FontShop schließt sich Monotype an
Der heutige Tag ist wegweisend in der 25-jährigen Geschichte von FontShop, der wichtigste seit unserer Gründung. Das US-Schriftenhaus Monotype übernimmt die Unternehmensgruppe von FontShop International. Zu dem erworbenen Paket gehören, neben der Firmenzentrale in Berlin, die FontFont-Schriftenbibliothek, der US-Vertriebsableger in San Francisco (fontshop.com), sowie die deutsche Filiale FontShop AG. Die FontFonts von Gründer Erik Spiekermann übernimmt Monotype direkt vom Entwerfer, einschließlich aller Verwertungs- und Veröffentlichungsrechte, wobei alle seine Bestseller (FF Meta, FF Info, FF Unit, FF Govan) elementarer Bestandteil der FontFont-Bibliothek bleiben. Spiekermann wird Monotype in Zukunft als typografischer Berater zur Seite stehen. Weitere Informationen zu der Transaktion in einer ausführlichen Pressemitteilung von Monotype …
Durch den Kauf gewinnt Monotype – neben einer zeitgenössischen Type-Library – vor allem neue Kundengruppen, populäre Marketingtools und -kanäle, sowie eine zweites Standbein im deutschen Markt, den der Konzern als einen der vitalsten Font-Märkte bewertet. »Monotypes globale Reichweite, seine finanzielle Stärke und seine Leidenschaft für Schrift, kombiniert mit FontShops komplementärem Know-how, seiner Marketing-Drähte und der angesehenen FontFonts stärkt unser Bestreben, die Märkte weltweit mit professionellen Schrift-Lösungen zu bedienen – für jeden Bildschirm, jede Plattform und jedes Medium.« heißt es in der heute veröffentlichten Pressemitteilung.
Der Präsident und Geschäftsführer von Monotype Imaging, Doug Shaw, fasst die Synergien so zusammen: »Als ein Unternehmen, das sich der Schrift verpflichtet fühlt, ist die Integration von FontShop, wo Design und Typografie tief in den Genen verankert sind, ein Glücksfall. FontShops langjährige Zusammenarbeit mit weltweit angesehenen Schriftentwerfern, das Wissen über den Bedarf der Kreativen, die E-Commerce-Sites und Events wie die TYPO-Konferenzen ergänzen unmittelbar unser Business und helfen uns in unserem Anspruch, der Nummer-1-Anbieter für Schriften, Fonttechnik und Know-how zu sein.«
Auch auf Seiten FontShops ergeben sich positive Impulse für das gemeinsame Geschäft. Petra Weitz, die internationale FontShop-Geschäftsführerin, hebt nicht nur die neuen, weltweite etablierten Vertriebskanäle für die FontFont-Bibliothek hervor, sondern auch spannende Spezialmärkte für diese Schriften, zum Beispiel in Geräten (OEM-Lizenzen) oder Betriebssystemen. Wörtlich sagt sie: »Nach 25 Jahren Vertriebspartnerschaft kennen Monotype und FontShop ihre gegenseitigen Stärken in- und auswendig. Gemeinsam können wir die Type- und Design-Community auf eine Art unterstützen, die uns als eigenständige Unternehmen nicht möglich war. Ich freue mich auf die neuen Möglichkeiten.«
FontShop-Gründer Erik Spiekermann, der die jüngsten Akquisitionen von Monotype mit Interesse zur Kenntnis genommen hat, sieht seine eigenene FontFonts und die der Kollegen in guten Händen: »Als Schriftentwerfer, der tief mit dem Schriftenmarkt verwurzelt ist, habe ich nicht nur Monotypes Fortbestand beobachtet, sondern auch seinen Wachstum und Erfolg. Das Unternehmen ist in der Branche und im Bereich Font-Technik anerkannt. Dass Monotype jetzt meine Schriften ins Programm nimmt, stärkt deren Position im Markt, genau so wie die der FontFont-Bibliothek. Die gesamte Font-Industrie gewinnt an Bedeutung, wenn FontShop sein kreatives Potential mit Monotypes Stärken vereint.«
Für Ivo Gabrowitsch, der gerade mit rund 15 Entwicklern und Designern next.fontshop.com auf die Beine stellt – einen Font-Store mit noch nie gesehenen Testfunktionen – kommt die Partnerschaft mit Monotype gerade recht. »Der limitierte FontShop-Etat stellt unser Projekt mit vielen geplanten Innovationen vor große Herausforderungen. Mit Monotype im Rücken wird die Weiterentwicklung entschieden gestärkt. Davon werden schon bald unsere Kunden profitieren.« Jürgen Siebert, der Programmdirektor der TYPO-Konferenzen, schlägt ähnliche Töne an. »Seit 3 Jahren versuchen wir die TYPO Berlin zu internationalisieren, doch über San Francisco und London sind wir noch nicht hinausgekommen. Gemeinsam mit Monotype kann das TYPO-Wachstum neu Fahrt aufnehmen.«
Soviel zu den Aussichten und zukünftigen Projekten. Was bleibt bestehen? Eigentlich alles, was uns und unseren Freunden wichtig ist. Auch wenn der Unternehmensname FontShop in Rente geht, das Online-Geschäft läuft weiter unter der Marke FontShop, FontFont bleibt FontFont, und FontBook App bleibt FontBook App. Auch der Fontblog wird weiterhin seine Meldungen und Meinungen hinausposaunen. Und wir gehen schwer davon aus, dass dies auch im Interesse aller Leser ist – trotz des Eigentümerwechsels. Weitere Informationen in unserem Q&A …
15 Kommentare
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CB
Wow, das sind Nachrichten. Dann muss ich wohl wirklich langsam mal mein Plakat aktualisieren. Euch einen guten Start unter neuer Flagge!
