FontFont OpenType Library 2.5
HD Schellnack schrieb gestern anlässlich meiner Freude über die benutzerfreundlichen OpenType-Schriften: »Und das aus dem Munde der Firma, die sich erst recht spät auf OTF eingelassen hat :-D. It rocks. Aber ehrlich gesagt, ausnahmslos nur als PRO-Version.«
Es stimmt, dass die FontFonts erst spät im OpenType-Format herauskommen. Das liegt ganz einfach daran, dass FSI FontShop International vielleicht ein bisschen mehr Arbeit mit seiner Bibliothek hat als andere Schriftenhäuser mit ihren Bibliotheken. Schon die ersten FontFonts, zum Beispiel FF Scala und FF Meta, erfreuten ihre Benutzer mit Extra-Ligaturen, zwei Ziffernsätzen, Pfeilen und floralen Symbolen. Den Platz für die vom PostScript-Standard nicht vorgesehenen Zeichen raubten wir uns durch das Ausmustern »unwichtiger« Glyphen, zum Beispiel Sterbekreuz, @-Zeichen oder §.
Lange ging das nicht gut, denn Schriften, die Standards missachten, verhalten sich in Anwendungsprogrammen unberechenbar. Daher kamen die ambitionierteren FontFonts über viele Jahre mit Ergänzungs-Zeichensätzen heraus, den Expert-Schnitten. In diesen steckte alles, was der Schriftentwerfer für wichtig hielt, unter PostScript jedoch nicht vorgesehen war.
Heute wird der Anspruch der FontFont-Designer, die FSI nie eingeschränkt hat, belohnt. Dank OpenType fließen mehrere Fonts zu einem zusammen. Im Falle von FF Meta Pro, wie gestern berichtet, wurden zum Beispiel 300 Meta-Type-1-Fonts ganze 10 Meta-OpenType-Pro-Fonts. Insgesamt entsprechen die zur Zeit lieferbaren 359 OT-FontFonts mehr als 1600 herkömmlichen PostScript-Fonts. Keine andere Bibliothek profitiert mehr von OpenType als die FontFonts.
Im übrigen hat HD recht: Die OpenType-OT-FontFonts rocken, aber nicht nur die Pro-Versionen mit ihrer breiten Sprachunterstützung, auch die Standard-Fonts mit tollen Automatiken, zum Beispiel die verbundene FF Schulschrift mit automatischen Anschlüssen oder FF Kosmik mit automatischem Buchstabenwechsel.
Mehr über die FontFont OpenType Bibliothek 2.5 in diesem Faltblatt, das man nach dieser Anleitung auf CD-Größe zusammenfalten kann. Bis zum Jahresende gibt es die Bibliothek zum Vorteilspreis. Einfach anrufen: 030 69596-333.
15 Kommentare
Kommentarfunktion ist deaktiviert.
<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
<a href="http://www…">Link</a> <img src="http://bildadresse.jpg">
HD Schellnack
Jürgen hat natürlich recht und ich bin Polemiker. Ich kann mir denken, dass nahezu kein Haus – es sei denn, für die Pro-Version werden eigens neue Glyphen entwickelt – so viel Aufwand bei der Erstellung von OTF betreiben müßte. Die Vielzahl an Sprachen und Sonderzeichen, die ja seit jeher Kennzeichen der FSI-Bibliothek und neben der exzellenten zeitgenössischen Entwurfsqualität immer auch ein Grund für den Kauf von FontFonts waren… die will ja erst einmal organisiert, zusammengestellt, von PS nach OTF verfrachtet werden. Nicht zuletzt, kann ich mir denken, ist es auch ein ökonomischer Schritt, von weit über tausend einzelnen PS-Schnitten (die jeweils Geld bringen) zu unter 500 OTF-Schnitten zu wechseln (die man nicht im Gegenzug zur erweiterten Leistung absurd überteuern kann, weil sie sonst keiner mehr kauft). Insofern steckt in der neuen Library auch ein großes Stück Mut und Liebe zur neuen Schriftentechnologie. Wenn ich derzeit ein Schriftenpaket kaufen würde (vorausgesetzt, ich hätte das Geld zur Hand), wäre es dieses. Qualitativ und ästhetisch ohnehin seit Jahrzehnten der Standard, ist FSI jetzt auch technologisch wieder Oberliga. Ich freue mich jetzt schon auf neue OTF, die die Smart-Unicode-Möglichkeiten der Technologie voll ausreizen. Eigentlichj genau der richtige Job für (den anderen) Erik und Just, die Open Type mal zum schmelzen zu bringen.
