zusammenhalt, dieser Einigkeit, können wir den falschen Vorstellungen der Auftraggeber Einhalt gebieten.

    Den Mann aus dem Volke, den Konsumenten, können wir nicht nach seiner Meinung über Design fragen, der guckt auch Fernsehen, soll heißen, er frisst was ihm vorge­setzt wird.

    Aber je mehr man darüber nach­denkt, desto größer wird das Bild eines Teufelskreises, dessen Aufhalten unmög­lich erscheint.

  6. Juli Gudehus

    Gut gebrüllt, Löwe!

  7. Alba

    Vielen Dank, Herr Erler, für diesen Artikel.

    Genau so sieht es aus. Zu jedem einzelnen Punkt kann und muss ich inner­lich nicken.
    Nach einer Anstellung und jetz­tiger Selbstständigkeit kenne ich beide Seiten.

    Ich denke jeder Einzelne von uns, muss sich da auch an der eigenen Nase packen und manchmal einfach „Nein“ sagen.

    Nein zu Dumpinglöhnen, nein zu Pitches mit lächer­li­chen Bedingungen, nein zu vorge­scho­benen Argumenten, warum ein Auftrag jetzt so in dieser Höhe doch nicht entlohnt werden kann.

    Hier und da ein klares „Nein“ zu bestimmten Aufträgen – auch wenn es manchmal weh tut.

  8. Oliver Schuh

    Herzlichen Dank, Herr Erler,
    für diesen trans­pa­renten und fundierten Beitrag. Die Befürchtung liegt nahe, daß durch solch verzerrten Statistiken viel­leicht ein noch größerer Run auf die Designbranche besteht.

    Sehr gut und ziel­ge­richtet finde ich Ihre Zusammenfassung und Ausblicke am Ende Ihres Beitrages. Was die Bündelung von Stärken anbe­langt, wir arbeiten daran: http://​blog​.diege​brauchs​gra​fiker​.net/​2​0​0​9​/​1​1​/​s​t​a​e​r​k​e​n​-​v​e​r​b​u​e​n​d​e​ln/

    Aus meiner Sicht erheben viel zu wenige verdiente Designer/Kreative Ihre Stimme und klären sach­lich auf. Hier gilt es mehr Transparenz zu schaffen und Rückgrat zu haben. Einfach nur im Jedemann-Chor den Dumping-Blues anzu­stimmen bringt nichts.

    Also gerne mehr davon!

    Vom verschneiten Elbstrand
    Oliver Schuh | agd | die gebrauchsgrafiker

  9. Philipp Schilling

    Design ist eine Investition in den unter­neh­me­ri­schen Erfolg. Wer mehr inves­tiert wird in der Regel mehr Erfolg haben.

    Wer sich als Design-Dienstleister unter Wert verkauft, ist nicht nur selbst schuld sondern sollte sich bewusst machen, dass er an dem Ast sägt, auf dem er sitzt.

  10. Michael Hochleitner

    Kam gerade recht­zeitig, bevor ich mich vom Dach gestürzt hätte!

  11. till1

    sehr schön geschrieben.

    wer hat möglich­keiten und kontakte, diese gegen­dar­stel­lung in einem ähnlich publi­kums­wirk­samen medium zu veröffentlichen?

    wir font­blog­leser sind uns der berufs­rea­lität ja bewusst.

  12. Thierry

    Ervin Goffman schreibt in seinem Buch «Wir alle spielen Theater» von 1959 über die Zwickmühle von Dienstleistungsbetrieben in Bezug auf die Sichtbarmachung eines fairen Honorars:

    Ebenso kann es den Inhabern von Dienstleistungsbetrieben schwer­fallen, das, was wirk­lich für den Kunden geschieht, wirkungs­voll vor Augen zu führen, weil der Kunde die laufenden Kosten der Dienstleistung nicht «sehen» kann. Leichenbestatter müssen deshalb sehr viel für ihre sicht­bare Leistung – einen Sarg, der in einen Sarkophag verwan­delt wird – verlangen, weil zahl­reiche andere Unkosten bei der Durchführung einer Beerdigung nicht so sichtbar gemacht werden können. Auch Kaufleute müssen hohe Preise für Gegenstände verlangen, die teuer aussehen, um Unkosten, die der Kunde nicht sieht, wie Versicherung, Umsatzstockungen und derglei­chen, auszugleichen.

    Und er hat recht. Was lernen wir daraus?

  13. Julius

    Ein ganz großer Punkt ist einfach, dass gutes Design nicht auf Anhieb von schlech­terem Design unter­schieden werden kann. Zumindest nicht vom Laien.

    Kennen wir nicht alle das Gefühl, ein bestimmtes Produkt nicht kaufen zu wollen, weil die Verpackung schlampig gestaltet ist? Dass wir uns in der Stadt vor den Kopf schlagen und und fragen, welcher Praktikant denn dieses oder jenes Plakat gestaltet hat?

    Dummerweise ist das eine Berufskrankheit. Niemand sonst sieht soetwas, bzw. niemanden stört soetwas.

    Und genau solche Menschen, jene die es nicht stört, wenn etwas nicht passt oder nicht „rund“ ist, sitzen in den Positionen in denen die Honorare verhan­delt werden.

    Geiz ist geil! Warum 5000 Euro zahlen, wenn man die Leistung auch für 2000 Euro einkaufen kann? Warum in einer vernünf­tigen Druckerei drucken, wenn man seine Flyer oder Visitenkarten im Internet für die Hälfte des Geldes bekommt?

    Die Entscheidung für das vermeid­lich billi­gere Angebot geht oft nach hinten los. Die Qualität der Weiterverarbeitung ist bescheiden, der Schriftsatz grottig und die Farben stimmen auch nicht, weil Powerpoint nun mal kein Color-Management kann.

    Dummerweise reicht vielen Entscheidern das, was sie für Ihr Geld gelie­fert bekommen aus. Klar, es ist nicht optimal, aber immerhin wurde Geld gespart. Und das ist ja allso wichtig in der heutigen Zeit.

    Es ist schön einfach sich GrafikDesigner oder $irgendwasMitWerbung zu nennen. Die Leute geben einem Geld, damit man auf einem Computer herum­klickt und irgendwie Bilder, Wörter, gewürzt mit Fonts und Grafiken zu einem Ganzen mischt und es dem Kunden dann als heiligen Gral verkauft.

    Aber machen wir uns mal nix vor. Es gibt ange­se­hene Agenturen die verkaufen Ihren Kunden goldenen Müll. Ich habe von Kunden Dinge bekommen, die sie von ange­se­henen Agenturen (keine Namen) für viel Geld gekauft haben, die man besten­falls Entwürfe nennen könnte.

    Warum sollte ein Kunde, der bereits von reno­mierten Agenturen enttäuscht/verarscht wurde, viel Geld ausgeben, wenn er selbst schwer beur­teilen kann, ob er verarscht wurde oder nicht? Dann doch lieber gleich zum Studenten oder zum GrafikDesigner von nebenan der froh über den Job ist und es nicht all zu teuer macht.

    Macht euch keine Illusionen: Es wird immer beides geben. Angesehene Agenturen die ihre Kunden verar­schen, Kunden die sich schlechtes Design unter­schieben lassen, und solche die nicht bereit sind, für gutes Design zu zahlen. Und es wird immer jemanden geben, der es für weniger Geld macht.

    Ziel muss es sein, seine Kunden davon zu über­zeugen, wie wichtig gutes Design ist, und dass es sich lohnt, dafür Geld auszugeben.

    Werdet Design-Evangelisten. :)

  14. Oliver Schuh

    @Thierry
    Daraus lernen wir: Transparenz schafft Akzeptanz. ;-)

  15. Michael Jackson

    @Thierry – dass Leistung anderer nicht als Leistung wahr­ge­nommen wird.

  16. Schoschie

    Angesichts dieses Themas (danke für den inter­es­santen Artikel!) über­lege ich gerade, ob es nicht ein reiz­volles Web-Projekt wäre, von dem wir alle etwas hätten: eine »user-gene­rated content«-Sammlung von:

    – Argumenten gegen­über Auftraggebern (und Erinnerung an einen selbst): was ist denn über­haupt (noch einmal) der Nutzen von gutem Design? (Klar, wir wissen es alle, aber können wir es wirk­lich auf den Punkt formu­lieren, so dass es überzeugt?)

    – Tatsächlich gezahlten Honoraren. Also einem »Gehaltsspiegel«, der zeigt, wie die Realität für Designer wirk­lich aussieht. Müsste aufge­teilt sein nach Festangestellten (Monatslohn) und Selbständigen/Freiberuflern (Stundensätze etc.). Und vermut­lich anonym, da wir ja (leider) auch Konkurrenten sind, zumin­dest lokal.

    Wäre das nicht was? Wer macht mit?

  17. fabian

    @Christian

    Wer oder was ist die »FH Essen«?

  18. Oliver Adam

    Meiner Meinung nach der beste Artikel des letzten halben Jahres, bei dem nur ein für mich wich­tiger Aspekt fehlt. Beauftragende Unternehmen können nur deshalb »unver­schämt« auftreten, weil, wie Johannes schrieb, sich jeder irgendwie Designer nennen kann, wenn er einen Computer bedienen kann. Und weil, zwei­tens, immer noch keine seriöse Studie exis­tiert, die den Unternehmen den Vorteil von gutem Design beweist. Henning Krause bemüht sich darum, hat es jedoch mit verzwickten, behör­den­ar­tigen und laaa­ang­samen Politstrukuren zu tun.

    Daher meine Anregung: Lasst uns alle einen Fond gründen, in den so viele Büros, Agenturen und desi­g­ori­en­tierte Sponsoren wie möglich einzahlen, und damit die Studie selbst zeitnah finan­zieren. Was jetzt an Untersuchungen auf dem Markt ist, verdient den Name »Studie« keines­falls. Diese Studie muss zeigen, was gutes von schlechtem Design unter­scheidet und was gutes und schlechtes Design bewirken. Das Ergebnis nützt allen, weil die so unab­hängig-objektiv wie mögli­chen Ergebnisse bei jeder Akquise für jeden nütz­lich sind.

    Ohne eine solche Untersuchung wird Johannes Recht behalten, wenn er sagt: »Es wird voraus­sicht­lich Jahre dauern, bis dieses Bild korri­giert ist.« Wenn überhaupt …

  19. Christian

    @ fabian: ich meinte die FH Dortmund, Fachbereich Design. Danke für deinen Hinweis.

    @ Schoschie: Ich habe meine Zweifel, dass so eine Plattform anonym im Netz funk­tio­niert. Solche Informationen bespricht man lieber mit Leuten, die man kennt und dafür ist ein Netzwerk besser. Und man muss selber auch bereit sein, über Geld zu spre­chen, wie Johannes hier mutig vormacht.

  20. densen

    danke für den inter­es­santen beitrag!

  21. Thomas

    Vielen Dank für den inter­es­santen Beitrag. Eine Frage: Handelt es sich bei diesen Gehältern um Brutto oder Nettobeträge?

  22. Tanja

    Vielen Dank für Deine Worte!
    Ich hoffe sie finden Weg zu den rich­tigen Adressaten und machen auch in der Öffentlichkeit ihre Runde.

    *Applaus und Respekt*

  23. erik spiekermann

    Lieber Johannes: danke, dass du mir erspart hast, diesen artikel zu schreiben. Ich hätte inhalt­lich genauso argu­men­tiert und unsere situa­tion im letzten jahr ebenso beschrieben. Da nützt uns auch unser guter name nichts, wenn die auftrag­geber sich nicht einmal die mühe machen heraus­zu­finden, was man denn schon so geleistet hat. Sie schreiben einfach die büros an, die sie aus den rankings oder sonst­woher kennen. Und verlangen dann viel arbeit ohne sich vorher über­legt zu haben. was sie eigent­lich brauchen.

  24. Lars Monshausen

    herz­li­chen dank für die klar­stel­lung! das internet und die „sozialen netz­werke“ schaffen schonmal flink einen raum für gegen­dar­stel­lungen. hoffent­lich landen hier auch ein paar von den „entschei­dern“ und nicht nur kollegen. :) bon weekend!

  25. HD Schellnack.

    Johannes – großartig.
    Es ist natür­lich eine Kette. Wenn die Auftraggeber sparen, sinken auch die Honorare, egal ob für Freie oder Angestellte. Und da immer mehr Designer aus den Unis spru­deln, die den Wettbewerb anheizen, wird sich da mit etwas Pech nicht viel ändern an dieser Dynamik, die ja durchaus nach unten durch­tritt. Wer für 2000 Euro ein CD machen muss, wird keine Angestellten bezahlen und auch seine Schriften nicht legal kaufen, uswpp…

    >Pitches gehören abgeschafft
    Schon im Sinne des Kunden selbst, der von Pitches wie sie bisher statt­finden nicht profi­tiert, aber auch, weil es bei Wettbewerben zu viele Verlierer gibt, was uns dann selbst als Gewinner noch leid tut (und als Verlierer noch mehr :-D). Nur ist es zB im öffent­li­chen Sektor oft so, dass solche Ausschreibungen einfach vorge­schrieben sind.

    Und was Julius geschrieben hat, kann man weitest­ge­hend unter­schreiben. Große Agenturen können groß­ar­tige Sachen machen, aber passen beileibe nicht zu jedem Kunden.

    Wir sind hier im Grunde immer noch im Dschungel der Debatte vom letzten Sommer :-D. Und naiv wie ich bin, glaube ich immer noch, dass sich die Lage nicht ändert, solange die Branche als solches nicht sehr sehr viel geschlos­sener agiert und sich selbst als Industrie begreift und entspre­chend selbst regu­liert. Wo Uneinigkeit ist, bei vergleich­barer Leistung, stimmt eben die Balance zwischen Kunde und Dienstleistern (als ganzes) nicht.

    Ich sehe das ja zB auch bei Druckereipreisen (wo es sich langsam wieder norma­li­siert, finde ich, aber nach unten) und bei Photographen, wo durchaus jeweils gute freie Photographen in der glei­chen Stadt mal 700 und mal 7000/Tag verlangen. Und wo man selbst als Agentur solche Oszillation irgendwie spooky findet und eine gesün­dere Preismitte jenseits von Dumping und Luxuspreis gut fände.

  26. Andreas

    Lieber Johannes,
    vielen Dank für den gelun­genen Artikel.
    Alleine die Tatsache, dass Phänomene wie offen­sives Preisdumping, Crowdsourcing, Pitches, aber auch Agenturen, die Arbeiten umsonst anbieten, mitt­ler­weile an der Tagesordnung sind, zeigt, dass die von Stern und Welt veröf­fent­li­chen Gehaltstrukturen aus einer Zeit kommen müssen, in der eben diese Phänomene (noch) nicht exis­tent waren.

  27. Blotto

    Eigendlich sollte dieses Thema seinen Weg in die Wirtschaftsblogs und Wirtschaftsmagazine finden, damit auch die Auftraggeber eine Ahnung davon bekommen, was die Werbebranche gerade durch­macht. Wenn ich mit die Financial Times, Capital, Manager Magazin anschaue, scheinen die Führungskräfte nur ein Interesse zu haben: möglichst schnell ein paar hundert­tau­send Euro im Jahr in der Tasche zu haben und sich ’nen fetten Audi A8, BMW oder Mercedes zu kaufen … von dem Geld, das man bei der Werbung durch Erpressung und Ausbeutung ergau­nert hat.

    Wenn wir uns alle weiter mit Lohndumping abgeben kommen wir in Teufels Küche. Eigentlich sind wir es schon. 50 % Steuerabgaben in einem maroden System, das Gesundheitssystem wackelt, ein riesiger Schuldenberg wächst heran der nicht mehr abge­baut werden kann, Jobs wandern ins Ausland ab, die Armut nimmt hier­zu­lande stetig zu und die Einkommensschere geht weiter auseinander.

    Unsere Wirtschaft wird zusam­men­bre­chen, wenn es so weiter geht. Schon traurig, ein Bekannter von mir verdient in einer Sicherheitsfirma für Überwachungsanlagen sehr gut und eine Mediengestalterin muss beim Lidl an der Kasse arbeiten zum Überleben. Da läuft was schief.

    Was tun? Endlich sich zusammen tun, was auch andere Branchen machen, und sich zu den tausenden Lobbyisten in Brüssel gesellen und unser Dilemma erläu­tern. Ansonsten schauen wir Jahr für Jahr zu, wie sich andere Lobbyisten Ihre Privilegien sichern. Siehe Hotelgewerbe: Eine Milliarde „Förderung”. Wenn die Werbebranche da nichts macht, wird dieses Thema in paar Monaten wieder auftau­chen und nichts hat sich geändert.

    PS:
    http://​www​.meuda​lismus​.dr​-wo​.de/​h​t​m​l​/​s​t​u​n​d​e​n​l​o​e​h​n​e​2​0​0​8​.​htm

  28. Johannes

    @ thomas:
    es handelt sich um Bruttolöhne. Hinzu kommen für das Büro noch rund 20% Sozialabgaben, die nicht direkt beim Designer landen, aber eines Tages die Rente finan­zieren sollen (das aller­dings ist eine andere Geschichte ;-)

  29. Frank Neuhaus

    Eine umfang­reiche Übersicht neutraler Honorar-Empfehlungen gibt’s übri­gens hier: http://​www​.adthink​.de/​h​o​n​o​rar

  30. thomas junold

    frank: neutral? einheit­li­cher stun­den­satz von 75 €? nein. leider genau das eben nicht. sonst hätten wir die obige diskus­sion nicht!

    johannes vielen dank für diesen beitrag. das problem ist nur die reich­weite oder? WIR wissen um das problem, aber die, die es betrifft, die zahlenden wissen es nicht, oder igno­rieren es …

    d.h. es sollte wirk­lich noch an anderer stelle publi­ziert werden.

  31. Stephan

    Danke Johannes für diese umfas­sende Ausführung.

    Mir stellt sich nach all dem Lesen die Frage: Wird die Designleistung und deren Wert, welche der Auftraggeber bezahlt von diesem im Vorfeld real empfunden?

    Für die Produktion einer Kaffeemaschine habe ich Material- und Nebenkosten + Stundenlöhne im weitesten Sinne zu berechnen. Die Qualität oder der Wert der Kaffeemaschine bemisst sich an deren Leistung und Nutzen für den Endkunden. Doch bei einem Corporate Design gibt es keine kalku­lier­baren Rohstoffe. Es ist Gestalt gewor­denes Image, Philosophie, Unternehmens-Kultur ect. Es ist nicht greifbar, nicht messbar und daher in seinem Nutzen nur subjektiv zu empfinden. Wie soll ein Auftraggeber also den Wert eines Designs bemessen, wenn der Prozess zu dessen Ergebnis jedesmal ein anderer sein kann und jeder Designer erwähnt, die opti­male Lösung hervor­ge­bracht zu haben? Kreativleistung in unserem Sinne ist wohl am schwersten zu vermit­teln, wenn selbst die VHS Kurse zu Kreativtechniken anbietet. Ein Mittel ist die Beratung im Vorfeld. Allerdings finde ich es auch wichtig, den wirt­schaft­li­chen Nutzen bemessen zu können. Und dafür fehlen mir konkrete Werkzeuge. Ich hatte Kunden, die den Umsatzanstieg nicht dem über­ar­bei­teten CD oder der letzten Kampagne zuschrieben sondern ihrer unter­neh­me­ri­schen Leistung. Lässt sich wohl nicht genau ergründen.

    Der Verweis auf den eigenen Ruhm und das Anführen von posi­tiven Referenzen sind typi­sche Symptome dieses Leidens. Auch zu gering bezahlte Designer haben Referenzlisten mit zufrie­denen Kunden. Wie soll ein Auftraggeber, der ja auch oft nur Design-Laie ist, die Qualität von Design bewerten?

    Die Debatte um Dumping-Design vs Qualitäts-Design ist ein Abbild der Globalisierungsdebatte um Chinas billige Produktionen. Aber das Beispiel China oder noch viel eher Osteuropa zeigt, dass auch dort die billigen Ressourcen irgend­wann aufge­braucht sind und die Preise anziehen.

    Unternehmen müssen um ihrer selbst willen werben. So lange dieser Umstand besteht werden wir auch eine Berechtigung haben gute Preise für gute Arbeit aber auch schlechte Preise für schlechte Arbeit zu verlangen. Der Mark bestimmt den Preis und leider nicht unsere Protestnoten im Fontblog oder der Zusammenschluss in irgend­wel­chen Organisationen. Daher sehe ich in der Statistik auch keine Schädigung für eine Branche, die selbst so unscharf umrissen ist wie kaum eine andere.

  32. Silke G.

    @Frank: und ein schönes Zitat dazu:
    „Die Freude über gute Qualität währt wesent­lich länger als die über einen geringen Preis.“ (Louis Chevrolet). Wenn dem doch so wäre …

  33. Helmut Ness

    Lieber Johannes, auch von mir ein herz­li­chen Dank für deine offene Darstellung, die auch wir bei Fuenfwerken in ähnli­chen Art mehr und mehr erfahren. Pitches sind eine Unart geworden, Wissen und Erfahrung günstig oder sogar kostenlos ab zu rufen. Qualitative Designlösungen benö­tigen Vertrauen zwischen Auftraggeber und Designer um nach­haltig und effektiv Werte zu schaffen. Pitches mit einer Hand voll Agenturen bestä­tigen leider Mutlosigkeit, mangelndes Vertrauen in bestehende erfolg­reiche Zusammenarbeit und die mangelnde Klarheit, wo man selber hin will. Diese Orientierungslosigkeit wird dann mit einer Vielzahl von günstig abge­ru­fenen Ideen kompen­siert. Johannes hat Recht, wenn er fordert, daß Design wieder als Wert begriffen werden muß. Hier sind wir Designbüros gemeinsam an einem Strang gefor­dert. Das doch auch das Gegenteil möglich ist, zeigt unser erfolg­reichstes Projekt 2009. Es wurde mit dem Corporate Design Preis in Gold ausge­zeichnet. Das Erfolgsrezept: Vertrauen und Mut! Kein Pitch!

  34. Jo

    Danke auch für den offenen, rich­tig­stel­lenden Artikel.

    Ich bin erst seit knapp 2 Jahren aus dem Studium raus, mitt­ler­weile in London und hier ist das Bild nicht anders. Im Geldbeutel sieht es jetzt nicht anders aus als noch während dem Studium.

    Das man als Designer einen schwe­reren Stand hat als in anderen geschätz­teren Berufen ist nix Neues. Dass gerade dies auch zu unserer Einkommenssituation beiträgt ist der logi­sche Schluss. Beschämend, dass Stern und Welt mit einer derart nicht-reprä­sen­ta­tiven Umfrage das schräge Bild des Designers in den Kundenköpfen noch schräger rücken.

    Man müsste nahezu Johannes Erlers Worte in den besagten Blätten als Gegendarstellung abdru­cken lassen.

  35. Bernd

    Ehrlicher und sach­li­cher Artikel … deswegen mag ich Sie und Ihr Büro seit vielen Jahren, Herr Erler.

    Danke schön!

  36. Perseus

    an dieser Stelle: vielen Dank für die Einsicht in »ihre« Akten, Herr Erler.
    (Eigenwerbung par exellence).

    eigene Gedanken zum Thema:
    Ein großes Defizit wird aber auch seitens der Hochschulen produ­ziert: es werden keine ökono­mi­sche Grundkenntnisse vermit­telt, keine rheto­ri­schen Fähigkeiten eingeübt, keine selbst-ständig-denkenden Persönlichkeiten geformt… das Fatale dabei: auch im eigenen Metier kennen sich die wenigsten Design-Studenten aus! Man kennt den Unterschied von RGB und CMYK, aber was eine Sonderfarbe ist, da wird schon alles zu komplex und viel­schichtig und uncool.

  37. johannes

    @36. perseus
    yep!

  38. Paul

    Bei der Argumentation, dass schlechtes Design nur dem wahren Grafikdesigner auffalle, stellt sich die Frage wie wichtig diese hohe Qualität denn ist. Wie Stephan geschrieben hat »Es ist nicht greifbar, nicht messbar und daher in seinem Nutzen nur subjektiv zu empfinden«.
    Ich denke die Wichtigkeit guten Design bei Kaufentscheidungen, Imagebildung etc. lässt sich nicht bestreiten. Die Frage ist nur, wo verläuft die Grenze zwischen diesem »schlechten Design« und dem »guten Design«. Der Vorschlag von Oliver Adam (#18) eine Studie zu diesem Thema durch­führen zu lassen, wird wohl die einzige Möglichkeit sein hier Klarheit zu schaffen.

