Frage zur Verwendung des Schrägstr/chs
Da ich gerade auf Reisen bin, und meine Bibliothek nicht konsultieren kann, gebe ich die Frage von Andrea Wagner einfach mal an die Fontblog-Leserschaft weiter. Sie schrieb mir heute per Mail: »Bei uns im Büro ist eine hitzige Diskussion entbrannt bezüglich der korrekten Verwendung des Schrägstriches /, bei der auch Quellen wie die ›Detail-Typografie‹ oder das Internet nicht eindeutig sind.
Unser spezieller Fall sieht so aus ›…umfasst den Entstehungsprozess / die Entwicklung …‹. Die Lektorin will die Leerräume unbedingt entfernt haben, aber meiner Meinung nach verändert sich dadurch der inhaltliche Bezug. Ich würde die Leerzeichen lassen, da es sich um eine ähnliche Situation handelt, wie bei Vor- und Zunamen: ›Hans Müller / Georg Meier‹.« Was meinen die Fontblog-Leser?
28 Kommentare
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<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
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fred
Ganz klar mit Leerzeichen! Alles andere wäre häßligst!
..und wenn ich an sowas hier denke wird mir sogar schlecht! :-D
xxx/ xxx
xxx /xxx
..bah!
Also ohne Leerzeichen geht garnicht *abneig*
fritz
Stimme Andrea zu, da sollte meiner Meinung nach Luft rein. Entweder ein ganzer Wortzwischenraum oder ein halber und dann sorgsam ausgleichen. Aus genau dem Grund, den Andrea angibt. Vielleicht ist der halbe WZR ein akzeptabler Kompromiss für beide Seiten?
schnipsel
stand heute ebenfalls vor selbigem problem, jedoch mit anderer bedeutung und ohne hitziger diskussion. d.h. kurz & knapp mein lösungsvorschlag für frau wagner: viertelgeviert oder halbgeviert als zeichenabstand. (indesign –> sonderzeichen).
frohe ostern.
josef
Die Lektorin denkt wohl an DIN 5008, wonach der Schrägstrich bei einer Verbindung kompress gesetzt werden sollte … Dies schaut aber tatsächlich furchtbar aus, wenn – wie im angegebenen Fall – Vor- und Zunamen zweier Personen verbunden werden sollen. Wesentlich eleganter ist die Lösung mit je zumindest einem Viertelgeviert Abstand vor und nach dem Schrägstrich !
HD Schellnack.
Schließe mich Josef an – keine vollen Leerzeichen, sondern M/4 bzw was Adobe ein Achtelgeviert nennt :-D. Je nach Verwendung kannst du auch M/24 nehmen, wenn du es kompress haben willst, aber dennoch ETWAS spationiert. Achtung, dabei drauf achten, dass für Indesign danach AAA / BBB ein einzelnes zusammenhängendes Wort ist, also eventuell von Hand trennen.
kritzlibaer
Auch wenn es vielleicht nicht schön aussieht – Zitat Wikipaedia:
„Schrägstrich zur Kennzeichnung der Verbindung
Der Schrägstrich kann zur „Angaben mehrerer (alternativer) Möglichkeiten im Sinne einer Verbindung mit und, oder, bzw., bis oder dergleichen“ verwendet werden,[1] zum Beispiel: Region Leipzig/Halle, das Duo Becker/Stich, im Schuljahr 2002/2003…
… Als Satzzeichen wird der Schrägstrich heute nur noch gebraucht, um gebundene Rede in fortlaufenden Zeilen wiederzugeben und dabei Zeilenwechsel zu markieren (zum Beispiel im Gedichtsatz). In diesem Fall ist vor und nach dem Schrägstrich ein Leerzeichen (Viertelgeviert) zu verwenden.“
Daniel
Auf jeden Fall mit Leerraum. Alles andere wäre falsch. Es soll ja nicht heißen „Entstehungsprozess bzw. die“
thomas junold
ich mache da immer einen abstand rein, ja nach satz mal mehr oder weniger und je nach größe und häufigkeit sogar noch vernünftig zugerichtet.
grundsätzlich gilt ja: nach regeln zu gehen ist oft gegen die regel, dass das auge die entscheidende instanz ist, nach der gestaltet werden soll.