Jürgen Siebert
FontFont-OpenType-Schriften lassen sich nur per Handarbeit produzieren, weil jede Familie/ jeder Schriftentwerfer mit individuellen Zusatzzeichen aufwartet. Andere Bibliotheken konnten ihre streng nach Standard existierenden PostScript-Schriften »auf Knopfdruck« in OpenType umwandeln. Auf diese Art generierte OpenTypes bieten keinen typografischen Zusatznutzen.
thomas | fontbastard
richtig jürgen. echte open-type funktionalität wird über skripte geregelt, die geschrieben werden müssen. aus meiner sicht als »type-desginer« ist open-type eine ordentliche stufe im vergleich zu PS. die muss man erst einmal nehmen. am ende sind es ja die type-designer, die ihren schriften die entsprechenden zusatz-glyphen spendieren. was der niederländische erik macht ist ja eine feine spielerei, aber im buchsatz auch nur selten zu gebrauchen, oder bei einem jahresbericht. ;-)
schön wäre es, wenn die hersteller der software (fontlab) die skripte als presets einbauen würden, das wäre eine funktionalität am user/designer, aber der gute adam twardoch liest hier wohl nicht mehr mit, oder jürgen?
open-type MUSS, wenn es den vollen nutzen für den designer bieten will, auch leichter in der generierung werden. daran führt kein weg vorbei.
Sebastian Nagel
Eine »ordentliche Stufe« ist der richtige Ausdruck… Ich bin ja praktisch erst zu Opentype-Zeiten richtig eingestiegen, sowohl in der Typographie als auch in der Schriftgestaltung, d.h. ich bin diese Schriften »gewohnt« zu verwenden und zu erstellen (das klingt jetzt unheimlich großkotzig in Anbetracht dessen was ich bisher erst gemacht habe, aber trotzdem…).
Nachdem ich jetzt zwei Schriften in vollem Bewusstsein der Opentype-Möglichkeiten erstellt habe, und nun einen Auftrag angenommen habe, der ebendiese Features *nicht* erfordert, komme ich bei der Erstellung dieses Fonts recht schnell zur ernüchternden Erkenntnis »Wie, das war’s schon? Mehr ist nicht zu machen?«
Das soll nicht heißen, dass das Erstellen eines klassischen Fonts trivial ist, natürlich steckt da immer noch die meiste Kompetenz drin, aber ohne Opentype ist die Komplexität (die formalen Zusammenhänge und die Zahl der Zeichen und ihre gegenseitigen Abhängigkeiten) wesentlich geringer. Gut ausgebaute Opentype-Fonts zu erstellen ist unübersichtlich und zeitraubend, und das eben nicht nur weil »ein paar (mehr oder weniger ausgetüftelte) Scripts« erstellt werden müssen.
Axel Mattern
Ich durfte den Entwicklungsprozess der OpenTypes bei FSI mitverfolgen und kann nur sagen die Jungs und Mädels haben sich wirklich ’nen Kopf gemacht!
Viele waren schneller aber oft auch schlechter. Das Beispiel mit den Kapitälchen, dass Jürgen beschrieben hat, funktioniert z.B. nur, wenn die Alternativzeichen (hier also die Kapitälchen) keinen Unicode zugewiesen bekommen. Einige Hersteller haben diese Zeichen mit einem Unicode aus der Privat Use Area belegt. Hier geht die ursprüngliche Textinformation verloren. Und, und, und…
Ich mag die FontFont-OpenTypes, denn sie sind technisch auf einem sehr hohen Niveau.
Sebastian Nagel
»Das Beispiel mit den Kapitälchen, dass Jürgen beschrieben hat, funktioniert z.B. nur, wenn die Alternativzeichen (hier also die Kapitälchen) keinen Unicode zugewiesen bekommen.«
Das stimmt so nicht ganz. Wenn die Ersetzung via Programmfeature gemacht wird (C2SP oder SMCP) bleibt die ursprüngliche Eingabe in Unicodewerten erhalten, nur die Anzeige wird durch eine alternative Glyphe ersetzt (ob diese einen eigenen Unicode-Wert hat oder nicht spielt keine Rolle).
Kritisch wird es natürlich, wenn ich aus der Zeichenpalette die Alternativzeichen manuell auswähle, dann habe ich natürlich die »falschen« Werte manuell erwirkt. Unsinnig in Layoutprogrammen die Opentypefeatures unterstützen, nicht anders möglich in Programmen, die nur über Zeichenpaletten auf die Zusatzzeichen zugreifen können. Haben die Zeichen keinen Unicode-Wert, sind sie in diesen Programmen nicht zugänglich.
Sebastian Nagel
Übrigens eine sehr schöne Broschüre, die wirklich unterstreicht was Opentype alles kann.
Ishar
Ich will ja die Euphorie nicht stören. Ich weiß dass hier alle FontShop lieben und jede Kritik an dieser Stelle blasphemisch wirkt.
Dennoch gebe ich zu bedenken, dass die OT-Einzelschnitte auch mehr als doppelt so teuer sind als die alten und eine Funktionsvielfalt bieten, die bewußte Typographie größtenteils nicht braucht.
Wenn es mir nicht mehr möglich ist Schriften in kleinen Dosen zu kaufen, sondern nur dicke Pakete mit gebirgskasachischen Sonderzeichen wird der Preis nicht kleiner werden und die Problemschere der Schriftgestalter mit dem Absatz ihrer Schriften wird nur noch größer.