  39. Christian

    @ Paul: Design fängt doch viel früher an, als die Farbe einer Packung auszu­su­chen. Design ist eben nicht das Frisieren, sondern die Diskussion, wen man auf der Party über­haupt spre­chen möchte und mit welchem Jacket man nicht unan­ge­nehm auffällt.

  40. image-shift

    Auch mein Dankeschön für den Beitrag von Herrn Erler. Schön und gut – vor allem das offen­legen von Zahlen ist vorbildlich.
    Die Antworten hier sind jedoch leider zum grössten Teil mal wieder ein Binnendiskurs. Typisch für die sog. Designszene. Man hält sich für was beson­deres und jammert z.T. auf hohen Niveau, anstatt mal rechts und links zu schauen, sprich den Kontext dieser Entwicklung einzu­be­ziehen. (Bis auf den Beitrag von Blotto drehen sich die meisten hier um den (natio­nalen) Designmarkt). Die Deregulierung des Arbeitsmarktes, die Entwertung Intellektueller Arbeit, die Entwertung Akademischer Arbeit, die Entgrenzung der Arbeits- und Lebenswelt, die Ideologien der globalen Neweconomywelle – um nur ein paar weitere Stichworte in die Diskussion zu werfen – betreffen eben nicht nur die Designszene. Und wer glaubt der aktu­ellen Krise, dem verbrennen von Milliarden mit etwas Lobbyismus oder sog. Qualitäts-Studien beikommen zu können, ist aus meiner Sicht naiv.

    Die Deklassierung unter­schied­lichster Berufsgruppen singulär zu bejam­mern ist ebenso naiv. Sorry. Vor dem Hintergrund der Umwälzungen der letzten Jahre wird der Berufsstand „des Designers“ so wie er hier zwischen vielen Zeilen durch­scheint gröss­ten­teils nicht aufrecht zu halten sein. Das ganze Gerede von Qualität ist aus meiner Sicht auch nur ein defen­siver Versuch eine Klammer zu konstru­ieren, die noch nicht einmal für die Schreiberlinge hier im Blog auf einen Nenner zu bringen wäre!

    Dieses (Qualitäts-) Distinktionsbedürfnis, das auf Kunden motzen, ist ein Reflex auf eine Deklassierung, die schon seit Jahren im vollen Gange ist. Eine Qualitätsbestimmung die die Rezipienten, den (äusserst diversen) sozialen Gebrauch der kommu­ni­ka­tiven Produkte die wir in die Welt setzen, die Bedingtheiten und Limitierungen der Gestaltung von Gestaltern nicht einbe­zieht, kommt nicht weiter als das Gerede vom sog. Designstandort Deutschland (also globale Konkurrenz). Die Qualität, der Sinn und Unsinn einer Gestaltung erschliesst sich eben nur sehr bedingt aus dem Produkt und seiner Form. Viel wich­tiger ist der soziale Gebrauch, der gesell­schaft­liche Nutzen (…) Und ab da müsste man natür­lich den Designbinnendiskurs verlassen um weiter zu kommen. (Es sei denn man ist einfach Freund des real exis­tie­rendes Designmarktes, der Marktwirtschaft und will Designer darin bleiben. Dann geht’s auch so. Dann ist dieses hier eine wirk­lich gute Diskussion. Der Vorschlag diese Diskussion in andere Kontexte zu tragen ist dann sicher sehr sehr Begrüssenswert.)

    Ich für mich kann sagen, das die Verdingungsumstände meiner Freunde und FreundInnen, deren Arbeitsleben sich auch extrems­tens preka­ri­siert haben, eben so betreffen und ein Problem darstellen, wie das, was auf dem Designmarkt passiert. Ich kann und will dieses Wissen nicht von der Ökonomie und den Fragen daran unseres (Design-) Büros trennen. Allein schon aus diesem Grund ist es unzu­rei­chend wenn sich DesignerInnen als DesignerInnen zusam­mentun. Berufsgruppendistiktion (und Mittelschichtsidentitäten) sind vor dem Hintergrund der aktu­ellen Krise leider etwas klein­ka­riert. Und das dieses dann primär auf einer natio­nalen Folie gedacht wird um so mehr.

    Und: die ökono­mi­schen und sozialen Probleme meiner Indischen, US-Amerikatischen, Slowenischen, Französischen, Serbischen, Argentinischen und Mexikanischen KollegInnen/ FreundInnen sind mir nicht ferner als das was hier geschrieben wird. Ein biss­chen mehr Globalisierung (und dazu­ge­hö­render Solidarität) würde den meisten hier sicher nicht schaden.

    In diesem Sinne – vielen Dank noch­mals für die Beiträge… – und mit Grüssen – sandy kaltenborn

  41. Richard Jung

    Sandy Kaltenborn hat Recht. Larmoyanz hilft nicht weiter. Ein Blick über den Tellerrand und Initiative schon.

    Wer es noch nicht weiß, der Springer Verlag Heidelberg lässt alle Bücher von Grafik-Designern auf den Philippinen gestalten und druck­fertig machen, die Daten gehen zu einer Druckerei in Polen und anschlie­ßend wird das fertige Produkt zum deut­schen Kunden gelie­fert. Um nur ein Beispiel dieser Art zu nennen.

    Will sagen: Die Globalisierung ist nun auch bei den Grafik-Designern ange­kommen. Warum soll ausge­rechnet in dieser Branche alles so bleiben wie es war, deshalb ist Neu- und Umdenken angesagt.

    Designer können mehr als Grafikdesign, (die meisten) Designer sind vor allem eins: über­durch­schnitt­lich krea­tive Menschen.

    Dass heißt, sie können auf eine Art und Weise Probleme lösen, die weniger krea­tive Menschen nicht lösen können. Auch in Bereichen, die vorder­gründig nichts mit (Grafik) Design zu tun haben. Hier lässt sich neuer Wert schöpfen und Einkommensquellen erschließen.

    Eine andere Chance: Proaktiv werden. Designer müssen in Zukunft ihre krea­tiven Energien in eigene Wert schöp­fende, Projekte inves­tieren anstatt auf (vermeint­lich geizige) Auftraggeber zu warten.

    Auch dabei ist es wichtig den Designbegriff weiter zu fassen. Konkret: Es gibt schon genü­gend T-Shirt-, Bücher- oder sons­tige Design affine Anbieter. Es lohnt sich eher auch mal außer­halb des konven­tio­nellen Wirkungskreises zu denken.

    Das gilt auch für die persön­liche Vernetzung: Inzucht ist selten gut, dass heißt: Warum immer nur in den eigenen Säften schmoren.

    Nie zuvor war es für einen einzelnen einfa­cher viele andere Menschen medial zu errei­chen. Ergo war es nie zuvor leichter Menschen mit anderem Know How bzw. Fähigkeiten auszutauschen.

    Erst wenn Bereiche zusam­men­kommen, die vorher keine Berührungspunkte hatten wir es inter­es­sant, dann entsteht neues, wenn dieses Neue für einige Menschen Relevanz hat, ist es auch etwas wert.

    Kurz: Wer heute als Designer weniger formal, sondern mehr inhalt­lich seine Welt gestaltet verdient besser – auch in Zukunft.

  42. jda

    … soviel zum verständnis von manchen kunden zu design.
    mir kamen mindes­tens 90% bekannt vor … viel spass trotz alledem.

    :-)

    http://​www​.youtube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​V​f​p​r​I​x​N​f​Cjk

  43. image-shift

    Danke für die Blumen Richard Jung. Teile Ihres Beitrages sehe ich ähnlich. Die Perspektive teile ich jedoch nur bedingt. Vor allem was am Ende und hier & dort zwischen ihren Zeilen hervor scheint halte ich für „problematisch“…(zb Ihren Begriff von „Wert“ und „Kreativität“ teile ich erstmal nicht 1:1) – Ein Beispiel: Der Umkehrschluss zur ihren letzten Zeilen lautet dann in etwa so:

    Kurz: Wer heute als DesignerIn „nur formal“ und weniger inhalt­lich „seine Welt“ gestalten kann, weil er/sie gar nicht das soziale und kultu­relle Kapital besitzt, verdient schlechter – auch in Zukunft.

    Das ist eigent­lich nur eine Umschreibung von „Nur die besten kommen durch“ – oder aktu­eller: „Leistung muss sich wieder lohnen“… oder? (Ich gebe zu: ich spitze hier etwas zu)

    Was ich „inter­es­sant“ und gleich­zeitig bedrü­ckend an dieser Diskussion hier finde, ist das es zum einen (poten­tiell) um die Frage nach Solidarität geht: Also das Teilen, ein Austausch über die struk­tu­rellen (Arbeits-Markts-)Dilemmas, die Frage nach Entlohnung von Arbeitsleistung, Organisation und Rechten usw. Gleichzeitig wird der Konkurrenz das Wort geredet: Qualität, Leistung, Nestbeschmutzer, Billigdesign, Übersättigung des Marktes an Designern (Wir waren als erstes hier!!) usw… Kann man sich nicht einmal kurz in die Lage von Berufsanfängern oder aus welch Gründen nicht so „erfolg­rei­chen“ Designers versetzen?

    Wer nicht aufhören will in Kategorien von Konkurrenz und Wettbewerb (Ich-Ich-Ich / „Qualität setzt sich durch“ etc.) zu denken, wird mit mehr Turbo-Marktwirtschaft und weniger „Gesellschaft für Alle“ belohnt werden. Wer diesen Weg als den seinen beschreiben mag, wer „Gewinner“ sein will, der mögen diesen Weg folgen… Viel Erfolg! ; )

    Wir denken nicht das solch eine Art von gesell­schaft­li­chen Beitrag bzw. Verständnis, den Kern unserer gestal­te­ri­schen Praxen bilden sollte. Gerade vor dem Hintergrund der (kapi­ta­lis­ti­schen) Globalisierung sind andere Lösungen und andere Werte gefragt, als „unser“ west­li­ches (!) Gesellschaftssystem heute hervor­bringt. So muss man sich ganz einfach auch Fragen wo man in den Verwerfungen und Konflikten, die unsere Gesellschaften heute durch­ziehen, steht. Stehe ich hier als Designer. Oder habe ich eine Kritik die über die Befindlichkeiten meines Berufstandes und meinen subjek­tiven Alltagserfahrungen hinaus geht? Und was bedeutet es solch eine Kritik nicht als „Afterworkhobby“ zu kultivieren?
    Nochmal böser: Ich finde dieses Mittelschlichtsgejammere vor dem Hintergrund von Harz4, in einem der reichsten Länder der Welt recht zwei­fel­haft. Ein „Qualität setzt sich durch“ wird der oben genannten Mediengestalterin bei Lidl eben auch nicht helften. Das ganze kippt doch wenn man mit eben dieser befreundet ist und ihr keinen Job anbieten kann. Oder ist die einfach nicht „gut genug“? Grade in Berlin sieht man doch das der Markt nicht mehr hergibt bei der Masse an DesignerInnen und das dieses Dilemma nichts mit Qualität am Ende zu tun hat, sondern ganz einfach mit Konkurrenz.

    In diesen Widersprüchen selber ökono­misch und sozial zu über­leben, sein Geld zu verdienen, ohne anderen freund­lich in die Fresse zu schlagen oder „gut gestal­tete“ Absurditäten in die Welt zu setzen, die nur den Anforderungen der Kunden / des Marktes folgen, ist eine tägliche Herausforderung. Dieses ist für sich schon komplex genug und kann nur in einer produk­tiven Abhängigkeit zu anderen Diskursen, also gesell­schaft­li­chen Gruppierungen und ihren Fragen, geleistet werden. Es geht auch nicht darum Idealistisch zu werden. Man sollte sich aber schon die Mühe machen und fragen auf welchem Tisch der Teller steht – bzw. wer ihn gedeckt hat – über dessen Rand man vermeint­lich blicken mag. Das wäre schon mal ein Anfang. – Angefangen hat es aber schon lange und das man dies­be­züg­lich den Designbegriff weiter fassen muss – da stimme ich Richard Jung wiederum absolut zu ; )

    s.k.

  44. johannes

    Mein Beitrag diente zunächst nichts anderem, als der Richtigstellung einer glatten Falschmeldung. Wenn eine soge­nannte Qualitätszeitschrift eine unse­riös recher­chierte Zahl veröf­fent­licht und eine andere soge­nannte Qualitätszeitung diese Zahl unge­prüft aufgreift und daraus eine reiße­ri­sche Headline zimmert, dann empört mich das.

    Wenn ich darüber hinaus weiß, dass das ein paar hundert­tau­send Menschen lesen und sich mögli­cher­weise in einem Klischee bestä­tigt fühlen, dass unseren Bemühungen nach einer fairen Vergütung unserer Leistungen kontra­pro­duktiv entge­gen­ar­beitet, dann empört mich das ebenfalls.

    Ich bin jedoch auch nicht so naiv zu glauben, dass dies da draußen irgend­je­manden inter­es­siert. Die Meldung war inter­es­sant. Die Gegenmeldung ist es nicht. Leider.

    Trotzdem habe ich natür­lich ein Interesse daran, dass diese Meldung rich­tig­ge­stellt wird. Ein Leserbrief ist also das mindeste. Mal sehen, ob sich mehr machen lässt. Mit ein wenig Kreativität (sic, Richard) kann man so eine Situation nutzen, um ein Thema auch für die Medien inter­es­sant zu machen, die sich norma­ler­weise nicht drum scheren. Mal sehen.

    Darüber hinaus halte ich diesen Diskurs für wichtig, auch wenn er nur intern geschieht. Die Veröffentlichung der Zahlen in Stern und Welt kreiert ja nicht nur ein falsches Bild in der Öffentlichkeit, sondern verun­si­chert auch unsere Branche. Wenn man als Designer ließt, was andere angeb­lich verdienen und dies so gar nicht zur eigenen Situation passt, kommt man sicher­lich ins Grübeln und wird misstrauisch.

    Misstrauen jedoch ist ein schlei­chendes Gift und unter­mi­niert Solidarität. Deshalb plädiere ich in solchen Situationen für größt­mög­liche Offenheit.

    Das also nochmal zum Sinn und Zweck meiner Einlassung.

    Daraus einen gesell­schafts­p­lo­ti­schen Diskurs über die Rolle des Grafik Designs in der globa­li­sierten, west­lich geprägten Welt zu machen, war zunächst nicht meine Absicht. Interessant jedoch, dass es soweit geführt hat (wie ich ohnehin verschie­dene Lösungsansätze in diesem Blog inter­es­sant finde).

    Mittelstandsgejammer will ich ganz bestimmt nicht anstimmen (das ist auch genau der Grund, warum ich eben meinte, dass die Gegenmeldung kein großes, öffent­li­ches Interesse hervor­rufen dürfte). Ich bin jedoch immer der Meinung, dass jede Arbeit – und eben auch unsere – in einem gerechten Verhältnis zur Entlohnung stehen muss.

    In diesem Zusammenhang auf die Globalisierung hinzu­weisen, halte ich mit Verlaub für ziem­li­chen Quatsch. Nur, weil auf den Philipinen unsere Arbeit nur 1/100 kostet, muss ich mich darauf noch lange nicht einstellen. Im Gegenteil: was – wenn man schon so weit gehen will – die Weltordnung durch­ein­an­der­bringt, ist ja gerade die Tatsache, dass andern­orts auf dem Globus Menschen ausge­beutet werden, um Profite zu stei­gern. Wenn das aber die Globalisierung ist, mit der ich bitte schön in Zukunft zurecht­kommen muss, dann gute Nacht.

    Ich schaue also zunächst mal dorthin, wo ich mein Geld verdiene und wo meine Auftraggeber sitzen und versuche mit denen klarzukommen.

    Im übrigen ist gerade Grafik Design ein von der Globalisierung noch relativ unbe­trof­fenes Arbeitsgebiet. Grafik Design ist nach wie vor ein starkt national geprägtes Phänomen und inter­na­tional eher inkom­pa­tibel. Ich kann das sagen, weil wir Büros sowohl in den USA, als auch in der Schweiz hatten und da nur wenig zusam­men­ging. Das sah auf der Visitenkarte zwar hübsch aus, viel mehr aber auch nicht.

    Ich betrachte unsere Problematik also zunächst auf Deutschland beschränkt und glaube auch, dass die meisten der Kollegen ihre Aufträge hier erhalten.

    Meine Lösungsansätze sind sicher­lich disku­tabel und keines­wegs ausge­reift. Ich habe im Verlauf dieser Diskussion auch fest­ge­stellt, dass es viel­leicht ein wenig zu sehr die Sicht des Corporate Designers ist, der für mittel­stän­di­sche und größere Unternehmen arbeitet. In diesem Zusammenhang halte ich das so genannte »Einzelkämpfertum« tatsäch­lich für kontra­pro­duktiv. Dass es darüber hinaus eine Menge Jobs gibt, die sehr gut von Einzelnen erle­digt werden können, stimmt.

    Gut gefallen hat mir der Hinweis auf die Ausbildung. Denn es stimmt, dass die meisten Absolventen nicht oder nur bedingt »berufs­fähig« sind. Klingt hart, ist aber so. Und eines der Grundübel schlechthin, denen wir aus eigener Kraft begenen können. Designer müssen besser zu denken und zu argu­men­tieren lernen.

    Gut gefallen hat mir auch Robert Jungs Hinweis, unter­neh­me­ri­scher tätig zu sein und sich aus den klas­si­schen Abhängigkeiten der Auftraggeber zu lösen.

    Und zum Schluss nochmal zum Qualitätsbegriff: Qualität hat zunächst über­haupt nichts mit Weltanschauung oder gar Klassendenken zu tun. Qualität – im Übrigen ein Begriff, über den man philo­so­phisch reich­lich ins Schwitzen kommen kann – bezeichnet für mich zunächst einmal einfach nur ein gutes, begeh­rens­wertes Produkt.

    Mit einigen Berufsjahren auf dem Buckel maße ich mir mitt­ler­weile an, beur­teilen zu können, wann eine Designleistung (in ihrer ganzen Komplexität von der Idee bis zur Realisation) gelungen ist, und wann nicht. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass sie einen tatsäch­lich weiter­bringt. Es nützt auf Dauer nichts, sich den wirt­schaft­li­chen Zwängen unter­zu­ordnen und dabei immer schlechter zu werden.

    Mir geht es um quali­täts­volles Kommunikationsdesign – egal von wem (Berufsanfänger, alter Hase) und egal für wen (Konzern, Institution, revo­lu­tio­näres Kommando.

    Kommunikationsdesign bedeutet: Design, das der Kommunikation unter Menschen dient. Das ist mein Maßstab. Und das ist nütz­lich. Alles andere ist Quatsch.

  45. johannes

    … Mist, fälsch­li­cher­weise auf die Abschicktaste geraten. Was ich als noch sagen wollte:

    Kommunikationsdesign bedeutet: Design, das der Kommunikation unter Menschen dient. Das ist mein Maßstab. Und das ist nütz­lich. Alles andere ist Quatsch. Und an einem bestimmten Punkt hört da eben auch meine Solidarität auf. Dies jedoch als subtile Ellenbogenmentalität zu deuten, finde ich mit Verlaub etwas anmaßend.

  46. Vroni

    Zuvor: bin nicht ange­stellt, bin Freiberufler. (Zuvor in der Werbung gut bezahlte leitende Angestelle. Die Honorare des Büros von Johannes Erler sind schwer in Ordnung, in vielen Agenturen wird deut­lich schlechter gezahlt, gerade im „reichen“ München, das aber nur so reich tut. Nur nebenbei.)

    Was soll ich sagen, das ist die alte Diskussion, die wir hier zusammen mit meiner Wenigkeit schon vor einem Jahr hatten.

    Zusammenschluss/Solidarität:

    Wird es bei diesem ehrgei­zigen und frei­heits­lie­benden Völkchen der Designer nicht geben. Punktum.

    Habe ich hier vor einem Jahr auf dem Fontblog deut­lich und schmerz­haft gelernt. Von den Kommentaristen persön­lich. Man will ja nicht einmal begreifen, dass die Splitterguppen BDG, ADG und iiD (?)oder wie sie alle heißen, sich drin­gend zusam­mentun müssen. Aber dero Vorstände kleben wohl an ihren Stühlchen und deren Splitter-Fußvölker haben anschei­nend den Schuss immer noch nicht gehört.

    Ökonomisches Denken an den Designschulen lehren:

    Ja bitte! Da fehlt es arg, man entlässt anschei­nend immer noch von sich selbst über­zeugte Jung-Diven ohne einen Schimmer vom Dreisatz. War 1980 schon so, den meisten Professoren scheint es immer noch wurscht, was ich hier so höre. Schlimmer noch, für Profs ist es gut, wenn sie ihre Semesterjahrgänge geram­melt voll kriegen, denn bei leeren Flure und wenig Studenten wird der Fachbereich gekickt oder keine weiteren mehr aufge­macht. Sollte aber. Man braucht nicht mehr so viele Designer.

    Hilfe zur Selbsthilfe:

    1. sich trenn­scharf positionieren.
    Meist bieten Designer leider allen alles an. Das macht auf dem über­füllten Markt keinen Sinn und führt nicht zu Erfolg. Es führt zu Billig-Bauchläden.

    2. Für erfah­rene Hasen, die es leid sind, wg. unwil­liger Design-Kunden sich Fussel an den Mund zu reden: Warum nicht seine Marketing-Kenntnisse und seine tolle Fähigkeit, den eigenen Firmenauftritt schlüssig zu gestalten für eine eigene neue Geschäftsidee nutzen? Ich bin grad drüber.

    Alle anderen Maßnahmen bringen alle nichts. Status: Die Mehrzahl der Grafikdesiger in meinem Umfeld inter­es­siert Positionierung nicht („Posi…, was??“)und sie machen weiterhin „güns­tige Logos“ und lassen sich weiterhin zu viel Skonto abziehen oder gar nicht bezahlen. Und haben Angst, einen Mahnbescheid zu schi­cken. Zumindest dieses Prob hatte ich noch nie, denn ich schaue mir meine Kunden vorher genau an auf Seriosität und hatte noch nie Zahlungsausfälle bis auf einen. Und der war … eine Agentur…^^

    Liebe Grüße euch allen und ein erkennt­nis­rei­ches 2010!

  47. Vroni

    Damit auch klar ist, wohin die Richtung auf dem Markt für kleine Selbständige geht (kein Witz):

    Auf Grafiker​.de (bis dato eher nicht mit solchen Undingern aufgefallen)
    http://​www​.grafiker​.de/​f​o​r​u​m​/​s​h​o​w​t​h​r​e​a​d​.​p​h​p​?​t​=​2​0​7​9​&​p​a​g​e=2

    Auf XING gehen solche Battles schon länger
    (nur lesen, wenn starke Nerven; eigent­lich muss man kotzen dabei):
    https://​www​.xing​.com/​n​e​t​/​e​x​i​s​t​e​n​z​g​r​u​e​n​d​e​r​/​t​i​p​p​s​-​d​i​e​-​b​e​s​t​e​n​-​w​e​b​s​e​i​t​e​n​-​l​i​n​k​s​-​f​u​r​-​g​r​u​n​d​e​r​-​s​e​l​b​s​t​s​t​a​n​d​i​g​e​-​3​4​2​/​e​m​p​f​e​h​l​u​n​g​-​f​u​r​-​v​i​s​i​t​e​n​k​a​r​t​e​n​-​f​l​y​e​r​-​e​t​c​-​2​6​8​4​0​9​5​4​/​p​100

    (Sehr schön auch, Zitat: „Die Kreativbranche giftet schon wieder rum…“)

    XING scheint DAS Refugium erfolg­loser Typen zu sein, die nur nach billich-willich gehen und die kloppen, dene es noch schlechter geht. Dieser Thread war der endgül­tige Beweis. Nach 3 Versuchen, die Diskussion in vernünf­tige Bahnen zu lenken (damit hier niemand behauptet, ich täte in der Öffentlichkeit als Design-Evangelist – war doch die Forderung hier – nicht mein Bestes…), habe ich meinen Premium-Account gekün­digt, werde noch ein halbes Jahr free „mitlaufen“, das wars dann. Meine Kunden kommen eh nicht über diesen Arme-Leute-Kanal.

    Wenn also der STERN oder die WELT fälsch­liche Gehälter behaupten, die nicht sein könen und die hier richtig gestellt werden: fein.
    Die Welt der kleinen Selbständigen ist da aber schon längst noch böser nach unten abge­kop­pelt. Es liegen Untersuchungen über Selbständige vor (im Netz abrufbar), wovon die Hälfte nicht über 17 000 Tacken im Jahr kommt. Armutsgrenze.