R::bert
Eigentlich hat die Lektorin Recht. Warum nicht einfach ein Komma nehmen bzw. den Satz umformulieren ; )
Ano Nym
Unglaublich, welche absurden, an der Optik orientierten, Einschätzungen hier mehrheitlich abgegeben werden. Im Französischen kann man den Schrägstrich vielleicht in Leerraum einbetten, aber bitte nicht im Deutschen. Allerdings muss ich einräumen, dass die Unsitte mit dem Leerraum auch in Deutschland bereits um sich greift.
— „Auch der Schrägstrich (englisch slash) steht normalerweise ohne umgebenden Leerraum. “ meint http://faql.de/typographie.html
— „Beim Schrägstrich setzt man keine Zwischenräume.“
http://www.hilfdirselbst.ch/foren/Halbgeviertstriche_und_ihre_Leerr%E4ume_P193347.html
— Beitrag 17. Mär. 2005 0:30: „Die Sache mit den Vor- und Nachnamen ist ein Sonderfall, da hier der fehlende Wortzwischenraum eben die falschen Dinge verbindet. Man sollte den Schrägstrich deshalb hier nicht nehmen.“
und
„Zwischen zwei Leerzeichen frei stehende Gliederungszeichen gibt es – abgesehen vom luftholenden Bindestrich – im Schriftsatz eigentlich nicht, da diese immer ein unvorhersehbaren Umbruch am Zeilenende erzeugen.“
http://www.typografie.info/typoforum/viewtopic.php?f=1&t=991
im Fall der Fragestellerin ist eindeutig ein „bzw.“ anstellte des „/“ zu schreiben!
Oliver Adam
Generell würde ich den Satz umformulieren. / im Fießtext stört sowieso beim Lesen: weg damit! »… umfasst den Entstehungsprozess / die Entwicklung« klingt auf den ersten Blick eh wie ein Pleonasmus und zudem hölzern, denn der Entstehungsprozess IST doch die Entwicklung?! »Umfassen« sowie »Prozess« riechen zudem stark nach Blähworten. Wie heißt denn der Satz komplett? Wir bekommen hier sicher einen schönen Satz hin :-) .
Ansonsten setze ich das / mit einem Achtelgeviert.
Oliver Adam
OT: Was mir gerade auffällt: Die Uhrzeit der Postings stimmt nicht ;-): Sommerzeit :-)) !
Marion
Ich kenne es so:
a) Trennt der Schrägstrich Einzelwörter, steht er ohne Zwischenräume (das umfasst Entstehungsprozess/Entwicklung …).
b) Steht vor und/oder nach dem Schrägstrich eine Wortgruppe, erhält er einen Zwischenraum/Festabstand davor und danach – kleiner als ein Wortabstand (umfasst den Entstehungsprozess / die Entwicklung).
c) Zeigt der Schrägstrich das Ende von Gedichtzeilen im Fließtext an, steht ein Wortabstand davor und danach.
Plamen Tanovski
In solchen Fällen füge ich den gleichen kleinen festen Abstand ein, den ich auch für die mehrteiligen Abkürzungen benutze: den in TeX üblichen 3/18 Geviert. Wichtig dabei ist, dass vor dem Schrägstrich das Trennen verboten und danach erlaubt (onhe Trennstrich natürlich) ist.
Indra
ohne Wortabstand, höchstens kleiner Festwert
lala
Ihr seid echt geil
geschrieben am 1 April 2010
Alex
@Ano Nym: Absurde, an der Optik orientierte Einschätzungen?
Woran denn sonst orientiert? Regeln in der Rechtschreibung dienen nicht irgendeinem Selbstzweck und stehen schon gar nicht unumstößlich als Naturgesetz herum. Schrift dient Kommunikation und Regeln dienen der Verständlichkeit dieser Kommunikation. Da diese Form der Kommunikation nun mal (von Braille-Schrift abgesehen) einzig und allein mit den Augen wahrgenommen wird, ist der einzige Maßstab die Optik – schlicht und einfach.