Alle Flaggen
unter einem Dach? http://www.linotype.com/de/catalog/themes.html?SiteId=620&PHPSESSID=c8fff2d6e1578155309e07e8ff37bf0a – Oder gibt es noch gewichtige Ausnahmen?
Ach so
ist das: http://www.monotype.com/de/blog/linotype-nimmt-den-namen-der-muttergesellschaft-an – Sehr interessant!
Jürgen Siebert
Ich danke dir und freue mich, dass du es pragmatisch siehst … diese Einstellung ist selten und hilft mir.
Gerrit
Ui, das fühlt sich nur bedingt gut an, aus Kundensicht.
Mirko
Na, ja, wird alles ein bisschen amerikanischer!
Daniel
Neben den offenkundigen Vorteilen und Synergien – die vor allem aus Konzernsicht relevant sind – stellt sich deutlich die Frage nach den Kundenvorteilen. Tatsächlich sind hier angesichts der finanziellen Potenz von Monotype und dem gebündelten kreativen Potential von allen Beteiligten weitere Schritte nach vorn zu erwarten.
Es bleibt aber die Frage, welchen Einfluss die marktbeherrschende Position am Ende auf die Lizenzkosten hat – und hier ist eine Tendenz bereits bei der Linotype-Übernahme sehr deutlich geworden.
Kapital erwartet Rendite – das sollte bei aller Euphorie und allen Daumen, denen ich geraden den Berlinern für diesen Deal drücke – nicht unter den Tisch gekehrt werden.
Die Zeit wird es zeigen.
Kurt
Tja, ich habe da so ’n Gefühl, dass sagt mir: es wird immer etwas anders. Und ich kann mich gut daran erinnern, dass folgende Compact Disks vor noch nicht allzu langer Zeit € 1500 per Stück gekostet haben:
http://shop.fontshop.de/collections/fontsampler/fontfont
Mit nun 1950 € pro CD ist die Range nicht gerade günstiger geworden. Besonders interessant ist das Studentenangebot mit 500 € für jede Einzelausgabe gewesen, welches derzeit nicht mehr publiziert und kommuniziert wird. Schade eigentlich!
Oops, Verzeihung, aber mein dämliches Gehirn merkt sich einfach (fast) alles, was ihm unterkommt; das ist für mich schon schlimm genug!
Bert Vanderveen
Big surprise! We’ll see how things work out…
What I would like to know is what will be the consequences for the BeNeLux-FontShop; are they continuing under the FontShop name? With the current collection?
Jürgen Siebert
@Daniel:
Wenn ich hier im Blog weiterhin transparent kommuniziere, und du uns immer wieder mal auf die Finger schaust, wäre das eine gute Kontrolle. Deal!
@Bert:
This is a question for my Q&A post below. I will publish an answer later this day.
Jörg Hemker
Top!
Bart Rylant
What will happen whith the FontFont fonts already on Typekit since Monotype fonts are not available on Typekit?
@ 4 | Daniel
Das Gesamtproblem hast du sehr gut umrissen, besonders in einer Zeit der Kapitalausweitungen weltweit; schade, dass es FontShop nicht hat alleine schaffen können und nur aufgekauft wird von denen, die einfach immer die nötigen Kredite erhalten haben; und das zu Zeiten, in denen es noch Sinn gemacht hat. Wer von damals an hat wachsen können, hat in Zeiten wie diesen einen unermesslichen Vorteil und kauft mit zunehmend wertlosem Geld reale Werte – auch, wenn sie virtuell vertrieben werden.
Paulina
Ich kann dem Daniel (9) und Jens 810) eigentlich nur zustimmen. Schade, dass in Deutschland so viele Unternehmen und reale Werte verkauft werden! Schade.
Curd
Heute wären diese 13 Mio. $ allerdings besser angelegt gewesen als zur Zeit des Verkaufes von FontShop an MT. Zu früh verkauft?