    Besser einen Nudelshop aufma­chen, ehrlich. Das Ding „Design“ ist durch. Und ja, die Kunden kapieren den Unterschied zwischen gutem und schlechten Design klar nicht. Wovon auch, der Unterricht in unserem „Bildungswesen“ ist Turbo, um rasch Frischfleisch auf den Arbeitsmarkt zu werfen, Kunst und Wahrnehmung kommen im Bildungsauftrag immer weniger vor).

    Und: Bei den Preisen, die sie frei­willig zahlen, ist „Missionierung, Beratung, Erklärung, Evangelist-Sein“ einfach nicht drin. Für diese schlechte Bezahlung kann man nicht auch noch den ehren­amt­li­chen Kulturattaché mimen. Kostet alles grausam Zeit und bringt kaum sicht­bare Erfolge. Im Gegenteil: Sie sind verär­gert, wenn ihnen ihr Grafiker freund­lich sagt, dass die JPGs der Mitarbeiterbilder, die sie gelie­fert haben, leider gar nicht gehen und warum (drücken nicht die verbal behau­o­tete Kundenzugewandtheit aus, verpi­xelte Polaroid-Qualität)und Neushooting notwendig ist. Kann der Grafiker wieder für 1 Woche seinen Kopf einziehen und das Telefon 1 m weit weg halten. Wenn der Kopf über­haupt noch dran ist.

    Customers from Hell

    Habe mich in den letzten zwei Jahren von 4 Kunden von mir aus getrennt. Auch das kennen Customers from Hell nicht, dass sich jemand das traut. Sagt viel über diese Kunden aber noch mehr über meine Kollegen aus auf dem Markt: ängst­lich und feige, aber jeden Auftrag krallen egal wie besch+++en die Bedingungen sind. Sagt mir auch viel über ihre Solidarität: ein soli­da­ri­scher Kollege lässt einen solchen Un-Kunden eben­falls über die Klinge springen, ein unso­li­da­ri­scher umwie­selt ihn.
    :-(

  48. HD Schellnack.

    Um mich ganz kurz von der eigent­lich Arbeit abzulenken…
    Ich hab Sandys Beiträge mit großer Freude gelesen, der scharfe Analyse, leider aber auch wenig Lösung bietet – viel­leicht, weil es keine gibt – jenseits des tägli­chen Drahtseilaktes zwischen Geld und Anstand, der im Grunde alle krea­tiven Berufe seit einiger Zeit vereint. Wobei die Freiheit, diesen Balanceakt über­haupt betreiben zu können (also ein gewisses Maß an Freiheit zu haben) an sich schon aller Jammerei etwas entge­gen­setzt. Andere Berufe haben diesen Spielraum gar nicht erst. Auch die Tatsache, dass wir nicht nur wirt­schaft­li­chen Impulsen folgen, sondern auch sozialen, ästhe­ti­schen oder was-weiß-ich-welchen, ist doch eigent­lich zunächst absolut schön. Wir alle haben einen sehr gebenden, erfül­lenden Beruf, der sicher auch anstren­gend und frus­trie­rend sein kann, aber man sollte die guten Seiten nicht aus den Augen verlieren.

    Über Kunden zu jammern hilft auch wenig, da wir ja – wie Vroni – doku­men­tiert inner­halb eines ökono­misch vertret­baren Rahmens auch mal «Nein» sagen können und dürfen und sollen. Würden das mehr Leute tun, etwas mutiger die Grenzen aufzeigen, anstatt still zu leiden, wäre viel­leicht schon einiges gewonnen.

    Ich glaube auch kaum, dass Johannes Erler hier öffent­lich jammern will oder dazu ernst­haften Anlass hat (hoffe ich zumin­dest!) – sondern ich verstehe seinen Text auch als Erinnerung daran, dass wir nach wie vor zwei drei Dinge brau­chen, die einfach zum Erwachsenwerden einer Branche gehören.

    > NACH INNEN: Organisation/Strukturen/Regeln schaffen
    Dazu gehört für mich nach wie vor eine Art Verband oder Liga oder wie immer man das nennen will, der Transparenz und Austausch schafft. Unsere Branche steht vor Heuchelei, Selbstbetrug und Geheimnissen. Die bringen kurz­fristig viel­leicht Vorteile, vor allem weil wir von den Kunden ja in eine Konkurrenzsituation unter­ein­ander gebracht zu sein scheinen, lang­fristig aber natür­lich nur Nachteile. Transparenz und lang­fris­tige gemein­same Ziele/Regeln/Rules of Conduct würden dem kunden­sei­tigen bewussten oder unbe­wussten Ausspielen der Büros und Designer gegen­ein­ander mittel­fristig ein Ende bereiten. Die Frage ist, wie man prag­ma­tisch eine kunter­bunte Branche auf ein Mindestmaß an «goldenen Regeln» vereinen kann. Mir ist mehr­fach im Sommer gesagt worden, das sei undenkbar… und ich seh’s immer noch anders, weil der Sachzwang in Richtung eines grund­sätz­li­chen Gerechtigkeits-Codex gehen wird, ansonsten wird die Arbeit als Designer früher oder später wirt­schaft­lich aber eben auch vom gestal­te­ri­schen her sinnlos .

    >NACH AUSSEN: Kommunikation, Öffnung, Vernetzung, Lobbyarbeit
    Was in anderen Branchen zum Tagesgeschäft gehört, die poli­ti­sche Arbeit und die Öffentlichkeitsarbeit, exis­tiert bei uns kaum jenseits einer Art bran­chen­in­terner Bauchnabelschau (Awards, Fachmagazine usw). Dazu gehört auch, dass Design an sozialer Relevanz verliert und sich auf «die gute Form» zurück­zieht – und nichts könnte verkehrter sein, zumal die gute Form mehr und mehr das zu sein scheint, was gerade in den Designblogs ange­sagt ist ;-).

    Die Ansätze der unter­be­setzten, unter­fi­nan­zierten und unter­ein­ander offenbar ja schon im Grundsatz nicht kompa­ti­blen exis­tie­renden Verbände – und ich kann hier nur für mich selbst spre­chen, natür­lich – scheinen wenig zu fruchten, trotz vieler persön­li­cher toller Leistungen und Einsätze.

    Zugleich habe ich aber im letzten Jahr aus der Buchbranche gelernt, wie wichtig ein starker, vernetzter Verband sein kann und wie zentral ein perma­nentes poli­ti­sches Ackern gerade im Kultursegment ist. Politisch, medial und auch in der Bildungsthematik ist eigent­lich faszi­nie­rend, wie wenig wir als Branche uns selbst und unser Bild in der Öffentlichkeit (mit)prägen – für Leute, deren Beruf es ist, Kommunikation zu formen und zu model­lieren ist das ein span­nendes Versäumnis.

    Die Frage ist gar nicht, ob wir einen zentralen öffent­li­chen «Außenminister» brau­chen, die Frage ist, wieso die Branche so lange so gut ausge­kommen ist, ohne einen zu haben. Wir haben sicher Leute wie Spiekermann, Erler, Rädeker, die die Branche gut vertreten – aber sie alle sind gehin­dert durch das Tagesgeschäft. Öffentlichkeit zu schaffen und Themen durch­zu­setzen ist Kärrnerarbeit und braucht Struktur, Geld und enga­gierte Vollzeitkräfte.

    In einer Zeit, wo ich quasi zwangs­weise in der BG Druck sein muss (ugh) und frei­willig gern in anderen Verbandsformen bin, frage ich mich nach wie vor, ob man es nicht eben doch hinkriegt, eine Struktur zu schaffen, die einen Hauptteil der Designer und Büros als Mitglieder bindet, die klare einfache Mitgliedsregeln hat, bei der die Mitgliedschaft den glei­chen «Währungs»-Wert hat wie diverse Awards ihn besitzen, die klare Vorteile für die Mitglieder bietet (Beratung, Versicherung und und und), die diese Werte aktiv kontrol­liert und sank­tio­niert und die aufgrund der Mitgliederbeiträge eben auch aggressiv nach außen arbeiten kann. Und damit lang­fristig auch den Anliegen von Designern in gesell­schaft­li­chen Themenbereichen, wie Sandy sie anreisst, ein Gewicht verleiht. Die also das tut, was wir Designer am meisten mögen: In die Welt hinein wirken.

    Wie gesagt, ich glaube, die Zeit ist reif und es ist ein normaler Prozess für eine Branche, erwachsen zu werden. Ich selbst bin – wie viele Kollegen – ein abso­luter Bürokratie- und Funktionärs-Verabscheuer und sähe eine Art «Kammer» mit Grauen.

    Aber wir sind Designer und unser Job ist es, Sachen besser zu machen als andere, die meisten von uns sind poli­tisch und sozial sensi­bi­li­siert, enga­giert, lebendig…… deshalb bin ich da lang­fristig ganz optimistisch.

  49. Trackback von blog-satz

    »Der »Fontblog« ist nicht nur das aktu­ellste bran­chen­in­terne Info-Medium für DFI-Studierende, DesignerInnen und Design-Interessierte, sondern greift auch konstruktiv in das mediale Geschehen ein oder stellt Behauptungen aus der Grauzone aktu­eller Berichterstattung soge­nannter seriöser Lead-Medien in Frage. Zurzeit ist eine wich­tige Diskussion online, die man nicht verpassen sollte. Wertvolle Beiträge zur Gehalts- und Honorardebatte. Bitte auch die Kommentare dort ankli­cken und lesen …«

  50. erik spiekermann

    Wenn wir hier schon über schlecht recher­chierte meldungen der presse jammern, dann sollten wir nicht selbst unbe­wie­sene behaup­tungen in die welt (sic) setzen. Ich kommen­tieren nur die, bei denen ich mitreden kann:

    1. Springer lässt bücher auf den Philippinen machen.
    Die umschläge für sehr viele bücher werden von einem deut­schen kollegen gestaltet, der sein büro in Spanien hat, aber auch mit kollegen hier in Berlin arbeitet. Umbrüche für bücher (die meis­tens eine verschwin­dend kleine auflage haben) von Springer werden nach templates gemacht (in Indien meis­tens), die jeder halb­wegs gelernte setzer oder rein­zeichner bedienen kann. Diese templates haben gestalter in Deutschland entwi­ckelt. Wenn es mehr solche gut gestal­teten templates gäbe, hätten wir bessere bücher, aber niemand hätte mehr arbeit, denn desi­gner hier­zu­lande kann niemand für solche arbeiten bezahlen. In Indien produ­zieren lassen ist entwick­lungs­hilfe – wovon sollen die sonst unsere autos und kraft­werke kaufen?

    2. Der gene­relle vorwurf, unsere hoch­schulen produ­zierten am bedarf vorbei, ist so alt wie unrichtig. Dort wird nicht auf ein ergebnis trai­niert, sondern wir erziehen zukünf­tige gestalter, die ihre rolle später finden müssen. Dass aus einer klasse von 24 leuten höchs­tens die hälfte im beruf bleiben werden und von denen wieder nur die hälfte (jetzt sind wir also bei 6!) gute gestalter werden, weiss jeder lehrer und das ist in anderen berufen ähnlich. Ich habe in den letzten jahren mit studenten die besten erfah­rungen gemacht. Solche moti­vierte, neugie­rige, flei­ßige leute hatte ich lange nicht mehr erlebt. Auch da ist ange­kommen, dass man mehr machen muss als nur einen abschluss bestehen.

    3. Ungenaue sprache ist ein anzei­chen für unge­naues denken, sagte meine mutter immer. Wenn alle hier die auftrag­geber als kunden bezeichnen, sagt das einiges über die einstel­lung. Kunden kaufen etwas fertiges, weil sie wissen, was sie wollen; sie sind „kundig“. Auftraggeber vergeben einen auftrag, die lösung für ein vorgeb­li­ches problem zu entwi­ckeln. Das impli­ziert einen prozess und die möglich­keit, den auftrag mitzu­for­mu­lieren. Unsere auftrag­geber haben kunden, die wir mitunter dann endkunden nennen. Deren sicht müssen wir berück­sich­tigen, denn für die arbeiten wir meis­tens. Den ziel­kon­flikt, der sich aus dem verhältnis zum auftrag­geber und unserer verant­wor­tung dessen abneh­mern, käufern, kunden gegen­über ergibt, müssen wir lösen um unsere rolle in den bezie­hungen zu finden. Wer einfach nur für einen kunden etwas macht und ablie­fert, muss sich nicht wundern, wenn sein job bald in Indien oder sonstwo erle­digt wird.

    Als kleine esels­brücke hilft hier ausnahms­weise mal englisch:
    auftraggeber=client; kunde=customer. Kein ameri­ka­ni­scher oder briti­scher desi­gner würde seinen auftrag­geber als customer bezeichnen.

    Und das wort zum sonntag:
    Design ist immer und zual­ler­erst eine intel­lek­tu­elle disziplin.

  51. Vroni

    @ Erik
    Stimmt.
    Gelobe gehor­samst in Zukunft, diese Menschen immer Auftraggeber zu nennen.

    PS:
    Sie haben eine sehr kluge Frau Mama.

  52. Vroni

    Die Vroni’sche Eselsbrücke („client“ versus „customer“):

    When the client moans and sighs
    Make his logo twice the size
    If the client still proves refractory
    Show a picture of the factory
    Only in the gravest cases
    Should you show the clients‘ faces

    (David Ogilvy, dieser gute Mann hat korrekt „client“ gesagt. Daher war er auch erfolgreich.^^)

  53. Richard Jung

    @ Erik Ihr Beitrag hat meine Zustimmung, der Vollständigkeit halber hier eine meiner „Philippinen-Quelle“:

    http://​www​.zeit​.de/​2​0​0​7​/​3​2​/​B​u​e​r​o​a​r​b​e​i​t​-​P​h​i​l​i​p​p​i​nen

    Da heißt es u.a. „Die Grafikerin ist eine von 500 SPi-Mitarbeitern, die ausschließ­lich die Fachmagazine und Bücher des Großkunden Springer betreuen – und aus zuge­lie­ferten Artikeln ein druck­fer­tiges Magazin herstellen.

    In drei Schichten, rund um die Uhr, layouten sie Zeitschriften im Akkordtempo. Alcayde plat­ziert die Fachartikel auf den Seiten, forma­tiert Titel, Überschriften und Inhaltsverzeichnisse.

    Sie ist stets unter Zeitdruck, in einer Stunde muss das fertige Layout zur Endkontrolle an die Springer-Zentrale geschickt werden, vorher muss noch eine Kollegin Farben, Schriftarten und Stilvorlagen über­prüfen, eine andere Korrektur lesen. »Drei Tage brau­chen wir für eine Publikation«, sagt sie.“

    Aber wie auch immer, die Zeiten haben sich geän­dert, mehr dazu auf:

    http://​bit​.ly/​4​A​T​5Id

  54. image-shift

    Hallo,
    Noch mal eine Reaktion meiner­seits auf den letzten Beitrag von Johannes Erler.
    Vorab eine Richtigstellung: meine Kritik am „Mittelschichtsgejammere“ bezog sich absolut nicht auf deinen Brief Johannes, sondern auf einige Reaktionen in den folgenden Beiträgen hier im Blog. Mit dem Brief hatte ich erstmal absolut kein weiter­ge­hendes Problem. Des Weiteren hab ich, ähnlich wie mein Umfeld hier eher lachen müssen als ich diese Zahlen gesehen habe, als das es mich nach­haltig gestört hatte. Ich halte den Stern aber auch für keine gute Zeitschrift.

    Wir schreiben sicher alle aus unserer jewei­ligen Perspektive, aus den Arbeitswelten und Lebenswelten die uns täglich herstellen. Und sicher ist es ein großer Unterschied aus der Perspektive eines „ Corporate Designers, der für mittel­stän­di­sche und größere Unternehmen arbeitet” zu spre­chen, als aus der Perspektive eines kleinen Büros welches ausschließ­lich in sozialen, kultu­rellen und poli­ti­schen Kontexten arbeitet. Jenseits der krassen Missverständnisse ist jedoch genau dieses am Fontblog aus meiner Sicht immer wieder mal inter­es­sant. Also die Limitiertheiten der eigenen Perspektive/n zu erfahren und eigene Positionen an anderen Erfahrungen über­prüfen zu können.

    Und sicher ist die Diskussion zT. nun eine andere als ursprüng­lich inten­diert war, – dieses tut mir ein biss­chen Leid, denn das Anliegen halte ich, auch wenn es nicht unbe­dingt das meinige ist, für absolut legitim und gut ange­packt. Ich möchte der Ursprünglichen Intention nicht im Wege stehen, dennoch gibt es ein paar Punkte auf die ich noch mal reagieren mag:

    Absolut nicht verstanden haben ich deine Beschreibung Johannes, das Design kaum von der sog. Globalisierung betroffen ist. Von der Druckereiwahl, über das was man übers Netz täglich auf die Augen bekommt, über Konferenzen und Zeitschriften, über neue Applikationen die global auf den Markt kommen, oder auch nur Kunden die nicht in Deutschland sitzen usw., ist man doch zuneh­mend einem Internationalen Diskurs bzw. Diskusfragmenten „ausge­setzt“. Jenseits davon das ich mich eh nicht als „deut­schen Designer“ begreifen würde und mein Partner Franzose ist, wir im Büro Englisch spre­chen, würde es mich doch arg wundern wenn dieses „kleiner werden der Welt“ nicht auch eine Erfahrung von vielen GestalterInnen in diesen Tagen ist. Die StudentInnen denen wir hier und im Ausland begegnen machen auch nicht den Eindruck das sie ihre Praxis noch national denken bzw. verorten. Die Bezüge sind mitt­ler­weile inter­na­tional – und die daraus entsprin­gende Praxis aus meiner Perspektive auch. Mag sein das dieses bei der konkreten Arbeit mit Grossunternehmen anders ist. Das ist aber auch das einigste was ich mir an dieser Stelle noch als im natio­nalen gefangen vorstellen kann.
    Vielleicht ist es aber auch so wie du schreibst und ich gehe zu sehr von unserer Erfahrung aus? Aber dieses beschreibt sicher auch ein wenig warum ich diese national aufge­stellten Diskurse als etwas redu­ziert empfinde. Kann aber auch sein das die Situation hier in Berlin meine Perspektive poten­ziert, da diese Stadt sich in den letzten Jahren sich zuneh­mend mit Kreativarbeitern aus allen Ländern gefüllt hat und so das alltäg­liche Gefühl von „konkreten Globalvillage“ vermeint­lich bestätigt?

    Qualität? Nun – Ich glaube im Gegensatz zu dir das „Qualität“ sehr wohl etwas mit Weltanschauung und Klassendenken zu tun hat. Wie du schreibst ist es ein Begriff „bei dem man philo­so­phisch reich­lich ins Schwitzen kommen kann“. Dieses sagt nichts anderes das es ein umkämpfter Begriff ist um den gestritten wird. Nicht wahr?

    Die wesent­liche Frage ist WO man diesen Begriff ansetzen will. Wenn man ihn natür­lich „nur“ am Produkt ansie­delt, dann wird man unter Umständen Kriterien finden, die sich Verallgemeinern lassen. Ich könnte mit gut vorstellen das wir in solch einer Diskussion auch an vielen Punkten einer Meinung wären. Ich finde auch das viele Projekte die ich auf eurer Webseite sehe, in diesem Sinne von hoher Qualität zeugen. Absolut.

    Wenn man den Begriff der Qualität philo­so­phisch oder gesell­schafts­po­li­tisch etwas weiter als am Produkt, am Auftrag hängend fasst, kommt man zu ganz anderen Fragen und ggf. auch anderen Lösungen. Um ein einfa­ches Beispiel zu bringen: Ein gut gemachtes Orientierungssystem stellt sich nicht der Frage nach dem Wert des sich Verlierens und der produk­tiven Umwege die wir manchmal gehen (sollten). Die Qualität des Orientierungssystemes selbst bleibt unbe­stritten. Dieser Begriff von Qualität bleibt aber eben auch nur am Produkt hängen. Mit ist ein Qualitätsbegriff der darüber hinaus keine sozialen, kultu­rellen Wertigkeiten mitver­han­delt zu redu­ziert. Nicht immer. Aber vom Prinzip her. Es sind also unter­schied­liche Qualitätsverstänisse die hier aufein­an­der­treffen. Und natür­lich wäre aus meiner Sicht mehr als illu­so­risch zu denken das unserer Klassensozilisation („Klassendenken“) keinen Einfluss auf unseren Qualitätsbegriff hätte.

    Unsere kleine Auseinandersetzung hier illus­triert ja nichts anderes als das der Begriff eben sehr wohl etwas mit Weltanschauung zu tun hat und zu verhan­deln ist. Philosophisch oder politisch.

    Nun gut – wem hier würde es nicht wie du schreibst „um ein quali­täts­volles Kommunikationsdesign gehen“? Ich denke jedoch das die Frage was „gut“ und was „schlecht“ ist hier manchmal zu schnell beant­wortet wird. Ich glaube das die Frage komplexer ist. Auch hier ein Beispiel: Unser Büro hat so einige Plakate in den letzten Jahren gestaltet die ich für gestal­te­risch schwach beschreiben würde. Manche sind mir gar pein­lich. Jedoch haben einige dieser Plakate in ihrem Kontext (zb. poli­ti­sche Kampagne) eine extreme Wirkung entfaltet, viele Menschen haben sich die Plakate ange­eignet, sie als die ihrigen begriffen. Diese Plakate werden sich nie in einen Designdiskurs einschreiben können, weil sie allein schon nicht den ästhe­ti­schen Qualitäten dieser genügen. Weder konzep­tio­nell, noch formal. Dennoch sind es gute Plakate. Also auch hier wieder die Frage was „quali­täts­volles Kommunikationsdesign“ eigent­lich heisst.

    Du schreibst: „Kommunikationsdesign bedeutet: Design, das der Kommunikation unter Menschen dient.“ Dem kann man eigent­lich erstmal gar nicht wider­spre­chen. Es sei denn man beschäf­tigt sich mit der Kommunikation mit Tieren in seinem Tätigkeitsfeld.

    Das was jedoch in dieser Kurzdefinition fehlt ist für mich wesent­lich. Nämlich die Frage: was und wem „dient“ die Kommunikation, „dient“ das Design? welche Menschen? Menschen ist doch keine Kategorie. Ein Blick auf eure Webseite (die mir – das sei kurz gesagt – sehr gut gefällt) und eure Kundenliste zeigt mir das ihr zum Teil einfach etwas anderem dient, – das ihr Designarbeit eben eher in Kategorien von Kunden, Markt und Produkt denkt.
    Ich denke aber das sollte aber nicht dazu führen das alles andere als „Quatsch“ ange­sehen wird.

    Und noch ein Wort zu der „Ellenbogenmentalität“: Es geht hier aus meiner Sicht nicht darum persön­lich belei­di­gend zu werden. Wenn dieses aus meinen Zeilen zt gelesen wurde, möchte ich mich dafür entschul­digen. Das war nicht meine Intention. Scharfe Kritik ja – Beleidigungen nein.

    Zur „Ellenbogenmentalität“ sei aber noch gesagt das, ich schon denke das man hier auch über struk­tu­relle Verhältnisse reden sollte, diese in unsere Analysen mit einbe­ziehen sollte. Und wir leben nun einmal in einer Gesellschaft in der per se nicht alle Gewinner sein können. Das ist die Logik unseres Wirtschaftssystems. Und dieses bringt eben Ellenbogen mit sich – ob man will oder nicht. Mal sind sie gepols­tert – mal scharf­kan­tiger. Und dieses halte ich für ein struk­tu­relles (nicht perso­ni­fi­ziertes) Problem.
    Dieses nicht sehen zu wollen oder zu negieren halte ich nun wiederum für Quatsch ; )

    In diesem Sinne – Merci für die Auseinandersetzung hier.
    Sandy Kaltenborn

  55. Vroni

    @ Richard Jung

    Mal kurz rein­gelurt in Ihr Blog:
    „Die meisten (Grafik-) Designer sind Dekorateure.“

    Touché.