Kunden die jetzt schon nicht einsehen zwei Einzelschnitte für zusammen 90€ zu kaufen, wird es nicht leichter zu überzeugen sein zwei Einzelschnitte für über 200€ zu kaufen, auch wenn sie dann damit Dinge machen könnten die sie eh nicht brauchen.
Der Markt geht damit entschiedem am Kunden vorbei und damit mein ich nicht die altkluge Designerriege, die sich gerne selber beschenkt. Ändert das Lizensrecht für Schriftnutzung, dann komme ich und jubel mit euch und alle Bäckermeister und Malermeister rufen Danke dazu.
thomas | fontbastard
ishar: kritik ist hier sogar willkommen. die studentenrabatte sind sogar eine schnelle und direkte folge von kritik an den möglichkeiten, die der fontshop bietet.
gebirgskassachen (wer ist das eigentlich?) haben auch ein recht auf gute schrift. du kannst ja wählen, ob du die osteurpäische erweiterung dabei haben willst.
die neuen schriften kosten wenn ich das richtig im kopf habe fast alle 46, euro und nur die »klassiker« oder die, die über die menge einfach immer laufen kosten 30 euro.
was wäre denn ein preis für DICH, den du vor deinem kunden vertreten möchtest?
HD Schellnack
Ishar, FSI hat gar keine andere Wahl als Open Type zu liefern. Es ist das Schriftformat der Zeit und wer noch Type 1 oder gar TTF liefert, geht unter. So einfach ist das. Fremdsprachenzeichen brauchst du natürlich nicht – bis du sie brauchst. Und das war früher ein teurer Spaß. Ich hätte Schriften generell auch gern billiger (damit ich mehrmehrmehr kaufen kann), aber die Preise von FSI sind – gemessen an manchen anderen Foundries – mehr als fair.
thomas | fontbastard
HD open-type kann aber trotzdem noch als type 1 und true-type aufgebaut werden. das bezeichnet ja nur die die »beschreibung der outline«, OT ist der drummerum ;-)
thorsten
Votez Ségolène!
Jürgen Siebert
Niemand wird gezwungen, OpenType zu kaufen. Alle FontFonts sind nach wie vor als PostScript (für beide Plattformen) und TrueType (PC) lieferbar. Dabei fällt mir gerade auf – dank des Kommentars von Ishar, dass die Techniker von FSI nicht nur 300 FF-Meta-Fonts zu verwalten haben/hatten, sondern 900 (!): Type-1-Mac, Type-2-PC und TT-PC. Diese 900 Font-Dateien werden nun von 10 OpenType-Dateien abgelöst. Jeder, der etwas von EDV-Pflege und -Verwaltung versteht weiß, was dies für die Produktionssicherheit bedeutet. Und: wir können uns wieder verstärkt auf die typografische Qualität der Schriften konzentrieren..
Noch etwas zum (leichten) Preisanstieg für OpenType. Ich kenne eigentlich kein Designbüro, wo nicht beide Rechner-Plattformen zum Einsatz kommen, schon alleine zur Überprüfung der Internet-Kompatibilität. OT liefert eine einzige Font-Datei für beide Plattformen, die nicht nur den Umbruch plattform-übergreifend sicher stellt, sondern eine Cross-Plattform-Lizenz einspart.
HD Schellnack
OTF hat natürlich T1 oder TTF-Flavour, klaro. Für den User ists aber eine komplett andere Sache.
Jürgens Argument mit Cross-Plattform ist übrigens Gold. Ich hab das Paket auch mal sofort der Akademie empfohlen, aber weiß noch nicht, ob die auf euch zukommen. Wie immer an solchen Einrichtungen sind das Anschaffungen, die als solche schwer zu vermitteln und auch wirklich in den laufenden Kosten nicht immer gut unterzubringen sind. Schrift ist ein abstrakteres Gut als ein Rechner, obwohl ich finde… ne, obwohl ich WEISS, daß meine Fonts die langlebigsten Investitionen waren. Software muß man ständig updaten, Hardware veraltet, meine gute olle Sabon läuft immer noch.
Ishar
Ich würde niemals behaupten, dass ich mich persönlich nicht über OT freue. Nur werden die wenigsten ihre Schriftempfehlungen in Projekten verwirklichen, wo der Kunde mit mehreren Plattformen arbeitet. Ich meine nicht den Designer als Kunden, sondern eben die Kanzlei etc. und hier trägt das Preisargument um gegen den Drang zu Systemschriften anzukämpfen. Ich glaube auch dass der Preis mehr als angemessen ist im Bezug auf dem Aufwand der dahinter steckt…Nur wissen wir alle wie schwierig es ist Qualität in der Schriftentscheidung zu verkaufen und hier sehe ich die Tendenz alles was nur geht in OT zu packen als gefährlich.
Kleine Pakete als kombinierbare Module sind variabler, billiger und kommen der Verkaufbarkeit am Kunden mehr entgegen. Vielleicht wäre eine größere Differenzierbarkeit zwischen Standard und Professionell gut.