Gescheitert: Fonts exklusiv über eBay

Auch der zweite Versuch, eine Exklusiv-Schrift über eBay gewinn­brin­gend zu verstei­gern, ist geschei­tert. Ende Februar hatte Fontblog-Leser Heinrich Lischka bereits seine schmale Modusgrotesk über eBay ange­boten. Er rech­nete mit einem Schlussgebot in der Größenordnung von 8000 €, doch die Auktion endete bei 635 €.

Nun versuchte es das austra­li­sche Label Letterbox mit der Schreibschrift Bisque, die in zwei Strichstärken ange­boten wurde. Der Startpreis belief sich auf 3000 €, nach 10 Tagen endete die Auktion ohne ein Gebot.

Ich glaube, man darf zusam­men­fas­send urteilen: Exklusivschriften über eBay zu verstei­gern scheint kein erfolg­rei­ches Business-Modell zu sein.


23 Kommentare

  1. Bernd

    Die beson­ders feinen Schriften, wie die von Heinrich Lischka, haben meiner Meinung eh nicht viel bei ebay zu suchen. Wer bei ebay kauft, mag doch nicht viel ausgeben, oder? Aber viel­leicht gibt’s ja irgend­wann ebayDeluxe ;-)

  2. Ralf Herrmann

    Ob Heinrichs Versteigerung als geschei­tert zu betrachten ist, müsste man ihn selbst fragen. Das Ergebnis hat meine Erwartungen sogar etwas über­troffen. Mit 8000 Euro hat Heinrich sicher nicht gerechnet.

    Der Letterbox-Versuch war von Anfang an zum Scheitern verur­teilt. Der Startpreis war zu hoch, um über­haupt eine Auktion in Gang zu setzen und die Exklusivitätsbeschränkung macht das Angebot zudem reich­lich uninteressant.

  3. Steffen

    Ebay ist ja nun mal land­läufig als Schnäppchenmarkt bekannt und wer da etwas so hoch­wer­tiges kauft ist selber schuld.

    Kunden die sich in dieser Preisregion bewegen haben meist andere Dinge im Kopf als ein Schnäppchen.

    Davon mal abge­sehen kauft man doch einen Corporate Font nicht bei Ebay…?! Hallo?!

  4. thomas

    die frage ist meiner meinung nach, was die leute dort verkaufen wollen. die arbeit, die sie rein­ge­steckt haben, oder wirk­lich nur die exklu­si­vität. für exklu­si­vität finde ich beide ansätze eher frag­würdig, ausser im display-bereich werden sich beide schriften nur sehr schwer einsetzen lassen. 

    dafür sind bei beiden beispielen auch die unter­schiede zu diversen anderen auf dem markt erhält­li­chen fonts nicht gravie­rend genug, um das zu recht­fer­tigen. und die gibts im verhältnis zu den erwar­tenden summen zum spottpreis.

    wenn es um das »aufmerk­samm­a­chende« element geht, das schrift ein »künst­le­ri­sches gut« ist, dann ist ebay wirk­lich der falsche platz. ebay glättet alles irgendwie auf ein merk­wür­diges niveau.

  5. Bernd

    So merk­würdig finde ich das Niveau nicht. Hier kauft doch über­wie­gend die Masse zum güns­tigsten Preis. Der Mainstream ist und bleibt der Tod der guten Qualität. Deshalb finde ich den Verkauf von exklu­siven Schriften sehr konträr.

  6. Gerrit

    Immerhin ist die Aufmerksamkeit da! Ich habe vorher noch nichts von Letterbox gehört, jetzt schon! Wenn man sich die Einstellgebühren von eBay anguckt, kommt man günstig weg, wenn es nur darum geht, sich bekannt zu machen!

  7. Alex

    Denke daß auch der exor­bi­tante Preis der Australier die Idee zum Scheitern gebracht hat.
    Exklusivität hin oder her, aber 5000,- müsste man für zwei Schnitte einer Display-Schrift warschein­lich nicht mal zahlen, wenn man sie sich nach Wunsch anfer­tigen lässt, inkl. allei­nigem Nutzungsrecht.

  8. thomas

    kommt auf die art des ausbaus an. eine display-schrift mit den raffi­nessen einer »bello« exklusiv, da kann ich mir diesen preis sehr gut vorstellen.

  9. Sebastian Nagel

    Ich habe für eine Display-Schrift mit einem Schnitt schon mehr bekommen/genommen. Allerdings mit wirk­lich exklu­siven Nutzungsrechten. Ausbau war noch ein gutes Stück weit weg von einer Bello, aber durchaus nicht mehr „basic“.
    Allerdings war das ganze sehr kunden­be­zogen. Am freien Markt und ohne Zuschnitt genau auf die Bedürftnisse des Auftragsgebers (= z.B. hübsche Schrift bei ebay einstellen und „Mondpreis“ verlangen) wäre das wohl nicht möglich gewesen.

  10. Marketingblogger Michael

    Für ein paar austra­li­sche Dollar ein wenig Blog- (und Fachpresse?-) Aufmerksamkeit „gekauft“ – also war die Aktion doch erfolg­reich. Bodenständiges Guerilla-Marketing eben, zur güns­tigen Erzeugung eines Medienechos, das mit tradi­tio­neller PR meist nicht so einfach und kurz­fristig machbar ist.