    Und werden dann eben wie Dekorateure bezahlt:
    http://​www​.gehalts​ver​gleich​.com/​g​e​h​a​l​t​/​D​e​k​o​r​a​t​e​u​r​-​D​e​k​o​r​a​t​e​u​r​i​n​.​h​tml

    (Wer weiß, ob DIESE Gehaltstabelle stimmt, sie wirkt jedoch schlüs­siger als die des STERN, der seit den Tagebüchern damals sowieo in Richtung fiktio­naler JoHur-nalismus driftet…)

  56. thomas junold

    was soll denn bitte schon wieder diese polemik vroni, wenn du wirk­lich mit gestal­tern nichts mehr zu schaffen haben möch­test, dann lass es doch bitte, aber diese perma­nente kritik am berufs­bild nervt ein wenig.

    deswei­teren sollte man von einem professor etwas mehr erwarten, als »(die meisten) desi­gner sind deko­ra­teure«. wie soll bitte SO eine aussage moti­vieren? oder kommt da im unter­richt etwas anderes und hier wird mit zwei­erlei maß gemessen?

    also lehrender sollte man vorbild sein, aber diese haltung ist wenig vorbildlich.

  57. Richard Jung

    … im Fließtext steht „die meisten (Grafik-) Designer, die ich kenne“, dass rela­ti­viert die Sache, schafft das Problem aber nicht aus der Welt.

    Und: Warum bin ich ein schlechtes Vorbild, wenn ich dieses Problem offen anspreche? Sei’s drum diese Diskussion gehört hier nicht hin.

    Hier den Gehaltsvergleich mit Dekorateuren anzu­führen finde ich im übrigen eine recht gute Idee, weil es schon nach­denk­lich macht.–

  58. thomas junold

    schon alleine die ausbil­dung unter­scheidet einen deko­ra­teur von einem grafik­de­si­gner, zumin­dest ist das der eindruck, den ich bisher hatte. ich kenne in der tat mehr enga­gierte grafik­de­si­gner, als anders­herum, inso­fern finde ich diese worte ganz offen­sicht­lich aus dem kontekt gerissen mehr als harsch. im kontext zu zitieren und nicht aus dem kontext heraus ist auch so eine sache. das sollte man eigent­lich wissen, aber den schuh müssen sie sich nun nicht mehr anziehen. :)

  59. erik spiekermann

    Diese Plakate werden sich nie in einen Designdiskurs einschreiben können, weil sie allein schon nicht den ästhe­ti­schen Qualitäten dieser genügen. Weder konzep­tio­nell, noch formal. Dennoch sind es gute Plakate.

    Was ist das denn für eine merk­wür­dige formu­lie­rung? Wer sagt, dass die plakate nicht noch besser funk­tio­niert hätten, wenn sie auch ästhe­ti­schen krite­rien genügt hätten? Müssen plakate für die politik so dumm sein wie die argu­mente der poli­tiker? Und wie kann ein plakat gut sein, wenn es noch nicht einmal konzep­tio­nell gut ist? Was bleibt dann noch? Und wozu hat man euch über­haupt beauf­tragt? Ein plakat ohne konzept, das schlecht gestaltet ist, kann jeder laie mit computer machen.

    Kommunikationsdesign besteht aus der inhalt­li­chen ausein­an­der­set­zung, die zu einem konzept führen sollte. Das muss dann visuell umge­setzt und hand­werk­lich sauber ausge­führt werden. Zumindest gutes hand­werk wird einem kein auftrag­geber verbieten, und wenigs­tens damit unter­scheiden wir profis uns immer noch vom unge­lernten grafik­sklaven in Asien oder sonstwo. Einem kultur­land wie unseres lebt auch davon, dass jeder seine arbeit wenigs­tens so gut macht wie er kann. Man könnte auch einen Mercedes schneller zusam­men­schrauben und das blech noch dünner machen und mehr plastik statt metall verwenden. Aber dann wäre es eben kein Mercedes mehr. Wir haben nur chancen mit qualität, und zumin­dest die hand­werk­liche qualität können die meisten von uns noch erkennen.

    Aber es gilt eben immer noch und immer öfter das alte motto (ich glaube, das ist auch von Ogilvy):
    „Es reicht nicht keine Ideen zu haben, man muss auch unfähig sein, sie umzusetzen.“

  60. Vroni

    @ Thomas Junold

    Ja es geht schon wieder los mit dem „die Vroni nervt, weil sie so harte Sachen gegen Designer sagt“-Warmduscher-Gewinsel, das ich noch aus der letzten Diskussion des Vorjahres kenne. Interessiert es jemanden wie sehr MICH dieses – meist männ­liche – Divengetue nervt? (Gewaltig…btw)

    Designer sind ja bekannt für ihre Sensibilität.

    In Ihrem Fall halte ich das aber fast für über­trie­bene Empfindlichkeit: Entweder man will Wahrheiten und fremde Auffassungen hören/lesen oder man lässt es eben. Kritik und Diversität gehört dazu – nicht alle sehen das Thema gleich – oder sollen wir alle aus Harmoniesucht mit Wattebäuschchen werfen anfangen?

    Wenn Sie sich von mir genervt fühlen, dann lesen Sie doch bitte meine Beiträge nicht.

    __________________________________

    A Gauda hoits aus, nur a Schlechta kimmt um. (Bayr. Großmutterspruch)

  61. thomas junold

    ich habe wirk­lich wenig inter­esse daran mich auf so dumme art und weise belei­digen zu lassen zu müssen. in diesem sinne vroni …

  62. Vroni

    @ Erik

    „…und wenigs­tens damit unter­scheiden wir profis uns immer noch vom unge­lernten grafik­sklaven in Asien“

    Vorsicht, denn es könnte ein Irrtum sein. :-) Die Leute, über die der ZEIT-Artikel spricht (die, die die Template-Print-Abformate machen und die Language-Menschen sind zum Teil Akademiker, die ihre Sache nicht schlechter machen, im Gegenteil oft sehr gut.

    Automatisierbare Arbeiten werden wegbre­chen und das erle­digen zum Teil dann sehr gute Leute offshore für 300 Dollar den Monat. Der „moderne Sklave“ offshore ist oft sehr gut ausgebildet.

  63. erik spiekermann

    @Vroni:
    das stimmt, umso wich­tiger ist hand­werk­liche qualität, denn die ist das produkt von einigen hundert jahren tradi­tion und ausbil­dung. Das kann so schnell selbst ein indi­scher professor doktor nicht lernen, eben weil es nicht um akade­mi­sches wissen geht.

  64. Elvis

    Interessant ist in jedem Fall, das es gerade Designern (als Experten für Kommunikation) so schwer fällt ihren Nutzen zu vermit­teln und nach­haltig am Markt zu etablieren.

    >>> http://​clients​from​hell​.tumblr​.com/

    „Denn wie man sich bettet, so liegt man
    Es deckt einen da keiner zu“

    „Ja, Design, das ist leicht gesagt:
    Aber wenn man täglich älter wird
    Da wird nicht nach Design gefragt
    Da muß man seine kurze Zeit benützen“

    Ich habe mal gehört, daß sich das mensch­liche Gehirn beson­ders vorzüg­lich an neue Situationen und Bedingungen anpassen kann. Gerade Designer müssten es doch schaffen den Anforderungen des Marktes gerecht zu werden. Immerhin ist das eine Leistung die man seinen Kunden verkauft, dass eben diese, oder ihre Produkte, auf einem Markt wahr­ge­nommen und beachtet werden.

  65. image-shift

    Lieber Erik Spiekermann,
    Ich werde versu­chen die „Merkwürdigkeiten“ des Zitates aus meinen Zeilen etwas zu verklei­nern. Als erstes muss ich jedoch etwas zurück­ru­dern und das mit dem „nicht konzep­tio­nell“ zurück­nehmen. Die Plakate, die ich bei der Formulierung im Sinn hatte hatten sehr wohl ein Konzept welches ich ohne weiteres für gut vertretbar halte. wer es sich anschauen mag:
    ich hatte hier unsere Kampagne zu Mediaspree in Berlin / den Bürgerentscheid im Sinn: http://​www​.flickr​.com/​p​h​o​t​o​s​/​3​7​4​4​4​0​0​4​@​N​0​3​/​3​4​4​9​3​3​8​7​9​9​/​i​n​/​s​e​t​-​7​2​1​5​7​6​1​6​9​1​9​2​5​9​2​10/

    Und noch kurz deine Frage bezüg­lich der Beauftragung zu beantworten:
    Wir haben uns selber beauftragt.

    Ich hatte noch 2 weitere Dinge dazu im Kopf – viel­leicht klären die die „Merkwürdigkeiten“ noch ein wenig mehr:

    1. Plakatfestivals und Wettbewerbe die Plakate nur auf ihre gestal­te­ri­sche Qualität hin beur­teilen – der Kontext und die Distribution fällt bei der Beurteilung weg – Plakate werden zu Kunstwerken – zu was anderem als Kommunikationsdesign meinem Verständnis nach ist – Diese von mir gemeinten Plakate werden mit an Sicherheit gren­zender Wahrscheinlichkeit in keinen Wettbewerb rein­kommen. In diesem Sinne meinte ich das die Plakate den Anforderungen der Designbinnendiskurse nicht entspre­chen und sich somit dort nicht einschreiben werden.

    2. Wir pflegen eine Gestaltungsbegriff der die Rezeption, die Distribution und die Produktion(-sumstände) in die Bewertung mit einbe­zieht! Dieses kann dazu führen das die Gestaltung sekundär wird. (kann) (… und mir ist voll­kommen bewusst das dieses den Wert unserer Arbeit poten­tiell unter­gräbt – besser gesagt rela­ti­viert! Ich habe damit kein Problem. Design ist für mich kein Selbstzweck, sondern gesell­schaft­li­cher Auftrag – denke das sollte klar geworden sein)

    Aus diesen 2 Punkten folgt natür­lich ein Verständnis, das von Laien gemachte Plakate gut sein können. Ich würde auch behaupten das es Plakate gibt die sozu­sagen ausver­sehen (ohne Konzept also) zu guten Plakaten geworden sind. Ein Blick in die Geschichte zeigt uns dieses.

    … Ich wurde vor ca. 10 Jahren auf ein inter­na­tio­nales Plakatfestival einge­laden um eine Ausstellung mit Laienplakaten (aus Sub- und Gegenkulturen und sozialen Bewegungen) zu kura­tieren. Diese wurden im Gesamtkonzept des Festivals, der Ausstellungen den Plakaten der Profis gegen­über­ge­stellt. Warum? Um genau die Frage zu stellen: „Was ist ein gutes Plakat?“ – Alles klar?

    Die Fragen die ich hier aufge­worfen habe sind keine neuen. Sie sind nur marginal.

    Das nun wieder von einem „wir deut­schen Designer und unser Standort vs. die Asiaten“ geredet wird (Standortkonkurrenz) und sämt­liche Argumente meiner­seits bezüg­lich dem prekären bzw. komplexen Begriff der Qualität igno­riert werden finde ich etwas unschön.

    Nun ja, wie auch immer- ich fahre lieber meinen alten Saab. Der hat dickeres Blech als jeder Mercedes. Und bis der kaputt ist können die Chinesen auch dicke Bleche biegen – da bin ich mir ganz ganz sicher.
    sandy

  66. Dirk Hermanns

    Man sieht schon anhand der Kommentare wie wichtig dieses Thema ist. Vielen Dank für diesen klärenden Artikel.

  67. nora

    Danke Johannes, für deinen unpo­le­mi­schen und sach­lich fundierten Beitrag und Dank an Erik für die klaren und genauen Worte in Kommentar 52.

  68. mel

    Danke Sandy Kaltenborn, dafür das sie die >Designersosse< hier kriti­sieren und den Designtellerrand etwas erwei­tern. Erfrischende Gedanken.

  69. _Sven

    wow. sehr guter inhalt­lich-infor­ma­tiver designdiskurs.

  70. Vroni

    @ Elvis

    Viele Designer sind eben nicht Experten für Kommunikation, sondern eher Experten für den schönen Strich in der Kommunikation.

    Dazu kommt die typi­sche Sicht von innen. Die übri­gens jede Branche hat. Auch die der Kaminkehrer.

    Was gegen die ausschließ­liche Sicht von innen hilft, ist zu versu­chen, die Perspektive zu wech­seln. Nicht immer geht das, deshalb kaufen ja auch gestan­dene Unternehmer externe Berater ein, die den frischen Blick von außen auf das Unternehmen vermitteln.

    Dies von den Designern in Personalunion zu verlangen, dass sie gleich­zeitig aus innen heraus und gleich­zeitig von außen auf sich schauen können, ist viel verlangt. Denn es ist normal, es nicht ausrei­chend zu können.

  71. Mirope

    @Vroni

    Viele Designer sind eben nicht Experten für Kommunikation, sondern eher Experten für den schönen Strich in der Kommunikation.

    Das ist leider das, was ich immer wieder erlebe. Eine Website mit einer furcht­baren inhalt­li­chen Struktur sieht nach dem Relaunch besser aus. Die furcht­bare Struktur ist aber geblieben.

    Ich arbeite seit Jahren viel mit unter­schied­li­chen Designern zusammen und stelle immer wieder fest, dass viele Designer gern von Kommunikation reden, aber letzt­lich schöne Gestaltung meinen. So steht der Kunde (Pardon: Auftraggeber) am Ende mit einem schönen Katalog da, für die unglück­liche Produktstrukturierung fühlt sich der Designer aber nicht verant­wort­lich. Und meist wird dies von ihm auch erst gar nicht erwartet. Diese Aufgabe lässt man dann von Unternehmensberatern für viel Geld erle­digen. Dies wird zwar gerne von Designern beklagt, doch poten­ti­elle Chancen werden, zumin­dest nach meiner Erfahrung, auch kaum ergriffen.

    Ich habe für zwei Ortsgruppen des BDG Vorträge zu Themen wie Farbmanagement, PDF-Workflow und Webtechnologien gehalten. Das Interesse war sehr groß. Leider zeigte sich aber auch, wie gering zuweilen die tech­ni­sche Vorbildung ist und wie schwer es einigen Designern fällt, sich mit eher theo­re­ti­schen Grundlagen ausein­an­der­setzen. Damit verbauen sich viele Designer, den Zugang zu einer ökono­mi­scheren Arbeitsweise und eben auch zu neuen Märkten.

  72. Richard Jung

    @ Erik post # 65:

    Den Punkt „hand­werk­liche Qualität” / „akade­mi­sches Wissen“ möchte ich im Zusammenhang mit der Einkommensdiskussion hier noch einmal aufgreifen.

    Es gibt Lehrberufe und es gibt akade­mi­sche Berufe und es gibt in der Regel einen (deut­li­chen) Einkommensunterschied.

    Nun exis­tiert seit einigen Jahren in Deutschland der Lehrberuf des „Mediengestalters“, diese Ausbildung umfasst neben dem neuen digi­talen Rüstzeug auch tradi­tio­nelles hand­werk­li­ches Know how.

    Menschen mit dieser Ausbildung sind durchaus in der Lage klas­si­schen Gestaltungsansprüchen zu genügen, aber was unter­scheidet die erwor­benen Fähigkeiten des Ausbildungsberufes von einem Diplomierten Designer bzw. Master of Arts, wenn nicht akade­mi­sches Wissen bzw. Denken!?

    Kurz: Wer wie ein Handwerker denkt, wird auch wie einer bezahlt, das muss ja nicht wenig sein, aber eben weniger.

  73. Vroni

    @ image-shift

    „….dem prekären bzw. komplexen Begriff der Qualität “

    Jap.
    Als Ex-Werbe-Nase (über 10 Jahre McCann-Erickson) habe ich gelernt von meinenm alten Chef, Werber- und Kommuikationsurgestein, dass das Wort „Qualität“ in seiner Bedeutung eher neutral ist und – trotz lauwarmer posi­tiver Besetzungim Volksmund – nichts aussagt und in der Unternehmens-Kommunikation nichts taugt (was bis heute spär­lich zu KMU durch­ge­drungen ist btw). In der Kommunikation eher so etwas wie ein Chamäleon/Gummibegriff ist, der konkret aufge­löst werden müsste, um draußen entspre­chend der Branche verstanden zu werden.

    Genau: Was meinen Designer hier mit dem Wort „Qualität“? Dass das Kerning auch in 6-Punkt-Perl-Texten stimmt? Dass die gesetzten Zeilen ein gleich­mä­ßiges graues Band sind? Oder dass die Aussage eine Wucht ist? Oder die Bild-Retusche über­zeugt? (Website Photoshop-Desasters…) Die durch­dachte Mediaplanung?

    Im Idealfall natür­lich alles.
    Aber kommu­ni­ziere das mal den Auftraggebern, beispiels­weise das mit dem Kerning… Dafür sind viele nicht bereit, tiefer in die Tasche zu greifen. Weil sie das Richtige daran nicht sehen. Folge in der Praxis: Also muss ich es eh machen für die Grafiker-Ehre der tollen Ausbildung, kriege aber dafür keinen Pfennig für den Mehraufwand.

    Positionierungshilfe für Designverbände:
    Die Branche Grafikdesign tut also gut daran, ihren schwam­migen Qualitätsbegriff genauer zu umreißen. Sonst hebt sie sich nicht deut­lich genug von Amateuren ab, die auch mal zwischen­durch helle Momente haben.

    Bei Schrauben ist das klarer: Gute Schrauben haben keine Grate, brechen nicht und das Gewinde stimmt. Was hat gutes Design, was anderes nicht hat – und wie kriegen wir es bezahlt.

  74. johannes

    Zwei letzte Worte von mir:

    1. Danke für die rege Beteiligung. Hat mich zum Nachdenken gebracht!

    2. Wie in zur Zeit jedem krea­tiven Beruf, so läuft auch im Journalismus eine heftige Debatte darüber, wie es denn nun weiter­gehen soll. Einen tollen Beitrag dazu fand ich jüngst unter

    http://​carta​.info/​1​8​0​4​3​/​k​o​m​m​u​n​i​k​a​t​i​o​n​s​w​a​n​d​e​l​-​d​i​e​-​v​i​e​r​-​s​u​b​s​y​s​t​e​m​e​-​d​e​s​-​m​e​d​i​e​n​a​p​p​a​r​a​ts/

    Es geht darin unter anderem um den verzwei­felten Versuch der bishe­rigen Informationsmonopolisten (Verlage, Sender etc.), sich gegen die angeb­liche Bedrohung durch das Internet und der damit einher­ge­henden Liberalisierung der Informationskanäle zur Wehr zu setzen – und warum dies aus guten Gründen zum Scheitern verur­teilt ist.

    Mir kommt diese Diskussion bekannt vor, und ich denke, dass auch unser Beruf sich endlich den gewal­tigen Veränderungen, die durch die digi­tale Revolution und – ja, natür­lich, Sandy – durch die Globalisierung ausge­löst werden, stellen muss.

    Die Diskussion muss weg von forma­l­äs­the­ti­schen Betrachtungsweisen und hin zu dem, was Design eigent­lich ist: nämlich die Fähigkeit, komplexe Systeme zu schaffen und hand­werk­lich einwand­frei umzusetzen.

    Dies sind die Felder, auf denen wir bestehen können und auf denen wir etwas anzu­bieten haben.

    Diskussionen um gute Gestaltung, Geschmack, Ästhetik oder gar Kreativität sind über­holt. Auf diesen Gebieten haben wir unser Monopol längst verloren, denn kreativ kann jeder sein und guten Geschmack haben wahr­schein­lich mehr Menschen, die nicht Designer sind, also solche, die ihn per Diplom für sich reklamieren.

    Das »doofe« für uns ist, dass viele, die einen Computer haben, heute selbst kreativ werden. Und das nicht immer mit dem schlech­teren Ergebnissen. Ich habe das akzep­tiert und suche nach neuen Wegen.

    Ich bin Kommunikationsdesigner, Corporate Designer, Typograf. Ich bin in der Lage, Kommuniktion so zu gestalten, dass sie – in unserem kompli­zierten Mediendschungel – gefunden, ange­nommen und verstanden wird. Das kann NICHT jeder.

    Ich kann komplexe Corporate Design-Systeme kreieren, die tief in betrieb­liche oder insti­tu­tio­nelle Strukturen hinein­rei­chen und diese stärker und effi­zi­enter machen. Auch das kann NICHT jeder.

    Ich kann Schriften und Texte so aufsetzen, dass sie – egal in welchem Medium – gerne gelesen werden. Ich weiß auch um die Notwendigkeit des hand­werk­li­chen Details. Auch das kann NICHT jeder.

    Drei Aufgabenfelder, die mir Kraft meiner Ausbildung und meiner Erfahrung die Möglichkeit eröffnen, Geld als Designer zu verdienen und Dinge zu tun, die ich für nütz­lich halte.

    Um Ästhetik, also »schöne« Gestaltung geht es dabei zunächst über­haupt nicht. Und ich versuche mich über schöne Gestaltung auch schon gar nicht mehr zu posi­tio­nieren. Das ist ein schönes Nebenprodukt (»ach ja, übri­gens, SCHÖN sehen die Sachen dann am Ende übri­gens auch noch aus! Ist das nicht fein?«

    Ich glaube, dass die Diskussion in diese Richtung laufen muss (und kann in sofern – schon wieder –  Sandys Argumenten einiges abgewinnen).

    Ich glaube, dass wir eine grund­sätz­liche Reformation des Designbegriffes benö­tigen – und dann natür­lich schon in den Schulen und so früh wie möglich imple­men­tieren müssen.

    Wir haben die histo­ri­sche Chance, uns im Umfeld der digi­talen und medialen Revolution neu zu posi­tio­nieren und Angebote zu machen. Lasst uns nicht mehr so viel über gute Gestaltung reden (das machen wir dann hinterher beim Bier), lasst uns viel­mehr darüber reden und meinet­wegen auch streiten, was Kommunikationsdesign im Jahr 2010 ff. tatsäch­lich bedeutet und wofür es gut ist. Die Aufträge kommen dann von ganz allein. Ich hab’s erlebt.

    PS: Danke, Erik, für den Hinweis mit dem Unterschied zwischen Kunde und Auftraggeber. Krieg ich auch immer durcheinander.

  75. a.j

    Zunächst mal gehe ich mit Johannes Erler in weiten Teilen absolut konform.

    Man muss vor seiner eigenen Haustüre kehren. Es hilft einem Hartz4 Empänger auch nichts, wenn man ihm den statis­ti­schen Tagessatz eines Afrikaners nennt und ihn damit über­zeugen will, das es ihm ja noch über­durch­schnitt­lich gut gehe. (Was ja stimmen mag, aber wenn man selber kämpfen muss um eini­ger­maßen das Monat zu über­stehen zählt das erstmal nich. Erst das Fressen, dann die Moral.

    Genauso verhält es sich mit Honoraren für Designer. Die nied­rigen Löhne und Honorare dürfen keine Entschuldigung dafür sein, das seit Jahren die Reallöhne immer weiter sinken. Meistens mit der ziem­lich durch­schau­baren Begründung man stehe ja im Wettbewerb und es gebe nunmal eine Globalisierung. Tatsächlich geht es doch nur um eins: RENDITE. Gott sei Dank ist das in unserem Berufsstand kaum verbreitet.

    Probleme habe ich (als noch Student) wie hier in manchen Beiträgen über die Lehre und Studenten gespro­chen wird.

    Zunächst mal Danke an Erik Spiekermann, der mir zu diesem Bereich aus der Seele spricht. Wenn man diese Beiträge liesst könnte man meinen es kämen nur noch ästhetisch,konzeptionell und rheto­risch unter­be­mit­telte von den Hochschulen. (ACHTUNG: genau diese Begründungen könnte man dazu benutzen Berufseinsteigern ein noch nied­ri­geres Gehalt zu zahlen)

    Vielleicht ist das aber auch nur bei manchen schon das Einstetzen des Älter werdens: Früher war alles besser. Auch die Berufseinsteiger. Und die Lehre. Und überhaupt.

  76. Vroni

    Der Unterschied zwischen „Mediengestalter“ und den „Diplomierten oder Akademiker-Designern verschwimmt zusehends.

    Der Mediengestalter ist aus dem Beruf des Lithografen hervor­ge­gangen, das war früher der Druckunterlagenhersteller. Er durfte früher kaum konzep­tio­nell gear­beitet haben, heute machen sie es einfach. Eine Plakatserie, kein Problem. Kerning kennen die.

    Was fehlt ist der konzep­tio­nell-theo­re­tisch-wissen­schaft­liche Unterbau, die Weihe, die Expertise des Stars, ja doch. Die wird explizit nur noch für ganz wenige hoch­an­spruchs­volle Projekte gebraucht.