Die automatische und softwareseitige Trennung aufgrund normaler Leerzeichen vor und nach einem Schrägstrich mag unschön sein, ist aber ein rein technisches Problem und kein Grund gleich Regelverletzungen anzuklagen.
Noch entscheiden schließlich wir (Menschen / Gestalter) was lesbar ist, was schön ist und was praktikabel ist.
Haxe
Der Fall ist völlig klar: Es müssen Leerzeichen rein. Und zwar nicht, weil es ohne Leerzeichen „hässlich“ wäre, sondern weil es einfach schwer zu lesen wäre. Und dafür gibt es einen glasklaren Grund. Ihn zu erklären, erfordert aber leider einige Worte:
Mit dem Vokabular der Mathematik bzw. der Informatik gesprochen, ist die Leertaste ein „Operator“, der Schrägstrich ebenfalls. In der Mathematik wären Beispiele für Operatoren z.B. „plus“ und „mal“. Bei verschiedenen Operatoren gibt es immer eine Rangfolge, welcher von beiden stärker bindet. In der mathematischen Schreibweise bindet z.B. das „mal“ stärker als das „plus“, weswegen man auch von „Punkt- vor Strichrechnung“ spricht.
In der geschriebenen Sprache gilt für die Operatoren die selbe Regel: Einige binden eben stärker als andere. Und in diesem Fall gilt eindeutig: Der Schrägstrich bindet stärker als die Leertaste.
Ein Beispiel, wo diese Regel unumstritten zu etwas schwierigen aber letztlich sinnvollen Schreibregeln führt, ist z.B. der Bindestrich, der ebenfalls (wie der Name schon sagt) stärker bindet als die Leertaste. Da muss es Bertolt-Brecht-Straße heißen, und nicht Bertolt Brecht-Straße. Sonst kann man es, wegen der stärkeren Bindung des Striches, kaum noch richtig lesen. Das nennt man Durchkopplung.
Im genannten Fall mit dem Schrägstrich gilt ebenfalls eine Durchkopplung. Hier werden aber nicht zusätzlich Striche eingefügt, sondern im Gegenteil Leertasten. Da die beiden Operanden des /-Operators jeweils eine Leertaste enthalten, muss der Operator selbst auch durch Leertasten abgesetzt werden, sonst würde er duch seine starke Bindung die Bedeutung verfälschen. Es gehört schließlich „den Entstehungsprozess“ zusammen, ebenso wie „die Entwicklung“. Und nicht „Entstehungsprozess/die“. Das wäre ja Quatsch.
In der Mathematik kann man sich in solchen unklaren Situationen durch das Setzen von Klammern leicht aus der Affäre ziehen. Ich habe mir schon öfters gewünscht, einen solchen Klammer-Operator auch in der deutschen Schriftsprache zu haben :-)
Ano Nym
@Alex: Wenn der einzige Maßstab die Optik ist, wozu dann Regeln? Doch wohl offensichtlich zu dem Zweck, dem „Blinden“ unter den Professionellen vorzugeben, wie man es richtig macht. Wäre die Regel nicht maßgeblich, wäre sei keine.
Regeln, die verzichtbaren Leerraum betreffen, sind keine Rechtschreibregeln, sondern (nur) typographische.
Balthier9999
Obwohl hier schon einige Antworten geliefert wurden, hier meine Vorgehensweise:
Generell benutze ich kein Leerzeichen, bei Printsachen versuche ich aber dafür wenigstens einen kleinen Abstand zu erzeugen, damit die Wörter nicht so stark am Slash anecken.
Ansonsten: Ich verwende den / nur bei einzelnen Wörtern, also zum Beispiel: „eins/eine“. Bei mehreren Wörtern versuche ich, eine andere Lösung als das / zu finden. Folgendes geht aus meiner Sicht nämlich nicht: „eins/das eine“
Der Schrägstrich stellt ja den Vergleich zwischen zwei Worten her, ein drittes Wort gehört nicht dazu. Deswegen muss man den Satz dann eben irgendwie umformulieren.