    Die Idee, unge­wöhn­liche / „unpas­sende“ / „selt­same“ Sachen bei eBay zu verstei­gern ist zwar nicht neu, funk­tio­niert aber offen­sicht­lich immer noch. Und bei einem nied­ri­geren, viel­leicht ange­mes­se­neren(?), Startpreis wäre das ganze doch gleich weit weniger inter­es­sant gewesen. Ein ganz klein wenig Skandal muss schon sein. Das Prinzip „Mann beißt Hund“ und „BILD sprach zuerst mit dem Toten“ gilt schließ­lich nach wie vor.

  11. Steffen

    Gerrit spricht meine Vermutung aus.

    Gute Werbung ist es alle mal. Wenn man herkömm­li­chen Werbemethoden verwendet hätte wäre es um einiges teurer geworden als die Einstellgebühren.

  12. dirk uhlenbrock

    mir ist das lang etablierte design­studio letterbox über deren »qwerty«-buchreihe seit ende der neun­ziger bekannt. also keine newbies die mal eine »verrückte« idee austesten, sondern enga­gierte leute deren arbeit sich schon lange mit dem thema typo­grafie beschäf­tigen und ausein­an­der­setzen. ich kann mir nicht vorstellen das es sich bei der auktion um einen pr-gag handelt, eher darum auszu­testen, ob der wert dem man der eigenen arbeit zuspricht von der mögli­chen käufer­schaft akzep­tiert werden könnte.

  13. dirk uhlenbrock

    gerade gefunden bei design hub (http://​www​.dhub​.org/​a​r​t​i​c​l​e​s​/​917)
    stephen banham in his own words:
    »The idea is based on gene­ra­ting an alter­na­tive method of selling fonts.«

  14. thomas

    das würde ja auch bedeuten, dass es die »kunden – agentur«-interaktion für einen spezi­fi­schen auftrag, wie ein exklusiv-font ihn darstellt in der herkömm­li­chen form nicht mehr geben würde. die auch bera­tenden funk­tion der agentur würde wegfallen. das kann wohl kaum im inter­esse des desi­gners oder der agentur sein. ich würde ja einfach mal kack­frech behaupten mr. banham möchte nicht warten, dass sich ein font über die zeit rechnet, sondern sofort gewinne einstreichen. 

    oder mal anders gefragt, was würde man für einen mit einem dutzend schnitten ausge­baute schrift verlangen müssen, nach diesem modell?

  15. jamie oliver

    genau.

    Meiner Meinung nach erklärt sich ebay doch so: man verkauft dort alle Sachen die man Zuhause hat und nicht mehr will,(die jemand anderes viel­leicht aber noch braucht) oder man verkauft exklu­sive Dinge für Sammler, wobei man durch das world­wi­deweb mehr Interessenten findet als durch eine Kleinanzeige. So habe ich das Gefühl wird eBay von den Leuten genutzt und verstanden. 

    exklu­sive Fonts verkaufen auf eBay ist meiner Meinung nach nur marke­ting und wird es wohl auch immer bleiben.

  16. dirk uhlenbrock

    „sofort gewinne einstrei­chen“ ist absolut legitim, würde ich mir auch häufiger wünschen.

  17. dirk uhlenbrock

    und ebay ist auch meiner meinung nach das falsche forum. ich würde es nicht tun – hab so schon oft genug das gefühl das ich meine arbeit unter wert verkaufen muß um mein leben finan­zieren zu können.

  18. dirk uhlenbrock

    noch mal thema marke­ting – der hat andere wege gefunden um im gespräch zu bleiben, siehe seine publi­ka­tionen, events und projekte rund ums thema schrift.

  19. Nora Gummert-Hauser

    Da empfehle ich doch noch­mals die Slanted Beiträge zu diesem Thema zu lesen: Verkäufer und Käuferin waren zumin­dest beim Verkauf und Kauf der Modusgrotesk zufrieden. (http://​www​.slanted​.de/​1​188). Meine Motivation war sicher nicht, ein Schnäppchen zu machen sondern weil ich ganz genau wußte, dass diese Schrift erstens „meine“ ist – ich war sofort in das Schriftmuster verliebt – und zwei­tens wußte ich, dass diese Schrift Qualität aufweist, da sie von Heinrich ist. Mein Maximalgebot lag weit höher und ich war erstaunt, dass zum Ende niemand mehr mitge­boten hat.

  20. Heinrich

    ich sah meine auktion nich als geschei­tert, sicher­lich hätte ich mich über mehr geld gefreut aber damit habe ich nicht gerechnet, die 8.000 waren nur eine schät­zung meinerseits.
    bei ebay werden auch teure design­klas­siker verkauft. es gibt leute, die dort nach guten sachen schauen aber nicht nach exklu­siven schriften, danach sucht doch niemand, die lässt man eben machen nach seinen bedürfnissen.

  21. robertmichael

    print 2.0
    design 2.0
    ?
    brau­chen wir eine platt­form wie myhammer für designaufträge?

  22. thomas

    RM: du wirst lachen. selbst design­auf­träge werden da schon angeboten.

  23. robertmichael

    ich weiss. jeder verkauft sich so gut er kann. ;)

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