    Die Mehrheit der Designer kommt ans solche raren Projekte doch gar nicht ran, sondern arbeitet im Mittelfeld (Publikationen, die schnell raus­müssen und „irgendwie“ gut dabei aussehen sollen). Und genau da sind sie eben arg in Konkurrenz der Mediengestalter oder Logo-desi­gnenden Webdesignern (die dafür zwar oft keine Vektorprogramme benützen, das wäre das rich­tige Programm aber Photoshop-Bild mit 72 dpi Auflösung tut es doch auch :-). )

    Es exis­tiert für mich daher längst eine Zwei-Klassengesellschaft von Designern. Die hier beide auf Fontblog versu­chen, gleich­artig über Preise und Qualität zu disku­tieren, sich dabei oft in die eigene Tasche lügen, das nicht trenn­scharf und ehrlich benennen. Diese Preis- und Qualitäts-Diskussion, in der der gewöhn­liche Diplom-Designer in immer ein- und denselben Topf mit den wenigen Stars geworfen wird, wird immer weniger funk­tio­nieren, weil sie eben nicht mehr der Realität entspricht.

    Weil es eben zwei­erlei Preislandschaften und Märkte geworden sind mit ihren jeweils eigenen Gesetzen: Wenige Stars kicken in der Bundesliga und viele – auch sehr gute – kicken eben in der Regionalliga. Und nein, das hat nur am Rande mit sich nicht verkaufen können zu tun: Der Markt gibt das nicht her. Das ist die Wahrheit.

    Und was passiert jetzt? Auch die Preise der Stars brechen jetzt ein? Ja watt.

    (Die Preise der kleinen, Diplomierten, sind längst vor Jahren einge­bro­chen, schon vor der New Exonomy-Krise; auch ich kriege heute meine 80,00 die Stunde nur bei max. 40% meiner Kunden durch. Ist wie Lotto.)

    Das war ein über­fäl­liger Realitätscheck der Desinger-Klassengesellschaft, kein Jammern.

  77. johannes

    @ a.j.
    ich glaube, es geht darum, dass die studie­renden richtig aufge­stellt werden müssen. Was ist das, was ich da lerne? wofür ist es gut? was sind meine perspek­tiven? wie kann ich aktiv werden?

    das alles vor dem hinter­grund des zeiten­wan­dels, der eben viele profes­soren ziem­lich überrascht.

    es geht nicht darum, dass die studie­renden nicht moti­viert wären (und im übrigen die zeichen der zeit viel­leicht besser verstanden haben, als viele ihrer profes­soren). es geht um die grund­sätz­liche beschrei­bung des berufs­feldes und – ich sagte es bereits – um eine refor­ma­tion des design­be­griffes, der an den schulen selbst als erstes zum tragen kommen muss.

  78. Vroni

    @ Johannes

    „Ich bin Kommunikationsdesigner, Corporate Designer, Typograf. Ich bin in der Lage, Kommunikation so zu gestalten, dass sie – in unserem kompli­zierten Mediendschungel – gefunden, ange­nommen und verstanden wird. Das kann NICHT jeder.

    Ich kann komplexe Corporate Design-Systeme kreieren, die tief in betrieb­liche oder insti­tu­tio­nelle Strukturen hinein­rei­chen und diese stärker und effi­zi­enter machen. Auch das kann NICHT jeder.

    Ich kann Schriften und Texte so aufsetzen, dass sie – egal in welchem Medium – gerne gelesen werden. Ich weiß auch um die Notwendigkeit des hand­werk­li­chen Details. Auch das kann NICHT jeder.“

    Das ist eine mögliche stra­te­gi­sche Positonierung.
    Welche mir persön­lich gut gefällt.

    Der einzige Haken: Wie beweisen, dass die Kommunikation, die man macht, verstanden wird, Erfolg hat? Daran knackts doch.(Werbe-)Erfolgskontrolle macht kaum ein Auftraggeber nachher (kostet).

    Wenn ich die Aktion lese „Design zahlt sich aus“, dann geht es näher betrachtet um: Produktdesign. Holla die Waldfee. Bei dem ist inzwi­schen bei vielen Auftraggebern eini­ger­maßen gelernt, dass die geschickte, konzep­tio­nelle Formgebung der Produkte entschei­dend ist für den guten Abverkauf.

    Bei Grafikdesign warte ich da noch auf schla­gende Beweise, warte auf Studien, aber es kommen keine der wirt­schaft­li­chen Vorteils von Design. Bis dahin argu­men­tiere ich mir höflich bei Auftraggebern den Wolf.
    :-)

  79. a.j

    @ johannes

    seh ich auch so.

    ich denke wir sind als Designer,Designstudenten und Professoren alle gefragt diese Neudefiniton aufzu­stellen. Und wir haben aufgrund unseres Berufes (der im übrigen wie ich finde eine Berufung ist, ich studiere doch nicht Design um später mächtig viel Kohle zu schef­feln sondern weil es meine Leidenschaft ist, weil ich mir nichts anderes vorstellen könnte) die Möglichkeiten auch andere Menschen aufzu­klären und zu infor­mieren. Über angeb­lich so komplexe Dinge wie die Globalisierung oder nur um deut­lich zu machen, das man sich 2,30 Euro die Stunde nicht bieten lassen muss. Nirgendwo auf der Welt. Insofern ist der Beruf des Designer auch ein zutiefst poli­ti­scher. Wir tragen in unserem Beruf auch Verantwortung. Dessen müssen wir uns manchmal auch erinnern.

    Veränderungen kann es nur durch diskurs geben.
    Insofern ist das hier ein ganz wini­ziger Schritt um etwas zu ändern.

  80. robertmichael

    @ vroni
    design allein verkauft nicht, darum ist sowas nicht messbar. brand eins sieht schön aus aber wären die beiträge brühe würde keiner das mag kaufen. johannes sagte ja bereits ihm geht es in erster linie nicht um ästhetik, die ist nur das tüpfel­chen auf dem i.
    „print wirkt“ zwar verkauft aber in erster linie nicht.

  81. Vroni

    @ robert­und­mi­chael

    Ist mir schon klar, dass die Ästhetik das nicht wuppt.

    Mir geht es darum, dass auch der Beweis, dass gute Kommunikation (zur Not ohne die Ästhetik) erfolg­reich verkauft, (noch) nicht exis­tiert. Er könnte locker exis­tieren, es hat sich aber noch keiner die Mühe gemacht, den korrekt aufzusetzen.

    Den Grund vermute ich darin: viel Arbeit und wenn fertig, dann hat man auch noch kosten­lose Werbung für andere (die komplette Branche) mit gemacht.

  82. johannes

    @ vroni
    hast natür­lich recht.
    zwei dinge:
    1. rede­fi­ni­tion des designbegriffes
    2. beweise liefern
    eine wahr­haft große aufgabe.
    ich fang dann jetzt mal an ;-)

  83. Stepp

    Marktforschung schafft angeb­lich auch Beweise – mutige Unternehmer kommen trotzdem (oder war’s doch gerade deswegen?) auch ohne aus. Wir brau­chen defi­nitiv keine Beweise, sondern Glauben und Vertrauen. An die Produkte, die unsere Auftraggeber verkaufen wollen, an die Arbeitsleistung die wir in Designaufgaben inves­tieren. Beweise schaffen kein Vertrauen und keinen Glauben, sondern Tatsachen.

  84. HD Schellnack.

    Interessant, dass hier der Ruf nach Beweisen – Marktforschung also, Quantifizierbarkeit von Designleistung – laut wird, am Ende eines Artikels, der eine solche statis­ti­sche Quantifizierung einer bestimmten Quelle zu wider­legen versucht.

    Die Lehre ist, dass jede solche Erhebung nur ein troja­ni­sches Pferd ist. In der Praxis werden unsere Honorare nicht steigen, nur weil irgendwo eine PDF exis­tiert, die besagt, dass gutes Design gut fürs Business ist (was wir dank Thomas Watson ja schon eine halbe Dekade wissen…).

    Müssen Architekten wie Foster nach­weisen, dass gute Architektur … die Produktivität stei­gert? Bis zu einem gewissen Grade (Büroorganisation) geht das, auch ökolo­gi­sches Bauen lässt sich ökono­misch lang­fristig unter­mauern, aber diese beiden Bereiche bedienen wir (noch) nicht. Obwohl Design durchaus orga­ni­sa­ti­ons­psy­cho­lo­gisch wirken kann und Designberatung auch einen «grünen» Aspekt haben kann.

    Aber ob ein Haus eine Fostergurke ist, ein Mayne-Winkel oder ein Libeskind-Splitter lässt sich nicht ökono­misch fest­ma­chen. Es hat durchaus eine ästhe­ti­sche, eine ephemere Note, die mit Haltung, Subjektivität, Prestige, Mut, Zukunft zu tun hat.

    Das ist im Design genauso. Deshalb sieht Otl Aichers Olympia-Design nach zig Jahren immer noch gut aus, weil es eine innere Handschrift wider­spie­gelt, die weit über Effizienzdiskurse hinaus­geht. In einer Zeit, in der sich doch längst heraus­kris­tal­li­siert, das sich eben nicht alles (Schule, Kunst, Gesundheit, Lebensqualität) in ökono­mi­sche Kategorien pressen lässt, wäre es durchaus humorig, 10 Jahre nach dem Effizienzwahn plötz­lich auf die Bühne zu laufen und nach der Vorstellung zu sagen: Hier… äh.. .wir auch. Echt. Wir bringen… ähm… echt, wir sind gewinn­schöp­fend. Rrreeeallly. Bitte gebt uns Arbeit.

    Was nicht heißt, dass Design, Architektur und andere kunstaffine/kunsthandwerkliche «Dienstleistungen» nicht tatsäch­lich in ganz profunder und lang­fris­tiger Weise «Gewinn» abwerfen und für ein Unternehmen extrem wichtig sind. Ich bin nicht umsonst von der indi­rekten Unternehmensberatung zum viel direk­teren Design gegangen, wo Change Management ganz unmit­telbar greifen kann.

    Und ich bin der erste, der entzückt ist, wenn diese Wirkung solide und bull­shit­frei messbar ist/wäre – obwohl ich selbst dann noch Befürchtungen hätte, den Beckmessern im Controlling auch noch SELBST die Werkzeuge in die Hand zu geben, mit der sie meine Arbeit entzau­bern und vermessen wollen. «Ah, die Milo wollen Sie verwenden? Wieviel neue Abonnenten bringt uns das denn effektiv? Wäre die Verdana nicht genauso gut? Spart in der Investition 40%, macht aber nur 10% beim ROI, da lassen wir die Sache mit dem Schriftenkauf doch.»

    Design – ich mag mich sicher täuschen – ist in seiner Wirkung hoch­gradig PLAUSIBEL. Man kann seine Wirkung gut begründen und proji­zieren. Es gibt Best-Practice-Cases, die ganz klar zeigen, dass gutes Design natür­lich in bestimmten Bereichen ein Burner ist. Und auch für Mittelständler und im Kultursegment ist es nicht schwer, zu belegen, dass stra­te­gisch und visuell halb­wegs sinn­volle Gestaltung mehr Erfolgschancen birgt als … naja, Scheiße.

    In der Realität ist es aber so, dass auch zig andere, von uns unsteu­er­bare Faktoren einwirken. Du machst ein tolles CD für ein Theater – aber die Dramaturgen sind öde und keiner kommt. Oder ein gran­dioses Ausstellungsdesign… nur leider regnet es leider die ganze Zeit. Ein gran­dioses Annual-Report-Ding, nur leider honkt das Management und die Firma geht pleite. So Sachen. Und c.p. ist Design in der Praxis nicht messbar, es gibt immer modellexo­gene Einflüsse. Und Kommunikationsdesign ist schwie­riger zu greifen als Produktdesign, wo sich der gleiche Summs viel­leicht besser ausver­kauft, weil es netter aussieht (oder tatsäch­lich besser gedacht ist :-D). Ein Mini verkauft sich besser als der fast baugleiche Peugeot… aber liegt es am Produktdesign, am Kommunikationsdesign, am Nimbus von BMW, am Zeitgeist? Apple – besser wegen des PackageDesigns, der Materialwahl oder doch wegen dem OS?

    In aller Regel ist es die SUMME der rich­tigen Maßnahmen, die entscheidet. Innere Werte und Sexy Looks. Wobei ich ja finde, für die Inneren Werte setzen sich gute Designer meist ja auch immer mit ein (Ich bin da Bruce-Mau-geschä­digt, sorry). Es wäre viel­leicht genau falsch, sich aus dieser Summe heraus­zu­di­vi­dieren und als Faktor verortbar zu machen («Aha, Erfolg zu 6,78% wegen der Visitenkarte der Salespeople.»)

    Dazu kommt, dass es prag­ma­tisch nix löst: Kann eine solche Vermessung des Designs belegen, dass für Kunde X Factor Design die rich­tige Wahl ist und nicht Meiré? Dass Philharmonie Y nicht den Borsche braucht, sondern den Hickmann? Ab einer gewissen Klasse sinds doch meist Büros einer gewissen Größe, die auch meist okay-e Arbeit ablie­fern… und ab einer gewissen Größe dann viel­leicht eben auch nicht mehr. Aber wie hilft mir als Kunde/Klient eine Studie, die mir sagt, dass Design sich auszahlt, bei der Frage, WELCHES Büro (welcher Designer) zu MIR passt? Und was ändert es an der Tatsache, dass ich im Rahmen eines Pitches ein Preisgefälle relativ vergleich­barer Studios kriege, das zT bei mehreren 100 Prozent liegt?

    Ganz konkret wird kein Auftraggeber (Klient ist übri­gens so ein Wort, dass ich scheue, weil ich weiß, was in der Suchttherapie und im Sozialbereich mit «Klient» gemeint ist :-D) der Welt frei­willig mehr zahlen, nur weil eine Studie sagt, dass Design der Wertschöpfer 3000 ist. Passiert nicht. Gegen Strukturen mit latent ausbeu­te­ri­scher Struktur (durch Marktübersättigung usw) helfen nur zwei Dinge: ganz brutal die Ausdünnung durch Wegsterben im verschärften Wettbewerb und – deut­lich zu bevor­zugen – die Solidarisierung der betrof­fenen und die gemein­same Schaffung von besseren Rahmenbedingungen mit Vorteilen für eben beide Seiten: Arbeitgeber/Auftraggeber UND Arbeitnehmer/Dienstleister.

    Egalegal.

    Kurz und anders: Wenn wir quan­ti­tativ BEWEISEN müssen, dass eine quali­ta­tive Leistung wie Design «funk­tio­niert», haben wir größere Probleme als ich hoffen mag :-D. Aber ich lass mich auch gern vom Gegenteil überzeugen…

  85. Schnäppchenfuchs

    Ich melde mich hier mal als Kunde bei Designern und Grafikern zu Wort. Wenn ich klei­nere Sachen zu vergeben habe, schreibe ich meist einen Beitrag in ein Forum. Darauf kommen zahl­reiche sehr gute Anfragen mit wirk­lich guten Referenzen. Die Angebote sind teils sehr sehr günstig – ohne, dass ich verhan­delt habe. Was soll ich denn da als Kunde machen, außer auf die Angebote einzu­gehen? Natürlich belohne ich gute Arbeit dann mit Folgeaufträgen, aber die nied­rigen Preise werden mir ange­boten, ohne dass ich was dafür tue.

  86. Johannes

    sehr gut, schnäpp­chen­fuchs! so sieht’s nämlich auch aus!

  87. Vroni

    Naja, viel­leicht nennt er sich in den Foren auch „Schnäppchenfuchs“.:-)

    Dann ist den Dumping-Kerlchen in den Foren ja eh klar, was sie von sich aus für Preise anbieten müssen, wenn sie irgendwie mit Sparfuchs ins Geschäft kommen wollen.

    Das rela­ti­viert dann das gespielt-hilf­lose „was will ich machen“ dieses Kunden etwas, würde ich vorsichtig sagen.

    Was die Foren angeht, gilt für mich: „Only birds of the same feather fly toge­ther.“ Da geht kein vernünf­tiger Designer rein und bietet mit.

    Das nächste: Ob die Referenzen wirk­lich top im Spiekerman’schen oder Erler’schen Sinne sind, das haben wir ja weiter oben fest­ge­stellt, können Kunden immer weniger wirk­lich beur­teilen. Sie sehen halt, dass es „nice“ ist (Eyecandy wie Spiegelungen unterm Logo? Verläufchen?), mehr nicht.

  88. mazter of desing

    ach hört doch alle auf zu motzen!
    meine erfah­rungen zeigen, dass durch qualität, moti­va­tion und ästhe­ti­sches bewußt­sein der funke auch auf 75% der kunden über­springt. der rest soll dann halt billig und schnell machen lassen, kann uns doch egal sein. ich finde im übrigen einen groß­teil der arbeiten von leuten, die sich hier als ach so profes­sio­nell darstellen, ziem­lich gewöhn­lich – das nur am rande. dieses ewige genöle von euch ‚desi­gnern‘, die ja ach so inter­dis­zi­plinär über allem und jedem stehen, nervt einfach nur. bröt­chen und miete deckt es ja nun allemal – wessen ziel es ist, viel geld zu besitzen, ist als gestalter einfach fehl am platz. ortho- und typo­gra­fi­sche fehler dürft ihr gerne behalten. danke fürs lesen.

  89. Vroni

    @mazter of design

    Die Arbeiten der Leute hier sind dir zu gewöhnlich.
    Na dann zeig doch deine, du weißt schon, die mit richtig „Qualität, Motivation, ästhe­ti­schem Bewusstsein“, Supahman, wenn du so toll bist, dass du damit nicht einmal richtig Geld verdienen willst.

    Aber du ziehst es vor, unfein aus der anonymen Hecke zu meckern.

  90. mazter of desing

    @vroni

    ich sagte nicht, dass ich kein geld verdienen will. mit einem gehalt zwischen 2.200 und 4.500 euro lässt sich aber ein normales leben durchaus sicher bestreiten. klar, mich kotzt es auch jedesmal an um preise für gestal­tung zu disku­tieren. letzt­lich muss man sich aber auch mal einge­stehen, dass es eben eine dienst­leis­tung wie jede andere ist, die man anbietet. und viele meiner bekannten gestalter versu­chen nunmal auch, den neuen mac pro so günstig wie irgendwie möglich zu bekommen oder kaufen sich erst gar keine soft­ware und schriften oder lassen billige prak­ti­kanten schuften (was hich hier jetzt niemandem unter­stellen möchte). wie man in den wald hineinruft…

    und ja, manche der arbeiten die ich mir hier ange­sehen habe, finde ich gewöhn­lich. das ist einfach meine meinung. und nein, ich möchte hier meine seite nicht verlinken und das ist ja mein gutes recht. wenn du ins kino gehst und dir der film nicht gefällt, hast du ja auch das recht auf deine mein­u­nung. selbst wenn du, was natür­lich sehr unwahr­schein­lich ist, selber keinen besseren film produ­zieren kannst.

    p.s. ich habe jetzt alles nochmal ‚durch­ge­klickt‘ und ersetze hiermit in meinem vorigen post „einen groß­teil“ durch „einen teil“.

  91. Anderer Jürgen

    Nun auch von mir ein Gedanke zur Wertschätzung der Design-Dienstleistung seitens der Auftraggeber. Meine Lehre aus den letzten zehn Jahren im grafi­schen Gewerbe lautet: Das Gros der Auftraggeber kann (und will) die Güte von Gestaltung nicht beur­teilen. Die wich­tigsten Elemente die Auftraggeber zufrie­den­stellen und moti­vieren zurück­zu­kommen, sind ganz grund­le­gende Prinzipien der Dienstleistung: Termintreue, Erreichbarkeit, Zuverlässigkeit, Kommunikationsfähigkeit (Erklären, zuhören, nochmal erklären…), Schnelligkeit. Diese Dinge werden hono­riert, in Worten und auch monetär. Ebenfalls werden diese Dinge ange­führt wenn Auftraggeber sich unter­ein­ander beraten „zu wem man denn mit diesem oder jenem gehen könne“.

    Die Gestaltung bedient in großen Teilen den Ehrgeiz und wird getrieben vom urei­genen Antrieb des Designers, die meißten Auftraggeber sehen oder verstehen diesen Aufwand nicht.
    Freilich glaube ich trotzdem weiterhin fest daran das eine große Motivation seine Sache gut zu machen meißt auch aufs Ergebnis durch­schlägt und dieses dann auch die ästhe­ti­schen Saiten des tech­no­kra­tischsten Auftraggebers zum Klingen bringt, und wenns nur unter­be­wusst ist.

    Als Freiberufler fühle ich mich übri­gens derzeit nicht unter­be­zahlt und auch keines­wegs ausge­nutzt. Das Verhältnis zw. meiner Leistung und dem gegen­über­ste­henden Ertrag empfinde ich als in Ordnung, meinen Auftraggebern geht es da ganz ähnlich.

  92. Julchen

    Leider konnte ich mir nicht wirk­lich aussu­chen ob ich freie Designerin oder Angestellte sein möchte. Ich denke, dass es vielen anderen auch so geht wie mir. Und, aus dieser Situation haben wir, die Verschmähten, viel gelernt bezüg­lich des Überlebens.

    Motivation können wir uns nicht leisten – wir rackern einfach und nicht für low. Wir haben auch unseren Stolz – Arbeit muss bezahlt werden. Auch ich habe Aufträge abge­lehnt. So ist das Leben.

    Ich empfehle „hand­werk­liche Qualität” + „akade­mi­sches Wissen“.

    Meine frühe Erfahrung als Dekorateurin u.a. bei Christ und IKEA haben mir u.a. die Erkenntnis gebracht, dass es sich in einem gemachtem Nest gut kuscheln lässt. Und mancher weiß erst wie gut er es hat, wenn er das Nest verläßt. Manche lernen das Fliegen andere nicht, weil sie nie loslassen können.

    Bei aller Globalisierung und über den Tellerrand schauen sollten wir IN UNS SCHAUEN. Inhalte bestimmen die Form, so kann gute Arbeit nur mit dem Herzen geschehen. Ohne ein Stück von mir zu geben, kann nichts Gutes entstehen.

    (Das war schon bei den Rolexuhren und Perlsträngen so, die immer wieder von den Displays rutschten, wenn ich nicht bereit war, mich auf die Klunkern einzulassen.)

    Wenn ich nicht bereit bin, mein Ich einzu­bringen und nur gefallen möchte, wird das nichts.

    Das merkt ein Kunde ein Auftraggeber und der Endverbraucher.

    Vielleicht sind die Philippinen mit ihrem Herzen dabei und nicht weil sie in der „Page“ stehen möchten oder den „red dot“ bekommen wollen.

  93. mel

    Schade das die Diskussion nun hier wieder etwas an Qualität verliert. Die Ratschläge die ich jetzt hier lese sind leider etwas banal. Natürlich versu­chen wir alle unsere Arbeit gut zu machen. Die Fragen und Einschätzungen um die Entwicklung des Marktes, der Entlohnung, der Globalisierung und nicht zuletzt des Designbegriffes waren dennoch sehr sehr span­nend. Schade das sich Spikermann, Erler, Kaltenborn und andere aus der Diskussion zurück­ge­zogen haben. Aber nun müssen wohl alle wieder an die Arbeit gehen?!

  94. micha

    hallo zusammen,

    erstmal möchte ich auch herrn erler danken, es ist toll
    das jemand so „frei­giebig“ über sein büro informiert.
    im spezi­ellen auch deswegen da hier ein einstiegsgehalt
    von 2.200 euro genannt wird. ja, das ist mehr als die meisten büros bereit sind zu zahlen u. ja ein einsteiger direkt vom studium weg hat noch viel zu lernen (ich habe mein studium anfang dieses jahres beendet und lerne auf die eine oder ander weise mehr
    als ich je dachte das es noch zu lernen gibt;)).

    was ich sagen will. jeder der selbst ein büro hat
    und seinen „neuein­stei­gern“ z.B 1400euro zahlt und
    sie am besten noch mit einer trai­nee­stelle ein jahr hinhält um sie dann zu feuern, da er/sie weis, dass
    der nächste „hung­rige“ jung­de­si­gner schon parat steht…
    sollten sich über­haupt nicht über nied­rige gehälter/kunden aufregen.

    was heißt das denn für junge ambi­tio­nierte desi­gner wenn sie weniger verdienen und länger arbeiten müssen als z.b. ein geselle in einem maler betrieb aber nicht mal die selbe vergü­tung erhalten.
    diskurse über „design­phi­lo­so­phie“ sind toll und ich
    habe meinen glauben an die notwen­dig­keit und den mehr­wert guter gestal­tung noch nicht verloren aber gerade die etblierten gestalter/grafiker/büroinhaber
    dürfen nicht vergessen das die „goldenen zeiten“ zwar
    vorüber sind aber nicht zuletzt sie über das gehalt und
    den umgang mit den „jungen“ mitent­scheiden, wie sich die design­land­schaft entwickelt.

    ich will mit dieser wort­mel­dung niemand im forum direkt
    anspre­chen. mir ist es einfach wichtig das an dieser stelle auch mal ein anderer aspekt genannt wird. vieler­orts sollte man sich zuerst mal an die eigene nase fassen bevor man an die der kunden langt.