So sehe ich das und so handhabe ich es meistens auch. :)
Marian
Ich hatte vor kurzem Kontakt mit der DUDEN-Redaktion wegen dieses Themas. Mir war aufgefallen, dass unterschiedliche DUDEN unterschiedliche Empfehlungen geben. Man hat versprochen, sich der Sache anzunehmen.
Ich bin nicht der Meinung, dass der DUDEN hier das Maß aller Dinge ist. Ich möchte nur anmerken, dass man sich auch dort nicht einig ist.
(Da meine persönliche Auffassung in den Postings über mir schon enthalten ist, spare ich sie mir.)
Johannes
ich mach kralle m in indesign
eva
Stimme Marion (13) zu. So lautet die Regel und diese ist auch logisch.
Führt nur immer wieder zu folgendem Problem: Habe ich in einem Text beide Varianten (Trennung Einzelwörter: Leerzeichen, Trennung Wortgruppen: kein Leerzeichen oder kleines festes Leerzeichen) und verwende ich somit unterschiedliche Leerräume, sieht das schnell nach einem Satzfehler aus. Gerade wenn beide Versionen nahe beieinander stehen.
Meine Lösung ist in solchen Fällen, einheitlich einen kleinen Festabstand zu verwenden. Das finde ich aber bei der Trennung von Wortgruppen nicht recht zufriedenstellend, da hier zwei Wörter zusammengezogen werden, die nicht zusammengehören. Weiß hier jemand eine bessere Lösung? Oder tatsächlich beide Varianten verwenden?
Ob man bei der Trennung von Einzelwörtern einen kleinen Festabstand verwendet oder gar kein Leerzeichen, hängt übrigens stark vom Kerning der Schrift ab.
andrea
Danke für Eure vielen Postings :)
Es gibt also keine in Stein gemeiselte Regel für den Schrägstrich-Sonderfall. Daher habt Ihr mich in meiner Meinung bestärkt. Der Tipp von Post Nr. 10 (mit dem „bzw.“) ist eine gut Idee für beratungsresistente Kunden ;)
Schöne Ostern Euch allen
Uwe Borchert
Hallo,
sehr lehrreich die Diskussion. Aber die Semantik des Beispiel mit den Namen habe ich ehrlich nicht verstanden. Steht der / für und oder oder? Da wäre ein Ausschreiben der Verknüpfung [und|oder] doch sinnvoll.
Habe ich das etwa richtig verstanden? In den Fällen in denen der / sinnvoll einzusetzen ist hat er keine Spatzen. 2010/11, Halle/Leipzig … In den anderen Fällen sollte man gleich ein aussagekräftiges Wort verwenden.
MfG
Helen
Kein Schrägstrich und kein Prozeß: … der Entstehung und die Entwicklung …
Alex
@Ano Nym: Ich habe nicht per se gegen Regeln argumentiert sondern vielmehr gegen ein eher engstirniges und rein auf Prinzipien, nicht auf Argumenten aufbauendem Folgen der Regeln.
Joshua Krämer
Ich kenn’s nur so, daß der Schrägstrich in den Bedeutungen „und“, „oder“, „bzw.“ usw. ohne Zwischenräume steht, egal ob er einzelne Wörter oder Wortgruppen trennt. So handhabe ich es also, und füge höchstens ein kleines Spatium ein.
Trennt der Schrägstrich dagegen freistehende Überschriften, Verfasser und ähnliches (z. B. im Untertitel einer Zeitung: „Bankhaus überfallen / Polizei tappt im dunkeln“), steht nach der Regel in meiner Erinnerung ein Leerzeichen.
Das Wort „beziehungsweise“ übrigens ist nur angebracht, wenn sich zwei (oder mehr) Angaben auf verschiedene andere Angaben beziehen, z. B.: „Äpfel und Birnen im Angebot: Preis –,50 bzw. –,60 je kg“.