  95. Julchen

    mel
    „Natürlich versu­chen wir alle unsere Arbeit gut zu machen.“
    Das reicht halt nicht aus!
    Empathie und Verständnis für den Standpunkt des Auftraggebers sind wichtig!

  96. mazter of desing

    noch ein nach­trag von mir:

    den artikel selbst fand ich infor­mativ, inter­es­sant und verhält­nis­mäßig neutral. das genörgel bezog sich auf diverse kommentare.

    @julchen
    mit ‚akade­mi­schem wissen‘ hatte das was ich an der fh gestal­tung gelernt habe sehr wenig zu tun. gestal­tung ist meines erach­tens auch keine wissen­schaft, auch wenn viele von euch das gerne so verkaufen.

  97. hjg

    Die Gegenrede von Johannes Erler: 100% Zustimmung und die Qualität der meisten Kommentare zeigt, dass es ihm gelungen ist, die Situation des Berufstandes genau und kennt­nis­reich auf den . zu bringen.

  98. mel

    @ Julchen

    Nein. Das Interessante an einigen Beiträgen war doch das es eben nicht immer nur um die Kundenwünsche gehen kann bei unseren Entscheidungen. Design ist auch nicht immer Dienstleistung.
    So hat HD auch hier schon geschrieben:
    „Auch die Tatsache, dass wir nicht nur wirt­schaft­li­chen Impulsen folgen, sondern auch sozialen, ästhe­ti­schen oder was-weiß-ich-welchen, ist doch eigent­lich zunächst absolut schön. Wir alle haben einen sehr gebenden, erfül­lenden Beruf, der sicher auch anstren­gend und frus­trie­rend sein kann, aber man sollte die guten Seiten nicht aus den Augen verlieren.“
    Oder auch Sandy Kaltenborn: „Wer nicht aufhören will in Kategorien von Konkurrenz und Wettbewerb (Ich-Ich-Ich / “Qualität setzt sich durch” etc.) zu denken, wird mit mehr Turbo-Marktwirtschaft und weniger “Gesellschaft für Alle” belohnt werden. Wer diesen Weg als den seinen beschreiben mag, wer “Gewinner” sein will, der mögen diesen Weg folgen… Viel Erfolg! ; ) Wir denken nicht das solch eine Art von gesell­schaft­li­chen Beitrag bzw. Verständnis, den Kern unserer gestal­te­ri­schen Praxen bilden sollte.“
    Dahinter steckt nach Meinen Verständnis eben ein anderer Designbegriff. Und genau das war einer von den Punkten die ich hier in der Diskussion inter­es­sant fand.

  99. Julchen

    @mel

    Was nützt mir ein Stuhl, auf dem ich nicht sitzen kann, ein Haus, in das ich nicht stehen kann, eine HP auf der ich mich nicht orien­tieren kann?

    Wenn die Kundenbedürfnisse nicht im Vordergrund stehen, dann mache ich Kunst, kein Design.

  100. Vroni

    Nicht einver­standen mit einem Teil der letzten Posts.

    1. Hausgemachtes Problem vieler Grafikdesigner

    Die selbst­ge­baute Falle von Grafikdesignern ist für mich ganz klar die, dass man Sympathie/Empathie für den Auftraggeber und sein Anleigen unzu­läs­si­ger­weise vermischt mit der Art zu verhan­deln und der Preiskalkulation.
    Im Gegenteil: Man kann einen Auftraggeber verstehen und gern haben, auf seine Wünsche eingehen und dennoch einen betriebs­wirt­schaft­lich funk­tio­nie­renden Preis und einen funk­tio­nie­renden Ablauf verlangen. Grade drum, um auch weiter respek­tiert und zurück­ge­mocht zu werden. Gegenseitiger Respekt ist wichtig, wer zuwenig verlangt, wird nicht respek­tiert. Ende von Empathie.

    2. „Turbo-Marktwirtschaft“

    Wer als Grafikdesigner entlang des Wettbewerbs denkt, ist allein damit noch lange kein „Turbo“-Spike-Ellenbogen-IchIchIch-Mensch ohne einen Hauch gesell­schaft­li­cher Überlegungen. Was mit „Turbo“ sicher gemeint ist, ist der von allen Ketten und Anstandsregeln losge­las­sene Wettbewerb, der die Marktteilnehmer ins immer schnel­lere, markt­schreie­ri­sche Hamsterrad zwingt. Ein Designer jedoch, der sich mit seinen Arbeiten bewusst gegen­über anderen zu profi­lieren versucht (von mir aus auch mit dem unglück­li­chen “ „Qualität“ setzt sich durch“, was ich aus anderen Gründen doof und akqui­si­to­risch wenig wirksam finde…, s.o.), ist deswegen noch lange kein „Turbo“-Heiner.

    + Versuch der Zusammenfassung (persön­liche Sicht)

    3. Designbegriff

    Anscheinend gibt es so viele Designbegriffe (eigent­lich die ganze Palette von „Unternehmensberatung first“ bis Handwerk und Schönsein) hier wie Designer.

    Da braucht man sich nicht wundern, dass der Auftraggeber eben­falls seinen eigenen in die Waagschale wirft.

    4. Immer nied­ri­geres Honorar/Gehalt

    Eine Entwicklung, die die „Kleinen“ schon früher mächtig gespürt haben, ist jetzt zu den Stars der Branche durch­ge­drungen. Heureka! Das war doch das Topic hier.

    Was soll ich dazu sagen. Ist das jetzt gut oder schlecht für das weitere Schicksal der Designerzunft. Ist es viel­leicht sogar indi­rekt gut, weil die Stars und führenden preis­über­häuften Designerbüros, die aufge­wacht sind, ihre Anliegen, die zufällig eben­falls die Anliegen des Fußvolks sind, besser verstehen zu formu­lieren und durch­zu­setzen? Muss ich als Fußvolk jetzt nix mehr unter­nehmen und nur darauf warten, dass die „Großen“ für uns „Kleine“ das schon wuppen werden? Oder wollen unser Leitbilder uns als ihre Anhänger und Mitmarschierer gewinnen? Das wäre neu, aber warum nicht. Welcome.

    5. Der Anlass der Aufregung: die falsche, über­höhte Statistik der Presse.

    Das ist komisch. Als ich das las, was ange­stellte Designer angeb­lich verdienen, war mein erster Gedanke: „Wenn nur ein Kunde von mir das liest, werde ich mit den Preisen rauf­gehen müssen, sonst nimmt der mich nicht mehr ernst.

    Also eher fast positiv.

    Ich hätte mich tausend Mal mehr über eine verfälschte Statistik geär­gert, die Grafikdesigner mit dem Gehalt gewaltig unbe­rech­tigt nach unten defi­niert. Ich hätte – auf diese Art als Hungerleider detected – gar nicht mehr aus dem Haus/Büro gehen mögen vor Scham. Earnest.

    6. Die Presse selbst.

    Ist ein ganz eigenes Feld, heut­zu­tage sind Zeitungsleser jedoch nicht so naiv, alles zu glauben, nur weil es in der Presse steht. Das ist lange vorbei. Im Gegenteil, die Leute sind sehr gelassen, ange­nehm unhys­te­risch, kaum zu beein­dru­cken. Das finde ich prima. Sie lassen sich beispiels­weise nicht die Schweinegrippenimpfung aufschwatzen und sind immer immuner gegen jegli­ches Katastrophengewätz und Lügengebräue der Medien.

  101. Besser anonym

    So viele Kommentare, dass ich glaube, meinen Eintrag hier unter­gehen zu sehen. Egal …

    Ich arbeite jetzt (nach einer „Umschulung“ vom Redakteur) seit 6 Jahren in einer größeren, renom­mierten Werbeagentur als Junior AD mit wirk­lich lobens­werten Arbeiten für namhafte Kunden. Bruttogehalt: 2250,- Euro. Kein Witz. Überstunden sind üblich (täglich), Stress natür­lich auch, einen Überstundenausgleich gibt es nicht. Überstunden werden nicht vergütet und werden auch nicht abge­feiert. Das Geld reicht gerade mal für eine Mittelklasse-Wohnung zur Miete und einen Mittelklassewagen auf Finanzierung. Und eben Lebensmittel. Alles, was ich mir darüber hinaus leisten möchte – wenn ich dafür wegen mangelnder Freizeit Zeit finde – muss ich mit heim­li­chen Nebenjob-Tätigkeiten errei­chen. Als freier Grafiker und als freier Redakteur. Privatleben? Es gibt kaum noch eins. Die Freundin ist verzwei­felt. Meine deut­lich jüngere Freundin würde nach dem Abschluss ihrer Ausbildung zur Bürokauffrau unge­fähr das gleiche Nettogehalt haben wie ich, wenn sie ihrem Unternehmen (kein Tarif …) treu bleibt. Überstunden werden ihr bezahlt und/oder sie dürfen abge­feiert werden. Sie hat deut­lich weniger Stress. Lebt zufriedener.

    Forderungen nach höheren Gehältern werden hier geblockt, beför­dert wird höchst selten. Für mich gab es nach meiner Beförderung keinen Cent mehr Gehalt. Und das, obwohl es der Agentur immer besser geht und gigan­ti­sche Etats dazu­ge­winnt. Die Fluktuation ist hoch. Sehr hoch. Man selbst wagt es nicht mal, sich woan­ders zu bewerben oder sich selbst­ständig zu machen. Zu groß sind die Befürchtungen, woan­ders könnte es noch schlimmer sein (was man eben so hört) oder die Auftragslage kippt weg. Damit „droht“ hier auch die Geschäftsführung und schüch­tert ein.

    Und jetzt? Ich erwi­sche mich immer öfter dabei, wie ich mich in Foren für Auswanderer/Aussteiger schlau mache. Oder ob ich noch eine weitere Ausbildung dranhänge?

  102. Lausbub

    „(aller­dings ohne den Hinweis, dass der Stern-Durchschnittswert auf Basis von weniger als 25 Befragten zustande kam) “

    Das finde ich eh immer so geil! Als könnte eine „begrenzte“ Umfrage derart repre­sen­tativ sein, daraus einen sinn­vollen Artikel zu formen – der Nah am Bürger, bzw. der Realität ist. Medien Berichterstattung hat was von Pippi Langstumpf Manier (was jetzt nicht zwangs­läufig) negativ gemeint sein soll (oder doch?) ..

  103. mel

    @ Julchen
    Wenn du den Kunden immer als König brauchst in den du dich empha­tisch einfühlen willst, dann mach eben das zu deinem Verständnis von Design. damit bist du bestimmt nicht allein. Jedoch die Grenzen zwischen Design und Kunst sind immer schon flies­send gewesen. Schau dir doch einfach mal die Redner der TYPO an. Oder schau in die Geschichtsbücher. Das Spektrum ist sehr weit und hat bei weitem nicht immer mit Kundenfragen zu tun. Bitte erspare uns eine so platte Definitionen von Design. Danke.

  104. robertmichael

    @ Besser anonym
    ich glaube sowas ist teil­weise leider üblich, nicht nur in der werbe­branche. aber was hindert dich daran eine bewer­bung samt arbeits­proben zu einer anderen agentur zu schi­cken um ggf. deine situa­tion zu verbessern?

  105. Ingo Vogelmann

    Jedenfalls habe ich den Job 2003 an den Nagel gehängt, weil ich nur noch Mahnungen schreiben musste, die dann sowieso nicht mehr bezahlt wurden.

  106. Johannes

    puh…

  107. Julchen

    @mel

    Platt hin oder her – es gibt keine Wahrheit, nur Perspektiven.

    Auch Typografen denken an Ihre Kunden wie z.B. Adrian Frutiger – über­ar­bei­tete die Frutiger, weil die Neue besser lesbar und platz­spa­render ist.

  108. till1

    besser anonym: selb­stän­dig­keit ist schwierig, bei manchen agen­turen ist es viel­leicht nicht viel besser, bei anderen aber doch – lass dich nicht einschüch­tern. wenn man kein einsiedler sprich umgäng­lich ist und gute arbeit ablie­fert, nehmen einen andere arbeit­geber gerne bzw. kunden schätzen ein auch. das sind dann halt nicht unbe­dingt die welt-etats, aber die braucht man auch nicht als kleine agentur oder selb­stän­diger – weder finan­ziell noch um gute arbeit abzuliefern.
    sei selbstbewusst!

  109. Christoph

    Nach dem Lesen dieser Diskussion wünschte ich, ich hätte etwas anderes studiert oder eben diese sinn­lose Dikussion nicht gelesen.

    Aber viel­leicht ist es ja so einfach: Wer das Gefühl hat, in seinem Job nicht genug zu verdienen, der muss eben mehr verlangen oder sich einen anderen Job suchen.

    Alle anderen Lösungen, die hier disku­tiert wurden, bringen rein garnichts, bzw. sind der Sache nicht wirk­lich zuträglich.

  110. Stepp

    @Julchen:

    Da hast du doch glatt ein Argument gefunden, was noch viel besser gegen deine These verwendet werden kann: Adrian Frutiger hat die seinen Namen tragende Schrift nicht deshalb verbes­sert, weil „Kunden“ ihn danach gebeten hätten, sonder weil ER SELBST es für nötig hielte.

    Frei anch Henry Ford: „Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt schnel­lere Pferde.“

  111. Besser anonym

    „Aber viel­leicht ist es ja so einfach: Wer das Gefühl hat, in seinem Job nicht genug zu verdienen, der muss eben mehr verlangen oder sich einen anderen Job suchen.“

    Und genau diese eigen­ar­tige, sehr unüber­legte Einstellung ist es, warum der Mensch ausge­beutet wird. Hierzulande und in anderen Ländern noch viel extremer.

  112. sandy kaltenborn

    Erstmal schliesse ich mich Johannes an: Puh…!

    Dieses ist hier erstmal mein letzter Beitrag.

    Natürlich sollte man ein Arbeitsverhältnis auf Augenhöhe anstreben. Alles andere ist traurig. Ich kann nur bedingt einsehen wie es für grosse Büros ist. Für kleine ist es sinn­voll sich die 90iger Jahre nochmal anzu­sehen. Also den Umbau des Arbeitsmarktes, Dienstleistungsgesellschaft Hype und die entspre­chenden Medialen und Politischen Diskurse. Der Spruch „der Kunde ist König“ ist älter. Aber Deutschland versteht sich nun eben auch als Dienstleistungsgesellschaft. Das muss man nicht gut finden. Und vor allem sollte man sich selber dabei nicht abschaffen im Dienste an dem Kunden oder Auftraggeber oder wie man die Menschen mit denen man was gemeinsam bestreitet auch nennen mag. So steht in den AGBs unseres Büros zb. auch das die Kunden nichts zu entscheiden haben. dann führt zwar hin & wieder zu Irritationen bei den Juristen diverser Institutionen, aber es hilft das Verhältnis so wie unser Büro es anstrebt klarzumachen.

    Preise? – Wir machen nicht alles fürs Geld. Wir arbeiten auch für Leute die kein Geld haben. Das ist zum einen ein Luxus und zum anderen eine Entscheidung. Es ist auch die Entscheidung nicht viel Geld zu haben. Wenn uns was inter­es­siert dann suchen wir mit den Leuten einen Weg wie es gehen kann. Wir legen die Karten auf den Tisch und erwarten von den Leuten die zu uns kommen das selbe. Ganz einfach. Einer der Vorteile von kleinen Büros. Einen Luxus den wir geniessen.

    “Turbo-Marktwirtschaft”. Ich höre das immer wieder das dieses zu krass ausge­drückt ist. Ich halte es aber für banal. Wir leben nunmal in einem Wirtschaftssystem wo – wie schon mal hier gesagt – nicht alle Gewinner sein können.
    Sorry – ich kann mich nicht hinstellen und in einem Seminar den StudentInnen sagen „ihr werdet es alles schaffen – strengt euch nur an“. Ich sage das ich es Scheisse finde das nur 25% ihren ökono­mi­schen Weg in dieser Welt finden werden und das ich damit ein Problem habe. Punkt. Jetzt schauen wir mal zusammen wie wir damit umgehen.
    Klar ist der Kapitalismus nicht immer häss­lich und mit Spikes an den Ellenbogen ausge­stattet. Natürlich nicht. Ich habe auch Spass. Ich hab sogar manchmal Spass an posi­tiver Konkurrenz und Wettbewerb. So what? Man sollte sich aber auch nichts vorma­chen in was für einem Gesellschaftssystem wir leben. Das dieses sich nicht so schnell ändern lässt, oder das man selber damit ganz gut klar kommt sollte doch nicht dazu führen das einem die anderen und was sonst noch so in der Gesellschaft passiert egal ist.

    Designbegriff: Man sollte auch einen Begriff von Gesellschaft jenseits von Markt haben – als jemand der oder die Gestaltete Dinge auf die Welt loslässt. Dieses wiederum hat nichts mit der Größe eines Büros zu tun. So teile ich viele dinge die zb Erik Spikermann von sich gibt, also wie er seinen Auftrag als Designer in der Gesellschaft versteht. Er hat einen Begriff von gesell­schaft­li­chen Auftrag aus meiner Sicht. Darüber kann man sich dann poli­tisch, kultu­rell und von Handwerk her streiten.
    Es geht eben darum bei aller Markt&Geld Dominanz nicht aus den Augen zu verlieren das wir als Gestalter eine grosse Verantwortung tragen, als dieje­nigen, die die Welt und die Kommunikation gestalten.
    Natürlich ist der Markt ein Teil der Gesellschaft, ein Teil der Öffentlichkeit geworden. Es ist auch nicht alles gleich was darüber verhan­delt wird. Ich bin aber davon über­zeugt das man diese Zwei pola­ri­sie­rend disku­tieren muss um nicht alles der Verwertung zu unter­werfen. Sonst geht das was wir hier Demokratie nennen noch weiter hops. Ganz sicher.

    Es geht also um einen Designbegriff der verant­wort­lich „Gesellschaft gestalten“ immer mitdenkt. Und dieses kann per se kein Designbinnendiskurs bleiben. Denn es kommt der Punkt wo man sagen muss in was für einer Gesellschaft man leben will. Und das ist ja bekann­ter­massen eher eine gesell­schafts­po­li­ti­sche Frage. Man sollte aufhören zu Glauben man könnte Designfragen und Lebenswelt-Fragen trennen.

    Alles Gute
    sandy Kaltenborn

  113. HD Schellnack.

    Danke Sandy!

    Etwas schade, dass Johannes sehr feiner und groß­zü­giger Text irgend­wann nach zig Posts in sein Gegenteil gewendet wird und von «Groß» gegen «Klein» geredet wird und eine selt­same Neiddebatte losgeht. Wir haben einen tollen Job, wir können viel bewegen, wir haben durchaus auch die Verantwortung, dass zu tun – und ganz prag­ma­tisch hat Johannes Recht, dass die ganze Fairnessdebatte über Gehälter und Bedingungen nun mal beim Honorar anfängt. Und das an diesem Punkt, wie auch immer man das konkret umsetzen will, eine Wertedebatte ansetzt – quali­tativ oder quan­ti­tativ, Wert im Sinne von «Wertschöpfung» oder durchaus auch Werte wie die grund­le­genden gesell­schaft­li­chen Werte, an die Sandy uns erin­nert. Das geht anderen Branchen genauso – was aber kein Grund sein sollte, den Gang der Dinge fata­lis­tisch hinzu­nehmen, eben­so­wenig wie die Antwort Verdrängungswettbewerb sein kann.

    Ich denke da viel an den groß­ar­tigen Typo-Vortrag von Clemens, an Sandys exzel­lenten Vortrag, aber auch an viele andere Designer… die meisten von uns allen sind meinungs­starke Überzeugungstäter, leiden­schaft­lich und enga­giert, perverse Optimisten (schon rein beruf­lich), Change Agents. Da frag ich mich: Wenn uns was stinkt, warum pack’n wirs nicht an? In der Zeit, die wir hier quas­seln (von der Zeit zwischen der Typo, wo Jo und Erik, Anschlaege und Florian Pfeffer ja ganz ähnliche Anstöße gegeben haben), hätte man doch auch mal ganz konkret was tun können…

    Um dem Ganzen also viel­leicht mal einen anderen Drall zu geben (in der sinn­losen Hoffnung, dass das geht)…

    Wie würde man am besten – ganz prag­ma­tisch – die Wertschätzung für unsere Arbeit und damit die Honorierung verbes­sern? Kriegt man da einen Minimal Consent hin, auf den sich alle einigen könnten? Was handfestes?

    Wie kriegt man im Alltag auch unter finan­zi­ellen Druck Lösungen für die vier fünf sehr konkreten Probleme hin, die unseren Alltag prägen (Unterhonorierung, evtl. bizarre Pitches, Konkurrenzsituationen uswpp).

    Was kann jeder selbst dafür tun?

    Was könnte man gemeinsam (iiii­ir­gendwie halb­wegs orga­ni­siert) even­tuell tun – ganz konkret und wahr­schein­lich ohne allzu großes Budget?

    Ich fänd wirk­lich super­cool, wenn wir wieder mehr auf eine solche «lösungs­ori­en­tierte» (hust, sorry) Schiene kommen, weil Jammern und Dissen ja absolut 300% super­un­ter­haltsam und auch sehr reini­gend ist, aber mir irgendwie mein grund­sätz­lich voll­po­si­tives Bild von Designern als Lösungsfindern und Optimierern und Enthusiasten usw. verha­gelt :-D.

    Traut sich jemand?

  114. HD Schellnack.

    Ach so, PS:
    Ich frage das nicht provokativ-klugscheißernd.
    Sondern eher, weil ich selbst auf diese Fragen keine ganz solide Antwort hätte – man wurs­telt sich halt durch – mir aber wirk­lich gern eine wünschen würde. Und weils viel­leicht toller wäre, über Lösungsideen (egal wie wirsch) zu plau­dern als immer über die (same­old­sa­meold) Probleme.
    Also bitte nicht falsch verstehen…!

  115. Vroni

    @ HD Schellnack

    Das mit der Neiddebatte habe ich nicht gehört. Was soll das, die Tatsache, dass es eben Stars und Kleine gibt, mit diesem Unwort der Neoliberalen abzu­qua­li­fi­zieren. Ich habe nur den Eindruck, dass was Honorar betrifft die Stars eben erst vor kurzem aufge­wacht sind (ist doch prima endlich), der Rest jedoch schon länger.

    Und ja Sandy, natür­lich soll man nicht alles nur nach kommer­zi­eller Verwertbarkeit betrachten. Das ist aber kein Grund, in seinem Beruf vernünftig bezahlt werden zu wollen. Wer nur pro Bono und Kulanz macht, wird halt nicht rumkommen. Er wird deswegen die Gesellschaft nicht verän­dern können, weil er schon vorher pleite ist.

    ___________
    Generell

    Dissen und zerreden.

    Ich mag nicht, das jedwede Analyse oder Kritik gleich als Dissen und Unfähigkeit zur Problemlösung ausge­legt wird. Ich habe übri­gens als einer der Wenigen Lösungen aufge­zeigt, nur schme­cken tun sie eben anschei­nend kaum: Designverbände: endlich zusammnschließen, der Einzelne: besser posi­tio­nieren, Spezialistsein, Design nicht als Deko verstehen, den ROI für Design belegen.
    Aber natür­lich wird z. B. Letzeres sofort von HD Schellnack zerredet. Ersteres als Turbokram zerredet.

    In Bayern sagt man da: „Ach geh mir den Frack nauf!“
    :-) So long alli­ga­tors und machts gut mitein­ander, bin jetzt off, gebs auf. Wer mit mir einzeln weiter disku­tieren will, kann mir ja mailen.

  116. HD Schellnack.

    Vroni, dich hat ich nicht gemeint – ich hab dich vom Sommer noch als guten Input-Geber vor Augen. Designverbände zusam­men­schließen oder neu, Positionierung – find ich alles richtig.

    Und Zerreden von Ideen find ich erst mal gut, solange man nicht persön­lich oder dogma­tisch ist. Ich find diese Effizienzdebatte persön­lich halt inhalt­lich und prag­ma­tisch in jeder nur denk­baren Hinsicht für gefähr­lich, lass mich aber super­gern vom Gegenteil über­zeugen. Das Ideen durch ein Säurebad müssen ist aber doch normal und auch ganz okay. DInge müssen sich halt beweisen.

    Also, bitte nicht ange­griffen fühlen – ich wollte ohnehin niemanden persön­lich angehen (warum auch) und dich sicher gar nicht. Sorry, wenn das so ankam, war keines­wegs so gemeint. Mich würde halt nur freuen, wenn aus dem an sich ja span­nenden (und oft ja auch sehr klugen) Hin und Her solcher Threads dann irgend­wann etwas… greif­bares käme. Wäre einfach eine schöne Sache, oder?

  117. raban ruddigkeit

    it’s the economy, stupid.

    die diskus­sion hier ist über­fällig und richtig. aber sie wirkt auf mich noch immer sehr rück­wärts­ge­wandt. ich denke dabei sofort an den gran­diosen vorspann in sagmeis­ters »made you look«, in dem er aufzeigte, wie kurz die exis­tenz­spanne des grafik-berufs­bildes über­haupt ist.

    und das führt einen dann auch zu dem ford´schen bild der pfer­de­kut­schen, die verdammt noch mal schneller werden sollten. und wir erin­nern uns, dass es auch mal jede menge hufschmiede gab. oder schäfer, oder gobelinhersteller …

    es geht ja eigent­lich nur um ein einziges thema; wo ist das geld? und dazu fehlen nach­voll­zieh­bare erlös-modelle für unseren berufs­stand. inter­es­sen­gruppen und gewerk­schaften bleiben grif­fige antworten noch immer schuldig. und erst recht niemand weiß, wohin die copy­right-reise gehen wird.

    doch auch die auftra­ge­ber­seite sucht seit jahren nach neuen modellen der hono­rie­rung. sie spre­chen von risiko- und erfolgs­be­tei­li­gung. und dabei fällt einem mal wieder auf, dass jeder andere krea­tive berufs­zweig anders funk­tio­nie­rende bezahl­sys­teme hat. der kompo­nist ist ebenso wie der sänger an seiner radio­ver­öf­fent­li­chung betei­ligt. der autor verdient an der auflage seiner bücher und hat viel­leicht sogar das glück, seine film­rechte nach holly­wood zu verkaufen. und – herr­gott – sogar ein illus­trator ist am abdruck seines motives beteiligt.

    warum gelingt das grafik­de­si­gnern noch immer nicht? und ist das nicht der punkt, an dem wir ansetzen müssen?

  118. Volker

    Da steht die Grafikbranche nicht Alleine da.
    Stellt sich die Frage wie der Weg aus dieser Krise (Wir verdienen zu wenig) aussehen mag. Ich habe mich schon für die Putzstelle unserer Diplom-Reinigungsfachkraft beworben.

  119. Christian

    Ich habe den Artikel gestern gelesen und er ist mir lange im Kopf rumge­gangen. Ich bin seit vielen Jahren im Designbereich tätig, 3 davon selb­ständig und neben Skills, Enthusiasmus, Netzwerken fehlt mir (und das habe ich bei den meisten Kollegen/Konkurrenten fest­ge­stellt) das Verkaufsgeschick: geht es um Preisverhandlung wirds schwierig! Ich glaube, hier liegt die größte Krucks allge­mein: Der eigene Fokus wird häufig mehr auf die Gestaltung (Programmbeherrschung + Tricks + Technik) als auf den Verkauf im Sinne von „Vermitteln,-was-meine-Dienstleistung-konkret-umfasst,-welchen-Nutzen-mein-Gegenüber-davon-hat-und-zu-welchen-Konditionen?“. Ausgebildete Designer sind keine Verkäufer per se, die erfolg­rei­chen aber wohl schon?! Häufiger scheint mir aber nur auf das fertige Endprodukt geachtet zu werden anstatt auf die „Leistung“, die dieses erst zustande kommen lässt (das zumeist eine ZUSAMMENarbeit Designer-Kunde ist).
    Ich fahre z.B. mit der Strategie gut, meinen Kunden klar­zu­ma­chen, daß es mit dem reinen Gestalten einer Drucksache nicht getan ist, sondern dazu die Betreuung, Absprachen, Kommunikation etc. gehört. Die meisten verstehen das auch. Es ist aber eine leid­voll erlernte Erkenntnis, die mir zumin­dest nicht im Studium und bei den ersten Jobs vermit­telt wurde: unter­neh­me­ri­sches „Verkaufsdenken“ entscheidet! Ich glaube, daß das nicht optimal ausge­bil­dete Verkaufgeschick/-bewußt­sein genau den Designern fehlt, die sich wort­reich in Diskussionen um Gehälter/Preise etc. betei­ligen (siehe meinen Beitrag ;-)).

    Eine anre­gende Diskussion, bin gespannt auf die nächsten Einträge.

  120. Oliver

    Ich muss hier noch mal den Gedanken «Transparenz und lang­fris­tige gemein­same Ziele/Regeln/Rules of Conduct» von HD aufgreifen. Fakt ist jawohl, dass sich hier in mehr oder weniger regel­mäs­sigen Abständen das gleiche Bild zeigt: Ein Artikel spricht die Rahmenbedingungen der Branche an und ein und der selbe Sturm bricht aber­mals in den Kommentaren los mit wieder und wieder den glei­chen Äusserungen und Forderungen. Aber was passiert? Nichts.

    Es wird geme­ckert über die Preise für Design-Leistungen, die Pitches, die Auftraggeber. Gleichzeitig seh ich die unend­liche Liste der Anzeigen für Praktikumsstellen. die gar nicht oder – milde gesagt – unter aller Sau bezahlt sind (<400) und ebenso nichts anderes sind als der Ausdruck eben genau der glei­chen Haltung, die hier an den Auftraggebern so vehe­ment kriti­siert wird. Wenn wir unter dem Preisdruck all die Strategien unserer Auftraggeber adap­tieren, werden wir auch wenig Mitgefühl und Verständnis treffen. Und Glaubwürdigkeit verlieren.

    Mit Veränderung sollen wohl immer erst die andern anfangen. Für mich sieht der erste Schritt völlig einfach aus: Jeder fängt an, die Regeln unseres Wunschmarktes für sich zu defi­nieren. Optimalst wäre wohl, wenn man diese Gedanken sammeln und disku­tieren würde (Wiki?) und Stück für Stück konkrete und allge­mein akzep­tierte Regeln daraus desti­liert. Ich denke da immer an das Stichwort frei­wil­lige Selbstverpflichtung. Ein Design-Max Havelaar. Der Markt braucht verständ­liche Zeichen, die er mit Qualität, Fairness oder was auch immer konno­tiert. Sowas lässt sich kommu­ni­zieren, als Entscheidungskriterium etablieren. Besonders, wenn es unab­hängig wäre, aber dennoch von allen Branchenverbänden mitge­tragen würde.

    Jedenfalls: Nicht jammern. Handeln, Resultate schaffen.

  121. till1

    ich weiß, dass es fast unmög­lich ist und dieje­nigen, die für sich vorge­hens­weisen entwi­ckelt haben, werden sie viel­leicht ungern teilen, aber mal ein erster vorschlag:

    ein quali­täts­ma­nage­ment für design, mit dem man (zumin­dest teil­weise) dem auftrag­geber doku­men­tieren kann, dass design nicht aus „sprit­zigen und pfif­figen ideen“, sondern aus syste­ma­ti­scher recherche, analyse und entwurfs­ar­beit besteht.

    bei der zerti­fi­zie­rung von dienst­leis­tungs­pro­zessen sollte sich doch einiges abschauen lassen – auch wenn ein quali­täts­siegel nicht wirk­lich vorstellbar ist, so kann man doch bestimmt einiges für die eigene arbeit lernen lassen.

    das ist ange­sichts der viel­falt des berufs eine mammut­auf­gabe, aber in anderen bran­chen kann eine DIN-Zertfizierung durchaus ein auswahl­kri­te­rium bei auftrag­geben sein.

    denkbar ist das in unter­schied­li­chen ausprägungen:
    von der sauber struk­tu­rierten präsen­ta­tion, die man als indi­vi­du­eller desi­gner macht, bis zur „siegel­ver­lei­hung“ dritte hilft es sicher­lich irgendwie.

    ich denke, bei den erfolg­rei­chen büros wird eine saubere argu­men­ta­tion üblich sein – aber wenn ich mich so umgucke, scheinen doch sehr viele grafiker ihre entwürfe dem auftrag­geber nach dem motto „friss oder stirb“ hinzu­knallen – ohne erstmal aufgabe und ziel zu reflek­tieren. was wenig dazu beiträgt, dass design als intel­lek­tu­elle tätig­keit verstanden wird.

  122. ubloc

    @ till

    Gute Güte! Ich bin froh, dass ich mich als Grafik-Designer noch weitest­ge­hend in einem güte­sie­gel­freien und unzer­ti­fi­zierten Umfeld befinde (abge­sehen von Normen und anderen tech­ni­schen Rahmenbedingungen, die ich in der Gestaltung von Produkten für Auftraggeber zu berück­sich­tigen habe).

    Davon abge­sehen, mal ehrlich, es gibt auch Geistesblitze, hervor­ra­gende Ergebnisse, die sich besten­falls künst­lich konstru­iert rück­wir­kend doku­men­tieren lassen, als Lösungsvorschlag einer Auftragserteilung aber trotzdem absolut auf dem Punkt landen (auch aus Sicht des Auftraggebers).

    Ich bewege mich gerne in einem freien Marktumfeld und unter­liege den Gesetzen von Angebot und Nachfrage, bekomme die Kunden, die mit der Qualität, die ich liefere zufrieden sind und den Preis, den ich fordere, auch zu bezahlen bereit sind.

    Ich habe auch nichts gegen Grafiker, die Ihren Auftraggebern ihre Entwürfe ›friss-oder-stirb-mäßig‹ hinknallen. Auf jeden Topf passt ein Deckel. Wenn er der Auftraggeber dort ange­messen versorgt fühlt, soll’s mir recht sein. Sieht er sich dort unan­ge­messen behan­delt und ist mit dem Ergebnis unzu­frieden, wird er woan­ders hingehen oder — im besseren Fall — mit dem Designer über dessen Vorgehensweise spre­chen und es gibt die Chance etwas zu lernen. Für Beide.

    Ich muss sagen, dass mich der Organisationsdrang der Design-Branche eher abstößt. Kann aber auch daran liegen, dass mir progra­ma­tisch da bisher noch nichts begegnet ist, wo ich mich wieder­finden kann. Die Diskussion verfolge ich dennoch inter­es­siert und ich würde auch nicht ausschließen, dass ich das nochmal anders sehen werden. Grundsätzlich schätze ich es, wenn Dinge in Bewegung bleiben.

  123. till1

    @ubloc: soweit wie eine zerti­fi­zie­rung kann es gar nicht gehen, es gäbe ja auch niemanden, der alles sach­ge­recht und absolut beur­teilen kann.

    gerade das visu­elle hat ja seine eigenen spezi­fi­schen eigen­schaften, aber viel­leicht kann man sich trotzdem argu­men­ta­tions- oder bewer­tungs­stra­te­gien aus anderen diszi­plinen inspi­rieren lassen. wie das ja auch bereits gemacht wird im hinblick auf semiotik & co.

    entwürfe nach­träg­lich mit einem konzept zu versehen, find ich zwar eben­falls bedenk­lich – ande­rer­seits sollte man aber versprach­li­chen können, was an dem einen entwurf gut ist, was an dem anderen schlecht ist.

    mood­boards und „visu­elle leit­bild­dis­kus­sionen“ sind ja eigent­lich erst der anfang, aber design­dis­kus­sionen mit laien müssen in deren sprache geführt werden – nicht in unserer. oder man muss dem laien erst soviel erklären, dass er nicht nur die bewer­tungs­kri­te­rien an sich versteht, sondern auch unsere gewich­tung der bewertung.

    auf der anderen seite muss man zugeben, dass wir uns sehr häufig von (rheto­ri­scher) visu­eller eloquenz bein­dru­cken lassen und diese dann als wich­tigste bewer­tungs­ka­te­gorie annehmen, d.h. manchmal ist der formal gelun­genste entwurf schlechter als der etwas lang­wei­li­gere mit dem rich­tigen konzept.

    wenn der auftrag­geber aber ein igno­ranter idiot ist, der sein leben lang mit scheu­klappen durch die gegen läuft (und das beziehe ich nicht unbe­dingt auf das visu­elle, sondern das intel­lek­tu­elle), dann hilft das natür­lich auch nichts mehr. da muss man dann auf empa­thi­sche weise versu­chen, dem auftrag­geber den für ihn besten entwurf unterzumogeln.

    aber dieses muss dann doch jeder für sich selber schaffen, sich dahin weiterzuentwickeln.

    ein anderer aspekt ist die gesamt­wahr­neh­mung der branche. ein inter­es­santes beispiel sind unter­neh­mens­be­rater: deren beruf ist gar nicht so furchtbar spek­ta­ku­lärer als unserer, ja teil­weise gar nicht so aufre­gend – aber bera­tungen haben irrsinnig viel mühe und geld inves­tiert, (zur öffent­lich­keit hin) ein traum­bild des berufs und (zur auftrag­ge­ber­seite hin) einen mythos des abso­luten exper­ten­tums zu zeichnen. was bei manchen sicher­lich zur self-fulfil­ling prophecy geworden ist.

    ich habe meine vorbe­halte gegen diese branche, aber wir als experten des visu­ellen und der kommu­ni­ka­tion schaffen es nicht, unseren beruf aus dem klischee des „armen künst­lers, der ab und an witzige ideen hat“ herauszuheben.

  124. till1

    p.s.
    viel­leicht wäre der erste schritt sogar, dieses selbst­mit­leid abzu­legen und viel frecher zu werden.

    (auch wenn ich gerade schätze, dass viele berufs­kol­legen ange­nehm auf dem boden der tatsa­chen geblieben sind.)

  125. Benjamin

    dem ist nicht hinzu­zu­fügen. danke für diese worte.

  126. Micha

    Ich bin selb­stän­diger Grafikdesigner und möchte zu dem Thema auch gerne ein paar Worte loswerden.

    Erst einmal vorweg, der Beruf des Grafikdesigners ist ein Beruf wie jeder andere auch. Es handelt sich um keine einzig­ar­tige Schneeflocke mit irgend­wel­chen Sonderkonditionen. D.h. wirt­schaft­liche Faktoren verlangen von diesem Berufsfeld auch Kompromisse.

    Jetzt kommt das ABER:

    Viele „Grafik-Designer“ oder „Kommunikations-Designer“ (bzw. die sich als solche bezeichnen) und über Stundensätze wie z.B. 60€ bis 80€ schimpfen machen Ihre Arbeit schlichtweg als Hobby. Denn Jeder der nicht noch zu Hause wohnt, Zuschüsse von Mama und Papa bekommt, seine Miete Zahlen Muss, Energie, Wasser, Strom, Krankenversicherung, Hausratsversicherung, Rechtsschutzversicherung, Rentenversicherung, KFZ-Versicherung, KFZ-Steuer, Abwasserabgaben, Steuerberater, Essen und Trinken bezahlen muss weis:

    Der Stundensatz ist mehr als berech­tigt. Selbst der gerne aufge­führte „Nutzungsausgleich“ (siehe AGD und BDG) ist absolut legitim. Ansonsten muss es so laufen, dass der Stundensatz erheb­lich gesenkt wird aber im Gegenzug der Auftraggeber einen Großteil der laufenden kosten übernimmt.

    Wieso sollte ein Klempner bzw. der Lehrling (aktu­elles Beispiel) für den Austausch einen Rohres unter dem Waschbecken (ca. 1 Stunde Arbeit) 300€ kassieren? Ganz klar, weil die äußeren Wirtschaftlichen Bedingungen so teuer geworden sind, dass man ohne diese Honorare in der Armut landet. FAKT.

    Das selbe gilt auch für einen Grafikdesigner. Die Lebenserhaltungskosten sind in das uner­mess­liche gestiegen, dass einzige was der Designer machen kann ist, diese Kosten an den Kunden weiter zu geben. Das ist nicht böse gemeint und der Designer verdient sich dabei keines Wegs eine goldene Nase.

    Lange Rede kurzer Sinn. Grafikdesigner die mit wesent­lich nied­ri­geren Stundensätzen arbeiten als wie es für diese Berufsgruppen fest­ge­legt wurde, kann dies nur als Hobby ausführen. Das schlimme ist nur, dass dieses Hobby evt. zwei weiteren Designern (durch Lohndumping) viel­leicht noch den Job/Existenz kostet.

    Schöne Grüße,
    Micha

  127. hobbystatistiker

    Den STERN scheinen ja die Zwergenaufstände hier nicht zu inter­es­sieren, kennt er Fontblog überhaupt?

    Aktuell heute auf der Seite 1 des STERN online die nicht über­ar­bei­tete Klickstrecke zum Gehaltsreport. Ganz frech schon wieder drin: die angeb­li­chen Supergehälter der Designer (angeb­lich plus 85%)

    Link:
    http://​www​.stern​.de/​w​i​r​t​s​c​h​a​f​t​/​a​r​b​e​i​t​-​k​a​r​r​i​e​r​e​/​k​a​r​r​i​e​r​e​/​d​e​r​-​s​t​e​r​n​-​g​e​h​a​l​t​s​r​e​p​o​r​t​-​1​0​0​-​b​e​r​u​f​e​-​w​e​r​-​v​e​r​d​i​e​n​t​-​w​i​e​-​v​i​e​l​-​1​5​3​3​7​5​2​-​d​f​5​0​7​6​6​6​3​4​c​8​2​0​6​6​.​h​tml

    Wer wollte noch mal bei STERN anrufen?

  128. Alexander Dimolaidis

    @micha: Schätzungsweise gäbe es dann solche Phänomene wie Crowdsourcing gar nicht. Aber kann man ja auch als Chance sehen. Heutzutage muss man sich eben immer und bei jeder Kleinigkeit hinter­fragen, ob das was der Kunde bekommt das Mehr an Geld wert ist.

  129. Josh

    Der BDG stellt die absurde Stern Gehaltsstudie richtig und siehe da: Designer verdienen lächer­lich wenig.

    http://​www​.bdg​-desi​gner​.de/

  130. Volker Groß

    Wir haben uns für folgenden Brief an unsere Kunden entschieden:

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    in letzter Zeit mehren sich bei unseren Kunden die Befürchtungen, dass Beratungs- und Design-Leistungen kosten­pflichtig sind.
    Wir finden das unge­heu­er­lich. Es ist doch ein Hygienefaktor, dass unsere Beratung und Kreation nahezu 24 Stunden zur Verfügung stehen, Termine auch mit 2 stün­digem Vorlauf kurzfristig/sofort erle­digt werden, ganz­tä­gige Briefing-Termine reiner Spaßfaktor sind. Das darf doch nichts kosten. Also ehrlich.

    Sie berechnen doch auch nicht Ihre Software, Ihre Beratungs- und Dienstleistungen, oder? Wir möchten Ihnen da jetzt auch entgegen kommen. Wir sind jetzt ein einge­tra­gener Verein für IT-Beratung und Kreation, um bedürf­tigen Unternehmen in der exis­tenz­be­drohten IT-Branche unter die Arme zu greifen.

    Als Verein haben wir uns für das Modell

    Mo-Mi: 9.00-10.30 Uhr, nach­mit­tags nach Vereinbarung
    Do: 9.00-14.00 Uhr entschieden.

    Blackberry-Dienste stehen ab sofort nicht mehr zur Verfügung, einfach zu teuer, Sie verstehen das.

    Sollten Sie Termine vor Ort wünschen, kommen wir gerne inner­halb von 14 Tagen.

    Sie sehen – kosten­lose Leistungen und ganz super Erreichbarkeit schließen sich nicht aus. Unsere Junior-Berater Herr Elias Könen und Frederick Lück freuen sich auf Ihren Anruf inner­halb der o.g. Kiga-Öffnungszeiten.

    Viele Grüße und auf ein erfolg­rei­ches 2010 – ganz im Sinne.
    Was nichts kostet, wird richtig gut!

    Mit freund­li­chen Grüßen …

  131. Evelongts

    Tja, soeben haben wir wieder eine Absage eines Kunden bekommen:

    Wir kommen hiermit auf Ihren Kostenvoranschlag vom 02.02.2010 und unsere zwischen­zeit­liche Kommunikation zurück.

    Ihre Darstellung in unserem gemein­samen Gespräch am 01.02.2010 und die Qualität Ihres Angebotes haben einen nach­haltig posi­tiven Eindruck bei uns hinter­lassen. Es ist aller­dings so, dass wir aufgrund unseres sehr knapp bemes­senen Budgets den Kostenaspekt bei der Auswahl des Anbieters in den Vordergrund schieben mussten. Die Gewichtung dieses Kriteriums hat schließ­lich zu einer Entscheidung für einen anderen Anbieter geführt.

    Wir bedauern, Ihnen keine bessere Nachricht über­mit­teln zu können.

    Nochmals vielen Dank für Ihren Besuch bei uns im Hause und die Ausarbeitung des Angebotes.

    Was soll man dazu noch sagen. Seit November drehen wir die Preisschraube konti­nu­ier­lich herunter und sind immer: zu teuer. Ich über­lege ernst­haft nach 6 Jahren frei­be­ruf­li­cher und selbst­stän­diger Berufstätigkeit jetzt das Handtuch zu schmeißen. Die Situation wird in den nächsten Jahren sicher nicht besser…

  132. Uwe Borchert

    Hallo,

    vorab eine Anmerkung: Ich bin kein Gestalter sondern Naturwissenschaftler (MINT) und dadurch auch tech­ni­scher Redakteur und Illustrator. Typografie ist ,,nur“ ein kleines Hobby. Aber auch als Aussenstehender kann man sich ein Bild über die Branche machen.

    Punkt 1: Bereits 2003 oder 04 sind mir in den Medien Bericht über den Mangel an quali­fi­zierten Infografikern aufge­fallen. Das war im Focus und garniert wurde das ganze mit fehler­haften Diagrammen (verges­sene Achsenbeschriftungen!). Der Sinn dieser Lügenmärchen ist einfach! Treibe viele Schweine auf dem Markt und sie werden billig. Das gleiche wird auch mit den Studenten in den MINT-Fächern gemacht. Da kommen auf eine real zu beset­zende Stelle etwa 10 Absolventen.

    Punkt 2: Die Grafiker in meinem Freundeskreis können von exis­tenz­si­chernden Stundensätzen nur träumen. Hier in Karlsruhe sind 70 Euro/h bei einer 2/3 Auslastung etwa exis­tenz­si­chern. In München braucht ein Grafiker locker das doppelte. Diese Rechnungen unter­scheiden sich nicht im geringsten von denen eines frei­be­ruf­li­chen Programmierers oder Hardware-Entwickler. Real liegen die Stundensätze irgendwo zwischen 30 und 40 Euro. Ich besuche regel­mäßig die Ausstellungen an den Hochschulen in der Gegend (KA, PF) und finde dort an den schwarzen Brettern Ausschreibungen für Grafiker mit 15 bis 25 Euro Stundensatz. Diese Stundensätze findet man auch an den schwarzen Brettern der Unis für frei­be­ruf­liche Programmierer.

    Die Problematik ist nicht auf Eure Branche beschränkt. Es handelt sich um ein gene­relles Problem und der geringe Organisationsgrad (z.B. in der Gewerkschaft) ist eine der Grundlagen dafür.


    http://​medien​-kunst​-indus​trie​.verdi​.de/

    In der Mitgliederzeitschrift Publik war vor einiger Zeit ein Interview mit Adrian Frutiger. Damit sind wir wieder On Topic und ich beende meine Propagandatätigkeit.

    MfG

  133. EuropaDruck

    Ein äußerst inter­es­santer und dazu sehr glaub­hafter Einblick in die „wirk­liche“ Welt des „Modeberufes Grafikdesigner“ und dessen Perspektiven. Vielleicht öffnet er gerade dem einen oder anderen jungen Menschen ein wenig die Augen, der mit dem Gedanken spielt Grafikdesigner zu werden.

    Sicher ist der mone­täre Aspekt nicht alles aber er ist auch nicht zu igno­rieren – oder? Und wie sicher ist der Beruf? Das Dilemma der Grafikdesigner, spie­gelt die Gesamtsituation der grafi­schen Industrie sehr gut wieder.

    In einer relativ kleinen Branche, wie der Druckindustrie, darf man bis zum Jahr 2015 davon ausgehen, dass es ca. 2.000 – 2.500 Druckereien weniger geben wird als heute. Nicht zuletzt die Grafikdesigner werden dieser „Marktbereinigung“ zum Opfer fallen. Das sind die Realitäten und nicht etwa so genannte „Marktstudien“, die gerade einmal auf 20 – 30 befragte Unternehmen basieren.

  134. Marco Kolditz

    Ein sehr inter­es­santer und wahrer Artikel, den ich sofort unter­schreiben würde. Design (wohl­ge­merkt gutes, profes­sio­nelles Design) muss mehr geschätzt werden. Auftraggeber müssen ein Verständnis dafür entwi­ckeln, was für eine Arbeit und Zeit hinter guter Arbeit steckt – wie viele Jahre Erfahrung. Es wird sicher noch eine Weile dauern, bis dies wirk­lich einmal Realität wird – even­tuell wird es aber auch nie dazu kommen. So ist es doch an jedem einzelnen Designer, Fotograf, Kreativen seinen Weg zu finden, sich zu vermarkten und seine Arbeit auch trans­pa­rent, seriös und bestimmt darzu­stellen und zu verkaufen. Ich glaube daran, dass der Trend wieder aufwärts gehen wird. In diesem Sinne!

  135. K. E.

    Grafikdesigner verdienen so wenig wie nie zuvor!

    Das ist eine Lüge. Sie verdienen mehr als je zuvor – sie kriegen’s nur nicht, das Geld.

  136. Melanie Kerschb.

    Wie soll es denn auch anders sein; wenn zum Beispiel ein Grafiker – hier meine ich einen speziellen Fall aus Klagenfurt – bei der Ausschreibung um die Gestaltung einer Broschüre mitmacht, in der Preisgestaltung unterboten wird, darüber zu Recht jammert, aber andererseits beim Unterricht am WIFI erzählt, dass er gerade einen Auftrag an Land gezogen habe, bei dem er dem Auftraggeber die gleiche Druck- und Papierqualität zum halben Preis angeboten habe, da er den Druckauftrag in die Ukraine ausgelagert habe, wo es eine neue Druckerei gebe, die moderner sei als alle Druckereien in den alten Industrieländern zusammen?

    Zuerst das Gejammere über die Preise, die für einen selbst nicht mehr zu erzielen sind und danach eine Outsourcing- Maßnahme, die auch noch den eigenen Druckereien die Preise zerstört; bei solcherlei Ignoranz den eigenen Firmen gegenüber braucht sich niemand darüber wundern, wenn die Lohn-Tendenz überall nach unten zeigt!

    • Pongratz

      Ob’s die Druckerei noch gibt? Wenn nicht, wird das Murksel bestimmt mit unseren Pensionsvorsorgen zum Wiederaufbau beitragen. Schließlich müssen die Heidelberger einiges Material los werden, hehe.

  137. Franca wird immer kranka (das Dialekt-a ist im Deutschen durch "er" zu ersetzen!)

    Sehe das Problem auch bei Firmen, die übers Internet ihre Angebote ankün­digen, zu güns­tigsten Preisen Grafiker einkaufen, weil die halt nur noch so dahin knab­bern und froh sind, dass sie über­haupt noch das eine oder andere Mal an etwas Geld kommen, wobei uns solche Angebotsforen wie Elance, die Firmen und Grafiker zwar welt­weit zusam­men­bringen, dafür aber auch sorgen, dass dutzende Leute an etwas arbeiten, dann halt nur einer die gesuchte und von ihm ausge­stal­tete Arbeit verkaufen kann, den Rest geben – und das meis­tens zu nur noch einem sechstel des Preises von noch vor zehn Jahren, wobei Elance immer schön mitver­dient; noch dazu bei jedem abge­wi­ckelten Auftrag, was heißt, dass Grafiker zwar manchmal an Aufträge kommen, weiter hungern müssen, die Erschaffer von Elance aber reich werden, weil es ja tausende solcher ange­mel­deten Graphiker in diesem Verkaufsforum gibt, die dort zu Hungerlöhnen von oft reichen, renom­mierten inter­na­tio­nalen Firmen bewusst ausge­beutet werden.

  138. Franca wird immer kranka

    … kränker …

    ist im Deutschen damit gemeint!

  139. Beanka Gouashe

    Ein sehr sehr guter Artikel! Ziemlich auf den Punkt gebracht!
    „In meinem Büro werden Gehälter für Designer zwischen 2.200 Euro (für Berufseinsteiger, die nach Beendigung des Studiums in der Regel noch einiges dazu­lernen müssen, um im Designalltag bestehen zu können) und 4.500 Euro (für verdiente, selbst­stän­dige Kräfte mit einigen Jahren Berufserfahrung) bezahlt. Der Schnitt liegt wohl bei etwa 3.200 Euro.“
    – Damit bist du schon eher einer, der seinen Mitarbeitern sehr gut bezahlt! Leider sind solche Gehälter in heutigen Agenturen (ich selbst arbeite in einer kleinen Werbeagentur) selten. Der durch­schnitt liegt eher bei 2.300-2.500 Euro, für BErufseinsteiger so um 1.800, und das Praktikum wird oft gar nicht bezahlt.

  140. Tobias Müller

    Wohl der wich­tigste Artikel im deutsch­spra­chigen Raum. Die aufge­zeigten Fakten sind wohl eine Auswahl der trau­rigen Stellschrauben, die unsere Designlandschaft austrocknen lassen. Es geht um Angst. Existenzangst. Diese – wohl facet­ten­reich ausge­prägt – bestimmt auch Denken und lang­fris­tiges Handeln von Kreativen. Wieviel „Wert“ hat meine Arbeit, durch die sich nun mal nicht wenige Designer defi­nieren. Wieviele gestal­te­ri­sche Rohdiamanten wollen sich nicht auf diese kalt­her­zige Maschinerie einlassen? Welche Zahnräder des Systems bieten junges Designern heute Möglichkeiten zu selbst­be­wussten Persönlichkeiten heranzuwachsen?

    Johannes Erler – mitt­ler­weile Art Director beim Stern (Gratuliere hierzu an dieser Stelle) – lebt vor, wie es funk­tio­nieren kann. Durch Transparenz, Mut, Optimismus. Doch sind die Faktoren und Erfahrung schier ober­mächtig und halten auch mich davon ab, mich zu 100% auf eine akade­mi­sche Laufbahn als Gestalter einzu­lassen. Momentan gibt es aus meiner Sicht zu viele Kompromisse die man eingehen muss, um das eigene Lebensmodell auch nur annä­hernd zu reali­sieren. Ein Design-Studium ist wesent­li­cher und wich­tiger Freiraum bzw. Spielplatz, um Gestaltern einen Nährboden zu schaffen. Doch nach 5 Jahren Studienzeit und 3 Jahren Reise nach Jerusalem durch die Agenturen dieser Welt – besteht nicht die große Gefahr wieder an der glei­chen Stelle zu stehen, an der wir heute stehen? So eine Zeit lässt nicht nur einen Charakter wachsen, sondern auch seine Ansprüche – haben wir als Land Ressourcen um allen Johannes Erlers der nächsten Jahre eine Stelle zu bieten, in der man sich in kultu­rellem Diskurs mit foku­sierten Kanälen der Kommunikation beschäf­tigen darf? Oder meinen Medien, wenn sie einen zu erwar­tenden Boom der Branche prognos­ti­zieren, dass wir mehr Leute brau­chen, die Nonsens-Apps produ­zieren und Datenbanken für den Vertrieb von Smartphones gene­rieren? Design ist wie erwähnt ein großer saugender Schwamm. Der Begriff wird infla­tionär verwendet und desto mehr man in die Welt von „gutem Design“ eintaucht, desto klarer wird, dass man sich in einer Subkultur bewegt. Ich will nicht sagen, dass gutes Design von der Masse nicht verstanden wird, aber ich spüre dass es ihr auch nicht fehlt – zu viele Menschen es nicht vermissen.

    So bleibt die Entscheidung für Mut, Idealismus & Bescheidenheit oder rezep­ti­ons­starkem Vertrieb, Schaffen von virtu­ellem Karies und dem weiteren Befeuern des Konsums.

  141. Deike

    Leider ist es sogar Gang und Gebe das Designergehälter bewußt niedrig gehalten werden. Berufseinsteiger werden mit Praktikas gelockt und bekommen danach einen Hungerlohn trotz maxi­malen Einsatz und etli­cher Überstunden. Eine Frechheit, betrachtet ma was wir tagtäg­lich leisten und aus unseren Gehirnen kramen. Wo soll das hinführen?

  142. Tom

    Sie spre­chen mir aus der Seele! Heute bin ich zufällig auf eine Ausschreibung über twago gestol­pert, da stand doch tatsächlich:

    Zur Unternehmensgründung suchen wir Unterstützung in der Ausarbeitung eines voll­stän­digen Corporate Designs (Typografie, Farbenschema, Logoentwicklung etc.) inkl. Gestaltung der Geschäftsausstattung und Präsenz (Briefpapier, Visitenkarten, Flyer, Webpage Templates etc.)

    Budget: 800 €

    Also wirk­lich… was glauben die Leute eigent­lich? Eigentlich eine Beleidigung, so eine Anfrage über­haupt aufzu­nehmen! Wie überall verkommt profes­sio­nelles Grafik-Design immer mehr zur Ramschware; die Branche wird begraben und Portale wie twago helfen beim Schaufeln noch kräftig mit… Wirklich traurig.

  143. Alf

    Auch wenn der Artikel von Johannes Erler nun gut drei Jahre alt ist, hat sich nichts geän­dert – im Gegenteil, es wird von Jahr zu Jahr übler. Ich denke, es gibt klare Fakten, die beim geneigten Betrachter den Eindruck erwe­cken, dass unserem Berufsstand als Vollprofi die Totenglocken schon von weitem leuten. Warum gibt es denn Ausschreibungen, wie die vorab von Tom ange­pran­gerte? Weil es genü­gend von uns gibt, die für diese peku­niäre Lachnummer arbeiten, um dem Ausweichjob als Kneipier oder Taxifahrer (durchaus ehren­werte Jobs) noch ein wenig länger zu entkommen. Alle schreien über Wettbewerbe, wie sie gern an Designschulen aushängen, in denen z.B. Großbrauer ein neues Etikettdesign für 2.000 EUR ausloben, aber mitge­macht wird doch.
    Es hilft nicht zu jammern, denn letzt­end­lich sind es die Veränderungen in der Branche (ich habe die guten 90er noch mitge­macht), die zum lang­samen Niedergang (und viel­leicht Bereinigung?) führen werden. Denn – es gibt einfach zuviel Angebot auf dem Markt. Die Inflation von privaten Ausbildungsstätten, die den super­hippen Job des Grafik-, Web- und „was mit Werbung“- Experten tausend­fach für viel Geld ausbilden plus den unzäh­ligen Mediengestaltern führen einfach zu einem Überangebot. Logischerweise verdingen sich die Leutchen dann gern für z.T. unter 10,-/Std. und der Kunde nimmts gern. Und wenn der Kunde die Preisbremse drückt müssen die Agenturen natür­lich mitziehen und springen auf den prekären Zug auf. Und es gibt genü­gend junge Kollegen, die gern für 1.500 brutto und 13 Stunden-Tage super­cool sind, ganz abge­sehen von den unzäh­ligen Praktikumssklaven. Ich bin der festen Ansicht, dass wir uns in einer Entwicklung befinden, wie sie die Druckindustrie schon in den 80/90ern erlebt hat, in denen ganze Berufszweige wegbra­chen (wer kennt noch Retuscheure und Druckformhersteller), hinzu kommt die oft himmel­schrei­ende Beratungsresistenz und Ignoranz vieler Kunden, denen gutes Design schlicht egal ist und – „ein Logo für 150,- aus dem Internet tut´s doch auch“
    Ein trau­riger Abgesang für einen geilen Beruf!

  144. Sasha

    Hallo Johannes. Erstmals vielen Dank für die Beschreibung dieses Falles, aber ist das heut­zu­tage immer noch so? Denn Ich habe vor ein Grafikdesigner zu werden, da mir dieser Beruf sehr gefällt. Falls es dir nichts ausmacht könn­test du mir viel­leicht auch helfen? Ich bin derzeit 15 Jahre alt, und habe eigent­lich mir vorge­nommen nach Köln zu ziehen, um dort Grafikdesign zu Studieren, um irgend­wann in einem rich­tigem Betrieb zu arbeiten. Nur mein Problem ist, wo? Ich möchte aber auch keine Grafiken bear­beiten, sondern selbst welche erstellen (Ingame, Grafikdesign). Es währe sehr nett wenn du mir bei meiner Zukunft helfen könntest.
    Liebe Grüße,
    Sasha

  145. ficus tree care

    Your way of describing the whole thing in this para­graph is really nice, every one be able to without diffi­culty know it, Thanks a lot.

  146. Infos über : design services

    Mit dem Link kannst du hilf­reiche Informationen über das Thema “ Produktdesign “ bekommen.
    Link : http://​www​.simp​leart​.de/

  147. Mick

    Hallo zusammen,
    was ich hier gelesen habe (vier Jahre später) gibt wohl die fürch­ter­liche Entwicklung der gesamten Branche wieder. Ich arbeite seit 1982 (eher gezwun­gener Maßen) als Seblständiger Fotograf und Werbedesigner und erlebe bis heute den Niedergang in der Wertschätzung unserer Arbeit in zuneh­mendem Maße. Die Produktivitätsansprüche an uns Freelancer sind mit den Jahren immer mehr gewachsen, und die Qualitätsansprüche leider immer geringer geworden. Die Freisteller, die heute in Fotografie und Grafik an der Tagesordnung sind, haben in den frühen 80igern kaum eine Rolle gespielt. Wenn wir heute eine Hochglanzbroschüre erstellen mit UV-Lack präpa­riertem Logo auf der Titelseite, bekommen wir für die Innenseite niedrig aufge­löste Fotos vom Herrn Ingenieur, der „eine profes­sio­nelle Kamera“ hat, die sich per Exif als Canon Ixus herausstellt.
    Mit diesen Erfahrungen stellt sich mir die Frage, wie es um die Zukunft unsrerer kompletten Werbebranche bestellt ist. So schön die Digitalisierung für unse­reren Workflow auch sein mag (ich denke da an unser Polaroids mit anschlie­ßenden finalen Belichtungen und dem bangen Warten, ob auch das Dia richtig ist, oder an die viel­schich­tigen Klebelayouts in der Grafik), so hat sie uns auch die Amateurisierung durch gerade die mittel­stän­di­schen Kunden gebracht, die leider noch nie so richtig den Sinn profes­sio­neller Werbung verstanden hat. Meine Erfahrung über die Jahre hat gezeigt: „dem Ingenieur ist nichts zu schwör“ und schließ­lich kann man mit Powerpoint ja unheim­lich schöne Tabellen machen.
    Der grau­same Endeffekt ist, dass man unglaub­lich viele Kompromisse in Gestaltung und Preisgestaltung machen muss, um eini­ger­maßen zu über­leben, oder man ist „charak­ter­fest“, wie viele Kommentare hier auch empfehlen, was einem in den meisten Fällen nicht weiter­hilft. Ich habe jeden­falls aufgrund meiner „Sturheit“ in diesen Dingen sehr viel Geld liegen lassen müssen.
    Und der subtile Hinweis „man ist selbst schuld, wenn man nicht genug verdient“, ist in meinen Augen, mit Verlaub gesagt, schlicht arrogant.
    Und die Stern-Tabelle entlarvt sich ange­sichts der 25 Befragten ja wohl von selbst. Ich persön­lich kenne mindes­tens vier Kollegen aus unserer Branche Fotografie/Grafik, die knapp am Harz 4 Niveau leben müssen, und zwar von unten her.
    Liebe Grüße,
    Mick

  148. Gast

    Hinzu kommt noch dass ein Freiberufler/Selbständiger sich ständig um Aufträge kümmern muss, das ist auch Arbeitszeit die nicht direkt durch ein Honorar entlohnt wird.

  149. Pixelschubser

    Ich (weibl.) suche immer wieder mal nach Gehaltsreports unserer Branche, aber es ist nach wie vor nichts Brauchbares dabei. Es wurden kürz­lich wieder Umfragen gemacht, mal schaun, wie die Ergebnisse aussehen.
    Aufgrund „betriebs­be­dingter“ Kündigungen nach vielen Jahren in einem großen Unternehmen der Verlagsbranche habe auch ich meinen TZ-Job verloren und musste durch eine harte Zeit hindurch, um wieder etwas zu finden. Es hat über 1 Jahr gebraucht, war eine schlimme Erfahrung und ich war wirk­lich scho­ckiert über die Gehälter, die mir ange­boten wurden. Mit über 20 Jahren Berufserfahrung, zwei­fa­cher Ausbildung/Qualifizierung, viel Know-how in Grafik, Text, Mediengestaltung, Bildarchivierung und mitt­ler­weile auch Web mit CMS-Erfahrung neuester Technik und viel viel produk­ti­ons­tech­ni­schem, ja sogar recht­li­chem Wissen frage ich mich immer wieder, wie hoch mein realis­ti­scher Stundensatz in Festanstellung sein dürfte. Ich habe in all den Verlagsjahren fast keine Gehaltserhöhung erhalten, trotz der allge­meinen Preissteigerungen in der Wirtschaft. Sprich: wie viele andere auch viel weniger im Geldbeutel. Gerne hätte ich durch einen Jobwechsel hier endlich mal etwas Abhilfe geschaffen, statt­dessen musste ich aufgrund meiner Notsituation in jedem Bewerbungsgespräch hoffen, über­haupt realis­tisch in meiner Preisvorstellung für das jewei­lige Unternehmen zu liegen.
    Ich wäre sehr dankbar für eine realis­ti­sche Stundenlohn-Tabelle für Designer in Festanstellung und in Abhängigkeit zu den Wochenstunden und v.a. auch geleis­teten Stunden. Von Extras wie Weihnachts- oder Urlaubsgeld kann ich als ehemals Gelernter aus der Druckbranche heute nur noch träumen!
    12,–/15,–/20,–/25,–/30,–/35,– oder gar 40,– € brutto/Std. – was ist realis­tisch und ab wievielen Jahren Berufserfahrung? Wer legt über­haupt Wert auf Fachkräfte mit lang­jäh­riger Berufserfahrung und ist auch bereit, dafür etwas mehr zu zahlen?
    Erschwerend kommt hinzu, dass man als Teilzeit-Kraft wohl auch eher als Billigkraft gesehen wird. Eine Crux, wenn man als Familie auf das Einkommen ange­wiesen wird.
    Mittlerweile habe ich noch nebenbei einen Mini-Job, insge­samt fast lukra­tiver als mein Hauptjob. Aber zeit­lich bringt es mich doch manchmal an meine Grenzen.
    Erfahrungen anderer würden mich sehr interessieren!

  150. Dani

    Hallo pixel­schubser und all die anderen! 

    Ich kann Dir nur sagen, Du bist nicht die Einzige.
    Mein Mann hat eben­falls in den 90 ern studiert und war damals auch sehr erfolgreich.
    Nun sieht es anders aus, er findet keinen Job und hat sich aus Verzweiflung selbst­ständig gemacht aber die Billiglohnkonkurrenz ist zu stark.
    Ich bin immer wieder bestürzt wie krank diese Branche ist und das jeder gewerb­lich Werbung machen darf egal ob er jemals etwas in dieser Richtung studiert hat, da fallen mir die tollen Mediengestalter ein die sich selb­ständig machen und so tun als wären sie so schlau wie ein Grafiker, das ist als wenn eine Krankenschwester eine Arztpraxis eröffnen und die Patienten behan­deln würde oder eine Rechtsanwaltsfachangestellte eine Anwaltskanzlei eröffnet und die Mandanten verteidigt.
    Es ist traurig das Menschen studieren und ihren Job lieben aber sich nicht verwirk­li­chen können weil Scharlatane ganz legal alles kaputt machen dürfen.

    Mein Mann ist sehr erfolglos mit seiner Firma und wir haben 2 kleine Kinder und ich (ich habe nicht studiert und nur einen Sekretartariatsjob) bin die Hauptverdienerin, wie fühlt sich ein intel­li­genter Mann mit einer menge Wissen und Know How wenn er sich um den Haushalt und die Kinder kümmern und jeden Monat aufsto­cken muss?

    Es ist unend­lich traurig und ich weiß nicht wie es weiter­gehen soll.
    Ich kann Nachts kaum schlafen weil es immer schlimmer wird.

    Ich hoffe auf ein Wunder o.ä.

    • Grafiker

      Das hört sich jetzt traurig an, da ist Handeln angesagt.
      Ich habe dieses Forum zufällig gefunden, da gerade eben­falls im Streit mit meinem Arbeitgeber, der mich ratio­na­li­sieren will.
      Auch meinem Mann ist was Ähnliches vor ein paar Jahren schon passiert.
      Er hat sich dadurch geholfen, daß er eine Festanstellung in einem ganz anderen Beruf ange­nommen hat. Wenn es nicht anders geht und die Probleme zu viel werden muß man radi­kale Wege gehen. Jetzt hat er wieder ein regel­mä­ßiges Einkommen.
      Ich werde wohl dasselbe tun müssen, es ist nicht zu ändern.
      Alles was hier gesagt wurde stimmt, das Dilemma entstand durch sich ändernde Strukturen in der Industrie, der Konsumwelt und des Verbrauchers (Kunde/Client), aber wir selbst sind doch auch dieser Verbraucher richtig ?
      Also muß man damit klarkommen.
      Der eine schafft es anders als der andere, manch einer hat nochmal Glück und findet das Richtige, andere nicht..
      Sich zusam­men­schließen hilft auch nicht immer, jeder muß es selbst lösen.

  151. Dani

    Eine Frage habe ich noch

    Sind 500€ für Homepage, Visitenkartendesign, Flyerdesign, Bannerdesign und Logo zuviel?

    • Gernot

      Na, jetzt überleg mal wie lange du dabei sitzt. Ziehe etwa 50% von netto 500,– Euro für Steuer, Sozialversicherung etc. ab und divi­diere dann den Rest mit deiner gestoppten Zeit in Stunden. Das ist dann das, was du in der Stunde verdienst. Kannst jetzt noch lachen (was ich für dich hoffe) oder gehst jetzt doch lieber Putzen…

  152. Anonym

    Auch wenn der Artikel hier schon älter ist, sehe ich, dass es immer noch Einträge gibt. Wie bereits erwähnt wurde, sind viele Branchen in der Gestaltungsindustrie davon betroffen. Das hat selbst­ver­ständ­lich auch volks­wirt­schaft­liche und tech­ni­sche Gründe. 

    Persönlich arbeite ich gerade im tech­ni­schen Marketing (Frontend-Entwicklung, Datenbanken und Online-Marketing gene­rell), was natür­lich ein anderer Berufszweig ist. Da ich aber früher eben­falls mal Grafiker werden wollte, beschäf­tige ich mich durchaus mit eurer Thematik – zumal viele Aspekte zumin­dest auch auf die Web-Entwicklung gene­rell zutreffen (wo eine der Schnittmenge zwischen Grafikdesign und Programmierung liegt). 

    Worauf möchte ich hinaus? Es gibt prak­tisch kaum noch „gute Berufszweige“ für Berufsanfänger. Wie sich heraus­ge­stellt hat, ist selbst der IT-Markt nicht so sehr vom Fachkräftemangel bedroht, wie allge­mein ange­nommen wird. Tatsache ist, dass der Ausbildungsberuf „Fachinformatiker“ einer der Beliebtesten ist. Bestenfalls gibt es einen Mangel an extrem spezia­li­sierten Kräften – nur für Entwickler exis­tiert bei Spezialisierung immer das Risiko der Überspezialisierung. Das selbe trifft parallel auf Mediengestalter und Grafik- und Kommunikationsdesigner zu. 

    Schauen Sie sich einfach mal die rela­tiven Wachstumszahlen für Deutschland an (die liegen aktuell bei etwa 0,4 %). Das bedeutet natür­lich, dass die Gewinne der Konzerne nicht mehr nur durch höheren Absatz erwirt­schaftet werden – sondern auch durch Rationalisierung und Kostenreduzierung allge­mein – nur noch die Kernbereiche (Sicherheit z.B. – da auch wieder in der IT) werden gut ausge­stattet. Dazu kommen die hohen Managergehälter und Renditeabgaben an Aktionäre (das trifft sicher­lich nicht auf Agenturen o. ä. zu, aber auf Großkunden). Das es heute nicht mehr die Lohnsituation wie vor Jahrzehnten gibt, ergibt jetzt plötz­lich Sinn oder? Das hat nichts mit Neid zutun, sondern ist eine logi­sche Entwicklung aus zuneh­mender inter­na­tio­naler Arbeitsteilung und Konkurrenzdruck.

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